Zum Sinn und Zweck dieser Dokumentation.
Nein, in diesem Monat wird nicht nur gestestet. Schließlich ist Radio Darmstadt ein ernsthaftes und seriöses Medium mit echten Verkehrsnachrichten, Wissenschaftssendungen und klassischer Musik. Der Sender wird weltweit so ernstgenommen, daß sogar schon Taliban am Steubenplatz gesichtet wurden. Crossmediale Lesekompetenz wurde natürlich auch wieder angetroffen. Bleibt eigentlich nur noch eine Frage zu klären: Weshalb knistern die Nachrichten des Deutschlandfunks?
Die Anspielungen dieser Zusammenfassung werden im Text erklärt.
Da am 31. Mai keine Spätsendung von 21.00 bis 23.00 Uhr vorgesehen war, gab es nach Ablauf der von 19.00 bis 21.00 Uhr gesendeten Konserve zunächst ein Sendeloch, ehe sich der Dudelmusik-Automat der Sendeloch-Erkennung einschaltete. Dieser offiziell geplante Programmausfall – der Programmrat hatte sich nicht ausreichend um den nicht besetzten Sendeplatz gekümmert – verführte den Unterhaltungsredakteur Bülent Dogru zu einer eigenwilligen Abänderung des morgendlichen Wiederholungsprogramms. Um ein erneutes Sendeloch zu vermeiden, fütterte er einen Studiorechner mit seiner Version des zu wiederholenden Vorabendprogramms und fügte anstelle der zwei nicht belegten Sendestunden eine Wiederholung seiner Erstlingssendung „Bülent Spezial“ vom 12. Oktober 2008 ein. Diese eigentlich sinnvolle Tat wurde überschattet durch eine arg merkwürdige Zusammenstellung des nun folgenden Programms.
So hörten wir nach Ablauf des morgendlichen Radioweckers ab 9.00 Uhr zunächst einen Ausschnitt der zweiten Sendestunde des „Horse Radios“, gefolgt von einigen Minuten Kampfsport des RadaR Sportplatzes, ehe unvermittelt in die erste zu wiederholende Sendung der Kulturredaktion eingeblendet wurde.
Die Sendung „Gegen das Vergessen“ um 17.00 Uhr wurde durch eine Konserve der Maisendung ausgefüllt. Um 18.00 Uhr hörten wir die Konservensendung Retro mit einer Ausgabe der Kultursendung „Mezzoforte“ vom 23. Februar 2003. Der nachfolgende Gipfelstürmer scheint tatsächlich live gesendet worden zu sein, ehe daran anschließend zwei Musikredakteure etwas planlos ihren Kollegen Marc Weißenberger vertraten.
Weshalb die das Liveprogramm am 1. Juni (und auch am 2. Juni usw.) abschließenden Nachrichten des Deutschlandfunks durch ein eigenartiges Knistern unterlegt wurden, können uns gewiß die versierten Techniker des Senders verraten, zumal dieses Phänomen einige Wochen lang deutlich zu vernehmen war.
Kommentar eines Kulturredakteurs der Mittwochssendung am 3. Juni: „Unser Abspielgerät funktioniert nicht.“
Kommentar eines Musikredakteurs der Donnerstagssendung am 4. Juni: „Leider kann die heutige Sendung aufgrund technischer Probleme nicht abgefahren werden.“
Kommentar eines Unterhaltungsredakteurs der Samstagnachtsendung am 6. Juni: „Hier ist Radio Darmstadt. Und eigentlich sollte hier jetzt auch ein Jingle laufen, aber irgendwie geht hier gerade mal wieder nix.“ Und lacht dabei. Galgenhumor?
Am frühen Morgen des 8. Juni bricht ein eingespielter Musiktitel abrupt ab. Kommentar des zuständigen Unterhaltungsredakteurs: „Da hat eben die Technik ein bißchen gestreikt.“
Kommentar eines Unterhaltungsredakteurs am 15. Juni: „Also, wie es aussieht, gibt es da ein Problem mit dem vorproduzierten Band und jetzt bin ich mal so frei und leg das mal in den anderen CD-Spieler rein. Da gibt's wohl ein technisches Problem. Und ich hoffe natürlich jetzt, daß das im anderen CD-Spieler funktioniert. Wir probieren's mal.“ Die Ansage war einmal mehr extrem ungenau. Erstens gab es kein Band, sondern eine Scheibe. Ich gehe einmal davon aus, daß die im Sendehaus vorhandene Bandmaschine weder an ein Sendemischpult angeschlossen ist, noch daß überhaupt eine oder jemand im Sender sie bedienen kann. Zweitens gab es auch mit dieser Scheibe kein Problem, sondern mit der Studiotechnik, genauer: einem CD-Spieler. Und drittens handelt es sich hierbei um die Umsetzung dessen, was Radio Darmstadt als zugangsoffen bezeichnet. Die zwangsweise vorproduziert eingereichte Sendung Hinter den Spiegeln setzte nämlich zweimal mit dem Anfangsjingle ein und der CD-Player stürzte zweimal ab. Neben dem Minute 34-Syndrom scheinen die CD-Abspielgeräte des Senders auch von anderen unerklärlichen Krankheiten befallen zu sein.
Das „Minute 34-Syndrom“ war hingegen eine Woche später am 22. Juni zu hören. Einer der CD-Player beschloß mitten in der abgespielten vorproduzierten und zwangsweise auf CD eingereichten Sendung, zum besseren Verständnis des gerade gesagten, eine Sequenz von rund 40 Sekunden ein zweites Mal abzuspielen. Wie im richtigen Leben prägen sich Worte und Gedanken umso besser ein, je öfter sie abgenudelt werden. (Vorsicht Ironie!)
Vorstandsmitglied Benjamin Gürkan, der sich emsig um Kontakte zur Medienabteilung der Hochschule Darmstadt bemüht, fährt am 4. Juni die Technik für zwei hintereinander geschaltete Folgen des Hochschulprojekts „Running Radio“. Zunächst erfreuen uns 90 Minuten lang die Sounds von Videospielen, bevor in weiteren 90 Minuten sogenannte „Serial Themes“ aus Fernsehserien erklingen. Der Einstart war etwas holprig. Einem kleinen Sendeloch folgte ein wenig Dudelpop aus dem Sendeloch-Erkennungs-Automaten, bevor es um 14.00 Uhr so richtig losging.
Am 7. Juni wird das Europäische Parlament neu gewählt. Radio Darmstadt ist – wie sollte es auch anders sein? – mit einer Livesendung dabei. Im Programmflyer finden wir hierzu mit der begnadeten Farbkombination weiß auf gelb folgenden Hinweis: „Hörtipp: 07.06. 18.00 Uhr Infos und Ergebnisse zur Europawahl gepaart mit den Darmstadt Charts“. Nun soll uns hier das Paarungsverhalten von Information und Musik nicht weiter interessieren. Hingegen bekommen wir Infos und Ergebnisse in den folgenden drei Stunden zunächst selten und das auch noch in grauenhafter Handy-Qualität präsentiert, bis kurz vor 21.00 Uhr ein etwa 20-minütiger Interviewblock zu hören ist, der ebenfalls per Handy vermittelt wird.
Nun gibt es für diese schauderhafte Performance Gründe. Zunächst einmal steht im Justus-Liebig-Haus keine ISDN-Leitung zur Verfügung, um von dort mit einer eigenen Sendeleitung zu übertragen. Des weiteren war keine Wahlparty wie bei anderen Wahlanlässen geplant, so daß auch ein Stimmungsbild aus einem mit viel Publikum gefüllten Saal entfiel. Weshalb man und frau jedoch auf eine der schlechtesten Lösungen überhaupt verfallen ist, kann im Grunde nur damit erklärt werden, daß Qualität keine Rolle spielt. Dabei gibt es doch andere, technisch saubere, allerdings auch ein wenig aufwendigere Lösungen.
Unterhaltungsredakteur Bülent Dogru zieht die Konsequenz aus den sporadischen Ausfällen seins Radioweckers in den Wochen zuvor. Vielleicht wollte er auch morgens nicht mehr dabei erwischt werden, sein schlaftrunkenes Auditorium mit einem herzhaften Gähnen (mitten in der Moderation!) in eine Art Wachkoma zu versetzen. Er, der am Montag und Freitag das Fähnlein der wenigen aufrechten Morgenwecker hochgehalten hat, verkündet am Montag, den 8. Juni, das Ende des Montagsweckers. Hierbei verspricht er für Freitag einen Kommentar zu den Veränderungen bei Radio Darmstadt. Des weiteren wolle er seinen Freitagswecker mit mehr Engagement und Verbindlichkeit durchführen.
Der gute Vorsatz hält gerade einmal einen Monat. Am Freitag, 10. Juli, hören wir keinen Radiowecker, ebenso nicht am 17. Juli. Am 24. Juli verkündet er, dies sei sein letzter Radiowecker, zumal er am 31. Juli im Urlaub in Italien sei. Dennoch gibt es am 31. Juli noch einmal einen Radiowecker, gestaltet von Christian Knölker.
Ein Grund für dieses doch abrupte Ende zweier Morgensendungen scheint die veränderte berufliche Prioritätensetzung des Redakteurs zu sein. Vielleicht befürchtet er aber auch bloß, daß ihm frühmorgens die von ihm herbeihalluzinierten Taliban vor dem Sendehaus auflauern.
»» Siehe hierzu die Fortsetzung: Taliban am Steubenplatz.
Am 8. Juni erklärt uns Unterhaltungsredakteur Michael Geisser, die Frankfurter Rundschau schließe ihr Regionalstudio. Ich will lieber nicht wissen, ob der Redakteur überhaupt weiß, worum es sich bei diesem Medium handelt. Wenig später kennt Kulturredakteur Rüdiger Gieselmann einen „Platz des Friedens in Peking“. Welcher mag hier wohl gemeint sein?
Auf der Programmratssitzung am 8. Juni werden gleich reihenweise Sendeplätze einer einzelnen Redaktion an den Programmrat zurückgegeben. Während normalerweise die Redakteurinnen und Moderatoren der jeweiligen Redaktion für ihre Kolleginnen und Kollegen einspringen sollten, um die regelmäßig eintretenden Lücken durch qualifizierte Vertretungssendungen zu überbrücken, wird die einfachere Methode gewählt. Man und frau gibt den Sendeplatz einfach zurück. Sollen doch andere sehen, wie sie mit dem Problem klarkommen. Dies fällt dieser Redaktion umso leichter, als es sich um Sendeplätze handelt, die nicht im zu wiederholenden Zeitfenster zwischen 17.00 und 23.00 Uhr liegen. Diese Rückgabe wird zu einigen Kapriolen im Programm führen, weil die jeweiligen Nahtstellen nicht ganz so einfach funktionieren wie gedacht. Bestes Beispiel ist: eine Konserve kann keine Konserve einlegen – und schwupps! haben wir ein Sendeloch.
In Vertretung der Vorstandsfrau Petra Schlesinger gibt Kulturredakteur Michael Schardt am 12. Juni seine Ansichten über das am selben Abend stattfindende Event Darmstadt unter Strom, das Lichtspiele mit einem Einkaufsbummel bis Mitternacht verbindet, zum Besten.
„Auch schöne Grüße in die Darmstädter Innenstadt, wo heute Nacht, aber da mache ich jetzt nicht unbedingt Werbung für, weil ich [unverständlich] unsinnig halte, die Shopping Night stattfindet. Ist an sich'n Käse, daß da noch ein Energieunternehmen dafür ist, die verdienen natürlich schön, weil schön viel Licht und Strahler und alles mögliche an sind. Also, eine der unsinnigsten Aktionen, da würde ich nicht unbedingt hingehen.“ [1]
In der Sache gebe ich ihm vollkommen Recht.
Derlei Einsichten waren dem Michael Schardt im Jahr zuvor noch fremd, zumindest hielt er sich hiermit on air vornehm zurück. Denn 2008 beteiligte sich Radio Darmstadt an diesem ausgemachten Unsinn, vielleicht auch, weil der eine oder andere Geldschein (oder ein anderer geldwerter Vorteil) den Weg ins Sendehaus gefunden hat. Doch dieses Jahr scheint sich das Bedürfnis der Veranstalter, noch einmal eine technisch derart schlechte und moderativ unausgegorene Performance geboten zu bekommen, in engen Grenzen gehalten zu haben, weshalb kein vergeldetes Eigeninteresse mehr den Mund verkleben muß. Insofern unterscheidet sich Radio Darmstadt wenig von einer weit verbreiteten journalistischen Ethik, bei der kommerzielle Vorgaben den redaktionellen Inhalt bestimmen.
Ich schrieb im Juni 2008 hierzu in meiner Dokumentation:
„Radio Darmstadt wurde im Vorfeld angefragt, ob es die einschmeichelnden Klangcollagen übertragen könne, die in der Fußgängerzone und in den Geschäften zu hören sein sollten. Sicherlich wird im Zuge der Verhandlungen auch über finanzielle Aspekte eines Sponsorings zugunsten des Trägervereins von Radio Darmstadt gesprochen worden sein. Am 6. Juni 2008 würde sich also Darmstadts nichtkommerzielles Lokalradio zum Dienstleister einer kommerziellen, verkaufsfördernden Veranstaltung hergeben. Das hiermit verbundene und die Außendarstellung dominierende Sponsoring wirft einige rechtliche Probleme auf (§ 40 Absatz 3 HPRG). Dies gilt auch für die Überlassung des gesendeten Programms an Dritte (§ 7 Absatz 3 HPRG). Auch unabhängig von derart medien- und lizenzrechtlichen Fragen stellt sich die Frage, ob Darmstadts nichtkommerzielles Lokalradio sich auch zukünftig für beschäftigtenfeindliche und unökologische kommerzfördernde Events hergeben will.“
»» Siehe hierzu auch meine Dokumentation Stromlinienförmiges Eventradio zu den Begebenheiten rund um das energiegeladene Einkaufsfest im Jahr 2008.
In seinem Radiowecker am 12. Juni und in seiner eigenen zweistündigen Unterhaltungssendung „Bülent Spezial“ am 14. Juni geht Bülent Dogru auf die Geschehnisse rund um den Sender ein, die mehrfach den Darmstädter Blätterwald rauschen ließen. Er nennt zwar keine Namen, aber die sind den Zeitungsleserinnen und Radiohörern ohnehin bekannt. Seine Darstellung gipfelt in einem bemerkenswerten Kriegsszenario, mit dem er den Topos der asymmetrischen Kriege aufgreift. Eine kleine, irregulär kämpfende Truppe, die er ausdrücklich mit den Taliban und den Sympathisanten von Al-Qaida im Irak vergleicht, verunsichere den übermächtigen Feind im Sendehaus von Radio Darmstadt. In seinem Text steckt nicht nur eine klare Feinderklärung, sondern auch das keine Diskussion zulassende Stigma des Terrorismus. Selbstverständlich liegt die Deutungshoheit und Definitionsmacht bei Bülent Dogru (und seinen Kumpels im Sendehaus). Hintergrund dieser Albernheiten sind zwei Klagen von Norbert Büchner und Walter Kuhl gegen die Hausverbote, die der Trägerverein des Senders zwar mit blumigen Worten, aber ohne nähere Begründung ausgesprochen hat.
Bülent Dogru vergaß in seiner langatmigen Tirade jedoch zweierlei: Erstens – wenn für mich und meine Freundinnen und Freunde in der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt der terroristische Vergleich gewählt wird, dann steht Bülent Dogru mitsamt seiner Umgebung für das US-amerikanische Besatzungsregime, sowohl in Afghanistan wie im Irak. Der Vergleich schmeichelt ihm nicht, denn die abscheulichen Methoden der US-Armee und der US-Geheimdienste sind allseits bekannt. Und zweitens – Al Qaida zieht nicht, wie ich beispielsweise, vor Gericht, um Recht zu bekommen, sondern löst derartige Probleme auf eine ganz eigene Weise. Und da hat Bülent Dogru richtig Glück, daß sein Vergleich nicht nur unsinnig, sondern auch dumm ist, denn sonst würde er ja nicht mehr leben. Die Metaphorik seines Vergleichs zeigt insofern sehr deutlich die Geisteshaltung auf, mit der Menschen, die nicht zum Mainstream des Senders passen, abgekanzelt, verhöhnt und mit der Fratze des Terrorismus geradezu entmenschlicht werden.
Spielemoderator Nils Paeschke verkündet am 13. Juni „den hellen Wahnsinn“. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit vergeben die Chefs von In-Game einige spannende Jobs: „wir suchen noch massiv Leute“. Auf der (damaligen) Webseite zur Sendung erfahren wir Näheres. Gesucht werden Redakteure, Online-Redakteure und Spieletester. Gute Rechtschreibung scheint eine wichtige Einstellungsvoraussetzung zu sein, was ich nicht ganz verstehe. Werden doch Inhalte zur Sendung häufig gnadenlos von einschlägigen Internetportalen abgekupfert. Ich kann mir nicht vorstellen, daß gute Rechtschreibkenntnisse für das Vorlesen fremder Texte hilfreich sind, obwohl es durchaus vorkommt, daß die Herren Chefs zuweilen über die von ihnen vorgelesenen Texte stolpern, zumal wenn die Rechtschreibung dort zu wünschen übrig läßt.
Vielleicht benötigt „Chefredakteur“ Nils Paeschke aber auch nur einen Praktikanten, der ihn darauf hinweist, wann er allzu großen Blödsinn von sich gibt. Zwei Stunden nach seiner Spielesendung steigt er in seine elektronische Musiksendung, die DJ-Zone ein. Furchtbar wichtig zum Einstieg sind die mit dem passenden Piepston eingeleiteten Verkehrsmeldungen, deren erste den ganzen hanebüchenen Quark offenlegt:
„Um 23 Uhr und 4 Minuten haben wir folgende Meldungen für das Sendegebiet von Radio Darmstadt. Einmal auf die A5. Da gibt's 'ne Umleitung Kassel Richtung Frankfurt. Am Nordwestkreuz Frankfurt ist die Verbindung zur A66 Richtung Wiesbaden wegen Bauarbeiten bis Montag früh 5 Uhr gesperrt. Die Umleitungsempfehlung: Fahren Sie bis zum Westkreuz Frankfurt, von dort über die A648 zum Eschborner Dreieck und weiter über die A66 Richtung Wiesbaden.“
Seit wann gehört Frankfurt zum Sendegebiet? Nach der gültigen Sendelizenz ist für Radio Darmstadt das Stadtgebiet Darmstadt als Verbreitungsgebiet vorgesehen; in Frankfurt gibt es das Schwesterradio Radio X. Die Wichtigtuer, die das „richtige Radio“, das sie seit ihrer Geburt unreflektiert aufgesaugt haben, imitieren müssen, benötigen natürlich Stoff für ihre Parodie. Nun gibt Darmstadt einfach samstagnachts verkehrsmäßig nichts her, weshalb jeder Käse vorgelesen wird, den die Verkehrsleitzentrale herausgibt. Eine Darmstädterin wird garantiert, um in den Genuß dieser Verkehrsmeldung zu kommen, erst nach Kassel düsen, um von dort auf der empfohlenen Umleitungsstrecke nach Wiesbaden zu fahren. Wie sagte meine Mutter einst so richtig: „Ein bißchen Plem ist ja ganz niedlich, aber warum gleich maßlos übertreiben?“
Die zweite Meldung ist von ähnlichem Sinngehalt:
„Noch 'ne Meldung von der A60 [sic!]. Vorsicht auf der A66 Wiesbaden Richtung Frankfurt. Zwischen Eschborner Dreieck und Nordwestkreuz Frankfurt in beiden Richtungen jeweils einspurige Verkehrsführung wegen Bauarbeiten.“
Was denn nun? Wiesbaden Richtung Frankfurt oder in beiden Richtungen? – Die weiteren, ähnlich erhellenden Meldungen erspare ich uns.
Und für solch einen Unfug erhält der Sender pro Jahr eine finanzielle Förderung von etwas mehr als 70.000 Euro aus dem Rundfunkgebührenaufkommen.
Zu Ende seiner Kinosendung „Movietime“ gerät Unterhaltungsredakteur Peter Fritscher am 17. Juni ein wenig durcheinander. Vielleicht überwältigt vom Schwelgen in Kinobildern gibt er die traurige Nachricht durch, eine Stunde Impuls für X gehe nun dem Ende entgegen. Hatte er vergessen, daß er seine Sendung schon vor geraumer Zeit umbenannt hatte, nachdem sein Partner im Unfrieden von ihm gegangen war?
Anders durcheinander gerät das Programm in der folgenden Nacht und am darauf folgenden Tag. Am Mittwochabend um 21.00 Uhr erscheint keine und niemand zur Kultursendung Stimme der Architektur. Die soeben abgelaufene Sendung der Redaktion Alltag und Geschichte war zwangsweise auf CD vorproduziert. Hier tritt ein RadaR-typisches Phänomen auf: eine Konserve kann keine Konserve einlegen. Und schwupps! haben wir ein kleines Sendeloch, dem eine (im Prinzip) unendlich lange Strecke Dudelpop folgt, der vom Sendeloch-Erkennungs-Computer eingespielt wird. Auch heute funktioniert die hauseigene Trickschaltung: wenn der Vorrat an zufällig eingelesenen Musiktiteln abgearbeitet ist, endet der Dudelpop in einem Sendeloch, welches wiederum von der Dudelpop-Einspielmaschine erkannt wird. Und dann gibt es noch mehr Dudelpop auf die Ohren. Diesmal neun Stunden lang bis zum folgenden Morgen kurz vor 6.
Das Durcheinander geht natürlich weiter. Um 12.00 Uhr müßte eigentlich die „Stimme der Architektur“ wiederholt werden, aber die war ja bekanntlich recht stumm. Weshalb einem kleinen Sendeloch erneuter Dudelpop folgt, was wiederum einer im Sendehaus anwesenden Person seltsam vorkam, woraufhin sie die Wiederholung des Vorabendprogramms neu startete. Das steht zwar nicht so im Programmflyer und wurde am Morgen von Unterhaltungsredakteur Christian Knölker im Radiowecker auch anders angekündigt, aber was soll's? Besser Wort als Dudelpop.
Am 19. Juni vertritt Michael Schardt ein weiteres Mal seine Redaktionskollegin Petra Schlesinger im KultTourKalender. Um das Programm ein wenig mit Inhalt anzureichern, wird passend zu einem Filmtip der Trailer zum Film Gran Torino eingespielt. Warum überrascht es mich nicht, wenn Michael Schardt im Anschluß eine Filmbeschreibung gibt, die auf einschlägigen Webseiten [etwa hier] im Internet nachzulesen sind? Wird hier gar Promomaterial wiedergekäut, ohne dies kenntlich zu machen?
Ich fürchte, würde ich jeden Veranstaltungshinweis mittels einer Suchmaschine abgleichen, so könnte sich herausstellen, daß so mancher weiterer Tip aus nichts weiterem als nachgeplapperten kommerziellen Werbetexten besteht. Und das in einem nichtkommerziellen Lokalradio! Für diese Werbung wird der Sender nicht einmal bezahlt. Mangels eigener Recherche greift so manche Redakteurin und so mancher Moderator auf das ihnen vorgesetzte Futter zurück. Da werden Filme, Kulturevents und Konzerte lobgepriesen, nur weil es wörtlich so im Ankündigungstext steht.
Besser macht es an diesem Abend die Wissenschaftsredaktion. Das Team von B-Radar vermeidet jegliche Abkupferei, und das geht – ahnt ihr es schon? – am besten dadurch, daß einfach zwei Stunden lang nur Musik gespielt wird. Nein, nicht irgendwelche Hausmusik, sondern Techno irgendwo zwischen Minimal und Elektro, so die Ansage zur Sendung am 18. September. In beiden Sendungen war übrigens ein DJ Spock zu Gast und legte genau das nicht auf, was die Webseite von Radio Darmstadt als Inhalt der Sendung verspricht:
„Genau zwischen A-RaDaR (akademisches Radio) und C-Radar (Chaos Radio) ist die Sendung B-RaDaR: Netz und Vernetzung einzuordnen. Der Wissenschaftliche Anspruch liegt mehr im ‚A‘ – und das Chaos und die Annahme von Expertenwissen liegt mehr im ‚C‘ der Sendereihen A-,B- und C-RaDaR. Die Sendung ist bemüht die Informationstechnologie (IT) und deren gesellschaftliche Einflüsse für den Hörer in verständlicher Form wiederzugeben.“
Und damit es hier keine Mißverständnisse gibt, wird dieser Inhalt in einer Sprache verbreitet, die jede und jeder versteht: In rhythmisierend aneinandergeklebte, die message einhämmernde Beats.
Dieses intellektuell überaus anspruchsvolle Konzept soll nach dem Willen der „Wissenschaftsredaktion“ noch ausgebaut werden. Auf der Programmratssitzung am 10. August versucht die Redaktion, hierzu weiteren Sendeplatz zu akquirieren. Selbstverständlich ohne die betroffene Redaktion (Alltag und Geschichte) anzufragen, wird hier dreist ausprobiert, Wort durch Beat zu ersetzen. Geradezu erstaunlich mutet es dann an, wenn aus den Reihen des Programmrats dem Vertreter der Wissenschaftsredaktion empfohlen wird, den kommunikativen Weg zur intentional beklauten Redaktion einzuschlagen. Seither hat [bei Redaktionsschluß dieser Seite] keine und niemand mehr etwas hiervon gehört.
Am Samstag, 20. Juni, soll nach dem Radiowecker die Wiederholung des Vorabendprogramms ertönen. Doch die selbstgebastelte Technik spielt nicht mit, der verwendete Rechner stürzt mehrfach ab, weshalb wir eine nur mäßig interessante Performance sendetechnischer Kunststückchen zu hören bekommen. Es scheinen sich sogar einige Herren Techniker im Sendehaus herumzutreiben, denn gegen 11.40 Uhr tönt es aus den heimischen Lautsprechern:
„Test, Test, Test, … kannst du mal den Sprecherraum abhören, ob …“
Vermutlich handelte es sich um eine unprogrammgemäße technische Bastelsendung, die ganz entfernt an das Testbild der öffentlich-rechtlicher Fernsehprogramme vergangener Tage erinnerte. Immerhin lief das Programm anschließend ohne weitere Störung, und das ist ja auch nicht zu verachten. Wobei ich mich schon frage, weshalb die versierten Techniker des Senders glauben, Vorhöre bei geöffnetem Regler betreiben zu können. Hat ihnen das Herr Gürkan in einem seiner Ausbildungsseminare nicht vermittelt, daß man so Stimmen aus dem Off erzeugt?
Die um 23.00 Uhr eingespielten Nachrichten des Deutschlandfunks knisterten hingegen weiterhin vor sich hin.
Tags darauf hören wir um 15.00 Uhr eine weitere Übungseinheit, nämlich die gemeinsame Abschlußsendung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines sendereigenen dreitägigen Ausbildungsseminars. Da von diesen Anfängerinnen und Anfängern keine Highlights erwartet werden dürfen, soll ein anderer Aspekt dieser Sendung beleuchtet werden, nämlich der Titel. Dieser ist so sinnlos wie manches bei Radio Darmstadt und kann als Ausdruck eines 2006 ins Sendehaus eingezogenen Schwarz-Weiß-Denkens betrachtet werden. Diese 2004 von einer fachlich kompetenten Arbeitsgruppe konzipierte Ausbildungseinheit war einst verbunden mit einem qualitativ ausgerichteten Air Check und sollte unter Livebedingungen als Trockensendung durchgeführt werden. Daher trug die Sendung den passenden Titel „Trockenschwimmen“. Da seit 2006 im Sendehaus nichts mehr an Katharina Mann und Norbert Büchner erinnern darf, weshalb unter anderem ein sinnvoll gestaltetes und gut funktionierendes Sendestudio durch eine Sperrholzschachtel Marke Eigenbau ersetzt wurde, wurde die Abschlußsendung ganz fantasievoll in „Nassschwimmen“ umbenannt. Mit diesem Namen entledigt sich der Sender symbolisch aller Widerhaken, die noch im alten Ausbildungskonzept didaktisch gut verpackt vorhanden waren. Widerhaken stören ein Mainstream-Konzept mit abgelesenen Inhalten, wie es sich in den vergangenen drei Jahren etabliert hat.
Am 24. Juni findet in Darmstadt der Stadtlauf statt und die sportbegeisterte Jugendredaktion YoungPOWER ist – wie in den Jahren zuvor – mit einer Übertragungseinheit live vor Ort. Allerdings gibt es da ein kleines Problem. Start und Ziel des Stadtlaufs wurden aus dem Innenhof des Carree auf den Luisenplatz verlegt, während die Sendeleitungen wie gehabt in die Centralstation führen.
Der Standort ist demnach ungünstig gewählt, um tatsächlich live vor Ort zu sein. Aber das macht nichts. Wenn wir schon von langen Ergebnislisten verschont bleiben und der aktuelle Gehalt der Beiträge sich in Grenzen hält, so hören wir doch ausgiebig das, was Radio Darmstadt am allerbesten kann, nämlich: Musik zu spielen. Zwar benötigt der Sender hierfür im Grunde keine Außenübertragung, aber vielleicht wollen die Spielkinder ihre Technik einmal ausführen, um sich mit Kabeln, Computern, Geräten und Mikrofonen besser vertraut zu machen.
Wer nun glaubt, ich würde den Sender diffamieren, irrt gewaltig. So gestaltete sich die Liveübertragung vom Schloßgrabenfest am 30. Mai als mittleres Desaster. Sendeleitungen ließen sich aufgrund von WLAN-Problemen nicht schalten, mit über zwei Stunden Verspätung begann die Übertragung. Es kam noch dicker: eine Band wollte – so eine Info aus dem Sendestudio – partout nicht übertragen werden und Max Mutzke wurde mikrofonisch dermaßen hundsmiserabel zu Gehör gebracht, daß dies wahrhaft an Rufschädigung grenzte [2]. Auf der Programmratssitzung am 10. Juni fand einer der Sprecher der Musikredaktion zu einem vernichtenden Urteil: die Übertragung vom Schloßgrabenfest sei eine „Katastrophe“ gewesen. Dem kann ich als Hörer dieser Sendung nur aus vollem Herzen zustimmen.
Die Geschichte hat eine Pointe. Jugendredakteur Christian Franke fragt unvorsichtigerweise seinen Redaktionskollegen Johannes Lortz, ob denn alles geklappt habe. Dieser antwortet mit moderativ gespreizter Stimme:
„Wir arbeiten natürlich am Aufbau, ja? Und natürlich, ein bißchen Streß ist immer dabei, klar. Aber wir haben es rechtzeitig geschafft. Wie immer.“
Wie kurz doch so ein Gedächtnis ist. Aber vielleicht war Johannes Lortz beim Schloßgrabenfest nicht mit dabei und hat folglich vom Desaster nichts mitbekommen. Nichtsdestotrotz: die Zuhörerinnen und Zuhörer an den Radiogeräten werden mit einer solchen Äußerung schlicht, naja, angelogen, oder?
Am 27. Juni wird in der Spielesendung In-Game aus den einschlägig bekannten Internetportalen allvatar.com [beispiel] und heise.de [beispiel] vorgelesen. Dabei vermeldet Nils Paeschke im Brustton der Überzeugung, als hätte er sich das selbst ausgedacht: „Schön wie Blizzard auf die PTR Tester eingeht. Wir freuen uns schon richtig auf das Endergebnis dieser Testphase.“ Dabei ist alles nur geklaut, selbst die eigene Emphase. Ich übertreibe, aber so sehr nun auch wieder nicht, wenn ich sage: wie immer.
Und weil wir gerade dabei sind: die heutigen Verkehrsmeldungen, die zu Beginn der „DJ-Zone“ vorgetragen werden, betreffen das Stadtgebiet Wiesbaden. Warum nicht Berlin, München oder Buxtehude? Oder sie kommen gleich ganz aktuell und live (abgelesen) aus Krakau, Moskau, Tokio oder Barrancabermeja.
Dem Spieleteam rund um Nils Paeschke und Björn Böhmelmann ist es gelungen, einen ganzseitigen Bericht über ihre „X-Weex“ im Darmstädter Echo unterzubringen. Echo-Redakteur Norbert Bartnik schrieb für die Sonntags-Ausgabe am 27. Juni über die mitunter erheiternden Versuche der Spieleshow, Aufmerksamkeit zu erheischen, mit einem leicht ironisierenden Unterton, der den Chefs der Sendung wohl verborgen geblieben ist. Norbert Bartnik fragte sich, und dies zu Recht, welch tieferer Sinn dahinter stecken mag, ein Computerspiel, das von seinen visuellen Effekten lebt, auf bloße Geräusche reduziert ins Radio zu bringen. Bis voraussichtlich Juni 2010 wird der Artikel Vom Studio in den Weltraum im Onlineangebot von Darmstadts Lokalzeitung nachzulesen sein. Die (damalige) Webseite zur Sendung vermeldet mit stolzgeschwellter Brust:
„CEO von In Game Nils Paeschke alias Nepharion zu dem Artikel:
‚Wir wussten das es einen Artikel über uns im Sonntagsecho geben würde. Jedoch hat sich keiner einen solch großen Artikel vorstellen können. Noch dazu fühlen wir uns mehr als geehrt mit Giga verglichen zu werden und auch sonst haben wir nicht mit soviel Lob gerechnet. Das Darmstädter Echo ist mit rund 200.000 Lesern die größte Tageszeitung Südhessens und wir hoffen das wir durch den Artikel noch Zuwachs im In-Game Team bekommen werden.‘“
Jeder Furz hat heutzutage seinen CEO und benötigt daher mediale Aufmerksamkeit als Labsal. Gönnen wir den vielen Chefs der Spielesendung ihren Zeitungsartikel und wünschen wir ihnen, daß sich bei ihnen auch Onlineredakteure melden, die der deutschen Rechtschreibung einigermaßen mächtig sind. [3]
Am 28. Juni demoliert der Sendeloch-Erkennungs-Computer die Orgelsinfonie von Camille Saint-Saëns. Klassische Musik ist nun wahrlich keine Stärke des Senders und deshalb ist die Studio- und Sendetechnik ganz auf Techno, Mainstream und Dudelpop ausgerichtet. Wenn es dann ein Kulturredakteur wagt, mit einer vom Dynamikumfang her anspruchsvollen Aufnahme die limitierten Technikvorgaben zu sprengen, dann werden wir zu einer originellen Fassung des Themas „Rock meets Klassik“ eingeladen. Immerhin sechs Mal befand die Sendetechnik, daß klassische Musik ein Sendeloch ist, und spielte daher astreinen Dudelpop vom Feinsten ein. Solch ein anspruchsvolles Programm ist ja auch ohne drei Hits am Stück nicht auszuhalten!
Sehr hübsch ist es auch, wenn am späten Abend mangels Programmvorgabe eine sechs Wochen alte Unterhaltungssendung wiederholt wird, in der auf den Eurovision Song Contest vom Abend zuvor eingegangen wird. Zum Glück handelt es sich um die Show von diesem Jahr, was bei Darmstadts Lokalsender nicht selbstverständlich ist.
Auch am letzten Tag des Monats knistern die Nachrichten des Deutschlandfunks in der Spätausgabe um 23.00 Uhr. Man und frau muß das Technikteam von Radio Darmstadt nicht nur wegen seines Einfallsreichtums bewundern, sondern auch für die Hartnäckigkeit, mit der Fehlerquellen souverän beibehalten werden.
Wochentag | Datum | Zeit | Ausgefallene Sendung | Redaktion | Ursache | Ersatz |
Montag | 1. Juni | 17–18 | Gegen das Vergessen | Gegen das Vergessen | unbekannt | Wiederholung der Maisendung |
Montag | 1. Juni | 21–23 | Local Heroes | Musik | unbekannt | andere Musiksendung |
Montag | 1. Juni | 23–24 | Local Heroes Extended | Musik | unbekannt | Start der Wiederholung vorgezogen |
Donnerstag | 4. Juni | 19–20 | Amor a la vida | Ausland | abgesetzt | Moderation auf Italienisch |
Donnerstag | 4. Juni | 21–23 | Journey Into Sound | Musik | technische Probleme | Wiederholung der Sendung vom 27. November 2004 |
Nacht Donnerstag auf Freitag | 4./5. Juni | 23–2 | C-Radar | Wissenschaft | nicht erschienen | nach einem kurzen Sendeloch: Sendeloch-Dudelmusik |
Freitag | 5. Juni | 2–6 | Wiederholung | Folge des vorangegangenen Sendungsausfalls | Sendeloch-Dudelmusik | |
Samstag | 6. Juni | 21–23 | Open House | Musik | Notsendung eingelegt | Wiederholung der „Sondersendung“ von Combat Radio vom gestrigen Freitag |
Sonntag | 7. Juni | 15–17 | Parathiro me thea | Ausland | nicht erschienen, keine Konserve | Musik, dann Wdh. von „Combat Radio“ |
Freitag | 12. Juni | 19–20 | Indianapolis | Unterhaltung | nicht erschienen | 2. Sendestunde einer zweistündigen Sendung zu 70er Jahre Rock-Oldies |
Montag | 15. Juni | 6–8 | Radiowecker | Unterhaltung | eingestellt | Wiederholung läuft weiter |
Mittwoch | 17. Juni | 21–23 | Stimme der Architektur | Kultur | nicht erschienen | Sendeloch-Dudelmusik |
Mittwoch auf Donnerstag | 17./18. Juni | 23–6 | Wiederholung | nicht gestartet | Sendeloch-Dudelmusik | |
Freitag | 19. Juni | 17–18 | Knackpunkt | Lokal | nicht erschienen | Wiederholung Hörzeitung Feuilletonteil |
Samstag | 20. Juni | 9–ca. 12 | Wiederholung | mehrfacher Systemabsturz | abwechsend Wiederholung, Sendeloch, Dudelmusik; Ansage „Test, Test, Test, … kannst du mal den Sprechraum abhören, ob …“ | |
Sonntag | 21. Juni | 13–15 | Una Domenica Italiana | Ausland | unbekannt | Wiederholung, nach Sendeloch italienische Musik (von CD?) |
Montag | 22. Juni | 6–8 | Radiowecker | Unterhaltung | eingestellt | Wiederholung läuft weiter |
Montag | 22. Juni | 21–23 | nicht vergeben | Programmrat | Programmrat fragen | Wdh. der Sonntagssendungen von 17 bis 19 Uhr |
Freitag | 26. Juni | 19–21 | Silkes und Korays Welt | Unterhaltung | nicht erschienen | „Vinyl XL“ (Konserve ?) |
Samstag | 27. Juni | 9–11 | Lichtblick | Ausland | Urlaub | Wiederholung |
Sonntag | 28. Juni | 9–11 | Radara Yakalananlar | Ausland | Urlaub | Sendeloch-Dudelmusik, ab 10 Uhr Türkisch |
Sonntag | 28. Juni | 21–23 | nicht vergeben | Programmrat | Programmrat fragen | Wdh. Musikus vom 17. Mai |
Montag | 29. Juni | 6–8 | Radiowecker | Unterhaltung | eingestellt | Wiederholung läuft weiter |
»» [1] Wiedergabe nach dem Höreindruck.
»» [2] Ohnehin war es überraschend, daß Darmstadts Lokalsender direkt zu übertragen versuchte, da dies in den Jahren zuvor vom Veranstalter abgeblockt wurde. Ich vermute, es gibt hierzu einen Exklusivvertrag des Veranstalters mit dem Hessischen Rundfunk. Da stelle ich mir die Frage, ob Radio Darmstadt sich eine Hintertür erschlichen und ganz verschämt irgendwo an der Bühne ein kleines, unscheinbares Funkmikrofon luftig aufgehängt hat, um wenigstens in beschränkter Monoqualität den Gesang von Max Mutzke zu erlauschen. Aber das sollen die Hausjuristen des Veranstalters und des HR unter sich ausmachen.
»» [3] Damit wir uns nicht mißverstehen: mit den Fürzen sind nicht konkrete Personen gemeint, vielmehr handelt es sich hierbei um eine soziologische Aussage.
Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung („das Image“) ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]
Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]
In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Schmähung einzelner Personen oder gar des gesamten Radiosenders ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]
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