Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]
Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]
In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Diffamierung einzelner Personen ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]
Auf dieser Seite werden die Vorkommnisse des Monats Juli 2007 dokumentiert.
Der Monat Juli wird als Rekordmonat in die Geschichte des Lokalsenders eingehen. Nicht weniger als zehn Hänger des Sendecomputers verunstalten das gesendete Programm und führen zu siebeneinhalb Stunden Mittagstechno. Auffällig ist weiterhin die rege Nutzung des Internets zu urheberrechtlich bedenklichen und journalistisch abzulehnenden Zwecken. Es werden nämlich gerne Meldungen, die sich im Internet finden, ohne Quellenangabe und ohne redaktionelle Bearbeitung schlicht vorgelesen. Dieses Unwesen beschränkt sich nicht auf die neuen sendenden Vereinsmitglieder, sondern ist auch bei alten Hasen zu finden. Die Sommer– und Ferienzeit führt verstärkt zu Sendeausfällen, die bevorzugt durch das Einspielen beliebiger Musik kompensiert werden. Hierbei fallen die technischen Mängel im Sendeablauf genauso auf wie die nicht mehr vorhandenen, weil abgeschafften Chefinnen und Chefs vom Dienst. Niedliche kleine Sendelöcher indizieren den Verfall der Sendekultur. Dokumentiert wird schließlich ein Brummen auf dem Sendesignal, das hausgemacht ist und zeigt, daß die sendereigene Bastelcrew die Grundlagen der Sendetechnik nicht verstanden hat. Die hier kompetenten Personen wurden im Herbst letzten Jahres auf rechtswidrige Weise rausgeschmissen.
Sonntag, 1. Juli 2007
Datenbank nicht gefunden
Die von den Sendenden weitgehend ignorierte Möglichkeit, auf der sendereigenen Webseite eine Playlist der gespielten Songs einzutragen, wird vom Webmaster durch eine ausgefeilte Technologie unterstützt. Auf die Anforderung, sich die gesamte Playlist des Monats Juni zusenden zu lassen, antwortet der Sender mit einer Fehlermeldung. Da diese Funktion Anfang Juni noch funktioniert hat, zwischenzeitlich die Webseite jedoch anderweitig gehostet wurde, liegt ganz offensichtlich Schlamperei des die Funktion programmiert habenden Webmasters vor.
Sonntag, 1. Juli 2007
Auch dieser Monat beginnt imagefördernd
Da zu Monatsbeginn die Programmflyer noch nicht vorliegen, geschweige ausgeteilt oder gar das schon bekannte Programm auf der Webseite ersichtlich wäre, geht es am Nachmittag und Abend auf dem Sender drunter und drüber. Den Anfang macht die neue Musiksendung der Auslandsredaktion, die aus dem Abspielen einer Konserve des einzigen nichtmigrantischen Redaktionsmitglieds besteht. Es ist eben sehr praktisch, sich zum stellvertretenden Sprecher einer Redaktion wählen zu lassen, die mehr einer Vergabestelle von Sendeplätzen denn einer ernsthaft arbeitenden Redaktion gleicht. Diese Konserve endet mit zwei bemerkenswerten Fakten. Erstens: wir schreiben heute Samstag, den 2. Januar 1999. Zweitens: die Kabelfrequenz lautet 102,75. Da seit neun Monaten ohnehin sinnlose Kabelfrequenzen über den Sender geblasen werden, kommt es auf eine mehr oder weniger nun auch nicht mehr an.
Die Konserve endet um 14.01 Uhr. Danach hören wir eine Minute wohltuende Stille nach so viel Quatsch, wenn man acht Jahre nach Entstehung der Konserve selbige wieder einmal zu Gehör bringen will. Alsdann spielt die Sendeloch-Erkennung ein bißchen Musik zum Einlullen ein. Um 14.12 Uhr wird endlich die vorgesehene Sendung Auf den Hund gekommen eingelegt, die dann natürlich um 15.00 Uhr mittendrin abgewürgt wird, um eine andere, nämlich eine türkische Musikberieselung zu erhalten. Zwei Stunden später beginnt Impuls für X, bzw.: es sollte diese Sendung beginnen. Erstaunlicherweise gelingt es dem frisch ausgebildeten Aus– und Weiterbildungsmultiplikator des Senders, dem Vorstandsmitglied Peter Fritscher, in seiner eigenen Sendung das nicht anzuwenden, was er in den Basisseminaren eigentlich lehren müßte, nämlich: das Mischpult vor Sendebeginn zu überprüfen. Offensichtlich hatte eine freundliche Person bei einzelnen Zügen die Taste PGM herausgedrückt und damit zu verhindern gewußt, daß die Stimme unseres flotten Moderators auch on air geht. Der Einstieg in die Sendung mit zwei Sendelöchern ist derart abgedreht, daß ich ihn (mit stark gekürzter Musikpassage) als mp3 [knapp 3 MB] zur Verfügung stellen möchte. Immerhin gelingt es dem Moderator nach sieben Minuten zu erklären: "Und das passiert, wenn man nicht auf die Knöpfe guckt beim Mischpult. Ich sage nochmal herzlich willkommen bei Impuls für X." Wobei es mit dem Hinschauen nicht getan gewesen wäre.
Für 18.00 Uhr war eine zweistündige Außenübertragung vom Darmstädter Heinerfest vorgesehen. Diese fiel mangels Begeisterung dafür, den Sender auch einmal wieder außerhalb der Sendestudios zu präsentieren, ins Wasser. Deshalb gab es zunächst die Wiederholung einer anderen Hundesendung, bevor um 19.00 Uhr drei Stunden lang die Darmstadt Hitparade zu hören war. Eigentlich hätten es nur zwei Stunden sein sollen, aber der Musikredakteur hatte sich angesichts der beantragten Übertragung nur für die Zeit ab 22.00 Uhr vorbereitet. Eigentlich hätten danach ab 23.00 Uhr wieder die DJs bis in den frühen Morgen loslegen sollen; aber auch diese Session fiel aus.
Halten wir vorerst fest: allein innerhalb von etwa vier Stunden können wir drei kleinere Sendelöcher ausmachen. Wenn all dies schon am ersten Tag des neuen Monats geschieht, wie mag es dann noch weitergehen? Nun, am folgenden Mittag, ertönt eine erste Antwort auf diese Frage.
Montag, 2. Juli 2007
Der 28. Hänger des Sendecomputers
Der Redaktionssprecher der Unterhaltungsredaktion Nils P. schlägt sich die Nacht zum Montag in den Räumen von Radio Darmstadt um die Ohren. Er geht dort am Internetrechner seiner redaktionellen Arbeit nach und spielt (wahrscheinlich) das Multiuser-Onlinespiel Lords of War (oder ein ähnliches). Deshalb findet er wenig später keine Zeit mehr, für seine Redaktion und vor allem für die möglicherweise darauf wartenden Hörerinnen und Hörer einen Radiowecker anzubieten. Dies sollte sich rächen. Denn aufgrund des seit Anfang März zum 24. Male ausgefallenen Radioweckers wirkt sich die schlampige Programmierung des Sendecomputers nun schon zum 28. Mal fatal aus. Das stotternd technoartige Störgeräusch [1] erscheint pünktlich um 11.30 Uhr und wird nach zwölf Minuten durch den beherzten Eingriff eines zufällig erschienenen Redaktionsmitglieds beendet. Vorstandsmitglied Peter Fritscher hatte noch am gestrigen Sonntag in seiner durch seine eigene Unachtsamkeit sendelochverstärkten Sendung Impuls für X mitgeteilt, daß diese Sendung am folgenden Montag, also heute, um 8.00 und noch einmal um 14.00 Uhr wiederholt werden würde. Wie leichtsinnig! Denn wiederholt wird sie um 5.05 Uhr, um 11.05 Uhr (bis zum Hänger!) und noch einmal um 11.42 Uhr. Dies als Anmerkung zur Zuverlässigkeit inhaltlicher Aussagen auf Darmstadts Lokalsender.
Montag, 2. Juli 2007
So sieht die vergebliche Kontaktaufnahme mit Radio Darmstadt aus
Tagsüber ist das Sendehaus meist verwaist. Keine und niemand nimmt einen Telefonhörer auf, um eingehende Gespräche entgegenzunehmen. Die Rolläden sind heruntergelassen, die Alarmanlage ist scharf geschaltet. Es gibt aber noch die verschärfte Version: es ist eine oder jemand im Sendehaus anwesend – und er oder sie bekommt von dem Anruf nicht das Geringste mit. Wie das geht? Die Moderatorinnen und Moderatoren legen eingehende Gespräche per Rufumleitung in eines der beiden Sendestudios. Damit nicht während laufender Moderation ein Telefon läutet, sind die Apparate stumm geschaltet. Statt dessen leuchtet ein weißes Licht auf einer Säule im Studio auf. Nur – das sieht natürlich keine und niemand in den anderen Räumlichkeiten. So kann es also immer wieder vorkommen, daß das Sendehaus zwar voll besetzt, aber nicht erreichbar ist. Mit etwas mehr Disziplin beim Verlassen des Studios und damit verbunden der Aufhebung der Rufumleitung würde so mancher Anruf auch entgegen genommen werden können. Da aber viele Sendende nur an sich und nicht an das gesamte Projekt denken, geschieht eben das, was tagsüber häufig geschieht: Kein Anschluß unter dieser Nummer. Die nebenstehende Aufnahme entstand zur Mittagszeit, als am hellichten Tag die Rolläden dicht waren.
Montag, 2. Juli 2007
Keine Lyrik
Moderator Gerhard Schönberger hat sich einmal wieder eine Auszeit gegönnt und seine Redaktion mit dem Sendeplatz im Regen stehen lassen. Heute fehlt auch der Regenschirm – keine und niemand aus der Kulturredaktion erscheint. Die Stunde von 18.00 bis 19.00 Uhr muß daher von einer Redakteurin der vorangegangenen Sendung Gegen das Vergessen mit qualitativ anspruchsvoller Musik ausgefüllt werden.
Dienstag, 3. Juli 2007
Nicht ausgeschlafen
Der heutige Radiowecker beginnt um 6.22 Uhr. Der Moderator kommt mit Bus und Straßenbahn und war deshalb vom heutigen Bahnwarnstreik nicht betroffen.
Dienstag, 3. Juli 2007
Energiesparlampen
Im Herbst 2006 hatte Radio Darmstadt eine umfassende Analyse des Einsparpotentials an verschwendeter Energie durchführen lassen. Eine Umsetzung der hieraus gewonnenen Erkenntnisse findet jedoch nicht statt. Nachdem der lokale Pressesprecher von Greenpeace, auch bekannt als unser Vorstandsmitglied Markus Lang, im April dieses Jahres dabei erwischt worden war, am hellichten Tag mit heruntergelassenen Rolläden und Festbeleuchtung vorproduziert zu haben, ist es nicht verwunderlich, wenn andere Vereinsmitglieder diesem Vorbild nacheifern. Das neben stehende Foto wurde am heutigen Mittag im Sprechraum des Senders aufgenommen.
Dienstag, 3. Juli 2007
Unerlaubte Telefonwerbung
Aurel Jahn spricht um 17.00 Uhr in seiner Sendung, dem Offenen Haus des Senders, mit einer Beraterin der Darmstädter Verbraucherzentrale über unerlaubte Telefonwerbung. Hiermit kommt Radio Darmstadt seinem Lizenzauftrag hinsichtlich informativer und lokaler Beratung nach.
Dienstag, 3. Juli 2007
Wir sprachen mit, oder: alles nur geklaut
Markus Lang präsentiert das Greenpeace-Magazin "Ökotopia" als eine Ansammlung von Fremdbeiträgen. Laut eigener Anmoderation sprachen "wir" jedoch mit einzelnen Interviewten. Die Quelle wurde dann nicht benannt. Dies ist nicht nur unkollegial, sondern Diebstahl geistigen Eigentums. Markus Lang ist Pressesprecher der Darmstädter Greenpeace-Gruppe und betreibt auf dem Sender kostenfreie Werbung in eigener Sache. Eine "Trennung von Amt und Mandat" (Zitat Markus Lang, wenn es um andere Personen geht) ist hierbei nicht ersichtlich.
Beispiel 1: Heike Demmel von Radio Z in Nürnberg interviewt Jörg Fedders von Greenpeace Hamburg über die klimapolitischen Ergebnisse des G8–Gipfels: "Dazu haben wir interviewt Jörg Fedders." – Heike Demmel arbeitet nicht bei Greenpeace mit. Also ist die Aussage "wir sprachen mit" selbst in einem sehr weiträumigen Verständnis falsch, der Beitrag also geklaut und unter eigenem Greenpeace-Label vermarktet. [originalbeitrag]
Beispiel 2: Jens Kock und Jessica Herrmann von Greenpeace München sprachen im Rahmen von Radio Lora in München mit Gabriele von Görne über die Erwärmung der Ozeane. Der Beitrag datiert vom Januar 2007: "Dazu haben wir wieder eine Expertin von Greenpeace in Hamburg gefragt, nämlich Gabriele von Görne, die dazu natürlich auch noch'n bißchen was sagen kann. Ich hoffe es zumindestens, daß sie das kann. Aber ich denke mal, das dürfte kein Problem sein." – Einmal abgesehen von der Schlabbermoderation, die zeigt, daß Markus Lang selbst nicht blickt, was der Beitrag bringen wird, wird auch hier suggeriert, wir, also Greenpeace in Darmstadt, hätten das Interview geführt. Kein Hinweis darauf, daß es ein halbes Jahr zuvor in München entstanden ist. [originalbeitrag]
Beispiel 3: Alexander von Dercks, ebenfalls Greenpeace München sprach mit Gerhard Wallmeyer von Greenpeace Hamburg über Windkraft in China und anderswo. Bei diesem Beitrag weist Markus Lang auf seine Kollegen aus München hin. [originalbeitrag]
Beispiel 4: Redakteure der Sendung VielFalter von Radio Dreyeckland sprachen mit Benny Haerlin von der Initiative Save our Seeds über gentechnikfreien Bantam-Mais. Der Beitrag entstand im März 2007; auch hier fehlt zunächst die Angabe der verwendeten Quelle, sie wird immerhin noch bei der Abmoderation zur Sendung (falsch [2]) benannt. Zitat Anmoderation: "Es gibt die Aktion Bantam-Mais, eine ganz wichtige Aktion. Was das genau ist, das bekommen Sie jetzt hier gleich vorgestellt." – Oder auch nicht. Denn zunächst spielt er den falschen Track an. Auf den richtigen Beitrag folgt dann die Anmerkung, daß es jetzt wohl ein bißchen zu spät zum Aussäen sei, aber probieren könne man es ja trotzdem mal. [originalbeitrag]
Beispiel 5: Jens Kock, Greenpeace München, hat sich im Januar 2007 im dortigen Radio Lora Gedanken über die Klimagefahr durch den Flugverkehr gemacht. Hier nennt Markus Lang wieder den Autor. [originalbeitrag]
Anschließend betreibt er Werbung für eine moderne Variante des Ablaßhandels, nämlich sich von seiner Klimaschuld freizukaufen. Er überläßt hierbei die redaktionelle Arbeit den Zuhörenden; sie sollen doch einfach mal den Begriff atmosfair in eine Suchmaschine eingeben. Wir erfahren noch, daß es sich bei dieser Sendung um eine Knackpunkt-Sendung gehandelt hat, obwohl anfangs der Ökotopia-Jingle ohne jeden Hinweis auf Knackpunkt lief. Möglicherweise gehört ja gezielte Verwirrung zum Geschäftsprinzip, wenn nicht von Greenpeace, dann von unserem Vorstandsmoderator. Als Assistentin im Studio nennt er noch eine Elisa B. – Bei was hat sie ihm denn assistiert? Etwa, indem sie mit staunenden Augen dem großen Beitragsmagier beim Abspielen seiner MP3–Files zugeschaut hat?
Mittwoch, 4. Juli 2007
Perfekte Übergabe
Um 18.32 Uhr moderiert Techniker Peter Fritscher einen Interviewbeitrag von Margret M. an. Da einer Goldenen Regel zufolge der Eigenname der schlimmste Feind des schlecht vorbereiteten Moderators ist, macht er aus der armen Margret eine Frau Madrow-Wei(n)mann. Nicht viel besser ergeht es dem Geburtstagskind Rüdiger G., der zu Ende dieser Ausgabe von Shakespeare & Co. verkündet: "Jetzt kommt gleich nach uns die Sendung Zeitlos." Umso erstaunter ist man und frau, kurz darauf die Stimme von Manfred H. zu vernehmen, der die Sendung Recht im Alltag der Redaktion Blickpunkt Gesellschaft anmoderiert. Wie kann so etwas geschehen? Der Moderator der vorangegangenen Kultursendung kennt Manfred H. und seine Technikerin Monika R. aus gemeinsam verbrachten Stunden im Programmrat. Ein Blick durch die Scheibe zwischen dem Sprechraum und dem Sendestudio hätte ihm zielsicher verraten müssen, daß das folgende Programm recht wenig zeitlos zu werden schien. Vermutlich ersetzte der Blick in den Programmflyer die offensichtliche Realität. Bleibt nur die Frage: warum wurde der Programmflyer für Juni herangezogen, in dem tatsächlich auf Shakespeare & Co. die Sendung Zeitlos folgte? Der neue Flyer für Juli mit der richtigen Information schlummerte wohl noch in einem nicht ausgepackten Karton im Sender herum.
Mittwoch, 4. Juli 2007
Anspruch ohne Wirklichkeit
"Hier können Sie immer den aktuellen Programmflyer sehen." Richtig interpretiert, heißt dies: am heutigen 4. Juli ist noch immer der Juniflyer aktuell. Der endet zwar mit dem 30. Juni, aber bei Radio Darmstadt wird wohl lieber halb geflunkert als solide gearbeitet. Immerhin taucht heute der sehr spät am 28. Juni in Auftrag gegebene papiernerne Programmflyer im Sendehaus auf und harrt dort seiner Verteilung im Darmstädter Stadtgebiet und darüber hinaus. Wenn jedoch dieser Flyer am 28. Juni über das Internet an die Würzburger Druckerei versandt werden konnte, weshalb ist es dann nicht möglich, diese Daten aktuell zu Monatsbeginn auf der Webseite zu präsentieren? Kommuniziert man und frau im Vorstand nicht untereinander, sind die Datenleitungen verstopft oder handelt es sich schlicht um Inkompetenz? Denn das elektronisch durchaus verfügbare aktuelle Programm erscheint regelmäßig zu spät auf der sendereigenen Webseite. In diesem Monat wird es dann endlich am Abend des 7. Juli hochgeladen. Wer jedoch die Papierversion des Programmflyers beispielsweise aus dem zentral gelegenen Ticketshop des Darmstädter Stadtmarketings direkt am Luisenplatz beziehen will, muß noch ein wenig länger warten.
Mittwoch, 4. Juli 2007
Hier geht der Rap ab!
Ganz Deutschland starrt gebannt auf Darmstadt, denn hier geht der Rap ab! Der Server des Senders ächzt unter dem Ansturm der Kids, die ihre Musik auf dem Rapsender hören wollen. Da ist die Werbebotschaft von YoungPOWER – "nur deine Musik!" – samstags geradezu lächerlich. Diese nur deine Musik wollen gerade einmal fünf Kids übers Internet hören. Aber heute abend – das ist wirklich ihre Musik. Faszinierend. Allerdings sollten wir uns hierdurch nicht dazu verleiten lassen anzunehmen, daß diese Hörgemeinde 1:1 auf den terrestrischen Empfang in Küchenradio und Stereoanlage zu übertragen ist. Hier hört eine spezielle Community mit ihren ganz speziellen Medien zu. Ich kann dieser Musik zwar nichts abgewinnen, aber ihre Daseinsberechtigung auf Radio Darmstadt ist anhand derartiger Zugriffe unbestreitbar. Auch wenn wir uns die Frage stellen müssen, ob hier der lokale Rahmen eines lizenzierten Lokalradios noch zutrifft.
Auf den Rapsender folgt in der letzten Stunde des Tages die Late Lounge der Unterhaltungsredaktion. Das Liveprogramm endet kurz vor Mitternacht desinformativ mit dem uns nun hinreichend bekannten Trailer [mp3], der eine nicht mehr existierende Kabelfrequenz verkündet.
Donnerstag, 5. Juli 2007
Radio aus der Schule
Am heutigen Nachmittag um 14.00 Uhr stellt sich eine 11. Klasse der Darmstädter Heinrich-Emanuel-Merck-Schule vor. Es handelt sich hierbei um ein von der LPR Hessen finanziertes Projekt des Wiesbadener Medienzentrums im Rahmen des Projekts Radio aus der Schule. Teamer sind Harald Kuntze (Wiesbaden) und Norbert Büchner (Darmstadt). Die Technik zur Sendung betreut Teodora Katzenmayer aus der Redaktion Alltag und Geschichte. Bezeichnend ist hier, daß dieses Medienkompetenzprojekt in den Räumen von Radio Darmstadt nicht auf die einhellige Unterstützung der im Programmrat des Senders vertretenen Redaktionen gestoßen ist. Medienkompetenz wird offensichtlich mit einem gewissen Mißtrauen beäugt.
Medienkompetenz ganz anderer Art hören wir im Anschluß. Die für 15.00 Uhr vorgesehene Donnerstagsausgabe von Impuls für X beginnt verspätet um 15.34 Uhr. Bis dahin war die Wiederholung der gestrigen Kulturredaktionssendung zu hören. Margret M. spricht gerade mit Sonja Feßel vom Museum Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe über die Ausstellung The Killing Machine und andere Geschichten. Da erscheint Impuls für X-Moderator Stefan M. im Studio, würgt das Gespräch ab und spielt … Musik und wünscht hierbei viel Spaß. Musik ist offensichtlich wichtiger als Inhalt. Dann trifft auch Peter Fritscher von seinem Kinobesuch in Frankfurt ein, und beide beginnen ihr Programm mit einem im Internet nachzulesenden Bericht über eine Hot Dog Weltmeisterschaft in New York. Banales bricht eben lokalen Inhalt. Und wenn die beiden Herren schon nicht in der Lage sind, rechtzeitig zu ihrer Sendung zu erscheinen, dann denken sie sich wohl, sie könnten das Programm komplett aushebeln. Denn obwohl die Sendung offiziell um 16.00 Uhr endet, wird sie bis zum Start der Hörzeitung um 17.00 Uhr mit allerlei Banalitäten aus der Medienwelt fortgesetzt. Weshalb im Programmflyer für diese Sendestunde eine Wiederholung der bei Radio Darmstadt nicht einmal im Liveprogramm zu hören gewesenen Sendung Medienforum Köln eingetragen ist, kann uns der Herausgeber dieses Kunstwerks, nämlich Peter Fritscher, gewiß verraten. Ich verstehe das jedenfalls nicht.
Freitag, 6. Juli 2007
Rückspulbeitrag
Programmgemäß erscheint um 14.25 Uhr der 29. Hänger des Sendecomputers. Heute unterbricht er den Nachrichtenteil der Hörzeitung, während dort ein Bericht aus dem Darmstädter Echo 26. Juni über die Mäuseplage in Darmstadt vorgelesen wird. Die heutige Herumstotterei dauert 32 Minuten, bevor der stellvertretende Sprecher der Auslandsredaktion Ralf D. eine MiniDisc mit dem Rückspulbeitrag (siehe Foto) von Aurel Jahn startet. Der Sinn dieses Rückspulbeitrags besteht darin, die Zeit zu überbrücken, die bis Anfang des Jahres das Wiederholungsband benötigt hat, um sich an den Anfang zurückzuspulen. Jetzt dient dieser Beitrag allenfalls der Kosmetik. Der Rückspulbeitrag erzählt von der Möglichkeit, einen eigenen Beitrag im Offenen Haus des Senders unterzubringen, und endet mit einem etwa zehn Jahre alten sogenannten Schatzmeisterjingle des ehemaligen Vorstandsmitglieds für Finanzen Michael D.: "Haben Sie schon einmal probiert, bei einem anderen Radio mitzumachen? (Gelächter im Hintergrund) Bei RadaR können Sie mitmachen. Werden Sie Mitglied bei RadaR. (Beifall im Hintergrund)"
Während der abgedrehte Technosound des Hängers [3] auf dem Sender nichts zu suchen hat, sind Menschen mit einer Sprachbehinderung auch im Sinne von Michael D. sehr wohl im nichtkommerziellen Lokalradio willkommen!
Ralf D. ist Mitglied des Programmrats von Radio Darmstadt. Dem Programmrat obliegt die Programmhoheit. Offensichtlich stört sich der Programmrat auch nicht an dieser 29. Auflage unseres nicht lizenzgerechten Artefakts [mp3].
Samstag, 7. Juli 2007
Wenn das Aufseufzen ausbleibt
Um 21.00 Uhr erscheint der Moderator der Musikredaktionssendung Sighs & Screams nicht im Sendestudio. Noch anwesende Redakteurinnen und Redakteure unserer Jugendredaktion haben die Power, bis zur DJ–Zone um 23.00 Uhr die Lücke zu füllen.
Sonntag und Montag, 8./9. Juli 2007
Unaktuelle Information abgehängt
Am Sonntagnachmittag erschallt erneut die Aprilausgabe des Raumfahrtjournals von Radio F.R.E.I. in Erfurt. Warum wird nicht die Juniausgabe eingelegt? Die Junisendung wurde in Erfurt am 24. Juni 2007 ausgestrahlt. Die Strafe folgt auf dem Fuß. In der Wiederholung der Sendung am Montagnachmittag schlägt der Sendecomputer mit seinem 30. Hänger [mp3] seit Ende Februar 2007 unbarmherzig zu und bringt um 14.25 Uhr fünfunddreißig Minuten lang den Beitrag mit 200–facher Verzögerung zum Stottern. Dann wird das Raumfahrtjournal neu gestartet und wir erfahren vom anmoderierenden Programmratsmitglied Ralf D., daß es jetzt 17.00 Uhr ist. Manche Sendende sind derart bildungsresistent, daß sie auch nach über zehn Sendejahren den vom Programmrat vorgegebenen Grundsatz nicht verinnerlicht haben, wonach im zu wiederholenden Programm keine Zeitangaben verkündet werden.
Montag, 9. Juli 2007
Missionieren erlaubt, kreativ sein verboten
Am Montagabend befaßt sich der Programmrat mit dem evangelikalen Missionsradio des José Montas. Diesem wird geduldig erklärt, wie er seine Veranstaltungstips in Zukunft zu gestalten habe. Weniger Geduld zeigte man und frau mit der Redaktion Alltag und Geschichte. Diese wurde gleich zweifach abgemahnt, weil die Redaktionssprecherin bei der Anmoderation zur Sendung RadaR Medialine am Tag zuvor den Namen des verfemten Norbert Büchner genannt hatte und weil das Sendungskonzept dreisterweise vorsah, die Sendelocherkennung zur dramaturgischen Gestaltung dieser Sendung kreativ zu nutzen, damit die Redaktionssprecherin schnell zurück zu ihrem halbjährigen Kind fahren konnte. Sendelöcher dürfen nämlich absichtlich nur durch die Unterhaltungsredaktion, die Musikredaktion, die Lokalredaktion, die Redaktion treffpunkt eine welt oder die Kulturredaktion enstehen, wenn schlicht und einfach keine und niemand zu der vorgesehenen Sendung erscheint. Diese Form der Verantwortungslosigkeit wird mit einem verständnisvollen Unter–den-Teppich-Kehren abgenickt, während der verantwortungsbewußte Umgang mit den technischen Möglichkeiten abgestraft wird. Der Beschluß ist nicht nur kinderfeindlich, zudem kommt es wohl auch hier darauf an, wer etwas darf und wer nicht.
Zudem fand der Programmrat noch Zeit dafür, sich selbst für die Aufnahme in die Satzung vorzuschlagen, aber keine Zeit dafür, die in dieser Dokumentation haufenweise angesprochenen Mißstände auf dem Sender zu thematisieren. Das Protokoll vermerkt zum Tagesordnungspunkt Sendekritik: "Keine Beiträge."
Montag, 9. Juli 2007
Sendelochbilanz
Nils P. erläutert dem Programmrat die Sendelochstatstik [pdf] von Radio Darmstadt, die er von seinem DJ–Zone-Kollegen Daniel L. erhalten hat. Wer einen genauen Überblick auf diese Statistik haben möchte, wende sich vertrauensvoll an den Technikvorstand von Radio Darmstadt. Insgesamt habe Radio Darmstadt seit März 2007 14 Stunden, 31 Minuten und 14 Sekunden lang Sendelöcher produziert. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Sendelochstatistik des Verfassers dieser hier zu lesenden Dokumentation für denselben Zeitraum nur auf etwas weniger als die Hälfte dieser angegebenen Zeit kommt. Seit April 2007 fängt eine Sendeloch-Erkennungssoftware die Sendelöcher ab und speist statt dessen nach einer Minute irgendeine beliebige Musik zur Senderantenne auf dem Dach der Hochschule Darmstadt ein. Die Zeit dieser Einspeisung wird offensichtlich mitgezählt. Dies ist einerseits richtig, weil es die realen Zustände auf dem Sender wiedergibt, andererseits irreführend, weil nur etwa die Hälfte der vermerkten Sendelöcher tatsächlich auch ausgestrahlt wurde.
Eine Analyse der Sendelochstatistik ergibt jedoch, daß die darin aufgeführten Zeiten zwar stimmen mögen, daß die den Sendelöchern zugewiesenen Sendungen und Redaktionen jedoch größtenteils genauso falsch sind wie die errechnete Dauer der einzelnen Sendelochzeiten. Der Umgang mit Excel-Tabellen will halt gelernt sein. Und sich bei der Zuweisung anzuklagender Sendungen auf den Programmflyer zu verlassen, ist einfach sträflich leichtsinnig. Die Liste gehört in dieser Form in den nächstbesten virtuellen Papierkorb.
Mittwoch, 11. Juli 2007
Woher der Sender seine Informationen zieht
Im Abendprogramm wird um 20.00 Uhr die Aprilausgabe der lesbisch-schwulen Sendung Andersrum wiederholt. Antje erzählt dort über die Erfolgsstory von Mika, warum auch immer. Und weil es so beliebig ist, sei hier die Quelle verraten: Es handelt sich um den Artikel von Josef Engels in der Onlineausgabe der Welt vom 21. März 2007, der auch in der Berliner Morgenpost vom 25. März 2007 abgedruckt wurde. Wenn frau schon klaut, dann sollte sie auch wenigstens die Quelle angeben. Allerdings sehen die Sendekriterien des Programmrats diese korrekte Form der redaktionellen Sorgfaltspflicht nicht vor. Genau dasselbe Vorgehen können wir bei der Filmvorstellung von Die wilden Hühner beobachten. Vermutlich kam der (unvollständig) verlesene Text den beiden Moderatorinnen ziemlich bescheuert vor, denn sie mußten permanent rumkichern. Hier stellt sich die Frage, warum frau einen bescheuerten Text vorliest, anstatt selbst in den Film zu gehen und dann eine eigene Besprechung zu erstellen. [4]
Donnerstag, 12. Juli 2007
Spielfreude
Auch in diesem Monat waren die Spielkinder wieder an den Internetrechnern zu finden. Heute ist es einer der drei Rechner in Redaktionsraum 2, der zum Pokerspielen einlädt. Hier stellt sich weniger die Frage, weshalb es den drei für die Studiotechnik zuständigen Vorstandsmitgliedern nicht gelingt, die Rechner clean zu halten. Vielmehr spiegelt sich in dieser selbstverständlichen Spielerei das Grundkonzept des Vorstands wider, wonach Radiomachen Spaß machen soll. In einem Klima des allgemeinen Eigennutzes sind es diese kleinen Blüten, welche das Selbstverständnis des Darmstädter Lokalradios ausdrücken. Ich bin mir im übrigen nicht sicher, ob der freie Zugang zum Internetpoker mit den Jugendschutzbestimmungen vereinbar ist. Immerhin haben wir (noch!) die Kinder der Kinderredaktion, die an jedem Donnerstag an den Rechnern sitzen, um ihre Sendung vorzubereiten.
Donnerstag, 12. Juli 2007
Prima Programm
Die Redaktion treffpunkt eine welt wiederholt eine Sendung aus dem Vorjahr, weil sie offenbar Probleme mit der Produktion aktueller Beiträge hat. Anmoderiert wird die Wiederholung durch ein Redaktionsmitglied, von dem einschlägig bekannt ist, daß er mit der Sendetechnik überfordert ist. Dies erweist sich zu Ende dieser Sendung, als um 19.00 Uhr die Moderatorin der russischsprachigen Sendung Prima nicht erscheint. Wir hören zunächst ein kleineres Sendeloch, bevor der überforderte Moderator erklärt: "Wegen einer technischen Panne können wir die Sendung Prima jetzt leider nicht hören. Wir hören statt dessen die Wiederholung der Sendung von 18.00 Uhr."
Wenn der Wahnsinn Methode hat, dann hier. Deutlich zu hören ist der vergebliche Versuch des Moderators, das Abspielgerät zum Laufen zu bekommen, weil er aus unerfindlichem Grund das Mikrofon geöffnet gelassen hat. Es klackt, aber die Sendung läuft nicht an. Möglicherweise liegt eine CD vor, die zu schnell gebrannt wurde. Das mögen die Studiogeräte nicht. Die aus der Überforderung entstehende Verwirrung trägt dazu bei, eine seltsame Ansage zu verkünden. Denn es wird nicht die Sendung von 18.00 Uhr wiederholt, das wäre die soeben gelaufene Wiederholung der Sendung der Redaktion treffpunkt eine welt gewesen, sondern die Sendestunde, die von 17.00 Uhr bis 18.00 Uhr schon einmal zu hören war: nämlich der Nachrichtenteil der Hörzeitung mit der daran anschließenden Viertelstunde der Kinderredaktion. So kommen die Hörerinnen und Hörer des Senders noch einmal in den Genuß, die Meldungen aus dem Darmstädter Echo der Vorwoche erzählt zu erhalten.
Auf der Programmratssitzung im April hatte ich zum wiederholten Male eindringlich darauf hingewiesen, daß dieses bestimmte Mitglied der Redaktion treffpunkt eine welt unbedingt der technischen Unterstützung durch ein weiteres Mitglied der Redaktion bedarf. Es gibt Menschen, die aus Gründen, die hier nicht thematisiert werden müssen, nicht oder nicht mehr in der Lage sind, als Selbstfahrer oder Selbstfahrerin auf Sendung zu gehen. Dieses Unvermögen ist keine Schande, erfordert jedoch die soziale Kompetenz der betreffenden Redaktion, angemessen mit dieser Situation umzugehen. Da sich die Redaktion ihrer Verantwortung entzieht, erhält der Sender zwangsläufig Sendelöcher, zu leise gesprochene Moderationen oder unsinnige Programmabläufe serviert. Der Programmrat, der hierüber im Bilde ist, ignoriert das Problem und drückt es den Hörerinnen und Hörern aufs Ohr.
Freitag, 13. Juli 2007
Feine Selbstironie
Man und frau muß den Sender bewundern. Nach den 82 Minuten des 32. Hängers [mp3] unseres Sendecomputers fällt der– oder demjenigen, die oder der diesen Unfug abstellt, nichts Besseres ein, als den berüchtigten Trailer [mp3] zu spielen, der nicht nur eine falsche Kabelfrequenz, sondern auch "eine neue Art des Radios" verkündet.
Freitag, 13. Juli 2007
Seltsam
Mit der griechischen Musiksendung Radio Akroama beginnt freitags das Liveprogramm von Radio Darmstadt. Heute verspätet es sich um achtzehn Minuten. Nach der Erkennungsmelodie zum Anfang hören wir etwa eine Minute lang parallel die Wiederholung der Sendung der Redaktion treffpunkt eine welt vom Vorabend und ein griechisches Musikstück. Eine halbe Stunde später verabschiedet sich der Sender ins Sendeloch. Merkwürdig ist, daß die automatische Sendelocherkennung versagt zu haben scheint, denn wir hören acht Minuten lang gar nichts, ehe die Erkennungsmelodie neu gestartet wird. Es scheint demnach möglich zu sein, die Sendeloch-Erkennung (unbeabsichtigt) auszutricksen. Dies spricht für eine unsaubere Implementierung.
Nacht Sonntag auf Montag, 15./16. Juli 2007
Da fällt einem nichts mehr zu ein
Anstatt wie vorgeschrieben alle Rolläden vollständig zu schließen, wird lieber ein bißchen Werbung für den Sender betrieben. Nun ist kaum anzunehmen, daß es nachts einen ungemeinen Publikumsverkehr vor den Fenstern unseres Senders gibt, aber das macht nichts. Lieber eine lustige Idee verwirklicht als den Sender nachts verriegelt.
Montag, 16. Juli 2007
Spiegelbild
Nichts gibt den Zustand eines Betriebes besser wieder als die unaufgeräumten Baustellen außerhalb der direkt sichtbaren Areale. Nur durch eine Fensterscheibe vom Redaktionsraum getrennt liegt die Werkstatt des Senders. Von Ordnung keine Spur; hier regiert das blanke Chaos. Alles wird irgendwo abgestellt, aufeinander gestapelt oder auf den Boden geworfen. Es ist schon bemerkenswert, was drei für die Studiotechnik zuständige Vorstandsmitglieder mitsamt ihres bastelnden Anhangs hinbekommen.
Montag, 16. Juli 2007
Nummer dreiunddreißig [5]
Nachdem in der Nacht zuvor die DJs wieder einmal das Programm nicht gestaltet hatten, am Morgen der Radiowecker ausfiel und deshalb auch nicht um 8.00 Uhr die Wiederholung des aufgezeichneten Programms vom Vorabend neu gestartet wurde, erscheint pünktlich um 11.30 Uhr die dreiunddreißste Ausgabe des computergenerierten Stotterprogramms [mp3]. Nach einer halben Stunde hören wir dann zum Glück nicht den Trailer mit der falschen Kabelfrequenz, sondern den Beginn der Wiederholung mit der Kultursendung Backstage.
Montag, 16. Juli 2007
Fleißig abkupfern
Für heute hat die Unterhaltungsredaktion ein U–Red Spezial für einen noch nicht vergebenen Sendeplatz vorgesehen. Deshalb erscheint auch, zu spät, erst um 19.11 Uhr als Moderator der zweistündigen Sendung Michael, genannt "Chappi", Schardt. In seiner Oldieshow bringt er extralange Titel, was den Vorteil hat, nicht so viel vorbereiten zu müssen. Den Rest des zu sprechenden Moderationstextes holt er sich aus dem Internet. Nach elf Minuten RadaR Love von Golden Earring kupfert er einfach aus einem Internet-Rocklexikon ab. Ob der Rest der Sendung ähnlich qualitativ wertvoll geklaut ist, vermag ich nicht zu sagen, weil: nicht weiter angehört.
Montag, 16. Juli 2007
Heinerfestspatzen
Der Heinerkult-Moderator vergißt zu Beginn seiner Sendung um 18.00 Uhr, sich das Sendesignal ins eigene Studio zu holen. Die Folge: es gibt ein Sendeloch, das mehrere Minuten lang von der Sendeloch-Erkennung durch das Einspielen von Musik aufgefangen wird. Um 18.07 Uhr bemerkt er seinen Fehler, täuscht in der Moderation seinem Publikum eine "technische Panne" vor und spielt eine Aufzeichung eines Kinderchores ("Spatzen") von der Eröffnung des Darmstädter Heinerfestes Ende Juni 2007 ein. Dieser O–Ton ist von einer besonders unhörbaren Qualität.
Montag auf Dienstag, 16./17. Juli 2007
Rauschend in die Vergangenheit
Der Versuch, die nächtliche Wiederholung des Programms zu starten, führt zu einer Mixtur aus kleineren Sendelöchern und eingespieltem Rauschen (aus dem Sendecomputer?). Nach etwa dreizehn Minuten hat der Moderator der vorangegangenen Sendung Combat Radio es aufgegeben, den widerspenstigen Sendecomputer zu starten, und legt ein DAT–Band aus vergangenen Aufzeichungszeiten ein. Wir kommen so in den Genuß der Wiederholung des Abendprogramms vom 19. März 2007, dem noch eine Sendestunde aus dem Programm vom Tag darauf folgt! Nach dem Radiowecker steht Christian K. vor demselben Problem. Auch er muß auf das vier Monate alte Programm zurückgreifen. Hierbei vergißt er jedoch nicht, nur an sich selbst zu denken, und so unterbricht er diese Wiederholung um 9.00 Uhr, um seine eigene Aufzeichung seiner gestrigen Heinerkult-Sendung zu starten. Daß er damit die als Wiederholung laufende Sendung einer Kollegin brutal abwürgt, interessiert ihn nicht. Dieses Band läuft bis 14.08 Uhr und endet in einem Sendeloch. Anderthalb Stunden lang führt anschließend der Sendecomputer Regie, bevor wir bis 17.00 Uhr noch einmal die Aufzeichung vom DAT–Band hören können. Eine ausführliche Darstellung und Analyse dieses chaotischen Programms findet sich auf einer eigenen Dokumentationsseite.
Mittwoch, 18. Juli 2007
Gott weigert sich
Am gestrigen Dienstag verkündete Christian K. noch einen Radiowecker für heute, "so Gott will". Nun ist Gott nicht für die redaktionelle Unzuverlässigkeit der Unterhaltungsredaktion zuständig. Der wiederholte Ausfall des Radioweckers führt folgerichtig zum wiederholten Aufhängen des Sendecomputers pünktlich um 12.31 Uhr. Erst nach einer Stunde wird um 13.34 Uhr durch den in den Sender geeilten Christian K. das Wiederholungsprogramm neu gestartet.
Mittwoch, 18. Juli 2007
Wenn kein(e) CvD da ist
Sommerzeit ist Urlaubszeit. Die Redaktionen sind dann dünner besetzt. Urlaubspläne werden untereinander nicht abgesprochen, denn es gibt weder redaktionelle Arbeit noch Chefinnen und Chefs, die den Sendenden sagen, wo's langgeht. Umso wichtiger wäre eine ordnende Hand im Tagesgeschäft, um die im Sommer erfahrungsgemäß verstärkt auftretenden personellen und technischen Defizite auszugleichen. Schlauerweise hatte die Mitgliederversammlung auf Anregung von Vorstand und Programmrat im Dezember 2006 die Institution Chef vom Dienst abgeschafft, so daß sich die Seltsamkeiten auf dem Sender häufen. Derlei Programmchaos gab es zur selben Zeit im Vorjahr noch nicht.
Zunächst einmal hören wir ab 17.00 Uhr nicht, wie im Programmflyer angekündigt, die italienische Sendung Tiramisú, sondern die Fortsetzung der Wiederholung des Abendprogramms vom Vortag. Diese Wiederholung wird wiederum aufgezeichnet und am morgigen Donnerstag noch einmal wiederholt werden. Bis um 17.22 Uhr können wir uns daher an den Tango-Klängen von RadaR Latino erfreuen, ehe der evangelikale Missionar José Montas in sein Programm El amor a la vida einsteigt [7]. Zu Zeiten noch existenter Chefinnen oder Chefs vom Dienst wurde dafür gesorgt, daß um 17.00 Uhr eine Ersatzsendung der noch nicht erschienenen Redaktion, hier der Auslandsredaktion, eingelegt wird. Heute ist es eher beliebig, was auf den Sender kommt.
Derartige Ungereimtheiten setzen sich in der folgenden Sendestunde fort. Normalerweise würden heute Frank S. und sein Techniker Georg P. die Sendung En Woog live fahren, aber sie sind nicht da und haben dem nicht vorhandenen CvD eine CD mit der Aufzeichung ihrer Sendung vom 18. April 2007 hinterlassen. Weil José Montas dies nicht weiß, wird erst einmal weiter Missionsradio gesendet, bis die CD um 18.03 Uhr gefunden und eingelegt wird. Das war keine gute Wahl. Denn im Verlauf der folgenden Minuten verschlimmert sich das Begleitgeräusch dieser CD immer mehr [mp3], so daß der soeben eingetroffene Unterhaltungsredakteur Nils P. um 18.37 Uhr kurzerhand beschließt, diese Form kakophonen Technos durch eine einschmeichelndere Trance-Variante zu ersetzen. Er tat gut daran. Vermutlich ist diese CD mit zu hoher Geschwindigkeit gebrannt worden, was sich mit der Laufzeit in vermehrt auftretenden Aussetzern äußert [8]. Ab 19.00 Uhr findet dann wieder qualifiziertes Programm statt mit dem Alltag und Geschichte Magazin. Hierin stellen sich verschiedene Ausbildungsgruppen in Darmstadt vor, die im Rahmen eines EU–Projektes handlungsorientierte Sprach– und Medienkompetenz erwerben.
Donnerstag, 19. Juli 2007
Keine Kids und zwei CDs
Die regelmäßige Sendung der Kinderredaktion von Radio Darmstadt um 17.45 Uhr fällt aus. Es sind Schulferien. Für die Sendung Prima ab 19.00 Uhr liegt eine CD bereit, die Moderatorin kann heute abend nicht selbst erscheinen Diese CD stoppt nach zehn Minuten, worauf ein einminütiges Sendeloch folgt und dann mal Musik, mal nichts. Irgendwie startet die CD neu und wir können erneut Nadezhda T. zuhören, wie sie ihr Auditorium auf Russisch und Deutsch begrüßt. Das kommt Regina H. vom Darmstädter Friedensforum, welche die vorhergehende Sendung moderiert hat, etwas seltsam vor, weshalb sie vorsichtshalber die CD aus dem Verkehr zieht, dies dem am Radio versammelten Auditorium auch mitteilt (siehe unten im Bild: "RH") und statt dessen das einspielt, was immer ertönt, wenn der Sender nichts zu sagen hat: Musik. Weitere fünf Minuten später gibt es wieder ein Sendeloch, bevor diesmal die automatisierte Sendelocherkennung das Programm mit Musikberieselung übernimmt.
Ob die Prima–CD eine Macke hatte, zu schnell gebrannt worden war oder einfach nur im Singlemodus lief, ist im Nachhinein schwer zu beurteilen. Wir können in der Visualisierung der Sendestunde sehen, daß sich immer wieder etwas tut, bevor Stille eintritt, welche die Sendelocherkennung jeweils nach einer Minute beendet. Im Fall der später eingelegten CD von BabaMal ist der Sachverhalt ziemlich klar: Regina H. verläßt nach dem Einlegen der CD um 19.20 Uhr mit ihrer Technikerin Susanne Schuckmann das Sendehaus. Vier Minuten später kommt es zum vierten oder fünften Sendeloch dieser Stunde (siehe obigen Screenshot der Audiodatei zur Sendung). Pünktlich nach einer Minute erkennt die automatische Sendeloch-Erkennung das Malheur und spielt wiederum x–beliebige Musik ein. Wer auch immer von den beiden Frauen die CD eingelegt und gestartet hat, hat offensichtlich übersehen, daß ein Profigerät wie unsere Denon-CD–Player sehr wohl zwischen Single– und Continous-Betrieb zu unterscheiden weiß. Wer das Sendehaus einfach verläßt, ohne sich zu vergewissern, daß der Sendebetrieb tatsächlich bis zum Ende der Stunde gewährleistet ist, handelt fahrlässig. Frau Schuckmann ist jedoch erstens seit den Anfängen von RadaR im Jahr 1994 dabei und hat zweitens eine umfassende Ausbildung zur Multiplikatorin (also zur Teamerin auch für Technikseminare) durch ihren Vorstandskollegen Benjamin Gürkan erhalten. Gerade ihr sollte ein derartiger Fehler nicht unterlaufen. Ich frage mich daher: Was hat Susanne Schuckmann eigentlich bei Herrn Gürkan im Multiplikatorinnen-Ausbildungsseminar gelernt? Den Sender mit einem erstklassigen Sendeloch zu verlassen?
Freitag, 20. Juli 2007
Blitzmerker und noch mehr Ausfälle
Der heutige Hänger des Sendecomputers [mp3] tritt erwartungsgemäß um 12.25 Uhr ein und wird schon nach sechzehn Minuten entdeckt.
Die zweistündige griechische Musiksendung Radio Akroama fällt aus, statt dessen läuft die Wiederholung des Programms des gestrigen Abends weiter, mitsamt des hübschen kleinen Sendelochs, das durch unsachgemäßes Bedienen eines CD–Players entstanden ist. Genau genommen ist von 6.00 Uhr am Morgen bis 17.00 Uhr am Nachmittag mit einer Ausnahme nicht das Programm zu hören, das im Programmflyer abgedruckt und angekündigt ist. Der KultTourKalender fällt zugunsten einer weiteren Musikberieselung ebenfalls aus: Christian K. beglückt uns statt dessen mit dem 325. Aufguß seiner Lieblingsmusik und einem Interview mit einem der Macher der Darmstädter Residenzfestspiele. Die Sendung endet abrupt in einem weiteren Sendeloch, weil der Moderator und Techniker der nachfolgenden Sendung Evrenselin Sesi nicht an die Umschaltung gedacht hat.
Die Ausnahme besteht in einer einstündigen Sendung einer Übungsredaktion von Auszubildenden des Kulturbundes Darmstadt ab 14.00 Uhr, die sich im Rahmen eines EQUAL-Projektes Sprach– und Medienkompetenz erworben haben. An dieser Sendung indirekt beteiligt sind als Teamer und Teamerin Norbert Büchner und Katharina Mann, sowie als Techniker im Sendestudio Niko Martin.
Samstag, 21. Juli 2007
Auch Herr K. gerät ins Stottern
In der Wiederholung seiner gestrigen verkehrspolitischen Sendung gerät Christian K. um 11.34 Uhr ins Stottern. Der Sendecomputer zerhackt seine Wortbeiträge und eingespielten Originaltöne für exakt eine Stunde ins Unerträgliche. Dann erst schaut K. im Sendehaus vorbei, um seinem Stottern auf den Grund zu gehen, entdeckt den Hänger und startet die Wiederholung, die mit seiner Sendung beginnt, neu.
Samstag, 21. Juli 2007
Keine und niemand hört den Livestream
Als die RadioShow mit BJ örn W. endet und Rock On mit Mike H. beginnt, hören laut Auswertung [pdf] des Livestream-Tools exakt 0 Personen seit durchschnittlich acht Stunden, 23 Minuten und 17 Sekunden zu. Ein kurioses Beispiel für die These, daß Statistiken lügen.
Sonntag auf Montag, 22./23. Juli 2007
Und dann taucht er doch noch auf
Sonntagnacht ist DJ–Nacht. Groß angekündigt und radiointern mit vielen Vorschußlorbeeren versehen, gestalten abwechselnd DJ Taucher und Armin van Buuren seit Juni 2007 die Nacht von Sonntag auf Montag. Natürlich handelt es sich bei derlei Berühmtheiten um vielbeschäftigte Menschen, die dann auch einmal eine Sendung ausfallen lassen oder zu spät erscheinen. Am 8. Juli kommt der Taucher nicht pünktlich, am 15. Juli kommen gleich beide DJs nicht und auch am heutigen Sonntag muß der unermüdliche Nils P. um 23.05 Uhr schon mal die Wiederholung starten, weil er nicht weiß, ob der Taucher heute erscheint. Doch vier Minuten später ist er aufgetaucht und versetzt seiner am Livestream hungernde Fangemeinde einen Beat nach dem anderen.
Montag, 23. Juli 2007
Hänger auf Hänger
Auch am heutigen Montag wird das Programm von Radio Darmstadt um 14.25 Uhr für fünf Minuten von unserem lieben Sendegast unterbrochen, bevor um 14.34 Uhr nach einem kleinen Berieselungsprogramm die Wiederholung des Programms neu gestartet wird.
Mittwoch, 25. Juli 2007
Italienischer Urlaubsersatz
Um 17.00 Uhr hätte das italienische Magazin Tiramisú gesendet werden sollen. Der Moderator Fiore P. weilt jedoch im verdienten Auslandsurlaub. Hier zeigt sich, daß die Auslandsredaktion mehr einer Vergabestelle von Sendeplätzen als einer wirklichen Redaktion gleicht. Eine Redaktion hätte den Ausfall einer ihrer Sendungen durch eine andere muttersprachliche Sendung kompensiert. Heute jedoch legt der stellvertretende Sprecher der Redaktion, ein gewisser Ralf D., eine zwei Jahre alte Austauschsendung des Bürgerfunks im westfälischen Münster ein, die gewiß spannend und lehrreich ist, aber nicht dem italienischen, sondern Ralfs deutschem Zielpublikum dient. Offensichtlich ist es der Auslandsredaktion egal, was auf ihren Sendeplätzen zu hören ist. Es hätte auch schlimmer kommen können: wenn unseren Sendenden und Redaktionen nichts mehr einfällt, spielen sie mit Vorliebe irgendeine x–beliebige Musik ein.
Daß bei Radio Darmstadt die allerwenigsten Sendenden etwas mit dem gesendeten Thema "Arbeit und Geschlecht" und erst recht mit den höchst hörenswerten Ausführungen von Roswitha Scholz anfangen können, versteht sich von selbst in einem Radio, das eine unangepaßte Feministin mit Vereinsausschluß und Sendeverbot abstraft.
Donnerstag, 26. Juli 2007
Kalenderblatt Reloaded II
Die beiden heutigen Kalenderblätter des Morgenmagazins namens Radiowecker zur Musik gegen Kernenergie (1986) und zur Gründung der Deutschen Bundesbank (1957) erweisen sich als skurriler Mix daraus, einerseits das stumpfe Ablesen des urheberrechtsgeschützten Kalenderblatts der Deutschen Welle zu vermeiden, indem bestimmte Passagen leicht anders ausgedrückt werden, und andererseits dem Zurückfallen in alte Gewohnheiten, nämlich mangels eigener Recherche dann doch den Text einfach abzulesen. Ich weiß nicht, wie die Deutsche Welle und die Aufsichtsbehörde LPR Hessen das sehen, aber ich kann hier keine eigene geistige Leistung feststellen.
Donnerstag, 26. Juli 2007
Was uns ein Sendeloch verrät
In seiner Anmoderation erzählt uns Peter Fritscher: "Wir werden ein bißchen mit der Juso von Weiterstadt ein wenig mitmachen." Was immer er damit gemeint haben mag, vorgestellt haben sich die Weiterstädter Jusos rund um ihren Kreisvorstandsbeisitzer Benjamin Gürkan nicht. Falls es die während der Sendung im Studio anwesende Jugendgruppe war, auf die Fritscher in der zweiten Sendestunde entschuldigend hingewiesen hat, dann wäre zu fragen, warum er sich von ihr derart hat verwirren lassen, daß er ein 45–sekündiges Sendeloch produzierte.
Das Sendeloch ist jedoch auch in anderer Hinsicht von Interesse. Mittels des Audioschnittprogramms Audacity läßt sich nämlich bei genügend starker Vergrößerung ein Artefakt zeigen, das vermutlich durch die unsachgemäße Verkabelung seitens unserer Technikcrew entstanden ist. Der rechte Kanal (siehe Bild oben) zeigt nämlich eindeutig eine Brummschleife. Schon am 10. Januar fragte der Hörer Claus–Uwe R., weshalb er auf dem Livestream ein Brummen hören könne. Am selben Tag stellten die Vorstandsmitglieder Walter Kuhl und Niko Martin die Frage, ob dem Vorstand das Brummen in Sendestudio 1 bekannt sei und wann es behoben werde.
Um 17.45 Uhr fällt die Viertelstunde der Kinderredaktion aus und der Musikfüller der Hörzeitung läuft weiter. Um 18.58 Uhr verabschiedet sich nach einer Wiederholungssendung der Redaktion treffpunkt eine welt Heinrich R. "vom Mikrofon". Ist nett von ihm, dem Mikrofon und nicht den Hörerinnen und Hörern Lebewohl zu sagen.
Freitag, 27. Juli 2007
Anders als vorgesehen und ausgesperrt
Da sich das Moderationsteam der griechischen Sendung Radio Akroama im Urlaub befindet, entfällt heute deren zweistündige Sendung ab 15.00 Uhr. Diese Sendung besteht normalerweise aus einer moderationslosen und recht zufälligen Zusammenstellung von MP3–Audiodateien mit griechischer Musik, die über das Programm Winamp ins Mischpult gelangt. Insofern hätte auch in Abwesenheit diese Prozedur durchgeführt werden können und keine und niemand hätte den Unterschied bemerkt. Offenbar ist der stellvertretende Sprecher der Auslandsredaktion, Ralf D., hierzu nicht in der Lage, denn er spielt statt dessen lieber zwei Stunden Musik von Pink Floyd.
Ebenso urlaubsbedingt vertritt Michael S. seine Kollegin Petra S. beim KultTourKalender drei Stunden später. Anschließend legt er eine monoaural aufgezeichnete Konserve seiner Sendung Vinyl XL anstelle der im Programmflyer vorgesehenen Sendung Heiners Koffer Show ein und verläßt das Sendehaus. Zwei Stunden später, um 21.00 Uhr, stehen Moderator und Techniker der serbischen Sendung Jadran vor verschlossener Tür, während drinnen nach dem Ende von Vinyl XL ein einminütiges Sendeloch ertönt. Schon etwa drei Monate zuvor hatte der Moderator einen Antrag auf Verlängerung seiner Zugangsberechtigung eingereicht. Bis heute ist der Antrag offensichtlich weder bearbeitet noch der Zugang wieder freigeschaltet worden. Diese Schlamperei führt zu ernsthaften Störungen des Sendebetriebs. Schon vierzehn Tage zuvor hatte der Jadran-Moderator mit einem Kollegen, der vor ihm gesendet hatte, darüber gesprochen. Auch diesem war der Zugang nicht wieder freigeschaltet worden. Zum Glück war damals wenigstens zuvor immer ein Sendender anwesend, der die verschlossene Türe öffnen konnte. Dies ist einer Mono–MiniDisc leider nicht möglich …
Samstag, 28. Juli 2007
Young Power Starnewsklau
Wie es sich für ein modernes jugendliches Lifestylemagazin gehört, berichtet auch YoungPOWER über die spannende Welt der Stars. Anstatt jedoch lokalen Klatsch zu recherchieren, greifen Jana M. und Martin (H.?) lieber auf das altbewährte Internet zurück, weil sich hier in aller Beliebigkeit die neuesten und manchmal auch schon abgestandenen Meldungen einfach während der Sendung vom Bildschirm ablesen lassen. Quellen werden keine genannt, dafür werden die für das Hören nicht aufbereiteten Texte mehr oder weniger spannend heruntergeleiert. Da diese Meldungen im Internet an verschiedensten Stellen herumgeistern, ist eine exakte Quelle der heute geklauten Star News nicht auszumachen, aber einige Hinweise auf die fast durchgehend wörtlich abgelesenen Texte sind möglich.
Zunächst beglückt uns Jana M. mit einer Meldung über den Charterfolg von Tokio Hotel in Israel [star news #1]. Dann berichtet Martin über den in Los Angeles ausgeraubten Frederic Prinz von Anhalt [star news #2]. Und schließlich ist es wieder Jana M., die sich zu den bevorstehenden Nacktszenen mit Emma Watson ausläßt [star news #3]. Diese letzte Meldung hat ohnehin einen aufregenden Neuigkeitenwert. Immerhin wird sie schon seit zwei Wochen im Internet verbreitet … – ein bißchen Recherche hätte sich hier ausgezahlt [beispiel].
Samstag, 28. Juli 2007
Geklaut, einmal anders
Zu Beginn der nächtlichen DJ–Zone verkündet Unterhaltungsredakteur Nils P., der Beginn der Livesession werde sich verzögern, weil an den Plattenspielern die Systeme geklaut worden seien. Wenn das mal keine imageschädigende Äußerung ist! Im Sender wird geklaut!!! Später werden die Systeme in einem anderen Studioraum wiedergefunden.
Montag, 30. Juli 2007
Kleine und große Fehler
Der heute im Sender ausliegende neue Programmflyer für den Monat August speist sich leider weiterhin aus scheinbar nie versiegenden Quellen fehlerhafter Angaben, inkonsistenten Designs und mangelnder Sorgfalt. Nach dem Rauswurf von Katharina Mann im September 2006 liegt hier die 11. Ausgabe eines Druckwerks vor, das eigentlich in kompetente Hände gehören würde. Doch diese Kompetenz hat man und frau entsorgt, um statt dessen dem Chaos auf allen Ebenen freie Bahn zu geben.
Die Augustausgabe enthält:
5 falsche Angaben zum Programm (fast alle in der Wiederholungsschiene)
10 falsche, unvollständige oder inkonsistente Sendungsbezeichungen
1 fehlerhafte Datumsangabe
5 fehlende oder überflüssige Trennstriche zwischen den Sendungen
8 fehlerhafte oder schlecht layoutete Zuweisungen von Sendungen an Redaktionen
1 seit Monaten fehlerhafte Angabe zu den DLF–Nachrichten
8 Rechtschreibfehler in den redaktionellen Texten
und jede Menge Layoutschwächen im Programmteil des Flyers. So gibt es weder einen Grund, die Sendungsnamen in den einzelnen Datenzellen mal oben, mal in der Mitte und mal unten auszurichten, obwohl es immerhin ein lobenswerter Fortschritt ist, daß diesmal alle Datenzellen linksbündig sind. Noch sind die verschiedenen Graustufen der Sendungen im wiederholten Programm nachzuvollziehen, weil sie sich auf eine Vorlage beziehen, die keinen Eingang in dieses Layout gefunden hat. Dann noch, daß das Layout im Programmteil keine einheitliche Schriftgröße aufweist, ohne daß hierfür ein erkennbarer Grund, z. B. fehlender Platz, vorliegt. Meine Güte! Ist es so schwer, einmal einen (fast) fehlerfreien Programmflyer zusammenzustellen? Oder wird die ganze Energie, anstatt sie der sorgfältigen Erstellung des Programms zuzuführen, für buntige Bildchen und neckische Layoutanimationen verpulvert? Zum Vergleich: der Programmflyer für August 2006 weist fünf Fehler auf (fehlender Trennstrich, wiederholte Sendung wurde als Livesendung markiert, zweimal kleinere Layoutschwäche, ein Rechtschreibfehler), der jetzige vom August 2007 deren 41, also das Achtfache! Zum Monatsbeginn am Morgen des 1. August ist dieses Wunderwerk noch nicht auf der sendereigenen Webseite einzusehen, und auch nicht am Monatsende. Bei Radio Darmstadt wird es wohl ewig Juli bleiben.
Dienstag, 31. Juli 2007
Playlist ist weiterhin uninteressant
Auch der vierte Monat brachte der Playlist von Radio Darmstadt keinen innovativen Schub. Wir erinnern uns: Seit Anfang April können Hörerinnen und Hörer, sofern sie das Feature auf der Webseite des Senders überhaupt finden, einzelne gehörte Songs gezielt nachschlagen. Radio Darmstadt stellt hierfür mittels einer Playlist eine Auflistung gespielter Songs zur Verfügung. Zwei grundsätzliche Probleme begleiten dieses innovative Feature: erstens wurde es nur für das Liveprogramm programmiert, obwohl durch einen ausgeklügelten Algorithmus auch das Wiederholungsprogramm abgefragt werden könnte. Und zweitens: die meisten Sendenden stellen keinen Song ein, das Feature ist für sie ohne jedes Interesse. Die statistische Auswertung für den Monat Juli ergibt folgendes niederschmetternde Bild:
Fünf (Mai: 7; Juni: 6) Sendungen haben an sieben (Mai: 15; Juni: 10) Terminen 140 (Mai: 323; Juni: 134) Tracks in die Playlist eingegeben. Diese Daten wurden von vier oder fünf Personen hochgeladen. Der Anteil der in die Playlist eingetragenen Titel ist somit bei den uninteressanten 2% vom Juni hängen geblieben. Auch hier produziert der Sender wohl weiterhin mehr Schein als Sein.
Dienstag, 31. Juli 2007
Bilanz: Tagsüber bleibt das Programm undurchschaubar
Durch diverese technische Eskapaden und mangelnden Einsatz für ein Programm, das sich Radiowecker nennt, ist das morgendlich und mittäglich gesendete Programm von Radio Darmstadt für die Hörerinnen und Hörer zu einer vollkommen undurchschaubaren Angelegenheit geworden. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Einblick in Anspruch und Wirklichkeit im Programm von Radio Darmstadt. Hierbei wird untersucht, ob es einen Radiowecker gab oder nicht und ob das nachfolgende Programm von 8.00 bzw. 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr den Vorgaben entsprochen hat.
Monat | Programmflyer korrekt? | gesendetes Programm korrekt? | geplante Radiowecker | tatsächliche Radiowecker | Hänger Sendecomputer | Zuverlässigkeit |
März | an 27 von 31 Tagen | an 22 von 31 Tagen | an 23 Morgen | an 20 Morgen | 6 | 79% |
April | an 28 von 30 Tagen | an 25 von 30 Tagen | an 22 Morgen | an 20 Morgen | 1 | 88% |
Mai | an 30 von 31 Tagen | an 19 von 31 Tagen | an 24 Morgen | an 13 Morgen | 10 | 58% |
Juni | an 28 von 30 Tagen | an 20 von 30 Tagen | an 22 Morgen | an 12 Morgen | 7 | 61% |
Juli | an 28 von 31 Tagen | an 20 von 31 Tagen | an 23 Morgen | an 13 Morgen | 10 | 55% |
Tabelle: Entsprach das Morgen– und Mittagsprogramm von März bis Juli 2007 den Vorgaben?
Wir können (als Beispiel für den Juli) hieraus ersehen: Für 28 der 31 Tage des Monats stimmte die Programmvorschau, aber an nur 20 Tagen wurde das vorgesehene Programm auch gesendet. Das lag zum Teil an ausgefallenen Radioweckern, zum Teil an den Hängern des Sendecomputers, mitunter auch an anderen technischen Problemen. Deshalb waren für Juli zwar 23 morgendliche Radiowecker vorgesehen, aber gerade einmal die Hälfte, nämlich 13, wurden auch ausgestrahlt. In der Summe bedeutet dies, daß man und frau dreimal pro Woche damit rechnen kann, daß irgendein Programm gesendet wird, nur nicht das, was zu erwarten gewesen wäre.
[1] Um möglichen Mißverständnissen vorzubeugen: der Begriff des Stotterns ist nicht diskriminierend gemeint. Er beschreibt jedoch exakt das Hörerlebnis, wenn sich der Sendecomputer aufhängt [mp3]. Es wäre hingegen nichts dagegen einzuwenden, wenn Menschen mit Sprachschwierigkeiten ein nichtkommerzielles Lokalradio dazu nutzen, sich zu artikulieren. Eine Übersicht zu allen Hängern des Sendecomputers gibt es auf einer eigenen Seite.
[2] Markus Lang nennt vielfalter.podcast.de. Richtig ist vielfalter.podspot.de. Diese Ungenauigkeiten sind typisch für Knackpunkt.
[3] Es gibt in Darmstadt eine Hörerin, die begierig den Start des Hängers erwartet. Sie liebt diese innovative neue Musik wirklich. Am Mittwoch (4. Juli) hätte der Hänger programmgemäß erscheinen müssen. Die Hörerin war enttäuscht, als die Unterbrechung nicht eintrat.
[4] Ein Sendemitschnitt liegt dem Verfasser dieser Dokumentation vor. Manche Besprechungen und vorgetragenen Inhalte erschließen sich noch während der Moderation durch gezielte Eingabe einzelner Schlüsselwörter in eine Suchmaschine. Die beiden Moderatorinnen von Andersrum sind jedoch kein herausragendes Beispiel für diese Art Rechercheklau. Ein derartiges Vorgehen ist bei Radio Darmstadt verbreitet, geduldet und auch in anderen Redaktionen vorzufinden, etwa beim Radiowecker der Unterhaltungsredaktion dienstags und donnerstags.
[5] Siehe auch die chronologische Auflistung aller derartigen Hänger des Sendecomputers.
[6] Aufgrund der eingespielten und voll ausgepegelten Musik sind manche Worte nur schwer verständlich. Die Wiedergabe erfolgt nach dem Höreindruck und kann möglicherweise bei einzelnen Silben fehlerhaft sein.
[7] Siehe auch die Seite Wunderheiler bei Radio Darmstadt.
[8] Diese CD ist auch sonst leicht kurios. Es handelt sich hierbei vermutlich um einen Radiomitschnitt der Sendung vom 18. April 2007. Der Mitschnitt endet mit der ersten halben Minute der nachfolgenden Sendung. Hierin wurde anfangs ein Trailer [mp3] für ein Radiocamp am Bodensee aus dem anderen Sendestudio eingespielt. Dieser Trailer wird mittendrin abgewürgt und es folgt eine zweiminütige Stille. Die hätte man ja auch eigentlich herausschneiden können, oder?
[9] Aus den Ausführungen des Herrn K. läßt sich ein ab diesem Zeitpunkt möglicher Selbstwählverkehr zwischen der Bundesrepublik und der DDR ableiten. Das Darmstädter Echo schreibt im Kalenderblatt für den 24. Juli jedoch: "Start des Telefon-Selbstwählverkehrs zwischen West-Berlin und der DDR". Auch über das genaue Datum scheint Unklarheit zu herrschen. So wird auf einer Seite der Bundeszentrale für politische Bildung der 24. Juni genannt, während eine Chronologie von Fernsprechwesen und Telefonbuch in Berlin nicht nur den 27. Juli nennt, sondern auch weiß, daß "32 Ortsnetze im Raum Potsdam von West-Berlin aus direkt angewählt werden" konnten. Eine an der Universität Magdeburg gehostete Webseite nennt hierbei wiederum den 24. Juli und als Quelle: "Ernst Chr. Schütt, E. C.; Vollmer-Heitmann, H: Chronik 1972. Tag für Tag in Wort und Bild. Dortmund 1991".
[10] Diese Werbung besitzt wie jede Werbung ihren Haken: gerade der hoch gelobte Radiowecker am Montag und Freitag fiel im August 2007 mehrfach aus.
[11] Das neue Klangdesign geht einher mit einem erschütterndem Verfall der Rechtschreibung. Nun ist nichts gegen eigenwillige Schreibungen oder Satzkonstruktionen zu sagen, solange sie ohne dreimaliges Neuansetzen auch verständlich sind. Allerdings gehören derartige Neusprechattacken inzwischen auch zum guten Ton des Senders.
Diese Seite wurde zuletzt am 26. März 2008 aktualisiert. Links auf andere Websites bedeuten keine Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern sind rein informativer Natur. © Walter Kuhl 2001, 2007, 2008, mit Ausnahme des Fotos der Senderantenne (RD070709.jpg) © Norbert Büchner. Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem Einverständnis des Verfassers gestattet.
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