Zum Sinn und Zweck dieser Dokumentation.
Während die Programmausfälle weitergehen, gewichtet der Programmrat die Sendungen neu. Seit zwölf Jahren etablierte Sendungen werden mit einem knappen Beschluß beseitigt; die Orientierung auf massenkompatible Mainstream-Musikberieselung geht weiter. Vor drei Jahren wurden mehrere ehemalige Vorstandsmitglieder ausgegrenzt, angeblich, um ein Wohlfühlklima zu erzeugen. Tatsächlich bleibt eine kleine Clique unter sich, die einen kalten Wind verströmt.
Die Anspielungen dieser Zusammenfassung werden im Text erklärt.
Am 1. August fährt Unterhaltungsredakteur Thomas T. eine ganz spezielle Sondersendung. Er feiert „150 Monate Radio Darmstadt“. Nun ist das mit Jubiläen so eine Sache. Manche Dörfer feiern den 225. Geburtstag, manche Stäcte orientieren sich an ähnlich krummen Jahreszahlen. Hauptsache, es gibt einen Grund zum Feiern, zum Geldausgeben oder zur Wichtigtuerei. Insofern darf Thomas T. ruhig dem zwölfeinhalbten Sendegeburtstag feiern. Ungeschickt ist es dann jedoch, das zahlreich zuhörende Publikum dazu aufzufordern mitzuteilen, „was Ihnen Radar bedeutet“. Im Programmflyer stand hierzu zu lesen:
„Es kann jede(r) Mitarbeiter/in und jede(r) Hörer/in im Studio anrufen und live on Air sagen, was für sie oder ihn Radar bedeutet. Oder Andekdoten zum Besten geben, die sich mit oder durch Radio Darmstadt ergeben haben.“
Am Ende der Sendung waren wir auch nicht schlauer, außer vielleicht in dem Sinne, daß diese Sendung diesbezüglich ein absoluter Flop gewesen ist. Keine Anekdoten, keine Glückwünsche, kein Nichts. Ob in Darmstadt an diesem Samstagmorgen überhaupt eine oder jemand den Radiowecker eingeschaltet hat? Und ist dies der Grund dafür, daß ab September auch samstags der Radiowecker (mit Ausnahme des 4. Samstags eines Monats) eingestellt worden ist?
Thomas T. scheint ohnehin lieber Musik zu spielen und deshalb vertritt er am Abend des ersten Augusttages seinen abwesenden Kollegen Joachim S. in der Sendung Clubbers Paradise. Die Sendung wird durch ein kurzes Sendeloch beendet, bevor die Chartmusik der Sendeloch-Erkennung „Hallo“ sagt. Kurz darauf melden sich die Jungs von Combat Radio und erzählen uns, daß sie eingesprungen sind und deshalb kein besonderes Konzept vorbereitet hätten. Daher hätten sie einfach Musik rausgesucht. Wow! Ist ja mal was ganz Neues bei Darmstadts Musiksender. (Vielleicht handelte es sich bei dieser Sendung auch nur um eine Konserve.)
Anstelle der sonntäglichen Sportsendung hören wir am 2. August den stellvertretenden Redaktionssprecher der Sportredaktion sagen:
„In Abänderung des im Flyer abgedruckten Programms wird heute noch einmal auf vielfachen Wunsch eine Wiederholung der beliebten Hundesportsendung ‚Auf den Hund gekommen‘ […]“
Ein gewisses Erstaunen macht sich breit, wenn die angeblich so beliebte Konserve sich als die Aprilsendung 2008 herausstellt, die schon seit einiger Zeit immer dann als Notprogramm herhalten muß, wenn Not an qualifizierten Sendungen herrscht. Die Wahrheit offenbart sich durch einen Blick auf den Programmflyer. Dort ist nämlich als ganz besonderer „Hörtipp“ der Woche nicht etwa das Hundemagazin angekündigt, sondern eine informative Sendung zum Thema Tennis. Diese ist offensichtlich nicht zustande gekommen. Anstatt nun einfach zu sagen, liebe Leute, tut uns leid, aber wir sind eine ganz kleine Redaktion und haben das nicht gebacken bekommen, wird ein nicht vorhandener Hörerinnen- und Hörerwunsch vorgeschoben. Meine Nachfrage bei Bernd S., ob er sich für diese Lüge nicht schäme, blieb unbeantwortet, soll jedoch bei der Sportredaktion dazu geführt haben, sich Gedanken über das Vorproduzieren einer Notsendung zu machen.
»» Siehe hierzu auch meine Dokumentationsseite Auf den Hund gekommen.
Am 3. August scheint mit Beginn des Liveprogramms um 16.00 Uhr die Technik dem Unterhaltungsredakteur so manchen Streich zu spielen. Jedenfalls hört sich das so an und er sagt es uns auch so. Eine Stunde später hätten wir die antifaschistische Sendung „Gegen das Vergessen“ hören sollen, die auch als vorproduzierte CD im Sendehaus vorlag. Da am folgenden Dienstag der Unterhaltungsredakteur Christian K. diese CD nicht nur gefunden, sondern auch an passender Stelle als Wiederholung eingelegt hat, ist zu vermuten, daß sie auch am Montagnachmittag im Sendestudio lag. Nur hat eben das informierte Büro dem Redakteur zwei Räume weiter nicht mitgeteilt, daß hier eine CD einzulegen sei. An derartigen Kommunikationsdefiziten muß der Große Kommunikator des Senders, auch als technikverliebtes Vorstandsmitglied Benjamin Gürkan bekannt, offensichtlich noch ein wenig arbeiten.
Kein Kommunikationsproblem, eher ein Füllproblem stellen die folgenden drei Stunden dar. In der Sendung Retro um 18.00 Uhr hören wir eine plätschernde Konserve der Sendung „Mezzoforte“ über Emerson, Lake und Palmer. Es folgt eine Stunde Stormy Monday, ehe derselbe Redakteur beschließt, seine zweite Sendestunde zwar nicht mit Retro, aber mit einer weiteren Konserve, diesmal zum Thema Summertime, zuerst gesendet am 11. August 2008, zu begehen.
Eher ein Randphänomen der Kommunikation ist es, wenn am folgenden Dienstagmorgen Unterhaltungsredakteur Christian K. im Radiowecker um 7.53 Uhr die Zeit falsch ansagt: „6 Uhr 53.“ Da können wir uns ja noch einmal im Bett herumwälzen und eine Stunde länger schlafen. Oder hat wieder einmal keine und niemand zugehört? [1]
Die Studierendenredaktion Audiomax wähnt sich im Sommerurlaub und offensichtlich alle Studierenden der drei Darmstädter Hochschulen auch. Immerhin löblich ist es, daß nicht auch sie ihr Programm mit beliebiger Musik füllen, sondern mit schon einmal gesendeten Interviews aus der Vergangenheit.
Wenige Minuten vor Beginn der Vorstandssitzung am 4. August erreicht den Verein die Mitteilung, daß die Vorstandsfrau Petra Schlesinger von ihrem Amt zurückgetreten sei. Gründe nennt sie keine, und das ist doch arg seltsam. Üblicherweise werden beim Trägerverein von Radio Darmstadt auch die Vorstandsmitglieder bis zur nächsten Mitgliederversammlung mitgeschleppt, die sich in die innere Emigration verabschiedet haben. Wenn hier weder berufliche noch gesundheitliche Gründe genannt werden, dann muß etwas vorgefallen sein, was Petra Schlesinger dazu veranlaßt hat, sich wenige Minuten vor Sitzungsbeginn vom Amt zu verabschieden. Nun ist das alles Spekulation und vielleicht hat sie gute Gründe gehabt, den eingeschlagenen Vorstandskurs nicht weiter mittragen zu wollen. Erstaunlich hingegen ist eine Änderung an einer ganz anderen Stelle. Bis zum Juli fungierte in der Regel der Musikredakteur Björn B. als Techniker ihres KultTourKalenders. Seit August ist es hingegen in der Regel Ralf D., den sie eigentlich nicht mag, und eben nicht mehr Björn B., obwohl sich dieser im Sendehaus aufzuhalten pflegt. Das wird sich sicherlich alles aufklären, aber vorerst müssen wir eine gewisse Dissonanz festhalten.
Am Mittwochmorgen des 5. August um 6.00 Uhr hätte sie Premiere haben sollen, die neue Sendereihe von Radio Darmstadt: Deine Wiederholung. Wenn ohnehin auf dem Sender das Konservenwesen blüht und gedeiht, so mag sich Redakteur Aurel J. gedacht haben, können wir aus der Not doch auch eine Tugend machen. Besonders gute Sendungen der Vorwoche sollen frühmorgens noch einmal die Chance erhalten, ein Auditorium zu finden.
Die Idee hatte einen ganz profanen Hintergrund. Vor einigen Monaten war noch fast täglich ein Radiowecker zu hören, nur am Mittwoch und am Sonntag nicht. Damit die Wiederholungen am Mittwochmorgen um 8.00 Uhr planmäßig neu gestartet werden können und sie an allen fünf Werktagen synchron ab 8.00 Uhr anläuft, sollte eine Dosis Extra-Wiederholung eingeschoben werden. Allein, es kam mal wieder anders, als es sich Aurel J. so schön ausgedacht hat. Der Redakteur des Montags- und Freitags-Radioweckers, Bülent D., konnte sein Morgenprogramm mit seinen anderen Verpflichtungen nicht in Einklang bringen und stieg aus. Nun schließt „Deine Wiederholung“ eine Lücke, die andernorts gleich doppelt neu aufgerissen ward.
Natürlich fand sich am ersten Sendetag der neuen Sendung noch kein brauchbarer Vorschlag. Neue Ideen benötigen Zeit, um sich zu etablieren, vor allem dann, wenn nicht rund um die Uhr ein hierauf hinweisender plärrender Werbetrailer das Hören verleidet. Deshalb fiel die erste Stunde der Spezialwiederholung auch gleich einmal aus, weil es wohl ohnehin egal war, was jetzt gesendet wird. In der zweiten Stunde von „Deine Wiederholung“ gab es einen Auzug aus der afghanischen Sendung „Hamawass“, gefolgt von einer Konserve, die nicht von Radio Darmstadt, sondern von Radio Corax stammte. Nicht einmal innerhalb des Sendehauses scheint das Sendekonzept dazu zu führen, einmal wirklich qualitative Sendungen vorzuschlagen. Ich wüßte da etwas: die laut erfundener Eigenwerbung „allseits beliebte“ und „immer wieder gerne gehörte“ Ausgabe April 2008 des Hundemagazins.
Auch am 12. August mangelt es dieser speziellen Wiederholung an geeigneten Vorschlägen, weshalb Aurel J. selbst in den senderinternen Dokumentationsdateien auf Spurensuche ging. Er spielte deshalb mit Recht im Alltag eine eher trockene Aufbereitung eines juristischen Themas ein, gefolgt von einer Musiksendung, obwohl er auf seinem eigenen „Offenen Haus“-Sendeplatz keine Musiksendungen wünscht. Seine Begründung: „Das hätte ich eigentlich so hier nicht erwartet.“ Das ist erstaunlich, denn diese Sendung gibt es schon seit Jahren bei Radio Darmstadt zu hören, was eigentlich nur besagt, daß Aurel J. das Programm seines eigenen Senders nicht kennt.
Chaos Radio der besonderen Art gelingt dem Team von C-Radar in der Nacht vom 6. auf den 7. August. Wohl unbeabsichtigt hören wir eine krude Mischung aus C-Radar-Musik, Sendelöchern und Dudelpop aus dem Sendeloch-Computer, bevor zur allgemeinen Überraschung um 2.00 Uhr morgens Deutschlandfunk-Nachrichten eingespielt werden. Die vertragliche Regelung zur Übernahme der Nachrichten sieht zu diesem Zeitpunkt keine Einspielung vor. Aber was soll's? Nachts hört der Justiziar des Deutschlandradios garantiert den Sender nicht ab. Ach ja, Inhalt gab es auch, zum Beispiel ein längeres Telefoninterview zu den Absonderlichkeiten der Vorratsdatenspeicherung.
Etwas anders chaotisch geht es am Freitag nachmittag (7. August) ab. Die vermutlich vorproduzierte Migrationssendung des t1w-Redakteurs Johannes B. wird dreimal angejingelt, bevor sie auf Sendung geht. Das scheint die Person verwirrt zu haben, die am Samstagvormittag nach der ausgefallenen Sendung „Lichtblick“ um 11.00 Uhr versucht, die Wiederholung des Vorabendprogramms neu zu starten. Das Herumgejingle hat diese Person wohl dazu verführt anzunehmen, daß hier Radiosalat droht, weshalb das „Band“ (welches in Wirklichkeit keines ist, sondern eine Audiosequenz von sechs Stunden Länge) um eine Stunde auf den KultTourKalender vorgespult wird. So landet das engagierte Eintreten für Migrantinnen und Migranten wieder einmal im Abseits.
Die Redaktion Blickpunkt Gesellschaft verkündet stolz, sie habe auf einem RadaR-Stand während der Eberstädter Kerb mindestens 60 bis 80 Flyer verteilt. Löblich, löblich. Ob man (und frau?) dabei auch die internen Probleme des Senders thematisiert hat, gar den Anteil, zu dem Mitglieder der Redaktion beigetragen haben, oder wurden sie vorsorglich unter den Teppeich bzw. den Eberstädter Straßenasphalt gekehrt?
Groß aufgemacht präsentierte sich die Spieleshow In-Game noch im Programmflyer für den Monat Juni. Vorgestellt wurden die „X-Weex“, eine auf mehrere Monate geplante Beschäftigung mit dem Computerspiel X. Stolz schrieben die Macher der Sendung:
„Vier Wochen zuvor hatte Radio Darmstadt bereits das Vergnügen, der erste Sender zu sein, dem Produzent Bernd ‚Gott‘ Lehahn ein Live-Interview gab, was gleich unseren Livestream sprengte.“
Was ja auch kein Wunder ist, wenn man zuvor in den einschlägigen Foren und Communities die große Werbetrommel rührt. Radio Darmstadt kann gleichzeitig 50 Streams anbieten, sprich: 50 Menschen können das Radioprogramm über das Internet anhören. Fünfzig ist nun wahrlich nicht viel, aber auch kommerzielle Sender streamen in ähnlichen Größenordnungen.
Zwei Monate später ist der ganze Hype vorbei. Offensichtlich haben die in den Foren geworbenen Hörerinnen und Hörer die Lust verloren, sich den Quatsch anzuhören, der in der Spieleshow angeboten wird. So hören am 8. August gerade einmal sieben Personen mit, wobei man und frau hier noch zwei Slots abziehen muß, denn es handelt sich um Streams aus dem Sendehaus. Zwei Wochen später befindet sich das Interesse auf einem fast schon absoluten Tiefpunkt. Die meiste Zeit hörte via Internet nur der sendereigene Abhörcomputer, also faktisch keine und niemand zu. Da stellt sich schon die Frage, ob auch an die lokale Community gedacht wird, denn Radio Darmstadt ist in erster Linie ein Lokalradio und kein Internetradio. Obwohl: der Sender könnte die Sendelizenz zurückgeben und sich statt dessen über ein passwortgeschütztes Internetradio verbreiten. Das hätte nicht nur den Vorteil, daß es in Darmstadt zukünftig wieder ein hörbares Programm geben kann, sondern für den Sender den Zusatznutzen, daß ich mir das Rumgedudel mangels Passwort nicht mehr anhören kann, um es auf dieser Webseite zu dokumentieren. Wäre doch etwas, oder? Denkt mal darüber nach.
So weit so mager. Es kommt noch magerer. Moderator Nils P. gibt einen Spielbericht über das zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienene Computer-Simulationsspiel „FIFA 10“, den er natürlich nicht selbst verfaßt, sondern dem Portal 4players.de entnommen hat. Oder in den Worten unserer Spieletester: „4players.de haben uns da wie bisher geholfen.“ [2] Ich bin mir nur nicht sicher, ob diese Hilfe bewußt erfolgt ist und ob der Autor des vorgelesenen Spieleberichts, Michael Krosta, von seinem Glück auch etwas weiß. Das gilt genauso für das Vorlesen des Spieleberichts von Benjamin Schmädig zum Kriegsspiel R.U.S.E. – Wie dem auch sei: eine Gameshow, die ihr unendliches Wissen aus dem Internet abliest, ist in meinen Augen flüssiger als flüssig.
Ähnlich flüssig sind die vom selben Moderator zu Beginn seiner Techno-Sendung DJ-Zone verlesenen Verkehrsnachrichten. Ok, er gibt sich nicht ganz so pompös wie sein zuweilen mitwirkender Redaktionskollege Björn W. und erfindet gleich eine ganze Verkehrszentrale für Radio Darmstadt. Was haben wir heute im Programm? Auf der A60 zwischen Bingen und Mainz gibt es eine Baustelle. Die liegt zum einen nicht im Sendegebiet und zum anderen in der falschen Fahrtrichtung, nämlich nach Darmstadt hin und besitzt demnach für zu diesem Zeitpunkt autofahrende Menschen in und um Darmstadt nicht die geringste Relevanz. Auch auf der A671 zwischen Mainz und Wiesbaden wird gebaut, doch was mag uns das Samstagnacht in Darmstadt sagen? Weiterhin seien zwischen Wiesbaden und Mainz (also in Gegenrichtung) Steinewerfer auf einer Brücke, man und frau möge bitte „vorsichtig fahren“.
Nun kann Nils P. wahrscheinlich für diesen Textbaustein nichts, den er so sinnlos abliest. Aber stellen wir uns das doch einmal ganz bildlich vor: Von einer Brücke werden Steine geworfen und wir sollen vorsichtig fahren. An welcher Brücke sollen wir statt auf die Straße nach oben schauen? Wenn dann ein Stein runterfällt, sollen wir dann den Slalomgang einlegen? Oder was soll ich mir darunter vorstellen? Solange dort mit Steinen geworfen wird, kann die einzig sinnvolle Maßgabe doch nur lauten: den Abschnitt meiden und auf Entwarnung warten. Aber im Nachtprogramm von Radio Darmstadt wird weniger nachgedacht als vielmehr eine Wichtigkeit vorgetäuscht, die bestenfalls als ausgefallene Moderationsübung durchgehen kann. Das übt fürs Leben: ohne mit der Wimper zu zucken, jeden noch so verdrehten Quatsch vorzutragen.
Ganz nebenbei bemerkt: Die nächtlichen Verkehrsmeldungen von Radio Darmstadt waren schon immer ein Ärgernis. Da wurden Staus an der deutsch-polnischen Grenze durchgegeben oder auf Strecken außerhalb des Sendegebiets, die nach Darmstadt hinführen. Aufgrund der extremen Sinnlosigkeit derartiger Meldungen in einem Lokalradio hat der Programmrat diese nächtlichen Meldungen, ich glaube es war 2001, untersagt. Die Unterhaltungsredaktion hat zudem klare Maßgaben ausgegeben, in welchem Umkreis rund um Darmstadt Verkehrsmeldungen als relevant anzusehen sind. Aber dies kümmert einen Nils P. nicht.
Zum Glück werden wir zukünftig wohl von derart aufgeblasesem Nichts verschont bleiben. Nachdem die „DJ-Zone“ in diesem Jahr häufig ausgefallen ist und der selbsternannte „Chefredakteur“ dieser Sendung nachts ohnehin mitten in den Techno-Beats zwei Stunden seiner wichtigen Internetvorlesungen aus „In-Game“ zu wiederholen pflegt, scheint die Unterhaltungsredaktion beschlossen zu haben, den nächtlichen Sendeplatz an den Programmrat zurückzugeben.
In der Spielesendung am 22. August wird das „Wettercenter von Radio Darmstadt“ eingeführt, aus dem anderweitig im Internet verfügbare Wetterdaten zum Besten gegeben werden. Dieses Fantasiegebilde hat ähnlichen Unterhaltungswert wie das „Teststudio in Griesheim“, aus dem angeblich „live“ gesendet wird.
In einem vor dem Amtsgericht Darmstadt am 28. Juli 2009 geschlossenen Vergleich verpflichtet sich der Trägerverein von Radio Darmstadt, dem von ihm im September 2006 mit einem Hausverbot belegten Norbert Büchner ab Mitte September wöchentlich einen zweistündigen Sendeplatz im wiederholten Programm, also zwischen 17.00 und 23.00 Uhr, zur Verfügung zu stellen. Dieser Sendeplatz soll regelmäßig auf demselben Werktag (Montag bis Freitag) liegen.
Zur Umsetzung dieses Vergleichs war der Programmrat aufgefordert, sich einen Sendeplatz auszugucken. Auf seiner Sitzung am 10. August erhielt er hierzu vom Vorstand eine Vorgabe, nämlich freitags von 19.00 bis 21.00 Uhr, mit der Begründung, um diese Zeit höre ja ohnehin keine und niemand das Programm. Dem widersprach einer der Sprecher der Unterhaltungsredaktion vehement, der hier Sendeplatz seiner Redaktion zu verteidigen suchte. Seiner Ansicht nach handele es sich um wichtige Sendungen, mit denen auf das Ausgehen am Wochenende vorbereitet werde. Tatsächlich sah das Sendeschema bis August 2009 freitagabends so aus:
Woche | Redaktion | Sendung 19–20 Uhr | Sendung 20–21 Uhr |
Woche 1 | Alltag und Geschichte | Evrenselin Sesi | Evrenselin Sesi |
Woche 2 | Unterhaltungsredaktion | Indianapolis | Area 64 |
Woche 3 | Alltag und Geschichte | Evrenselin Sesi | Evrenselin Sesi |
Woche 4 | Unterhaltungsredaktion | Silkes und Korays Welt | Silkes und Korays Welt |
evtl. Woche 5 | Unterhaltungsredaktion | Vinyl XL | Vinyl XL |
Die Liste der ausgefallenen Sendungen 2009 belegt, daß die Sendung „Indianapolis“ schon seit Monaten regelmäßig und „Silkes und Korays Welt“ relativ häufig ausgefallen waren. Einzig die Science-Fiction-Sendung „Area 64“ ist freitags seit Jahren regelmäßig und zuverlässig zu vernehmen; und die beiden Redakteure dieser Sendung wären durchaus bereit gewesen, ihre Sendung auf einen (vorhandenen !) freien Sendeplatz um eine Stunde zu verschieben. Der Vorhalt des Sprechers der Unterhaltungsredaktion war demzufolge recht substanzlos.
Bemerkenswert ist hingegen die absolute Selbstverständlichkeit, mit welcher über den sich im gleichen Zeitfenster befindlichen Sendeplatz der Redaktion Alltag und Geschichte kein Wort verloren wurde. Da Norbert Büchner früher Mitglied dieser Redaktion war, bedurfte es offensichtlich keiner weiteren Diskussion, um einfach Sendeplatz dieser Redaktion zu akquirieren. Der geschlossene Vergleich stellt jedoch ein Novum dar. Erstmals erhält ein Sendewilliger einen Sendeplatz ohne den in der Sendelizenz festgeschriebenen Zugang über eine Redaktion, sondern per privater vertraglicher Regelung.
Nach langer Debatte über das Für und Wider des Freitagssendeplatzes wurden drei Termine zur Abstimmung gestellt, wobei über die zwei weiteren kein Wort verloren wurde. Kein Zufall ist es, daß es sich bei allen drei Terminen um Sendeplätze handelt, die auch der Redaktion „Alltag und Geschichte“ zugesprochen sind. Die Abstimmung war kurz und vor allem geheim. Nur im Geheimen läßt sich nämlich unkontrolliert das eigene Ressentiment ausleben. Und so kam es, daß sich gerade einmal die Hälfte der Abstimmenden für den Sendeplatz am Montag von 17.00 bis 19.00 Uhr entschieden, während die andere Hälfte anders optierte. Die fehlende qualifizierte Mehrheit störte den Programmrat nicht weiter, weil hiermit ganz elegant das erreicht werden konnte, woran man und frau in mehreren Anläufen seit 2006 gescheitert war, nämlich Mitglieder der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt aus dem Sendegeschehen zu verbannen. Zur Erinnerung: im Januar 2007 sprach der Programmrat drei Sendeverbote aus, die den Verein fast die Sendelizenz gekostet hätten.
Nun waren von dieser Senderochade auch die antifaschistische Redaktion „Gegen das Vergessen“ und die Kulturredaktion betroffen, wie folgende Übersicht zeigt:
Woche | Redaktion | Sendung 17–18 Uhr | Redaktion | Sendung 18–19 Uhr |
Woche 1 | Gegen das Vergessen | Gegen das Vergessen | Kulturredaktion | Retro |
Woche 2 | Alltag und Geschichte | Kapital – Verbrechen | Kulturredaktion | Politische Kultur |
Woche 3 | Alltag und Geschichte | Hinter den Spiegeln | Kulturredaktion | Heinerkult |
Woche 4 | Alltag und Geschichte | Kapital – Verbrechen | Kulturredaktion | Äktschn! |
evtl. Woche 5 | Alltag und Geschichte | Magazin | Kulturredaktion | Open House |
Während die Redaktion „Gegen das Vergessen“ im Regen stehen gelassen wurde, fand sich für die Sendungen der Kulturredaktion alsbald ein warmes Plätzchen, und zwar ausgerechnet an einem der Freitags-Sendeplätze, die noch kurz zuvor als unverzichtbar verteidigt worden waren.
Nun hat diese Scharade eine Pointe. Am selben 10. August fand sich auf der Webseite des Senders unter der Überschrift „Radio Darmstadt legt Streit bei“ folgende Mitteilung:
„Mit der Annahme eines Vergleichs durch das Amtsgericht Darmstadt beendet Radio Darmstadt seine Streitigkeiten mit dem ehemaligen Vorstandsmitglied Norbert Büchner. ‚Der Klügere gibt nach‘, so kommentiert Vorstandsmitglied Markus Lang das Entgegenkommen von Radio Darmstadt. Der Vergleich sieht eine jeweils wöchentlich zweistündige Sendemöglichkeit des Klägers (Herr Norbert Büchner) vor, welcher allerdings dafür nicht die Senderäume von Radio Darmstadt betreten darf. Um dies zu ermöglichen wird ihm vom Verein RadaR e.V. leihweise ein Übertragungsgerät zur Verfügung gestellt.“ [3]
Dabei war es so: man und frau legt nicht selbst einen Streit bei, den man und frau im Spätsommer 2006 selbst mutwillig vom Zaum gebrochen hatte, sondern läßt ein Gericht sprechen. Wenn hierbei von Klugheit gesprochen wird, zeigt dies im Grunde nur die Arroganz, mit der dieser Streit geführt wird. Immerhin mußte der Verein erstmals zugestehen, daß es nicht ausreicht, eine Sende-CD einzureichen, sondern daß Livesendungen zu ermöglichen sind. Ohnehin war das Verfahren durch eine monatelange Verschleppungstaktik des Vereins geprägt, um den persönlichen Zugang eines Sendewilligen zu blockieren.
Die sogenannte Beilegung des Streites hingegen wurde gezielt so vorgenommen, daß neuer Streit vorprogrammiert war. Dies sahen offensichtlich auch mehrere Vorstandsmitglieder so, die dem Programmrat auf seiner nächsten Sitzung im September vorwarfen, nicht im Vereinsinteresse gehandelt, sondern ihren persönlichen Animositäten Ausdruck verliehen zu haben. Der Programmrat kuschte und wies Norbert Büchner ab Mitte Oktober dann doch den Freitags-Sendeplatz zu. Nun spiegeln sich die persönlichen Befindlichkeiten einzelner Programmratsmitglieder seit Jahren in den Beschlüssen dieses Gremiums wider, das längst abgehoben vom Sendebetrieb und dem Großteil der Sendenden eher persönliche Eitelkeiten pflegt. Etwas Nützliches hat dieses Gremium aus eigener Initiative jedenfalls in den vergangenen drei Jahren nicht beschlossen.
Der Sendeplatz des Offenen Hauses wird am Dienstagnachmittag des 11. August durch eine in Darmstadt produzierte Folge der in mehreren freien Radios monatlich ausgestrahlten Sendung Restrisiko ausgefüllt. In dieser atomkraftkritischen Sendung kommen Initiativen und Einzelpersonen zu Wort, die engagiert dem Atomkonsens entgegentreten. Die in Darmstadt ausgestrahlte Folge wird anschließend in leicht veränderter Form über das Audioportal des Bundesverbandes Freier Radios anderen Radioinitiativen und Radiosendern zur Verfügung gestellt. Die kleine Änderung war vermutlich dazu gedacht, den Darmstädter Lokalkolorit zu entfernen. Und sie führte zu einer unerwartet heftigen Reaktion.
Ein Karlsruher Redakteur, der der bundesweiten Restrisiko-Struktur angehört, befand einen Teil der Sendung für sexistisch und homophob, weshalb er ihn abänderte und neu hochlud. Zur Begründung schrieb er:
„Diese Sendung ist eine bearbeitete Version des am 14.08.2009 unter der Nummer 29422 eingestellten Beitrags.
Ich habe mich als Mitglied der Restrisiko-Redaktion eigenmächtig, ohne Absprache mit der Restredaktion und folglich ohne Mandat dazu entschlossen, eine bearbeitete Version der August-Sendung zu erstellen und bei freieradios.net einzustellen.
In meiner Bearbeitung wurden zwei Lieder ersetzt und ein Wortbeitrag weggelassen. In dem Wortbeitrag wird in journalistisch unseriöser Weise über eine Atomkraftfreundlichkeit der TV-Moderartorin Anne Will gemunkelt, in dem auf den Wortbeitrag folgenden Lied wird die (von ihr offiziell bekannt gegebene) sexuelle Orientierung von Anne Will in widerlicher Weise geschmäht …. Das im weiteren mit Sexismus, Frauenverachtung und Glorifizierung der im Lied vom Sänger verfolgten aggressiven Sexualität nicht geizende Lied ist mit den Statuten eines (emanzipativen) Freien Radios nicht vereinbar. Das zweite Lied, in dem im Refrain ein kluges Mädchen das Blut eines Drachen leckt, war mir (nur) bedenklich.“
Freundlicherweise verhalf Aurel J. auch den sich in der Morgentrance befindlichen Darmstädterinnen und Darmstädtern zu diesem Hörerlebnis, als er in seiner Sendereihe Deine Wiederholung am 26. August die von ihm nach der Ausstrahlung am 11. August leicht veränderte Fassung einspielen ließ. In der Tat war das Hörerlebnis erschreckend und zeigt uns, wie lustig es manche Männer finden, wenn sie in ihrer schmierigen Phantasie eine „richtig geile Lesbe“ ge***** haben. Aurel J. beendete seine von ihm nachträglich bearbeitete und dann hochgeladene Sendung [4] mit folgenden Worten:
„In der Sendung Anne Will ist es ja so, daß die Atomlobby[s?] […fehlt…] ungehindert verbreiten können und, ja, da wird auch immer darauf geachtet, daß die Atomkraft sehr positiv rüberkommt, auch wenn Atomkraftgegner durchaus auch eingeladen werden. Und ich meine herauslesen zu können oder interpretieren zu können, daß Anne Will ja doch durchaus eine Atomkraftbefürworterin ist; und wenn man mal genau darauf achtet, dann kann man dieses auch nachvollziehen.
Ja, und dann hab ich zum Abschluß noch ein etwas freches Lied. Es stammt übrigens von Bek [sic!] und ist downloadbar unter unter www bekside dot com, also dot ist der Punkt, com. Übrigens, der Beitrag ist jetzt nicht unbedingt ein ernsthafter Diskussionsbeitrag, sondern einfach ein Lied, und es soll einfach ein bißchen Spaß machen. Die Atomkraft ist deprimierend genug. Und ja so'n kleiner witziger Beitrag zum Schluß ist ja in so Sendungen wie zum Beispiel Frontal 21 eben auch üblich. Habt einfach ein bißchen Spaß dran und laßt euch den Spaß am Leben nicht verderben, auch durch die Atomkraft nicht.
Und das war die Sendung ‚Restrisiko‘ für heute. Mein Name ist Aurel J. Auf Wiederhören.“ [5]
Sexismus gegen den Männerfrust, oder wie sonst habe ich das zu verstehen? Ist das der Stand der Anti-Atom-Bewegung im beginnenden 21. Jahrhundert?
Denn der Song des schon etwas älteren Jugendlichen namens Beks (das ist nicht der im Bild!) gibt uns einen Einblick in die eindimensionale Fantasie eines kleinen Möchtegern-Aufreißers, der der Lesbe Anne Will dann noch deutlich zu verstehen gibt, daß sie es im Bett ja wohl nicht so recht gebracht habe. Daß Aurel J. so etwas witzig findet, naja … Ob Frauen, die verbal derart gedisst werden, denselben „Spaß“ verspüren, wie Beks und Aurel J., darf hingegen bezweifelt werden.
Die Videofassung bei YouTube tägt die (wohl vom „Künstler“ selbst eingestellte) leicht ins Klischee abdriftende, aber hier durchaus passende Überschrift: „Anne Will Song – Rap ist Scheiße, gemein und Frauen feindlich“. Der Karlsruher Redakteur tat gut daran, diesen Müll zu entsorgen. Eine (und sei es nur interne) Diskussion hierüber auf den Mailinglisten der Freien Radios wäre meiner Ansicht nach zusätzlich zu erwägen gewesen.
Selbstverständlich sieht der Programmrat von Radio Darmstadt in diesem „frechen Beitrag“ keinen Grund zur Beanstandung. Schließlich sind derlei frauenfeindliche Beiträge gesellschaftlicher Normalzustand. Daß der Trägerverein von Radio Darmstadt 1996 einmal eine Sendelizenz mit der expliziten Begründung beantragt hatte, anders als dieser Normalzustand sein zu wollen, ist im geschichtlichen Bewußtsein des Senders längst weggekippt.
Eine psychoanalytische Deutung sowohl des Songs wie auch der Begeisterung des Redakteurs Aurel J. würde sicherlich noch ganz andere spannende Zusammenhänge aufdecken. Ich verweise diesbezüglich auf die kuriosen Verrenkungen, die Aurel J. unternahm, um einen seiner Ansicht nach sexistischen Rapsong nicht senden zu müssen. Zu finden auf meiner Dokumentationsseite zum Dezember 2007.
Aurel J. wird folglich am 1. Oktober eine Art Thementag mit dem larmoyanten Duktus „Emanzipation der Frauen – und Männer?“ im Abend- und Nachtprogramm bestreiten. Ja, für Männer hat die (bescheidene) Emanzipation der Frauen gewiß keine Vorteile gebracht. Aber vielleicht war das ja auch der nach zehntausend Jahren Patriarchat vollauf berechtigte Sinn der Übung. In der nachfolgenden Programmratssitzung wird er seinen eigenen Thementag ohne inhaltliche Begründung als vollen Erfolg verkaufen.
Vor drei Jahren führte das damalige und heutige Vorstandsmitglied Benjamin Gürkan eine geheime Umfrage unter einigen Mitgliedern durch um herauszufinden, wer „stört“ und deshalb aus dem Sendehaus zu entfernen sei. Die Auswirkungen seiner Umfragetätigkeit kulminierten im Rausschmiß mehrerer Vereinsmitglieder, unter anderem vorgetragen mit der Begründung, ein angenehmes Arbeits- und Wohlfühlklima herstellen zu wollen. Nun mag er sich unter Wohlfühlen etwas Wellness-artiges vorgestellt haben, oder auch nicht, aber einzelne sendende Vereinsmitglieder besitzen hier ganz feine Tischmanieren, die sie nun ungehemmt gegen alle, die sie nicht mögen, ausleben dürfen.
Bei den Ausschlußverfahren des Jahres 2006 wurden allen Ernstes so diffizile Dinge wie das angemessene Grüßen von Vorstandsmitgliedern behandelt und zum Vorwurf erhoben. Damit kann jedenfalls nicht der Allround-Redakteur Ralf D. gemeint gewesen sein. Als er am Mittwochabend des 12. August in eine Sitzung der Kulturredaktion hineinplatzte, grüßte er demonstrativ alle Anwesenden bis auf einen. Der stellte ihn darob zur Rede. Ralf D. war, so wird berichtet, um eine angemessene Antwort nicht verlegen: „Ich grüße nur nette Leute.“ [6]
Überhaupt ist das Wohlfühlklima, das 2006 mit den Vereinsausschlüssen, Sende- und Hausverboten erreicht werden sollte, eine einzige Witznummer. Damals wurde argumentiert, daß vergraulte Mitglieder wiederkommen und sich für den Verein und den Sender engagieren wollten. Diese „Argumente“ wurden gierig aufgesaugt, weil hiermit die eigenen Befindlichkeiten verhüllt werden konnten. Allein – wer nicht kam, waren die angeblich vergraulten Mitglieder. Mehr noch: der Enthusiasmus, sich für das eigene Radio zu engagieren, ist mitten im Hochsommer auf einen frostigen Tiefpunkt gefallen. Mitten in genau diesem Sommer wurde in einem einsamen Kämmerlein (vermutlich in einer geheimen Vorstandssitzung) beschlossen, daß der Verein mit seinem Radio mit Infoständen in die Öffentlichkeit gehen sollte. Die sendenden Vereinsmitglieder waren aufgerufen, sich am bunten Treiben zu beteiligen. Wie kaum anders zu erwarten, fühlten sie sich nicht berufen, ihr Radio in aller Öffentlichkeit zu präsentieren. So blieb es dem kleinen Häuflein, das den Umsturz 2006 organisiert hatte, selbst überlassen, die angemeldeten Infostände zu besetzen.
Der erste angemeldete Infostand auf dem Luisenplatz sollte am 1. August aufgebaut werden. Er ward (siehe Foto) nicht gesehen. Bemerkenswert die Umstände des Scheiterns. Wenn schon die vielen, vielen Mitglieder keinen Bock auf Rumlungern auf Darmstadts zentralem Ort haben, dann müssen eben Vorstandsmitglieder und Beschäftigte ran! Doch die Vorstandsfrau, die kurz darauf ganz den Bettel hinwarf (siehe oben), hatte am Samstagmittag (!) unverhofft Handwerker im Haus, und der Beschäftigte mußte bei einem anderen Verein aushelfen. Und deshalb suchte man und frau (nicht nur bei diesem Termin) vergeblich nach der informationellen Werbeoffensive von Darmstadts Lokalradio. Anders ausgedrückt: Wie auch andernorts gibt es im Sendehaus viele Häuptlinge und keine Indianer.
Die gute und ausgelasse Stimmung im Sendehaus zeigt sich auch an anderer Stelle. Aufgrund weiterer Beschwerden im Haus kündigt der Vermieter die Parkplätze des Senders im Hinterhof. Es muß hier insbesondere Ärger mit nächtlichen Partysendungen gegeben haben. Selbst die Darmstädter Polizei mußte anrücken und das gesamte Haus absuchen, weil im Sendehaus versehentlich Einbruchsalarm ausgelöst worden war.
Etwas wichtigtuerisch verleiht der Kulturredakteur Rüdiger G. im Frühsommer den Preis eines Schauspielers und einer Schauspielerin des Jahres. Dem Schauspieler Matthias Lodd scheint die virtuell dotierte Ehrung eher peinlich gewesen zu sein, weshalb er ihn nicht im Licht der Öffentlichkeit entgegennimmt. Die Schauspielerin Katharina Hofmann hingegen läßt sich von Rüdiger G. zu einem Ständchen im Sender überreden. Die am 7. Juli im Sendehaus aufgezeichnete Lesung wurde aus gewiß dramaturgischen Gründen nicht live übertragen, sondern am 19. August in Abwesenheit des Preisverleihers als Konserve eingespielt. Der Techniker Peter F. erfindet hierbei eine „Radio Darmstadt Filmgruppe“, die vermutlich derart informell ist, daß sie keine und niemand kennt. Am Rande sei vermerkt, daß diese Preisverleihung an den anderen örtlichen Medien vorbeigegangen zu sein scheint. Eine Interntsuche per Suchmaschine ergab diesbezüglich außer einer unter ferner versteckt laufenden Kurzmeldung in den Darmstädter Kulturnachrichten keine aussagefähigen Resultate. Ich sage es mal so: ein selbstgebauter Hype, der keine und niemanden interessiert hat.
Seit vier oder fünf Jahren verfügt Radio Darmstadt über einen eigenen Livestream, mit dem sein Programm im Internet angehört werden kann. Seit drei Jahren ist eine verstärkte Zielgruppen-Neudefinition zu verspüren, die das durchschnittliche Alter der zuhörenden Männer und Frauen von etwa 35 bis 40 Jahren drastisch zu verjüngern sucht. Die Jugendorientierung geht einher mit noch mehr Musik, Mainstream, Stars und Charts, also mit allem, was uns andere Medien bis zum Erbrechen bieten, und daher mit etwas, was als hip und erfolgreich gilt und deshalb unbedingt kopiert werden muß. Nun stellt sich die Frage, ob die anvisierte Zielgruppe überhaupt geneigt ist, sich ein nichtkommerzielles Lokalradio anzuhören, dem doch die Würze in der Mainstreamsuppe fehlt, nämlich die Werbung.
Es gibt gute Gründe anzunehmen, daß die Hörerinnen- und Hörerbindung in den vergangenen drei Jahren stark nachgelassen hat und die Einschaltquote erheblich gesunken ist. Zahlen gibt es keine, aber eine Pressemeldung vom 21. August gibt uns ein Indiz zur Hand. Dort heißt es unter der Überschrift Verschmeldzung von Medien schreitet rasant voran:
„In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen schauen mittlerweile 61 Prozent der Internetnutzer regelmäßig Videos auf Online-Plattformen wie YouTube, 20 Prozent konsumieren Sendungen auf den Webseiten der Fernsehsender. Weitere 25 Prozent aus dieser Altergruppe hören herkömmliche UKW-Radiosender im Web.“
In der Regel pendelt sich die Zahl der genutzten Streams bei einem (dem Standardhörer aus dem Sendehaus) bis drei oder vier ein. Special Interest-Sendungen wie die polnische Sendung „Bigos“ oder das italienische Magazin „Una Domenica Italiana“ verzeichnen auch einmal acht bis zehn Zugriffe, weil in Deutschland derartige Migrantinnensendungen so gut wie nicht vorhanden sind. Ausnahmen gibt es dann, wenn manche Zielgruppe bevorzugt im Webradiobereich zu suchen ist, etwa für die Spielesendung „In-Game“, die Technosendung „DJ-Zone“ oder die Hiphopsendung „Untergrund Oberklasse“, und nicht im lokalen Umfeld, so daß das Ergebnis statistisch betrachtet noch herber ausfallen muß.
Hören demnach von der anvisierten Zielgruppe in der Regel weniger als fünf Personen zu, dann wären zusammengerchnet mit dem terrestrischen Umfeld, also beim Radiohören per klassischem Antennenradio, gerade einmal 20 Hörerinnen und Hörer zu erwarten. Damit ist noch keine Aussage über andere Altersgruppen getroffen. Wenn dieses anderen Altersgruppen jedoch nicht mehr oder kaum noch im Programm vorkommen, wenden sie sich ab; und ich glaube, daß genau dies in den vergangenen drei Jahren geschehen ist. In Gesprächen mit lokal politisch Interessierten, die noch vor zehn Jahren einen Großteil der Hörerschaft ausgemacht haben, ist immer wieder zu vernehmen, daß der Sender uninteressant geworden sei.
Machen wir einfach eine Hochrechnung und schlagen großzügig dreißig weitere Hörerinnen und Hörer anderer Altersgruppen zu den vorhandenen zwanzig pro Sendestunde dazu. Die Maßeinheit ist der sogenannte „weiteste Hörerkreis“ (WHK) und benennt die Zahl derjenigen, die im Verlauf der vergangenen zwei Wochen den Sender mindestens einmal gehört haben. Nachts wird diese Zahl garantiert geringer sein als tagsüber, sagen wir mal 20% der regulären Hörerschaft. Tagsüber wird wohl eher nicht zielgerichtet eingeschaltet werden, zumal das Programm im Wiederholungszeitraum von morgens 8.00 bis nachmittags 17.00 Uhr in den vergangenen drei Jahren von unhörbar über undurchschaubar bis undefinierbar changierte. Gehen wir daher von einem bestenfalls durchschnittlichen Interesse aus und definieren es als halb so groß wie im Liveprogramm von 17.00 bis 23.00 Uhr. Der Radiowecker war einmal ein wichtiger Bezugspunkt, hat jedoch in quantitativer wie qualitativer Hinsicht derart nachgelassen, daß (an den nunmehr wenigen Tagen mit Radiowecker) allenfalls die statistischen 50 Menschen zuhören dürften. Es gibt für derartige virtuelle Zahlen auch andere Indizien, etwa der verzweifelte Aufschrei, weil keine und niemand anruft und Gewinne wie sauer Bier tagelang in mehreren Sendungen angepriesen werden müssen.
00 bis 06 Uhr: 10 Hörende mal 6 Stunden mal 14 Tage gleich 840.
06 bis 08 Uhr: 50 Hörende mal 2 Stunden mal 4,25 Tage gleich 425
06 bis 08 Uhr: 10 Hörende mal 2 Stunden mal 9,75 Tage gleich 195
08 bis 17 Uhr: 25 Hörende mal 9 Stunden mal 14 Tage gleich 3150
17 bis 23 Uhr: 50 Hörende mal 6 Stunden mal 14 Tage gleich 4200
23 bis 24 Uhr: 10 Hörende mal 1 Stunde mal 14 Tage gleich 140
Unter der – unrealistischen – Annahme, daß jede Person nur einmal eine einzige Sendestunde angehört hat, hätte der WHK bei 8.950 Personen gerade einmal 5 Prozent betragen; vermutlich liegt der Wert jedoch niedriger. Zum Vergleich: eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2000 ergab 7%, eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2004 etwa 14% Zuspruch.
Nun muß dies nicht unbedingt am Sender und seinem Programm liegen. Manche Wünsche früherer Hörerinnen und Hörer waren und sind einfach unrealistisch. Ein nichtkommerzielles Lokalradio kann mit ehrenamtlichen Engagement nicht durchgängig und jahrelang überall präsent sein und redaktionell alle Bereiche abdecken. Wenn jedoch politische Inhalte durch Musik und Internetableserei ersetzt werden, dann wird es kritisch. Der lokale Focus geht verloren. Ob hierbei ein allgemeiner Strukturwandel vorliegt, der auch andere freie Radios erfaßt hat, oder ob die Umwandlung von einem alternativen zu einem Mainstream-Radio nur in Darmstadt derart drastisch zu verspüren ist, vermag ich nicht zu sagen. Fakt ist jedenfalls, daß der selbst gestellte Anspruch des Lizenzantrags von 1996 längst flöten gegangen ist. Und warum soll eine oder jemand einen Sender hören, der sich bemüht, so zu klingen wie andere auch, es aber nicht kann, wenn das Original leicht einzuschalten ist?
Die Klassiksendung der Kulturredaktion muß am 23. August ausfallen. Der zuständige Redakteur begründet dies (zu Recht) mit unangenehm zu hörenden Verzerrungen im Höhenbereich und mit einer Sendeloch-Erkennung, die in leisen Passagen ein Sendeloch argwöhnt. Dies wird für den Redakteur Folgen haben. Denn die Wahrheit darf nicht öffentlich über den Sender verkündet werden.
Für den Abend des 29. August hat der Sender ausgesuchte Mitglieder zur Grillparty im Hinterhof des Sendestudios eingeladen. Zwar heißt es offiziell, die Party sei „nur für Mitglieder“, doch ob die rund 400 bis 500 Mitglieder des Trägervereins überhaupt Wind von der Sache bekommen haben, dürfte sehr zweifelhaft sein.
Groß angekündigt wird das Ereignis, das in einer vierstündigen Spezialsendung namens „Summer Finishing 2009“ der Sendereihe Saturday Night übertragen wird, mit den Worten: „Eingeladen werden auch lokale Bands, die uns ihre Musik präsentieren dürfen.“ Dieser freundliche Zug des Senders sollte gewiß mit Null Kosten (also: keine Gage) verbunden sein, weshalb es die Bands, sofern sie überhaupt angesprochen wurden, offensichtlich vorgezogen haben, weniger knausrige Locations heimzusuchen. Jedenfalls plätschern vier Sendestunden mehr oder weniger belanglos mit viel Musik aus dem CD-Archiv oder gleich direkt vom Computer munter daher, ohne daß mit einem einzigen Wort eine Band erwähnt wird, geschweige sie zu hören gewesen wäre. Überhaupt muß die geübte Zuhörerin oder der neugierige Zuhörer anhand der Namensnennungen der erschienenen Grillgästinnen und Partygäste davon ausgehen, daß die Zahl der Erschienenen die Dutzendmarke kaum überschritten haben dürfte.
Nun mag der Sender sich feiern wie er will, und es ist auch nichts dabei, im Hof zu grillen und dabei neckische Gesellschaftsspielchen zu übertragen. Das macht einen guten Vereinsfunk aus. Besser wäre es natürlich gewesen, der Rest des Vereins hätte auch etwas von den Würstchen und Steaks einer lokalen Metzgerei gehabt, die ebenso fleißig promotet wird wie zudem ein großer Darmstädter Baumarkt. Auch hier scheint gespart worden zu sein, womöglich nach dem Motto: du gibst mir Würstchen und Grill und ich gebe dir dafür eine redaktionell eingekleidete Gelegenheit, deinen Namen on air zu bringen. Sollte es so gewesen sein, nenne ich das Schleichwerbung, und die ist dem Sender von Gesetzes wegen eigentlich untersagt. Der Witz an der Geschichte dieser Billigheimerei ist natürlich, daß der Verein durch Mitgliedsbeiträge und Rundfunkgebühren finanziell derart gut aufgestellt ist, daß er derartige Verrenkungen nun wirklich nicht nötig hätte.
Am 19. August wird mittags gegen 12.47 Uhr ohne nähere Erklärung die laufende Wiederholung des Vorabendprogramms durch eine anders getimte Wiederholung ersetzt. Grund ist der Ausfall der Sendung „Deine Wiederholung“ im Morgenprogramm, weshalb nachfolgend die im Programmflyer ausgedruckten Sendungen nicht mehr stimmten.
Am 25. August spielt Aurel J. in seinem „Offenen Haus“ einen Fremdbeitrag zur Anti-Atom-Demonstration am 5. September in Berlin ein und übernimmt hierbei den Anmoderationstext des bei Radio Corax in Halle gespielten Originalbeitrags: „Am Telefon begrüße ich jetzt den Sprecher von Punkt Ausgestrahlt, Jochen Stay, der diese Protestaktion mitorganisiert hat.“ Woraufhin zur Verwunderung des zuhörenden Publikums eine Frauenstimme die erste Frage an Jochen Stay richtet. Interessant – Aurel J. ist eine Frau! Das eröffnet ganz neue psychoanalytische Perspektiven und Deutungen, insbesondere hinsichtlich seiner Haßliebe zu Anne W.
Oder weniger psychoanalytisch: Das kommt davon, wenn man bei einer Internetvorlesung sinnlos (und zudem noch durch den Text stolpernd) fremde Texte abliest.
Am 28. August erscheint am Nachmittag niemand zur Sendung der Lokalredaktion. Das ist auch kein Wunder, denn der Programmflyer verrät vorsichtshalber nicht mehr als „lokale Themen“. Sprich: niemand fühlt sich in dieser Redaktion für den Sendeplatz verantwortlich. Irgendeine oder irgendwer hat im Sendehaus ein Erbarmen und zieht den Regler für den Wiederholungs-Computer hoch. Somit erhalten wir ein sinnvolles Nachmittags-Programm, das so aussieht: erst den Rest der Musiksendung skip rewind und dann den Anfang des Nachrichtenteils der Hörzeitung. Von der Sinnhaftigkeit, eine derart zerhackte Wiederholung am folgenden Tag noch einmal zu wiederholen, einmal ganz zu schweigen.
Am 30. August konnten die beiden letzten Stunden des Liveprogramms nicht durch die vielen Redaktionen gestaltet werden, weshalb Ralf D. eine Sondersendung von Radio Unerhört Marburg zum Tod von John Peel aus dem Jahr 2004 einspielt. Begnadet ist seine biografische Einführung: „aus der Wikipedia erfährt man“. Ja, wenn der Sender sein Internet nicht hätte! Tatsächlich gibt es Klagen einzelner Redakteure, wenn ihr geliebtes crossmediales Vortragsmedium mal wieder nicht online ist. Da gehen ganze Sendungen den Bach runter, denn vorbereitet wird sich – sozusagen on the fly – im Moment der Moderation. Nur nebenbei angemerkt: mit diesem Sendekonzept, einfach Konserven von freien Radios abzustarten, läßt sich auch der komplette Sendebetrieb gestalten. Eigentlich bräuchte der Sender dann seine enervierende Sendeloch-Dudelmaschine nicht mehr.
Am 31. August schlägt die bestens gewartete und innovativ implementierte Technik von Radio Darmstadt wieder einmal gnadenlos zu. Oder besser: gleich zweimal. Zunächst holpert mal wieder ein CD-Spieler, als eine vorproduzierte Sendung abgespielt wird, und läßt uns in den Genuß des Minute 34-Syndroms kommen. Zum anderen erweist sich die Voreinstellung des Sendeloch-Erkennungscomputers ein weiteres Mal als wenig radiotauglich. Obwohl die Herren Techniker schon ein halbes Jahr zuvor eindringlich auf das Problem hingewiesen wurden, daß Klassisksendungen mit den unbedachten Voreinstellungen nicht störungsfrei zu fahren sind, wurde das Problem in Vogel-Strauß-Manier so lange ausgesessen, bis ein mit Hausverbot belegter Sendender sich erdreistete, diese Maschine auf ihre Unvollkommenheit hin zu testen. Dieses gelungene Experiment, einfach ausgewählte Sinfonien von van Beethoven und Schumann zu spielen, ist nicht ungehört geblieben. „Was spielt denn der Klassik?“, so war im Sendehaus zu hören; aber da waren die Basteltechniker schon ertappt. Zwei Wochen später verkündeten sie, ohne die Seltsamkeiten ihrer Kapriolentechnik auch nur anzudeuten, also ohne nähere Begründung, den Schwellwert der Sendeloch-Erkennung verändern zu wollen. Hatten sie etwa die Befürchtung, daß ich auch zukünftig neckische Spielchen mit ihrem selbstgebastelten Spielzeug treiben würde, um die Basteltechnik vollends bloßzustellen?
Wochentag | Datum | Zeit | Ausgefallene Sendung | Redaktion | Ursache | Ersatz |
Samstag auf Sonntag | 1./2. August | ab 23 | DJ-Zone | Unterhaltung | nicht erschienen | Start der Wiederholung vorgezogen |
Sonntag | 2. August | 9–11 | Radara Yakalananlar | Ausland | Urlaub ? | erst eine Stunde türkische Musik, dann ein Sendeloch, anschließend eine Dreiviertelstunde Sendeloch-Dudelmusik |
Sonntag | 2. August | 18–19 | RadaR Sportplatz | Sport | kein Programm | Auf den Hund gekommen, April 2008 |
Montag | 3. August | 17–18 | Gegen das Vergessen | Gegen das Vergessen | Urlaub | Die vorproduzierte Sendung wurde nicht eingelegt, statt dessen der Kulturteil der Hörzeitung. |
Mittwoch | 5. August | 6–7 | Deine Wiederholung | Offenes Haus | unbekannt | Wiederholung läuft weiter |
Freitag | 7. August | 15–17 | Radio Akroama | Ausland | Urlaub | Wiederholung läuft weiter |
Samstag | 8. August | 9–11 | Lichtblick | Ausland | Urlaub | Wiederholung |
Sonntag | 9. August | 11–13 | Una Domenica Italiana | Ausland | unbekannt | Wiederholung |
Sonntag | 9. August | 17–18 | Raumfahrtjournal | Wissenschaft | nicht erschienen | Musik |
Sonntag | 9. August | 21–23 | Bedroomdisco | Musik | kurzfristig abgesagt | Hörsturz (Musikredaktion) |
Montag | 10. August | 5–16 | Wiederholung | fehlerhafte Programmierung | von mehreren Sendelöchern unterbrochene Sendeloch-Dudelmusik | |
Dienstag | 11. August | 5–6 | Wiederholung | fehlerhafte Programmierung | Sendeloch-Dudelmusik | |
Freitag | 14. August | 19–20 | Indianapolis | Unterhaltung | nicht erschienen | nachfolgende Sendung „Area 64“ beginnt eine Stunde früher |
Sonntag | 16. August | 13–15 | Una Domenica Italiana | Ausland | unbekannt | Wiederholung |
Sonntag | 16. August | 15–17 | Wiederholung | fehlerhafte Programmierung | kurzes Sendeloch, gefolgt von Sendeloch-Dudelmusik | |
Mittwoch | 19. August | 6–8 | Deine Wiederholung | Offenes Haus | unbekannt | Wiederholung läuft weiter und wird um 8.00 Uhr nicht neu gestartet |
Mittwoch | 19. August | 19–20 | Alltag und Geschichte Magazin | Alltag und Geschichte | vorproduzierte und vorhandene Sendung wurde nicht eingelegt | Hörzeitung Kulturteil vom 6. August |
Mittwoch | 19. August | 20–21 | Alltag und Geschichte Magazin | Alltag und Geschichte | vorproduzierte und vorhandene Sendung wurde nicht eingelegt | Jazz mit Ralf (Konserve) |
Mittwoch | 19. August | 21–23 | Stimme der Architektur | Kultur | angeblich hat vorgesehenes Interview nicht geklappt | A Palaver von Radio Orange (Wien) vom 3.11.2008 und vom 4.5.2009. Gegen 22.22 Uhr erst kurzes Sendeloch, dann Sendeloch-Dudelmusik. |
Sonntag | 23. August | 15–17 | RadaR Klassik | Kultur | technisch unzumutbare Bedingungen | Sendeloch-Dudelmusik |
Sonntag | 23. August | 19–21 | TiBu Talk | Unterhaltung | unbekannt | Vinyl XL |
Montag | 24. August | 18–19 | Äktschn! | Kultur | unbekannt | Heinerkult |
Montag | 24. August | 21–23 | Combat Radio | Musik | unbekannt | Special zu Krautrock |
Dienstag | 25. August | 20–22 | Country Pur | Unterhaltung | Urlaub, abgesprochen | Gospelrock |
Freitag | 28. August | 17–18 | lokale Themen | Lokal | nicht erschienen | Wiederholung des Vorabendprogramms |
»» [1] Diesem Redakteur sei sein Lapsus verziehen. Es gibt derzeit keine und niemandem im Sendehaus, die oder der derart umsichtig die vielfältigen Lücken zu stopfen sucht, die Vorstandspolitik und Programmrat aufgerissen haben.
»» [2] Transkription nach dem genuschelten Höreindruck. Ob das Nuscheln hier intentional war, um die Klippe des Plagiats zu übertünchen?
»» [3] Die Suchfunktion der Webseite von Radio Darmstadt führt zwar zu einem Link auf die (vollständige) Meldung, der Aufruf derselben wird jedoch durch das verwendete Content Management System verhindert. So bleibt, wie vieles bei Radar, auch diese Mitteilung im Geheimen verborgen.
»» [4] Die Anne Will-Passage war in der gesendeten Fassung durch eine veränderte Mikrofonie erkennbar.
»» [5] Die fehlende Passage (knapp 2 Sekunden) ist aufzeichnungstechnisch bedingt. Der letzte Absatz war schon Teil der Originalsendung. Transkription nach dem Höreindruck.
»» [6] Da ich nicht selbst dabei war, kann ich die Antwort nur so wiedergeben, wie sie mir zugetragen wurde. Hierbei kommt es weniger auf die exakte Wortwahl und mehr auf das sich hierin zeigende Verhalten an.
Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung („das Image“) ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]
Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]
In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Schmähung einzelner Personen oder gar des gesamten Radiosenders ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]
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