Titelfoto April 2008
Wegweiser

Radio Darmstadt

Ein Aprilscherz mit Folgen

April 2008
Dokumentation

 

Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]

Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]

In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Diffamierung einzelner Personen ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]

 


 

Zusammenfassung

Auf dieser Seite werden die Vorkommnisse des Monats April 2008 dokumentiert.

Ein eher schlechter Aprilscherz verweist auf einen wahren Kern. In den Senderäumen von Radio Darmstadt geht ein Stalker um, der es sich nicht nehmen läßt, telefonisch seine Mitmenschen zu behelligen. In der Wikipedia wird ein wahrer und beschämender Eintrag zu Radio Darmstadt immer wieder gelöscht, weil die Welt nicht erfahren darf, wie dämlich dieser Sender manchmal ist. Journalistische Sahnestücke vervollständigen diesen Eindruck, vor allem dann, wenn fremde Texte einfach (und zudem schlecht) abgelesen werden. Man und frau kann sich des Eindrucks nur schwer erwehren, daß hier eine Sandkiste Radio spielt.

Daß für Darmstadts Lilien unter tatkräftiger Mithilfe von Radio Darmstadt mit einem großen Besäufnis geworben wird, paßt ins Bild. Folglich gibt es einen Sport-Stammtisch aus der Kneipe live on air zu hören.

Die Einträge in dieser Dokumentation könnten einen verantwortungsbewußt handelnden Vorstand und Programmrat dazu veranlassen, die hierin aufgeführten Mißstände schnell und effektiv zu beseitigen. Nach einem solch schnellen und vor allem genauen Feedback würden sich andere Sender die Finger schlecken. Tatsächlich scheint die hier vorgetragene öffentliche Kritik an den Zuständen wie bei RadaR zu wirken: manche Moderatoren nehmen sich anschließend im Vortragen sinnloser und zudem geklauter Informationen zurück. Sogar die Technikabteilung ist darum bemüht, nicht immer im Rampenlicht zu stehen, weshalb der eine oder andere technische Murks dann doch einmal beseitigt wird. Offensichtlich bewirkt diese öffentlich zugängliche Dokumentation weitaus mehr als ein interner Diskurs. Solange nämlich alles intern unter den Teppich gekehrt werden kann, geschieht gar nichts. Sobald aber die Mißstände öffentlich werden, bleibt den Betroffenen und Verantwortlichen gar nichts anderes übrig, als zu handeln. Als Dank dafür, den Sender ein wenig hörbarer und verständlicher zu machen, halten die Verantwortlichen an das gegen mich verhängte Hausverbot mit einer Hartnäckigkeit fest, die nur noch sozialpsychologisch zu erklären ist.

 


 

Radiowecker MaskottchenDienstag, 1. April 2008
Geschichtsunterricht


Radiowecker-Redakteur Christian K. klärt uns heute morgen darüber auf, weshalb Dagmar Metzger ihrer Ministerpräsidentin in spe die Gefolgschaft verweigert hat. Weil, das ist so: Dagmar Metzger "sieht die SED in der Tradition der heutigen Linkspartei". Wer hätte das gedacht? Hat Andrea Ypsilanti das nicht gewußt? Der von Herrn K. immer als "Blütezeit der DDR" bezeichneten Episode der deutschen Geschichte ging nicht etwa die bedingungslose Niederlage des Naziregimes voraus, sondern – die Linkspartei! Radio Darmstadt bildet. Zum Glück schlummern Hessens Schülerinnen und Schüler heute morgen noch in ihren Osterferien und können diese nicht einmal als Aprilscherz gemeinte Geschichtslektion daher nicht laut prustend vernehmen.

Radiowecker SchaubildDienstag, 1. April 2008
Dieser Murks ist kein Aprilscherz


So sieht im heutigen Morgenprogramm das Sendesignal aus, gestaltet und optimiert von den Technikbastlern des Trägervereins von Radio Darmstadt. Hatte der Verfasser dieser Dokumentation noch am gestrigen Montag in seiner vorproduzierten Sendung geunkt, es werde technische Störungen während seiner Sendung oder in der Wiederholung derselben geben, so wird er nun in seiner prophetischen Aussage durch die nüchterne Realität geballter Inkompetenz bestätigt. Weshalb der rechte Kanal faktisch nicht vorhanden ist, könnte die Heimwerkercombo des Vereins ja vielleicht einmal herauszufinden versuchen. Ob ihnen Mister X dabei helfen kann?

Aprilscherz: Staatsarchiv als einst geplantes AKWDienstag, 1. April 2008
Aurels Aprilscherze


Mangels Nachfrage nach seinem offenen Sendeplatz produziert der freischaffende Audiokünstler Aurel Jahn eine Aprilscherz-Sendung. Hierbei darf natürlich eine Spitze gegen diese Dokumentation nicht fehlen: "Der World Stalking Award geht nach Darmstadt, naja der vierte Preis." Für die Kategorie most time used for stalking hat eine erfundene World Stalking Foundation einen Aprilscherz produziert. Naja, wenn es Aurel erspaßt. Weniger spaßig ist jedoch der reale Hintergrund eines realen Stalkings bei Radio Darmstadt. In den Jahren von 2002 bis 2004 sowie noch einmal im Herbst 2006 hat ein auch heute noch aktives RadaR-Mitglied des Morgens, des Abends und in der Nacht, im Sendehaus und auf dem privaten Telefonanschluß ein anderes RadaR-Mitglied mit einer per Telefon übertragenen Ansammlung von Pieps- und Telefontönen terrorisiert. Das stalkende RadaR-Mitglied wußte sehr genau, wann er die von ihm terrorisierte Person im Sendehaus antreffen würde und es kannte auch alle hierfür notwendigen internen Telefonnummern. Dieses dem Programmrat angehörende RadaR-Mitglied hat sich gewiß um den Sender verdient gemacht, zumal die von ihm terrorisierte Person zu seiner Befriedigung mittels eines Schauverfahrens im Herbst 2006 aus dem Verein rausgeschmissen wurde.

Aurel meinte wohl zudem, besonders witzig zu sein, als er einen alten Mike Krüger-Song in neuem Gewand abnudelte. Mein Gott, Aurel! Am Mittwochmorgen löste er seine versammelten Aprilscherze auf. Dabei wurde seine Auflösung durch ein unsachgemäßes Einspielen in der ersten Viertelstunde fast bis zur Unkenntlichkeit zerschnippelt. Ich frage mich, welche Trantüte im Sendestudio dafür verantwortlich gewesen ist. Eine Frage hätte ich jedoch an Aurel, immerhin vor Jahren einmal Vorstand für Studio und Technik: Wenn du so viel Zeit hast, derart krampfhaft bemüht belustigende Beiträge zu verfassen: Weshalb hilfst du der inkompetenten Technikcrew deines Spaßradios nicht dabei, den von dieser produzierten Murks zu entflechten? Oder willst auch du mit Brummschleife und verzerrtem Sendesignal deine Hörer (deine Hörerinnen ja ohnehin nicht) erreichen?

Dienstag, 1. April 2008
Noch ein Ausfall


Aus unerfindlichen Gründen endet die christliche Musiksendung Gospelrock nicht mit dem Einspielen der Nachrichten des Deutschlandfunks. Diese entfallen genauso wie die im Programmflyer vorgesehene nachfolgende Talk-Sendung. Statt dessen werden Aurel Jahns Aprilscherze um eine Stunde vorgezogen.

Funkhaus des Deutschlandradios in BerlinMittwoch, 2. April 2008
Kollegen dissen


Seit heute gibt es auch mittwochs wieder einen Radiowecker, gestaltet von Thomas T. Dieser Radiowecker ist geradezu eine Fundgrube für Verstöße gegen die Sendekriterien von Radio Darmstadt; aber an diese hält sich ja ohnehin keine und niemand. Um halb sieben möchte T. die Deutschlandfunk-Nachrichten einspielen, doch nach dem leicht bombastischen Jingle hören wir … erst einmal nichts. "Da tut sich ja nix bei den Kollegen." Einige Minuten später hören wir folgende Disserei über den Sender:
Es ist jetzt 6 Uhr 41 und 42 Sekunden. Ich wollte mich erst einmal dafür entschuldigen, daß es hier auf RadaR keine Deutschlandfunk-Nachrichten um halb sieben gab, obwohl wir die richtigen Regler also gezogen haben. Aber wahrscheinlich waren da von der anderen Seite technische Schwierigkeiten. Egal. Es ist 6 Uhr 42.
Jaja, bei Radio Darmstadt sind immer die anderen schuld. Dabei hätte Herr T. sich doch nur der segensreichen Vorkehrung der Vorhöre erinnern müssen, um vor dem richtigen Bedienen richtiger Regler den betreffenden Kanal auf ein anliegendes Signal abzuchecken und vielleicht sogar vorzupegeln. Da Herr T. mit dem Pegeln jedoch ohnehin so seine Schwierigkeiten hat, ist es nicht verwunderlich, daß auf dem Mischpultzug kein Ton zu hören ist. Hätte sein nächtlicher Kollege jedoch ganz kollegial einen Zettel hinterlassen, daß der Deutschlandfunk nicht am Mischpult anliegt, wäre Herr T. vielleicht auch nicht so überrascht gewesen. Doch so gibt unser Morgenmoderator eine Viertelstunde später folgenden Sermon von sich:
Es ist gleich 6 Uhr und 59 Minuten. Hier ist Radio Darmstadt. Wir haben ein wenig mit technischen Schwierigkeiten bis jetzt zu kämpfen gehabt. Jetzt höre ich mich aber auch wieder auf dem Kopfhörer und ich hoffe, Sie hören mich hier draußen auch hier.
Für das Kopfhörer-Problem gibt es zwei einleuchtende Erklärungen, die jedoch beide nicht auf technischen Schwierigkeiten, sondern auf Unvermögen beruhen. Entweder hat Herr T. auch nach elf Jahren Radiotätigkeit das Mischpult nicht verstanden oder aber er wurde Opfer der seit letztem Jahr anhaltenden chronischen Dauerkrise mit nicht bereit gestellten, nicht reparierten oder nur auf einer Ohrkapsel funktionsfähigen Kopfhörern.

T. fährt fort mit dem Sprüchlein "Radio Darmstadt zur Verkehrslage, ganz aktuell". Diese ganz aktuellen Verkehrsnachrichten entpuppen sich als angegraut, denn die gemeldete Verkehrsbehinderung wird schon seit dem 4. März, also ganz aktuell seit einem Monat, vermeldet. Wir wagen gar nicht erst zu fragen, wie aktuell Meldungen bei Radio Darmstadt sein mögen, die ohne das Brimborium mit bombastischen Jingles und Aktuell-Gesülze vorgetragen werden. Um halb acht gab es dann doch noch Nachrichten vom Deutschlandfunk. Ob die technischen Probleme überwunden wurden? Morgen früh wissen wir mehr.
Die vorgelesene MeldungMittwoch, 2. April 2008
Wir lesen vor


Thomas T. ist ein Fan des Rollstuhl-Basketballs und der kriminellen Energie seiner Mitmenschen. Seine redaktionelle Tätigkeit beschränkt sich jedoch weitgehend auf das Ablesen fremder Texte. Schon einmal etwas vom Urheberrecht gehört? Auf der Seite des RSV Lahn Dill heißt es hierzu:
Verwendung von Texten, Bilder und Grafiken nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Rechteinhaber.
Doch so verfällt Thomas T. in einen wahrlich quälenden und arg stockenden Redefluß zum Halbfinalsieg über Bonn, selbstverständlich ohne jede Quellenangabe [1]. Immerhin erzählt er uns, wenn er die Polizei- und Justizberichterstattung durchhechelt, woher er seine Erkenntnisse herholt:
Wir lesen nicht nur die Schlagzeilen vor, sondern wir gehen auch auf die Meldungen ein […] und zwar ist dort folgender Text zu lesen.
Die morgendliche Hörzeitung also. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, so hatte sich das Darmstädter Echo das nicht mit dem redaktionellen Freiexemplar gedacht. Aus diesem Grunde bedankt sich die echte Hörzeitung auch ausdrücklich und damit korrekt bei Darmstadts Lokalzeitung für die Genehmigung dafür, die Meldungen der Vorwoche für das Projekt nutzen zu dürfen.

Mittwoch, 2. April 2008
Sendeloch mit Ansage


Wie vorauszusehen stürzt sich Darmstadts Lokalradio um 23.00 Uhr in ein kleines Sendeloch. Die einen legen um 21.00 Uhr eine vorproduzierte Ausgabe des Rapsenders ein, die anderen erscheinen zwei Stunden später nicht zum Late Talk. Weshalb dann allerdings wenige Minuten später zunächst die Wiederholung der Mittwochs-Sendungen der Vorwoche angespielt wird, bevor schließlich doch noch die Wiederholung des Programms dieses Abends abgefahren wird, bleibt das Geheimnis der dann doch noch nächtens erschienenen Person. Ist der Programmrat eigentlich nicht in der Lage, diesen Unfug einmal abzustellen? Oder hat er die Programmhoheit an die allgemeine Beliebigkeit abgegeben? Willkommen in der Postmoderne! Dies würde erklären, warum sich auf diesem Sender immer wieder Beispiele beliebig unsinnigen Inhalts finden lassen.

Seichte Welle am MittelmeerstrandSamstag, 5. April 2008
Die perfekte Welle


Erst hören wir Die perfekte Welle von Juli und dann die Ansage, daß diese perfekte Welle Darmstadts Lokalsender sei. Perfekt, wie diese Welle ist, gerät wenige Sekunden später die erste Einspielung des Wetterberichts zum mittleren Desaster, als der Moderator seinen Wetterkollegen mikrofonisch nicht zu Gehör bringen kann. Unser Wettermann muß dann in der zweiten Sendestunde bei seinem Solidaritätsbeitrag für die Lilien konstatieren:
8 Uhr 36. Und der Einstart ist leider etwas mißlungen. Die Datei, die wir eben hatten, war erst beschädigt gewesen, und die richtige habe ich dann zu kurzfristig erst gefunden, daß es dann mit dem Einstart etwas zu heftig ging.
Die Datei, die wir eben hatten … – So ist das eben, den Sender zu digitalisieren, aber die Moderatorinnen und Techniker mit dieser Digitalisierung auf die Schnauze fallen zu lassen. Das hindert den redaktionell verantwortlichen Moderator nicht daran, Radio Darmstadt als "Supersender" zu hypen. Worauf uns der zum Verkehrsexperten mutierte Wetterfrosch um 8.47 Uhr erklärt, daß die Regionalbahn nach Frankfurt um 8.30 Uhr ausfalle, es jedoch einen Ersatzzug gibt, der etwa zehn Minuten später verkehrt. Super – wie sehr muß ich mich sputen, um einen Zug zu erreichen, der schon abgefahren ist!?

Eingeleitet wird der heutige Radiowecker mit einer Gegendarstellung zum Radiowecker vom 15. März. Der Sprecher kann sogar vorlesen, aber so ganz kann der Sender diese Gegendarstellung wohl nicht auf sich beruhen lassen: der Text wird mit anderthalbfacher Geschwindigkeit durchgenudelt und durch die Erkennungsmelodie der Sendung mit der Maus umrahmt.

Von diesem Telefon erfolgte der Anruf nicht.Samstag, 5. April 2008
Der reaktivierte Terrorist


Ich hätte es nicht schreiben sollen. Ich hätte nicht aus dem Nähkästchen des Stalkings bei Radio Darmstadt plaudern sollen. War mir nicht bekannt, daß ich aufgrund des Verbreitens von peinlichen Interna ein Hausverbot erhalten habe? Doch offensichtlich reicht dies nicht aus. Nachdem ich Aurel Jahns Aprilscherz mit den wahren Verhältnissen jahrelangen Telefonterrors eines derzeit weiterhin aktiven Redakteurs bei Radio Darmstadt konstrastiert hatte, habe ich ganz offensichtlich selbigen Redakteur oder einen Nachahmungstäter dazu animiert, nicht einmal mehr über mein eigenes Telefon verfügen zu können. Zum Glück verfüge ich über einen Anrufbeantworter, der das Treiben dieses Redakteurs aufzeichnet. Besonders fantasievoll scheint der Stalker jedoch nicht zu sein, spielt er doch am heutigen Morgen eine Aufzeichnung des letztes Jahr 45mal auf dem Sender zu hörenden Hänger des Sendecomputers auf den AB. Was beweist, was für einen schlechten Geschmack die geschmacklose Welt am Steubenplatz beseelt und wie tief das Verbreiten der beschämenden Wahrheit über diesen Sender eine arme, davon gepeinigte Seele trifft. Nur zur Klarstellung: Aurel Jahn ist weder für das Stalking verantwortlich noch hat er irgendetwas hiermit zu tun. Ich bin mir ganz sicher, daß er dieses terroristische Handeln aufs Schärfste verurteilt. [2]

Gelbe Karte: Saufen für die Lilien

Zu den Einzelpersonen und Organisationen, die rührend die Spendentrommel für den von Insolvenz bedrohten Darmstädter Traditionsverein SV 98 rühren, gehört auch ein kleiner Kreis von Aktivistinnen und Aktivisten bei Radio Darmstadt. Die hier entwickelte Kreativität kennt Grenzen: es gibt ein paar mehr oder weniger gut gemachte Werbetrailer, die ab und an auch gespielt werden, es gibt einzelne Moderationsbeiträge, und es gibt den Aufruf, sich zum Wohle der durch massive Schummeleien in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Lieblinge zu betrinken. Damit der erwünschte Alkoholismus nicht gar so negativ auffällt, werden flugs ein paar Bands engagiert, die heute abend in verschiedenen Darmstädter Kneipen zur Solidaritäts-Livemusiknacht aufspielen.

Wie das Ganze funktionieren soll, das beschreibt das lokale Anzeigenblatt Südhessenwoche auf der Grundlage einer Pressemitteilung am 27. März 2008 folgendermaßen:

Alle Musiker verzichten auf Gage an diesem Abend. Die Gäste zahlen am Eingang des Veranstaltungsortes (statt Eintritt) eine Spende in Höhe von 2 Euro. Es werden auf die Getränke 10 Prozent Aufschlag erhoben, die ebenfalls als Spende in den "Lilientopf" geht. Die Wirte sollen die Aktion mit einer Spende von 98 Euro (statt Gagenzahlung) unterstützen (freiwillig !!!)
Die Brauereien Darmstädter und Pfungstädter unterstützen die Aktion durch vergünstigte Abgaben an die Wirte. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.DA-Bands.de. [3]

Sarkastisch könnte ich den Lilien-Fans jetzt zurufen: je mehr ihr euch ins Koma sauft, desto mehr helft ihr eurem Verein. Überhaupt verwundert es mich, daß dieser noch im heimischen Böllenfalltorstadion Fußball spielt. Verkündet doch einer der mit so viel Liebe schnell zusammengeschusterten Werbetrailer, was der SV 98 für den wahren Fan ist: UNSER ZUHAUSE. Kein Wunder, daß die Lilien gegen den Tabellenletzten aus Schwalmstadt so viel Mühe hatten, mit 2:0 zu gewinnen, mußten die nicht gerade als feine Fußballtechniker bekannten Lokalgrößen doch 90 Minuten lang die auf dem Spielplatz aufgestellten Zeltstangen umkurven. Denn der wahre Lilienfan wohnt schließlich in seinem Zuhause.

Petra Mies verpackte in der Lokalausgabe der Frankfurter Rundschau am 3. April ihren Spott in etwas wohlgesetztere Worte:

Doch der Anlass ist traurig. Dem südhessischen Traditionsverein steht das Wasser bis zum Hals, er steckt in seiner schwersten Krise und ist von Insolvenz bedroht. Doch die Anhänger wollen nicht tatenlos zusehen, wie die Lilien vertrocknen, sie wollen helfen. Sie verkaufen Buttons, sie laufen für die Lilien, sie geben alles. […] Und wenn es nach dem Schlussbild livemusikalisch in allen Straßen kracht, heißt es weiter: Immer schön was zum Trinken bestellen – Wasser, zum Beispiel. Die Lilien haben Durst. [4]

Einer der Organisatoren, das umtriebige Darmstädter Original Michael Schardt, erklärt am 4. April im KultTourKalender bei Radio Darmstadt, wer wirklich solidarisch sein muß: die Bedienung. Die darf, ohne gefragt zu werden, ganz neoliberal auf ihr Trinkgeld verzichten. Da sollte jedem Gewerkschaftsmitglied die Hutschnur hochgehen!

Und es ist daran gedacht, daß statt Eintritt zwei Euro Spende … – diese Buttons werden verkauft, schöne Buttons gemacht. Die werden für zwei Euro verkauft. Das ist also der eine Beitrag. Dann sind die Gäste aufgefordert, 10% zu ihren Getränken statt Trinkgeld diesmal in die Spendenbüchse zu werfen. Die Wirte beteiligen sich entsprechend dabei. Die Brauereien – hier die Darmstädter und Pfungstädter größtenteils – die haben den Wirten das'n bißchen erleichtert, indem sie ihnen Bier zur Verfügung stellen. Weil es einfach auch dazu gehört, die Sponsoren, die so eine Veranstaltung möglich machen, zu nennen.

Während also die Wirte "ganz freiwillig" (mit drei Ausrufezeichen) 98 Euro abdrücken oder – genauso freiwillig – auch nicht, bleibt den in den Kneipen Beschäftigten gar nichts anderes übrig, als auf ihr dringend benötigtes Zubrot zu den meist nicht sehr erquicklichen Löhnen zu verzichten. Hier denkt die Kleinbourgeoisie zu ihrem eigenen Vorteil gleich mit. Folgerichtig "erleichtern" zwei Brauereien das für sie als Sponsoren ohnehin profitable Geschäft dadurch, daß sie das tun, was sie ohnehin immer tun: das Stöffchen fürs Komasaufen zu liefern. Weshalb ausgerechnet ein nichtkommerzielles Lokalradio dieses durch und durch kommerzielle Denken und Handeln auch noch für gut befindet, erschließt sich mir nicht, wird aber dadurch verständlicher, daß einer der Organisatoren neuerdings auch der mit einem Euro 50 neoliberal von der Gesellschaft gesponserte Öffentlichkeitsarbeiter des Trägervereins von Radio Darmstadt ist. Ohnehin ist es reichlich seltsam, den gesellschaftlich grassierenden Alkoholismus auch noch tatkräftig zu fördern. Oder glaubt außer Petra Mies auch nur eine oder irgendjemand, daß die Lilienfans hektoliterweise Wasser ordern?

Bleibt die abschließende Frage an das ach so solidarische Lokalradio aus Darmstadt zu stellen: Weshalb ist es euch nicht möglich, eine Liveschaltung zu diesem Event zu organisieren? Sendeplatz wäre ja ausreichend vorhanden gewesen, da die für 21.00 Uhr vorgesehene Sendung Sighs and Screams ohnehin ausfallen würde. Soll das etwa heißen, daß die große Solidarität dann versagt wird, wo sie mit den Mitteln des Radios am besten umgesetzt werden könnte? Oder soll das heißen, daß von den laut Vorstandsmitglied Markus Lang angeblich "fast 200 Sendenden" kaum eine oder jemand bereit ist, die Solidarität ganz praktisch werden zu lassen? Kann es sein, daß es 90% der Sendenden völlig schnuppe ist, was aus den Lilien wird? Wahrscheinlich ist genau das gemeint, wenn auf dem Titelblatt des Aprilflyers steht: "wir unterstützen DIE LILIEN BLEIBEN DA!"

Ich finde: wahre Fans unterstützen die Lilien auch in der Bezirksoberliga und verfallen nicht in hektischen Aktionismus, um ein paar Euro zusammenzukratzen, wo es um Millionen geht.

P.S.: Der Arrangeur der sendereigenen Lilienwerbung per Trailer hat ein offensichtlich sehr wankelmütiges Verhältnis zu seinen Lilien. Ich erinnere mich noch gut, wie er über seine Heimat geflucht hat, als diese in der Saison 2004/2005 zusammen mit Viktoria Griesheim in der Oberliga kickte. Da zog es ihn nämlich eher zu dem Club aus der kleinen Nachbarstadt, in dem noch "ehrlicher Fußball" gespielt werde.

BlechbüchseDienstag, 8. April 2008
Radiokultur zwischen Matsch und Blech


Heute morgen kann sich der Sender nicht entscheiden, auf welche Weise er schlecht klingen möchte. Zunächst gibt Radiowecker-Moderator Christian K. die Marschrichtung vor: Am sogenannten Thementag (auch wieder so ein realitätsferner Hype) am 22. April werde die Sendung Restrisiko "ausgeschaltet". Offensichtlich ist hier der Wunsch der Vater des Gedankens, denn das heutige Morgenprogramm ist tatsächlich eines zum Abschalten. Um 6.54 Uhr findet das auch der Sendelochcomputer, der daraufhin mehr als eine halbe Stunde lang die Spracheinlagen und den Rettet-die-Lilien-Trailer mit einem unentrinnbaren Musikteppich unterlegt. Da die beiden schlauen Vorstandsmitglieder Benjamin Gürkan und Stefan Egerlandt die einstmals vorhandene On Air-Signalisation erst durch Unachtsamkeit zerrupft und dann mangels Können auch nicht wieder erneuert haben, kann Herr K. das Malheur weder auf der Mischpultanzeige sehen noch auf dem Kopfhörer abhören. Folglich präsentiert er unverschuldet eine halbe Stunde lang Matschsound [5]. Und so sagt er, nachdem er den fehlerhaft implementierten Sendecomputer abgeschaltet hat, das inzwischen stadtweit bekannte Radio Darmstadt-Mantra auf:
Wir hatten vorhin ein paar technische Probleme.
Ja, so kann man die in den Vorstand gewählte Inkompetenz auch nennen. Dem für das Programm zuständigen Programmrat scheint dieser Murks ohnehin egal zu sein, denn er beschäftigt sich lieber mit Geschäftsordnungen, und die Sendenden haben sich laut vernehmbar stöhnend längst daran gewöhnt und entfliehen dem Sendehaus, so schnell sie nur können. Ändern will aber keine und niemand etwas an diesem desolaten Zustand, denn das hieße ja, die bewußt aus dem Verein ausgeschlossene Kompetenz – Kompetenz nicht nur in Sachen Studiotechnik – wieder ins Sendehaus hineinlassen zu müssen. Also klingt der Sender lieber matschig oder – besonders gut in der Wiederholung des Vorabendprogramms zu hören – wie eine Blechbüchse. Mal ganz ernsthaft: bekommt der Sender Rundfunkgebühren als Fördergelder dafür, um sich wie eine herummatschende und brummende Blechbüchse zu präsentieren? [6]

Das aktuelle ProgrammDienstag, 8. April 2008
Radio Darmstadt schafft Durchblick …


… oder auch nicht. Zumindest die vollmundige Ankündigung mit dem Durchblick auf der Startseite des Internetauftritts von Darmstadts Lokalradio verspricht mehr, als die Verantwortlichen gebacken bekommen. Oder weshalb können wir erst am Mittag des achten Tages des neuen Monats das angeblich immer dort vorzufindende aktuelle Programm für den Monat April auch tatsächlich aufspüren? Gehört das erste Viertel eines Monats noch zum Vormonat? Eine Fortsetzung dieses Trauerspiels ist garantiert.

Ich würde diesen Sender mitsamt seiner Verantwortlichen ja nicht immer an ihrem Nasenring durch die Manege führen, wenn wir von dort nicht dauernd lesen oder hören müßten, wie aktuell, wichtig, super oder gar fantastisch dieses in seiner Anmutung oftmals den Medienmainstream nachäffende Projekt sei, obwohl es selbst bei der Kopie schlechter Vorbilder immer wieder versagt. Von eigenen innovativen Fähigkeiten reden wir besser nicht. Ich erinnere hier nur an die Brummschleife, die Hänger des Sendecomputers, falsche Frequenzangaben, Sendelöcher oder eine Satzbauakrobatik à la carte.

KaiserleibrückeMittwoch, 9. April 2008
Wichtigtuer außerhalb des Sendegebietes


Im heutigen Radiowecker präsentiert sich Moderator Thomas T. ungewöhnlich zurückhaltend. Vermutlich liegt es daran, daß er einen umgekehrten Magazinpegel fährt. Moderatoren, die nicht wirklich verstanden werden wollen, verstecken sich gerne hinter knallig lauter Musik. Heute sind es die Verkehrshinweise, die verwundern. Offensichtlich ist sich Herr T., der nicht in Darmstadt wohnt, nicht der Größe des Sendegebiets bewußt. So erhalten wir einige Informationen aus Randgebieten, die wir bei normaler Verkehrsnutzung nicht benötigen. Aber Verkehrsnachrichten ohne echte Verkehrsmeldungen wären ja auch mehr als flüssig. Im Einzelnen:

Da gibt es auf der A67 seit Anfang März eine Fahrbahnerneuerung zwischen dem Rüsselsheimer Dreieck und der Anschlußstelle Büttelborn. Dieser Teil der Autobahn liegt nicht nur außerhalb des Sendegebiets, er führt zudem nach Darmstadt und wird daher von den Hörerinnen und Hörern des Senders allenfalls auf der Rückfahrt genutzt werden. Auf der A661 wird zunächst zwischen der Anschlußstelle Friedberger Landstraße und Frankfurt Ost ein Unfall gemeldet; der Stau zieht sich später bis zum Bad Homburger Kreuz. Auch dieser Teil der Autobahn liegt außerhalb des Sendegebiets, auch dieser Teil ist für Darmstädterinnen und Darmstädter die Gegenrichtung. Kurz vor acht wird ein weiterer Stau auf der A67 zwischen Lorsch und Gernsheim gemeldet. Hier liegt die Relevanz ebenfalls unterhalb des Meldepunktes. Hingegen können wir die Meldung eines Staus auf der A661 zwischen dem Offenbacher Kreuz und der Friedberger Landstraße noch durchgehen lassen. Zwar liegt auch dieser Teil der Autobahn außerhalb des Sendegebiets, wird aber am Morgen vom Darmstädter Pendelstrom Richtung Frankfurt genutzt. Weshalb Herr T. wenige Sekunden vor Ende seines Radioweckers noch schnell einen "stockenden Verkehr" auf der Bundesstraße 45 zwischen Hanau und Dieburg vermelden muß, wird auch bei genauerem Nachdenken nicht klarer. Denn der Verkehr stockt zwischen der Anschlußstelle Hainhausen und der zur A3 gehörenden Anschlußstelle Hanau. Mag ja sein, daß die Richtung für Autos aus Darmstadt stimmt, aber es handelt sich dann – umgekehrt – um die Strecke von Dieburg nach Hanau, also auch außerhalb des Sendegebiets.

Vielleicht sollte sich der Herr T. einmal einen der Redaktionsordner der Unterhaltungsredaktion zu Gemüte führen. Dort findet er sicher die schon vor Jahren erstellte "Betriebsanleitung" zu den geografischen Grenzen sinnvoller Verkehrsmeldungen. Ein Blick in einen Verkehrsatlas und/oder das Auswendiglernen der zu vermeldenden Örtlichkeiten wäre auch eine gute Idee. Doch bei Radio Darmstadt wird gerne einmal bar jeder Ahnung irgendetwas dahergeplappert.

Jetzt hätte ich mal eine (mehrteilige) Frage: Thomas T. gibt ausführliche Hinweise auf das Abendprogramm des Senders und übergeht die neun Stunden, die dazwischen liegen. Liegen ihm etwa keine Informationen zu den zu wiederholenden Sendungen des Vorabends vor? Hält er es für sinnvoll, seine Hörerinnen und Hörer auf das Liveprogramm um 17.00 Uhr zu vertrösten? Sollen sie gar zwischenzeitlich abschalten, weil offensichtlich nicht einmal der Sender weiß, welches Programm er in den nächsten Stunden auszustrahlen gedenkt? Meint er, die Zeit dazwischen sei wertlos und deshalb keiner Erklärung wert, die über den abstrakten Begriff der Wiederholung hinausgeht? Oder liegt das nur daran, daß die Öffentlichkeitsarbeit des Senders – gelinde gesagt – grauenhaft ist und deshalb im Programmflyer der entsprechend aussagekräftige Hinweis fehlt?

Screenshot der Webseite von Biber RecordsMittwoch, 9. April 2008
Und dazu gibt es folgende Gedanken


Anstelle der schwul-lesbischen Sendung Ganz schön queer hören wir eine Folge der Sendereihe Jazz mit Ralf über das Plattenlabel Biber Records. Diese Sendung wurde am 14. August 2004 bei Radio Unerhört Marburg uraufgeführt. Darin stellt Ralf D. unter anderem den Künstler Friedemann vor und sagt:
Und dazu gibt es folgende Gedanken: Eine höchst eigenwillige und exklusive Klang-Ästhetik macht Friedemann zu einem der bedeutendsten Interpreten einer Strömung – "Contemporary Instrumental Music". Seine Musik bewegt sich abseits der ausgetretenen Pfade der kommerziellen Popmusik. Folk, Jazz, Kammermusik und besinnliche Instrumentalklänge, modisch "New Age" genannt, all dies kommt in Friedemanns Kompositionen vor.
Nun würde es uns sicherlich interessieren, ob diese Gedanken der Gedankenwelt eines Ralf D. entsprungen sind oder ob er sie einfach abgekupfert hat. Hierzu gibt es das nützliche Instrument einer Suchmaschine. Ohnehin empfiehlt es sich, bei bestimmten Sendeschienen von Radio Darmstadt den Computer anzuwerfen und einfach mitzulesen, was uns die kleine Sandkiste am Steubenplatz zu erzählen hat. Die soeben vorgetragenen "Gedanken" stammen – wie nicht anders zu erwarten war – nicht von Ralf D., sondern von der Webseite der Plattenfirma. Was uns Ralf D. also erzählt, ist dem Promomaterial entnommen. Ich für meinen Teil halte das für unlautere Werbung. Der Programmrat von Radio Darmstadt, dem selbiger Ralf D. angehört, sieht hierin garantiert eine zulässige Form exklusiver journalistischer Recherche. Ähnliche in die Sendung eingeflochtene "Gedanken" (also Promotexte) finden sich, wie es der Zufall will, auch zum Silent Jazz Ensemble. Obwohl mir die entsprechenden Alben nicht vorliegen, gehe ich einmal davon aus, daß die "Gedanken" diesen Alben zum unkommentierten Vorlesen in verkaufsfördernden Jazz-Sendungen beigelegen haben.

Mittwoch, 9. April 2008
Intermezzo


Nach der polnischen Magazinsendung Karolinka hören wir zunächst nicht, wie vorgesehen, die Nachrichten des Deutschlandfunks. Statt dessen läuft weiterhin Musik, bis nach drei Minuten unvermittelt der Nachrichtensprecher zu vernehmen ist. Auch mit dem Einstart der Wiederholung des Abendprogramms scheint es Probleme zu geben, denn diese Wiederholung beginnt erst um 23.29 Uhr.

Mißhandeltes Signal in Studio 2Donnerstag, 10. April 2008
Alte Unsitten und ein Sendeloch


Heute morgen gestaltet Christian K. den Radiowecker. Während sein Kollege Ralf D. am Vorabend einige Gedanken, die nicht die seinen sind, vorträgt, rafft Herr K. das Kalenderblatt der Deutschen Welle über Stefan Heym derart zusammen, daß die Vorlage gut mitzulesen ist. Dem Vorstand des Trägervereins von Radio Darmstadt liegt ein Schreiben der Deutschen Welle vor, daß dieses Vorgehen rechtlich nicht in Ordnung ist. Alsdann liest Christian K. aus einer Pressemitteilung der Stadt Darmstadt zu einem Fassaden- und Vorgartenwettbewerb vor, auch hier ohne jede Quellenangabe. Die radiointerne Aus- und Weiterbildung unter der Regie des Vorstandsmitglieds Benjamin Gürkan scheint bei einigen Unbelehrbaren nicht zu greifen. Gürkan trötet am 13. März in einem Seminaraufruf lautstark herum:
Hier kann ich euch stolz mitteilen, dass wir als Teamer den Mitherausgeber des Standardwerks "Radiojournalismus" Prof. Axel Buchholz für das Seminar gewinnen konnten. Axel Buchholz gehört zu den renommiertesten Radiojournalisten und ist Honorarprofessor am Institut für Publizistik der Uni Mainz. Hier also schnell anmelden, da die Plätze sehr schnell weg sein werden!
Die zehn Plätze waren derart schnell vergeben, daß einige Ausbildungswillige zu spät kamen. Umso erstaunter konnte man und frau am 8. April erfahren, daß die Hälfte der Reservierungen doch nicht ernst gemeint waren. Ich empfehle, vor allem die Herren D. und K. dorthin zu schicken, mit der Maßgabe, sie anschließend einen Besinnungsaufsatz über die Grundlagen seriösen Journalismus' verfassen zu lassen, bevor die beiden wieder auf Sendung gehen dürfen. [7a]

Sehr niedlich auch das heutige zweieinhalbminütige Sendeloch im Radiowecker. Um 6.43 Uhr startet Christian K. offensichtlich von dem als muckend bekannten CD-Player [7b] ein Musikstück, ohne daß der Sound im Äther verhallt. Unterhaltungsredakteur Jürgen M. hat dies einmal wunderschön trocken auf den Punkt gebracht:
Der CD-Player läuft. Sound kommt keiner.
Das war im März des vergangenen Jahres. Heute darf sich Murphy wieder einmal richtig austoben. Nicht nur, daß der CD-Player rotiert, aber nichts ausspuckt, nein: auch die Sendeloch-Erkennung erkennt hierin kein Sendeloch. Der Aufbau der technischen Trickschaltung, die dem Sendeloch-Computer verrät, daß der Player zwar läuft, aber ohne Sound zu liefern, und daß das auch in Ordnung so ist, würde mich schon interessieren. Hätten die Herren Gürkan und Egerlandt endlich einmal die durchaus vorhandene Leitung gefunden, die dem Mischpult mitteilt, ob der Sender on air ist, dann hätte Herr K. das Malheur schnell entdecken können. So jedoch "nichtet das Nichts", bis Christian K. nach zweieinhalb Minuten mit einem anderen CD-Player Musik in die große weite Welt verstreut.

Keine Ahnung von nichts und das nicht einmal in Stereo

Das Foto zum vorherigen Eintrag zeigt die Mischpultanzeige in Sendestudio 2 im halbgaren Zustand, aufgenommen im März 2007. Mit vereinten Kräften hatten die beiden Technik-Vorstände Gürkan und Egerlandt beim Aufräumen der Werkstatt im Jahr 2006 (!) ausgerechnet die Leitung (versehentlich) herausgerupft, welche das Stereosignal vom Eingangstuner zu den beiden Sendemischpulten transportiert. Mit diesem inzwischen nicht mehr verwendeten Tuner wurde das tatsächlich ausgestrahlte Programm wieder eingefangen und einerseits zur rechtlich vorgeschriebenen Aufzeichnung des gesendeten Programms verwendet, andererseits den Sendenden als Feedback zur Verfügung gestellt.

Da hatten sich die von Gürkan und Egerlandt geschaßten Vereinsmitglieder Katharina Mann und Norbert Büchner beim Aufbau von Sendestudio 2 im Herbst 2003 echt etwas Schönes ausgedacht.

Zu sehen ist hier auf dem waagerechten Balken das Signal, das (bei entsprechender Mischpulteinstellung) zum Zeitpunkt der Aufnahme im Sendestudio zu hören ist. Um das Problem zu verdeutlichen, wurde der Regler zum Abhören des Signals voll aufgedreht, daher die roten Balken der Übersteuerung. Nur deshalb ist überhaupt auf dem rechten Kanal das durch Übersprechen des linken Kanals entstandene, aber hängende Signal zu erkennen. Auf der rechten Seite des Bildes erkennen wir vier senkrechte Balken bzw. die hierzu gehörenden Meßlatten. Die beiden linken Balken zeigen das Signal beim Vorhören. Die beiden rechten Balken gaben damals immer das über die Rückleitung bezogene Signal wieder. Mit diesen beiden Balken konnten die Sendenden in Sendestudio 2 daher sehr schön verfolgen, ob und wie ihre Sendung im elektromagnetischen Feld des Äthers zu vernehmen ist. In Sendestudio 1 fehlt diese Zusatzanzeige; hier mußte das Signal vermittels eines Knopfs auf dem Mischpult bezogen werden. Doch zurück zum halbdesolaten Zustand dieser technischen Einstellung.

Zunächst einmal war durch diese Unachtsamkeit aus dem Stereosignal quasi ein Monosignal geworden, das jedoch nur am linken Kanal anlag. Das ist hier sehr schön zu sehen. Im Frühjahr 2007 befanden Gürkan und Egerlandt nach dem chaotischen Umzug der Werkstatt in das ehemalige Sekretariat, daß diese On Air-Signalisation eigentlich vollkommen unnötig sei und zogen auch den zweiten Stereokanal aus dem Verkehr. Seither weiß also keine und niemand im Sender mehr, ob er oder sie gerade eine Trockensendung fährt oder ob die Performance am Mischpult auch das Sendehaus verläßt.

Benjamin Gürkan kommunizierte das halbe Sendesignal als einen Kabelbruch. Seltsam nur, daß das Kabel ausgerechnet zu dem Zeitpunkt zu Bruch ging, als die beiden Herren Vorstände etwas unvorsichtig beim Aufräumen der Werkstatt waren. Aber bei Radio Darmstadt werden eigene Unzulänglichkeiten grundsätzlich als Problem Anderer Leute [8] hingestellt.

In dieser Dokumentation sind mehrere Fälle aufgeführt, die belegen, daß in den Sendestudios zwar ein Programm produziert wurde, selbiges jedoch nie zu hören war. Die Gründe sind vielfältig. Manchmal wird vergessen, sich das Sendesignal vermittels einer Umschaltung in das gerade verwendete Sendestudio zu holen. Manchmal befinden auch einzelne Geräte, daß es höchste Zeit ist, sie zur Wartung und Reparatur einzuschicken, und sie mucken unvorhersehbar herum. So auch heute morgen. Seit Monaten ist mit feinem Gehör zu vernehmen, daß einzelne Geräte nicht so wollen, wie sich das die Sendenden (zurecht!) vorstellen. Die zuständige Technikabteilung sitzt offensichtlich das Problem aus. Im Falle der On Air-Signalisation hatten die Techniker des Senders ohnehin keinen blassen Schimmer, wie sie das von ihnen herausgerupfte Kabel fachmännisch wieder anzuschließen hatten. Das Ergebnis ist nicht nur visuell sehr schön zu verfolgen, sondern – was viel schlimmer ist – auch zu hören.

Nachtrag: Kaum steht diese ausführliche Darstellung eines seit anderthalb Jahren zu konstatierenden Desasters im Internet, wird endlich gehandelt. Es ist vielleicht zuviel verlangt, wenn sich die Sendenden bei mir dafür bedanken, daß ich ihrem Kompetenzteam Beine gemacht habe.

Hertzklopfen mit fünfzig Beats pro Sekunde

Am Montagabend bemühten sich unsere Herren Techniker, in einer Nachtschicht den mannigfaltigen Fehlerquellen im Sendeablauf auf den Grund zu gehen. Dabei fielen so prophetische Worte wie: "Wir müssen das jetzt endlich schaffen, sonst steht das bei Walter wieder auf der Homepage!" Vielleicht sollten unsere Bastler das auch einfach nur aus dem Grund schaffen, damit wir wieder ein sauberes Sendesignal zu hören bekommen. Oder sorgt man sich wieder einmal mehr um das eigene Image und weniger um den eigenen Murks? Fakt ist, daß die Bemühungen von einem mehr als zweifelhaften Erfolg gekrönt waren.

Schon am Dienstagmorgen versorgte der Sendecomputer den Radiowecker von Christian K. mit einem Zusatzsound, damit auch ja keine und niemand mehr verstehen kann, was die kleine Sandkiste am Steubenplatz so zu vermelden hat. Dann muckte am Donnerstag wieder einmal ein Abspielgerät, ohne daß die Sendeloch-Erkennung das zugehörige Sendeloch auch wahrnahm. Oder hatte man sie einfach nur abgeschaltet, weil sie von einer genau kalkulierten Unzuverlässigkeit ist? Das Beste sind aber immer noch die unfreiwilligen Sendelöcher. Denn an ihnen läßt sich mit einer bemerkenswerten Brillianz die innovativ installierte Brummschleife nachweisen. Wenn so ein Sendeloch dann auch noch am folgenden Morgen wiederholt wird, können wir mit geschultem Blick die Überlagerung zweier Brummschleifen betrachten. Das könnten unsere Bastelkinder auch beobachten und analysieren. Aber offensichtlich sind sie dennoch nicht in der Lage, die Ursache dieses Phänomens zu begreifen, weshalb sie zwar hier ein bißchen und dort ein bißchen herumbasteln, aber sich im Ergebnis nichts ändert. Mein Vorschlag nach über einem Jahr Herumgemurkse lautet: geht nach Hause, ihr könnt es einfach nicht!

Offensives Lügen

In der Wikipedia gibt es einen Artikel zu Radio Darmstadt, in dem diese Brummschleife als Phänomen beschrieben wird. Dies führte zu einem Zensurversuch in der Online-Enzyklopädie, weil die Wahrheit über Darmstadts Lokalradio ja nun wirklich zu peinlich ist. So steht am 16. Februar 2008 auf einer Wunschseite wahrheitswidrig, in einer verstellten Kleinkinder-Diktion und zudem anonym zu lesen:

Hallo, im Wikipedia Artikel von Radio Darmstadt, steht das der Sender eine Brummschleife austrahlt. Dies entspricht nicht der Wahrheit und wurde aus diesen Gründen immer wieder Entfernt. Aber warum schreibt es jemand immer wieder in den artikel rein? Ganz einfach, diese Person heißt Walter Kuhl, und diese Person hat Hausverbot beim Sender. Seit dem tut er dem Sender Nachtstellen. Er möchte das Image des Sender schädigen. Damit er die Frequenz für den Offenkanal in Darmstadt bekommt. Ich bitte sie darum, den Satz mit der Brummschleife aus dem Artikel zu entfernen. Danke

"Er möchte das Image des Senders schädigen …" Und ich dachte, daran werde am Steubenplatz ganz ohne mich und ziemlich erfolgreich fleißig gewerkelt. Wie man sich irren kann. Aber in einem Sender, deren Moderatorinnen, Redakteure und Vorstandsmitglieder sich in Stars und renommierten Radiojournalisten zu sonnen suchen, ist das Image wahrlich wichtiger als die Wahrheit.

Einer der Wikipedia-Administratoren hat die Lüge dann auch unbesehen geglaubt und den Eintrag mit der Brummschleife entfernt. Ein anderer Administrator hat hingegen nachgeforscht und den Eintrag wieder eingesetzt. Die spannende Frage ist nun, welche Mitglieder des Trägervereins ein so vehementes Interesse daran haben, daß die ungeschminkte Wahrheit über Radio Darmstadt nicht zur Kenntnis genommen werden soll. Schreibt doch in Zukunft eure Namen dazu!

Es ist bestimmt nur ein Zufall, daß ein gewisser Mr. X mir tags darauf eine E-Mail geschickt hat, indem er sich zum Rächer der Brummschleife aufspielte. Ein noch größerer Zufall dürfte es sein, daß in jener Nacht eine DJ-Sendung ausgestrahlt wurde, deren Redakteure sich rein zufällig und mitunter wenig erfolgreich mit der Sendetechnik befassen.

Blick durch die StudioscheibenFreitag, 11. April 2008
Technische und mentale Probleme


Die aus einzelnen Audiodateien bestehende griechische Musiksendung Radio Akroama beginnt wieder einmal verspätet. Deshalb ist Lokalredakteur Christian K. bei seiner Anmoderation eines aufgezeichneten Vortrags über französischen Feminismus um 17.00 Uhr auch nicht zu hören, denn die Musikdateien lassen sich nicht abstellen. Somit greift K. wenige Minuten später auf das beliebte Radio Darmstadt-Mantra zurück:
Wir hatten am Anfang ein paar technische Probleme, jetzt nochmal die Anmoderation nachträglich.
Ob es sich nun um ein Problem mit dem Sendecomputer oder um eine Unachtsamkeit des Redakteurs gehandelt hat, werden wir wohl nicht erfahren. Ich vermute ja eher, daß er vergessen hat, den Regler für die Musikberieselung herunterzuziehen. Nicht immer ist die wirklich im Argen liegende Technik an allem schuld, obwohl der Einstieg in die eingespielte Aufzeichnung von einer ungemein knarzenden Qualität ist – bei der Wiederholung der Sendung kurz vor Mitternacht ist es noch schlimmer! Eine Stunde später verabschiedet sich Christian K. von seinen Hörerinnen und Hörern und weist auf die nächste Sendung "mit Petra Schlesinger" hin. Alsdann ertönt der Jingle für den KultTourKalender, der jedoch mitten im Jingle abstirbt. Hier liegt wohl wirklich ein technisches Problem vor. Doch wir hören anschließend nicht etwa die Stimme der angesagten Petra Schlesinger, sondern die ihres Kollegen Michael Schardt. Leicht amüsiert bemerkt er:
Am Mikrofon ist nicht Petra Schlesinger. Obwohl er mich nämlich hier sieht. Ich bin der Michael Schardt. Hallo Christian, guten Morgen!
Wenn wir dann noch berücksichtigen, daß sich beide Redakteure mitsamt der heute abend nicht anwesenden Redakteurin schon seit zwölf Jahren bei Radio Darmstadt über den Weg laufen, dann scheint das technische wohl eher ein mentales Problem zu sein. Petra Schlesinger und Michael Schardt lassen sich auch durch (die neben stehend visualisierten) zwei Studioglasscheiben hindurch exzellent voneinander unterscheiden.
Wald bei KranichsteinSamstag, 12. April 2008
Das Guten Morgen Radio mit vierzig Tollwutködern pro Kuh-Ka-Emm


Heute morgen spielt Radio Darmstadt wieder einmal Radio. Im Radiowecker mit Thomas T. und Christian K. erleben wir eine Mischung aus enervierender Erheiterung. Das erheiternde Moment ist nicht beabsichtigt, denn es entspringt einer geistlosen Aneinanderreihung von Peinlichkeiten. Fangen wir mit dem technischen Ambiente an, für das der Vorstand des Trägervereins verantwortlich zeichnet:
7.10 Uhr: Das Mikrofon geht nicht.

7.29 Uhr: Das Teil sollte eigentlich jetzt anlaufen. Aber es kommt anscheinend nichts auf diesem Player. Ist ja auch egal. [9]

7.52 Uhr: Der MD Player hat heut' morgen'n Hänger.

8.27 UhrBeim Abspielen einer Alice Cooper-ID spuckt der MD-Player nur fetzenweise einzelne Töne aus.
Die zwei Stunden des Radioweckers verbringen unsere beiden Moderatoren damit, sich immer wieder zu versichern, daß sie noch da sind:
7.16 Uhr:  Guten Morgen, Christian. – Guten Morgen.

7.39 Uhr:  Guten Morgen, Christian.

7.48 Uhr:  Guten Morgen, Christian. – Guten Morgen.

8.16 Uhr:  Gell, Christian, guten Morgen. – Guten Morgen.

8.44 Uhr:  Guten Morgen. – Ja, guten Morgen.
Unser "Guten Morgen"-Radio, das sich solange einen guten Morgen wünscht, bis es auch der letzte Schlafwandler glaubt, beeindruckt auch heute durch eine erlesene Auswahl vorgelesener Pressemitteilungen, selbstverständlich ohne Angabe der Quelle. Wozu auch? Wir machen ja Verlautbarungsjournalismus. Ein gewisses Maß an Komik versprüht diese pseudojournalistische Sandkiste, als Thomas T. vom Blatt oder vielleicht auch gleich vom Monitor die Pressemitteilung zur Tollwutschutzimpfung für Füchse abliest:
Bei der Ausbringung mittels Flugzeug wird im Regierungsbezirk Südhessen eine Köderdichte von 40 Ködern je Kuh-Ka-Emm angestrebt.
Tja, wenn man einen Text vorliest, den man selbst nicht versteht, dann stolpert man halt auch über Abkürzungen, die man einfach so vorträgt, wie sie da stehen. Ob das dann eine versteht, kann dem Moderator ja egal sein. Aber wenigstens gibt es "Power Musik bei einem Power Sender". Offensichtlich fehlt es dem Radiowecker-Team an dieser Power, denn die dritte Moderatorin scheint sich noch nicht eingefunden zu haben. Mit voller Namensnennung wird sie über den Sender gedisst. Würde ich so etwas tun, würde halb RadaR aufschreien. Aber hier ist das alles in bester Ordnung:
Ja, Sabine Schevering [10], ich weiß nicht, was mit der Frau heute morgen los ist.
Ja, so sieht eben der rücksichtsvolle Umgang mit einer behinderten Kollegin bei Radio Darmstadt aus. – Nicht ganz ohne Peinlichkeit geht eine weitere Session verlesener Pressemitteilungen ab. So lädt Thomas T. seine Hörerinnen und Hörer zu einem Presse- und Fototermin bei der Fa. Sitewards für den Montagnachmittag ein. Also, wenn man schon die per Fax oder E-Mail eintrudelnden Meldungen, ohne groß nachzudenken, vorträgt, dann sollte man vielleicht zwischen den Terminen unterscheiden können, welche die journalistische Arbeit des Redakteurs betreffen, und denjenigen, welche für die Allgemeinheit bestimmt sind. Da der Begriff Journalismus bei Radio Darmstadt jedoch eine vollkommen neue, bis ins Plagiat reichende Bedeutung erhalten hat, fällt die hier verlesene Pressemitteilung nur denjenigen auf, die von ihrem Lokalradio seriöse Informationen erwarten. Kein Wunder, daß mich manche Sendende bei Radio Darmstadt dafür verfluchen und verteufeln. Daß Thomas T. den die Stadt Darmstadt beim Pressetermin vertretenden Stadtrat Frank Sabais als sabeis und nicht sabä ausspricht, sei ihm nachgesehen; er kommt ja nicht aus Darmstadt. Sein Kollege, der Lokalredakteur Christian K., hätte es ihm natürlich sagen können …

Zu den Gepflogenheiten der Sandkiste am Steubenplatz gehört es, sich fürchterlich aufzuplustern. Das haben manche Redakteure und Moderatorinnen durch jahrelanges Zuhören aus den kommerziellen Formatradios gelernt. Diese Radiosozialisation trägt Früchte. Nur daß bei Radio Darmstadt der Kaiser schneller nackt ist, als es den munter daherplappernden Moderatoren auffällt. So erzählt uns Thomas T. im Brustton der Überzeugung:
Ja, unter dieser tollen Musik gebe ich Ihnen jetzt noch ein paar Meldungen, ein paar RadaR-Schlagzeilen sozusagen, um elf vor. Wir sind einfach früher dran, jaa? Wie die anderen Radiosender, die erst um fünf vor oder um Punkt rüberkommen, jaa?
Wenn Radio Darmstadt zufälligerweise ein Mal an einem Tag die Überschriften (nicht aber die Inhalte!) von Pressemitteilungen der Stadt Darmstadt (interessant, daß sogar die Schlagzeilen von RadaR geklaut werden) vorliest und dies elf Minuten vor der vollen Stunde um 9.00 Uhr geschieht, dann ist das für Thomas T. einen Hype wert. Wenn dann noch diese dahergeplapperte Aktualität darin besteht, Schlagzeilen vorzulesen, die bis zu drei Tage alt sind [11], dann spielt die Sandkiste am Steubenplatz wieder einmal Radio. Hier zeigt sich der von Ausbildungsvorstand Benjamin Gürkan allseits hochgelobte hohe Qualitätsstandard der Aus- und Weiterbildung bei Radio Darmstadt in ihrer nackten Existenz. Selbstverständlich darf Thomas T. derartigen Stuß als Ausdruck seiner grundgesetzlich geschützten freien Meinungsäußerung in einem nichtkommerziellen Lokalradio von sich geben. Genauso selbstverständlich benenne ich eine derartige sinnlose Moderation als das, was sie ist: als Stuß. [12]

Kurz vor Ende des Radioweckers kündigt Thomas T. die nachfolgende russischsprachige Sendung Lichtblick an, und zwar "mit Swetlana und Nadezhda". Christian K. weist ihn darauf hin, daß Nadezhda heute nicht dabei sei. Informiert man sich nicht erst, bevor man etwas ankündigt? Die Reduktion einer Frau auf ihre Haarfarbe deutet die nachfolgende Aussage an: "Aber die Blonde vom Dienst, ja, die Swetlana." Man und frau stelle sich einmal vor, ich würde die nachfolgende Sendung ankündigen mit "dem Dicken vom Dienst". Dann würde das Sendehaus sofort hochkochen [13]. Aber eine Frau ist halt blond. Logisch. Weshalb Thomas T. nachsetzt:
So, gleich schalten wir um ins Nachbarstudio. Sie grinst rüber … Hi, Schöne, guten Morgen. [14]

Sonntag, 13. April 2008
Zugang verwehrt


Die Sendung Medialine entfällt. Grund ist die nicht gewährte Zugangsoffenheit des Senders zu den weitgehend von der Landesmedienanstalt finanzierten Produktionsmitteln. Statt dessen werden uns zwei Stunden der Hörzeitung mit den Meldungen der vorvergangenen Woche präsentiert. Hier hätte es sich durchaus angeboten, die am 24. März mangels Zugangsoffenheit ausgefallene Sendung der Redaktion einzulegen. Aber wenn Not am Mann ist, wird entweder auf die Hörzeitung oder auf das Hundemagazin als Lückenbüßer zurückgegriffen.

Screenshot der Webseite zu Sensation WhiteMontag, 14. April 2008
Zuordnungsprobleme


In der Abmoderation seiner Sendung über Politische Kultur weist Kultur-Redaktionssprecher Rüdiger G. auf das weitere Programm hin. Seiner Aussage nach ist im Anschluß sein Redaktionskollege Michael S. mit dem Stormy Monday zu hören. Vielleicht ist es von einem Mitglied des Programmrats zu viel verlangt, das eigene Programm zu kennen, aber er hätte sich doch einfach einmal während der musikalischen Pausen seiner Sendung informieren können, oder?

Jedenfalls wird kurz darauf der Unterhaltungsredakteur Michael G. das Sendestudio betreten, um ein bißchen Werbung für das kommerzielle Silvester-Event Sensation White zu machen. Es gibt sicherlich einen guten Grund, weshalb auf der Startseite zum Event mehrere spärlich bekleidete junge Frauen zu sehen sind. Offensichtlich ist dies das richtige Ambiente für das freie Männerradio für Darmstadt. Weil Radio Darmstadt ein nichtkommerzielles Lokalradio ist, findet schon per definitionem dort keine Werbung statt.

Michael G.: Es war alles in allem ein sehr grandioses Show Opening gewesen. Natürlich auch das Erklingen der ersten Bässe so gegen 22 Uhr animierten die Crowd immer wieder zu Hands-Up und lautstarken Jubelschreien. Es war einfach nur Ekstase pur. […] Zum spektakulärsten Jahreswechsel aller Zeiten hieß es dann "Hoch die Tassen!" und die Arena bebte, ja, die ganze Nacht, kann man sagen. Das atemberaubende Indoor-Feuerwerk, was es zudem gab, mit nicht enden wollenden Laser- und Pyroeffekten war, neben dem legendären Megamix, der am Ende der Sendung noch laufen wird, eindeutig der absolute Höhepunkt der Veranstaltung und sorgte für pures Gänsehaut-Feeling.
 
Michael Hoffmann, Redaktion Techno Guide, 11. Januar 2008: Das grandiose Show Opening und natürlich das Erklingen der ersten Bässe um 22 Uhr animierten die Crowd immer wieder zu Hands-Ups und lautstarken Jubelschreien – Ekstase pur. Zum spektakulären Jahreswechsel hieß es dann "Hoch die Tassen!" und die LTUarena bebte erneut. Das atemberaubende Indoor-Feuerwerk mit nicht enden wollenden Laser- und Pyroeffekten war, neben dem legendären Megamix, eindeutig der absolute Höhepunkt der Show und sorgte für pures Gänsehaut-Feeling.
 
 

Passend dazu wird Deejay Mackx zugeschaltet, der Werbung für die Geburtstagsparty seiner Club Invasion Rhein-Main in einer Disko im Odenwald machen darf. Sollte dieser DJ für seinen Auftritt auf dieser Party Geld erhalten, halte ich dies für ein unseriöses Vorgehen. Er wäre jedoch nicht der einzige, der bei Radio Darmstadt kommerzielle Events promoten darf, die er entweder selbst organisiert oder bei denen er als live act auftritt. Der Kreis schließt sich, wenn wir uns daran erinnern, daß Deejay Mackx in der Nacht vom 7. zum 8. Dezember 2007 in seiner Invasions-Sendung fleißig die Werbetrommel sowohl für die Odenwald-Disko als auch für Sensation White gerührt hat.

Michael G. verlost das eine oder andere Promo-Material zur Sensation White. Im nachfolgenden Crazy Monday führt Andy U. das Unter-die-Leute-Bringen des Promo-Materials fort und hat – welch Zufall! – mit Marion G. eine alte Bekannte und ehemalige Redaktionskollegin am Telefon. So bleibt alles in der großen Familie. Und weil keine und niemand mehr anrufen will und es dem Moderator etwas langweilig wird, spielt er einen Jingle nach dem anderen ab. Die nachfolgende Sendung sei Irie Vibes, eingelegt wird jedoch 12 Zoll.

Dienstag, 15. April 2008
Sitten und Gebräuche


Im Radiowecker sagt kurz vor 8.00 Uhr Moderator Christian K. das Tagesprogramm an. Er vertraut dem Programmflyer, und das rächt sich. Denn auch er sagt Irie Vibes an, wiederholt wird jedoch 12 Zoll. Kein Vorwurf – wenn ihn keine und niemand über das korrekte Programm informiert, woher soll er es dann wissen? Er könnte zwar kurz in alle Audiodateien das Vorabends hineinhören, aber besser wäre es natürlich gewesen, der abendliche Musikredakteur hätte eine Nachricht hinterlassen. Wie kommt Christian K. jedoch darauf, daß Aurel J. in seinem heutigen Offenen Haus die Sitten und Gebräuche in Ghana vorstellen läßt? Diese Sendung lief doch schon am Dienstag letzter Woche. Bei Aurel Jahn geht es heute "wieder einmal um Mehr Demokratie".

Üble Nachrede eines Volksetymologen

Aurel Jahn nutzt seinen offenen Sendeplatz zu einigen verbissen humorvollen Anmerkungen und zu einer strafrechtlich relevanten üblen Nachrede. Er sagt zu Ende seiner Dienstagssendung am 15. April 2008:

Das war die Sendung 29 11 11 – radiodarmstadt.de/in-sendeplatz für heute. Mein Name ist Aurel Jahn, wie Sie heißen, weiß ich immer noch nicht. Aber ich habe ein kleines Schmankerl zum Schluß. Daß Walter Kuhl keinen Humor besitzt, ist ohnehin keinem Menschen, der seine RadaR dissende Homepage angesehen hat, verborgen geblieben. Daß er den Eindruck zu erwecken versucht, ich hätte jemanden per Telefon terrorisiert, ist, gelinde gesagt, eine Unverschämtheit. Ich hätte nicht einmal die Zeit dazu. Herr Kuhl weiß das und er hat dies in der Vergangenheit recht gut für seine Zwecke genutzt.

Die von ihm als Dokumentation bezeichnete Homepage dokumentiert am allerbesten, daß er sehr viel Zeit für sowas hat. Im übrigen könnte unser Oberemanzerich vom Dienst wenigstens das eindeutig chauvinistische Wort "dämlich" von seiner RadaR dissenden Homepage vom September und November 2007 durch weniger chauvinistische Begriffe ersetzen. Sonst nimmt man ihm sein Doppelformulierungs-Getue nicht ab.

Das Wort "dämlich" galt schon in den 60er Jahren wegen der wenig gelungenen Entsprechung "herrlich" als ungerecht gegenüber den Frauen. Die Frauenbewegung gab es damals noch gar nicht und auch das Wort Emanzipation kam erst später in Mode. Ich hielt das Ganze eigentlich für geklärt. Immerhin war das damals schon ein Thema in der Messeler Grundschule. Deutsch-Unterricht übrigens. Nach diesem Hinweis ist es unschwer vorauszusagen, daß die zwei genannten Stellen unverzüglich umformuliert werden. Wenn Sie es lesen wollen, müssen Sie sich also beeilen. In Zukunft wird wohl jede Verwendung dieses Wortes bei Radio Darmstadt kritisiert werden. Naja, so isses halt.

Ich schlage vor, Aurel Jahn belegt seine Behauptung, daß schon in den 60er Jahren das Wort "dämlich" als ungerecht gegenüber den Frauen galt. Seiner Satzkonstruktion nach gab es damals noch gar keine Frauenbewegung, so daß anzunehmen ist, daß es auch noch keine feministische Sprachforschung gab, die Herrn Jahn ohnehin ein Greuel zu sein scheint. Etymologisch hat das Wort "dämlich" jedoch nichts mit Damen oder Frauen zu tun. Vielmehr entspringt es derselben Wortfamilie wie das niederdeutsche bzw. niederländische "damelen" bzw. "dämelen", welches sich beispielsweise in "Dämmerung" wiederfindet und ganz einfach "nicht ganz hell(e) sein" bedeutet. Ob dies in Aurels Messeler Grundschule vor vierzig Jahren gelehrt wurde? Kaum zu glauben.

Von geradezu übler Qualität ist seine bewußt wahrheitswidrige Behauptung, ich würde den Eindruck erwecken, er sei ein Telefonterrorist. Entweder ist Aurel Jahn des Lesens nicht mächtig (Analphabet) oder er kann den eingesammelten Buchstaben keinen Sinn entnehmen (Illiterat). Tatsächlich habe ich in meinem Eintrag zum 5. April geschrieben:

Nur zur Klarstellung: Aurel Jahn ist weder für das Stalking verantwortlich noch hat er irgendetwas hiermit zu tun. Ich bin mir ganz sicher, daß er dieses terroristische Handeln aufs Schärfste verurteilt.

Kann man (und frau) das mißverstehen? Daher gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist Aurel zu dämlich zu verstehen, was er liest. Dann sollte er nochmal nach Messel auf die Grundschule gehen. Oder er gehört zu der verschworenen Gemeinschaft bei Radio Darmstadt, die mit wahrheitswidrigen Behauptungen über einige ehemalige Vereinsmitglieder versucht, das sinkende Schiff zum Kentern zu bringen. Auch wenn ich seit Jahren immer wieder im Clinch mit Aurel und seinen zum Teil verschrobenen Bemerkungen liege – ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß er sich öffentlich über den Sender derart dreist der Verleumdung hingibt.

Was den telefonverliebten Stalker angeht: Ich weiß ja, wer es ist. Und deshalb lasse ich ihn noch ein bißchen schmoren, bis ich seine Identität öffentlich mache.

Mittwoch, 16. April 2008
Das Radio läuft


Um 14.00 Uhr – und nicht, wie der Programmflyer verrät, ab 16.00 Uhr – startet das Running Radio in eine neue Saison. Alle 14 Tage sollen in den kommenden Monaten Studierende des Fachbereichs Media der Hochschule Darmstadt ihre Klanginstallationen zu Gehör bringen. Ob der Sound vielleicht gar besser ist als das durchschnittliche Programm des Senders, ist eine Frage, die zu beantworten ich den Ohren der geneigten Hörerinnen und Hörer zur Entscheidung überlasse.

Mittwoch, 16. April 2008
Allein gelassener Impuls


In der heutigen Ausgabe von Impuls für X muß Peter Fritscher verkünden, daß sein Kompagnon Stefan M. aus persönlichen Gründen nicht länger mitwirken wird. Das war abzusehen. Welcher Art die Dissonanzen waren, wird von ihm jedoch nicht verraten. Peter Fritscher wird in Zukunft vermehrt ins Kino gehen und deshalb seine Sendung Movie Time nennen.

Visualisierte Audiodatei der SendungDonnerstag, 17. April 2008
Empörend


Im heutigen treffpunkt eine welt sprechen Heinrich und Ruth R. über die Folgen der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl. Die Mikrofonie ist, wie neben stehendes Bild zeigt, gelinde gesagt eine Katastrophe. Zudem wird unvermittelt der Deutschlandfunk eingespielt. Ich habe schon vor Jahren die Redaktion immer und immer wieder darauf hingewiesen, daß sie diesen Redakteur technisch unterstützen muß, weil er mit der Bedienung der Studiotechnik vollkommen überfordert ist. Damit wir uns richtig verstehen: dieser Redakteur hat das Recht, überfordert zu sein, und er hat das Recht, die Unterstützung seiner Redaktionskolleginnen und -kollegen einzufordern. Statt dessen wird er – wie auch an anderen Stellen dieser Dokumentation nachzulesen ist – regelmäßig im Stich gelassen. Das ist empörend! Zur Zugangsoffenheit zu einem nichtkommerziellen Lokalradio gehört auch, Sendenden, die aus Gründen, die nicht weiter diskutiert werden müssen, nicht als Selbstfahrerin oder Selbstfahrer auf Sendung gehen können, hilfreich zur Seite zu stehen. Wo ist beispielsweise das Vorstands- und t1w-Redaktionsmitglied Susanne Schuckmann geblieben, die ja zudem ausgebildete Teamerin des Senders ist? Die Folge: eine Sendung, die es sicherlich wert war, gehört zu werden, leidet unter technischen Problemen, die in einer kollegialen Atmosphäre nicht auftreten würden.

Freitag, 18. April 2008
Weniger Kultur, mehr Buddhismus


Der KultTourKalender entfällt, die nachfolgende Sendung Evrenselin Sesi beginnt daher eine Stunde früher. Ab 21.00 Uhr wiederholt die Redaktion Blickpunkt Gesellschaft einen Vortrag von Colin Goldner über den tibetischen Buddhismus und den Dalai Lama [15]. Diesen notwendigen Kontrapunkt zur derzeit vorherrschenden Berichterstattung über China beendet der Redakteur Günter M. mit einer affirmativen Bemerkung zur "Gefährdung der olympischen Idee". Vielleicht verrät er uns auch, was er darunter versteht. Die Boykottbewegung gegen die Olympischen Spiele in Leipzig 2012 legte den Charakter dieser Idee bloß:
Die olympischen Ideale sind Ausdruck der kapitalistischen Verhältnisse und gleichzeitig eine reaktionäre Antwort auf die Moderne. Die olympischen Schlagworte "Internationalismus", "Fair Play", "Schönheit", "Chancengleichheit" und "Höchstleistung" wurden von Coubertin, dem Erfinder der neuzeitlichen Spiele, als Gegenmodelle zum Kosmopolitismus, zum vermeintlichen Werteverfall im Zuge des Materialismus, der angeblichen "rassischen Degeneration" und "Verweichlichung" entworfen. Die Olympischen Spiele waren darüber hinaus als ein Gegengift gegen Frauenbewegung, Pazifismus und Klassenkampf gedacht.
Deshalb entsprach es dieser olympischen Idee, 1936 unter den Augen Adolf Hitlers zelebriert zu werden, genauso wie es ihr entspricht, im repressiven Klima der kapitalistischen Modernisierung in Peking gefeiert zu werden. In einer Einleitung zu Elizabeth Schlüssels Dissertation Zur Rolle der Musik bei den Eröffnungs- und Schlussfeiern der Olympischen Spiele von 1896 bis 1972 heißt es:
Carl Diem, Generalsekretär der Olympischen Spiele 1936, verwies darauf, Coubertins Vorstellungen in vollendeter Form entsprochen zu haben.
72 Jahre später gelten andere olympische Ideale und sie sind sehr profitabel. Tibetische Mönche und Randalierer stören das Geschäft mit dem Sport. Aber schon bemerkenswert, für wessen Interessen sich Günter M. inzwischen so einsetzt.

Brauerei GroheSonntag, 20. April 2008
Sport und Bier, das freut uns hier


Sportredakteur Dieter G. trifft sich heute mit einigen Gästen zum Plausch in der Grohe Schänke in der Nieder-Ramstädter Straße. Die beiden von dort übertragenen Stunden stellen zumindest die Frage in den Raum, weshalb ein nichtkommerzielles Lokalradio, gar eines, das vorgibt, in der Tradition der "Freien Radios" zu stehen, eine gesellschaftlich nützliche Droge fördert. Dieser Droge fallen in Deutschland jährlich etwa 40.000 Menschen zum Opfer. Der zugehörige Rausch wird offensichtlich benötigt, was einiges über die gesellschaftlichen Zustände aussagt. Aber weshalb muß der Sportlerinnen- und Sportler-Stammtisch in einer Kneipe stattfinden? Vielleicht deshalb, weil Sport so gesundheitsfördernd ist, daß er ohne ein, zwei, viele Bier nicht auskommt? Wäre es nicht angebrachter, sich dem Problem Alkoholismus offensiv zu stellen, anstatt es zu verniedlichen, indem man und frau auch noch Kneipenbesuche überträgt? [Siehe hierzu auch: Saufen für die Lilien]

Typisch für die neue neoliberale Grundhaltung des Sender ist es, immer wieder neue vorwärtsgewandte Baustellen zu eröffnen und das Bestehende zu vernachlässigen oder gar einzureissen. Just an dem Tag, an dem die Sportredaktion ein Bierchen (oder auch mehrere) zischen geht, fällt die reguläre Sendung am Sonntagabend (wieder einmal) aus. Als Ersatz liegt diesmal kein Hundemagazin bereit. Statt dessen werden wir noch einmal mit der zweiten Stunde des Grohe-Stammtischs versorgt. Offensichtlich ist es ohnehin egal, was gesendet wird, denn die eingespielte Audiodatei vom Nachmittag steigt mitten in einem Gesprächsfetzen ein.

Montag, 21. April 2008
Das Programm


Der heutige Radiowecker-Moderator scheint nicht ganz ausgeschlafen zu sein, denn er liest als Tagesprogramm das des morgigen Dienstag vor. Da im Programmflyer außer dem Wort "Wiederholung" kein Hinweis auf das tagsüber versendete Programm zu finden ist, entfällt ein Hinweis darauf, was der Sender direkt im Anschluß an diesen Radiowecker auszustrahlen gedenkt. Der Verantwortliche für dieses Druckwerk, das Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit Markus Lang, mag sich wohl denken, daß eine gezielte Nicht-Information das Wesen von Radio Darmstadt so ziemlich genau trifft. Da könnte er recht haben.

Visualisierte Audiodateien der beiden SendestundenMontag, 21. April 2008
Rauschen, wo kein Rauschen ist


Ab 21.00 Uhr soll auf dem Sendeplatz der Musikredaktion die vorproduzierte Sendung Combat Radio abgespielt werden. Musikredakteur Marc W. muß jedoch nach wenigen Minuten eine Abwandlung des Radio Darmstadt-Mantras zum Besten geben:
Jaaa … ihr hört zwar Combat Radio. Und die Wiederholungs- oder die Ersatzsendung für unseren Moderator ist leider qualitativ irgendwie unterirdisch. Und daher lassen wir jetzt einfach eine Sendung vom 18.02. laufen, also die letzte Sendung, ebenfalls von Combat Radio. Und ich hoffe, daß das einfach qualitativ besser ist. Denn dieses Rauschen kann ich euch nicht anbieten.
Und so legt Marc W. eine Konserve ein. Nach wenigen Minuten geht das Mantra weiter:
Ja, liebe Hörer. Er tut mir furchtbar schrecklich leid. Wir haben hier massivste Probleme gerade mit der Tonqualität, die hier abgespielt wird. Wir haben ein unheimliches Rauschen, welches ich nicht beheben kann. In diesem Sinne, noch einmal: Combat Radio entfällt heute. Statt dessen gibt es jetzt eine Stunde eine Sondersendung, d.h. Der Tod in der modernen Musik. Und danach werde ich nochmal eine Stunde einer anderen Sendung auflegen, um Ihnen dann wenigstens ein Sendeloch zu ersparen. Und ich hoffe, daß Sie auch damit viel Freude haben.
Zu Ende dieser Sendestunde ist Marc W. wieder zu hören, bevor er erneut die erste Audiodatei von Combat Radio einlegt.
Die technischen Probleme wurden jetzt behoben.
Ein akustischer und visueller Vergleich der beiden Audiodateien ergibt, daß es keinen qualitativen Unterschied zwischen der angeblich rauschenden Fassung um 21.00 Uhr und der Fassung nach Behebung der angeblichen technischen Probleme von 22.00 Uhr gibt. Daraus ist zu folgern, daß außer dem schon über einem Jahr auf dem Sender zu hörenden untergründigen Brummen die Audiodatei von Combat Radio vollkommen in Ordnung war. Die spannende Frage ist: was um alles in der Welt hat Marc W. dazu veranlaßt, Panik zu schieben?

Ich vermute einmal Folgendes: Gerade weil es in den letzten Monaten immer wieder zu technischen Störungen gekommen ist, sind unsere Sendenden darauf konditioniert, in jedem Fehler, auch dem eigenen, ein Systemversagen zu entdecken. Dies zeigt nur, wie sehr die Sendetechnik unter der Ägide der neuen Vorstandscrew gelitten hat. Im konkreten Fall heute wird ein anderes Phänomen zu beobachten gewesen sein. Vor wenigen Tagen hat nämlich der Techniker des Senders die On Air-Signalisation wieder angeschlossen – damit kann überprüft werden, ob man und frau tatsächlich on air ist. Das hierbei dem Mischpult zugeführte Signal entstammt einem rauschenden Radiogerät. Dieses nach zwei Jahren wiederhergestellte Feature ist jedoch nur wenigen Sendenden bekannt. Ich nehme an, das Mischpult war auf das Abhören dieses Signals eingestellt, weshalb Marc W. in der Tat ein Rauschen gehört hat. Hätte er sich seine Knöpfe auf dem Mischpult etwas genauer angeschaut, hätte ihm das auffallen können. So aber werden wieder einmal Behauptungen über den Sender verbreitet, die sich nachträglich nicht verifizieren lassen.
Dienstag, 22. April 2008
Herrlich … dämlich … peinlich


Aurel Jahn kann es einfach nicht lassen. Nach seiner Verleumdungstour am vergangenen Dienstag meint er wohl, noch nachkarten zu müssen. Mangels Konzept und vor allem mangels Argument gerät ihm sein Redefluß zu einer einzigartigen Peinlichkeit. [anhören]
Ganz fertig sind wir nicht. Ein kleines Schmankerl hab ich noch. Herr Kuhl schlägt vor, ich solle meine Behauptung, daß schon in den sechziger Jahren das Wort "dämlich" als ungerecht gegenüber Frauen bezeichnet wurde, belegen. Na gut. Aber – er will es also genau so machen, was ich ihm vorwerfe. Und zwar, daß er für seine Interessen nutzt, daß ich weniger Zeit habe als er. Nee, Walterleinchen, so läuft's jetzt nicht mehr. Jetzt bist du mal dran. Du mußt deine absolut unglaubwürdige Behauptung belegen, den Unterschied … Belegen: der Unterschied zwischen "herrlich" und "dämlich" ist groß genug. Und der diesbezügliche Blödsinn deiner RadaR dissenden Homepage ist so unglaubwürdig, daß du dran bist, deine Argumentationskette zu belegen. Zeit dazu hast du ja offensichtlich … und sonst auch. Und sonst belegst du ja schließlich auch jede Belanglosigkeit bis ins kleinste Detail.
Aurel Jahn führt hier die Methode RadaR trefflich vor: erst etwas behaupten, dann, wenn der Beleg für die unglaubwürdige Behauptung eingefordert wird, ausweichen, zurückrudern oder die Gegenseite anpampen. Wer eine Behauptung aufstellt, hat sie auch zu belegen. Albern, wie Aurel hier schmankerlnd ist, fordert er von mir ein, ich solle belegen, daß etwas, was nur in Aurels Welt existiert, nicht existiert. Das ist wie der Beweis der Existenz eines Gottes: ich behaupte, es gibt einen – und jetzt bist du dran, das zu widerlegen. Unmöglich. Glaubensgebilde lassen sich nicht argumentativ widerlegen.

AKW BiblisDienstag, 22. April 2008
Das Themenstündchen


Der Programmflyer für April kündigt für heute großspurig einen Anti-Atomtag an. Schon ein genauerer Blick ins Programm verrät: es handelt sich um eine vereinzelt daherplätschernde Sendestunde. Allerdings soll es am Abend noch einen kleinen Vortrag und einen Film der Darmstädter Greenpeace-Gruppe in den Räumlichkeiten von Radio Darmstadt geben. Wenn also schon jede Sendestunde zu einem Thema einen ganzen Tag ergibt, dann hatten wir am vergangenen Freitag einen Tibet-Tag (zwei Stunden) und am Sonntag einen Bier-Tag (drei Stunden). Hintergrund dieser Aktion ist die Vermengung zweier Tätigkeiten des Vorstandsmitglieds Markus Lang, der gleichzeitig auch der Pressesprecher der lokalen Greenpeace-Gruppe ist. So bleibt festzuhalten, daß dem Sender dieser Thementag herzlichst egal ist, weil außer in Aurels Restrisiko-Sendung nichts Weiterführendes zu Atomkraft, Tschernobyl oder Biblis zu vernehmen ist. Vielleicht stellt Markus Lang ja mal ein paar Fotos seines Anti-Atomtags als öffentlichkeitswirksame Maßnahme ins Internet, um das tatsächliche Interesse des übrigen Senders an seinem Privatthema zu zeigen. Frage: Weshalb war die Ankündigung dieses "Thementags" nicht auf der sendereigenen Webseite zu finden?

P.S.: Daß Biblis A ein Schrottreaktor ist und zusammen mit allen übrigen Atomanlagen geschlossen werden sollte, sei hier noch einmal betont.

 


 

Hiermit endete zum damaligen Zeitpunkt die Dokumentation der Geschehnisse rund um Darmstadts nichtkommerzielles Lokalradio. Das bedeutet nicht, daß seither nichts Berichtenswertes mehr angefallen wäre. Als Beispiel hierfür mag die Dokumentation der sogenannten "Außenübertragung" einer Werbeveranstaltung der Citymarketing Darmstadt mitsamt ihres Sponsors Entega angeführt werden können, bei der teilweise nur noch als haarsträubend zu bezeichnende Performance-Mängel sichtbar (beziehungsweise, mediengerecht: hörbar) geworden sind – ganz zu schweigen vom Aspekt einer möglichen Schleichwerbung im gesendeten Programm. Ich kenne keinen anderen Sender, bei dem ein Stereosignal darin besteht, das Programm auf nur einem der beiden Stereokanäle sauber abzustrahlen – der andere Stereokanal ist faktisch nicht vorhanden. Und das sieht dann auf dem Bildschirm eines Audio-Schnittprogramms so aus: [beispiel].

Der Anlaß für das Einstellen der minutiösen Dokumentation liegt in einem von der hessischen Landesmedienanstalt vermittelten Treffen zwischen dem Vorstand des Trägervereins von Radio Darmstadt und der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt Ende April 2008. Sofern sich der Trägerverein von Radio Darmstadt zu einer kooperativeren Vorgehensweise insbesondere um die von der Landesmedienanstalt als problematisch angesehene Frage zur Zugangsoffenheit bereit gefunden hätte, wäre es als Geste im Sinne einer friedlichen Koexistenz möglicherweise auch nicht mehr sinnvoll gewesen, diese Dokumentation fortzuschreiben. Jedoch hat sich der Vorstand des Trägervereins zu einem anderen Vorgehen entschlossen und in einem Schreiben an die Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt die totale Unterwerfung dreier mit Hausverbot belegter ehemaliger Vereins- und Vorstandsmitglieder des Trägervereins eingefordert. Dieses auf der Mitgliederversammlung am 9. Mai 2008 verlesene Schreiben traf sogar bei wohlwollenden Unterstützerinnen und Unterstützern des Vorstandskurses auf Mißbilligung.

Inzwischen hat der Trägerverein von Radio Darmstadt über seinen Rechtsanwalt die Entfernung der gesamten Dokumentation aus dem Internet verlangt. Dieser völlig unbegründeten Forderung werde ich nicht nachkommen. Vermutlich denkt der Verein, seine durch ihn selbst verursachten Probleme mit der Außendarstellung durch juristische Einschüchterung und inhaltliche Zensur bewältigen zu können. Ich empfehle statt dessen, den Betonkurs aufzugeben und die gravierenden Performance-Probleme des Senders in den Griff zu bekommen.

 

ANMERKUNGEN

 

Mittels eines Klicks auf die Nummer der jeweiligen Anmerkung geht es zur Textpassage zurück, von der aus zu den Anmerkungen verlinkt wurde.

 

»» [1]   In seinem Radiowecker am 5. April 2008 bemerkt Thomas T., daß ihm eine schriftliche Genehmigung des RSV Lahn Dill vorliege. Gehen wir einmal wohlwollend davon aus, daß diese nicht erst nachträglich nach der Lektüre des Eintrag zum 2. April ausgefertigt wurde.

»» [2]   Das Protokoll der Vorstandssitzung am 1. Dezember 2004 hält unter dem TOP 15 Telefonterror fest: "Walter informiert über Telefonterror, dem ein Vereinsmitglied durch ein anderes Vereinsmitglied schon seit 2 Jahren ausgesetzt ist. Weiterhin hat er den Redaktionssprecher der Redaktion, von dessen Mitglied dieser Telefonterror ausgeht, über die Konsequenzen informiert, wenn sich ein weiterer Fall ereignen sollte." – Dieser zwei Jahre lang andauernde Telefonterror hörte aufgrund des und direkt im Anschluß an dieses Gespräch schlagartig auf und wurde erst reaktiviert, nachdem das vom Stalking betroffene Vereinsmitglied gegen seinen Vereinsausschluß im September 2006 Widerspruch eingelegt hatte. Der Name dieses Stalkers ist mir bekannt. Der abgebildete Telefonapparat befindet sich zwar in den Räumen von Radio Darmstadt; aber von diesem telefonierte der Stalker nicht.

»» [3]   Bilder, Bands, Benefiz, in: Südhessenwoche, 27. März 2008, Seite 3.

»» [4]   Bemerkenswert das Überlappen zweier sich widersprechender Metaphern: einerseits steht den Lilien das Wasser bis zum Hals, andererseits haben sie Durst und müssen gewässert werden. Sind das die Tantalos-Qualen des professionalisierten Amateurfußballs? Petra Mies : Trinken für die Lilien, in: Frankfurter Rundschau, Regionalausgabe Süd, 3. April 2008, Seite R11.

»» [5]   Dieses Phänomen war schon am 21. Februar zehn Minuten lang (da schaltete sich die Sendeloch-Erkennung nicht mehr ab, obwohl ein Liveprogramm begann) sowie am 27. Februar mehr als fünf Stunden lang den gesamten Nachmittag zu hören.

»» [6]   Den Verantwortlichen sind die Probleme wohlbekannt, aber ihnen fehlt der zündende Gedanke, sie auch anzupacken. Dabei haben sie sich den Murks selbst zuzuschreiben. Wer mutwillig und aus sehr persönlicher Befindlichkeit heraus Vereinsmitglieder ausschließt und anschließend mit Hausverboten traktiert, wer dann noch eine vorhandene und funktionsfähige Infrastruktur innovativ bis zum selbstgenerierten Sendeloch verschlimmbessert, darf sich nicht wundern, für inkompetent gehalten zu werden. Ich wiederhole mich: zu meiner Zeit als Vorstand für Studio und Technik waren derartige Zustände nicht nur undenkbar, sie kamen auch nicht vor. Das Radio Darmstadt-Mantra entwickelte sich erst im Herbst 2006 und der Zusammenhang mit dem Rauswurf der Kompetenz und der Innovationsfreudigkeit eines Technikspielzeug-verliebten Vorstands ist zu offensichtlich, um ihn bestreiten zu können. Ich sage das einmal ganz offensiv: die drei aus dem Verein herausgedrängten und mit Hausverbot belegten Personen könnten diesen Zustand binnen eines Monats beheben; und das ist etwas, was der Combo im Sendehaus schon seit einem Jahr nicht gelingt. Eher scheint es so, als werde alles schlimmer. In persönlichen Gesprächen mit mir nicht einmal wohlgesonnenen Sendenden wird dieses Desaster immer wieder konstatiert. Doch der Wille zur Reform und damit die Rückkehr zur Vernunft ist weder im Trägerverein dieses Radios noch im Sendehaus zu erkennen. Eher wird der Betonkurs bis zum bitteren Ende des Entzugs der Sendelizenz durchgezogen, als die Hausverbote aufzuheben und der grassierenden Inkompetenz ein Ende zu bereiten.

»» [7a]   Und dann fällt das Seminar auch noch aus, (angeblich) weil der Seminarleiter den Termin verbaselt hat.

»» [7b]   Eine nähere Untersuchung des Sendesignals läßt mich zu dem Schluß kommen, daß die in diesen zweieinhalb Minuten wunderhübsch anzuschauende Brummschleife nicht einem defekten CD-Player zu verdanken ist. Ob die Spielkinder vom Steubenplatz jemals ihren eigenen Kabelsalat in den Griff bekommen werden? Aber mal ehrlich: der Sender hat genau die Narren, die er verdient.

»» [8]   In der Wikipedia wird dieses von Douglas Adams in seiner fünfteiligen Trilogie Per Anhalter durch die Galaxis treffend auf den Punkt gebrachte Phänomen so beschrieben: "Das PAL-Feld (Problem-anderer-Leute-Feld, im Original SEP-field [das steht für Someone Else's Problem, W.K.]) dient im Roman zur Tarnung von Raumschiffen oder ähnlichem. Es ist im Anhalter-Universum viel einfacher und wirkungsvoller als ein normales Unsichtbarkeitsfeld (und kann obendrein über hundert Jahre lang mit einer einfachen Taschenlampen-Batterie betrieben werden) durch den natürlichen Hang der Menschen, in allem ein Problem anderer Leute zu sehen. Ein PAL-Feld beruht auf der angeborenen Neigung der Leute, nicht zu sehen, was sie nicht sehen wollen, nicht erwartet haben oder nicht erklären können. Sie erklären es einfach zum Problem anderer Leute und nehmen es deshalb schlicht nicht wahr."

»» [9]   Wenn es egal ist, was auf den Sender kommt, empfehle ich: abschalten. Mit diesem Ausspruch drückt sich treffend das Verständnis eines Spielradios aus. Thomas T. liebt diesen Spruch.
 
»» [10]   Name geändert.

»» [11]  Es handelt sich hierbei um die Pressemitteilungen Gutachten über Schäden am Löwentor in Auftrag gegeben vom 11. April, EAD sammelt kostenlos Sonderabfälle ein vom 9. April, wobei Herr T. auch noch "kostenlose Sonderabfälle" vorliest, sowie Darmstadts Umweldezernent Klaus Feuchtinger fordert, die Atomkraftwerke Biblis A und B abzuschalten (das fehlende "t" im Original!) vom 11. April.

»» [12]  Die Landesmedienanstalten, soweit sie derartige nichtkommerzielle Lokalradios und andere Bürgermedien finanziell durch Rundfunkgebühren fördern, sehen derartige Qualitäts-Nicht-Standards durchaus kritisch. Der damalige DLM-Beauftragte für Bürgermedien, Christian Schurig, schrieb Ende 2005 ein programmatisches Papier mit dem Titel Zur Konsolidierung der Bürgermedien in Deutschland. Dieses Papier hatte ich damals dem Programmrat zur Kenntnis gegeben, damit er sich Gedanken darüber macht, wie die Qualität des Senders verbessert werden könne. Außer ziemlich albernen Sendekriterien ist dem Programmrat hierzu nichts eingefallen. Es bedurfte schon einer Intervention des Vorstandsmitglieds Benjamin Gürkan im Januar 2008, damit sich der Programmrat noch einmal mit Sendekriterien befaßte. Die Arbeit des Programmrats bestand ausschließlich darin, diese neuen vom Vorstand verordneten Kriterien – ohne Diskussion in den Redaktionen – abzunicken. Umgesetzt werden sie ohnehin nicht, was auch nicht verwundern kann, wenn Vorstands- und Programmratsmitglieder selbst dagegen verstoßen. Ein Ergebnis dieser Qualitäts"offensive" ist heute morgen zu vernehmen. Diese Dokumentation zeigt weitere Beispiele dieser Art journalistischer Qualität auf, die durchaus Zweifel an der Seriosität des Journalismus am Steubenplatz zu wecken geeignet sind. Inwieweit der Samstags-Radiowecker die Ausnahme oder die Regel darstellt, ist gewiß eine spannende Frage, die eigentlich einer gründlichen Untersuchung durch die zuständige Landesmedienanstalt bedürfte.

»» [13]   Im Jahr 2001 nutzte eine aufgeheizte Stimmung eine solche Aussage im laufenden Programm dazu aus, im Programmrat gegen eine Redakteurin und drei Redakteure der Redaktion Alltag und Geschichte insgesamt zwei Jahre Sendeverbot zu beantragen. Die Abstimmung ergab 5 Stimmen dafür und 5 dagegen. Der damalige Vorstand hatte zu diesem Hochputschen von Emotionen noch eine klare Position. Er beschloß, hätte der Antragsteller für diese Sendeverbote Erfolg gehabt, wäre er wegen Störung des Vereinsfriedens abgemahnt worden. Die Nachstellungen gegen Mitglieder dieser Redaktion haben eine lange Vorgeschichte. Hierzu gehört auch der am 9. Juli 2001 gegen mich gerichtete mehrfach lautstark geäußerte Satz "Du halbblinde schwule Sau" auf einer Programmratssitzung. Der Programmrat schwieg hierzu, und das ist beredt genug. Man und frau könnte hier durchaus die Kontinuitäten in der Zusammensetzung dieses Gremiums hervorheben.

»» [14]   Der Clou dieser Reduktion einer Frau auf bestimmte Merkmale liegt darin, daß noch am Nachmittag zuvor Christian K. einen Mitschnitt eines Vortrags von Suzanne Bohn über den Feminismus in Frankreich abgespielt hatte. Dieser Mitschnitt wird zwei Stunden nach Ende des Radioweckers wiederholt werden. Suzanne Bohn benennt hierin das den Französinnen zugeschriebene (stereotype) Weiblichkeitsbild zurecht als sexistisch. Und genau so, wie Französinnen einen bestimmten Sex-Appeal an den Tag zu legen haben, sind Frauen (gar aus der ehemaligen Sowjetunion) blond und schön. Daß diese Frauen vielleicht noch andere Charakteristika besitzen könnten, geht in der Reduziertheit dieses Frauenbildes vollkommen unter. Es ist kein Zufall, welche Assoziationen im wenig durchdachten Plauderton daherkommen. Aber derartige Gedankengänge sind für Radio Darmstadt ohnehin zu hoch. Weswegen Frauen, die sich im Sender dagegen zur Wehr setzen, wenig zu lachen haben.

»» [15]   Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Vortrag, den Colin Goldner am 24. Mai 2000 bei Radio Darmstadt gehalten hat.

 


 

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