Zum Sinn und Zweck dieser Dokumentation.
Wir erleben mit, wie eine Spezialwiederholung für Konfusion im Sendeablauf sorgt. Alte Bekannte kommen wieder, etwa das nur einkanalig ausgestrahlte Stereosignal. Überhaupt die Kanäle. Ist es so schwer, rechts und links sauber zu trennen? Neben einer Hautkontrolle und einem Marathonläufer, der im Ziel tot zusammenbricht, ist es eine Heidenarbeit, aus der Wikipedia einen Text vorzutragen. Dem Sender läuft zudem die Zeit davon: manchmal dauert am Steubenplatz eine Stunde nur 57 Minuten.
Die Anspielungen dieser Zusammenfassung werden im Text erklärt.
Zuweilen gehen bei Radio Darmstadt die Uhren anders. Als wenn dort ein eigenes Universum mit eigener Zeitrechnung herrsche, werden wir mit erstaunlichen Seltsamkeiten überrascht. So verkündete die Webseite des Senders Mitte Juli den Beginn der Sommer- und Badesaison zum 10. Juli, vermutlich nach Steubenplatziger Sommerzeit. Doch auch, als die Blätter schon herbsteln, gehen im Sendehaus manche Uhren eigene Wege. Und dies auffällig häufig in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch.
Seit einigen Wochen verkünden uns diverse Programmflyer und auch die Webseite des Senders ein neues eigenwilliges Sendeformat. Unter dem Sendungstitel „Deine Wiederholung“ sollen Sendungen der Vorwoche am Mittwochmorgen noch einmal einem erlesenen, sich den Schlaf aus den Augen reibenden Auditorium zu Gehör gebracht werden. Diese Sendungen sollen der Intention nach von den Hörerinnen und Hörern von Radio Darmstadt ausgesucht werden, in der Praxis stellt sie Aurel J. aus dem Sendungspool von Radio Darmstadt nach rein subjektiven Kriterien zusammen.
Nun steht er am Mittwochmorgen nicht früh auf, um diese Spezial-Wiederholung pünktlich um 6.00 Uhr morgens zu starten. Statt dessen bedient er sich der Technik des Sendehauses, es könnte jedoch auch sein, daß eine andere Person diesen Job übernimmt. Die Fragestellung lautet: Wie bekomme ich die nach Ende des Abendprogramms gestartete Wiederholung dazu, pünktlich um 6.00 Uhr abzubrechen, meine eigene Wiederholung einzuspielen und die reguläre Wiederholung ebenso pünktlich um 8.00 Uhr neu zu starten? Denn der besondere Witz von „Deine Wiederholung“ ist nicht der besondere Inhalt, sondern die Synchronisierung der Wiederholungszeiten im Anschluß an die vereinzelten Radiowecker, so daß von Montag bis Freitag am Vormittag und Mittag die Wiederholungen des Vorabendprogramms gleichmäßig ablaufen.
Ich finde auf diese Frage keine Antwort. Die Antwort, die der Sender findet, ist irgendetwas, was eine Antwort darstellen soll, aber im Grunde genommen ist sie Murks. Dieser Murks begegnet uns nicht nur in der Nacht vom 1. auf den 2. September, sondern auch in der Folgezeit.
Dem ersten Anschein nach verläuft die nach den Deutschlandfunk-Nachrichten um 23.00 Uhr eingespielte Wiederholung des Programms normal. Sie beginnt am Dienstagabend um 23.10 Uhr und wird am frühen Morgen nach Ablauf der vorgesehenen sechs Stunden um 5.10 Uhr neu gestartet. Stutzig werden hingegen läßt die Einspielung von Deutschlandfunk-Nachrichten um 5.00 Uhr. Der von Radio Darmstadt mit dem Deutschlandradio abgeschlossene Kooperationsvertrag sieht um diese Uhrzeit keine Übernahme seiner Nachrichten vor. Wenn wir genau hinhören, müssen wir sogar feststellen, daß hier die Nachrichten von 23.00 Uhr wiederholt werden. Derartige Wiederholungen sind laut Vertrag ohnehin untersagt. Da weder der Intendant noch der Justiziar des Deutschlandradios ausgerechnet morgens in der Frühe Radio Darmstadt hören, fällt das nicht weiter auf.
Rechnen wir kurz nach. Wenn die zu wiederholende Sendeschiene exakt sechs Stunden beträgt [1], hierin jedoch Nachrichten von knapp 10 Minuten Länge enthalten sind, die nicht zur regulären Wiederholung gehören, dann müssen diese zehn Minuten in irgendein Sendungsnirvana verschwunden sein. Und in der Tat ist exakt dies geschehen. In der Nacht zwischen 2.10 Uhr und 4.00 Uhr werden der Wiederholung der Unterhaltungssendung RadaR Latino einfach diese zehn Minuten abgezwackt.
Die Merkwürdigkeiten nehmen hiermit jedoch kein kein Ende. Zwar startet „Deine Wiederholung“ wie vorgesehen pünktlich um 6.00 Uhr, endet jedoch schon vorzeitig um 7.53 Uhr, weil just in diesem Moment die Wiederholung des Vorabendprogramms gestartet wird. Obwohl – genau diese Wiederholung scheint nicht gestartet worden zu sein, sondern eher die Wiederholung des um 23.00 Uhr gesendeten Programms. Wir hören nämlich um 7.53 Uhr noch einmal als einen speziellen, aber sinnlosen Service des Senders die Deutschlandfunk-Nachrichten von 23.00 Uhr in voller epischer Länge, ehe eine erneute Runde des Wiederholungs-Pokers beginnt. Wen trifft die Programmkürzung diesmal?
Wo in der Originalsendung am Dienstagabend zwischen 19.00 und 20.00 Uhr (die Sendung Audiomax) noch etwas zu hören war, ist am Mittwochvormittag eine Lücke von 9 Minuten und 40 Sekunden zu vernehmen. Vermutlich fällt das den Hörerinnen und Hörern von Radio Darmstadt ohnehin nicht auf, so es denn zu dieser Zeit welche gab. Ich möchte es dahinstellen, ob die in der Wiederholung fehlenden Sendestrecken tatsächlich ein so ernsthaftes Problem sind, zumal dann, wenn es sich um beliebige Mainstreammusik, Herumgejingle oder Technobeats handelt. Anders verhält es sich hingegen bei textlastigen Wortsendungen. Da fällt es vielleicht schon auf, wenn ein Gedanke um mehrere Minuten verkürzt wiedergegeben wird. Andererseits sind die im Einsdreißig-Format groß gewordenen Spielkinder vermutlich ohnehin von Wortsendungen überfordert, weshalb sie abschalten und deshalb die Patzer ihres Sendecomputers oder der vorprogrammierten Wiederholungsschnipsel nicht wahrnehmen. Die noch fehlenden 20 Sekunden habe ich dann nicht mehr gesucht.
Welcher Art Bastelei dieses Phänomen zugrundeliegt, ist einerlei. Es gibt jedoch gute Gründe anzunehmen, daß die technische Bastelabteilung des Senders ihre eigenen „Erfindungen“ nicht ausreichend testet und die hieraus resultierenden Pannen nicht einmal bemerkt. Die Mehrzahl der bei Radio Darmstadt Sendenden schweigt ergeben, weil es sie vermutlich ohnehin nicht interessiert, wie sich der Sender präsentiert und/oder weil sie innerlich mit dem seit 2006 endemischen Chaos abgeschlossen haben. Insofern gibt es auch kein Feedback, ein Feedback, das ohnehin allenfalls über ein kompliziert angelegtes Ticketsystem den Technikern mitzuteilen wäre. Deshalb braucht es auch irrsinnig lange Zeiträume, bis ein derartiger nicht gerade unerheblicher Fehler erkannt und beseitigt wird. Manchmal auch nur, um durch einen neuen, noch sinnloseren Fehler abgelöst zu werden. Ich bin immer wieder erstaunt, was diesen selbsternannten Technikgenies in ihrem eigenen Universum noch so alles einfällt. Unwillkürlich werde ich hierbei an Douglas Adams' fünfteilige Trilogie Per Anhalter durch die Galaxis erinnert:
„Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau rausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch etwas noch Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt.“
„Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“ [2]
Wir werden im Verlauf des September weitere Sendestrecken antreffen, in denen einzelne Sendeminuten einem harten Scherenschnitt des Sendecomputers oder einer fehlkalkulierten Audiodateischnipselei zum Opfer gefallen sind.
Offensichtlich hat es mehrere Beschwerden über die Nachtschwärmer im Sendehaus gegeben. Neben erheblicher Lautstärke bei geöffneten Fenstern in lauen Sommernächten scheint auch der Hinterhof des Sendehauses Schauplatz ungezügelter Flegelhaftigkeit gewesen zu sein. Der Vermieter, der den Trägerverein des Senders schon einmal deswegen abgemahnt hatte, hatte die Faxen dicke und kündigte dem Verein die Parkplätze im Hof. Die Sendenden dürfen ab September einen Ersatzparkplatz einige Häuser weiter aufsuchen, der jedoch zur besten Sendezeit verschlossen ist.
Am 5. September hat die Jugendredaktion von Radio Darmstadt die Band Rapsoul zu Gast. Schon in früheren Sendungen der Redaktion war die Gruppe gefeatured worden. Man und frau sonnt sich halt gerne im Licht der Größen des Showgeschäfts.
Am folgenden Sonntagmorgen beginnt um 8.00 Uhr morgens eine sechsstündige Liveübertragung vom Darmstadt Marathon aus dem Zielbereich im Bürgerpark. Pannen bleiben nicht aus, so daß der gesamten Performance allenfalls eine Not-Vier (um nicht sitzenzubleiben) gegeben werden kann. Neben mehreren Sendelöchern fällt eine teilweise unterirdische Mikronqualität auf. Entweder ist das Signal zu leise oder es ist ganz verrauscht. Wer mit Funkmikrofonen arbeitet, sollte halt wissen, wie das geht. Die technikbegeisterten Spielkinder haben es jedenfalls nach drei Jahren immer noch nicht herausgefunden, denn es ist nicht die erste Außenübertragung dieser Combo, die von Mikrofonstörungen begleitet wird [3]. Auch mit den Kabeln wird wieder einmal herumexperimentiert, um linke und rechte Kanäle sinnvoll zu einem Stereosignal zusammenzustöpseln. Bei einem Versuch, Stadionatmosphäre einzufangen, schlägt die Sendeloch-Erkennung zu. In mehrere Interviews wird sinnlos hineingejingelt. Hierbei fällt ein Mangel an im Sender vorhandenen Jingles auf, weshalb wir immer wieder mit denselben wenigen beglückt werden. Vermutlich wird hier ein Claim abgesteckt.
Welcher Art der Claim ist, mag folgende Meldung verdeutlichen:
„Radio BOB!-Moderator Daniel Ebert wird zusammen mit dem versierten einheimischen Laufkenner Michael Heist beim ‚Action Point‘ am Karolinenplatz alle Register ziehen, um die Läufer und Zuschauer gleichermaßen in Stimmung zu halten, ehe sie auf die lange Zielgeraden in der Kranichsteiner Straße einbiegen. Im Ziel erwartet Top-Moderator Markus Philipp die Läufer und begleitet die Tagesbesten auch zur Siegerehrung. Wer allerdings nicht live dabei sein kann, der kann bei Radio Darmstadt in einer 6-stündigen Übertragung stets auf der Höhe des Geschehens sein.“
Vielleicht erklärt uns folgende Meldung, der vermutlich eine Pressemitteilung des Senders oder der im Text genannten Agentur zugrunde liegt, weshalb wir uns am Radio sinnlose Zielansprachen und Musik antun mußten, die von einem vor Ort eingesetzten DJ eingespielt wurde.
„Am Veranstaltungs-Sonntag, 6. September war Radio Darmstadt live beim Darmstadt-Marathon 2009 dabei.
Die Sportredaktion war in der Zeit von 8.00 bis 14.00 Uhr mit ständigen Live-Schaltungen im Start- und Zielbereich im Bürgerpark Nord. Live-Impressionen von der Strecke, welche erstmals neben den Passagen im herrlichen Darmstädter Ostwald auch alle Sehenswürdigkeiten Darmstadts wie die Mathildenhöhe, das Peter-Behrens-Haus, das Schloss, das Landesmuseum und – auch das Darmstadtium tangiert hat. Radio Darmstadt und die Veranstaltungsagentur wus-media sind für den Darmstadt-Marathon eine Kooperation als Medienpartner eingegangen.“
Ist dem einen Medienpartner vom anderen hier etwas zugeflossen? Wenn ja, war es das Geld nicht wert. Die Live-Impressionen von der Strecke habe ich nicht gehört. Dafür zeigten sich die Herren Moderatoren erstaunlich unvorbereitet und ließen sich von ihren Interviewpartnerinnen und -partnern das erzählen, was sie besser einmal selbst vorab recherchiert hätten. Das Beste bei Radio Darmstadt sind jedoch immer wieder die hilflosen Versuche am Mikrofon, sinnvolle Gedanken zu formulieren. Sandro S. beispielweise führt ein Gespräch mit einem „Wettkampforganisator“ und fragt am Schluß nach dessen Namen. Geniale Interviewtechnik! Das kann man bei einem vorproduzierten Interview machen und den Namen dann in der Anmoderation verwenden, aber nicht live.
Anschließend gibt er zurück ins „Funkhaus“, das aus einer kleinen Sprecherkabine hoch über den Sitzrängen des Bürgerparkstadions besteht (siehe Bild). Groß zu kotzen will halt gelernt sein. An anderer Stelle kündigt er als Siegläuferin „die erste weibliche Kandidatin“ an, „Eva ist ihr Name“. Mehr weiß er auch nicht, denn es steht fett auf ihrem Trikot. Gibt es keine Teilnehmerinnenlisten? Wie auch immer, so fährt er fort, „das ist erstmal die gute Nachricht“. Gab es auch eine schlechte oder ist das nur geistloses Moderatorengeschwätz? Überhaupt: Kandidatin, wobei? Da verwechselt der Herr Starreporter offensichtlich einen Wahlabend mit einem Sportereignis.
Kurz nach Eins fordert uns Sandro S. auf dranzubleiben: „Bleiben Sie einfach dran hier bei Radio Darmstadt. Wie haben viel viel gute Musik mit dem Vor-Ort-DJ Daniel und natürlich auch viele interessante Interviewgäste jetzt in der letzten halben Stunde noch. Einfach dranbleiben und genießen …“. Wer jetzt Prominenz erwartet hat, lag falsch. Um die angekündigte halbe Stunde zu füllen, wird ein Gespräch mit einem Mitarbeiter des ASB Medical Centers und mit einer „jungen Dame“ an der Proviant-Ausgabestelle geführt. Eine Frage nach den Verpflegungsstellen unterwegs deckt die vollkommene Ahnungslosigkeit des Interviewers auf. Immerhin wird ein weibliches Mitglied des Teams „Lahme Ente“ vorgestellt, wobei Gesprächsführer Markus L. einmal mehr beweist, daß er bei seinen Interviews seiner Interviewpartnerin nicht zuhört. Karin sagt ihm, sie seien „drei Mädels und ein Mann“ im Team, woraus Markus L. messerscharf schließt, das Team bestehe aus fünf Personen.
In der Abmoderation zu Ende der Sendung gibt uns ein Sportredakteur noch einen Ausblick auf das laufende Programm. Die für 15.00 Uhr angekündigte griechische Sendung wird hierbei vollkommen entstellt ausgesprochen, wobei hier anzumerken ist, daß der sendereigene Programmflyer seit fast drei Jahren eine andere falsche Version des Namens präsentiert. Auch hier ist mangelnde Vorbereitung zu beklagen, zumal diese Sendung schon seit Jahren Teil des Sendegeschehens am Sonntag ist. Wie ich schon an anderer Stelle bemerkt habe: Der Eigenname ist der schlimmste Feind des Moderators (oder der Redakteurin).
Eingeleitet wird diese im Abspann als „Riesen-Event“ und „Super-Event“ bezeichnete Übungseinheit mit der Aufforderung des einen Redakteurs an seinen Kollegen, ihm eine Frage zum Marathon zu stellen. So etwas ist gefährlich, weil derart offene Fragen sehr schnell die blanke Ahnungslosigkeit bloßlegen können. Diese Gelegenheit läßt sich Claudius K. nicht entgehen und er fragt ganz naiv, wie lang denn so ein Marathonlauf sei. Die Antwort ist präzise – und falsch: „Die Strecke ist genau 42,17 oder so was.“ Alsdann wird die historische Herleitung der zu laufenden 42,195 Kilometer durchdekliniert:
„Im alten Griechenland, wo dieser Marathonlauf quasi das erste Mal stattfand, und zwar zwischen Athen und Marathon. Das wurde dann genau ausgemessen. Sind etwa die Strecke genau 42,17 oder 15. Deshalb, so ist der Marathonlauf entstanden im alten Griechenland.“
„Aber der, der da gelaufen ist, ist der nicht gestorben? […] Also ich kenne das aus der Sage, daß der tot umgefallen wäre im Ziel.“
„Du hast da mehr gelesen und gehört wie ich.“ [4]
So ist das, wenn den Herren Moderatoren und Redakteuren ihr weltweites Ablesenetz nicht vor Ort zur Verfügung steht. Dann ergänzt Halbwissen Fabuliererei. Insbesondere der Zieleinlauf in Marathon gibt einige Rätsel auf und stellt die (ohnehin fragwürdige) historische Überlieferung auf den Kopf. Vielleicht hilft hier ein Blick in die sonst so gerne im Sendehaus abgelesene Wikipedia?
Am Nachmittag fand im Sender wieder ein öffentliches Nassschwimmen statt. Hier wurden die sendenden Frischlinge am Ende ihrer dreitägigen Ausbildungseinheit öffentlich ins nasse Wasser geworfen. Ob ihnen ihr Teamer Benjamin Gürkan hierbei verraten hat, daß eine gute Vorbereitung vor peinlichen Einträgen in dieser Dokumentation schützt?
Nach den eingespielten Nachrichten des Deutschlandfunks erhalten die Nachtschwärmerinnen und Taxifahrer in der Nacht vom 8. zum 9. September ein Wiederholungsprogramm serviert, dem ich eine gewisse Absurdität nicht absprechen kann. Ob hierfür Aurel J., die Techniker, Robert T. von Gospelrock oder ein mir unbekannte Bastler verwantwortlich sind, möge sich doch einmal der Programmrat fragen, dem die Hoheit über das gesendete Programm obliegt. Besonders hübsch ist die Wiedereinführung einer echten Radio Darmstadt-Innovation, die darin besteht, stundenlang nur einen Stereokanal mit einem Signal zu beliefern. Diesmal waren es acht Stunden. Ich freue mich immer, alte Bekannte aus der Bastelwerkstatt des Senders wieder anzutreffen.
Diese Angelegenheit wäre im Grunde ein sinnvolles Betätigungsfeld für ein Gremium, das schon seit einiger Zeit vorgibt, eine Qualitätsoffensive starten zu wollen. Nun trifft es sich nur einmal im Monat, und man und frau wird den Eindruck nicht los, als träfe man und frau sich nur, um a) wichtig zu sein und b) möglichst schnell wieder nach Hause gehen zu können. Etwas eigenständig erarbeitet Sinnvolles hat dieser Programmrat in den vergangenen drei Jahren jedenfalls nicht zustande gebracht, denn sogar die Sendekriterien hat er sich mangels eigener Konzepte von Vorstandsmitglied Benjamin Gürkan diktieren lassen.
Sendestunde | vorgesehenes Programm | Uhrzeit | tatsächlich wiederholte Sendung |
23.10–00.10 | .de/in-sendeplatz | 23.09 | .de/in-sendeplatz |
00.10–01.10 | Dengê Ferat | 0.02 | Country Pur, 1. Stunde |
01.10–02.10 | Audiomax | 0.56 | .de/in-sendeplatz |
02.10–03.10 | Country Pur, 1. Stunde | 1.57 | Dengê Ferat |
03.10–04.10 | Country Pur, 2. Stunde | 2.56 | Dengê Ferat |
04.10–05.10 | Gospelrock | 03.56 | .de/in-sendeplatz |
05.10–06.00 | de./in-sendeplatz | 04.56 | Bericht aus der Stadtverordnetenversammlung vom 4.9. |
06.00–07.00 | Deine Wiederholung I | 05.53 | Country Pur, 2. Stunde |
07.00–08.00 | Deine Wiederholung II | 06.53 | Ökotopia vom 1.9. |
07.53 | Dengê Ferat | ||
08.03 | Jingle, Sendeloch, Dudelmusik | ||
ab 08.00 | Neustart der Wiederholung | 08.06 | .de/in-sendeplatz |
Darf ich erfahren, wer solch einen Quatsch programmlich wie technisch zusammenstellt? Immerhin läßt es sich vermuten, welche beiden Sendungen als „Deine Wiederholung“ angedacht waren. Heraus kam jedoch – Murks.
Wohl noch nicht ganz im Sender angekommen war Kulturredakteurin Petra S., als sie im KultTourKalender am 11. September eine Pressemeldung über das Nachspielen einer historischen Grenzkontrolle ablas:
„Historische Grenzkontrolle am 20. September
Eine besondere Attraktion stellt alljährlich die historische Grenzkontrolle dar, die dieses Jahr am 20. September (Sonntag) stattfindet. Laienschauspieler erinnern an die Zeit, als 1918 Griesheim französisch besetzt war und Fahrgäste auf dem Weg nach Darmstadt an der Demarkationslinie am Waldfriedhof Zollkontrollen über sich ergehen lassen mussten.“
Fremdwörter erfordern beim Ablesen fremder Texte erhöhte Sensibilität, sonst ergeht es einer so wie der Redakteurin im Studio, die aus der Demarkationslinie eine „Dermatologische“ machte. Nicht überliefert ist, ob die französischen Besatzungstruppen zwischen 1918 und 1930 ihre Kontrollen ähnlich perfide durchgeführt haben, wie dies heutzutage an der Schengengrenze oder bei Drogenrazzien geschieht. Hier dürfen sich verdächtig oder einfach nur nicht weiß aussehende Menschen nach allen Regeln der Kunst in allen Körperöffnungen beschnüffeln und betatschen lassen. So etwas kann schon einmal unter die Haut gehen.
Am 14. September fällt eine zwangsweise auf CD eingereichte vorproduzierte Sendung dem Minute 34-Syndrom zum Opfer. Dieses Syndrom befällt mit Vorliebe die netten, praktischen Würfel einiger CD-Player der Marke Denon. Ob es sich um ein eingebautes Feature handelt oder einfach nur um ein nicht oder schlecht gewartetes Gerät, wäre eine eigene Untersuchung wert. Diesmal springt der CD-Spieler mitten im gesprochenen Text um eine halbe Minute vor und zerstört damit den vorgetragenen Gedankengang. Dieser CD-Spieler ist dann wohl doch eher für Musik geeignet, bei der es nicht darauf ankommt, daß sie verhunzt wird. Und davon verbreitet der Sender eine ganze Menge.
Am Morgen des 15. September funktionierte das Abspielen der Wiederholung des Vorabendprogramms mittels eines dafür vorgesehenen Computers ein weiteres Mal nicht. Deshalb legte Unterhaltungsredakteur Christian K. umsichtig noch einmal die vorproduzierte CD in einen funktionierenden CD-Spieler ein, so daß diesmal das Minute 34-Syndrom ausblieb und die Sendung vollständig zu hören war. Danke!
Zu den kuriosen Innovationen der Techniker von Radio Darmstadt gehört ein Stereosignal, das nur auf einem Kanal verbreitet wird. Der Nutzen dieser Innovation ist bescheiden, allenfalls wird hierdurch das Sendesignal auf eine Weise komprimiert, die an Körperverletzung grenzt. Klingt halt sch****. Stört aber keine und niemanden im Sendehaus. Am 15. September war diese originelle Interpretation eines Stereosignals knapp fünf Stunden zu vernehmen. Diesmal wurde der rechte Kanal ausgestrahlt und der linke verschluckt – in früheren Fassungen dieser sonderbaren Spezialität war es auch einmal der linke Kanal. Erstmals wurde diese geradezu geniale Innovation einer ungläubigen Öffentlichkeit im Mai 2008 vorgeführt. Anstatt den Quatsch endlich einmal sein zu lassen, wird er immer wieder ausgepackt. Eine weitere einstündige Testsendung scheint es in der Nacht vom 11. auf den 12. September gegeben zu haben. Vermutlich wissen die Techniker des Senders selbst nicht so genau, was sie da angerichtet haben. Ich könnte, wenn ich wollte, ihnen dazu einen Tip geben, aber wozu? Das Thema „rechter Kanal“ und „linker Kanal“ eines Stereosignals werde ich am Ende dieser Darstellung noch vertiefen.
Zunächst steht jedoch wieder eine Nacht von Dienstag (15.) auf Mittwoch (16.) an, und wir können sicher sein, daß auch diesmal der Quatsch seine Soße findet. Nachdem vor zwei Wochen einzelnen Sendungen ganze Minutenblöcke geklaut worden waren, verlegt sich das Abspielgerät diese Nacht darauf, jede Sendestunde in den Genuß dreier gestohlener Minuten kommen zu lassen. Diese Demokratisierung des Unfugs wird begleitet von der Wiederholung der um 23.00 Uhr aufgezeichneten Deutschlandfunk-Nachrichten. Im Gegensatz zur zehnminuütigen Einspielung längst überholter Nachrichten sind es diesmal nur zehn Sekunden, ein echter Fortschritt! Mehr noch – das Stereosignal beinhaltet sogar beide Kanäle!
Bei den von Aurel J. ausgesuchten Sendungen für „Deine Wiederholung“ handelt es sich um die Augenweide der Kulturredaktion vom vergangenen Mittwoch und um die interkulturelle Sendung der Redaktion treffpunkt eine welt vom vergangenen Donnerstag. Der Sinn dieser Wiederholung wird jedoch verfehlt. Anstatt daß diese Wiederholungen die gesamte Wiederholungsschiene, wie beabsichtigt, so synchronisieren, daß alle Vormittagswiederholungen von Montag bis Freitag um 8.00 Uhr beginnen, wird dem Chaos Bahn gebrochen. Durch die geklauten Sendeminuten beginnt die erste Wiederholung schon um 5.43 Uhr. Am Vormittag und Mittag werden den wiederholten Sendungen weiterhin im Durchschnitt drei Minuten abgezogen.
Ob's eine oder jemand gemerkt hat?
Was fehlt auf diesem Bild, aufgenommen am 12. September auf dem Darmstädter Luisenplatz? Auflösung in Anmerkung 5.
Deutlich zu hören war am Nachmittag des 16. September kurz nach halb fünf die Neuausgabe der beliebten Sendereihe „Stimmen aus dem Off“ mit Kulturredakteurin Anne B., deren Vorproduktion auf Sendung ging. Derartige Stimmen erreichen uns nicht aus dem Jenseits oder anderen Schattenwelten, die auch das Spielemagazin des Senders bevölkern, sondern ganz profan aus dem Sendestudio. Wer eine bestimmte Taste nicht (raus)drückt, hat gelitten. Da dies bei ihr nicht zum ersten Mal geschah, frage ich mich allen Ernstes, was für einen seltsamen Tontechniker sie da engagiert hat. Ich erlaube mir die Anmerkung, daß dieser Tontechniker dringend zur Nachschulung geschickt werden sollte, weil es sich hierbei um elementarstes Basiswissen handelt. Zwei Stunden ist sie tatsächlich und geplant live on air und dort heißt ihr Techniker Peter F. Ob selbiger, immerhin Ausbilder bei Radio Darmstadt, auch an der Vorproduktion mitgewirkt hat, sollten wir am besten Anne B. selbst fragen.
Auch in der Nacht von Mittwoch (16.) auf Donnerstag (17.) und den ganzen Tag über ist bei der Wiederholung des Vorabendprogramms das seltsame Phänomen der drei geklauten Sendeminuten pro Stunde zu registrieren. Daraus läßt sich nur ein Schluß ziehen: bei Radio Darmstadt gehen die Uhren anders! Dort dauert eine Stunde 57 Minuten und macht deutlich, wieviel Gas die Verantwortlichen des Senders geben, um auch den letzten am Radio Verbliebenen ein Alibi zu verschaffen, sich besser einen anderen Sender zu suchen.
Im Donnerstagsprogramm des 17. September steckt ohnehin der Wurm. Vermutlich funktioniert der Wiederholungs-Computer immer noch nicht, so daß auf die senderinterne Aufzeichnung der Sendungen ausgewichen wird, was wiederum den 57 Minuten-Effekt zur Folge hat. Wer diesen Quark programmiert hat, sollte in Sack und Asche versinken. Dann scheint die Redaktion treffpunkt eine welt nichts vorbereitet zu haben, weshalb sie eine Sendung vom 28. Mai wiederholt. Um 20.00 Uhr hören wir einige Töne des zweiten Teils der Hörzeitung, ehe nach einem Sendeloch computergesteuerter Dudelpop erklingt.
Etwas, was man und frau nicht unbedingt verstehen muß, ist die schlechte Angewohnheit einiger Musikredakteure, die Wiederholung des Abendprogramms schon um 23.00 Uhr im Hintergrund zu starten, während noch die Nachrichten des Deutschlandfunks eingespielt werden. Irgendein Schlaumeier aus der Wissenschaftsredaktion hatte eigenmächtig die Parole ausgegeben, daß eine jahrelang bewährte Prozedur durch eine echte RadaR-Innovation abzulösen sei. Anstatt die Wiederholung nach den Nachrichten zu starten, die in der Regel um 23.09 Uhr enden, solle in Zukunft pünktlich zur vollen Stunde auch in der Nacht der Sendungswechsel stattfinden. Mit der Folge, daß regelmäßig der Anfang der ersten zu wiederholenden Sendung fehlt. Bei einer Wortsendung ist es selbstredend vollkommen sinnvoll, nicht zu wissen, worum es in ihr eigentlich geht. Vielleicht lernen die Jungs der Wissenschaftsredaktion derartigen Unfug heutzutage in ihren Vorlesungen und Seminaren. In der Nacht zum Freitag nun wird die Sendung 12 Zoll bis Mitternacht verlängert, die Wiederholung dennoch schon um 23.00 Uhr gestartet. Folglich fehlt die erste Sendestunde. Was solls, es hört doch ohnehin keine und niemand so genau hin, oder?
Am 18. September hingegen beginnt die Wissenschaftsredaktion ihr inzwischen zur Technosendung mutiertes B-Radar mit der Einspielung aktueller Deutschlandfunk-Nachrichten, vermutlich um die Zeit zu überbrücken, bis sie ihr DJ-Equipment zum Laufen bringt. Nun können die versammelten Redakteure ja der Meinung sein, daß ein klein wenig Inhalt ihrer Sendung nicht schadet, aber der Vertrag mit dem Deutschlandradio sieht diese Einspielung nicht vor. Erst recht sieht der Vertrag nicht vor, daß einmal gesendete Nachrichten später noch einmal wiederholt werden, aber genau dies geschieht in der Nacht und am Samstagnachmittag. Gewiß ist es sinnvoll, um 14.56 Uhr Nachrichten zu senden, die achtzehn Stunden auf dem Buckel haben. Ob der Schlaumeier dieser Redaktion auch daran gedacht hat?
Am 20. September sind die eingespielten Nachrichten derart verrauscht, daß es sogar einem Redakteur des Senders auffällt und er sie abbricht.
Musikredakteur Björn B. befindet sich im Urlaub in Südfrankreich, weshalb er in seiner Sendung Blende am 19. September von seinen Spielekollegen Nils P. und Marc G. vertreten wird. Vielleicht hätte er ihnen besser verraten, wie der Titel seiner Sendung lautet, denn Herr P. spekuliert im Verlauf der beiden Sendestunden fantasievoll vor sich hin. Natürlich hätte hier ein Blick in den aktuellen Programmflyer weitergeholfen, aber Recherche ist vermutlich uncool. So heißt die Sendung mal „Musical Telegraph“ und mal „Musikkontraste“. Immerhin schimmert beim ersten Sendungsnamen so etwas wie eine Ahnung durch, hat doch Björn B. tatsächlich in früheren Zeiten einen solchen Telegrafen genutzt, um uns beispielsweise das Theremin nahezubringen. Mit den Musikkontrasten lag Nils P. hingegen vollkommen daneben. Dies war eine Sendereihe der Musikredakteurin Susanna Radetzki [6], in der es bevorzugt um Latino-Pop ging.
Diese halbgare Einstellung verfolgt uns auch anderweitig. So wird zu einzelnen in der Sendung vorgestellten Künstlerinnen und Künstlern fleißig und crossmedial das weltweite Ablesenetz vorgetragen, und erst gegen Ende der Sendung wird uns endlich einmal eine Quelle der verbreiteten Weisheiten genannt. Mag ja sein, daß es nicht so gut kommt, einfach das Promomaterial diverser Webseiten unkritisch wiederzukäuen. Herr G. sollte hierfür im übrigen in Zukunft einen Vorlesekursus belegen, damit es nicht zu peinlich wird. Es reicht ja auch so schon. So verkündet Chefableser Nils P. als Nachschlag zur Vorleseeinheit zu Armin van Buuren:
„Kleiner Nachtrag noch: Wir bedanken uns natürlich bei Wikipedia, denn da haben wir uns die Informationen zusammengeschrieben. War aber trotzdem 'ne Heidenarbeit, das Ganze so zusammenzuschreiben.“
Mal ganz ehrlich: Habt ihr wirklich den Text abgeschrieben, redigiert, umgeschrieben und fürs Hören lesbar gestaltet oder habt ihr den Text einfach nur ausgedruckt und den Rotstift angesetzt? Oder habt ihr noch einfacher nur abgelesen und während des Vorlesens schnell entschieden, den einen oder anderen Satz wegzulassen? Was auch immer – wenn das eine „Heidenarbeit“ für euch darstellt, verstehe ich natürlich, weshalb eigene Inhalte Mangelware sind.
Eher belustigend war die wiederholt bemühte Floskel, die vorgestellten Musikerinnen und Musiker seien in der Sendung „zu Gast“. Diese alberne Innovation sollte ich mir für meine eigene Sendung zunutze machen. Immer, wenn ich ein Buch bespreche, ist der Autor oder die Autorin bei mir „zu Gast“. Ihr glaubt nicht, mit welchen Berühmtheiten ich dann angeben kann.
Am 28. Juli schloß das Gründungs- und ehemalige Vorstandsmitglied des Trägervereins von Radio Darmstadt Norbert Büchner vor dem Amtsgericht Darmstadt einen Vergleich mit selbigem Verein. Dieser Vergleich sieht eine regelmäßige zweistündige Sendung im Kernprogramm des Senders vor, die aus dem Heimstudio Norbert Büchners gefahren wird. Der Verein hat hierzu das notwendige Equipment für die Übertragung der Sendung ins Sendehaus zu sorgen. Der Programmrat hatte sich auf seiner Augustsitzung gegen die Empfehlung des Vorstands einen Sendeplatz ausgeguckt, mit dem er zwei weiteren mit Hausverbot belegten Personen den Sendeplatz wegnehmen konnte. Vorstandsmitglied Benjamin Gürkan bemerkte auf der Programmratssitzung im September hierzu, daß der Programmrat hier wohl weniger an das Wohl des Vereins und des Senders gedacht, sondern sich an den eigenen Animositäten orientiert habe. Zunächst jedoch sendet Norbert Büchner montags von 17.00 bis 19.00 Uhr, seine Sendung nennt er „Radiotheater“. Am 21. September war Premiere. Ab Mitte Oktober wird das „Radiotheater“ an jedem Freitag von 19.00 bis 21.00 Uhr zu hören sein.
Die beschlußfassende Hälfte des Programmrat hatte sich das fein ausgedacht. Montags senden von 17.00 bis 18.00 Uhr vier Mitglieder der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt, und die galt es kaltzustellen. Immerhin bot Aurel J. der hiervon betroffenen antifaschistischen Redaktion Gegen das Vergessen einen Ersatzsendeplatz in seinem „Offenen Haus“ am 29. September an.
Angesichts massiver Probleme, eine saubere Nachtschiene zu fahren, scheint Aurel J. sein Projekt, ausgewählte Sendungen der vorangegangenen Woche am frühen Mittwochmorgen zu wiederholen, vorerst ausgesetzt zu haben. Weder am 23. noch am 30. September ist „Deine Wiederholung“ aktiv. Aber auch im Oktober werden die Probleme mit der Nachtschiene nicht behoben sein. Ich erlaube mir da schon die Frage, weshalb es den Verantwortlichen und hier insbesondere den Technikern auch nach drei Jahren Herumbastelei nicht gelingt, eine sauber programmierte und vor allem funktionsfähige Lösung zu präsentieren, bei der das gesendete Programm den Vorgaben entspricht. Derartige Lösungen sind bei anderen, freien Radios im Einsatz und haben sich bewährt. Angeblich mußte eine vorsintflutliche, aber funktionierende Wiederholung des Abendprogramms mittels eines DAT-Recorders durch etwas modernes, digitales, also per Computer gesteuertes ersetzt werden. Zitat der Technikvorstände Benjamin Gürkan und Marco Schleicher: „DAT ist ein aussterbendes Format.“ Manchmal ist es vielleicht dennoch sinnvoll, dem Motto „Never change a running system“ zu folgen. Während nämlich das Abspielen der Wiederholung mittels eines DAT-Recorders weitgehend (wenn auch nicht immer) störungsfrei verlief, ist das Ergebnis nach zweieinhalb Jahren Computerspielerei wahrhaft erschreckend. Auch hier duckt sich der Programmrat weg, weil er den Konflikt mit dem Vorstand scheut. Dann lieber schweigen und darauf hoffen, daß nachts und tagsüber keine und niemand den angerichteten Salat hört.
Ende des Monats standen zwei Außenübertragungen an. Am 26. September berichtete die Jugendredaktion Young Power von der Ausbildungsmesse Südhessen, tags darauf ein kleiner Kreis aus der Centralstation von der Wahlparty zur Bundestagswahl.
Als Wahlnachschlag werden die Nachrichten des Deutschlandfunks um 23.00 Uhr völlig verzerrt gesendet. Da hat wohl jemand ganz kräftig an den Reglern gezerrt. Tags darauf (also am 28. September) werden die Spätnachrichten dann gar nicht gesendet. Das hat jedoch nichts mit den Verzerrungen des Vortages zu tun, sondern damit, daß irgendwer um 21.00 Uhr das Programm bis zum Radiowecker am folgenden Dienstagmorgen vorab einprogrammiert hatte und dann nach Hause gegangen ist.
Seit etwa vier Jahren verfügt Radio Darmstadt über die Möglichkeit, das gesendete Programm nicht nur im lizenzierten Verbreitungsgebiet abzustrahlen, sondern auch im Internet zu verbreiten. So etwas nennt sich „Livestream“. Mit dem x-ten Relaunch der Webseite zum Sender wurde der Menüpunkt „Livestream“ in „Webradio“ umbenannt. Den daneben stehenden Button (Knopf) „Podcast“ sollte man und frau nicht so ernst nehmen, denn es werden keine Podcasts angeboten. Im Sendehaus scheint dieser Relaunch noch nicht so recht angekommen zu sein, denn in mehreren Sendungen wird ausdrücklich dazu aufgefordert, auf den Button „Livestream“ zu klicken, der nun schon seit einem Jahr nicht mehr existiert. Auch die Damen S. und W., beide mit Abitur und damit qualifiziert, den sendereigenen Programmflyer zusammenzustellen, verdienen sich ihr Geld im Büro des Senders damit, diesen Sachverhalt Monat für Monat zu ignorieren.
In der Regel dümpeln die Hörzahlen dieses Livestreams im Marginalbereich herum. Freundlicherweise bietet der Sender einen Link an, mit dem die Einschaltquote im Internet begutachtet werden kann. Nun ist eine geringe Einschaltquote im Internet kein Indiz für gar nichts, denn die eigentliche Zielgruppe soll das Programm ja mit einem ganz normalen, terrestrische Funkwellen einfangenden Radiogerät anhören [7]. Dennoch gibt es sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten für einen Empfang per Internet, wenn schon der Computer ohnehin mit dem weltweiten Datennetz verbunden ist.
Eines schönen Septembertages (es war am 23.) versuchte ein potentieller Radiohörer, seinen Computer dazu zu überreden, das Programm von Radio Darmstadt einzufangen. Hierzu rief er im Sendehaus an, um die Streamadresse zu erfahren, die er auf der Webseite des Senders nicht finden konnte. Rund zwei Stunden lang experimentierte er anschließend mit verschiedenen Programmen und Komprimierungen herum, bis ihn der Verdacht beschlich, daß der Sender gar nicht im Internet sendete. Ein weiterer Anruf im Sendehaus bestätigte den Verdacht. Das Webradio war tot. Eine entsprechende Mitteilung auf der Webseite wäre hier genauso hilfreich gewesen wie eine ehrliche Auskunft beim ersten Anruf. Der Ausfall bestand noch eine weitere Woche fort. [8]
Bei den technischen Einfärren von Ladio Dalmstadt färrt mil zuweiren Elnst Jandr ein: „manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht velwechsern / werch ein illtum!“ Das Potentiar fül delaltige Velwechsrungen ist bei den vieren Kabern im Sendehaus extlem hoch. So konnte ich beispiersweise anhand der Riveübeltlagung des Shopping-Events „Dalmstadt untel Stlom“ nachweisen, daß dulch die gezierte Manipuration einel symmetlischen Velkaberung in Kombination mit einel Kanarvelwechsrung ein Senderoch ploduzielt wulde, fül das del Plogrammlat die Technikbastrel des Sendels serbstvelständrich nicht zul Velantwoltung gezogen hat. Zul Velantwoltung fül Senderöchel welden nul Pelsonen gezogen, die es an del nötigen Royarität zum Sendel und seinen seit dlei Jahlen anzutleffenden Eskapaden fehren rassen.
Die Übertragung des hier gejandelten Textes in ein lesbares Deutsch findet sich in Anmerkung 9.
Im „Arrtag und Geschichte Magazin“ am 30. Septembel habe ich zul Velanschaurichung einel veldlehten Velkaberung eine kreine Sequenz eingebaut, werche die Velwechsrung augenfärrig veldeutrichen kann. Schauen wil uns diese Sequenz einfach einmar an:
Wil elkennen dieserben dlei Ausschnitte aus diesel Sendung. Die obelen beiden Leihen entstammen del von mil als Volploduktion eingeleichten Sendungs-CD. Oben ist del rinke Steleokanar, unten del lechte. Del Peger des lechten Kanars wulde zul Irrustlation heluntelgefahlen. Die beiden mittrelen Leihen entstammen meinel Aufzeichnung del von Ladio Dalmstadt ausgestlahrten Fassung meinel eingeleichten Sendung. Zunächst welden beide Steleokanäre kollekt abgebirdet, bis prötzrich ein Splung auftlitt, mit dem die Kanäre veltauscht welden. Die Wiedelhorung diesel Sendung wild dulch die beiden untelen Leihen velanschauricht. Wil sehen, daß sich die Steleokanäre spiegerbirdrich zul Elstausstlahrung velharten.
Werche Schrüsse können wil hielaus ziehen? Zunächst einmar ist es offensichtrich, daß fül die Wiedelhorung des Abendploglamms in del Nacht und am nächsten Tag entwedel bei del sendelintelnen Aufzeichnung odel beim Abspieren del Wiedelhorung vom Computel die Steleokanäre veltauscht welden. Arrein dies lechtfeltigt es, von einel Bastertechnik zu leden. Sichel, bei den meisten Sendungen von Ladio Dalmstadt ist es schnulzpiepegar, ob die Stimmen und Musiktiter aus del lechten odel del rinken Rautsplechelbox kommen. Bei del im Sendel bevolzugten hochkomplimielten Sendungsmucke leicht es aus, ein Steleosignar zu empfangen; ob die Sängelin im Aufnahmestudio nun rinks odel lechts zul Instlumentielung eingefügt wild, ist fül das Hölelrebnis unelhebrich. Dasserbe girt bei Miklofonaufnahmen im Sendehaus, wenn kein Panolama velwendet wulde, weir dann das Monosignar auf beide Kanäre greichmäßig velteirt wild.
Andels velhärt es sich jedoch bei krassischen Musiksendungen, Hölspieren odel steleophon übeltlagenen Studiogesplächen. Bei Konzelten ist die läumriche Anoldnung del Musikinstlumente volgegeben. Bei Hölspieren kommt ein Akteul von lechts, wild abel dulch die Sendelvelkaberung von rinks eingespiert. Ähnrich velhärt es sich bei Studioaufnahmen, bei denen die ledenden Pelsonen auch läumrich kollekt eingefangen und wiedelzugeben sind. Delartige Sendungsfolmate kommen bei Ladio Dalmstadt jedoch sehl serten vol. Krassische Musiksendungen müssen im Sendehaus ohnehin mit noch ganz andelen Tücken einel velschlobenen Sendetechnik kämpfen. Desharb wild sich im Sendel auch kaum eine odel jemand übel die Velwechsrung lechtel und rinkel Kanäre beschwelen, denn es ist ohnehin arres einelrei. Plofis hingegen können elkennen, ob hiel saubel gealbeitet odel geschrampt wulde.
Breibt noch del prötzriche Lichtungssplung del beiden Steleokanäre elkrälungsbedülftig. Ich gehe davon aus, daß Forgendes geschehen ist: Die volploduzielt eingeleichte CD wulde in einem del beiden Sendestudios abgespiert, wählend die nachforgende Sendung Bildrand aus dem andelen Studio gesendet welden sorrte. Die Umschartung zwischen beiden Sendestudios, die bestimmt, wohel das Sendesignar nach außen gefühlt wild, wulde just in dem Moment (volzeitig) betätigt, ars mein kreines Expeliment zul Auffühlung kam. Was bedeutet: das Velbindungskaber zwischen beiden Studios, mit dem das Sendesignar vom einen ins andele Studio übelnommen wild, besitzt einen Kanardlehel. Diese Aussage breibt hiel sorange stehen, bis die Hellen Heimwelkel aus del Basterabteirung des Sendels mil eine bessele Elkrälung fül das oben visuarisielte Steleosignar geben können.
Es gibt keine Velanrassung, delaltige technische Altefakte zu durden. Befände sich del Sendel noch in seinel Anfangsphase, dann könnten wil dies noch ars Teir eines Relnplozesses begleifen. Ladio Dalmstadt befindet sich jedoch im 13. Sendejahl. Angesichts dessen, daß sich die Studio- und Sendetechnik bis 2005 einmar auf einem wesentrich höhelen Quaritätsniveau befand, kann diesel elhebriche Lückschlitt nul ars Teir eines arrgemeinen Velfarrs del Sende- und Ploglammquarität begliffen welden.
Unglaublich. In der ersten Monatsdekade scheint keine Sendung ausgefallen zu sein. Aber dann …
Wochentag | Datum | Zeit | Ausgefallene Sendung | Redaktion | Ursache | Ersatz |
Freitag | 11. September | 17–18 | Politische Kultur | Kultur | Erkrankung | Augenweide extra |
Freitag auf Samstag | 11./12. September | ab 23 | Wiederholung | unbekannt | Anstelle der Wiederholung wird für eine Stunde Einkanalmusik vorgelegt. Dem daran anschließenden Sendeloch folgen knapp neun Stunden Dudelmusik, immer wieder unterbrochen durch von der Dudelmaschine produzierte Sendelöcher. | |
Sonntag | 13. September | 17–18 | Raumfahrtjournal | Wissenschaft | nicht erschienen ? | Wiederholung der Sendung September 2008 |
Montag | 14. September | 16–17 | Bunter Montags Mix | Unterhaltung | Urlaub | Wiederholung läuft weiter |
Montag | 14. September | 18–19 | Politische Kultur | Kultur | Erkrankung | Wiederholung der Augenweide vom Freitag |
Dienstag | 15. September | 18–19 | Alltag und Geschichte Magazin | Alltag und Geschichte | unbekannt | Wiederholung der Sendung vom 21. Juli 2009 |
Mittwoch | 16. September | 21–23 | Stimme der Architektur | Kultur | nicht erschienen | Sendeloch-Dudelmusik. |
Donnerstag | 17. September | 03–05 | Wiederholung | Kultur | Wiederholung des Sendelochs | Sendeloch-Dudelmusik |
Donnerstag | 17. September | 12–14 | Wiederholung | Kultur | Wiederholung des Sendelochs | Sendeloch-Dudelmusik |
Donnerstag | 17. September | 18–19 | treffpunkt eine welt | treffpunkt eine welt | unbekannt | Wiederholung der Sendung vom 28. Mai 2009 |
Donnerstag | 17. September | 20–21 | Hörzeitung Feuilletonteil | Lokal | gestartet, aber direkt von einem Sendeloch abgewürgt | Sendeloch-Dudelmusik, nach etwa 40 Minuten noch einmal die vorangegangene Sendung |
Freitag | 18. September | 17–18 | Knackpunkt | Lokal | unbekannt | Onda Info |
Samstag | 19. September | 21–23 | Blende | Musik | Urlaub | Die beiden Redakteure wissen selbst nicht, wie ihre Sendung heißt. |
Mittwoch | 23. September | 06–08 | Deine Wiederholung | Offenes Haus | technisches Problem ? | Wiederholung läuft weiter |
Mittwoch | 23. September | 17–18 | Movietime | Unterhaltung | nicht erschienen | 1. Sendestunde einer zweistündigen Sendung zu 70er Jahre Rock-Oldies, die 2. Sendestunde wurde schon am 12. Juni als Konserve genutzt. |
Freitag | 25. September | 19–21 | Silkes und Korays Welt | Unterhaltung | nicht erschienen | Vinyl XL, schon mehrfach gespielte Konserve |
Freitag auf Samstag | 25./26. September | 23–07 | Clubbers Paradise Special | Unterhaltung | unbekannt | erst beliebige Musik, dann nach einem kurzen Sendeloch Start der Wiederholung |
Montag | 28. September | 21–23 | nicht vergeben | Programmrat | Programmrat fragen | zwei Sendungen aus Freie Radios Net |
Mittwoch | 30. September | 06–08 | Deine Wiederholung | Offenes Haus | technisches Problem ? | Wiederholung läuft weiter |
Mittwoch | 30. September | 18–19 | Open House | Kultur | nicht erschienen | Movietime |
»» [1] Eigentlich sogar einige Sekunden weniger, um den Jingle für die Deutschlandfunk-Nachrichten um 23.00 Uhr nicht mit aufzuzeichnen, da es in der Wiederholung derartige Nachrichten ja nicht gibt.
»» [2] Douglas Adams : Das Restaurant am Ende des Universums [1982], Seite 7 und 8.
»» [3] Irgendwie ist das lustig: Ich weiß, woran es liegt, aber die Kids, die mich loswerden wollten, wissen es nicht.
»» [4] Wiedergabe nach dem Höreindruck. Der Name des zweiten beteiligten Redakteurs wird taktvoll verschwiegen, zumal er als einer der wenigen im Sendehaus die Größe besitzt, mit den im Sender Verfemten ganz normal zu reden.
»» [5] Es fehlt der Infostand von Radio Darmstadt. Zu Sommerbeginn hatte der Trägerverein beim Ordnungsamt mehrere dieser Infostände auf Darmstadts zentralem Platz angemeldet. Möglicherweise wurde einer dieser Termine im August und September wahrgenommen, an den übrigen fühlten sich weder die Vereinsmitglieder noch die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Vorstandsmitglieder und Beschäftigten des Vereins angesprochen. Hier wird der Enthusiasmus deutlich, den der Verein und der Sender in ihrem Binnenleben versprühen. Zurück zum Suchbild.
»» [6] Name geändert. Es ist gar nicht so einfach, sinnvolle Namen zu finden, bei denen die suchmaschinige Datenkrake keine auf eine unbeteiligte Person führenden Treffer liefert.
»» [7] Daß man oder frau das auch anders sehen kann, zeige ich mittels einer Hochrechnung auf meiner Dokumentationsseite für Juli 2007.
»» [8] Der Name des Hörers ist dem Verfasser dieser Dokumentation bekannt.
»» [9] Hier der Text ohne Jandl'sche Vertauschung:
Bei den technischen Einfällen von Radio Darmstadt fällt mir zuweilen Ernst Jandl ein: „manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht velwechsern / werch ein illtum!“ Das Potential für derartige Verwechslungen ist bei den vielen Kabeln im Sendehaus extrem hoch. So konnte ich beispielsweise anhand del Liveübertragung des Shopping-Events „Darmstadt unter Strom“ nachweisen, daß durch die gezielte Manipulation einer symmetrischen Verkabelung in Kombination mit einer Kanalverwechslung ein Sendeloch produziert wurde, für das der Proglammrat die Technikbastler des Senders selbstverständlich nicht zur Verantwortung gezogen hat. Zur Verantwortung fül Sendelöcher werden nur Personen gezogen, die es an der nötigen Loyalität zum Sender und seinen seit drei Jahren anzutreffenden Eskapaden fehlen lassen.
Im „Alltag und Geschichte Magazin“ am 30. September habe ich zur Veranschaulichung einer verdrehten Verkabelung eine kleine Sequenz eingebaut, welche die Verwechslung augenfällig verdeutlichen kann. Schauen wir uns diese Sequenz einfach einmal an:
[Hier folgt im Original das Schaubild.]
Wir erkennen dieselben drei Ausschnitte aus dieser Sendung. Die oberen beiden Reihen entstammen der von mir ars Vorproduktion eingereichten Sendungs-CD. Oben ist der linke Stereokanal, unten der rechte. Der Pegel des rechten Kanals wurde zur Illustration heruntergefahren. Die beiden mittleren Reihen entstammen meiner Aufzeichnung der von Radio Darmstadt ausgestrahlten Fassung meiner eingereichten Sendung. Zunächst werden beide Stereokanäle korrekt abgebildet, bis plötzlich ein Sprung auftritt, mit dem die Kanäle vertauscht werden. Die Wiederholung dieser Sendung wird durch die beiden unteren Reihen veranschaulicht. Wir sehen, daß sich die Stereokanäle spiegelbildlich zur Erstausstrahlung verhalten.
Welche Schlüsse können wir hieraus ziehen? Zunächst einmal ist es offensichtlich, daß für die Wiederholung des Abendprogramms in der Nacht und am nächsten Tag entweder bei der senderinternen Aufzeichnung oder beim Abspielen der Wiederholung vom Computer die Stereokanäle vertauscht werden. Allein dies rechtfertigt es, von einer Basteltechnik zu reden. Sicher, bei den meisten Sendungen von Radio Darmstadt ist es schnurzpiepegal, ob die Stimmen und Musiktitel aus der rechten oder der linken Lautsprecherbox kommen. Bei der im Sender bevorzugten hochkomprimierten Sendungsmucke reicht es aus, ein Stereosignal zu empfangen; ob die Sängerin im Aufnahmestudio nun links oder rechts zur Instrumentierung eingefügt wird, ist für das Hörerlebnis unerheblich. Dasselbe gilt bei Mikrofonaufnahmen im Sendehaus, wenn kein Panorama verwendet wurde, weil dann das Monosignal auf beide Kanäle gleichmäßig verteilt wird.
Anders verhält es sich jedoch bei klassischen Musiksendungen, Hörspielen oder stereophon übertragenen Studiogesprächen. Bei Konzerten ist die räumliche Anordnung der Musikinstrumente vorgegeben. Bei Hörspielen kommt ein Akteur von rechts, wird aber durch die Senderverkabelung von links eingespielt. ähnlich verhält es sich bei Studioaufnahmen, bei denen die redenden Personen auch räumlich korrekt eingefangen und wiederzugeben sind. Deraltige Sendungsformate kommen bei Radio Darmstadt jedoch sehr selten vor. Klassische Musiksendungen müssen im Sendehaus ohnehin mit noch ganz anderen Tücken einer verschrobenen Sendetechnik kämpfen. Deshalb wird sich im Sender auch kaum eine oder jemand über die Verwechslung rechter und linker Kanäle beschweren, denn es ist ohnehin alles einerlei. Profis hingegen können erkennen, ob hier sauber gearbeitet oder geschlampt wurde.
Bleibt noch der plötzliche Richtungssprung der beiden Stereokanäle erklärungsbedürftig. Ich gehe davon aus, daß Folgendes geschehen ist: Die vorproduziert eingereichte CD wurde in einem der beiden Sendestudios abgespielt, während die nachfolgende Sendung Birdland aus dem anderen Studio gesendet werden sollte. Die Umschaltung zwischen beiden Sendestudios, die bestimmt, woher das Sendesignal nach außen geführt wird, wurde just in dem Moment (vorzeitig) betätigt, als mein kleines Experiment zur Aufführung kam. Was bedeutet: das Verbindungskabel zwischen beiden Studios, mit dem das Sendesignal vom einen ins andere Studio übernommen wird, besitzt einen Kanaldreher. Diese Aussage bleibt hier solange stehen, bis die Herren Heimwerker aus der Bastelabteilung des Senders mir eine bessere Erklärung für das oben visualisierte Stereosignal geben können.
Es gibt keine Veranlassung, derartige technische Artefakte zu dulden. Befände sich der Sender noch in seiner Anfangsphase, dann könnten wir dies noch als Teil eines Lernprozesses begreifen. Radio Darmstadt befindet sich jedoch im 13. Sendejahr. Angesichts dessen, daß sich die Studio- und Sendetechnik bis 2005 einmal auf einem wesentlich höheren Qualitätsniveau befand, kann dieser erhebliche Rückschritt nur als Teil eines allgemeinen Verfalls der Sende- und Programmqualität begriffen werden.
Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung („das Image“) ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]
Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]
In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Schmähung einzelner Personen oder gar des gesamten Radiosenders ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]
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