Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]
Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]
In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Diffamierung einzelner Personen ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]
Auf dieser Seite werden die Vorkommnisse des Monats Juli 2006 dokumentiert.
Der im April (neu) gewählte Vorstand nimmt seine Arbeit auf. Es werden nicht nur Konfliktlinien im Vorstand deutlich. Auch der Programmrat wird für die kommende Auseinandersetzung und Ausgrenzung einzelner Vereinsmitglieder instrumentalisiert. Ein im Grunde belangloses Jingle wird zur Staatsaffäre aufgebauscht. Benjamin Gürkan möchte eine interne Datenerhebung zur Zufriedenheit der Sendenden mit ihrem Sender und ihrem Verein durchführen. Das bis heute nicht vereinsöffentlich nachprüfbare Ergebnis wird er zielgerichtet zu nutzen wissen. Susanne Schuckmann nimmt ihre Arbeit gewissenhaft wahr und arbeitet die Vorstandsordner nach verwertbarem Material durch. Dieses wird sie in den folgenden Monaten zielgerichtet einsetzen.
Mittwoch, 5. Juli 2006
Mysteriöses Verschwinden
Die Radiowecker-Redaktion vermißt ihre Jingle-MiniDisc, die im Redaktionsfach im nebenstehend abgebildeten roten Schrank eingeschlossen war. Am Freitagmorgen lag sie wieder im Redaktionsfach, versteckt unterhalb eines Buchs; sie kann also nicht einfach eingeworfen worden sein. Da kein Mitglied der Redaktion diese MiniDisc während dieses Zeitraums in der Hand gehabt hat, stellt sich die Frage, wo die MD zwischen Mittwoch und Freitag abgeblieben ist. Dem Programmrat wurde am Montag darauf eine Aufnahme des am 12. Juni gesendeten Jingles vorgespielt. Da es jedoch keine private Aufzeichung des Radioweckers vom 12. Juni gegeben hat, ist weiter zu fragen: woher stammt die Aufnahme, die dem Programmrat vorgespielt wurde? Gerhard Schönberger wird auf der Programmratssitzung geheimnisvoll kundtun, ihm seien anonym zwei weitere Fassungen zugespielt worden. Der Qualitätsstandard der vorgespielten Aufnahme schließt zudem aus, daß die Videodokumentation benutzt wurde. Vielleicht liegt die Antwort deshalb darin, daß es einen überschaubaren Kreis von Personen gab, der Zugang zur Werkstatt hatte. In der Werkstatt hing damals ein Zweitschlüsselsatz für alle Redaktionsfächer. Frage: wurde die Jingle–MD der Radiowecker-Redaktion kurzzeitig durch eine dritte Person entwendet, die unbefugt den Schlüssel in der Werkstatt zweckentfremdet hat, um die MD zum Überspielen zu entwenden? Wenn ja: warum wurde die Radiowecker-Redaktion nicht einfach nach dem Jingle gefragt?
Donnerstag, 6. Juli 2006
Clash of Civilizations
Am ersten Donnerstag eines Monats tagen sowohl die Radiowecker-Redaktion (in der Küche) als auch die Musikredaktion (im großen Redaktionsraum). Gerhard Schönberger ist als Chef vom Dienst anwesend, als die Praktikantin Viola Seeliger [1] das Sendehaus betritt. Er sieht ihren Namen, nachdem sie sich in die vor ihm liegende Anwesenheitsliste eingetragen hat. Umgehend nutzt er die Gelegenheit, die sich in der Küche aufhaltende Praktikantin zur Rede zu stellen und folgt ihr unter dem Beisein des einen Redaktionssprechers der Musikredaktion, Clemens B., nach. Viola Seeliger möchte jedoch nicht mit einem Menschen sprechen, von dem sie sich durch seine auffahrende Art und die vorhergegangenen Pamphlete bedroht fühlt, und hierzu besitzt sie jedes Recht der Welt. Dankbar nimmt sie daher das Eingreifen von Norbert Büchner, Katharina Mann und Tanja Ribartsch [1] wahr, ihr die drohende hochnotpeinliche Befragung zu ersparen. Als Gerhard Schönberger das Angebot der schon teilweise in der Küche versammelten Redaktion nicht wahrnimmt, gemeinsam auf der Redaktionssitzung über diesen Jingle zu sprechen und eventuelle Unstimmigkeiten auf friedliche Weise auszuräumen, wird er gebeten, den Raum zu verlassen. Über den Ablauf dieses Aufeinandertreffens gibt es unterschiedliche Versionen und Wahrnehmungen. Die Mehrheit des Vorstandes wird sich der Aussage von Schönberger bedienen, um zwei Vereinsmitglieder auzuschließen. Weder findet hierbei eine Überprüfung von Schönbergers Aussage statt noch werden Katharina Mann und Norbert Büchner (und die anderen anwesenden Zeuginnen und Zeugen) zu diesem Vorfall befragt. Dies ist auch unnötig, weil das Ergebnis des damit verbundenen Ausschlußverfahrens schon vorher feststeht. Der Autor dieser Dokumentation hat hierzu mit der von Schönbergers Attacke betroffenen Praktikantin Viola Seeliger ein ausführliches Gespräch geführt. Hierin äußert die Praktikantin sehr deutlich, daß sie sich von Schönbergers Art sehr wohl bedroht gefühlt hat und den Schutz durch die Radiowecker-Redaktion als angemessen und hilfreich empfunden hat. Einen Versuch, diesen Vorgang anhand verschiedener Aussagen zu rekonstruieren, findet sich auf einer eigenen Dokumentationsseite.
Gerhard Schönberger verläßt nach dem erfolglosen Versuch, mit der Praktikantin allein zu reden, die bevorstehende Sitzung der Radiowecker-Redaktion und bringt den Vorfall auf der parallel stattfinden Sitzung der Musikredaktion ein. Diese macht sich auf ihre Weise den Vorfall zu eigen, wie wir noch auf den nachfolgenden Programmrats– und Vorstandssitzungen sehen werden.
Donnerstag, 6. Juli 2006
Wiedergabe aus dem Gedächtnis
Die beiden Moderatoren beenden ihre mundial-folkloristisch im positiven Sinne nett anzuhörende Sendung Journey Into Sound mit einer wenig durchdachten Aussage. Sie kommen bei ihrer zweiteiligen musikalischen Fußballrevue auf die Tragödie im Brüsseler Heyselstadion am 29. Mai 1985 zu sprechen, bei der 39 Menschen getötet wurden. Während der eine Moderator "mehrere Tote" mutmaßte, meinte der andere ratend, es seien "glaube ich" über einhundert gewesen. Vielleicht ist es nicht so wichtig, wie viele Menschen der mit dem Fußball innigst zusammengehörenden Gewalt zum Opfer gefallen sind. Aber ahnungslos irgendwelche Daten von sich zu geben, ist mit den Grundsätzen journalistischer Sorgfaltspflicht auch dann nicht zu vereinbaren, wenn die Sendung aus locker vorgetragenen Moderationen besteht. Es geht eben nichts über eine gute Vorbereitung, zumal der zugehörig gespielte Song geplant war [Playlist]! Ein nachträgliches, das Versäumnis reflektierende Gespräch mit den beiden Moderatoren verlief in einer erfreulich konstruktiven Atmosphäre. Hier waren keine der Ressentiments zu spüren, wie sie bald darauf Standard im Sender werden sollten.
Donnerstag, 6. Juli 2006
Wir sind die Roboter
Nach Journey Into Sound folgen um 23.00 Uhr die von Radio Darmstadt übernommenen Nachrichten des Deutschlandfunks. Anschließend geht es weiter mit dem Chaos-Radio von C–Radar. Doch offensichtlich hat der Techniker nicht ganz aufgepaßt, als es hieß: "Soweit die Meldungen." – und den Deutschlandfunk erst einmal munter weiter vor sich hinplätschern lassen. War der Start in die Sendung noch chaotisch, so ging es in der Sendung selbst um Bewegungsabläufe von Robotern; und selten gelingt es, visuelle Aktionen beschreibend zu Gehör zu bringen. Hier ist es mit ausführlichen Informationen und einer sehr gut erklärenden Gästin anschaulich und spannend gelungen!
Montag, 10. Juli 2006
Die Radiowecker-Redaktion ist ihrer Zeit voraus
Auf der abendlichen Programmratssitzung stellt die Redaktion Radiowecker den Antrag [pdf], die Institution Chef vom Dienst abzuschaffen. Als Begründung hält das Protokoll der Sitzung fest, daß die Redaktion aufgrund ungenügender Ausführung und mangelhafter Einweisung der neuen Mitglieder keinen Nutzen mehr in dessen Ableistung sieht. Der Programmrat beschließt mit den Stimmen der Hälfte der anwesenden Redaktionen, diesem Antrag nicht zu folgen. Im Spätherbst werden Programmrat und Vorstand die Institution Chef vom Dienst abschaffen und statt dessen Arbeitsdienste für die sendenden Vereinsmitglieder beschließen. Im Juni 2007 wird das Fehlen der CvDs zwar festgestellt, die alternativen Arbeitsdienste sind jedoch noch nicht eingeführt worden. [Siehe auch die Dokumentation Probleme mit der redaktionellen Arbeit.]
Montag, 10. Juli 2006
Rage
Gerhard Schönberger verliest ein mehrseitiges Statement, mit dem er seine Wut über den von Tanja Ribartsch [3] produzierten Jingle zum Ausdruck bringt. Er fordert vom Programmrat, den Vorstand aufzufordern, Katharina Mann und Norbert Büchner aus dem Verein auszuschließen oder sie zumindest abzumahnen, ein mehrwöchiges Sendeverbot sowie ein Hausverbot, bis sie sich bei ihm entschuldigt hätten. Während das anwesende Vorstandsmitglied Benjamin Gürkan die Äußerungen Schönbergers als unpassend bezeichnet, findet die Tirade bei der Mehrheit des Programmrats und beim Vorstandsmitglied Markus Lang ein offenes Ohr. Zwar stellt der Programmrat fest, daß auf rein rechtlicher Ebene die Problematik unklar ist, macht jedoch deutlich, daß er aus moralischen Sicht solche Beiträge prinzipiell nicht wünscht. Unklar ist zu diesem Zeitpunkt, wer für das Senden des Beitrags verantwortlich ist. Die anwesende Vertreterin der Redaktion äußert sich angesichts der von Schönberger angeheizten Tribunalsituation hierzu nicht, um nicht eine Redaktionskollegin oder einen Redaktionskollegen zum Fraß vorzuwerfen. Diese kollegiale Solidarität wird ihr später im vereinsrechtlichen Ausschlußverfahren als übles Verhalten vorgehalten.
Der Programmrat spricht eine Rüge gegenüber der Radiowecker-Redaktion wegen des Sendens eines unautorisierten Zusammenschnittes mit Zitaten von Gerhard Schönberger aus. Nachdem der Programmrat deutlich gemacht hat, keine Ahnung vom Presserecht zu haben, sei hier festgehalten: ein derartiges Zitat darf ohne Einwilligung des Betroffenen verwendet werden.
Gerhard Schönberger teilt im Anschluß an die Diskussion schriftlich mit, daß er seine Sendungen bis auf eine ganz abgibt und sich zunächst für unbestimmte Zeit von der aktiven Mitarbeit zurückzieht. Er verbindet seinen Sommerurlaub mit moralischem Druck auf seine drei Redaktionen, die nun den durch ihn verwaisten Sendeplatz füllen müssen. Der inszenierte Auftritt – sehr hübsch übrigens sein mit sich überschlagender Stimme vorgetragenes "ICH bin das Opfer! ICH bin das Opfer!" – hat somit seinen Zweck erfüllt.
Montag, 10. Juli 2006
Einwurf Benny
Benjamin Gürkan, Vorstandsmitglied und Musikredakteur, kritisiert auf der Sitzung Gerhard Schönberger für seinen nicht mit der Musikredaktion abgestimmten Auftritt. Gerhard setze mit seiner Drohung, vorerst nicht zu senden, dem Programmrat die Pistole auf die Brust: die oder ich. Er gesteht Gerhard zwar zu, Opfer zu sein, findet seine Show jedoch total überzogen: das Opfer solle besser nicht mit Steinen schmeißen.
Der Konflikt zwischen Gerhard Schönberger und der für den neuen Radiowecker-Jingle verantwortlichen Praktikantin hätte selbstverständlich niederschwellig gelöst werden können und müssen. Hierzu hatte der damalige Vorstand im Mai 2004 einige Richtlinien herausgegeben. Dieses Vorgehen setzt jedoch den guten Willen der Beteiligten und ihres Umfeldes voraus. Dieser Wille war allerdings nicht vorhanden. Susanne Schuckmann und Markus Lang wurden von einer Gruppe im Verein gezielt in den Vorstand hineingewählt, um bestimmte Personen auszugrenzen. Der an sich unerhebliche Gebrauch einzelner Passagen aus den Sendungen von Gerhard Schönberger für die Montage eines neuen Jingles wurde gezielt zur Stimmungsmache unter den Sendenden genutzt. Gerhard Schönberger rief nicht, wie es erforderlich gewesen wäre, den Vermittlungsausschuß an. Statt dessen mobilisierte er seine drei Redaktionen (Kultur, Musik und treffpunkt eine welt), um im Programmrat seine aufgestaute Wut wirksam unterbringen zu können. Ein verantwortungsbewußt handelnder Vorstand hätte Schönberger entsprechend zum Vermittlungsausschuß geschickt und nicht die bei einzelnen sendenden Vereinsmitgliedern latent vorhandene Wut entfesselt.
Mag sein, daß sich Schönberger von einzelnen Mitgliedern der Redaktion Radiowecker in der Vergangenheit nicht ernst genommen fühlte. Mag sein, daß er die durchaus berechtigte und auch in der Kulturredaktion geteilte Kritik an seinen Sendungen als unfreundlichen Akt sich gegenüber gesehen hat. Wer jedoch in der Vergangenheit so auffährt wie Schönberger und wer die Praktikantinnen des Radioweckers in zwei Pamphleten in aller Öffentlichkeit übel angeht, darf sich nicht wundern, wenn die Radiowecker-Redaktion ihm die kalte Schulter zeigt. Dies alles wäre für den Verein und den Sender verkraftbar gewesen, wenn sich die Stimmen der Vernunft durchgesetzt hätten. Doch der Vernunft stand die geballte Aggression gegen Mitglieder einer Redaktion gegenüber, die das offene Geheimnis laut aussprach, nämlich daß der Programmrat in seiner eigentlichen Funktion der Programmüberwachung und Qualitätskontrolle schlicht versagt hat. Der Auszug des Radioweckers veranlaßte das verlassene Gremium nicht etwa dazu, über die eigenen Strukturen und die Mißstände auf dem Sender zu reden. Statt dessen fühlte sich eine ressentimentgeladene Gruppe berufen, harte Fakten zu schaffen, zumal der begründete Auszug der Radiowecker-Redaktion ein Vorbild für andere Redaktionen hätte sein können.
Der Vorfall mit Gerhard Schönberger wurde gezielt dazu genutzt, zwei Personen aus dem Verein herauszudrängen. Ob hierbei auch Motive eine Rolle spielten, sich die beiden damit verbundenen Teamerjobs unter den Nagel zu reißen, mag dahingestellt bleiben. Zumindest ein Vorstandsmitglied hatte sich jedoch sehr wohl Hoffnungen auf einen dieser beiden Jobs gemacht und sich schon einmal als "Equal-Trainerin" ins Gespräch gebracht. Wie wir im September sehen werden, war die Basis für den von vornherein gewünschten und von Gerhard Schönberger auf der Programmratssitzung auch vehement geforderten Vereinsausschluß dermaßen dünn, daß eine Vorstandsmehrheit nur unter Umgehung satzungs– und vereinsrechtlicher Bestimmungen einen Schauprozeß durchziehen konnte, um hiermit vollendete Tatsachen zu schaffen. Der Radiowecker-Redaktion, welche die Autorität des Programmrats offen herausgefordert hatte, wurde zur Strafe der Sendeplatz entzogen, die Redaktion anschließend unter Verletzung des Redaktionsstatuts aufgelöst. Die Begründung, die Redaktion habe mehrere Sendungen ausfallen lassen, erweist sich als vorgeschoben. Es läßt sich problemlos zeigen, daß beispielsweise die Musik– und die Unterhaltungsredaktion weitaus mehr Sendungen haben ausfallen lassen, ohne daß der Programmrat sich mit dieser Problematik auch nur einmal ernsthaft beschäftigt hätte. Unter Krähen [4] ist man und frau nicht so pingelig wie gegenüber denen, welche die peinlichen Wahrheiten und Lebenslügen des Vereins und seines Programmrats offen aussprechen.
Donnerstag, 13. Juli 2006
Umweltdiplom erfolgreich bestanden
In einer zweistündigen Sendung stellen die Schülerinnen und Schüler der fünf Umweltdiplom-Termine dieses Jahres ihre Beiträge vor. Mit Unterstützung der Teamerinnen Sonya Raissi und Teodora Katzenmayer und der Teamer Simon Hülsbömer (Bild) und Daniel Fischer machten sie "Radio für Naturschutz und fairen Handel". Das Bild zeigt die Juligruppe bei der Vorbereitung ihrer Beiträge für die gemeinsame Abschlußsendung. [Kooperationspartner Werkhof Darmstadt]
Donnerstag, 13. oder 20. Juli 2006
Akten durchstöbern
Nach der Konstituierenden Vorstandssitzung am 12. Juli wird die neue Vorstandsfrau Susanne Schuckmann gleich im Bereich der internen Kommunikation tätig. Sie leiht sich aus dem Sekretariat die Aktenordner mit den Vorstandsprotokollen der letzten Jahre aus und beginnt, sich darin zu vertiefen. Das Ergebnis dieses Aktenstudiums fließt in der Folge in unqualifizierte Protokollnotizen (etwa im Protokoll zur Vorstandssitzung am 9. August 2006) und andere Äußerungen über ein bestimmtes Vereinsmitglied ein, mit der leicht durchschaubaren Intention, dieses gezielt zu diskreditieren.
Sonntag, 16. Juli 2006
Daten erheben
Der von Benjamin Gürkan zu einer Mitgliederbefragung gedachte Fragebogen nimmt Formen an. Er will hiermit die Zufriedenheit der Vereinsmitglieder ergründen und zur Verbesserung der internen Kommunikation beitragen. Sein Ablaufplan sieht vor, daß die Ergebnisse seiner Datenerhebung im Oktober auf einer Mitgliederversammlung diskutiert werden sollen. Dazu wird es jedoch nicht kommen. Nachdem Gürkan im Juli und August in einer als Pre–Test bezeichneten Befragung in einigen Punkten Klarheit erlangt hat, läßt er das Projekt fallen und verwendet die vollkommen unrepräsentativen Aussagen in geeigneten Momenten für einen nicht vorgesehenen Zweck. Der Ablaufplan sieht so aus:
Bis zum 26. Juli soll ein grober Fragenkatalog fertiggestellt sein, der dann auf der regulären Vorstandssitzung diskutiert werden soll. Anschließend beginnt der Pre–Test, der am 9. August abgeschlossen sein soll. Als Ergebnis dieses Tests soll dann der Fragebogen nachgebessert werden. Anschließend, so ist geplant, wird in einer internen Zeitung auf die Befragung hingewiesen. Die Datenerhebung soll zwischen dem 23. August und dem 13. September stattfinden; darauf folgt die Auswertung. Hierzu gehört ein Open Space–Workshop am Wochenende 16./17. September. Ende September soll der Vorstand auf einer strategischen Klausurtagung die Ergebnisse festhalten und Maßnahmen diskutieren. Die Mitgliederversammlung im Oktober debattiert dann laut Plan die Umsetzung des erarbeiteten Maßnahmenkatalogs.
Soweit die Theorie. Die Praxis wird im Pre–Test steckenbleiben; die Maßnahmen werden nicht offen diskutiert, sondern durch Vereinsausschlüsse, Kündigungen von Beschäftigungsverhältnissen und Sendeverboten exekutiert. Der finanzielle Schaden, der dem Verein daraus entsteht, wird mehrere tausend Euro betragen.
Donnerstag, 20. Juli 2006
Keine Chefin vom Dienst
Die Radiowecker-Redaktion notiert auf dem CvD–Verteilungsplan: "Radiowecker ist nicht mehr im Programmrat und macht auch keinen CvD." Der Radiowecker ist seiner Zeit weit voraus und wird dafür abgestraft. Ab März 2007 wird keine einzige Redaktion mehr einen Chef oder eine Chefin vom Dienst stellen. Die Institution wird ersatzlos abgeschafft, mit erheblichen Folgen für die dann auch offen zutagetretende brachliegende redaktionelle Arbeit.
Freitag, 21. Juli 2006
Überhitztes Mischpult
Wieder einmal erscheint keine und niemand um 21.00 Uhr zum Sendeplatz der Musikredaktion. Die Moderatorin der vorangegangenen zwei Stunden sieht sich zur Vermeidung eines größeren Sendelochs gezwungen, zwei Stunden länger im Sender zu bleiben. Um 21.03 Uhr hören wir dennoch ein sechsminütiges Sendeloch. Laut Aussage der Moderatorin war das Sendemischpult derart überhitzt, daß es komplett ausgefallen ist. Die Musikredaktion bedankt sich selbstverständlich nicht. Wahrscheinlich hat nicht einmal irgendwer in dieser Redaktion bemerkt, daß schon wieder ein Sendeplatz der Redaktion nicht verbindlich vergeben worden ist.
Sonntag, 23. Juli 2006
Noch ein Ausfall
Am Sonntag vergißt der Musikredakteur Björn B. seine regelmäßige Sendung Musical Telegraph. Um auch hier ein drohendes Sendeloch zu verhindern, springt Unterhaltungsredakteur Jürgen R. ein.
Mittwoch, 26. Juli 2006
Ziemlich offenes Haus der Musikredaktion
Zum dritten Mal innerhalb einer Woche erscheint keine und niemand aus der Musikredaktion zur Sendung. Offensichtlich hat es die Redaktion versäumt, diesen Sendeplatz intern zu vergeben. Das ist auch kein Wunder, war sie doch mehr damit beschäftigt, sich auf der letzten Redaktionssitzung am 6. Juli den Tiraden eines Gerhard Schönberger hinzugeben. Selbstverständlich wird der Programmrat hier keinen Anlaß sehen, die Musikredaktion zum verantwortungsbewußten Handeln zu ermahnen. Um auch hier das drohende Sendeloch abzuwenden, bleibt Kulturredakteur Georg P. zwei Stunden länger im Studio. Gedankt hat es ihm die Musikredaktion nicht.
Donnerstag, 27. Juli 2006
Energieberatung
Nachdem Markus Lang auf einer Mitgliederversammlung den Antrag eingebracht hat, die Energieversorgung auf Öko–Strom umzustellen, geht es nun darum herauszufinden, ob die Energiebilanz des Senders nicht auch durch andere Maßnahmen ökologischer gestaltet werden kann. Ernst genommen wird dieses Anliegen jedoch weniger vom lokalen Greenpeace-Pressesprecher Markus Lang, sondern von Vorstandsmitglied Niko Martin, der mit Werner Brinker von der Helios Energy Consult aus Darmstadt für heute einen Termin für eine erste Standortbestimmung ausmacht. In der Folge wird es Niko Martin sein, der dieses Projekt vorantreibt. Anfang 2007 liegt ein möglicher Maßnahmekatalog vor. Ein halbes Jahr später ist weder durch Markus Lang noch durch den restlichen Vorstand irgendeiner der durchaus bedenkenswerten Vorschläge umgesetzt worden.
Donnerstag, 27. Juli 2006
Senden ohne Programm
Im Anschluß an ihren Antrag auf der letzten Programmratssitzung, die Institution Chef vom Dienst wegen erwiesener Nutzlosigkeit abzuschaffen, nimmt die Radiowecker-Redaktion den ihr vom Programmrat zugewiesenen Job als Chef vom Dienst konsequent nicht wahr, zumal sie ihren Auszug aus diesem nutzlosen Gremium erklärt hat. So fällt es zunächst keiner und niemandem auf, daß in Sendestudio 1 die Hörzeitung zehn Minuten lang munter vor sich hindudelt, ohne daß ein Signal zum Sendemast geführt wird. Offenbar hat die Person, welche die MiniDisc mit der Hörzeitung gestartet hat, vergessen, sich das Mischpult genau anzuschauen. Dann wäre ihr womöglich aufgefallen, daß einige entscheidende Knöpfe nicht gedrückt waren: die PGM–Reihe, welche den Weg des Signals zum Sendemast freischaltet. Wäre eine aufmerksame Chefin vom Dienst im Sender gewesen, hätte das Malheur schnell bemerkt werden können. Andererseits ist es oft genug vorgekommen, daß die eingeteilten Chefs vom Dienst lieber Bücher lasen, im Internet surften oder draußen eine rauchen gingen; sie hätten dann erfahrungsgemäß auch nicht eingegriffen. Falls sie überhaupt den Grund bemerkt hätten, woher das Sendeloch stammt.
Das nächste Sendeloch folgt um 18.00 Uhr, als der Redakteur oder die Technikerin der Redaktion treffpunkt eine welt zu Beginn der Sendung die Umschaltung zwischen den beiden Sendestudios zu betätigen vergißt. Anschließend wird Flüsterpropaganda betrieben, weil der Sendepegel zwischen minus 5 und minus 10 dB unterhalb der Norm bleibt. Es scheint so, als wollten manche Menschen partout zumindest akustisch nicht verstanden werden.
Freitag, 28. Juli 2006
Wo ist Markus Lang?
Der Chef vom Dienst notiert: "Niemand von der Sendung Knackpunkt erschienen. Habe um 17:00 eine Ersatzsendung eingelegt."
Freitag, 28. Juli 2006
Datensammelmatrix
Die Vorstandsmitglieder Benjamin Gürkan und Stefan Egerlandt verschicken vorstandsintern einen überarbeiteten Entwurf für eine Umfrage [pdf] unter den Mitgliedern. Kern der Umfrage ist es, das Klima innerhalb des Senders zu bewerten und gegebenenfalls geeignete Maßnahmen zu treffen. So wird auch danach gefragt, wie man und frau sich mit dem Personal von RadaR versteht. Schon sehr früh wird hier deutlich, daß es aus klimatischen Gründen darum gehen wird, klimaschädliches Personal zu entsorgen. Hier geht mit dem angehenden Mediensytematiker Gürkan und dem angehenden Wirtschaftsinformatiker Egerlandt offensichtlich ein im Studium eingebleutes Marketingdenken durch, das nicht nach strukturellen Gründen fragt, sondern allenfalls Reibungsflächen eliminieren will. Ein ernsthaftes Konzept zur Verbesserung des qualitativen Erscheinungsbildes des Senders geht hingegen davon aus, daß ohne Reibung auch keine Funken entstehen. Auf eine gewisse Weise wird das Konzept im Laufe des Herbstes und Winters auch umgesetzt. Zwei Vereinsmitglieder, die im Sender medienpraktische Projektarbeit durchführen, werden ausgeschlossen, ihr Projekt beendet. Der halbtags beschäftigten Verwaltungskraft wird ohne Angabe von Gründen gekündigt werden. Was daraufhin im Verlauf des Jahres 2007 folgt, ist das in dieser Dokumentation zusammengetragene Chaos und die offen zutage tretende Verantwortungslosigkeit nach innen wie auch – deutlich auf dem Sender hörbar – nach außen.
Die damaligen Vorstandsmitglieder Niko Martin und Walter Kuhl haben vorstandsintern ihre Bedenken geäußert und einige konstruktive Verbesserungsvorschläge gemacht.
Samstag, 29. Juli 2006
Konfus mit viel Musik
Weil die Unterhaltungs– und die Musikredaktion Mitte Juni noch nicht wußten, was sie Ende Juli senden wollten, haben sie dem Flyerteam als Sendungen U–Redaktion am Samstag und Open House der Musikredaktion angegeben. Man und frau hätte es sich gleich denken können: mit dieser Angabe geriet die verbindliche Vergabe der beiden Sendeplätze in Vergessenheit. So mußte zunächst um 19.00 Uhr das Team von YoungPOWER (normalerweise samstags 17.00–19.00 Uhr) für die Unterhaltungsredaktion einspringen und anschließend ab 21.00 Uhr das Team der DJ–Zone, das normalerweise erst um 23.00 Uhr loslegt. Somit waren weitere vier Stunden plätschernder Mainstreamsound vorprogrammiert. Ob schon damals eine oder jemand geahnt hat, daß sich Radio Darmstadt auf dem Weg zum Musiksender befindet?
»» [1] Name geändert.
»» [2] Namen geändert.
»» [3] Name geändert.
»» [4] Siehe hierzu auch den Online-Artikel Hackordnung.
»» [5] Daß es auch anders geht, bewies das spätere Vorstandsmitglied Maximilian Kerk. Im Übereifer hatte er mit seinem CD–Koffer ein Loch in die Lochwand eines Sendestudios geschlagen. Anstatt sich wandalengemäß zu verdünnisieren, trug er sogleich in das Technikbuch ein, daß er der Urheber dieses Lochs gewesen sei und er dies demnächst wieder flicken werde. Er hielt Wort und führte den Job ordentlich aus. Im November 2003 baute er das Sendestudio 1 zusammen mit Daniel Roß und einigen Helfern vollständig neu auf und erwies sich von April 2004 bis September 2005 als ein umsichtiges und verantwortungsbewußtes Vorstandsmitglied für Finanzen.
»» [6] Name geändert.
»» [7] Was der Wissenschaftsredakteur nicht wissen kann: auf Bitten mehrerer Programmratsmitglieder habe ich Emails für den Programmratsverteiler in der Regel BCC: verschickt. Die Vermutung, ich wolle die Empfänger nicht offenlegen, ist unbegründet. Das habe ich dem Wissenschaftsredakteur dann auch mitgeteilt.
»» [8] Rechtschreibung leicht, aber nicht durchgehend korrigiert.
Diese Seite wurde zuletzt am 5. Oktober 2008 aktualisiert. Links auf andere Websites bedeuten keine Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern sind rein informativer Natur. © Walter Kuhl 2001, 2007, 2008. Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem Einverständnis des Verfassers gestattet.
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