Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]
Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]
In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Diffamierung einzelner Personen ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]
Auf dieser Seite werden die Vorkommnisse des Monats September 2007 dokumentiert.
Die Kinderredaktion löst sich nach zweieinhalb Jahren angesichts des kinderfeindlichen Klimas im von Susanne Schuckmann und Benjamin Gürkan zum Wohlfühlsender aufgemotzten Radiobetrieb auf. Die Sendetechnik wird weiterhin nicht gewartet und daher notdürftig mit Klebeband und Hilfskonstruktionen zusammen gehalten. Trotz massiver interner Kritik des Autors dieser Dokumentation werden weiterhin Sendeinhalte aus dem Internet zusammengeklaubt und unbearbeitet und ohne Quellenangabe vorgelesen. Eingehende Pressefaxe werden aufgestapelt, nicht zur Kenntnis genommen und im Altpapiercontainer entsorgt, eingehende redaktionelle Emails nicht einmal abgerufen.
Samstag, 1. September 2007
Wozu einen Flyer, der doch nicht stimmt?
Dieser Monat beginnt mit einer kompletten Neugestaltung des Programms. Die Flyermacher haben es gewiß gut gemeint und das Programm für heute wahrscheinlich sogar richtig zusammengestellt. Was können sie dafür, daß die Sendenden zum Programm nicht erscheinen und dadurch einen Hänger des Sendecomputers provozieren? Zunächst einmal war von 23.00 bis 3.00 Uhr die Sendung Warmduscher and Friends eingetragen, doch unser DJ Warmduscher erschien genauso wenig wie seine Freunde. Dann hätte unsere russischsprachige Prima-Moderatorin von 9.00–11.00 Uhr auf ihrem neuen samstäglichen Sendeplatz zu hören gewesen sein müssen, aber dort lief einfach die Wiederholung des Vorabendprogramms weiter. Und so kam es wie es kommen mußte: der Sendecomputer geriet um 11.36 Uhr in ein charakteristisches Stottern [1], von dem er schon viereinhalb Minuten später erlöst wurde. Was sich unsere Hörerinnen und Hörer dabei gedacht haben mögen, diesen abgepfiffenen Technosound zum 41. Mal präsentiert erhalten zu haben, sollte einmal eine MA erfragen.
Samstag, 1. September 2007
Der letzte seiner Art
Der Programmflyer für den Monat September wurde zum letzten Mal von Vorstandsmitglied Peter Fritscher zusammengestellt. Und diese letzte Ausgabe hat es in sich. Schon das Editorial des Kulturredakteurs Rüdiger G. ist eine Ansammlung vermeidbarer Grammatik– und Rechtschreibfehler, insgesamt etwa derer zwölf. Das Programm selbst, vorausgesetzt die Warmduscher-Fraktion hätte in der Nacht zum 1. September wirklich senden sollen, enthält hingegen nur vier sachliche Fehler. Weshalb der Autor dieser Zeilen dem Flyerteam jedoch eine blitzsaubere Liste der Sendungen seiner Redaktion zuschickt, die dann schlicht übergangen wird, bleibt das Geheimnis der Flyermacher. Manche Sendungsnamen sind wieder einmal falsch geschrieben, so wird aus einem Combat Radio ein Combar Radio. Die Ausrichtung der Sendungsnamen in den Datenzellen folgt genauso wenig einer Regel wie die Graustufendarstellung oder die Fontgröße. Weitere kleinere Inkonsistenzen sollen hier nicht näher ausgeführt werden. Alles in allem eine schlampig zusammengestellte Produktion aus dem Hause RadaR, die sich mit ihren elf genauso schlampig redigierten Vorgängern messen lassen kann. Die Krönung des Ganzen ist jedoch die strukturell falsche Angabe zu den ab und zu vom Sender übernommenen Nachrichten des Deutschlandfunks. Diese falsche Angabe geistert seit Februar 2007 (!) durch alle Programmveröffentlichungen. Unser hochkompetentes Flyerteam hat es nicht bemerkt, ebenso wie das genauso kompetente Vorstandsmitglied für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, Markus Lang. Wen stört da noch die Behauptung auf der Titelseite, daß das Programm auf der sendereigenen Webseite zu finden sei? Dort findet sich am 1. September als „aktuelles Programm“ immer noch das vom Juli. Seien wir also gnädig und lassen es bei rund 29 erkannten sachlichen Fehlern und Designmängeln.
Nachtrag: Die Onlinefassung des Programms wurde am Abend des 3. September hochgeladen (sogar für August und September), während die Papierfassung zu diesem Zeitpunkt noch unverteilt im Sendehaus gesichtet wurde.
Samstag, 1. September 2007
Bild bildet
Auch in der heutigen Jugendsendung von YoungPOWER geht die Internetvorlesung weiter. Redakteurin Naina S. mag sich gedacht haben, daß Deutschlands meistverkaufte Tageszeitung die richtige Quelle für ihre überaus langweilig-spannende Meldung zum 30. Chartgeburtstag von media control ist. Aber damit nicht genug: Sie erzählt uns etwas über einen Vier-Dollar-Dieb [quelle], über einen Mann, der sich in seiner Nachtruhe gestört fühlte [quelle], und zuguterletzt wieder etwas aus der Onlineseite einer bildenden Bildzeitung: 40 Fakten rund um den Big Mac; in der Anmutung übrigens hart an der Grenze zur Werbung.
Judith Holofernes hat das Nötige zu dieser Bildungszeitung gesagt. Ob Frau S. jemals darüber nachgedacht hat?
Sonntag, 2. September 2007
Guten Abend
Um 13.00 Uhr begrüßt uns ein gutgelaunter Musikredakteur namens Frank S. mit „Guten Abend“. Da es sich um eine drei Jahre alte Konserve der längst ausgelaufenen Sendereihe Mighty Eighties handelt, stimmt selbstverständlich auch die angegebene Kabelfrequenz nicht mehr. So etwas hätte vor der Wiederverwendung herausgeschnitten oder zumindest in der Anmoderation der Konserve erwähnt werden müssen. Im Programmflyer war jedoch die Sendung Extra–Lang vermerkt, aber vielleicht waren Ralf D. die Konserven ausgegangen. Um 17.01 Uhr begrüßt uns selbiger Ralf D. zur Sendung der Redaktion Blickpunkt Gesellschaft auf einem Sendeplatz der Auslandsredaktion, um eine Sendung über die Durchkapitalisierung der Krankenhäuser des Medienforums Münster aus dem Juni 2005 anzukündigen. Radio Darmstadt ist eben ein Sender, der den notwendigen Durchblick vermittelt.
Sonntag auf Montag, 2./3. September 2007
Aufgetaucht und nicht geweckt
Zwar nicht im Programmflyer vorgesehen, aber dennoch auf Sendung: DJ Taucher mit seiner adulten Musik. Da der Radiowecker am Montagmorgen zum 44. Mal in diesem Jahr ausfällt, wird die Musik für erwachsene Technofreaks bis um 7.20 Uhr verlängert. Ob da nicht doch ein Radiowecker angemessener gewesen wäre? Sei's drum. So wird tagsüber – wenn auch zeitverschoben – das angekündigte Programm gesendet, aber wenigstens besucht uns heute nicht der einen obskuren Technosound produzierende Hänger des Sendecomputers. Man und frau muß das zu würdigen wissen.
Dienstag, 4. September 2007
Alternativer Lizenzantrag
Die Sendelizenz für den Trägerverein von Radio Darmstadt ist am 31. Dezember 2006 ausgelaufen. Seither duldet die LPR Hessen auf Geheiß der Hessischen Staatskanzlei alle sieben hessische nichtkommerzielle Lokalradios. Nach Inkrafttreten des novellierten Hessischen Privatrundfunkgesetzes [pdf] können die Sendelizenzen verlängert oder neu ausgeschrieben werden. Angesichts der in dieser Dokumentation aufgeführten Zulassungsmängel des Darmstädter Lokalradios stellt der im März 2007 gegründete Verein Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt einen Antrag auf Zuerteilung der in der Frequenzsatzung [pdf] vorgesehenen Sendefrequenz (also der 103,4 MHz) für das Stadtgebiet Darmstadt.
Mittwoch, 5. September 2007
Radiowecker II: Die Wikipedia
Um 6.10 Uhr gibt uns Silke W. einen Überblick auf die heutigen Namenstage: Roswitha, Albert, Bertin, Gerald, Maria Theresia, Hermine, David und Laurenz. In dieser einmalig speziellen Zusammenstellung findet sie sich tatsächlich auf der Tagesseite zum 5. September in der Wikipedia. Daß es auch andere Namenstagslisten gibt und daß es innerhalb wie außerhalb der verschiedenen Konfessionen sehr unterschiedliche Ansichten über die jeweilig gültigen Namenstage gibt, verrät uns die ausgezeichnete Ableserecherche nicht. In seinem nachfolgenden Beitrag über Werner Herzog kann sich Peter Fritscher wohl einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: „weil Wikipedia ist eine der unzuverlässigsten Quellen“. Vielleicht sollte er dieses Wissen dem Kultur– und Unterhaltungsredakteur Michael S. mitteilen, der in seinen Musiksendungen so gerne aus der Wikipedia vorträgt.
Kurz darauf erscheint das Programmelement Verkehrsnachrichten. Vor einigen Jahren gab es noch einen Konsens in der Unterhaltungsredaktion über das Sendegebiet und die Sinnhaftigkeit des Verkehrsmeldungsgebietes. Doch bei einem Vorstand, der jedes Rad neu erfindet, verschwindet auch dieses Wissen. Folglich meldet uns Peter Fritscher die Sperrung einer Anschlußstelle auf der Autobahn von Würzburg nach Frankfurt, die man oder frau aus Darmstadt nur auf Umwegen erreichen kann. Alsdann folgt die Anschlußstelle Fernwald bei Gießen. Silke W. bedankt sich folgerichtig bei ihm „für den Verkehr“, denn: „es war mal wieder sehr gute Sache“. Sinnloses Geplapper mit fehlenden Artikeln gehört zu dieser Morningshow als Markenzeichen dazu.
Mittwoch, 5. September 2007
Radiowecker IV: Nutzlos und neu aufgesetzt
Woher Silke W. heute ihre Sammlung des Wissens, das die Welt nicht braucht, entnommen hat, ist nicht eindeutig zu klären. Fakt ist, daß sich alle Weisheiten von Silkes kleiner Welt im Internet finden lassen. Zum Beispiel ihre erste Weisheit, wonach Frauen fast doppelt so viel blinzeln wie Männer, findet sich auf derselben Weisheitsseite wie die Toilette, die erstmals in Hitchcocks Psycho gespült worden ist. Nun kann frau das auch Recherche nennen, so lange in den nutzlosen Seiten des Webs herumzusurfen, bis sie dreimal dieselben voneinander abgeschriebenen Nutzlosigkeiten findet und deshalb glaubt, ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht genüge getan zu haben. Ich sehe das anders. Umso mehr verwundert es mich, daß sie auch Artikel für die Presse im Rhein-Main-Gebiet schreibt.
Aber es werden auch ernsthaftere Themen angerissen: Silke W. bespricht ein Buch, Koray E. gibt etwas wieder, was sich wie eine Zusammenfassung eines des Darmstädter Echo zum Rauchverbot [2a] anhört, und Susanne Schuckmann interviewt die Darmstädter Frauenbeauftragten Sabine Eller über die Ausstellung Der Frauenzoo der Werbung, die schon im gestrigen Radiowecker thematisiert und durch O–Töne der Eröffnung angereichert worden war. Mehr oder weniger aktuelle Sportnachrichten von Koray E. beenden diesen ernsthafteren Teil der Sendung.
Sonntag, 9. September 2007
Löcher und Hunde
Am heutigen Sonntagnachmittag entspricht das gesendete Programm keineswegs den Vorgaben. Nach dem Ende von Hallo Darmstadt fallen wir um 15.01 Uhr in ein kleines und eigentlich zu vernachlässigendes 20–sekündiges Sendeloch, das von einem Musiktitel abgelöst wird. Am Ende dieses Titels fallen wir wieder ins Loch, bevor nach einer Minute Stille die Sendeloch-Erkennung beliebige Mainstream-Musik einspielt. Im Programmflyer wird jedoch die Sendung Auslandsredaktion SPECIAL angekündigt. Vielleicht ist das Nichterscheinen der Redaktion das Spezielle daran. Die Musik dudelt also munter vor sich hin und wir fragen uns schon, weshalb dem Sender nichts Besseres einfällt, als den Äther mit dem zu beschallen, was wir ohnehin tagtäglich auf allen anderen Wellen um die Ohren gehauen bekommen, da passiert es: der diese Musik einspeisende Computer stellt jäh die Arbeit ein. Es ist 16.23 Uhr, und wir empfangen erneut Stille, doch nicht sehr lange. Pünktlich wie ein Uhrwerk bemerkt der Sendeloch-Erkennungscomputer nach einer Minute, daß er gerade erst seinen Dienst eingestellt hat, und er startet erneut mit Dudelmusik. Dasselbe Spiel um 16.58 Uhr.
Für 17.00 Uhr wird das Raumfahrtjournal vom Freien Radio in Erfurt angekündigt, doch passend zum Status des Senders hören wir nun eine Wiederholung der Aprilausgabe von Auf den Hund gekommen. Wozu wir dann eigentlich einen Programmflyer benötigen, wenn der Sender nicht in der Lage ist, ein konsistentes und stimmiges Programm zu servieren, wollen wir einfach einmal offen lassen. Doch auch um 23.04 Uhr erklingen nach den Deutschlandfunk-Nachrichten nicht, wie im Programmflyer vorgesehen, die elektronischen Beats von DJ Taucher, sondern es beginnt die Wiederholung des Abendprogramms mit dem schon bekannten Hundemagazin.
Montag, 10. September 2007
Kinderfeindlich
Die Kinderredaktion löst sich auf. Eine Betreuerin und zwei der bisherigen drei Betreuer hören nach einer zuweilen nervenaufreibenden Auseinandersetzung mit dem Vorstand um die Fortführung des Projekts auf. Der vierte Betreuer hatte ein Hausverbot erhalten, denn er wollte nicht Mitglied des Trägervereins von Radio Darmstadt werden. Unter diesen Umständen sahen alle vier keine Möglichkeit, dieses 2005 von Simon Hülsbömer angestoßene und vom damaligen Vorstandsmitglied Niko Martin aktiv geförderte Projekt weiter fortzuführen. Allen an diesem medienpädagogisch wertvollen Projekt Beteiligten sei hiermit herzlich gedankt. Ab heute sieht die Zukunft der Medienarbeit mit Kindern bei Radio Darmstadt sehr düster aus. Zweieinhalb Jahre konnten bei uns Kinder für Kinder Programm gestalten, ohne den Vorgaben von Erwachsenen folgen zu müssen.
Das kinderfeindliche Klima war jedoch schon vorher zu spüren. Das Vorstandsmitglied Markus Lang opponierte schon im vergangenen Jahr ganz offen gegen die Kinderredaktion. Vor einigen Wochen legte eine Redakteurin der Redaktion Alltag und Geschichte eine vorproduzierte Sendung eines Redaktionskollegen ein. Diese Sendung war etwa 80 Minuten lang, die Sendezeit der Redaktion betrug jedoch zwei Stunden. Da die Redakteurin schnell wieder zu ihrem nur wenige Monate alten Kind nach Hause zurückwollte, verließ sie sich auf die Sendeloch-Erkennung und kündigte zu Beginn der Sendung vorsorglich die einminütige Stille an. Hierfür erhielt sie eine Abmahnung. Die Sendeloch-Erkennung dürfe nur in Notfällen aktiviert werden, so der Programmrat. Die Betreuung eines Kindes fällt im als kinderfeindlich bekannten Deutschland nicht unter die Kategorie Notfall, wohl hingegen, wenn Vorstandsfrau Susanne Schuckmann eine CD einlegt und den Sender verläßt. Zwei Minuten später trat das von ihr durch technische Inkompetenz verursachte Sendeloch ein. Dies war offensichtlich ein Notfall, denn Frau Schuckmann erhielt keine Abmahnung durch den Programmrat ausgesprochen.
Das Vorstandsteam um Susanne Schuckmann, Markus Lang, Benjamin Gürkan und Stefan Egerlandt hat es somit innerhalb nur eines Jahres geschafft, gleich vier Redaktionen zu zerschlagen: die Radiowecker-Redaktion im Herbst 2006, die Partyservice-Redaktion im Frühjahr 2007, im April 2007 löste sich die Frauenredaktion FriDa nicht zuletzt als Reaktion auf die Vorstandspolitik auf, und nun die Kinderredaktion. Derart destruktiv war bislang noch kein Vorstandsteam tätig gewesen. Mal sehen, wann sie sich an die fünfte heranwagen …
Dienstag, 11. September 2007
9/11
Der Moderator des offenen Sendeplatzes wird „heute am 9.11.“ weder einen Beitrag zu den Twin Towers noch einen zur Darmstädter Brandnacht verlesen, sondern die Augustausgabe von Restrisiko senden. Tja, wenn nine eleven einfach eingedeutscht wird, geraten auch die Tage und Monate durcheinander.
Mittwoch, 12. September 2007
Absage
Der heutige Radiowecker wird von Silke W. und Peter Fritscher bestritten. Neben Film–, Buch– und Fernsehtips erfahren wir auch etwas über das Energiesparen. In der Abmoderation wird das Tagesprogramm von Radio Darmstadt verlesen. Bei Silke und Peter beginnt es um 17.00 Uhr. Daß zwischendurch neun Stunden lang das Programm des gestrigen Nachmittags und Abends wiederholt wird, findet keine Erwähnung. Vielleicht ist es einfach so, daß Wiederholungen als minderwertig angesehen werden. Dabei ist festzuhalten: manche unserer Wiederholungen sind gehaltvoller als das sinnlose Geplapper, das zuweilen live zu hören ist.
Mittwoch, 12. September 2007
Anne Haigis und Hairspray
Es spricht nichts dagegen, wenn Moderatorin Antje in der schwul-lesbischen Sendung Andersrum ihre Vorliebe für die Musikerin Anne Haigis in aller epischen Breite auslebt. Weshalb hält sie sich dann jedoch brav an die Texte auf der Webseite der Künstlerin, anstatt ihre eigene Gedanken zu formulieren und ihre Vorliebe auch ihren Hörerinnen und Hörern nahezubringen? Das Ablesen aus dem Internet ersetzt die eigene Arbeit und belegt mangelnde journalistische Distanz. Um ins Internet zu schauen, benötigen wir kein Lokalradio, auch wenn die Sängerin in den kommenden Wochen mehrfach im Sendegebiet oder in dessen Nähe zu sehen und zu hören sein wird. Allerdings ist hier anzumerken, daß sich auch in anderen Medien Journalistinnen und Journalisten bei Konzertankündigungen der Pressekits der Veranstalter oder Agenturen bedienen. Es gibt jedoch keinen Grund, derart schlechten Gefälligkeitsjournalismus nachzuahmen, zumal für Antje womöglich nicht einmal eine Pressekarte herausspringt. Kleiner Tip: Radio Darmstadt hat einen Akkreditierungsbeauftragten (bzw.: 2007 gab es ihn noch).
Etwas anders ist das Strickmuster bei der Vorstellung des Remakes des Kinofilms Hairspray. Da John Travolta, Anhänger der als homophob angesehenen Scientology, mitspielt, kann es nicht die Promoseite von Warner Brothers sein, die abgelesen wird. Der hierzu von Antje vorgelesene Text findet sich an einigen Fundstellen, etwa hier, im Internet und verrät wiederum das Fehlen jeglicher journalistischer Distanz und eigener Recherche. Mag sein, daß dieser Film für Schwule und Lesben ein Muß darstellt; aber warum geht Antje dann nicht selbst in den Film und bespricht ihn anschließend, anstatt die Lobhudeleien anderer Medien wiederzugeben? Die Sendung würde glatt an Glaubwürdigkeit gewinnen.
Donnerstag, 13. September 2007
Evangelisierung
Missionar José Montas bestreitet in Wiederholung und Livesendung ein Drittel des heutigen Tagesprogramms: 00–01 * 04–06 * 08–09 * 12–15 * 19–20 Uhr. Nachdem im Frühjahr seine auf Deutsch vorgetragenen Inhalte sogar im normalerweise an Sendeinhalten uninteressierten Programmrat auf Kritik gestoßen waren, verlegt sich Montas mit seinem Team darauf, nur noch auf Spanisch zu predigen.
Im Radiowecker kommt Christian K. kaum noch zu Wort. Sein neuer Co–Moderator Bülent D. nimmt das Heft in die Hand und gibt, ab und zu von Musik unterbrochen, eine anderthalbstündige Presseschau zur gestrigen Regierungserklärung von Angela Merkel. Die Kalenderblätter fallen somit aus. Bemerkenswert ist der Patzer in der zweiten Sendestunde. Anstelle der um 7.30 Uhr einzuspielenden Nachrichten des Deutschlandfunks wird der gerade laufende Musiktitel zu Ende gespielt. Anschließend „nichtet das Nichts“, wie Christian K. zu bemerken pflegt, bevor die Sendeloch-Erkennung das Nichts bemerkt und wieder Musik zu Gehör bringt. Um 7.33 Uhr bemerken es auch unsere beiden Moderatoren und schalten zu den Nachrichten um.
Donnerstag, 13. September 2007
Verschuldete Lücke
Um 17.45 Uhr strahlt Radio Darmstadt wieder einmal ein einminütiges Sendeloch aus. Grund: die Kinderredaktion sendet nicht mehr in der Viertelstunde zwischen dem Nachrichtenteil der Hörzeitung und dem treffpunkt eine welt. Vorstandsmitglied Markus Lang, der auch Sprecher der Lokalredaktion VorOrt ist, hat offensichtlich seine Redaktion nicht davon in Kenntnis gesetzt, daß sich die Kinderredaktion hat auflösen müssen. Normalerweise hätte die Hörzeitung ab sofort wieder eine volle Stunde Programm abliefern müssen.
Freitag, 14. September 2007
Nicht geweckt, mal wieder still und original
Zwar gibt es heute wieder einmal keinen Radiowecker, aber immerhin wird ausnahmsweise die Wiederholung des gestrigen Abendprogramms um 8.00 Uhr sendeschemakonform neu gestartet. Das Programm plätschert dann vor sich hin, bis um 16.56 Uhr die griechische Musiksendung Radio Akroama abrupt durch ein Sendeloch gestoppt wird. Nach einer Minute meldet sich der Musikteppich des Sendecomputers, ehe um 17.00 Uhr Christian K. aus der gestrigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung berichtet und die zugehörigen O–Töne einspielt. Eine Stunde später gibt es endlich einmal wieder einen KultTourKalender mit Petra Schlesinger, dem Original.
Montag, 17. September 2007
Programm-Manipulation
Der heutige Montag ist ein Beispiel für die Tendenz dieses Senders, das Programmschema und das laut Programmflyer vorgesehene Programm willkürlich über den Haufen zu werfen. Hierzu trägt nicht nur bei, daß die Techno-Sendung mit DJ Taucher als open end vorgesehen ist, sondern auch, daß zusätzlich der Radiowecker zum wiederholten Male ausfällt. Allein dies würde allenfalls eine Verschiebung der zu wiederholenden Sendungen des Vorabends bewirken. Doch unsere DJs haben noch eine Überraschung in petto. Sie starten die nächtliche Wiederholung nicht über den Sendecomputer, sondern programmieren per Winamp direkt am Studiorechner ein ihnen genehmes Programm. Deswegen dürfen wir gegen halb eins am Mittag erstaunt zur Kenntnis nehmen, daß wir drei Stunden lang von Technoklängen beschallt werden. Vorausgesetzt, die Taucher-Sendung Adult Music hätte wie geplant bis 6.00 Uhr stattgefunden und ihr wäre ein Radiowecker gefolgt, dann hätten wir ein Programm gehabt, welches der linken Spalte der nachfolgenden Tabelle entspricht. Tatsächlich jedoch wurde ein Programm gesendet, welches der rechten Spalte der nachfolgenden Tabelle entspricht.
Das Programm wurde manipuliert, und das nicht zum ersten Mal. Das neben stehende Foto zeigt den Winamp-Player in Sendestudio 1 so, wie er am heutigen Nachmittag gegen 15.00 Uhr angetroffen wurde. Zu erkennen sind zwei einprogrammierte Stunden Mellomania, gefolgt von einer Stunde Svd Identity 807 und erst dann der kompletten Wiederholungs-Schiene. Auf genau diese Weise ist das Programm ab 12.25 Uhr zu hören gewesen.
Stunde | Soll | Ist |
23 | DLF-Nachrichten Adult Music | DLF-Nachrichten 23.04 RadaR Classix 23.26 Adult Music |
00 | Adult Music | Adult Music |
01 | Adult Music | Adult Music |
02 | Adult Music | Adult Music |
03 | Adult Music | Adult Music 03.26 Musikus (2. Stunde) [6] |
04 | Adult Music | Musikus (2. Stunde) Kammerflimmern |
05 | Adult Music | Kammerflimmern |
06 | Radiowecker | Kammerflimmern 06.26 Theaterklatsch |
07 | Radiowecker | Theaterklatsch 07.26 RadaR Sportplatz |
08 | Theaterklatsch | RadaR Sportplatz 08.26 Musikus |
09 | RadaR Sportplatz | Musikus |
10 | Musikus | Musikus 10.26 Kammerflimmern |
11 | Musikus | Kammerflimmern |
12 | Kammerflimmern | Kammerflimmern 12.25 Mellomania, Stunde 1 |
13 | Kammerflimmern | Mellomania, Stunde 1 13.26 Mellomania, Stunde 2 |
14 | Theaterklatsch | Mellomania, Stunde 2 14.26 SvD Identity 807 |
15 | RadaR Sportplatz | SvD Identity 807 15.29 Theaterklatsch |
16 | Bunter Montags Mix | Bunter Montags Mix |
Tabelle 1: Links sind die Vorgaben des Programmschemas zu sehen, rechts das manipulierte Programm.
Dienstag, 18. September 2007
Ein Moderator entdeckt die Wikipedia
Der Radiowecker mit Christian K. und Bülent D. bringt eine Neuerung. Christian K. probiert sich nicht mehr alleine nur an den Kalenderblättern der Deutschen Welle, nein, er kann sogar aus der Wikipedia vorlesen, wie gewohnt ohne Quellenangabe. Das heutige Geburtstagskind ist Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble [hier] und [hier]. Sein Kollege hält uns wieder einen längeren Vortrag, diesmal zu den Sicherheitswahnvorstellungen der Minister Schäuble und Jung.
Mittwoch, 19. September 2007
Automatisiertes Eigenleben
Während Kulturredakteur Frank S. im Begriff war, seinen Kollegen Rüdiger G. mit seinem verspäteten Nachruf auf den letztes Jahr am 30. August verstorbenen Nagib Mahfuz zu Gehör zu bringen, sprang plötzlich die Sendeloch-Erkennung an. Diese begleitete eine Viertelstunde lang das Programm von En Woog mit laut dröhnender Mainstreammusik. Frank S. im Studio bekam hiervon nichts mit, und ein Chef oder eine Chefin vom Dienst, die außerhalb des Sendestudios das Programm hätten abhören können, wurde im Februar 2007 abgeschafft. Warum sprang die Sendeloch-Erkennung an, obwohl es draußen an den Radiogeräten deutlich hörbar kein Sendeloch gab? Nun, aus Gründen, die noch herauszufinden wären, stand der Panoramaregler (siehe Foto) des verwendeten Mischpultzuges so verdreht, daß das Signal, welches das Mischpult verließ, sich für die Sendeloch-Erkennung wie ein Sendeloch anhörte. Hier rächt sich die von unserer Technikbastelcrew verwendete nicht durchdachte Sparlösung, die im März 2007 implementiert wurde: die Sendeloch-Erkennung fragt nur einen der beiden Stereokanäle ab; und wenn aus Panoramagründen eine Minute lang nichts auf dem einen, sehr wohl aber auf dem anderen Kanal anliegt, dann knallt dir die eingespielte Mucke das Hirn raus.
Mittwoch, 19. September 2007
Seltsamer Hinweis
Mit heutigem Datum schreibt die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft dem ehemaligen Vorstandsmitglied und ebenso ehemaligen Kaufmännischen Angestellten des Vereins als „gesetzlichen Vertreter der/des RadaR e. V.“. Es handelt sich um einen Hinweis zur fristgerechten Einreichung des Entgeltnachweises [pdf]. Im Schreiben heißt es hierzu weiter: „Sie haben den Entgeltnachweis des vergangenen Jahres nicht bzw. nicht fristgerecht eingereicht.“ Dies finde ich doch sehr verwunderlich. Denn erstens würde es mich schon interessieren, wie die VBG an meine Privatanschrift gelangt ist, und zweitens finde ich es spannend, daß der Trägerverein von Radio Darmstadt den Entgeltnachweis immerhin schon mit fünfmonatiger Verspätung eingereicht hat (woher ich das weiß? Recherche!). Wie auch immer: das organisatorische Chaos, das nach der ohne Grund ausgesprochenen Kündigung des Verfassers dieser Dokumentation ausgebrochen ist, geht zu Lasten der vier Vorstandsmitglieder, die systematisch meine Ausgrenzung betrieben haben. Nun geht es hier im konkreten Fall um einen recht unscheinbaren Betrag von rund 150 Euro. Bemerkenswert ist das jedoch schon, denn Vorstandsfrau Susanne Schuckmann hatte im Dezember 2006 mit knallharter Fristsetzung von ihrem damaligen Beschäftigten eine ausführliche Beschreibung seiner Tätigkeit abverlangt und auch erhalten. Es scheint so, als habe dieses Schreiben monatelang in der Privatwohnung dieser Vorstandsfrau herumgeschlummert, anstatt als Hilfe für die Bürotätigkeit der Minijob-Sekretärinnen des Vereins zu dienen.
Freitag, 21. September 2007
Der ganz normale Ausfall
Zum schon gar nicht mehr zählbaren wiederholten Male fällt der Radiowecker am Morgen aus. Hierdurch verschiebt sich das geplante Tagesprogramm um mehrere Stunden. Um 15.00 Uhr hören wir nicht etwa die griechische Musiksendung Radio Akroama, sondern eine vom stellvertretenden Sprecher der Auslandsredaktion gestaltete Folge von Jazz mit Ralf. Um 17.00 Uhr spielt Lokalredakteur Markus Lang in der Sendung Knackpunkt Podcasts aus seiner Heimatstadt Groß-Umstadt ein. Radio Darmstadt bemüht sich seit Jahren um eine Frequenz für den Landkreis Darmstadt-Dieburg und hofft derzeit darauf, daß die Landesmedienanstalt ihr eine derartige Frequenz in absehbarer Zukunft verschafft. Innerhalb einiger Eingeweihter wird ganz offen über die 97,0 MHz geredet und auch darüber, wie man der LPR Hessen ein Studio im Landkreis Darmstadt-Dieburg vorzugaukeln gedenkt. Wo diese rare Frequenz herkommen soll, ist eine spannende Frage. Hierzu müßte eigentlich die Frequenzsatzung der LPR Hessen geändert werden.
Freitag, 21. September 2007
Gähnende Leere
An Radio Darmstadt geht die Lange Nacht der Musen vorbei. Wo noch 2004 etwa 400, im Jahr 2005 selbst bei unangenehm regnerischem Wetter über 200 Besucherinnen und Besucher sich gerne die Sendestudios zeigen lassen wollten und dabei auch eine spannende Ausstellung zur Rundfunkgeschichte gezeigt bekamen (siehe neben stehendes Foto), herrscht am heutigen Abend die Tristesse vor. Als ich gegen Viertel nach neun das Sendehaus betrete, treffe ich dort gerade einmal eine Gästin und einen Gast an, die sich von Christian F. das gähnend leere Sendehaus zeigen lassen. Kulturredakteur Wolfgang R. saß beschäftigungslos am Empfang und sein Redaktionskollege Michael S. mühte sich mangels mannigfaltiger Livereportagen von den Musenorten durch das Programmheft, indem er die anderen interessanten Events der Musennacht vorstellte. Ansonsten: ganz tote Hose. So weit ist Radio Darmstadt inzwischen heruntergewirtschaftet worden, daß es keine und niemanden mehr interessiert. Nur zum Vergleich: 2004 und 2005 fanden zeitweise drei bis vier Führungen gleichzeitig mit jeweils acht bis zwölf Personen statt! Ein Lob an die letzten drei Vereinsmitglieder, die RadaR noch nach außen vertreten, und Schande über den nicht anwesenden Vorstand!
Freitag auf Samstag, 21./22. September 2007
Volles Leben bei Radio X
Während bei Radio Darmstadt die Tristesse vorherrscht, feiert am selben Abend Radio X in Frankfurt aus vollen Zügen sein zehnjähriges Sendejubiläum. Weit mehr als 600 Gästinnen und Gäste reden, tanzen und feiern auf mindestens vier Ebenen. Was für ein Unterschied! Herzlichen Glückwunsch, Radio X!
Samstag, 22. September 2007
Weltkindertag ohne Kinder
Nachdem sich die Kinderredaktion vor zwei Wochen mangels Unterstützung aus Vorstand und Verein und angesichts eines Hausverbots für einen der Betreuer hatte auflösen müssen, findet zum Weltkindertag am Vormittag ein sogenanntes Rundgespräch zum Nichtrauchen und Kinderschutz in den Räumen des Senders statt. In seiner Ankündigung verweist der Redakteur von treffpunkt eine welt Heinrich R. auf hochkarätige Gästinnen und Gäste: Staatssekretär Andreas Storm (ist verhindert), Stadtrat Klaus Feuchtinger, Kinder– und Jugendarzt Dr. Markus Landzettel, Dr. Hoffmann vom Gesundheitsamt, Willi Kiefer vom städtischen Eigenbetrieb EAD, Dr. Markus Hoschek als SPD-Stadverordneter, Theo Ludwig als FDP-Stadtverordneter, sowie Dr. Inge Landzettel als Stadtverordnete für Bündnis 90/Die Grünen. Als Veranstalterinnen werden genannt: Lucrecia Edinger-Herraiz, Initiatorin der Kampagne, Ulrike Bonitz-Reus, Vorsitzende des Kinderschutzbundes, Dr. Inge Landzettel, Ärztin, sowie als Gesprächsleiterin Ruth Ruhemann von der Splittergruppe RESULTSgermany [9]. Wer von diesen Personen wirklich erschienen ist, werden wir vielleicht aus dem Darmstädter Echo erfahren. Nun ist es sicherlich sinnvoll, wenn Kinder lernen, nicht zu rauchen. Thematisiert Heinrich R. beim Rundgespräch auch das kinderfeindliche Ambiente bei Radio Darmstadt? [10]
Sonntag, 23. September 2007
Was man und frau bei Radio Darmstadt so alles lernen kann
Vorstandsmitglied Peter Fritscher und YoungPOWER-Redakteur Christoph A. leiten das dreitägige Aus– und Weiterbildungsseminar an diesem Wochenende. Fünf Männer und drei Frauen erhalten ihre Grundlagenausbildung. Zum Abschluß dieser Ausbildung müssen sie in einer Livesendung das Gelernte umsetzen. Hierbei ist nicht nur die Beherrschung der Studiotechnik, sondern auch moderatives Können, Recherche und der kluge Aufbau des eigenen Beitrags gefragt. Anhand der Performance dieser zweistündigen Sendung lassen sich Rückschlüsse auf die Fähigkeiten der beiden Teamer ziehen.
Das Grummeln beim Zuhören beginnt schon mit dem ersten Beitrag. Die Suchmaschine ist schon scharf geschaltet und erwischt den Moderator beim Ablesen eines Textes über die Geschichte des Griesheimer Zwiebelmarktes. Auch beim zweiten Beitrag über das Felsenmeer oberhalb von Reichenbach im Odenwald lassen sich einzelne Sprachbausteine wiederfinden. Nach weiteren zwei ohne Zuhilfenahme des Internets verfaßten Beiträgen ertönt doch tatsächlich der Promotrailer [mp3] mit der seit einem Jahr abgeschalteten Kabelfrequenz für Groß-Gerau! Kurz darauf wird uns ein weiterer Beitrag aus dem Internet vorgelesen, der fast schon einen Hauch von Werbung für das Biken mit der Harley in Thailand versprüht. Spätestens hier ist zu fragen, ob die Ausbildungseinheit Presserecht wieder einmal unterschlagen wurde.
Mittwoch, 26. September 2007
Ein Sendeloch, das es nicht geben dürfte
Nach Ende der letzten Dienstagssendung, dem Gipfelstürmer, stürmt das Programm von Radio Darmstadt ins Nichts. Drei Stunden lang, von 0.01 bis 3.03 Uhr, gönnt sich der Sender eine Pause und seinem Auditorium ein Sendeloch. Dann springt die Sendeloch-Erkennung ein, die bis 5.25 Uhr automatisiert Mainstream-Musik abdudelt, bevor seltsamerweise in die letzte Stunde der eigentlich seit Mitternacht zu sendenden Wiederholung eingeblendet wird.
Um 20.00 Uhr sendet die Kulturredaktion keinen Art Underground, statt dessen legt Ralf D. eine jazzige Austauschsendung von Radio Unerhört Marburg ein.
Donnerstag, 27. September 2007
Ein Ex–Vorstand erklärt seinen Austritt
Das ehemalige Vorstandsmitglied Walter Kuhl erklärt nach zehnjähriger Vereinsmitgliedschaft seinen Austritt aus dem Trägerverein von Radio Darmstadt. Die ausführliche Begründung für den Austritt umfaßt Demokratiemängel, geduldete Verstöße gegen das Presserecht und das Werbeverbot, ein haarsträubendes journalistisches Selbstverständnis und eine zunehmende Kommerzialisierung des Senders, verbunden hin zur Entwicklung zu einem Musiksender. In der hier vorliegenden Dokumentation werden diese Vorwürfe sachlich untermauert.
Freitag, 28. September 2007
Hörzeitung aufgehängt
Der 43. Hänger des Sendecomputers seit dem 26. Februar 2007 erwischt die Wiederholung des Nachrichtenteils der Hörzeitung pünktlich um 12.26 Uhr. Vierunddreißig Minuten lang hören wir die stottrigen Technobeats, ehe das Wiederholungsprogramm neu gestartet wird.
Freitag, 28. September 2007
Entfallen
Im Anschluß an seine verkehrspolitische Sendung erklärt um 18.00 Uhr der zuständige Redakteur lapidar: Der KultTourKalender „entfällt aus persönlichen Gründen“. So genießen wir eine weitere Stunde JazzZeit aus Marburg. Dann wird jedoch mittendrin im Jazz sieben Minuten lang Rüdiger G. mit einer Film– und einer Theaterempfehlung eingeblendet.
Fünf Stunden später vermeldet Ralph K. ganz banale Mikrofonprobleme: „Funktioniert das? Auch nicht.“
Samstag, 29. September 2007
Wiederholungsfalle
Seit Anfang des Monats ist die russische Sendung Prima samstags von 9.00 bis 11.00 Uhr zu hören. Anschließend sieht das Programmschema vor, die Wiederholung neu zu starten. Doch anstelle der Wiederholung der gestrigen Sendung zu Verkehrspolitk werden Silke und Koray mit ihren mäßig unterhaltsamen Banalitäten eingespielt. Der Grund: der Sendecomputer wird nicht neu gestartet, sondern nur der zugehörige Regler wieder hochgezogen. Allerdings ist es ohnehin egal, was der Programmflyer vorsieht, denn im Oktober wird es keinen geben.
Sonntag, 30. September 2007
Playlist: Keine Informationen verfügbar
Seit etwa Mitte März können Hörerinnen und Hörer, sofern sie das Feature auf der Webseite des Senders überhaupt finden, einzelne gehörte Songs gezielt nachschlagen. Radio Darmstadt stellt hierfür mittels einer Playlist [11] eine Auflistung gespielter Songs zur Verfügung. Zwei grundsätzliche Probleme begleiten dieses innovative Feature: erstens wurde es nur für das Liveprogramm programmiert, obwohl durch einen ausgeklügelten Algorithmus auch das Wiederholungsprogramm abgefragt werden könnte. Allerdings kann auch der klügste Algorithmus nicht raten, wann der Radiowecker ausfällt oder der Sendecomputer ins Stottern gerät. Und zweitens: die meisten Sendenden geben keinen Song für diese Playlist ein. Deshalb sind von Januar (Testphase) bis September von gerade einmal 54 Sendungen Titel eingegeben worden. Im selben Zeitraum gab es knapp 2.000 Livesendungen. Der Anteil beträgt folglich 2 bis 3 Prozent. Im September wurde nicht ein einziger Titel eingegeben. Das Spielzeug scheint selbst seinen Erfindern lästig geworden zu sein.
Sendung | Jan | Feb | Mrz | Apr | Mai | Juni | Juli | Aug | Sep | Summe |
Bigos | 0 | 0 | 0 | 2 | 3 | 0 | 0 | 0 | 0 | 5 |
BOROs RockShow | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 2 |
DJ Zone | 1 | 1 | 1 | 3 | 1 | 1 | 0 | 0 | 0 | 8 |
Hallo Darmstadt | 0 | 0 | 0 | 2 | 2 | 2 | 2 | 1 | 0 | 9 |
Hörzeitung (Kultur) | 0 | 0 | 0 | 1 | 2 | 2 | 1 | 0 | 0 | 6 |
Impuls für X | 0 | 0 | 0 | 1 | 4 | 2 | 0 | 0 | 0 | 7 |
Late Talk | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 | 2 |
Let's Fezz 2 Night | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 |
Musikus | 0 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | 0 | 3 |
RadioShow | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 0 | 3 |
Young POWER | 0 | 0 | 0 | 2 | 2 | 1 | 2 | 0 | 0 | 7 |
64283 Electronic Beats | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 1 |
Summe | 1 | 1 | 3 | 13 | 15 | 9 | 7 | 5 | 0 | 54 |
Alle Sendungen | 220 | 200 | 220 | 215 | 220 | 215 | 220 | 220 | 215 | 1945 |
Tabelle 2: Derselbe Redakteur hat die Daten für Hallo Darmstadt und Musikus eingegeben. Die Gesamtstundenzahl geht von einem Durchschnitt von 50 Livesendungen pro Woche aus.
Sonntag, 30. September 2007
Kein Flyer
Andy U. verkündet gegen Ende seiner Unterhaltungssendung eine bittere Wahrheit des Senders. Es werde für den Oktober keinen Programmflyer geben, denn: „Wir haben keine Lust mehr, den zu machen.“ So weit, so wahr, aber …
Sonntag, 30. September 2007
Zum Monatsabschluß erst eine Lüge, dann ein Sendeloch
Andy U. und Thomas T. rätseln zu Ende ihrer angeblichen Best of-Sendung über die richtige Aussprache der nachfolgenden türkischen Sendung. Das kann nur schief gehen, weil der Programmflyer aufgrund fehlender ausgedruckter Çedillen nicht sehr hilfreich ist. Die Sendung heißt übrigens Seyhanla Şiir Akşamı und sollte um 21.00 Uhr beginnen. Thomas T. ist um das schlechte Image von Radio Darmstadt besorgt und lügt öffentlich über den Sender: Es folge jetzt eine Livesendung der Auslandsredaktion. Tatsächlich jedoch liegt laut späterer mündlicher Auskunft von Andy U. eine Arbeitsanweisung vor: Schalte den Studiorechner vor 21.00 Uhr an und lege eine CD in das Laufwerk. Dann starte um 21.00 Uhr die darauf befindliche MP3–Datei. Mit wenigen Minuten Verspätung wird auch so verfahren. Die Folge: ein Sendeloch um 23.02 Uhr. Der Grund: Die türkische Sendung ist die letzte Sendung im Programm vor Beginn der Wiederholung, die natürlich irgendwie gestartet werden muß. Deshalb nimmt um 23.02 Uhr ein Unheil seinen Lauf, das sich bis weit den morgigen Montag hinein erstrecken wird.
Selbstverständlich wird der Programmrat keine Abmahnung gegen die Verantwortliche der Sendung, Hacer Y., aussprechen wegen einer mißbräuchlichen Nutzung der Sendeloch-Erkennung. Denn das Nichterscheinen zur Sendung ist gewiß ein Notfall. Wäre Hacer jedoch Mitglied der Redaktion Alltag und Geschichte, dann würde sich garantiert ein Mitglied des Programmrats finden, das eine Abmahnung der Redaktion beantragt.
»» [1] Um möglichen Mißverständnissen vorzubeugen: der Begriff des Stotterns ist nicht diskriminierend gemeint. Er beschreibt jedoch exakt das Hörerlebnis, wenn sich der Sendecomputer aufhängt. Es wäre hingegen nichts dagegen einzuwenden, wenn Menschen mit Sprachschwierigkeiten ein nichtkommerzielles Lokalradio dazu nutzen, sich zu artikulieren.
»» [2] Christian Anders ist gewiß kein Sänger, der in einem laut Satzung des Trägervereins angeblich emanzipatorisch orientierten Lokalradio zu hören sein sollte. Siehe den Eintrag in der Enzyklopädie des gesammelten manchmal nur Halbwissens. Ein Blick auf die Webseite von Christian Anders verrät, daß sich hier ein ziemlich kruder Esoteriker austobt. Günter Mergel, übernehmen Sie! [Das ehemalige Vorstandsmitglied des Trägervereins von Radio Darmstadt Günter Mergel wünschte sich einmal, zum Sektenbeauftragten des Vereins ernannt zu werden.]
»» [2a] Der Artikel war im August 2009 nicht mehr online aufzurufen. Die alte Fundstelle lautete: http://www.echo-online.de/suedhessen/template_detail.php3?id=507133.
»» [3] Quelle: 6.9.1953: Adenauers Politik bestätigt.
»» [4] Die Schreibweise des Originals wurde beibehalten.
»» [4a] Der Artikel war im August 2009 nicht mehr online aufzurufen. Die alte Fundstelle lautete: http://www.echo-online.de/suedhessen/template_detail.php3?id=509490.
»» [5] Siehe Anmerkung 1.
»» [5a] Der Artikel war im August 2009 nicht mehr online aufzurufen. Die alte Fundstelle lautete: http://www.radiobremen.de/bremenvier/musik/halloffame/santana.php.
»» [6] Weshalb in die Wiederholung mit der 2. Stunde von Musikus eingestiegen worden ist, wissen wohl nur die Manipulateure.
»» [7] Die Schreibweise des Originals wurde beibehalten.
»» [8] Der Artikel war im August 2009 nicht mehr online aufzurufen. Die alte Fundstelle lautete: http://www.darmstadtnews.de/index.php?shownews=10226.
»» [9] Fundierte Aussagen zum Verein Results e.V. lassen sich kaum herbeischaffen. Auf der eigenen Webseite werden die Hintergrundinformationen „gerade überarbeitet“. Dies scheint ein langwieriger Prozeß zu sein. Ingo Heinemann benennt den Gründer von Results in den USA, Sam Daley-Harris, als Mitarbeiter im Hunger Project und bei EST. EST steht für Erhard Seminar Training. Werner Erhard war Gründer zahlreicher Psychomarkt-Anbieter.
»» [10] Der Artikel war im August 2009 nicht mehr online aufzurufen. Die alte Fundstelle lautete: http://www.echo-online.de/suedhessen/template_detail.php3?id=514942
.
»» [11] Dieses vollkommen nutzlose und daher von den Sendenden bei Radio Darmstadt wie vom anvisierten Hörerinnen- und Hörerkreis weitgehend ignorierte Feature wurde bei der Errichtung der im Sommer 2009 vorhandenen Webseite vorsichtshalber entsorgt.
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Die externen Links wurden im August 2009 überprüft und gegebenenfalls angepaßt. Leider meinen manche Webseitenbetreiber, sie müßten in kurzen Intervallen ihre Webseiten „relaunchen“, wie das auf Neudeutsch heißt. Dabei gehen nicht nur Links, sondern auch viele interessante Inhalte verloren. Radio Darmstadt ist hierbei keine Ausnahme. Anders verfuhr beispielsweise der BUND Darmstadt, als er 2009 seine Inhalte in das neugestaltete Webangebot der Gesamtorganisation integrierte. Alte Artikel und Inhalte wurden auf die neugestalteten CMS-Seiten umgeleitet und sind somit weiterhin aufzurufen. Sehr lobenswert und zur Nachahmung empfohlen!