Titelfoto Dezember 2007
Wegweiser am Steubenplatz in Darmstadt

Radio Darmstadt

Abstürze

Dezember 2007
Dokumentation

 

Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]

Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]

In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Diffamierung einzelner Personen ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]

 


 

Zusammenfassung

Auf dieser Seite werden die Vorkommnisse des Monats Dezember 2007 dokumentiert.

Die Abstürze der verschiedensten Art häufen sich. Ende November verabschiedete sich der Sendecomputer, mit welchem das Abspielen der Wiederholungsschiene bewerkstelligt wurde. Seither wird manchmal das vorgesehene Programm wiederholt, meist jedoch irgendetwas anderes zwischen Sendeloch und Musikberieselung gesendet. Auch nach der Reparatur des Mischpults im zweiten Sendestudio ist dieses Studio weiterhin nicht sendefähig. Zudem erscheint diesen Monat wieder einmal kein Programmflyer; und das Surrogat, was immerhin schon Mitte des Monats auf der Webseite angeboten wird, ist unvollständig und zudem fehlerhaft. Am 10. Dezember verlängert die Landesmedienanstalt die Sendelizenz nur um ein weiteres Jahr, weil der Trägerverein nicht in der Lage ist, alle Lizenzauflagen zu erfüllen. Dieser Warnschuß läßt den Sender kalt, und so hangelt er sich von Ausfällen zu mannigfaltigen Peinlichkeiten, von Brummschleifen zu fast schon paranoiden Wahnvorstellungen durch das Monatsprogramm. Eine ordnende Hand ist schon lange nicht mehr zu erkennen; und rund um die Weihnachtszeit werden die Defizite unübersehbar. Daß die Verantwortlichen nicht einmal mehr einen Weihnachtsbaum organisieren konnten, paßt ins Bild. Nicht daß Weihnachtsbäume wichtig wären. Aber das seit Jahren erstmalige Fehlen eines solchen sagt viel über die Stimmungslage im Sendehaus aus. Die angeblich so gute Stimmung ist umgeschlagen in Beliebigkeit, Belanglosigkeit und Verantwortungslosigkeit. Ob es da angemessen ist, nach den Abstürzen des Jahres 2007 einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen? Es wäre dem Verein zu wünschen gewesen, wenn er die Tage der Besinnung auch genutzt hätte.

Vielleicht sei zum Jahresende 2007 der Hinweis erlaubt, daß zur Jahresmitte 2006 das meiste von dem, was in diesem Monat zum Absturz geführt hat, noch bestens funktioniert hat. Die Sendetechnik brach erst dann zusammen, als eine neue innovative Gruppe sich dieser bemächtigte. Die Öffentlichkeitsarbeit des Senders brachte nicht nur rechtzeitig und stimmig jeweils vor Beginn des folgenden Monats einen Programmflyer hervor, sondern auch eine Webseite, die informativ und aktuell gehalten war. Sendelöcher waren ein exotisches Phänomen und selbst die programmlichen Inhalte waren bei weitem nicht durch so viel dümmliches Abdudeln von mehreren Mainstream-Hits am Stück gekennzeichnet. Die nachfolgende Darstellung der Zustände im Sender und im Trägerverein stellt daher keine bemühte Suche nach an den Haaren herbeigezogenen Fehlerquellen dar, sondern zeigt die Systematik einer durch Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit gekennzeichneten Sendekultur auf. Daß die zuständige Landesmedienanstalt aufgrund dieser Zustände nur eine sehr eingeschränkte Verlängerung der Sendelizenz beschlossen hat, gibt einen Hinweis darauf, daß die Mißstände in Darmstadts Lokalsender auch andernorts auf erhebliches Befremden gestoßen sind.

 


 

Mischpult in Studio 2Anfang Dezember 2007
Stefan fährt nach Holland


Das weder für Vorproduktionen noch für Sendungen nutzbare Mischpult in Sendestudio 2 muß repariert werden. Die Bemühungen der sendereigenen Techniker, den von ihnen bei diversen Bastelarbeiten herbeigeführten Fehler zu beseitigen, blieb ohne Erfolg. Technikvorstand Stefan Egerlandt nimmt sich ein Herz und transportiert das Mischpult zum holländischen Hersteller Dateq. Diese Reise scheint erfolgreich verlaufen zu sein. Nach seinen Angaben wurden einige Chips ausgetauscht; ich vermute, sie sind infolge unsachgemäßer Bastelei durchgebrannt. Danke Stefan! Wenigstens einmal eine kompetente Tat.

Screenshot der Webseite zu Stormy MondayMontag, 3. Dezember 2007
Grob recherchiert


Stormy Monday-Redakteur Michael S. hat ein Problem: Das Booklet zur heute vorgestellten Doppel-CD The Further History of Progressive Blues habe, so erklärt er uns, zwar lauter schöne Bilder, aber es fehle ein Einleitungstext. Das ist wirklich tragisch, weil er deshalb selbst nach Informationen suchen muß, anstatt sie einfach ungeprüft abzulesen. Doch der Redakteur ist nicht dumm, denn er weiß, auf die Wikipedia ist immer Verlaß. Also trägt er, mal wörtlich, mal in Paraphrase, die Texte aus dem Online-Lexikon zu Frankie Miller, George Thurgood, Snowy White und anderen vor. Wahrscheinlich meint er dies, wenn er sagt, er habe "grob recherchiert". Er kann von Glück sagen, wenn die sogenannten Vandalen seine bevorzugte Quelle nicht verändert haben. Schließlich gibt es faktenverändernde Witzbolde nicht nur bei Radio Darmstadt …

Screenshot der Webseite von Radio Darmstadt am 10.12.2007Mittwoch, 5. Dezember 2007
Nichts genaues weiß ich nicht


Nur mühselig bekommt das Radiowecker-Team am Mittwoch zum Ende seines Morgenmagazins Fragmente des heutigen Tages- und Abendprogramms zusammengestellt: Für 17.00 Uhr wird das italienische Magazin Tiramisú angekündigt, das jedoch neun Stunden später als einfache Musikberieselung dahinplätschern wird, weil der Moderator im Schichtdienst arbeiten muß. Dies kann Susanne Schuckmann wahrlich nicht ahnen, aber ahnungslos wirkt der sich daran anschließende Satz: "Und das weitere werdet ihr dann hören." Tja, wenn frau keine Ahnung vom Programm hat, kommt eben solch ein Blech dahergeblubbert. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, daß es auch für diesen Monat keinen Programmflyer zu geben scheint. Bei einem Tagesprogramm, bei dem derzeit ohnehin alles durcheinander geht, wäre eine Programmvorschau allerdings auch völlig spekulativ.

Donnerstag, 6. Dezember 2007
Gedächtnissendung


Aus Anlaß des dritten Todestages des ehemaligen Vorstandsmitglieds Tatjana Jordan und ihres ebenfalls bei Radio Darmstadt aktiven Lebensgefährten Karl Pathenschneider soll um 20.00 Uhr eine Sendung zum Gedenken stattfinden. Nach einigen Minuten vermeldet Ralf D., daß ihm sein eingeplanter Gesprächspartner krankheitsbedingt abhanden gekommen sei. Aus Verlegenheit spielt er statt dessen einen längeren Trailer ein, der an dieser Stelle vollkommen deplaziert ist. Ganz zum Schluß wird Tatjana Jordan als gute Seele des Vereins hingestellt. Zu Karl Pathenschneider fällt kein Wort. Einfach nur peinlich. Verwundert hat es mich hingegen, daß ausgerechnet die Person, die sich im Dezember 2004 ganz besonders betroffen benommen hat, nicht anwesend war.

Screenshot der Webseite der Caritas DarmstadtFreitag, 7. Dezember 2007
Interkulturell am Ende?


In der heutigen 60. Ausgabe des Migrationsmagazins Darmstadt interkulturell des Caritas-Migrationsdienstes stellt Moderator Johannes B. öffentlich die Frage, ob es sich lohnt weiterzumachen; er bittet um Feedback. Bei aller Kritik, die ich am zeitweiligen Paternalismus und vor allem an der teilweise grauenhaften technischen Präsentation dieser Sendung anmelden muß: Es wäre bedauerlich, wenn dieses Kulturen verbindende Magazin einfach so von der Bildfläche verschwände.

Screenshot der Startseite von Radio Aktiv FMNacht von Freitag auf Samstag, 7./8. Dezember 2007
Kommerzielle Invasion


Nach zwei Stunden Air Waves setzt der Sender um 23.00 Uhr sein Techno-Programm bis zum samstäglichen Radiowecker um 7.00 Uhr fort. In der Anmoderation begrüßt uns Marcel M. aka Deejay Mackx sowohl bei Radio Darmstadt als auch bei Radio Aktiv FM, einem kommerziellen Technosender aus München. Heißt das, daß eine bei Radio Darmstadt produzierte Sendung kommerziell verwertet wird? Die heutige Club Invasion Rhein-Main enthält mehrere DJ-Sets sowie eine dreistündige Aufzeichnung einer Veranstaltung im Havanna in Lautern. Dieser Club mitsamt seiner Technoveranstaltungen wird im Laufe der Sendung eifrig beworben. Der Clou ist jedoch ein Aufmerksamkeit heischender, eigens angekündigter Werbetrailer für eine kommerzielle Silvesterveranstaltung in Düsseldorf: the world's leading dance event. Spätestens bei diesem Werbeblock dürften die Werberichtlinien der Landesmedienanstalten greifen. Ohnehin sollten wir davon ausgehen, daß unsere DJs, die aus dem Sunshine Live-Umfeld stammen und sich bei Radio Darmstadt eine zwischenzeitliche Bleibe organisiert haben, durchaus an sich selbst denken und die Veranstaltungen, bei denen sie auflegen, eifrigst bewerben. Sie stehen damit nicht alleine da. Auch ein lokaler Darmstädter Promoter sorgt in seinen vielfältigen Sendungen durch regelmäßig eingestreute gezielte Veranstaltungshinweise dafür, daß sich die Hütte füllt, deren Konzerte er (mit)organisiert. Hier bietet Darmstadts nichtkommerzielles Lokalradio eine ideale Plattform, um werben zu können, ohne dafür auch nur einen müden Euro abdrücken zu müssen.

Screenshot der Webseite der Hochschule DarmstadtSamstag, 8. Dezember 2007
Mediennacht


Radio Darmstadt überträgt am heutigen Abend vier Stunden live von der Media Night in Dieburg. Die Vorstandsmitglieder Benjamin Gürkan und Marco Schleicher stellen hierbei ihren Fachbereich vor. Daß der eine Moderator nicht weiß, welche Veranstaltung gerade im Nachbarraum läuft, sei ihm verziehen. Gute Vorbereitung auf eine Sendung ist bei diesem Sender ohnehin ein Fremdwort. Selbstverständlich glänzt die Öffentlichkeitsarbeit zu dieser Sondersendung auch diesmal erneut durch Abwesenheit. Weshalb Markus Lang dieses Vorstandsamt bekleidet, weiß wohl nur er selbst, denn öffentlich präsent ist der Sender im Grunde nur noch über die lokale Presse, welche die Zustände wie bei RadaR kritisch beäugt.

Space Shuttle AtlantisSonntag, 9. Dezember 2007
Istunsdochvollkommen-Egal-Programm


Wieder einmal fällt das für den zweiten Sonntag eines Monats vorgesehene Raumfahrtjournal, das von Radio F.R.E.I. in Erfurt übernommen wird, aus. Schon seit Monaten ist ungeklärt, wer für das Einlegen dieser Sendung zuständig ist, seitdem Ralf D. Anfang des Jahres die Lust hieran verloren hatte. Monat für Monat wird dieser Sendeplatz nordürftig mit Musikteppichen, Hundeprogrammen oder sinnlos eingespielten Wiederholungen überbrückt. Der Programmrat, dem eigentlich die Programmhoheit obliegt, entwickelt auch in dieser Frage kein Problembewußtsein. Und so dudelt das Programm einmal im Monat am Sonntagnachmittag vollkommen beliebig vor sich hin. Nachdem heute schon von 15.00 bis 17.00 Uhr die Wiederholung der gestrigen YoungPOWER-Sendung zu hören war, hat sich wohl ein schlauer Mensch gedacht, diese Wiederholung gleich noch einmal zu wiederholen. Passend hierzu erklärt der Moderator zu Beginn der mehrfach wiederholten Sendung: "Wir haben ein klitzekleines technisches Problem." Nicht nur dies. Wenn schon kein Programmflyer vorliegt und kaum noch eine oder jemand im Sender durchblickt, was denn gesendet werden sollte, dann ist es auch vollkommen beliebig, was den Hörerinnen und Hörern aufs Ohr gedrückt wird. Mit dieser Geisteshaltung könnte der Sender eigentlich auch gleich sein Programm einstellen. Ist doch ohnehin alles egal …

Goldnugget, Naturgeschichtemuseum LondonSonntag, 9. Dezember 2007
Goldgräberstimmung


Die zum wiederholten Male nicht aktuelle Seite zur Darmstadt Hitparade kündigt noch eine Sendung für den 4. November an, obwohl die Dezemberausgabe schon gesendet wurde. Unsere Spielkinder haben dieser Seite ein Kommentarfeld hinzugefügt, auf der (menschliche) Besucherinnen und Besucher ihr Feedback hinterlassen können:
Aus Gründen der Sicherheit ist dieses Formular mit einem Spamschutz versehen. Damit Sie dieses Formular absenden können, müssen Sie die hier abgebildete Kennzahl in das Feld darunter eintragen.
Vielleicht kann mir der Autor dieser Spielerei dann einmal erklären, wie es eine Spammaschine gleich zweimal fertig gebracht hat, auf dieser Seite einen Kommentar zu hinterlassen:
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Beziehungsweise am 14. Dezember:
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Alleine schon die Tatsache, daß dieses exklusive Goldangebot auch noch am 1. Weihnachtsfeiertag vorzufinden ist, zeigt, daß sich bei Radio Darmstadt keine und niemand ernsthaft für die Webseitengestaltung verantwortlich fühlt. Es wird – wie bei den Panoramabildern – ein wenig herumgespielt, um Eindruck zu schinden, aber etwas Vernünftiges kommt dabei nicht zum Vorschein.
Eingang zur LPR HessenMontag, 10. Dezember 2007
Zeit zur Besinnung


Die Versammlung der LPR Hessen verlängert die Zulassung für die fünf nichtkommerziellen Lokalradios in Eschwege, Frankfurt, Kassel, Marburg und Rüsselsheim um jeweils fünf Jahre. Der Trägerverein von Radio Darmstadt hingegen hat mit seinem Verlängerungsantrag seine Hausaufgaben nicht erledigt und wird deshalb vorerst nur für ein weiteres Jahr auf Sendung gehen dürfen. In der Pressemitteilung der LPR Hessen heißt es hierzu:
Die Lizenz des Lokalradioveranstalters RAdAR e.V. – Radio Darmstadt wird zunächst um ein Jahr verlängert. Nach Klärung praktischer Fragen der Zugangsoffenheit soll die Zulassung ebenfalls um weitere vier Jahre verlängert werden.
Die mutwillige Verweigerung der Zugangsoffenheit mittels Haus- und Sendeverboten hat sich für den Verein ein weiteres Mal negativ ausgewirkt. Da wird RadaR wohl Kreide fressen müssen. Vielleicht sollte sich die Mitgliedschaft dazu durchringen, einen kompetenten Vorstand zu wählen, der mental in der Lage ist, vernünftig zu handeln.
Tafel am HauseingangMontag, 10. Dezember 2007
Verdrängung


Der Programmrat von Radio Darmstadt stellt laut Protokoll auf seiner heutigen Sitzung fest:
Vor einigen Stunden gab die LPR die Lizenzverlängerungen für die hessischen NKLs bekannt. Die Lizenzen aller Sender werden um 5 Jahre verlängert, mit Ausnahme der Lizenz von Radio Darmstadt. Die Lizenz von RaDar wird zunächst um 1 Jahr verlängert und nach Klärung der Zugangsoffenheit um weitere 4 Jahre.

Ursache sind die zahlreichen Beschwerden von Walter Kuhl.
Offensichtlich ist der Programmrat nicht in der Lage, Ursache und Wirkung zu begreifen. Die Ursache der Beschwerden war ein rechtswidriger Beschluß des Programmrats vom 8. Januar 2007, drei Sendeverbote zu erteilen. Weiterhin wurde die Zugangsoffenheit durch zwei satzungs- und rechtswidrige Vereinsausschlüsse und damit verbundene Hausverbote beendet. Das heute tagende Gremium scheint der Meinung zu sein, die Betroffenen haben diese rechtswidrigen Handlungen in sich hineinzufressen und die Klappe zu halten. Beschwerden über die inzwischen aktenkundigen rechtswidrigen Vorgänge beim Trägerverein von Radio Darmstadt hätten nach Vorstellung der RadaR'ler nicht an die Öffentlichkeit gelangen dürfen. Es scheint so, als scheuten die Damen und Herren des Programmrats und des Vorstandes das Licht der Öffentlichkeit [1], die ihr dann per Beschluß der Anstaltsversammlung beibringen muß, daß es so eben nicht geht. Die Tatsache, daß die LPR Hessen nach ausgiebiger Prüfung die Sendelizenz nur um ein Jahr mit einer Auflage verlängert hat, zeigt, daß die Beschwerden, die im übrigen auch von anderer Seite vorgetragen wurden, mehr als berechtigt waren, oder?

Folglich liegt die Ursache der eingeschränkten Lizenzverlängerung im Verhalten desjenigen Gremiums begründet, das jetzt laut herumplärrt; und selbstverständlich bei den Vorstandsmitgliedern Egerlandt, Gürkan, Lang und Schuckmann, die durch einzelne Beschlüsse seit dem 13. September 2006 eine Menge dafür getan haben, die Lizenz des Radios zu gefährden. Allerdings herrscht bei den Verantwortlichen bei RadaR die Geisteshaltung vor, sich geradezu mantramäßig solange eine eigene Welt zu erschaffen, bis man und frau auch wirklich davon überzeugt ist, daß nur der böse Walter Kuhl daran Schuld gewesen sein kann, daß man und frau selbst so bescheuert war, Vereinsausschlüsse, Haus- und Sendeverbote mangels sachlicher Grundlagen mit geradezu haarsträubenden Begründungen zu beschließen. Ein Psychoanalytiker würde hier von einem paranoiden Weltbild sprechen.

Bemerkenswert ist, wie wenig die Verantwortlichen bereit sind, irgendetwas aus dem gerade noch abgewendeten Super-GAU zu lernen. So heißt es im Protokoll unter dem Tagesordnungspunkt 2:
Markus Lang trägt den Antrag von Benjamin Gürkan und Peter Fritscher vor. Beide wollen zusammen regelmäßig eine medienwissenschaftliche Sendung machen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der FH Dieburg. Als Sendeplatz beantragen sie jeden Montag von 17-18:00. Dort senden z.Zt. u.a. Gegen das Vergessen und Alltag und Geschichte.
Dieser unverhohlene Angriff auf die Sendeplätze von Katharina Mann und Walter Kuhl zeigt, daß die Verantwortlichen auch in Zukunft bereit sind, den bisherigen Weg in den Verlust der Sendelizenz zu gehen. Dicht vor dem Abgrund gibt Vorstandsmitglied Stefan Egerlandt mit Bezug auf die Pressemitteilung der LPR Hessen die Parole aus:
jeder der den artikel liest weiß ja was das heißt, also vollgas und zugangsoffen sein.
Ob ihm die RadaR-Lemminge mit Vollgas in den Abgrund folgen werden?
Montag, 10. Dezember 2007
Ein bißchen weniger lächerlich


Der laut Beschluß der Mitgliederversammlung vom 18. September 1996 für die "Einhaltung der Sendeprinzipien" zuständige Programmrat vertieft seine Diskussion zur Kontrolle der Programmqualität. Als erste vertrauensbildende Maßnahme entschärft er die Sendekriterien um den wahrlich bescheuertsten Satz, der da lautet:
Beschimpfungen vermeiden, oder diese (wenn unbedingt notwendig) deutlich als "Kommentar" kennzeichnen
Um nicht als vollkommen prinzipienlos dazustehen, werden die übrigen Sendekriterien beibehalten, etwa zum Vorrang des inzwischen schauderhaften Images des Senders vor der journalistischen Wahrheit oder das Bekenntnis zum Verlautbarungsjournalismus. In Zukunft wird der Programmrat einen Extratermin pro Monat einschieben, um zu mehr Qualität in Darmstadts Lokalradio zu gelangen. Da dürfen wir wirklich sehr gespannt sein. [2]

Mittwoch, 12. Dezember 2007
Frankfurter Rundschau: Warnschuss für Lokalradio Radar


In der Frankfurter Rundschau berichtet Thorsten Herdickerhoff in einem Zweispalter über die Motive der LPR Hessen, die Sendelizenz vorerst nur um ein Jahr zu verlängern.

Warnschuss für Lokalradio Radar

Befristete Lizenz mit Bedingungen

Der Lokalsender Radio Darmstadt darf vorerst nur für ein Jahr senden, im Gegensatz zu anderen Stationen. Die Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR) hat die Sendelizenz fast aller nicht-kommerzieller Lokalradios in Hessen um fünf Jahre verlängert.

Radio Darmstadt (Radar) hat nach Ablauf eines Jahres die Option, noch vier weitere Jahre zu senden, doch die Erlaubnis dazu ist an eine Bedingung geknüpft. Trägerverein und Produktionsräume müssen bis dahin offen sein für alle, die mitmachen wollen. Aktuell beschweren sich ehemalige Mitglieder von Radar und lokale Radiomacher darüber, dass sie mit Hausverbot belegt sind.

Einige von ihnen haben sich zusammengeschlossen im Verein "Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt", der sich auch um die Lizenz von Radar beworben hat. Die Landesanstalt für privaten Rundfunk hat sich aber entschieden, den Dissens anders zu lösen.

"Die LPR Hessen wird versuchen, die Parteien zu Kompromissen zu bewegen", sagte Michael Fingerling, zuständig für nicht-kommerziellen Hörfunk bei der LPR. Man könne niemanden zwingen, "aber alle Parteien müssen sich bewegen". Die Vergabe der Lizenz für ein Jahr begründete der Programmreferent damit, dass "die Zugangsvoraussetzungen gegeben sind, das haben wir festgestellt". Nur die Zugangsoffenheit lasse eben noch zu wünschen übrig.

Bis Ende November nächsten Jahres muss Frieden herrschen, sonst herrscht Funkstille. Dann prüft die LPR, ob "die Zugangsoffenheit zufriedenstellend umgesetzt wurde im Sinne der Meinungsvielfalt und der Gremien der LPR", sagte Fingerling. Er ist zuversichtlich, sieht jedoch auch Risiken. "Sie sind schon aufeinander zugegangen, aber letztlich entscheidet die Mitgliederversammlung, und da treffen viele Meinungen aufeinander."

Quelle: Frankfurter Rundschau, 12. Dezember 2007, Regionalausgabe Süd, Seite 69

Ausschnitt aus dem DezemberprogrammDonnerstag, 13. Dezember 2007
Von Peinlichkeit zu Peinlichkeit


Auf der Webseite von Radio Darmstadt können wir hochoffiziell nachlesen: wir haben noch November! Denn auf der Seite, die das aktuelle Programm vorgaukelt, ist von einem Dezemberprogramm weit und breit nichts zu sehen. Dabei liegt dieses Programm seit einem halben Monat in irgendeiner Schublade herum und verstaubt. Der Druck eines Programmflyers wird jedoch vom Vorstand des Trägervereins genauso verschlampt wie das nun wirklich nicht schwierige Hochladen einer fertigen Programmdatei auf den Webspace des Senders. Auf dem Strategieseminar am 6. Oktober hatte sich eine Arbeitsgruppe zusammengefunden, welche der nicht vorhandenen Öffentlichkeitsarbeit des Vereins auf die Sprünge helfen wollte. Außer einigen kleinen banalen Flickschustereien auf der Webseite ist seither nichts geschehen. Große Worte und keine Taten – so läßt sich der derzeitige Zustand des Senders kurz und knackig zusammenfassen. Damit die Sendenden so langsam wieder einen Überblick über ihr eigenes Programm bekommen, veröffentliche ich – leicht verbessert – die Fassung, die Michael S. im November erstellt hatte, [hier]. Sollte der Kompetenzvorstand in den kommenden Tagen immer noch nicht in der Lage sein, das eigene Programm einmal zu veröffentlichen, kann ich ja auch die noch in der vorliegenden Fassung vorhandenen Fehler ausbessern. Aber eigentlich sehe ich nicht ein, die Arbeit für einen Verein zu leisten, der zu blöd ist, sich vernunftbegabt selbst zu verwalten. – Nachtrag: Es bedurfte dieser Aufforderung, damit Vorstandsmitglied Stefan Egerlandt aus der ihm vorliegenden Vorlage ein PDF generierte und online stellte: [pdf]. Die beiden Fassungen unterscheiden sich und enthalten beide einige Unzulänglichkeiten.

Rolladen unten (Ausschnitt)Nacht von Freitag auf Samstag, 14./15. Dezember 2007
Das Sendeloch gerade noch vermieden


Die für 23.00 Uhr vorgesehene Ausgabe von Warmduscher and Friends entfällt ersatzlos. Grund ist ein gegen einen der für die Sendung Verantwortlichen ausgesprochenes Haus- und Sendeverbot. Die beiden Jadran-Redakteure sind um 21.00 Uhr aus anderen Gründen unabkömmlich, daher muß eine Ersatzsendung eingelegt werden. Dieses Verfahren führt totsicher zu einem Sendeloch, gefolgt von acht Stunden Dudelmusik. Die Verantwortlichen für dieses drohende Desaster, nämlich der Vorstand des Trägervereins, werden um 23.00 Uhr nicht im Sender gesichtet, um die Folgen ihres Beschlusses auszubügeln; auch die Unterhaltungsredaktion, deren Sendeplatz dies ist, betreibt keine Schadensbegrenzung. Zum Glück hat einer der wenigen im Sender, die noch mitdenken, dieses verantwortungslose Verhalten des Vorstandes und der Redaktion vorausgesehen. Niko Martin legt deshalb per Winamp eine Playlist an, mit der das Programm ohne Sendeloch bis morgens um 7.00 Uhr, dem Beginn des Radioweckers, durchlaufen kann. Deshalb kommt es um 23.00 Uhr zu der hörbaren Merkwürdigkeit, daß per auf der Ersatzsendung aufgezeichnetem Jingle die Nachrichten des Deutschlandfunks angekündigt werden, die natürlich nicht ertönen, da keine und niemand im Studio ist, um die entsprechenden Regler zu betätigen.

Samstag, 15. Dezember 2007
Zu Fuß gehen


Das Möchtegern-Lifestyle-Magazin der Jugendredaktion YoungPOWER führt den Unsinn der Boulevardisierung des Samstagabendprogramms ad absurdum. Offensichtlich mangels eigener Recherchen greifen die Redakteurinnen und Redakteure auf abgestandenen Mief zurück. In der Rubrik die skurrilen News der Welt erfahren wir etwas über einen Litauer, den seine Reisegruppe mitten in Sachsen verloren hatte und der mangels Sprachkenntnissen zu Fuß nach Hause gewandert ist, und einen Briten, der angeblich vier Tage lang in einer Toilette eingeschlossen war. Die eine Nachricht müffelt schon seit neunzehn Tagen vor sich hin, die andere ist auch schon fünf Tage alt. Vielleicht kann mir die Redaktion einmal erklären, aus welchem Informationsnotstand heraus sie derart topaktuelle Banalitäten über den Sender jagt.

Radiowecker-MaskottchenSonntag auf Montag, 16./17. Dezember 2007
Die üblichen Grotesken


Zu Ende des sonntäglichen Liveprogramms läßt sich – wie schon seit vier Wochen – der Sendecomputer nicht dazu überreden, die Wiederholung des Abendprogramms zu starten. Der heutige Sendende wurde nicht darüber informiert, wie er das hierdurch entstehende Problem lösen soll. So legt er einen Datenträger ein und verläßt das Sendehaus. Folgerichtig kommt es kurz nach Mitternacht zu einem Sendeloch.

Die Sendeloch-Erkennung erkennt dieses einminütige Sendeloch und spielt brav Dudelmusik ein. Nach weiteren drei Stunden endet die Playlist der Dudelei und wir hören erneut ein Sendeloch. Diesmal benötigt die Erkennung drei Minuten, um das Nichts zu beenden. Da dem Sender nichts anderes einfällt, als Stille mit beliebiger Musikdudelei abzulösen, erhalten wir diese Nacht einen lupenreinen Musiksender. Und wenn Murphy als gern gesehener Gast bei Radio Darmstadt vorbeischaut, dann ist er besonders gründlich. Denn der für 6.00 Uhr vorgesehene Radiowecker entfällt ersatzlos, obwohl – nicht ganz: denn der Sender dudelt weiter vor sich hin, nur einmal kurz von einem weiteren Sendeloch unterbrochen. Langsam frage ich mich, welche Schlafmütze eigentlich die Einspielung der Sendeloch-Überbrückungsmusik einprogrammiert hat: Aus welchem unlogischen Grund enthält die Playlist nur eine begrenzte Anzahl von Titeln? Oder ist es nur so, daß einer unserer Bastler sich mit dieser grandiosen Tricktechnik (die Sendeloch-Erkennung erkennt das durch sie selbst angerichtete Sendeloch) mit einem Platz in der Technik-Hall of Fame verewigen wollte?

Kurz nach 8.00 Uhr muß eine Person den Sender betreten haben, denn wir hören zur Abwechslung eine Stunde lang die Samstagssendung von YoungPOWER. Diese Person scheint sich nicht viel dabei gedacht zu haben, denn kurz nach 9.00 Uhr endet die Einspielung mit einem weiteren Sendeloch. Diesmal ist die Sendeloch-Erkennung wieder einen Tick fixer und bemerkt korrekterweise schon nach einer Minute das Ende der Power für dein Radio (Werbespruch YoungPOWER). Also geht die Dudelei von vorne los, bis kurz vor 10.00 Uhr Christian K. den Sender betritt:
Es ist Montag, der 16. Dezember, eine Minute vor 10. Mit unseren Wiederholungen hat's nicht so ganz geklappt.
Jetzt kommt Murphy knüppeldick, denn der Sender bestätigt seinen schlechten Leumund als Desinformationskanal. Heute ist nicht der 16., sondern der 17. Dezember. Aber wenn der Sender schon sein Wiederholungsprogramm nicht auf die Reihe bekommt, kommt es auf eine fehlerhafte Datumsangabe auch nicht mehr an. Aber immerhin – Christian K. rettet wieder einmal den Sender vor sich selbst und spielt die laut Programmschema vorgesehenen Wiederholungsstunden ein. Er erklärt sogar ausdrücklich, daß er es bedauere, die ersten beiden Stunden der Wiederholung (die Sendungen Theaterklatsch und RadaR Sportplatz) nicht starten zu können, und vertröstet das ob dieser Mitteilung erstaunte Auditorium auf den frühen Nachmittag. Diese Genauigkeit ist zwar löblich, aber irgendwie auch sinnlos. Denn außer Christian K. und dem Autor dieser Dokumentation weiß doch ohnehin keine und niemand, welche Stunde ab 10.00 Uhr zu wiederholen gewesen wäre, zumal das auf der Webseite veröffentlichte Programm für das Vormittagsprogramm nichts als eine weiße Fläche zum Selberausfüllen anzeigt.
Screenshot der Webseite von Radio DarmstadtDienstag, 18. Dezember 2007
Paranoia


Aurel Jahn, der den Zugang zu Darmstadts Lokalradio über seinen Sendung 29 11 11 – radiodarmstadt.de/in–sendeplatz anbietet, leitet einen Gastbeitrag mit folgenden Worten ein:
Eigentlich wollte ich die Sendung, die Sie gleich hören, schon letzte Woche senden. Ich bat den Überbringer [Name 1] darum, mir mitzuteilen, wer sich für die Inhalte dieser Sendung vor dem Verein und der LPR verantwortlich zeichnet. Leider bekam ich keine Antwort.

Das bringt mich in eine Zwickmühle: Wenn ich die Sendung ausstrahle, gebe ich sie dem Internetauftritt https://www.waltpolitik.de/radiodar/index.htm mit allen seinen Unterseiten preis und riskiere einen umfangreichen Eintrag über Lappalien, die den Aufwand nicht wert sind, sich aber hervorragend für Mobbing gegen RadaR e.V. eignen.

Wenn ich die Sendung jedoch nicht ausstrahle, wird RadaR e.V. vorgeworfen werden, keine ausreichende Zugangsoffenheit zu gewähren. Auch das eignet sich hervorragend für Mobbing gegen RadaR e.V.

Es gibt natürlich Leute, die sich wünschen, daß ich in diese Falle tappe. Diesen Menschen werde ich aber den Gefallen nicht machen. Folglich scheiden die beiden Möglichkeiten aus.

Ich bin also gezwungen, die Sendung etwas verändert auszustrahlen, oder aber die wahrscheinlichsten Kritikpunkte vorab zu benennen und richtig zu stellen. Da es sich um Kleinigkeiten handelt, reicht es aus, wenn ich das im Internet tue. Die Internetseite zu dem Sendeplatz kennen Sie ja: radiodarmstadt.de/in–sendeplatz; und dann können sie dann auf Selbstkritik klicken.

Der Verweis auf [Name 2] (Mitglied der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt) und [Name 1] wird der Sendung darüber hinaus eine gewisse Immunität vor Walters Kritik verleihen.
Dieser Aussage vermittelt uns einen umfangreichen Einblick in die Denkstrukturen eines Redakteurs, der angesichts der Mißstände in Darmstadts Lokalradio und seinem Trägerverein jegliche Kritik an diesen Zuständen nur dadurch abblocken kann, daß er Dritte für das negative Image des Senders verantwortlich macht. Man und frau muß sich das einmal vorstellen: eine kleine Clique Verschwörer heckt den Plan aus, eine Jugendgruppe eine Sendung gestalten zu lassen, die bewußt so konzipiert ist, daß Aurel Jahn in die vorgeplante Falle tappt. Egal, wie er mit dieser Sendung umgeht: es eignet sich als Material für ein angebliches Mobbing gegen den Verein. Wir erhalten hier ein exzellentes Beispiel für das, was ich an anderer Stelle als paranoides Weltbild bezeichnet habe.

Kritik einer Selbstkritik

Ich bin mir nicht sicher, ob Aurel Jahn weiß, was eine Selbstkritik ist. Die langatmigen Ausführungen jedenfalls, die er auf seiner eigenen Webseite als eine solche feilbietet, stellen etwas völlig anderes dar, nämlich den Angriff auf mehrere ihm verhaßte Personen, unter anderem den Autor dieser Dokumentation. Wenn es ihn glücklich macht, seine emotionalen Befindlichkeiten auf seinem offenen Sendeplatz auszutragen, will ich ihm das Vergnügen lassen. Aber er soll hierbei Dritte, die mit seinen Befindlichkeiten nichts zu tun haben, außen vor lassen.

Der Anlaß ist banal. Eine Schulklasse aus Mörfelden-Walldorf nimmt an einem Radioprojekt teil. Mittels dieses Projektes soll nicht nur Sprachkompetenz vermittelt, sondern auch das Selbstwertgefühl dieser Jugendlichen gestärkt werden. Ich finde es ganz schön mutig von Kids, die schon vor Schulabschluß zu den Verlierern dieser Gesellschaft gestempelt werden, sich öffentlich in einer selbstgestalteten Radiosendung zu präsentieren.

Und dann kommt derjenige, dem diese Kids vollkommen fremd und egal sind, daher und instrumentalisiert sie für seinen eigenen Brass auf Katharina Mann, Walter Kuhl und andere. Seine Argumentation erweist sich jedoch als dümmlich, wenn wir sie einmal genauer unter die Lupe nehmen. Schon der erste Teil dieser Selbstkritik, den Aurel Jahn am 18. Dezember öffentlich vorgetragen hat, enthält mehrere sachliche Fehler.

Aurel Jahn behauptet, er habe [Name 1] darum gebeten, ihm mitzuteilen, wer für die Sendung verantwortlich zeichnet. Leider habe ihm niemand geantwortet. Dies ist in der Regel so, wenn man eine E–Mail mit falscher Adreßangabe schreibt. Seine Fragestellung verschwand demnach im Datennirwana. Selbstverständlich ist die schon genannte Clique daran schuld …

Aurel Jahn behauptet weiterhin, daß er einen Eintrag in diese Dokumentation riskiere, wenn er die Sendung ausstrahle, und auch, wenn er sie nicht ausstrahle. Außer durch sein paranoides Weltbild ist diese Aussage durch nichts gedeckt. Allerdings hat sein eigenes Verhalten dazu beigetragen, daß seine eigene Gedankenwelt sich zu einer self fulfilling prophecy verwandelt hat. Hätte er nicht herumgestänkert, würden wir heute nicht über die Vorfälle um diese Sendung reden müssen, weil es keine gegeben hätte.

[Name 2] war an der technischen Realisierung der Sendung beteiligt. Inhaltlich besaß sie keinen Einfluß auf Produktion und Gestaltung. Was die Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt mit dieser Produktion zu tun haben soll, weiß wohl nur Aurel Jahn. Ich mache ihn auch nicht für die Zustände im Sendehaus verantwortlich, obwohl er vor neun Jahren einmal Technikvorstand des Trägervereins von Radio Darmstadt gewesen ist. Aurel konstruiert eine Kontaktschuld, um all das Böse gehörig zusammenrühren zu können. Und – wie schon angemerkt – er instrumentalisiert hierzu die Kids aus Mörfelden-Walldorf.

Aurel Jahn verweist auf seine eigene Internetseite; und dort ist der vollständige Text seiner angeblichen Selbstkritik zu finden. Inzwischen hat er einige Passagen retuschiert, so daß die ursprüngliche Aussage nicht immer erkennbar ist. Er beginnt den nicht in der Sendung am 18. Dezember vorgetragenen Teil mit einem Angriff auf die Jugendlichen:

An der Sendung wirkt nichts professionell.

Ausgerechnet Aurel, dem die Professionalität bei Radio Darmstadt schon immer ein Greuel war, echauffiert sich. Aber es geht ihm um etwas Anderes, und das verstehen nur Eingeweihte. Er benutzt die Kids dazu, den von ihm angegriffenen Personen vorhalten zu können, sie selbst würden hinter ihre Ansprüche zurückfallen, professionelle Sendungen gestalten zu wollen. Nun war es aber nie Anspruch des Radioprojekts, Aurels Vorstellungen von Professionalität genüge zu tun. Deshalb sind auch die im Text nachfolgenden Anwürfe, die Moderation sei lustlos vorgetragen und die Interviews wären den Kids eher lästig gewesen, reine Imagination. Im übrigen stünde es Aurel gut zu Gesicht, seine eigene Interviewtechnik selbstkritisch zu analysieren. Peinlich wirkt seine Bemerkung zur Rechtfertigung einer solchen Sendung:

Es ist geradezu Sinn der nicht kommerziellen Lokalradios auch unbeholfenen Mitbürgern an öffentlicher Diskussion teilzunehmen.

Ich finde es unverschämt, Kids, die ihr Selbstwertgefühl über ein solches Projekt finden und verstärken sollen, ihre (angebliche) Unbeholfenheit aufs Brot zu schmieren. Unbeholfen ist hier eher das zusammengestoppelte Deutsch des Selbstkritikers.

Alsdann kritisiert er ein Interview mit einem Zweiradmechaniker. Es folgt eine lange Tirade darüber, wie das, was im Interview vorgetragen wurde, denn nun richtig ist. Wir werden sehen, daß Aurel Jahn hier ganz fett im Glashaus sitzt und schreit: "Haltet den Dieb!"

Ein Schüler oder eine Schülerin hat ein Lied ausgewählt, das den moralischen Vorstellungen des Aurel Jahn nicht entspricht, nämlich Guck auf den Boden der Frankfurter Rap-Band Warheit. Er findet es sexistisch und nutzt die Gelegenheit, sich weiter zu ereifern. Auch hier interessiert ihn weniger die mit diesem Lied verbundene Jugendkultur als vielmehr die Gelegenheit, den ihm verhaßten Personen in Sachen Sexismus eine Retourkutsche liefern zu können. Dies verstehen jedoch nur dienigen, die vor Jahren die Auseinandersetzung um einen im Sender gespielten sexistischen Song des Rappers Eminem mitbekommen haben. Im Eifer des Gefechts entfährt es ihm dann:

Kein Wunder, daß das Lied FSK ab 16 eingestuft wunde [sic!] […]

Hätte Aurel Jahn etwas genauer recherchiert, dann wäre ihm aufgefallen, daß die Freiwillige Selbstkontrolle für die Filmwirtschaft zuständig ist und nicht für Musiktexte. Ich habe ihn deshalb gefragt, welche Quelle er für seine gewagte Behauptung anfügen könne. Er antwortete:

Kein Wunder, daß es Distributoren gibt, die das Lied als FSK 16 eingestuft haben. (Muß ich mich wirklich auf die Diskussion einlassen, wer juristisch gesehen berechtigt ist, diesen Songtext, der unstrittig Frauenfeindlich ist, in SFK Kassen einzuteilen und wie ich das zu überprüfen habe? Nein wer das von mir fordert, soll begründen warum er der Meinung ist, daß ich diesen Song als SFK 6 einzustufen habe, es geht schließlich um eine Sendung, für den ich den Kopf hin halte und ich spür das Fallbeil schon!)

Was irgendwelche Distributoren klassifizieren, ist ihr Privatvergnügen und folglich rechtlich vollkommen irrelevant. Auch ein Aurel Jahn verfügt nicht über die Macht, Songtitel in FSK-Klassen einzuteilen. Wie erwähnt, gibt es hierzu eine Organisation, deren zum Teil umstrittenes Urteil quasi Rechtskraft besitzt, aber eben für den Filmbereich. Für Musiktitel wäre allenfalls die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien zuständig. Von dieser Seite aus liegt jedoch keine Indizierung für das von Aurel kritisierte Lied vor. Punkt.

Das Glashaus des Aurel Jahn ist zersprungen. Erst hält er den Kids ein angeblich unbeholfenes Interview mit sachlichen Falschaussagen vor und dann verkündet er im Tonfall des Besserwissers selbst hanebüchenen Unsinn.

Kommen wir schließlich kurz zum kritisierten Liedtext. Dieser ist in der Tat sexistisch – aber anders, als Aurel ihn versteht. Im Text geht es um ein Rap-Battle zwischen mehreren männlichen Jugendlichen, Jungmacker also, die sich gegenseitig mit markigen Sprüchen Respekt abverlangen, einen Respekt im übrigen, den weder sie noch junge migrantische Frauen von der Mehrheitsgesellschaft des Aurel Jahn erhalten. Die sexualisiert vorgetragene Aggressivität bezieht sich nirgends auf Frauen, sondern auf Männer. Diese Männer werden mit weiblichen Attributen und Verhaltensweisen angepöbelt, die in der sexistischen Welt, in der wir leben, üblicherweise für Frauen vorgesehen sind. Zu kritisieren ist hier nicht eine Frauenfeindlichkeit, sondern die Übertragung frauenfeindlicher Rollenklischees auf ein inner-männliches Konkurrenzgehabe.

Natürlich soll auch keine Frau derart angemacht werden. So haben im Gegensatz zu Aurel die Jugendlichen aus Mörfelden-Walldorf, die ihre Musik ausgesucht hatten, den Text und seine Intention wohl auch verstanden. Unbeholfen ist hier der Selbstkritiker, der die Gedankenwelt marginalisierter Jugendlicher nicht nachvollziehen will [3].

Aurel Jahn hat Radio Darmstadt mit dieser zum Teil auf dem Sender verlesenen Selbstkritik einen Bärendienst erwiesen. Die das Radioprojekt durchführende Institution wird aufgrund dieses und eines weiteren Vorfalls Radio Darmstadt in Zukunft meiden. Zugangsoffenheit sieht anders aus.


Nachtrag: Aurel Jahn schreibt in einem anderen Zusammenhang auf seine Webseite:

Diese Sendung wurde zu recht von Walter Kuhl kritisiert.

Ich hoffe auch hier auf die im Juli 2007 vorhandene Einsichtsfähigkeit.

Weihnachtsmarkt DarmstadtMittwoch, 19. Dezember 2007
Lebensplanung: Der verpeilteste Moderator Deutschlands


Radiowecker-Moderator Koray E. verrät uns seinen Lebenstraum. Er möchte der verpeilteste Moderator Deutschlands werden. Für sein heutiges Morgenmagazin hat er sich zwar hinreichend vorbereitet, indem er sich in der Nacht zuvor hat vollaufen lassen, aber es reicht trotz seines selbstironisch verkündeten Chaos mit Koray nicht aus, um den Spitzenplatz zu ergattern. Die Konkurrenz ist einfach zu groß. Schon auf Darmstadts Lieblingssender gibt es mehrere Kandidaten, die ihn locker übertreffen. Einer hat jedoch erst kürzlich aufgrund seiner allzu flotten Sprüche ein Sendeverbot erhalten, so daß er aus der Konkurrenz gefallen ist. Ein anderer ist heute morgen nicht anwesend, aber immer für einen derart verknäulten Spruch bis hin zur Desinformation gut, so daß es schwer fällt, noch mehr Verpeilung zu entdecken. Lieber Koray, dir fehlt einfach etwas, was deinen Kollegen Peter Fritscher auszeichnet, nämlich die natürliche Begabung, wirre Gedanken noch wirrer auszudrücken. Versuche daher nicht, dich künstlich hochzuputschen. Bleibe so wie du bist, denn dann ist der Mittwochs-Radiowecker wenigstens bei einem Moderator nicht gleich abschaltverdächtig. Kritisch allerdings ist das folgende Eingeständnis des heutigen Moderators zu werten:
Mannomannomannomann. So fühlt es sich also an, wenn man völlig verkatert eine Sendung macht. Allen unter euch, die das vielleicht auch mal planen, kann ich nur sagen: Nee, nee, nee, macht das lieber nicht. Es ist kein wirkliches Vergnügen. Aber – wir alle kennen die Weihnachtszeit, wir alle kennen Weihnachtsfeiern, wir wissen, auf Weihnachtsfeiern geht es meistens hoch her, leider auch sehr feucht-fröhlich. Insofern, ich hab' meine Lektion gelernt: Mache nie am Morgen nach deiner Weihnachtsfeier eine Sendung, das kann nur in die Hose gehen. Warum wird eigentlich auf Weihnachtsfeiern immer so viel getrunken? Kann mir das einer sagen? Weihnachten hat doch grundsätzlich nichts mit Alkohol zu tun, oder etwa doch? Ich weiß es nicht. Es geht doch um die besinnliche Zeit, es geht um Familie, um Liebe, um Nächstenliebe, um Menschlichkeit. Es geht darum, sich mal zu besinnen, in sich einzukehren, sich ein paar Gedanken zu machen, zu philosophieren … ich merke, ich philosophiere auch gerade ein wenig. Aber Alkohol und sich sinnlos Besaufen, sich vollaufen zu lassen wie ein Eimer, ich glaube, das ist nicht wirklich der Sinn von Weihnachten. Dennoch passiert es immer wieder. Und leider ist es mir, muß ich gestehen, auch heute passiert. Aber ich denke, ich krieg' das hier doch noch ganz gut über die Bühne. Wir haben's gleich sieben Uhr dreißig. Es gibt gleich wieder die De-El-Ef-Nachrichten für euch, und anschließend bin ich zurück mit weiterer Musik für [?] euren verpeilten Chaos-Koray am Mittwochmorgen.
Ein letzter (hier nicht angeführte) Satz seiner Ausführungen bleibt auch nach mehrmaligem Anhören unverständlich. – In früheren Zeiten mußten alle Sendenden eine Verpflichtungserklärung unterschreiben. Der Text dieser sogenannten BenutzerInnen-Ordnung enthält einen Passus, der heute morgen relevant geworden ist:
Zur Sendedisziplin gehört: Wer nach der Straßenverkehrsordnung fahruntüchtig wäre, darf weder die Studiotechnik bedienen noch moderieren.
Verpeilt hin oder her – wer einen Eimer Alkohol getrunken hat, ist sicherlich fahruntüchtig. Aber bei Radio Darmstadt nimmt man es und frau seit anderthalb Jahren nicht mehr so genau. Die Sendedisziplin läßt auch an anderen Stellen nach, da fällt ein morgendlich verkaterter Moderator wahrlich nicht mehr auf. Insofern wäre es nur konsequent, dieses Dokument schleunigst von der sendereigenen Webseite zu entfernen. Festzuhalten bleibt abschließend, daß der heutige verkaterte Moderator um Meilen verständlicher klingt als sein Kollege vom Dienstag bzw. Donnerstag.
Studio 1Mittwoch, 19. Dezember 2007
Blinde Visionen ohne Visionär


Zu Ende des Alltag und Geschichte Magazins erscheint kein Mitglied der Unterhaltungsredaktion zur Fortsetzung des Programms. Dies ist auch logisch, denn der vorgesehene Moderator hat vor drei Wochen ein Haus- und Sendeverbot erhalten. Zeit genug also für die Redaktion, sich Gedanken über diesen Sendeplatz zu machen. Der Redakteur von Alltag und Geschichte steht jetzt vor dem Problem, wie das drohende Sendeloch zu vermeiden ist. Im Gegensatz zu den üblichen Gepflogenheiten legt er keine Dudelmusik ein, sondern startet eine Aufzeichung einer Sendung seiner Redaktion. Dies scheint dem Unterhaltungsredakteur Nils P. dann doch zu viel des Wortes zu sein, als er gegen 22.00 Uhr erscheint.
Ich hab' für euch noch 'ne Stunde Musik gemacht, besser als Gerede-Wiederholung.
Und deshalb dreht er der Wortsendung den Saft ab und spielt statt dessen elektronische Musik. Dies rächt sich bitter, denn der für das Abspielen der elektronischen Audiodateien verwendete Sendecomputer verweigert nach einer halben Stunde seinen Dienst. Nach einigen Schrecksekunden erklärt uns Nils P.:
Und da war der Rechner abgestürzt. Woran's liegt, weiß ich jetzt nicht. Ich werde euch das Lied auf jeden Fall nachreichen. Ich werd's gleich nochmal probieren. Aber das ist halt so die Technik und das ist vor allem live.
Jaja, die Technik. Immer spielt sie uns einen Streich. Vielleicht liegt das mit der Technik aber auch daran, daß ein innovatives Technikteam der Meinung war, Sendungen vom Computer klängen viel besser als Sendungen mit der guten altmodischen Compact Disc. Deswegen werden die CD-Player auch nicht gewartet, wie wir von anderen Moderatoren zu hören bekommen. Aber auch Computer wollen fachkundig installiert sein; und an dieser Fachkunst habe ich aufgrund diverser Ausfälle meine berechtigten Zweifel. Also, Nils, es ist nicht die Technik halt so, sondern deine Kollegen haben einfach Murks zusammengebaut.

Kabel hinter der TricktechnikDonnerstag, 20. Dezember 2007
Rauschen im Äther


Das ständige Einprogrammieren zu wiederholender Sendestunden erweist sich als fehleranfällig. Eine der beliebtesten Fehleingaben besteht darin, den sechsstündigen Wiederholungs-Block nur einmal einzugeben. Denn am Ende dieser sechs Stunden "nichtet das Nichts", wie Christian K. das Malheur, das er selbst höchstpersönlich zu Ende des Radioweckers eingibt, so treffend benennt. Um 14.00 Uhr schlägt folgerichtig der Fehlerteufel so richtig zu; und wer das Programm ab diesem Zeitpunkt hört, muß sich ernstliche Gedanken über die geistige Verfassung des Senders machen. Die Kurzfassung:

14.00 Uhr : Die Wiederholung des Mittwochabendprogramms endet in einem fast halbstündigen Sendeloch [mp3].
14.29 Uhr : Eine Person im Sender startet die letzte einprogrammierte Sendestunde erneut.
15.29 Uhr : Die Sendung ist zuende; folglich erschallt das nächste Sendeloch.
15.30 Uhr : Diesmal springt die Sendeloch-Erkennung an und spielt Dudelmusik ein.
16.54 Uhr : Die Playlist des Sendeloch-Computers ist abgearbeitet, daher kommt es erneut zum Sendeloch.
16.55 Uhr : Die Sendeloch-Erkennung erkennt das selbstgenerierte Sendeloch und dudelt erneut.
17.00 Uhr : Beginn der ersten Nachmittags-Livesendung.

Frage an das Tricktechnik-Team: Weshalb hat die Sendeloch-Erkennung versagt und eine halbe Stunde Rauschen im Äther ermöglicht? Frage an Technikvorstand Benjamin Gürkan: handelt es sich hierbei um ein Musterbeispiel der von dir als innovativ angepriesenen digitalen Sendetechnik? Und ist dieser selbstgenerierte Murks Thema auf deinem Projektmanagement-Seminar Ende des Jahres?

Weihnachtsbaum 2006Freitag, 21. Dezember 2007
Vergängliche Kuschelstimmung


Letztes Jahr gab es zur Förderung der kuscheligen Wohlfühlstimmung bei Radio Darmstadt wie in den Jahren zuvor einen Weihnachtsbaum. Der stand im Vorjahr zwar mitten in einer Baustelle, aber manchmal zählt schon die gute Absicht. Doch wo bleibt dieses Jahr das nadelnde Grünzeug, um die Scheinheiligkeit des Senders auszudrücken? Könnte es sein, daß dem Vorstand seine eigene Gefühlsduseligkeit auf den Magen geschlagen ist? Oder liegt es nur daran, daß den Vereinsmitgliedern die gute Stimmung im Sendehaus herzlich egal ist?

Telefonanlage im GerümpelSonntag, 23. Dezember 2007
Anfrage


Eine Woche vor ihrem POWERday fällt der Jugendredaktion ein, daß sie Zugriff auf die Telefonanlage haben möchte. Im Jahr 2001 wurden nämlich aufgrund massiven Mißbrauchs die Zugänge zu den zahlreichen Telefonen im Sender eingeschränkt, insbesondere Telefonate mit externen Handys sind seither aus den Studios nicht mehr möglich. Gewisse Parallelen zu den derzeitigen Vorgängen im Sender waren unverkennbar. Zunächst bedankte sich die Mitgliederversammlung Anfang 2001 bei den damaligen Vorstandsmitgliedern Katharina Mann, Norbert Büchner und Walter Kuhl für ihre gute Arbeit, dann wurden sie aus ihren Ämtern herausgewählt mit der Begründung, nicht mehr kontrolliert werden zu wollen [4], woraufhin sich anschließend die Telefonrechnungen vervierfachten. Schon damals ging es um ein mit Rundfunkgebühren betriebenes Spaßradio, das man und frau für das eigene Vergnügen ausquetschen wollte.

Heute erreicht den Verfasser dieser Dokumentation eine E–Mail des Redaktionssprechers Christian F.:
Lieber Walter,

könntest du mir vielleicht die PIN-Nummer der Telefonanlage bei RadaR geben? Das ist eine vier- oder fünfstellige Zahl, die zum Verändern von Einstellungen und Kontakten durch den Computer im Redaktionsraum 2 benötigt wird. Wäre ganz lieb von dir. Nebenbei kannst du mir ja gleich sagen, wie du [Name] und meine Sendung am Samstag fandest.
Man (und frau) muß die Dreistigkeit bewundern, mit der ein ausgetretenes Vereinsmitglied nach den technischen Grundlagen des Senders gefragt wird. Schon ein Jahr zuvor hatte Stefan Egerlandt im Auftrag einiger Vorstandskollegen (und seiner Kollegin) vergeblich versucht, aus dem schon damals zum Abschuß freigegebenen Walter Kuhl die Zugangsdaten zur Telefonanlage herauszupressen (siehe Dokumentation November 2006). Auch stellt sich die Frage, ob der Vorstand in den heutigen Versuch eingeweiht wurde, Zugriff auf die Telefonanlage zu erhalten. Somit erhält Christian F. folgende Antwort:
Hallo Christian,

das ist doch nicht dein Ernst, oder?
Für technische Fragen zum Sendegeschehen wendest du dich am besten an deinen Kompetenzvorstand. Wenn der nicht weiter weiß, weißt du, wen ihr euch gewählt habt und wer nicht in der Lage ist, verantwortungsbewußt zu handeln. Für die Folgen des eigenen Handelns in den vergangenen anderthalb Jahren müßt ihr halt gemeinsam einstehen. Vielleicht hilft das euch, einmal darüber nachzudenken, was ihr angerichtet habt und was ihr ändern müßt.
Vielleicht war die Antwort etwas zu pädagogisch und setzte zuviel auf einen Lerneffekt. Die wahre Absicht, also mal dreist zu versuchen, an die Daten heranzukommen, zeigt sich an der Reaktion des Anfragenden:
Hm … schade …

WinampMontag, 24. Dezember 2007
Der heilige Konfusionsabend


Gerüchten zufolge hatte sich die Technikcrew vorgenommen, am 22. Dezember eine neue technische Lösung für das Aufnehmen und Abspielen der Wiederholung aufzusetzen. Am Tag nach dem fälligen Termin versandte Programmratssprecher Ralf D. am 23. Dezember eine Bedienungsanleitung für das korrekte Starten der Wiederholung mittels Winamp über den internen Verteiler. Seine Redaktionskollegin Hacer Y. hat dieses Schreiben sicherlich nicht zur Kenntnis genommen, denn sonst wäre das zum Sendeschluß des gestrigen Sonntags gestartete Wiederholungsprogramm nicht pünktlich um 5.06 Uhr in einem Sendeloch versackt. Stellen wir einmal Soll und Ist gegeneinander, wird die erschreckende Beliebigkeit, ja – angesichts zerstückelter Sendungen – sogar die Sinnlosigkeit des heute tagsüber ausgestrahlten Programms deutlich [A=Aufzeichung, L=live, W=Wiederholung]:

Sollprogramm

Istprogramm

 

Screenshot der Webseite der MusikredaktionMontag, 24. Dezember 2007
Sperrangelweit offenes Haus


Um 17.00 Uhr stellen fünfzehn Ausbildende aus dem Werkhof und dem Kulturbund das Ergebnis eines von ihnen gestalteten Radioprojekts vor. Es folgt eine Weihnachtsausgabe der Sendereihe Heinerkult und noch eine Weihnachtsausgabe, diesmal aus der Reihe Stormy Monday. Für 21.00 Uhr ist das Open House der Musikredaktion vorgesehen, doch diese schert sich den Teufel um ihre Verpflichtungen dem Sender gegenüber. Das Offene Haus bleibt daher unbesetzt und Unterhaltungsredakteur Michael S. obliegt es nun, den Sender vor so viel Unzuverlässigkeit zu retten. Er programmiert daher eine wunderschöne Playlist in den Winamp-Player ein und kündigt großzügig das Musikberieselungsprogramm der folgenden zwei Stunden an. Nach zwei, drei Stücken entwickelt der Player ein Eigenleben und dudelt vier Jingles am Stück ab, bevor wir in die Wiederholung des Abendprogramms einsteigen.

Wir erleben nach knapp elf Jahren Dauersendebetrieb eine Premiere. Zum ersten Mal seit 1997 beginnt das Wiederholungsprogramm gegen 21.00 Uhr. Ein offeneres Eingeständnis dafür, daß den sendenden Vereinsmitgliedern ihr Radio im Grunde vollkommen egal ist, kann es nicht geben. Gerade die kritischen Zeiten – also die Sommerferien oder die Zeit zwischen den Jahren – legen den Zustand des Senders schonungslos offen. Ist das Gefüge intakt, werden die ausfallenden Sendungen und Sendeschienen von Kolleginnen und Kollegen aufgefangen. Geht dieses Gefüge verloren, präsentiert sich der Sender in all seiner bloß gestellten Löchrigkeit. Bis zum morgigen Radiowecker werden somit die heute abend gesendeten vier Sendestunden in einer Schleife wiederholt.

Glascontainer, ziemlich leerDienstag und Mittwoch, 25./26. Dezember 2007
Unbekannt, ausgeflogen, notdürftig kaschiert


Radiowecker-Moderator Christian K. erklärt uns, weshalb wir die in der Stadt aufgestellten Altglascontainer nicht füllen sollen.
Acht Uhr vier. In Darmstadt ist der Entsorgungsauftrag für Altglas zum Jahreswechsel an eine andere Firma vergeben worden. Die Container sind allerdings schon jetzt in den Tagen vor Weihnachten ausgetauscht worden und teilweise sind die Container jetzt bereits voll. Sie werden ja voraussichtlich im Laufe des heutigen und des morgigen Feiertages nicht geleert [ja, das ist sehr unwahrscheinlich, aber im Neoliberalismus weiß man das nicht so genau]. Also, an den Feiertagen fällt ja mehr Altglas an, weil ja auch etwas mehr gegessen und getrunken wird. Lassen Sie das Altglas lieber noch ein paar Tage zu Hause. Auf keinen Fall neben die Container stellen. Das sieht nicht nur schlecht aus, sondern es trägt auch zu Unfallgefahren bei, wenn die Glasgegenstände kaputt gehen und dann Scherben sind. Also, Altglas erstmal zu Hause lassen und warten, bis die Container geleert sind, und erst dann einwerfen.
Der Herr K. hätte vielleicht besser nicht von sich auf andere geschlossen. Es mag ja sein, daß der nächst gelegene Altglascontainer vor seiner Haustüre bis zum Anschlag gefüllt ist; im Johannesviertel hingegen wurde der Altglascontainer noch am Heiligabend geleert. Sollen wir auch dort kein Altglas einwerfen, bis der leere Container geleert worden ist? Wer das Programm von Radio Darmstadt kontinuierlich verfolgt, ist wenig überrascht. Derart undurchdachte bis geradezu desinformative Beiträge sind wir ja inzwischen gewohnt zu hören.

Am Abend erzählt uns eine Audiomax-Redakteurin eine rührende Geschichte über die Wertigkeit von Kieselsteinen. Diese Geschichte geistert mit kleineren Abwandlungen im Internet herum und füllt bevorzugt Webseiten zu Zeitmanagement und Sinnsuche. Als Quelle wird dort entweder der Wirtschafts-Coach Stéphane Etrillard genannt oder auf eine unbekannte Quelle verwiesen. Die Audiomax-Redakteurin hat eine Webseite mit unbekannter Quelle verwendet und sagt daher zum Schluß auch brav ihr Sprüchlein auf: Quelle unbekannt. Urheberrechtlich ist dieses Vorgehen zumindest gewagt; denn eine unbekannte Quelle bedeutet nicht, daß frau einfach abkupfern darf. Gravierender finde ich jedoch den sorglosen Umgang mit diesem zur besinnlichen Weihnacht passenden Text. Die Redakteurin trägt ihn so vor, als habe die Geschichte tatsächlich stattgefunden. Hierfür gibt es keinerlei Anhaltspunkt; vermutlich ist sie die freie Erfindung eines esoterisch angehauchten Zeitmanagers, der hiermit natürlich sein Publikum für seine profitablen Weisheiten gewinnen möchte.

Das Ende des Liveprogramms am Dienstagabend bildet der verzweifelte Versuch, eine konsistente und stimmige Wiederholung des Abendprogramms zu starten. Dies mißlingt und endet kurz nach fünf Uhr am frühen Morgen in einem Sendeloch. Diesem folgen nach einer Minute Stille zwei Musikstücke, ehe ein weiteres Sendeloch zu hören ist. Alsdann dudelt der Sendecomputer musikalisch vor sich hin, bevor das Radiowecker-Team seine Tätigkeit aufnimmt.

Zum italienischen Magazin Tiramisú am Mittwochnachmittag erscheint niemand, so daß statt dessen die Wiederholung mit der gestrigen Audiomax-Sendung weiterläuft. Ich möchte hier nur am Rande darauf hinweisen, daß schon die brummende Wiederholung dieser Sendung nicht gerade ein Qualitätsmerkmal darstellt; aber wenn die brummende Wiederholung einer brummenden Wiederholung am darauf folgenden Donnerstag zu hören sein wird, dann scheinen weder Programmrat noch Technikbastelcrew über ein zumindest rudimentäres Verständnis von qualitätsvoller Sendetätigkeit zu verfügen.

Wie schon am Mittwoch der Woche zuvor erscheint auch heute keine und niemand aus der Unterhaltungsredaktion, um die beim Programmrat angemeldete Sendezeit zu füllen. Kulturredakteur Rüdiger G. gibt seine Ratlosigkeit ob dieses Nichterscheinens öffentlich kund und zu wissen, bevor der Techniker der vorangegangenen Kultursendung die Wiederholung einer frühren Ausgabe von Chappis Vinyl XL einlegt. Weshalb der Redakteur des mitternächtlichen Late Talks die Wiederholung des Abendprogramms mit dieser Notsendung startet, weiß wohl nur er allein. Weshalb anschließend zunächst mit der Wiederholung des Dienstagsprogramms fortgefahren wird, möchte ich angesichts derart viel Unvermögens lieber erst gar nicht wissen.

PromotrailerFreitag, 28. Dezember 2007
Die Radiospielwiese am Steubenplatz


Glücklich, noch ein weiteres Jahr senden zu dürfen, werfen sich die sendenden Vereinsmitglieder mit Verve in die Gestaltung ihres Vereinsfunks. Die Sendestunde zwischen 14.00 und 15.00 Uhr ist wieder einmal ein erhellendes Lehrbeispiel für die Genialität eines Senders, den ohnehin keine und niemand mehr ernst nehmen kann. Gegen Viertel nach 2 endet die Wiederholung des Donnerstagsprogramms in einem Sendeloch. Dies ist nichts Ungewöhnliches und kommt in den besten Sendeanstalten vor. Die automatisierte Sendeloch-Erkennung zählt daher langsam bis sechzig, ehe sie beschließt, daß hier nicht ein nicht gewarteter CD-Player seinen Dienst versagt hat, sondern schlicht keine und niemand im Sendehaus sich für das Programm verantwortlich fühlt. Zwanzig Minuten lang werden nun sattsam bekannte Mainstream-Hits vom Computer eingespielt, bis ein Schlaumeier genug von sieben Hits am Stück hat und den Promo-Trailer für Darmstadts Lokalradio abdrückt. Die feine Ironie der RadaR-eigenen Selbstinszenierung zeigt sich im Wortlaut des Trailers, der sich eben abheben will von einer von angeblichen Superhits gekennzeichneten Musikdudelei. Doch das Beste an diesem Trailer ist die Senderkennung. Wir erfahren, daß der Sender im Kabelnetz Groß-Gerau und Weiterstadt auf der Frequenz 97,0 MHz zu empfangen sei. Offensichtlich sind die Uhren bei Radio Darmstadt im Herbst 2006 stehen geblieben, denn damals wurde diese Frequenz abgeschaltet. Sehr schlau hingegen ist es, nach diesem Trailer mit wahrheitswidrigem Inhalt noch einmal in die Wiederholung der zuletzt wiederholten Sendestunde einzublenden. Diese Aufzeichung endet mit der Anjingelei der nun folgenden Deutschlandfunk-Nachrichten, die anschließend jedoch nicht per Satellitensignal eingespeist werden, weil um 15.00 Uhr die Sendung Impuls für X beginnt. Manchmal schleicht sich beim Hören von Darmstadts Lokalradio der Verdacht ein, daß das Sendegeschehen durch das zufällige Drücken irgendwelcher Knöpfe bestimmt wird. Einen tieferen Sinn in diesem Programm entdecken zu wollen, ist aussichtslos. Und für eine derartige Sandkiste stellt die hessische Landesmedienanstalt im kommenden Jahr rund 70.000 Euro zur Verfügung …

Screenshot der Young Power-WebseiteSonntag, 30. Dezember 2007
Die Power für Dein Radio


Seit Jahren gestaltet die Jugendredaktion YoungPOWER am 30. Dezember ein ganztägiges Programm (Ausnahme: letztes Jahr). Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto "Lachen und so Sachen". Wir können deshalb davon ausgehen, daß hier eher der Spaß an der Freude im Vordergrund steht. Und das ist auch richtig so. Die Jugendredaktion ist im Verlauf dieses Jahres auf etwa 20 Personen angewachsen, und unsere Jugendlichen wollen vor allem Spaß miteinander haben, zueinander und einen eigenen Zugang zu einer zuweilen schrecklichen Erwachsenenwelt finden. An einem solchen Tag sind kritische Betrachtungen zur Performance fehl am Platz. Dafür gibt es an den üblichen Samstagen genügend Gelegenheit, wobei wir nicht vergessen dürfen, daß an junge Menschen, die sich ihren Weg noch suchen müssen, ganz andere Anforderungen zu stellen sind als an diejenigen, die an ihren eigenen Maßstäben zu messen sind. Also – auf ein gelungenes Jahr 2008!

Montag, 31. Dezember 2007
Jahresausklangsfragen


Weshalb hören wir inzwischen auch im Liveprogramm die im Oktober entsorgte Brummschleife wieder? Warum gab es zwischen 16.00 und 17.00 Uhr zwei Sendelöcher? Wieso muß heute abend wieder einmal Ralf D. das Programm retten?

Die Antwort zu Frage 1 lautet vermutlich: Unsere Basteltechniker waren wieder unterwegs. Sie haben nicht nur das zweite Sendestudio wieder sendefähig gemacht, sondern auch eine neue Computerlösung implementiert, um die Wiederholung aufzuzeichnen und abzuspielen. Wie das Leben so spielt, haben sie eine schon vorhandene Brummschleife perfektioniert. Alle Achtung!

Sendetechnik per ComputerDezember 2007
Wenn der Sender sich selbst nicht mehr blickt


Seit (wahrscheinlich) dem 21. November befindet sich der Computer, über den die zu wiederholenden Sendungen aufgezeichnet und abgespielt werden, im Komazustand. Diejenigen, die nachts als letzte das Sendehaus verlassen, stehen seither genauso vor dem Problem, wie sie die Wiederholung starten, wie diejenigen, die morgens den Radiowecker moderieren und anschließend die Wiederholung des Vorabendprogramms neu zu starten haben. Nun kann es durchaus passieren, daß ein Computer seinen Geist aufgibt, und es kann im nichtkommerziellen Lokalradio auch vorkommen, daß der Schaden nicht sofort zu beheben ist. Typisch für die Zustände wie bei RadaR ist es jedoch, daß dieser Zustand verantwortungslos sich selbst überlassen wird und die Sendenden daher eigene Notlösungen für das Problem erfinden müssen.

Zwischenbemerkung zur Wiederholung

Das Programm von Radio Darmstadt wird seit acht Jahren in der Zeit von 17.00 Uhr bis 23.00 Uhr aufgezeichnet. Seit Februar 2007 geschieht dies mittels eines einfach gestrickten Programms per Computer. Diese aufgezeichneten Sendungen werden in der Regel nach der letzten Livesendung des Abend- bzw. Nachtprogramms und noch einmal nach dem morgendlichen Radiowecker (sofern einer stattfindet) abgespielt. Die computergesteuerte Lösung erweist sich in mehrerlei Hinsicht als fehleranfällig; so generiert der Rechner gerne einmal einen technoartig klingenden Hänger, der mitunter mehrere Stunden am Stück zu hören war.

Der Komplettausfall in der 2. Novemberhälfte scheint die Verantwortlichen zu überfordern. Die Technikcrew steckt den Kopf in den Sand, ist weder in der Lage, dieses Problem mit den normalerweise die Wiederholung startenden Sendenden zu kommunizieren, noch fähig, eine Handlungsanleitung zu hinterlassen [5]. Was folgt, ist das Chaos. Die Wahrscheinlichkeit, daß die programmlich vorgesehene Wiederholung zum richtigen Zeitpunkt zu hören ist, sinkt rapide. Offensichtlich unterliegen die Verantwortlichen bei Radio Darmstadt dem Irrglauben, daß die Wiederholung der Sendungen vom Vorabend nicht so wichtig sei. Sie vergessen, daß es – zumindest in den Zeiten, als Radio Darmstadt noch anhörbar war – eine ganze Menge Menschen gegeben hat, die es genossen haben, am Vormittag nach dem Radiowecker mit interessanten thematischen Beiträgen versorgt zu werden. Zur Nachtschiene gab es das Feedback, daß Radio Darmstadt im Gegensatz zu allen anderen Sendern nachts keine Einschlafmusik senden würde. So jedoch pflegt der Sender sein Image und nicht das Programm, und stößt hiermit seine Hörerinnen und Hörer in einer Mischung aus Verantwortungslosigkeit, Ignoranz und Inkompetenz vor den Kopf. Es ist leider nicht abzusehen, wann dieser – zudem peinlich brummende – Zustand wieder beendet wird.

  23*0001020304050607080910111213141516
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Legende

beige  =  Livesendung ("L") bzw. Radiowecker ("RW")
grün  =  vorgesehene Wiederholung ("W") gesendet
gelbgrün  = Liveprogramm vorzeitig beendet, daher Wiederholung vorgezogen
hellgrün  = vorgesehene Wiederholung bis zu einer Stunde später gesendet
rot  =  nicht vorgesehene Wiederholung gesendet
blau  =  Musikteppich ("M")
schwarz  =  Sendeloch ("SL"), Störung ("ST") oder Deutschlandfunk ("DL")

*  =  Sendung des Vortages

Am 20. Dezember geriet das Programm ab 14.00 Uhr vollkommen aus den Fugen. Zunächst endete die Wiederholung, es folgte ein 29-minütiges Sendeloch. Danach die (falsche) Wiederholung von Blind Vision, die mit einem Sendeloch endete. Dann dudelte der Sender bis zum Beginn des Liveprogramms um 17.00 Uhr.

Eine kleine Statistik:

Von den insgesamt in der obigen Auflistung erfaßten 34 Sendetagen war das zu wiederholende Programm gerade einmal an neun Tagen vollständig in der richtigen Reihenfolge zur richtigen Uhrzeit zu hören. Dies entspricht einer Trefferquote von weniger als 27%! Oder anders ausgedrückt: an drei Vierteln dieser Sendetage wird ein anderes als das vorgesehene Programm ausgestrahlt. Man (oder frau) könnte diese Zahlen auch schönreden und darauf verweisen, daß von den 456 zu wiederholenden Sendestunden doch immerhin 266 zur rechten Zeit zu hören waren. Das wären dann rund 58% …

 

Allein gelassen

Wie nun sind die Sendenden bei Radio Darmstadt mit der Situation umgegangen? Manche wußten nicht, was sie tun sollten und werkelten mit offenem Mikrofon herum oder spielten Musik bzw. ein Fremdprogramm (den Deutschlandfunk) ein. Die einzig verfügbare Lösung besteht darin, die zu Dokumentationszwecken mit einem Radiogerät eingefangenen und aufgezeichneten Audiosignale der Livesendungen über den Mediaplayer Winamp abzuspielen. Hierzu müssen die benötigten Dateien gesucht, gefunden und richtig einprogrammiert werden – auch dies eine Fehlerquelle.

Nachfolgend ein ausgewählter Kommentar aus der Nacht vom 4. zum 5. Dezember zu dieser Zumutung:

Michael G.: Nils und meine Wenigkeit basteln gerade noch an dem Programm. Da gab's wohl einige technische Schwierigkeiten.
Nils P.: Die Technik geht schon wieder überhaupt nicht. – Die Wiederholungsschiene ist abgeschmiert, unser Senderechner ist abgeschmiert. – Wird Zeit, daß hier ein neues Mischpult reinkommt. Viele Grüße an die Technikabteilung von Radio Darmstadt, die trotzdem 'nen guten Job macht.

Hier wird das von genau dieser Technikabteilung angerichtete Desaster schöngeredet. Das Mischpult funktioniert wunderbar, aber die Einspeisung des Programms von der Festplatte zickt. Nils möchte eben ein schönes neues digitales Mischpult von der Landesmedienanstalt spendiert bekommen; ich bezweifle jedoch, daß sich hiermit der technische Zustand des Senders verbessert. Auch ein solches Mischpult will fachgerecht angeschlossen sein; und genau daran hapert es. Jedenfalls gibt es kurz darauf ein Sendeloch und einen weiteren Kommentar:

Nils P.: Also heute spinnt die Technik wirklich total. Ich drück' 'nen Knopf, und nichts kommt.

Ähnliche Monologe waren in den zwei Wochen zuvor auf dem Sender mehrfach zu hören. Radio Darmstadt präsentiert sich eben von seiner besten Seite. In den ulkigen Sendekriterien heißt es jedoch: "Jegliche Imageschädigung von Radar ist zu unterlassen." Fragt sich bloß, ob der Zustand der Sendetechnik das wahre Image wiedergibt oder ob das öffentliche Thematisieren dieses Mißstandes imagefördernd ist.

Nachtbeleuchtung am hellen TagMontag, 31. Dezember 2007
Verdiente Mitarbeiter des Jahres


Die vorliegende Dokumentation zu den Geschehnissen bei Radio Darmstadt und seinem Trägerverein RadaR e.V. weist eine Fülle von systematischen Schwachstellen, Konzeptionslosigkeiten, Versäumnissen und Fehlentscheidungen auf. Dieser Sender ist aufgrund seiner derzeitigen inneren Verfassung und seines gesendeten Programms eigentlich nicht lizenzfähig. Allerdings ist hinzuzufügen, daß so manches noch aufgefangen werden konnte, was ansonsten den äußeren Eindruck vom Verfall der Sendekultur bei Radio Darmstadt noch wesentlich verstärkt hätte. Es ist aber auch so schon schlimm genug.

In dieser Dokumentation tauchen immer wieder drei Namen dann auf, wenn es notwendig wurde, den Sender vor sich selbst zu retten. Zwei davon, nämlich Christian K. und Ralf D., habe ich an anderen Stellen auch wegen ihrer sinnlosen Moderationen und unbedachten Handlungen kritisieren müssen. An dieser Stelle sei jedoch mit Nachdruck hervorgehoben, daß sich der Sender einmal ausdrücklich bei den Beiden bedanken sollte, weil die Abstürze andernfalls viel grausamer, effektvoller und irreversibler gewesen wären. Der dritte derjenigen, die immer wieder ins Sendegeschehen eingegriffen haben, um es vor der grassierenden Verantwortungslosigkeit zu retten, war Niko Martin. Geht die vergangenen zwölf Monate einmal innerlich durch und ihr wißt, was ihr diesen Drei zu verdanken habt. Ihr könnt es auch in dieser Dokumentation nachlesen. Und schickt endlich euer gewähltes Inkompetenzteam zum Teufel!

 

ANMERKUNGEN

 

Mittels eines Klicks auf die Nummer der jeweiligen Anmerkung geht es zur Textpassage zurück, von der aus zu den Anmerkungen verlinkt wurde.

 

»» [1]   So forderte das Vorstandsmitglied Benjamin Gürkan – im Auftrag des Vorstandes von RadaR e.V. – kurz nach Erscheinen dieser Dokumentation mit Schreiben vom 5. Oktober 2007 den Autor derselben ultimativ dazu auf, diese Dokumentation binnen 24 Stunden offline zu stellen. Es scheint so, als habe dieser SPD-Stadtverordnete ein positives Verhältnis zur Zensur entwickelt. Allerdings frage ich mich, wie dieser Mensch dazu kommt anzunehmen, daß ich mich seinen Zensurwünschen unterwerfen werde.

»» [2]   Es ist vermutlich zuviel verlangt, wenn der Programmrat meine Analyse seiner Sendekriterien zur Kenntnis nimmt und daraus die notwendigen Schlüsse zieht. Vielleicht würde es aber auch schon mehr Programmqualität bringen, wenn der Programmrat meine goldenen Regeln für den nichtkommerziellen Lokalfunk als Grundlage verwendet. Realistisch betrachtet wird er schon aus Abgrenzung zum am allen Unglück schuldigen Walter Kuhl die aus jahrelanger RadaR-Praxis entwickelten Gedankengänge ablehnen müssen. Ich empfehle dem Programmrat daher, sich einmal intensiv mit dem Thesenpapier des Sportredakteurs Bernd Schmiedeke aus dem Jahr 1999 zu befassen. Wenn nämlich nur die Hälfte aller Redakteurinnen und Moderatoren die Hälfte des dort Entwickelten zur Kenntnis nehmen und umsetzen würden, würde sich die Qualität des Programms mindestens um das Doppelte steigern. Dies könnte jedoch das Aus für einige Radioformate bedeuten, die sich der Verbreitung hirnlosen Unfugs verschrieben haben. Ich bin mir allerdings sicher, daß die LPR Hessen unter Zugangsoffenheit nicht das Breittreten boulevardisierenden Quarks versteht und auch nicht Sendungen, in denen sich die Moderatoren im Verlauf ihrer Sendezeit ein Dutzend mal gegenseitig begrüßen müssen, um aus der Verlegenheit herauszukommen, eigentlich gar nichts zu sagen zu haben.

»» [3]   Aurel Jahn hat die Unterwerfung von Migrantinnen und Migranten unter seine Vorstellung einer Mehrheitskultur auf eben diesem offenen Sendeplatz am 28. Dezember 2004 vorgetragen: Gesellschaftlicher Konsens für alle. Der Beitrag von Aurel Jahn und das Verhalten des Programmrats von Radio Darmstadt in dieser Affäre wurden in der Sendung Hinter den Spiegeln vom 21. März 2005 eingehender untersucht.

»» [4]   Wörtliches Zitat auf der Mitgliederversammlung im April 2001: "Wir wählen uns einen Vorstand, der uns nicht kontrolliert." Es waren nicht nur explodierende Telefonkosten, die folgten. Ein Mitglied der damaligen Redaktion "Wilder Osten" befand es für vollkommen richtig, den sendereigenen Kopierer zum Duplizieren einer Diplomarbeit verwenden zu dürfen. Begründung: dafür zahle sie ja ihren Mitgliedsbeitrag. Das Klima im Sendehaus verschärfte sich: das Vorstandsmitglied Tatjana Jordan wurde von einem neu hinzugekommenen Redaktionskollegen dafür angebrüllt, ihm die Technik nicht nach seinen Vorstellungen gefahren zu haben. Derselbe Sendende drohte unter Zeugen dem Vereinsmitglied Katharina Mann Schläge an; diese konnte sich kurz darauf nur durch Flucht aus dem Sendehaus vor der Umsetzung der Androhung retten. Wie im richtigen Leben wird im Sender bis heute die betroffene Frau für das männliche Aggressionsverhalten verantwortlich gemacht. Wes Geistes Kind dieser kumpelhaft gedeckte Redakteur ist, mag folgender Ausspruch belegen: "Ich bin ein Mann, du bist nur eine Frau." Die betroffene Frau hat zu kuschen und dabei brav zu lächeln. Oder zu jeder unpassenden Gelegenheit zu gickern. Wehrt sie sich, wird sie rausgemobbt. So geschehen im Sommer und Herbst des Jahres 2006.

»» [5]   Angesichts eines seit einem Monat anhaltenden unhaltbaren Zustandes sah sich einer der Techniker Mitte Dezember veranlaßt, so etwas wie eine Bedienungsanleitung zum manuellen Start der Wiederholung zu verfassen. Allerdings hilft diese Anleitung keiner und niemandem, wenn sie nicht gelesen wird …

 


 

Diese Seite wurde zuletzt am 19. Februar 2010 aktualisiert. Links auf andere Websites bedeuten keine Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern sind rein informativer Natur. ©  Walter Kuhl 2001, 2008, 2010, mit Ausnahme von Foto RD060522.jpg ©  LPR Hessen, sowie Foto RD071209.jpg Courtesy NASA. Foto RD071249.jpg ist ein Ausschnitt eines in die Public Domain übergebenen Fotos von User Aramgutang (Wikipedia). Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem Einverständnis des Verfassers gestattet.

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