Im Herrngartencafe
Versteckt im Herrngartencafé

Plagiate? Plagiate!

Die Internetvorlesungen von Radio Darmstadt

Eine Dokumentation mit satirischem Unterton

 

Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]

Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt.

Der Autor dieser Dokumentation ist seit Juni 1997 Redakteur bei Radio Darmstadt und erfreute sich von Januar bis Oktober 2007 eines nur aus dieser Umbruchssituation zu verstehenden, binnenpolitisch motivierten Sendeverbots. Nachdem das Sendeverbot nicht länger aufrecht erhalten werden konnte, wurde es flugs in ein Hausverbot umgewandelt. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt der Verfasser die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]

Zwangsläufig erscheinen in dieser Dokumentation auch einzelne handelnde Personen mit Klarnamen. Damit sollen einzelne Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt werden. Zur Klarstellung: Eine Diffamierung einzelner Personen oder gar des gesamten Radioprojekts ist hiermit nicht beabsichtigt [mehr]. Das Wesen einer Dokumentation besteht darin, daß sie etwas dokumentiert, nämlich das, was tatsächlich vorgefallen ist.

Diese spezielle Unterseite meiner Dokumentation zu den Vorgängen bei Radio Darmstadt enthält einen satirischen Unterton. Nach dem bekannten Diktum von Kurt Tucholsky darf Satire alles. Die bundesdeutsche Rechtsprechung sieht das nicht ganz so extrem, dürfte jedoch im Gegensatz zum Trägerverein dieses Lokalradios und seines Rechtsanwaltes kein Problem mit der Darstellung haben. Die folgende Satire beruht auf Tatsachen.

 


 

Zusammenfassung

Als Plagiat wird das ungenierte Abkupfern fremder Texte bzw. Inhalte bezeichnet, ohne die Quelle kenntlich zu machen. Das deutsche Urheberrecht erkennt hierin unter Umständen eine Rechtsverletzung.

Radio Darmstadt verwendet die Kulturtechnik des Vorlesens zur Vermittlung von Medienkompetenz. So ist das Internet eine bei mehreren Redaktionen beliebte Quelle für hochwertige Nachrichten und belanglosen Lifestyle. Anstatt nun die dort vorgefundenen Inhalte redaktionell zu bearbeiten, werden sie einfach vorgetragen. Auf dieser Seite werden – mit satirischem Unterton – derartige Vorleseübungen aus den Monaten Oktober bis Dezember 2008 genüßlich vorgestellt.

Sollte der Rechtsanwalt des Trägervereins dieses Senders auch diese Dokumentationsseite für Schmähkritik halten, wäre er gut beraten, seiner Mandantschaft zu empfehlen, in Zukunft mehr Wert auf die Einhaltung der journalistischen Sorgfaltsflicht und des deutschen Urheberrechts zu legen. Es ist ja nicht so, daß den Verantwortlichen dieses Senders der Plagiarismus bei Radio Darmstadt unbekannt wäre.

Ein Plagiat auf Darmstadts Lokalsender wäre nicht der Rede wert, wenn es sich a) um einen Einzelfall handeln würde, dem b) eine umgehende radiointerne Belehrung folgen würde, um derartiges Tun abzustellen. Beide Bedingungen sind jedoch nicht erfüllt. Der einzige, der radiointern diesen Plagiarismus bekämpft hat, ist der Autor dieser Zeilen, und der wurde gezielt kalt gestellt.

 


 

Kapitel 1 : Was Medienkompetenz (nicht) ist

Im ersten Kapitel befassen wir uns mit der Frage, was Medienkompetenz sein könnte und weshalb Landesmedienanstalten viel Geld in derlei Projekte stecken.

Kapitel 2 : Ein Darmstädter Medienkompetenzprojekt

Im zweiten Kapitel erfahren wir, weshalb Radio Darmstadt ein besonders förderungswürdiges Projekt in Sachen Vermittlung von Medienkompetenz ist.

Kapitel 3 : Definitionsfragen

Im dritten Kapitel lernen wir die Welt des Plagiats kennen. Nicht alle Plagiate stellen eine Urheberrechtsverletzung dar und nicht alle Urheberrechtsverletzungen bilden ein Plagiat.

Kapitel 4 : Der Rasende Reporter, Teil 1

Im vierten Kapitel reisen wir mit einem rasenden Reporter quer durch die Republik, um mit verteilten Rollen gesprochene Nachrichten aus dem Internet vorgetragen zu erhalten.

Kapitel 5 : Der Werbeblock

Im fünften Kapitel erhalten wir einen derart geschickt als redaktionellen Beitrag verpackten Werbetext, daß er bei Radio Darmstadt gesendet werden konnte, obwohl hierbei nicht einmal Werbetantiemen geflossen sind. Zu Deutsch: Schleichwerbung – und die Radio­spielkinder haben es nicht einmal bemerkt.

Kapitel 6 : Der Rasende Reporter, Teil 2

Im sechsten Kapitel folgen wir unserem rasenden Reporter weiter durch die vielfältige Welt des Internets und erfahren hierbei so einiges über die Beliebigkeit der dargebotenen Inhalte.

Kapitel 7 : Allein und draußen

Im siebten Kapitel besuchen wir das Außen­übertragungs-Team von Radio Darmstadt und stellen verwundert fest, daß sich das Team vor der Außenwelt versteckt. Immerhin gibt es Nachrichten – aber ohne Plagiat wirken sie besonders sinnlos.

Kapitel 8 : Aus der Welt der Wissenschaft

Im achten Kapitel begleiten wir einen Wissenschafts­redakteur, der seine liebe Müh und Not damit hat, abgelesene Wissenschafts­meldungen so vorzutragen, daß auch er selbst sie versteht.

Kapitel 9 : Uninspirierte Jazz-Session

Im neunten Kapitel hören wir Jazz. Zwischendurch erzählt uns ein Redakteur etwas dazu, natürlich abgelesen. Manche Sentenzen finden sich auch auf den Promotion-Seiten von Werbeagenturen und Plattenfirmen.

Kapitel 10 : Medienkompetenz aus dem Focus

Im zehnten Kapitel blättern wir in einem deutschen Nachrichten­magazin und werden in die Geheimnisse der Wikipedia eingeführt.

Kapitel 11 : Chuck Norris als Comedyduell

Im elften Kapitel betrachten wir die Comedy von Radio Darmstadt. Die Comedydefinition am Steubenplatz besagt: Man lese ein paar dümmliche Possen aus dem Internet vor und Comedy ist dann, wenn das Publikum über unsere Dummheit lacht.

Kapitel 12 : Die virtuelle Welt der Magier und Krieger

Im zwölften Kapitel spielen wir „World of Warcraft“. Die Spielkinder im Sendehaus helfen uns, mit Kel'thuzad und untoten Drachen fertig zu werden.

Kapitel 13 : Künstler der Übersetzung

Im dreizehnten Kapitel wird die Gameshow medienkompetent mit einer Übersetzung aus dem Englischen angereichert.

Kapitel 14 : Weshalb Radio Darmstadt den MediaSurfer einheimsen sollte

Im vierzehnten Kapitel verleiht die LPR Hessen einen Medienkompetenzpreis. Kein Kandidat könnte preiswürdiger sein als das Vorleseteam von Radio Darmstadt.

Letztes Kapitel : Übung macht den Meister

Unvollständige Liste der Vorlese­übungs­einheiten bei Radio Darmstadt.

Weitere Kapitel werden bei zukünftigen Vorlesungen hinzugefügt.

 


 

Was Medienkompetenz (nicht) ist

In dieser satirisch unterfütterten Dokumentation wird Radio Darmstadt als ein Medienkompetenz­projekt der besonderen Art vorgestellt. Unter der Vermittlung von Medienkompetenz können wir umfassend das Erlernen im Umgang mit alten und modernen Medien verstehen. Ein medienkritisches Verständnis von Medienkompetenz geht von der gesellschaftlichen Einbettung der Medien aus und untersucht diese nach ihrer Funktion. Dieses Verständnis fragt danach, wer welche Medien aus welchen Gründen betreibt und weshalb die Medien­wirklichkeit formatiert, werbeorientiert und ideologisch vorbelastet daherkommt. Ein derart medien­kritisches Vorständnis ist also ohne gesellschafts­kritische Einstellung nicht möglich. Wir glauben nicht einfach das, was wir sehen und hören, sondern fragen nach dem Sinn der Veranstaltung.

Von Oliver Kalkofe stammt hierzu ein Text, der verdeutlicht, warum das Nachäffen von Elementen des Formatradios vollkommen sinnlos ist. Ich vermute, daß dieser Text bei einigen Redakteuren der Unterhaltungs­redaktion und einigen Moderatorinnen der Jugendredaktion YoungPOWER zumindest Kopfschütteln, wenn nicht gar krasse Ablehnung hervorrufen würde – allerdings müßten sie ihn sich hierzu auch einmal laut vorlesen. Denn Kalkofe bringt die Dummheit dieser Orientierung am Formatradio trefflich auf den Punkt.

Gemeinhin wird diese gesellschaftskritische Herangehensweise jedoch vermieden. Vielmehr geht es darum, daß vor allem junge Menschen banale Gesellschafts­nachrichten einsaugen können, beim e-Banking immer an sichere Übertragungs­leitungen denken oder die „bösen“ Downloadseiten urheberrechtlich geschützter Musiktitel vermeiden. Eine Medienkompetenz, welche die Rolle (nicht nur) elektronischer Medien kritisch befragt, die Interessen hinter den Kulissen beleuchtet oder die gar die ganze Künstlichkeit und damit verbundene entfremdete Medienproduktion betrachtet, ist nicht gefragt. Junge Menschen sollen nämlich lernen, wie sie Medien so verwenden können, um sich später als Humankapital bestmöglich zu verwerten – und natürlich verwerten zu lassen!.

Die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, kurz LPR Hessen, sieht es als ihre Aufgabe an, die Menschen des Bundeslandes Hessen, insbesondere Kinder und Jugendliche, mit Kompetenz im Umgang mit analogen und digitalen Medien zu versehen. Neben dem Betrieb von vier als Medienkompetenzzentrum bezeichneten Offenen Kanälen in Kassel, Gießen, Fulda und Offenbach/Frankfurt sieht sie in der „Vermittlung von Medienkompetenz im Sinne eines präventiven Jugendmedienschutzes“ eine zentrale Aufgabe. Hierzu schreibt die LPR Hessen auf ihrer Webseite:

„Die LPR Hessen initiiert und unterstützt eine Vielzahl medienpädagogischer Projekte mit Radio, Fernsehen und Computer. Zielgruppe der Medienkompetenzprojekte sind vorrangig Kinder, Jugendliche und erwachsene Multiplikatoren im Bildungssektor.“ [1]

Der hier angesprochene Jugendmedienschutz ermöglicht es den Landesmedienanstalten, Zensur in Bezug auf bestimmte, pädagogisch nicht erwünschte Angebote auszuüben. Zwar sind derartige Angebote einerseits erwünscht, wenn sie nicht mehr ganz so jugendliche Menschen anlocken und abzocken, aber den eigenen Kindern darf man oder frau so etwas nicht zumuten. Ein gewisses Maß an Bigotterie ist hierbei nicht zu übersehen.

Hinzu kommt, daß dieselben Landesmedienanstalten, die ihre ureigenste Aufgabe in der Vermittlung von Medienkompetenz sehen, durch gesetzliche Vorgaben dazu auserkoren sind, den Medienmarkt des Rundfunks zu regulieren. Sie vergeben Frequenzen und Lizenzen für vorwiegend kommerzielle Veranstalter und fördern Maßnahmen zur Verbesserung der technischen Infrastruktur, welche den lizenzierten Veranstaltern dabei helfen sollen, das profitable Geschäft des Medienkonsums voranzutreiben. Während also auf der einen Seite alles getan wird, mehrfach durchgequirlten Unsinn an allen Ecken und Enden zuzulassen, werden auf der anderen Seite papiertuch­dicke Dämme errichtet. Mit diesen Papiertüchern sollen Kinder und Jugendliche präventiv vor den Gefahren bewahrt werden, welche die Landes­medienanstalten an anderer Stelle mit befördern. Zudem sollen dieselben Kinder und Jugendlichen Medien als etwas Positives erfahren können. Als zukünftige Konsumentinnen und Konsumenten sollen sie „fit gemacht“ werden für den Medienmarkt. Dieser Markt wird selbstverständlich an keiner Stelle grundsätzlich in Frage gestellt. Medien sind gut, wenn wir sie nur richtig zu benutzen lernen.

 


 

Ein Darmstädter Medienkompetenzprojekt

Die folgende Darstellung nutzt das Stilmittel der Satire um aufzuzeigen, daß und wie Radio Darmstadt neue und durchaus konsequente Wege in der Vermittlung derartiger Medienkompetenz geht. Frei nach dem Sprichwort von den Propheten, die nicht von den Bergen aufgesucht werden, wird Medienkompetenz hierbei so verstanden: Wenn du nicht zum Internet kommst, bringen wir dir das Internet ins Wohnzimmer. Immerhin belegen Untersuchungen, daß trotz aller Bemühungen der Medienindustrie ein großer Teil der Bevölkerung entweder keinen privaten Internetzugang hat oder das Internet nur beruflich nutzt. Damit das Internet zu einer Erfolgsgeschichte wird, müssen jedoch möglichst alle mitmachen – und dabei das Shoppen nicht vergessen.

Der Hörfunk gehört zu den Medien, die ausgerechnet von der anvisierten Internet-abstinenten Klientel besonders häufig genutzt wird. Während neuere Untersuchungen darauf hinweisen, daß gerade Kinder und Jugendliche eher neue elektronische Medien als das alte Radiogerät nutzen, hat der Plauderton aus dem Äther gerade für ältere Menschen ohne aktives Kommunikations­ambiente seinen ganz besonderen Reiz. Stille ist für viele Menschen schwer zu ertragen.

Deshalb scheint es nur logisch zu sein, Internetinhalte wortwörtlich vorzutragen und hierdurch den Hörerinnen und Hörern das Gefühl zu vermitteln, ohne Internet etwas Entscheidendes zu verpassen. Folgerichtig hat die LPR Hessen am 3. November 2008 einem Sender die Lizenz für weitere vier Jahre bis Ende 2012 verlängert [2], der in seinen Medienkompetenz­bemühungen neue, um nicht zu sagen: innovative Wege geht.

Somit wird auch in Zukunft im Darmstädter Sendegebiet Medienkompetenz ganz im Sinne der Vorgaben der Landesmedien­anstalt vermittelt. Gerade Kinder und Jugendliche müssen altersgerecht an die neuen Medien, insbesondere an das Internet herangeführt werden. Zwar wird allenthalben über die Leseunlust und die fehlende Lesefähigkeit von deutschen Kindern und Jugendlichen im internationalen Vergleich geklagt. So auch in einem von der Unterhaltungsredaktion von Radio Darmstadt am 18. Oktober 2008 eingespielten Agenturbeitrag des Ravensburger Verlages. Dieser nimmt Bezug auf eine am 19. November 2007 vorgestellte Studie über das „Vorlesen in Deutschland 2007“. Ein Ergebnis dieser Studie besteht darin, daß 42% der Eltern ihren Kindern zu selten oder gleich gar nicht vorlesen würden.

Diesem Mangel können die Vorlese-Ersatzeltern von Radio Darmstadt abhelfen.

Doch anstatt die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen zu fördern, wählten die meist jungen Redakteure und Moderatorinnen bei Radio Darmstadt konsequent und radikal einen anderen, um nicht zu sagen die Leseunlust fördenden Weg. Mit dem Segen der LPR Hessen im Rücken verbinden sie zwei Anliegen zu einem Handlungsmuster. Sie führen Menschen an das Medium Internet heran und lesen ihnen zugleich Geschichten vor. Sogar an die Werbeinseln wird gedacht, beispielsweise bei der Außen­übertragung vom Marketing-Event Darmstadt unter Strom am 6. Juni 2008. Im Verlauf dieser satirischen Dokumentation werden weitere Werbe­einsprengsel vorgestellt.

Positiv ist hierbei hervorzuheben, daß sich diese Radiomacherinnen und Vorleser der integrations­unwilligen Minderheit internet­abstinenter Menschen annehmen. Die Märchenonkel und Plaudertanten aus dem Sendehaus lesen ihnen wunderschöne und heimelige Geschichten aus dem Internet vor. Nun mag die Auswahl der vorgelesenen Geschichten rein subjektiv sein und nicht immer den Bedürfnissen der Menschen an den Radiogeräten entsprechen. Leider liegt hierzu keine mediensoziologische Umfrage vor. Deshalb erspüren die Moderatorinnen und Redakteure den Trend wohl eher instinktiv, denn die Zahl derjenigen, die im Sendehaus anrufen und ihre Wunschhits erbetteln, ist eine zu vernachlässigende Größe.

Geradezu klassisch ist die Klage, die das Vorstandsmitglied Peter F. nach vielen Aufrufen, doch anzurufen, im Radiowecker am 8. August 2007 anstimmt: „Nie ruft jemand an.“ Woran das nur liegen mag …

Die Freude ist daher geradezu überschwänglich, wenn nach Hunderten verbreiteter Aufrufe, doch einmal im Sendehaus anzurufen, dann tatsächlich einmal die Leuchte im Studio angeht und signalisiert, daß ein Hörer oder eine Hörerin dem Sender ein bißchen Zuwendung verschaffen möchte. Wie groß ist dann der Frust, wenn ein solch seltener Anruf im Sendehaus „falsch verbunden“ ist!

„Und ich sehe hier – wir haben einen Anrufer. – Ja, ich würde sagen, wir spielen ein bißchen Musik und nehmen den Anrufer mal ins Gespräch. Moment, bitte.“

(Seufzer) „Falsch verbunden.“ [3]

So versuchte sich Unterhaltungsredakteur Bülent D. Anfang 2008 zu später Stunde kurz vor Mitternacht im Live-Talk mit seinem Publikum und mußte den Versuch nach mehreren Sendungen im April 2008 entnervt aufgeben, weil das Telefon einfach nicht klingeln wollte [4]. Auch andere Talk-Sendungen leiden unter demselben Phänomen [5]. Und wenn dann mal eine oder jemand anruft, dann ist es eine Person aus der eigenen Redaktion, die in den langgezogenen Musikpausen ein Schwätzchen halten möchte. Lange Rede, kurzer Sinn: wenn die anvisierten Hörerinnen und Hörer nicht mit dem Sender sprechen wollen, dann werden sie eben beschallt. Und wenn der Moderator oder die Redakteurin nicht vorbereitet ist, sich also keine Gedanken über das eigene Publikum gemacht hat, dann wird kurz ins Internet geschaut – und irgendetwas vorgelesen. Und derartige Vorleseübungen finanziert die LPR Hessen mit rund 70.000 Euro im Jahr.

In der Tat handelt es sich zuweilen um wahrhaft quälende Vorleseübungen [6], aber die sind ja medienpädagogisch erwünscht. Angesichts der in mehreren PISA-Studien festgestellten fehlenden Lesefähigkeit in diesem Land ist der autodidaktische Zugang zum Medium „Blatt und Buchstaben“, in diesem Fall wohl eher: „Monitor und Pixel“, förderungswürdig. Das muß sich auch die LPR Hessen gedacht haben, die deshalb rund 70.000 Euro für etwas ausgibt, was die Welt nicht braucht. Das scheint immer noch besser zu sein, als die ihr Publikum anderweitig nicht erreichenden Männer und Frauen auf die Straße zu setzen. Und überhaupt, seien wir doch einmal ehrlich: Die Rundfunkgebühren, die wir zahlen (oder auch nicht), werden bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ja auch nicht besser verwendet. Zum Thema GEZ kommen wir noch!

Das Dumme dabei ist: die jungen Menschen des Medienkompetenz­projekts Radio Darmstadt glauben, daß der Haufen hochgejubelten geballten Unsinns, der im Formatradio tagtäglich präsentiert wird, das wirkliche, das professionelle Radio ausmacht. Sie nehmen den Schein für die Wirklichkeit und äffen nach, was ihnen daran gefällt, insbesondere bei den Claims für den eigenen Sender, wie mit nebenstehendem Player anzuhören ist. Als dementsprechend „professionell“ lancieren sie ihren Sender. Ganz wie im richtigen Leben verkaufen sie ihr Laienspiel als etwas, was es nicht ist. So heißt es zu Beginn der Sendung YoungPOWER am 8. Februar 2008 im Brustton der Überzeugung: „Das ist professionelles Radio.“

Thomas T., der inzwischen nicht nur morgens im Radiowecker, sondern auch abends auf der Sport- und Unterhaltungsschiene zu hören ist, verkündet „Power Musik bei einem Power Sender“. Seiner Ansicht nach ist Radio Darmstadt derart innovativ, daß andere Sender das Programm von Radio Darmstadt klauen würden! Bar jeder Wirklichkeit wird uns medienkompetent verkündet, daß bei Radio Darmstadt irgendeine beliebige Musik gespielt wird und „Tage später“ spielen auch andere Sender dieselben Lieder. Daraus ist nur folgender Schluß möglich, der verdeutlicht, daß manchen Moderatoren jegliches Gespür für die Realität abhanden gekommen ist:

„Die kopieren eigentlich eher unser Programm, um ihr Programm aufzuwerten … genau so ist es.“

„Nicht wir kopieren, sondern wir werden kopiert.“ [7]

Am 7. Juni 2008 startet Moderator Timotheus G. die Samstagsausgabe von YoungPOWER mit einem kleinen Sendeloch.

„Jetzt kommt [irgendein Titel] hier auf YoungPOWER, sobald das hier funktioniert. Aber das haben wir hier. Wir sind doch eine [!!] professionelles Radio.“

Daraus ist zu schlußfolgern, daß professionell etwas änliches wie „funktioniert nicht immer, aber wird glänzend verkauft“ bedeutet. Derlei „professionelles“ Radio wird uns noch mehrmals medienkompetent begegnen, insbesondere präsentiert von schon genanntem Timotheus G. Wir könnten daraus auch den Schluß ziehen, daß das Ablesen nicht wirklich verstandener Internettexte zur medien­kompetenten Professionalität eines aufgemotzten Redeschwalls einfach dazugehört.

 


 

Definitionsfragen

In der Wikipedia wird ein Plagiat so definiert:

„Plagiat (vom lat. Wort plagium, „Menschenraub“ abgeleitet) ist die Vorlage fremden geistigen Eigentums bzw. eines fremden Werkes als eigenes oder Teil eines eigenen Werkes. Dieses kann sowohl eine exakte Kopie, eine Bearbeitung (Umstellung von Wörtern oder Sätzen), eine Nacherzählung (Struktur­übernahme) oder eine Übersetzung sein. Entscheidend, ob es sich um ein Plagiat handelt oder nicht, ist in der Wissenschaft immer die Vorgabe der eigenen geistigen Urheberschaft, d. h. wenn z. B. Zitate oder verwendete Literatur nicht als fremdes geistiges Eigentum kenntlich gemacht wurden.

Ein Plagiator kann zum Schadensersatz gegenüber dem Urheber verpflichtet werden und er macht sich unter bestimmten Voraussetzungen sogar strafbar. An deutschen oder schweizerischen Universitäten kann ein Plagiat zur Exmatrikulation führen, sicher aber zur schlechtesten Note. An amerikanischen Universitäten bedeutet es eine Anklage vor dem Students Court und immer eine harte Strafe, meist den endgültigen Verweis von der Universität.“ [8]

Lassen wir uns kurz auf die durchaus berechtigte Frage­stellung ein, ob es so etwas wie „fremdes geistiges Eigentum“ gibt. Richard M. Stallman gibt in seinem Artikel Sagten Sie „geistiges Eigentum“? Eine verführerische Illusion zu bedenken [9]:

„Man spricht oft von ‚geistigem Eigentum‘, wenn man eigentlich etwas ganz anderes meint, größer oder kleiner als ‚geistiges Eigentum‘. So zwingen etwa reiche Länder armen Ländern Gesetze auf, um Geld aus ihnen zu pressen. Diese Gesetze passen oft in die Kategorie ‚geistiges Eigentum‘ – selbst Menschen, die die Fairness derartiger Reglements in Frage stellen, verwenden dieses Etikett häufig, selbst wenn es ganz und gar nicht paßt. Dies kann zu falschen Aussagen und unklarem Denken führen. In solchen Fällen empfehle ich die Verwendung eines Begriffes wie ‚rechtliche Kolonialisierung‘, der den zentralen Aspekt des Problems fokussiert, anstelle von ‚geistigem Eigentum‘. Für andere Themen wird der Begriff, der sie am besten beschreibt, vermutlich anders aussehen.“

Um auf die Plagiate zurück­zukommen. Es spricht, außer in Bezug auf Tantiemen oder andere Verwertungs­möglichkeiten, nichts dagegen, das, was einmal in die Welt gesetzt wurde, kreativ so zu verwenden, daß, es möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht wird. Ein Medikament, das aufgrund profitabler Verwertungs­interessen nicht kopiert werden darf, könnte Tausende von Menschen­leben retten. Ein Artikel, der dem Urheber­recht unterliegt, könnte bei kostenloser Weiter­verbreitung erhellend sein. Könnte … – Andererseits gibt es Artikel, die alles andere als erhellend sind. Das sind ausge­rechnet die Artikel, die bei Radio Darmstadt als Ausweis der eigenen Medien­kompetenz herhalten müssen, beispiels­weise wenn aus dem Onlineportal der gebildetsten Meinungs­zeitung vorgelesen wird. Immerhin war Radio­moderatorin Silke W. im Sommer 2007 selbst­ironisch genug, den Unfug, den sie aus der Zeitschrift Neon vorlas, als etwas zu bezeichnen, was die Welt nicht braucht. Als running gag findet Silkes kleine Welt heute einmal monatlich auf einem Sendeplatz der Unterhaltungsredaktion ihren Platz.

Wer sich – selbst derart sinnloses – Gedankengut zu eigen macht, sollte zumindest so fair sein, den Urheber oder die Urheberin zu nennen. In der Welt der Wissenschaft nennt man und frau so etwas „Zitat“ mit zugehöriger Quellenangabe. Wird das Zitat dann auch noch so ausschweifend, daß ein ganzes Buch daraus wird, heißt dies Raubkopie – und schon die 68er wußten es zu schätzen, teure und damit unerreichbare Bücher mittels einfacher Drucktechniken der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Nie wären sie allerdings auf den Gedanken gekommen, Raubdrucke von Sigmund Freud oder Karl Marx als die eigenen Werke auszugeben.

Öffentlich vorgelesen wurde aus diesen Raubdrucken allerdings auch nicht. Damals gab es keine freien Radios. Heute gibt es das umgekehrte Paradox. Es gibt keine gesellschaftliche Bewegung, aber – zumindest theoretisch – Lokalradios, die für diese nutzbar gemacht werden könnten. Allerdings haben es gesellschaftskritische, emanzipatorische Inhalte schwer bei Radio Darmstadt. Neben Internetvorlesungen gibt es hier die besonders beliebte Ansage: „Und jetzt folgt Musik.“, um zu kaschieren, daß eigene Inhalte Mangelware sind. Folgerichtig werden nach über elf Sendejahren (insbesondere Musik-) Sendungen rezykliert und unter dem Stichwort Retro angepriesen.

Vielleicht noch ein Hinweis an die Verantwortlichen bei Radio Darmstadt. Es ist keinesfalls zwingend, die derzeitige Rechtslage in Bezug auf Plagiarismus und Urheberrecht für sinnvoll zu halten. Wer jedoch ein lizenziertes Radio betreibt, verpflichtet sich hiermit, diese rechtlichen Grundlagen einzuhalten. Wer das nicht akzeptiert oder nicht begreift oder gar nicht begreifen will, sollte entweder kein Radio betreiben oder Piratenfunk senden.

 


 

Der rasende Reporter, Teil 1

Am Samstag, 18. Oktober 2008, ging die Unterhaltungsredaktion 24 Stunden am Stück auf Sendung. Sie nannte diese Sendestrecke den „UR-DAy“ [10]. Zur vollen Stunde zwischen 9.00 Uhr und 18.00 Uhr waren Weltnachrichten eingeplant. Ein inzwischen angegrauter Vertrag mit dem Deutschlandfunk sieht die außer­planmäßige Übernahme der Nachrichten des Deutschlandfunks nicht vor. Auch nachdem im Sendehaus seit zwei Jahren ein anderer, frischer Wind weht, scheinen die Macherinnen und Macher des sendereigenen Programmflyers immer noch nicht zu begreifen, wann denn vertragsgemäß und regulär diese Nachrichten auszustrahlen sind. Die dort seit über zwei Jahren anzutreffenden Angaben sind zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig [11].

Angesichts derartiger Unklarheiten beschloß die Unterhaltungsredaktion, für diesen Tag selbst erstellte Nachrichten zur vollen Stunde zu präsentieren. Verantwortlich hierfür waren die für das moderne Medium Internet begeisterungs­fähigen Mitglieder der Jugendredaktion YoungPOWER. Intern verabredet war in weiser Voraussicht, daß diese Nachrichten nicht anderweitig abgekupfert, sondern redaktionell aufbereitet werden sollten. Umso erstaunter durften wir über einen Korrespondenten­bericht aus Berlin sein, der sich, nun ja, mittels einer handelsüblichen Suchmaschine sehr schnell als „geklaut“ herausstellte.

Linker und (kein) rechter KanalZunächst einmal scheinen jedoch die journalistischen Spielkinder im Sendestudio – es ist ja auch noch frühmorgens um 9.00 Uhr – vergessen zu haben, die Umschaltung der Sendeleitung zwischen den beiden Sendestudios zu betätigen. Während die Nachrichten-Trockenübung im einen Sendestudio stattfand, wurde auf dem Sender als Musikberieselung das noch laufende Programm des anderen Sendestudios zu Gehör gebracht. Gerüchte, wonach ein Chef vom Dienst in Erwartung eines Plagiats die gesprochenen Nachrichten unterdrücken wollte, entbehren jeglicher Grundlage. Dennoch konnten wir ganz kurz die technische Kompetenz des Senders bewundern, der dem rechten Stereokanal offensichtlich eine kleine Pause gönnen wollte [12]. Nach einiger Zeit scheint das Malheur bemerkt worden zu sein, so daß wir mitten in die erste Meldung hineinplatzen.

Zum Vergleich: Audio (Radio Darmstadt) gegen Internet („Die Welt“)

Der Player spielt den entsprechenden Auszug aus den gesprochenen Nachrichten von 9.00 Uhr. Hier eine Fundstelle zum Mitlesen. Tip: Erst den Player starten, dann den Link zum Mitlesen aufrufen.

Als besonders dreist muß hier die Arbeitsteilung zwischen dem – vermutlich während der Trockenübung namentlich genannten – Studio­sprecher XY und seinem Redaktions­kollegen Timotheus G. bezeichnet werden. Der eine liest den ersten Absatz aus dem vermutlich verwendeten Artikel Horst Köhlers Unterschrift besiegelt Rettungsplan vor [13] und sagt dann wichtig­tuerisch: „Dazu Timotheus G. aus Berlin.“ Der hingegen sitzt nicht in irgendeinem Berliner Studio oder gar auf Köhlers Schreibtisch, sondern im Sendehaus am Steubenplatz und liest nun die Absätze 2 und 3 vor. Mit diesem Fake soll wohl ein besonderes Maß an Seriosität suggeriert werden. Anders gesagt: Die Hörerinnen und Hörer werden für dumm verkauft. So sieht wohl der neue frische journalistische Wind einiger Möchtegern-Moderatoren aus, die glauben, daß die Welt nur auf sie und ihr redaktionelles Ablese-Ethos gewartet hat.

Ein Einzelfall? Aber nein! Das konzentrierte Mithören der Sendungen von Radio Darmstadt in den Jahren 2007 und 2008 zeigt, daß dieses redaktionelle Klau-Ethos nicht nur bei einigen „jungen Wilden“ vorzufinden ist. Entsprechende „feindliche Übernahmen“ fremder Texte waren auch in anderen Sendungen der Auslandsredaktion, der Kulturredaktion, der Lokalredaktion VorOrt, der Musikredaktion, der Unterhaltungsredaktion und der Jugendredaktion YoungPOWER zu hören [14]. Der einzige, der radiointern hiergegen offensiv aufgetreten ist, ist der Verfasser dieser Zeilen. Ansonsten im Sendehaus: eisiges Schweigen. Dabei gibt es sogar vom Programmrat beschlossene Sendekriterien, die derartige Fakes untersagen. Fast schon unnötig zu erwähnen, wen ein Sendeverbot ereilt hat. Die Plagiateure jedenfalls nicht.

Die von der schon erwähnten Studie über das Vorlesen im zarten Kindesalter erwähnten Defizite scheinen auf die Präsentation der Vorleseübung aus dem virtuellen Berlin durch­geschlagen zu haben. Vor lauter Konzentration auf die perfekte Darbietung eines Fakes gelang Herrn G. eine Wort­neuschöpfung, die so nicht im Online-Artikel der Tageszeitung „Die Welt“ zu finden war: „Das teilte das Bundes­präsidentialamt in Berlin mit.“ Ob Herr G. überhaupt wußte, worüber er so eloquent sprach? Formvollendet verabschiedet er sich nach Verlesen des dritten Absatzes: „Timotheus G., Berlin.“ Tja, was wäre Radio Darmstadt ohne seine wuseligen Korrespondenten, die überall vor Ort sind, wo sich die Welt bewegt. Nebenbei sei angemerkt, daß der Online-Artikel am Tag zuvor um 13.13 Uhr ins Internet eingestellt worden war. Also, so taufrisch war er nun auch wieder nicht. (Oder soll das heißen, daß Timotheus G. gestern in Berlin war, um das Ablesen einzustudieren?) Wenn wir jedoch bedenken, daß wir hier einem Medienkompetenz­projekt beiwohnen, können wir diesen Sachverhalt vernachlässigen. Denn die anvisierten Hörerinnen und Hörer hatten „Die Welt“ gewiß nicht zur Hand gehabt und saugen deshalb erfreut das vorgelesene Wort gierig ein.

 


 

Der Werbeblock

In der nächsten Nachricht wird ein Agenturbeitrag aus dem Hause Ravensburger verbaut. Selbstverständlich wird diese als redaktioneller Beitrag verpackte Werbung für den Kinder- und Jugendbuchverlag nicht als solche benannt:

„Die Frankfurter Buchmesse öffnet heute ihre Türen für Besucher. In den letzten drei Tagen hatten nur Fachbesucher Zutritt. 400.000 Bücher sind in sches Messehallen ausgestellt. Das diesjährige Gastland ist die Türkei. Heute und morgen wird mit etwa 100.000 Besuchern gerechnet. Der Ravensburger Buchverlag hat am Donnerstag eine Studie zum Thema Vorlesen in Deutschland vorgestellt.“

Ob hier Sigmund Freud aufgetreten ist und im Unbewußten unserer fremde Texte vorlesenden Radiospielkinder dafür gesorgt hat, daß die Wahrheit als eine Art Freudsche Fehlleistung offenbart wurde? Eine Fehlleistung anderer Art ist die schlechte Recherche zur schon genannten Studie. Während laut unseres Nachrichtensprechers der Ravensburger Buchverlag am Donnerstag eine Studie zum Thema Vorlesen in Deutschland vorgestellt haben soll, wurde sie tatsächlich schon im Herbst 2007 medial präsentiert. Hierauf bezieht sich der Verlag mit eigenen Produkten. Manchmal lohnt es sich eben doch, dem Inhalt der eingereichten Agenturbeiträge nachzugehen. Aber um solide Recherche geht es bei dieser Art Nachrichten ohnehin nicht. Doch weiter im Text:

„Geschäftsführerin Renate Herre über die Auswirkungen der Vorleseunlust der Eltern.“

Es folgen nun einige zusammengeschnittene Schnipsel aus dem Agenturbeitrag des Ravensburger Verlags. Freundlicherweise stellt uns eine handelsübliche Suchmaschine auch diesen Text zur Verfügung. Wir können also einfach mitlesen, woher der Qualitäts­journalismus von Radio Darmstadt seine Weisheiten zieht. Bemerkenswert hieran ist zudem, daß der Programmrat von Radio Darmstadt aufgrund einer Initiative des Vorstands­mitglieds Markus Lang das Ausstrahlen derartiger Agentur­beiträge untersagt hat. Doch was kümmern uns unsere Beschlüsse von gestern? Heute ist heute. Heute faken wir ein bißchen herum, um uns positiv abzuheben von Menschen, die wir aus dem Radio und seinem Trägerverein herausgedrängt haben, weil uns ihre ewige Nörgelei hinsichtlich einer uns lästigen journalistischer Sorgfaltspflicht schier auf den Geist gegangen ist. [15]

Die Initiative Fair Radio steht dieser Art der Integration von Agenturbeiträgen in das eigene Programm ablehnend gegenüber. Sie schreibt hierzu in ihrem Tutzinger Appell:

„PR-Beiträge gehören in den Werbeblock und nicht ins redaktionelle Programm.“

Und Werbung ist Radio Darmstadt bekanntlich laut Hessischem Privatrundfunkgesetz und der erteilten Sendelizenz untersagt. Diese Initiative wird übrigens ausweislich der Webseite von Fair Radio von einem Redakteur der Redaktion treffpunkt eine welt von Radio Darmstadt unterstützt. Selbstredend schreitet dieser Redakteur, von Beruf Journalist, nicht gegen derartige Fakes in seinem eigenen Sender ein. Ob er sich denkt, daß solcherlei zu einem Laien­spiel­radio notwendig dazugehört?

 


 

Der rasende Reporter, Teil 2

Timotheus G., der vor einer Stunde noch aus Berlin zu uns sprach, hat einen Überschallflieger vom Flughafen Tempelhof genommen und sitzt nun im Sendestudio von Radio Darmstadt. Er mimt jetzt den Nachrichtensprecher. Dabei trägt er aus dem schon genannten Online-Artikel zur Finanzkrise aus der „Welt“ vor. Nur die verwendeten Absätze sind teilweise andere, nämlich die Absätze 1, 5 und 6. Dabei stolpert unser rasender Reporter über das ihm wohl nicht vertraute Wort „Übersprungseffekt“.

Es tritt sodann der „RadaR-Feuerwehrexperte Nils P.“ auf, der uns den Umgang mit einem Gasleck im Weiterstädter Stadtteil Riedbahn am Donnerstagnachmittag erklärt [16]. Nach einem Vorbericht zum Sonderparteitag der SPD [17] ist die nächste Meldung wieder eindeutig mitlesbar. Es handelt sich um einen Vorfall aus München, über den beispielsweise die „Welt“ [18] berichtet hat. Bei den Nachrichten um 12.00 Uhr wird uns der Artikel in etwas epischerer Breite vorgetragen werden.

Eine Stunde später, es ist jetzt 11.00 Uhr, eröffnet Timotheus G. seinen Nachrichtensermon mit einem weiteren Nachrichtentext, der wortwörtlich einem in der Online-Ausgabe der „Welt“ schon am Tag zuvor aufzufindenden Artikel entspricht. Der sich daran unmittelbar anschließende Beitrag über die neue Schule in Hessen findet sich in ähnlicher Form auf einem Internetportal als Agenturbeitrag des Deutschen Depeschen Dienstes. Woher das nachfolgende Interview mit einer Grundschullehrerin stammt, würde mich schon interessieren. War das ausnahmsweise einmal ein eigener Beitrag? Cool. Die nächste Nachricht hingegen ist wiederum geklaut. Diesmal muß der Kooperationspartner Deutschlandfunk daran glauben, dessen online gestellten Nachrichten eine Meldung über die Darmstädter Bundestags­abgeordnete und Justizministerin Brigitte Zypries entnommen wird. Kommen wir nun zu den Weihnachtsgeschenken, die erst eine halbe Stunde zuvor als dpa-Agenturmeldung auf dem Onlineportal der Berliner Morgenpost ausgepackt worden waren. Vorgestellt wird das Ergebnis einer Emnid-Umfrage zum Konsumverhalten angesichts der Finanzkrise [19].

Und nun zum Sport. Kollegin Dominique H. trägt die Begeisterung junger Männer für die Formel 1 vor – und soweit ich sehe, sogar nicht abgeschrieben. Dafür erklärt uns Timotheus G., wohl wieder mit Sigmund Freud im Rücken:

„Alle Nachrichten auch nochmal zum Nachlesen auf radiodarmstadt.de. Und jetzt das Wetter mit Christian F.“

Sprache ist verräterisch. Das gesprochene Wort bringt die eigentlich geheim zu haltenden Gedanken mitunter umso verräterischer zum Ausdruck, je mehr das Geheimnis unterdrückt werden soll. Wo es heißen sollte „zum Anhören“ – denn Radio Darmstadt hatte an diesem Tag diese Nachrichten stündlich aktualisiert auf seiner Webseite als Podcast angeboten –, trägt Timotheus G. unfreiwillig sein Innerstes nach außen: „Zum Nachlesen.“

Nach einer weiteren Stunde heißt die Nachrichtensprecherin um 12.00 Uhr Dominique H. Anstelle harter politischer Fakten ist nun ein Beitrag aus der Sparte Human Interest der Aufmacher. Logisch, daß auch dieser Beitrag aus dem Internet stammt. Ein Kannibalismus-Prozeß im englischen Leeds erregt die Aufmerksamkeit der sensationsgierigen jungen Menschen im Sendehaus [20].

Es folgt die schon eine Stunde zuvor vermeldete neue Schule in Hessen mitsamt des Interviews mit der Grundschullehrerin. Nach einem Beitrag zur Rentenerhöhung, bei dem korrekt der „Spiegel“ als Quelle vermerkt wird, kommen wir zur Abteilung crash and smash. Ein Autounfall außerhalb des Sendegebiets beschäftigt hier die Nachrichtensprecherin.

Sodann leitet die Sprecherin nach dem fast wörtlichen Vortrag des ersten Absatzes des online gestellten Nachrichtenartikels zu ihrem Kollegen Timotheus G. über, damit dieser aus einem Artikel, der auf dem Onlineportal der „Welt“ hervorragend mitzulesen ist, weiter vortragen kann. Er endet mit: „Timotheus G., München“. Habe ich das so zu verstehen, daß unser rasender Reporter von Berlin aus nach einem Zwischenstop in Darmstadt nach München geeilt ist, um aus einer überregionalen Tageszeitung vorzulesen? So viel Einsatz für die Nachrichten von Radio Darmstadt verdient natürlich Lob und Anerkennung, weshalb Dominique die Vorleseminute mit einem „Danke, Timotheus.“ quittiert. Man fragt sich wirklich, ob die Spielkinder in Darmstadts Lokalradio begreifen, was sie da nachäffen. Im seriösen Journalismus würde die Absage des Herrn G. nämlich bedeuten, daß er als Korrespondent einen eigenen Bericht aus München einspielt. Und das ist hier nun wirklich nicht der Fall! Bleibt noch anzumerken, daß der geschilderte Vorfall sich schon am 29. September 2008 zugetragen haben soll, auch wenn er erst am Tag vor dem Vorlesen den Weg ins Internet gefunden hat.

Zum Vergleich: Audio (Radio Darmstadt) gegen Internet („Die Welt“)

Der Player spielt den entsprechenden Auszug aus den gesprochenen Nachrichten von 12.00 Uhr. Hier eine Fundstelle zum Mitlesen. Tip: Erst den Player starten, dann den Link zum Mitlesen aufrufen.

In den Nachrichten um 13.00 Uhr meldet sich ein „Timotheus G., Berlin“ zurück. Seine im Sendestudio verbliebene Redaktionskollegin Dominique H. hatte vorsorglich schon einmal den ersten Absatz einer dpa-Meldung vorgelesen, da sie ja nicht wissen konnte, ob der Überschalljet mit ihrem Kollegen rechtzeitig in Berlin notlanden würde. (Bei der von ihr zuvor verlesenen Meldung ging es um eine Notlandung in Belgrad.) Doch die Abstimmung zwischen H. und G. klappt vorzüglich: „Timotheus G. berichtet.“ Worauf dieser aus derselben dpa-Meldung den Absatz 2 vollständig und die Absätze 3 und 4 teilweise, aber wörtlich vorträgt. Selbstverständlich erzählt uns „Timotheus G., Berlin“ nicht, welche im Internet gefundene Quelle er da so fleißig abgekupfert hat. [21]

Die wenigen Hörerinnen und Hörer dieser Unterhaltungs-Nachrichten wissen natürlich nicht, daß sie an der Nase herumgeführt werden (sollen). Sie müssen anhand des Duktus und des Aufbaus der Nachrichten annehmen, daß das Nachrichten-Team von Radio Darmstadt eigenständig seine Nachrichten zusammengestellt und redigiert hat. Schließlich lassen ja auch nur Menschen, die mit den Fakes eines Medienbetriebs vertraut sind, eine handelsübliche Suchmaschine das Internet nach der Quelle des Plagiats durchforsten.

Von außen betrachtet unklar ist, ob Dominique H. und Timotheus G. sich ihre Texte selbst zusammengekl…ebt haben oder ob sie im Hintergrund von ihrem Redaktionskollegen Christian F. mit Frischware aus dem Internet beliefert wurden.

Bemerkenswert ist, daß das für die Aus- und Weiterbildung zuständige Vorstandsmitglied Benjamin Gürkan derlei journalistische Winkelzüge unbeanstandet läßt. Vielleicht gehört er zu der großen Masse der bei Radio Darmstadt Sendenden, die ihr eigenes Programm vorsichtshalber nicht anhören.

Doch lassen wir Dominique H. noch eine Chance, es richtig zu machen. Ihre nächste Meldung ist der schon eine Stunde zuvor dem „Spiegel“ entnommene Beitrag zur Rentenerhöhung. Diese Vorabmeldungen verschickt die „Spiegel“-Redaktion aus Gründen der Eigenwerbung an ausgewählte Redaktionen. Sofern damit journalistisch sauber umgegangen wird, ist wenig daran auszusetzen. So auch hier. Der positive Eindruck wird jedoch gleich wieder verdrängt durch das nochmalige wortwörtliche Ablesen der Meldung über einen Kannibalismus-Prozeß in Leeds. Daran ändert sich auch nichts, wenn auf einen Bericht der BBC hingewiesen wird. Schließlich hat Dominique H. hier nur deshalb auf die BBC hingewiesen, weil es so in der dpa-Meldung gestanden hat. Hat sie wirklich den englischen Text eingesehen?

Um 14.00 Uhr beginnt Nachrichtensprecher Sandro S. seine Ausführungen mit einer leicht umgewandelten dpa-Meldung zu einer Flugzeug-Notlandung in Belgrad. Nach einer Meldungen zu einem Taliban-Anschlag in Afghanistan darf Timotheus G. „berichten“. Seine schon um 13.00 Uhr zu hörende Ableserei zu den überfüllten ICE-Zügen wird nochmals eingespielt, auch der Abspann „Timotheus G., Berlin“ bleibt erhalten. Es folgt abschließend noch einmal der Verkehrsunfall bei Groß-Umstadt.

Für diesen originellen journalistischen Reise­tourismus wird Timotheus G. für den „RadaR Fake des Jahres“ nominiert.

 


 

Allein und draußen

Von 13.00 bis 17.00 Uhr überträgt Radio Darmstadt an diesem Tag sein Programm aus dem Herrgartencafé. Während an diesem noch nicht allzu kühlen Herbsttag rund zwanzig Männer und Frauen in der Ausßenanlage ein bißchen Sonne tanken und dabei einen Kaffee schlürfen, verstecken sich die Sendungs­machenden innerhalb des Gebäudes. Sie haben sich zwar einige Mitglieder lokaler Musikbands als Studiogäste eingeladen, allerdings bleibt die Aufforderung, doch einmal vorbeizuschauen, ungehört. Als ich gegen halb drei das Café betrete, ist keine Cafébesucherin im Innenraum zu erblicken. Genauso mangelt es auch an männlichen Besuchern. Und das scheint die gesamten vier Stunden lang so gewesen zu sein. Radio Darmstadt war also unter sich, und die groß angekündigte „Außenübertragung“ war schon deshalb ein Flop, weil keine und niemand hiervon Notiz nahm. Während sich Michael S., Natalie B., Thomas T. und Joachim S. verbal-moderativ und viel Musik spielend ins Zeug legten, wurden die stündlichen Weltnachrichten vom Sendehaus am Steubenplatz eingespielt.

Wie ich richtig vermutet hatte, konnte ich den Verantwortlichen für diesen Tag der Unterhaltungsredaktion, Jürgen R., dort antreffen. Zurecht konnte ich davon ausgehen, daß er ein offenes Ohr für (in dem Fall: gegen) den Plagiarismus seiner Nachrichtenleute haben würde. So konnte ich darauf hoffen, daß dieser Unfug einschließlich der zugehörigen konstenintensiven Überschalljet-Flugreisen in den folgenden Nachrichten eingestellt werde. Es wäre ja auch nicht auszudenken, wenn der Trägerverein aufgrund der vielen Flugstunden Insolvenz anmelden müßte.

Den Nachrichten um 15.00 Uhr war durchaus das Bemühen anzumerken, die vorgetragenen Texte nicht wie ein Plagiat aussehen zu lassen. Immerhin ein Fortschritt. Eingeleitet wurde dieser Nachrichten­block durch ein Laienhörspiel, das wohl journalistische Qualität vermitteln sollte. Was war geschehen? Die Darmstädter Feuerwehr war mit lauten Trara zur Jahresabschlußprüfung [22] ausgerückt.

Wir können uns nun unsere Nachwuchs-Journalisten mit verteilten Rollen mittels neben­stehendem Player anhören. Ein Sprecher im Studio, ein aufgezeichnetes kurzes Telefongespräch und unser schon bekannte „Feuerwehrexperte“ tragen zur … Unterhaltung bei. Hört selbst! Bleibt nur die Frage: In welcher Journalisten­schule wird solch ein Mumpitz gelehrt?

In den Nachrichten um 16.00 Uhr verheddert sich Nachrichtensprecher Sandro S. in den Wirrnissen fremder Texte, die so umgeschrieben werden, daß sie durchaus als Nicht-Plagiat durchgehen können. Dabei entstehen richtige Null-Aussage-Sätze mit einem gewissen Unterhaltungswert:

„Doch man muß sich noch weiter gedulden. Die Entscheidung der Zukunft wird auf 2010 verzögert.“

Und weiter im Versuch, mit Hilfe der deutschen Grammatik semantisch sinnlose Sätze zu kombinieren:

„Man wolle die Bundestagswahlen abwarten, um sich weiter festzulegen, heißt es.“

Muß es nicht heißen: „Die Entscheidung über die Zukunft von Biblis A wird sich auf 2010 verschieben. Man wolle zunächst die Bundestagswahl [Singular!] abwarten, bevor man sich festlege, heißt es.“?

Das Bemühen, sich durch Kopieren der kommerziellen Radiovorbilder professionell zu geben, führt zu weiteren seltsamen Blüten. In den 16.00 Uhr-Nachrichten tauchen die ersten Zwischenstände der Spiele der Fußball-Bundesliga auf. Diese liegen den Redakteuren im Sendehaus natürlich vor und könnten vom Nachrichtensprecher Sandro S. auch vorgelesen werden. Das ist aber nicht cool genug. Professionell ist es, wenn ein weiterer Redakteur, hier ein gewisser „RadaR-Sportreporter“ Patrick W., per Telefon zugeschaltet wird. Ob er nun vor dem heimischen Rechner sitzt oder per Handy oder Telefonleitung aus dem Nachbarraum des Senders zugeschaltet wird, ist nebensächlich. Hauptsache: wir haben einen weiteren Korrespondenten eingeführt. Es folgt Lilien-Reporter Bernd S., der im Gegensatz zu Patrick W. tatsächlich bei Radio Darmstadt in der Sportredaktion tätig ist. Er berichtet von einem Sieg des Darmstädter Viertligisten aus Freiburg. Im Gegensatz zum Überflieger Timotheus G. befindet sich auch dort, woher er vorgibt zu berichten.

Angesichts der Anwesenheit des Unterhaltungs-Redakteurs Jürgen R. im Sendehaus waren nach den Nachrichten um 15.00 Uhr keine Plagiate mehr zu erwarten. Dennoch wirkt das manirierte Auftreten der Sprecher befremdlich, selbst dann, wenn sie sich Mühe geben, Sätze und Gedanken in eigene Worte zu fassen und sich dabei nicht auf eine einzige Quelle zu beziehen.

Dennoch stolpern unsere Redakteure auch hier über Fallen, die sie sich selbst gestellt haben. So erklärt uns Christian F. um 17.00 Uhr, daß Franz Müntefering „vor wenigen Minuten“ zum SPD-Parteivorsitzenden gewählt wurde. Mit denselben Worten hören wir ihn eine Stunde später. Wir lernen hieraus die mathematische Gleichung: wenige Minuten plus sechzig Minuten ergeben wenige Minuten. Auch die Entscheidung der Zukunft, die sich auf 2010 verzögert, wird – ohne mit der Wimper zu zucken – nochmals verlesen.

Halten wir zusammenfassend fest: Die Nachrichtenredaktion des Senders hat für ihren Unterhaltungs­redaktions-Sondersendetag am 18. Oktober 2008 etwa ein Dutzend Meldungen vorgelesen, die als Plagiat betrachtet werden können. Meine Intervention am frühen Nachmittag hat vermutlich eine höhere Trefferquote verhindert. Sehr unterhaltend …

 


 

Aus der Welt der Wissenschaft

Vier Tage später, genauer gesagt in den Mittwochabend­stunden des 22. Oktober 2008, sollte die letzte Folge aus der Reihe WissensRadaR der Wissenschaftsredaktion ausgestrahlt werden. Vermutlich wurde der Redakteur nach undurchsichtigen Kriterien ausgeguckt, denn er betrat ziemlich offensichtlich recht unvorbereitet das Sendehaus. Deshalb hörten wir in den ersten zehn Minuten der geplanten zweistündigen Sendung ohne jede Anmorderation erst einmal das, was bei Radio Darmstadt gewöhnlich dann läuft, wenn der Sender nichts zu sagen hat, nämlich beliebig-belanglose Musik. Nennen wir den Redakteur einfach Matthias K., denn als solchen stellt er sich uns später vor.

Nach einer kurzen Anmoderation um 21.10 Uhr werden wir mit seichter Musik auf die Folter gespannt, was es denn Neues aus der Welt der Wissenschaft geben könnte. Das wußte unser Redakteur vermutlich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, weshalb er sich im weltweiten Ablesenetz erst einmal sachkundig machen muß. Er kündigt uns jedenfalls einige „Geschichten“ an. Vielleicht so etwas wie Gute-Nacht-Geschichten? Dreiund­dreißig Minuten später meldet er sich dann wieder zu Wort: „Jetzt werde ich ein bißchen genauer auf die Geschichten eingehen.“

Geschichte #1:

Die abgelesene Quelle wird nicht benannt.

Geschichte #2:

Wo es im Text heißt, über diese Gesichts­erkennung werde im Fachblatt „Psychological Science“ berichtet, liest der beim offen­sicht­lichen Versuch, nicht wörtlich vorzulesen, leicht über­forderte Redakteur: „Physical Science“. Auch hier wird die Quelle nicht benannt.

Geschichte #3:

Bei dieser „Geschichte“ bemüht sich der Redakteur sozusagen on the fly, die Geschichte so zu erzählen, daß sie nicht als Plagiat dasteht, obwohl es angesichts der mitlaufenden handels­üblichen Suchmaschine offen­sicht­lich ist, aus welcher Quelle er vorliest.

Um dieses dabei heraus­kommende Herum­geeiere zu verdeutlichen, könnt ihr euch mit dem nebenstehenden Player diese „Geschichte“, deren Quelle der Redakteur uns vorsichts­halber nicht nennt, selbst anhören.

Hinweisen möchte ich auf eine Eigenheit dieser Vorleseübung, die geübte Hörerinnen und Hörer auch in anderen Sendungen von Radio Darmstadt wieder­erkennen können. Der Wissen­schafts­redakteur liest hier einen Text vor, den er ganz offen­kundig zuvor nicht durch­geschaut hat. Ent­sprechend stolpert er bei seinen Versuchen, vernünftige Sätze zu bilden, durch das Wort­labyrinth und verkündet anschließend, aber erst, nachdem auch er selbst verstanden hat, was er da gerade vorgelesen hat: „Genau.“ Wir könnten hierbei von einer zu Tage tretenden Begreifens­psychologie sprechen. Dieser Wissen­schafts­redakteur studiert an einer Darmstädter Hochschule und soll hier wohl als Wissen­schafts­journalist geschult werden. Und doch scheint ihm keine und niemand gesagt zu haben, daß es äußerst ratsam ist, sich einen fremden Text zuvor selbst laut vorzulesen. Dabei erkennt man und frau nicht nur die Klippen, über die er oder sie beim Vorsprechen stolpert, sondern auch den Sinn des vorzu­tragenden Textes. Nichts ist enervierender als ein Wissen­schafts­redakteur, der nicht weiß, worüber er spricht, und dies auch noch sein Auditorium spüren läßt.

Aber vielleicht ist dies genau die Art der Medien­kompetenz­vermittlung, die sich die LPR Hessen vorstellt: Uninformierte desinformieren Uninformierte. Ich schlage dem zuständigen Vorstands­mitglied Benjamin Gürkan hier an dieser Stelle das ultimative Basis­seminar für alle Internet­vorleser und Nach­sprecherinnen vor: „Wir lernen Vorlesen.“ Damit auch unsere Kinder nicht zu den 42% gehören, deren Eltern nicht vorlesen können.

Ich frage mich wirklich, was in den angeblich so wahnsinnig tollen Ausbildungs­seminaren vermittelt wird. Schlecht vorgetragene und noch schlechter verschleierte Plagiate? Stammeln für Dummies? Blubberkram zum Abschalten? Denn so hört sich das an! [23]

Doch kommen wir zum Ernst der Sendung zurück. Nach erfolgreich absolvierter Geschichten­erzählerei ist erstmal wieder Ruhe im Karton, denn unser Redakteur muß zunächst im Internet nach neuen Meldungen fischen gehen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde Musikberieselung, die gelegentlich auch mal durch kürzere Sendelöcher unterbrochen wird, meldet sich unser Redakteur mit Geschichte #4:

zu Wort:

„Diese Geschichte ist von der dtp veröffentlicht worden auf wissenschaft.de von Martin Schäfer.“

Nun ja, die Presseagentur heißt ddp und mit dem im Text mehrfach vorkommenden Wort Striatum hatte unser Redakteur seine liebe Müh und Not. Aber immerhin: hier wird einmal eine Quelle genannt, auch wenn der syntaktische Zusammenhang, in dem der Name Martin Schäfer fällt, nicht ganz klar wird. Bleibt nur ein Problem: das Urheber­recht wird nicht dadurch außer Kraft gesetzt, daß man die Quelle der Erkenntnis nennt. Soll heißen: ohne Genehmigung bleibt das Vorlesen dennoch nicht statthaft. Wurde unserem Redakteur dies nicht von seinem Redaktions­kollegen Benjamin Gürkan verklickert? Gehört das neuerdings nicht mehr zu den basics des von Gürkan neu konzipierten Einführungs­seminars für alle diejenigen, die das erste Mal ohne „Erwachsenen-Begleitung“ auf Sendung gehen? Also, es gab einmal Zeiten bei Radio Darmstadt, in denen diese basics vermittelt wurden. Vielleicht pfeift hier aber auch bloß der neue journalistische Wind durch das Sendehaus am Steubenplatz. Zum Schluß ein kleiner Tip für unseren Wissenschafts­redakteur: Gute Vorbereitung ist alles. Und wenn er mal nicht weiß, was ein „Striatum“ ist, dann kann er sich in der Wikipedia sachkundig machen. Es ist ja keine Schande, das Wort nicht zu kennen. Bis zu seiner Vorlese­übung kannte ich es ja auch nicht. Nach seiner Vorleseübung war ich allerdings auch nicht schlauer – und habe deshalb eine weitaus fach­kundigere Meinung herangezogen.

Ich bin mir hingegen ganz sicher, daß der Redakteur genau wußte, daß das so, wie er die Beiträge vorgelesen hat, nicht geht. Dafür sind seine Versuche, vom vorgegebenen Text abzuweichen, viel zu verräterisch. Charakteristisch ist hierbei, daß er seine Versuche immer dann wieder abbricht, wenn er bemerkt, daß er sich hoffnungslos beim Umformulieren verheddert hat, und dann einfach weiter den ihm vorliegenden Text vorliest. Ich gehe auch davon aus, daß der Redakteur, der in seinem bürgerlichen Leben Student an einer Darmstädter Hochschule ist, ganz genau weiß, was ein Plagiat ist, und ebenso weiß, daß selbige im Wissen­schafts­betrieb verpönt sind. Er bringt es dennoch. Schließlich ist er bei Radio Darmstadt – und dort kräht kein Hahn danach. Hauptsache, eine Sendung wurde mit irgendeinem Inhalt gefüllt.

Fragen des Urheberrechts

Am 1. Juni 2009 schrieb mich der Wissenschafts­redakteur per E–Mail an und forderte das sofortige Entfernen von Hinweisen auf seinen Namen sowie der dokumen­tierenden Audiodatei. Hierbei machte er, der selbst das Urheber­recht gleich mehrerer Berufs­kollegen (bzw. der Betreiber der verwendeten Portale) verletzt hat, für seinen eigenen Plagiats­vortrag ein Urheber­recht geltend. Nach deutscher Recht­sprechung existiert jedoch kein Urheber­recht an einem Plagiat. Als an der Hochschule Darmstadt ausgebildeter Journalist sollte er das wissen. Ich bin immer wieder erschüttert, mit welch naivem Rechts­verständnis bei Radio Darmstadt rechtliche Schritte angedroht werden. Daß dieser Vorgang nicht karriere­fördernd ist, hätte er sich vielleicht besser bei der Auswahl seiner vorgelesenen Texte klarmachen sollen.

Verwiesen sei hier auf das Urteil des Landgerichts München I vom 15. November 2006 (21 O 22557/05), zu finden beispiels­weise [hier]. Worin beim Vorlesen eines fremden Textes die eigene geistige Schöpfung liegen soll, ohne die ein eigenes Urheber­recht ohnehin nicht geltend gemacht werden kann, erschließt sich mir nicht. Klar, hier geht es um die Stimme. Der Herr Plagiator möchte nicht mehr wieder­erkannt werden, obwohl er bei seinem eigenen Vortrag bei Radio Darmstadt offen­kundig kein Problem mit der eigenen Stimme hatte. Seine Sendung wurde sogar zweimal wiederholt und war weltweit mittels des Livestreams von Radio Darmstadt zu empfangen.

Auf einer österreichischen Webseite fand ich folgende schöne Passage, die meines Erachtens zu den Vorlesungen des Wissen­schafts­redakteurs bestens paßt: „Beim Plagiat hingegen wird das übernommene Gedankengut gerade nicht als solches kenntlich gemacht.“

Klarstellung

Der Wissenschafts­redakteur verwies außerdem darauf, daß er angesichts des Namens­kürzels mit dem ehemaligen für die Technik des Senders zuständigen Vorstands­mitglied Matthias K. verwechselt werden könne. In der Tat handelt es sich um zwei Personen. Das ehemalige Vorstands­mitglied hat in seinen Sendungen für die Unter­haltungs­redaktion von Radio Darmstadt keinerlei rechtlich bedenklichen oder gar unzulässigen Mittel verwendet. Das sollte auf jeden Fall hier festgehalten werden.

Nur ganz nebenbei bemerkt: Wissen­schafts­journalismus zeichnet sich nicht durch Ablesen fremder Texte aus, sondern durch die Kunst, wissen­schaftliche Erkenntnisse so zu formulieren, daß sie auch von den Redakteuren von Radio Darmstadt verstanden werden können. Genau.

Für seine originelle, sich selbst vergewissernde Leseübung wird Matthias K. für den „RadaR Fake des Jahres“ nominiert.

Nach knapp einer weiteren halben Stunde Musik verabschiedet sich der Redakteur von uns und kündigt die nachfolgenden Nachrichten des Deutschlandfunks an. Statt dessen hören wir um 23.00 Uhr ein zwanzigsekündiges Sendeloch, dem eine Minute lang Musik folgt, ehe weitere 45 Sekunden Stille zu vernehmen sind. Vermutlich gelang es unserem Wissenschafts­redakteur erst einmal nicht herauszufinden, wie man denn den Deutschlandfunk zu Gehör bringt. Zwei Minuten zu spät ertönt dann doch die schrecklich verzerrte Stimme der Nachrichten­sprecherin. Nach dem Ende der Nachrichten des Deutschlandfunks startet nicht etwa die Wiederholung des Abend­programms, wie aufgrund des ausgedruckten Programms zu erwarten gewesen wäre. Statt dessen stolpern wir in eine Ausgabe der polnischen Sendung Mischmasch, und zwar nicht in die Ausgabe des heutigen Abends! Um 23.43 Uhr wird die Wiederholung des Abend­programms dann doch noch richtig eingespielt und wir können endlich beruhigt ins Bett gehen, auch wenn wir wissen, daß das eine oder andere Plagiat in der nächtlichen Wiederholung des Programms noch einmal erschallen wird.

 


 

Uninspirierte Jazz-Session

Das Bemühen, die eigene Medienkompetenz auch anderen angedeihen zu lassen, führt oftmals dazu, Menschen mit frischen Informationen aus dem weltweiten Datennetz zu versorgen. Selbst lokale Veranstaltungs­hinweise werden treu und brav von den einschlägigen Webseiten aus der Region abgelesen. Nun ist dies insofern nicht so tragisch, weil das Urheberrecht eine eigene geistige Schöpfung voraussetzt, und ein werbender Veranstaltungs­hinweis auf der Webseite einer bekannten Darmstädter Location (wie das Neudeutsch heißt) ist keine geistige Schöpfung, sondern ein Konsumangebot. Allerdings vergessen manche Redakteure und Moderatorinnen bei ihrer wortwörtlichen Übernahme, den Jingle für den nun folgenden Werbeblock zu betätigen. Kulturelle Veranstaltungen werden in der Regel nicht aufgrund ihrer geistvollen Nahrung angeboten, sondern um damit Geld zu verdienen. Dementsprechend werden Künstlerinnen und Künstler angepriesen, weshalb die Aufgabe eines Redakteurs von Radio Darmstadt nicht nur darin bestehen sollte, die kommerziellen Bestandteile herauszufiltern, sondern zudem zu begründen, weshalb ausgerechnet auf diese und nicht eine andere Veranstaltung hingewiesen wird. So kann es durchaus nicht schaden, eine eigene Meinung zu haben und diese auch begründet kundzutun. Es scheint jedoch einfacher zu sein, fremde Texte nachzubeten.

So auch in der Jazzsendung der Kulturredaktion am Mittwoch, den 12. November 2008. Vollkommen uninspiriert leiert ein Redakteur das Programm namhafter Darmstädter Veranstalter herunter. Mit dieser Intonation wird jedoch die gute Absicht zunichte gemacht, die in einer Variation des Verhältnisses zwischen Propheten und ihren Bergen besteht: Wenn du nicht zum Internet kommst, kommt das Internet zu dir. Hier ist jedoch einschränkend anzumerken, daß die abgelesenen Texte vom Jazzkalender des Jazzinstituts Darmstadt stammen und daß die beiden Moderatoren der Sendung zum Inventar des auch über Darmstadts Grenzen hinaus bekannten Jazztreffs gehören. Dennoch, und davon ist sicher auszugehen, stammen die vorgetragenen Texte nicht aus der Feder des Jazzinstituts, sondern wurden für den Veranstaltungs­kalender aus verschiedensten werbenden Presse­veröffentlichungen zusammen­kompiliert.

Also können wir durchaus vom Vortrag fremder Texte ausgehen, wenn es heruntergenuschelt [24] heißt:

„Der gebürtige Brite, der seit seinem sechsten Lebensjahr in Deutschland lebt, brachte 2007 mit ‚Eye to Eye‘ sein Debütalbum als Bandleader beim Mayorlabel Sony-BMG heraus und wird seither als ‚Germany's Next Top-Saxofonist‘ (Die Welt) hoch gehandelt. Wyand ist ein Jazzmusiker für alle Tonarten: Stilsicher kann er von Bebop auf coolen Acid-Jazz umschalten. Aber auch bei internationalen Popstars findet er Anklang. So stand Wyand bereits mit Popsänger Robbie Williams auf der Bühne. In der Centralstation wird er sein neues Album ‚Hidden Hill‘ vorstellen.“

Ich gehe einmal davon aus, daß sich der Nuschler am Mikrofon stilsicher für die Stilsicherheit von Mark Wyand verbürgt. Dieser Satz stammt nämlich aus einem Promo-Text seiner Plattenfirma!

Tröstet es uns, wenn wir wissen, daß andere Sender auch nicht besser sind? Alsdann wird uns folgender Text – sogar nicht genuschelt – abgelesen:

„Das Berlin/Kölner Musik-Label ‚Staubgold‘ wandelt seit 10 Jahren gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen elektronischen Klangexperimenten und ambitionierter zeitgenössischer Musik, Techno und Free Jazz. Die Veranstaltungs­halle 603qm und das Jazzinstitut Darmstadt präsentieren gemeinsam dieses Highlight aktueller elektronischer Musik bei der ‚Staubgold-Nacht‘. Das aktuelle Programm ‚Jinx‘ des Kammerflimmer Kollektiefs basiert auf Improvisationen von Bass, Harmonium und Gitarre, die durch overdubs vom Computer vervielfältigt, gedehnt und modifiziert werden. Im Live-Kontext werden ihre vielschichtigen Klanggebäude verstärkt von Gesang und Violine. Das Flagschiff des Labels, erweist sich als Mischung aus Laptop-Projekt und Jazz-Ensemble, das weltweit auf Jazz-Festivals und in Klubs gleichermaßen verehrt wird. Der zweite Act, Mapstation, das Soloprojekt des Klangkünstlers Stefan Schneider, steht in der musikalischen Tradition seiner Heimatstadt Düsseldorf, aus der Bands wie Kraftwerk, DAF oder Der Plan hervorgingen. Minimalistische Elektronik mit dem hypnotischen Gestus eines Steve Reich und der geheimnisvollen Aura früher Sequenzerelektronik.“

Wetten, daß auch dieser Text nicht den Gedanken des Vorlesenden entsprungen sind? Soll heißen: er plappert fremde Einschätzungen und Wertungen nach, ohne seine Hörerinnen und Hörer hiervon in Kenntnis zu setzen. Das – und dies sei nebenbei bemerkt – verhilft dem Moderator nicht gerade zu mehr Glaubwürdigkeit. Auf diese Weise verplätschert sich auch der Rest der Sendestunde, in der weitere abgelesene Texte dieser Art zum Vortrag kommen.

Wir fragen besser nicht nach dem Sinn einer derartigen Vorleseeinheit. Obwohl: weshalb, zum Teufel, ist der Redakteur nicht in der Lage, seinen Veranstaltungshinweis so zu redigieren, daß kenntlich wird, weshalb er uns dieses Konzert nahelegt? Oder fehlt es ihm einfach nur an Inspiration, zu cooler Jazzmusik auch noch einige Takte Wort hinzufügen zu müssen? Weshalb, lieber Moderator, quälst du dich dann eigentlich ins Sendestudio? Die Musik kannst du doch auch vor deiner heimischen Stereoanlage anhören.

 


 

Medienkompetenz aus dem Focus

Als besonders medienkompetent erweist sich auch die Moderatorin der direkt nachfolgenden Sendung des Ausländerbeirats der Stadt Darmstadt. Sie ist Mitglied desselben und nutzt ihre in Darmstadts Lokalradio erworbenen Fertigkeiten dazu, Migrantinnen und Migranten eine Plattform zu bieten. Dieses löbliche Unterfangen wird dadurch konterkariert, daß sie ohne ihren Beirat in der Sendung dasteht. Was tun? Nun, sie mag die Musik von Cem Karaca, kann aber offensichtlich ihre Vorliebe für den 2004 verstorbenen Künstler nicht in eigenen Worten begründen. Wie praktisch, daß es die Wikipedia gibt, aus der nun, selbstredend ohne die Quelle zu nennen, fleißig vorgelesen wird. Hierzu stellt die Redakteurin und Moderatorin das Album Die Kanaken von Cem Karaca vor.

Ärgerlich finde ich weniger das Abkupfern aus der Wikipedia als vielmehr das bedingungslose Kleben an fremden Buchstaben. So findet sich in der Wikipedia (Stand: 5. Oktober 2008) folgender Satz:

„Besonderes Charakteristikum ist die raue Stimme Karaca, die er sowohl in Rock- und Jazzmusik einsetzen konnte.“

Da Karaca hier sicherlich nicht als eine attributive Ergänzung zum Wort „Stimme“ gemeint ist, also daß in diesem Fall die Stimme den Namen Karaca trägt, sondern es um die Stimme Karacas geht, fehlt ganz offensichtlich ein „s“. Sinn- und verstandlos liest unsere Moderatorin diesen grammatisch falschen Text ab, so wie sie auch mit dem übrigen Text umgeht. Eigenständiges Mitdenken scheint beim Ablesen streng verboten zu sein. Auch wenn die Moderatorin selbst türkische Wurzeln besitzt, ist sie der deutschen Sprache meiner Erfahrung nach ausreichend mächtig, um derartige Klippen brilliant zu umschiffen. Die Tatsache, daß sie dies nicht tut, belegt, daß sie ihr eigenes Nachdenken an der Studiotüre abgegeben hat.

Von der Wikipedia springt sie sodann zum Focus. Von Katja Riedel stammt eine mehrteilige Serie zur deutschen Migrationsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. An einer Stelle benennt unsere Moderatorin tatsächlich sogar die Quelle ihrer Ableserei. Charakteristisch hierbei ist, daß auch die Quellenangabe wortwörtlich abgelesen wird:

„Von FOCUS-Online-Autorin Katja Riedel.“

Nur ja nicht von den heiligen Buchstaben abweichen!

Als studierte Diplompädagogin sollte die Moderatorin jedoch wissen, daß auch bei Nennung der Autorin eines Werkes die Urheberrechte nicht mit migrieren. Aber was kümmert es uns? Wer liest schon das konservative Pendant zum Spiegel? Also ist es doch nur zu berechtigt, Medienkompetenz zu zeigen und selbige zu vermitteln. Wer den Focus nicht selbst lesen mag, bekommt ihn nun ungewollt nachgesprochen. Sozusagen die Hörzeitung für die Leseunwilligen. Die Hörzeitung für die unfreiwillig eingeschränkt Sehfähigen ist hingegen donnerstags im Programm und schon intentional keine sinnlose Nachplapperei.

Im Verlauf der Sendung springt die Moderatorin zwischen Wikipedia und Focus. Mit der Wikipedia stellt sie das Album Die Kanaken vor, mit dem Focus die Migration. An einer Stelle gibt sie sogar einen eigenen Gedanken von sich, der – weil nicht durchdacht – leider nicht zutreffend ist:

„1984 wurde diese CD veröffentlicht.“

Kaum. Es handelte sich um eine auf Vinyl gepreßte Langspielplatte, wie es anhand des Knisterns auch in der Sendung zu hören war. Eine CD-Fassung wurde nie veröffentlicht.

Für diese wenig originelle Eigenleistung kann Hacer Y. leider nicht für den „RadaR Fake des Jahres“ nominiert werden.

 


 

Chuck Norris als Comedyduell

Am Samstagabend des 29. November 2008 will Radio Darmstadt eine Weltneuheit präsentieren, nämlich ein Comedy-Duell zwischen Robert und Erna. Gespannt schalten wir das Radiogerät ein und … hören erst einmal eine Einlage Musik. Nun gut, vielleicht üben Erna und Robert ja noch und haben ein wenig Lampenfieber vor ihrem ersten öffentlichen Auftritt. Als aber auch nach knapp einer halben Stunde weder Erna noch Robert erscheinen, können wir uns so langsam fragen, ob auch diese Sendung ein Fake ist. Statt dessen springen – nennen wir sie mal, denn so stellen sie sich vor – Andy und Sandro ein. Wie immer, wenn Not an Ideen ist, und das kommt ja öfter vor, wird eifrig die Maus mit der Tastatur vernetzt und im Internet gesurft. Wir erfahren nachfolgend etwas über die kleine Welt von Andy und Sandro, denn sie scheinen Fans von Walker, dem Texas Ranger zu sein.

Also lesen sie uns Chuck Norris-Witze vor. Nun könnten wir selbige auch selbst nachlesen, falls wir Lust auf schale und vor allem nicht abgelesene Comedy haben, aber das wäre ja nicht medien­kompetent genug. Ohnehin sprechen hier Insider zu Insidern. Denn wer weiß schon, wer Chuck Norris ist und weshalb sich eine eigene auf ihn zugeschnittene Witzkultur etabliert hat. – Doch wer glaubt, der Tiefpunkt des Abends sei schon erreicht, wird anschließend eines Besseren belehrt.

Etwa eine halbe Stunde später werden wir mit einer garantiert wahren Geschichte aus der Welt der Gebühren­schnüffelei … behelligt. Diese Geschichte kursiert seit Jahren in den verschiedensten Versionen im Internet und ist garantiert … – aber hören wir selbst:

A.: „Wo hat er geklingelt?“

S.: „Ja, bei meiner Alten.“

A.: „Bei deiner Alten, ja.“

S.: „Genau, du liest jetzt … du tust mal so, als ob du jetzt der GEZ-Fuzzi …

Alles klar? Erst wird die (erfundene) persönliche Note hervorgekehrt, um sie direkt danach zu dementieren. Und weil dies entsprechend unglaubwürdig wirkt, wird uns erklärt:

A.: „[Wir haben] uns den vor ein paar Jahren ausgedacht, den Witz. Deswegen müssen wir ihn mittlerweile ablesen, weil wir haben ja nicht so ein langes Gedächtnis. Ja.“

Das glaube ich sofort. Soll also heißen: all die netten Internetfassungen wurden aus dem Gedankenpool von Radio Darmstadt geklaut und es war deshalb nicht etwa, wie ich behaupten würde, genau umgekehrt. – Nein, nein. Andy will mit einem hörbaren Augenzwinkern nur zum Ausdruck bringen, daß er auf die Medienkompetenz seiner wenigen noch verbliebenen Hörerinnen und Hörer setzt, die sofort erkennen, daß die beiden Moderatoren nur vorgeben, eine Geschichte aus ihrem eigenen Leben zu erzählen. Doch wenn dem so wäre: weshalb können Andy und Sandro nicht einfach sagen: „Ey Leute, nix los aufm Sender, wir lesen euch mal ein paar lahme Witze ausm Internet vor. Echt krass, ey.“

Für diese originelle und garantiert wahre Geschichte aus dem Gedankenpool von Radio Darmstadt werden Andy U. und Sandro S. für den „RadaR Fake des Jahres“ nominiert.

Ansonsten: erstens quälend lang, inhaltlich dröge und zudem schlecht vorgetragen. Laienschauspieler eben. Also genau das, was am Steubenplatz „professionelles Radio“ ausmacht, gell, Timotheus?

Für die Hörerinnen und Hörer, die noch etwas masochistischer veranlagt sind, gab es sogar noch eine Steigerung. Woher ich das weiß, obwohl ich nicht masochistisch veranlagt bin? Ganz einfach. Ich habe den Quatsch aufgezeichnet, mittels einer handelsüblichen Suchmaschine abgeglichen und einige Sekunden zugehört. Das reicht. Es soll ja Menschen geben, die auf so etwas stehen und eifrig zuhören. Doch auch an diesem Abend, so mußte Andy trübsinnig feststellen, wollte schon wieder keine und niemand im Sendehaus anrufen und interaktiv mitwirken.

Den letzten Höhepunkt einer peinlichen Vorstellung bildete die sprachlich nachgebildete Fassung eines – vermutlich erfundenen – Internetchats. In diesem Chat geht es um einen anderen Laienschau­spieler, der versucht, den Computer eines ihm unbekannten Menschen zu hacken und der hierbei seine eigene Festplatte formatiert. Einmal abgesehen davon, daß der Sachverhalt, so wie er geschildert wird, nicht funktionieren kann, ist der Text schlicht nicht radiotauglich. Aber vielleicht macht genau dies das Comedy-Element der nun folgenden Internetvorlesung aus, die vor allem darin besteht, daß einer der beiden Moderatoren versucht, die krasse Sprache heutiger Jugendlicher nachzubilden. Verständlich ist der Inhalt nur für diejenigen, die wissen, was es mit der „IP 127.0.0.1“ auf sich hat – und wer weiß das schon? Vielleicht wäre solch ein flaues Witzchen daher besser in der Sendereihe Medien RadaR aufgehoben.

Hinzu kommt, daß unsere beiden Moderatoren weder vorbereitet noch konzentriert wirken, und so entwickelt sich eine ziemlich nervige Performance dessen, was die LPR Hessen möglicherweise „Medienkompetenz“ nennen würde. Denn schließlich zahlt sie auch für die Durchführung derart zugangsoffener Internet­vorlesungen rund 70.000 Euro im Jahr.

Da ist es doch tröstlich, daß Radio Darmstadt in den nachfolgenden zwei Sendestunden wieder eine qualitativ hochwertige Sendung zu Gehör bringt. Denn was ist hochwertiger als – genau! – Musik? Das im Programmflyer angekündigte U-Red Spezial entpuppt sich als Wiederholung von Musiktiteln, die schon einmal 2003 abgespielt worden waren. So nach dem Motto: wir haben zwar nichts Vernünftiges zu sagen, aber das in Stereo. Und diesmal waren sogar beide Stereokanäle zu hören …

 


 

Die virtuelle Welt der Magier und Krieger

Seit Anfang 2008 bereichert eine neue innovative Unterhaltungssendung das Programm von Radio Darmstadt: In Game, die nach eigener Aussage einzige terrestrisch (also per Antenne) empfangbare Sendung zu World of Warcraft. „In der Show erfahrt ihr alles rund um die Spiele und alles was dazu gehört“, so verkündet es die Webseite von Radio Darmstadt. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, wird doch auch hier das Internet wortwörtlich vorgetragen.

Dies ist umso bemerkenswerter, als der „Chefredakteur“ (sic!) der Sendung, Nils P., im Jahr 2007 mit mir über das Problem des Plagiarismus bei Radio Darmstadt ausgiebig kommuniziert hat. Seither weiß er, daß das Vorlesen fremder Inhalte nicht regelkonform ist. Doch was hören wir in der Sendung am 13. Dezember 2008? Alles, was du wissen mußt, wenn du schon zu faul bist, es selbst im Internet nachzulesen.

Screenshot allvatar.comSehr beliebt scheint an diesem Abend das Internetportal allvatar.com zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, daß wir allein aus dem Newsticker dieses Portal mit sieben Meldungen und einem ausführlichen Bericht aus Naxxramas versorgt werden. Eine redaktionelle Bearbeitung des Inhalts ist an keiner Stelle zu erkennen, es wird einfach abgekupfert. Vermutlich wurde zunächst die Startseite des Portals aufgerufen, anschließend wurden die aktuellen Meldungen dann einfach nach und nach durchgeklickt und vorgelesen. Anhand der IDs dieser Meldungen läßt sich der Vorgang sehr schön nachvollziehen: 3854, 3850, 3849, 3841, 3839, 3838, 3834.

Es kann mit Sicherheit angenommen werden, daß weder Nils P. noch sein Komoderator Robert V. diese Texte geschrieben und bei Allvatar eingestellt haben. Eher ist hier die Frage nach der Schleichwerbung für ein Produkt zu stellen, das zwar millionenfach verkauft wurde, dessen Sinn jedoch eher zweifelhafter Natur ist. Nun gehört das Spielen zum Menschsein dazu, und weshalb sollte nicht auch eine Gameshow dieses Bedürfnis unterstützen dürfen? Wo sich die Welt der Kriegshandwerker jedoch auf das reine Wegballern, Unschädlichmachen und einen verzauberten Überlebenskampf beschränkt, müssen wir uns eher fragen, ob eine solch militaristische Phantasie mit dem Gedanken eines freien Radios kompatibel ist.

Die hessische Landesmedienanstalt hat kurz vor dem Fest der Bescherung in einer Pressemitteilung für Eltern einige Ratschläge zur Hand:

„PC- und Videospiele stehen auch in diesem Jahr wieder ganz oben auf den Wunschlisten. Das Problem: Gerade die Erwachsenen, die mit PC- und Videospielen keine eigene Erfahrung haben, tun sich bei der Auswahl geeigneter Games oft schwer – ‚Killerspiele‘ möchte man schließlich nicht verschenken. Fakt ist: Der weitaus größte Teil der in Deutschland verfügbaren Spiele ist pädagogisch völlig unproblematisch und zum Teil auch schon für Kinder geeignet. Mit einigen Kenntnissen ist es nicht schwer, geeignete PC- und Videospiele zu finden.“

Genauso unkritisch, wie die LPR Hessen mit dem virtuellen Morden umgeht, wird dieser Ratschlag medienpädagogisch wertvoll durch das crossmedial denkende und medienkompetent vorlesende Spieleteam vorbildlich umgesetzt.

Wenn schon das Töten vollkommen ok ist, dann spielt das Suchtpotential derartiger Spiele keine Rolle. Über dieses Suchtpotential klärt weder die Pressemitteilung noch der Redaktionsstab um Nils P. auf. Dabei müßte er das wissen. Wie oft habe ich ihn im Sendehaus angetroffen, wie er vor dem Redaktionsrechner in Redaktionsraum 2 saß und nächtelang vor sich her daddelte, wobei er per Headset und Mikrofon mit seinen Mitspielern in Kontakt stand. Der Gruppendruck eines derartigen in Gilden organisierten Ballerspiels ist derart groß, daß er zu festgelegten Terminen nicht anders kann, als seine Freizeit vor dem Monitor abzusitzen und Freude daran zu finden, vorbereitete raids abzuarbeiten. Das übt fürs Leben. Wenn der Chef kommt und sagt, wir müssen eine Nachtschicht einlegen, dann wird er nicht mehr Nein sagen. Aus Spielesüchtigen werden so hervorragend ausbeutbare Workaholics.

Screenshot buffed.deKlar, daß man dann keine Zeit mehr dafür findet, seine Gameshow redaktionell vorzubereiten, und deshalb darauf angewiesen ist nachzuschauen, was das Internet denn gerade so bietet.

Zum Beispiel das Add-On der Woche. Am 13. Dezember 2008 wurde uns das Add-On Move Anything! vorgestellt bzw. vorgelesen. Eigene Erfahrungsberichte oder gar einen kritischen Hintergrundgedanken hören wir selbstredend nicht. Das ist auch nicht nötig, denn die verschworene Gemeinschaft der Kriegshandwerker hat keine Zeit für unnütze Gedanken über den Sinn ihres Tuns. Alles, was stört, wird ausgeblendet, weggezappt oder eliminiert – also all das, wozu Move Anything! virtuell hervorragende Dienste leisten soll. Gewisse Ähnlichkeiten mit den Vorgängen bei Radio Darmstadt in den Jahren 2006 bis 2008 sind nicht von der Hand zu weisen.

Wie häufig uns derartiger Quark in dieser Gameshow schon vorgesetzt worden ist, müßte ein nochmaliges Anhören der vergangenen Sendungen zeigen. Daß der heutige Tag keine Ausnahme gewesen ist, belegt eine in der Sendung am 27. September 2008 beobachtete Vorlesesession.

 


 

Künstler der Übersetzung

Zwei Wochen später, also am 27. Dezember 2008, sind unsere Kriegs­handwerker mit einer neuen zwei­stündigen Ausgabe ihrer Gameshow zu hören. Kein, aber auch wirklich gar kein einziger Beitrag stammt von ihnen selbst. Während in der zweiten Sendestunde eine Rollenspiel-Comedy als Podcast zu hören ist, verbringen die beiden Moderatoren die erste Stunde damit, Texte aus den schon einschlägig bekannten Spieleportalen allvatar.com und buffed.de vorzulesen und den Rest der Zeit mit gefälliger Musik totzuschlagen. Der tiefere Sinn einer Game„show“, der darin besteht, entfremdete Texte einer entfremdeten Welt entfremdet vorzutragen, erschließt sich wohl nur denjenigen, die den Sinn des Lebens darin zu erblicken, sich tagsüber kommandieren zu lassen und als Ersatz­befriedigung abends und nachts Monster, Drachen und andere Gespenster zu töten.

Die entsprechenden Raids werden genauso entfremdet vorgeplant, in Zeitraster gepreßt und anschließend in stundenlangen Sitzungen durchgehechelt. Nils P. ist als Magier „Littlegandal“ bei derartigen Raids auf dem Server Arygos beteiligt und scheint hierin viel Zeit und Energie zu stecken. Manchmal verbringt er diese Zeit in stundenlangen Nacht­sitzungen vor dem Redaktions­rechner bei Radio Darmstadt – und zwar nicht mit Recherche, sondern mit Spielen. Recherche ist ja auch überflüssig, wenn man seine Beiträge aus dem Internet abkupfern kann. Insofern erhält meine rein subjektive und bissige Ansicht zu diesem Sender, er sei in weiten Teilen ein Spielradio von Spielkindern [25], eine vollkommen neue Bedeutung.

Screenshot einer Raid-Planung.

Die Gameshow am 27. Dezember 2008 ist demnach so überflüssig wie die vorgelesenen Inhalte. Zehn Beiträge werden aus allvater.com entnommen, und das Add-On der Woche, wie gewohnt, dem Internetportal buffed.de. Bemerkenswert ist jedoch, wie zuweilen ein vorgetragener Text so umgestrickt wird, daß Radio Darmstadt in einem besonders gutem Licht erscheint. Daß man es dann mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, gehört zum Spielkonzept.

So heißt es in einem Beitrag WoW: FAQ zu den Dual Specs wörtlich: „Ansonsten gab es noch keine kurze FAQ die wir für euch übersetzt haben:“. Nils P. macht daraus etwas ganz Eigenes, was dann tatsächlich auch als eigene redaktionelle Leistung durchgehen könnte:

„Ansonsten gab es noch eine kurze FAQ, die wir euch natürlich übersetzen lassen haben. Ja? Vielen Dank an unsere Englisch­kenntnisse besitzenden Leute hier bei RadaR. Zumindest so gute Englischkenntnisse besitzende Leute, daß wir es übersetzen konnten. Ja, wir haben gefragt, …“

Und das fiktive Frage-und-Antwort-Spiel im vorgelesenen Allvatar-Beitrag wird uns dann auch weiterhin in diesem Duktus verkauft: „Wir haben noch mehr gefragt.“ Es scheint so, daß zu einem virtuellen Spiel notwendiger­weise auch eine virtuelle Wahrheit gehört. Zu Deutsch: es wird gelogen. Dieses Geschwafel könnt ihr euch mit neben­stehendem Player auch selbst einmal anhören, wobei ich die „Antworten“ gekürzt habe. Unter anderem für solch einen Quatsch werden pro Jahr rund 70.000 Euro verbraten.

In einem Forumsbeitrag auf buffed.de stoßen wir auf weitere erstaunliche Mitteilungen. Nils P. schreibt dort:

„Dank einiger von euch ist In Game mittlerweile die meistgehörte Sendung bei RadaR mit im Schnitt 8000 Hörern.“

Screenshot In-Game WebseiteDieser hyper­ventilierende Größenwahn hat (siehe neben­stehendes Bild) vermutlich Methode. Ich wette, Nils P. wird mir den Beweis dieser Behauptung schuldig bleiben. Es wäre ja auch wirklich verwunderlich. Eine Reichweitenuntersuchung aus dem Jahr 2000 hatte (hochgerechnet) rund 7.000 Hörerinnen und Hörer innerhalb eines 14-Tage-Zyklus ermittelt (der sogenannte weiteste Hörerkreis). Eine weitere repräsentative Umfrage hatte für 2004 eine Verdopplung dieser Zahl ergeben. Demnach würde ein Viertel der damaligen Reichweite (insgesamt 336 Stunden) sich auf zwei Stunden konzentrieren! Wenn wir dann noch berücksichtigen, wie oft dazu aufgerufen wird, den Sender anzurufen, und nicht ganz so oft enttäuscht live on air vermeldet wird, daß mal wieder keine und niemand angerufen hat, so spricht diese nicht gerade für eine aktive Hörerinnen- und Hörerschaft. Deshalb bin ich geneigt, diese anmaßende Behauptung von Nils P. in das Reich der Mythen und Legenden seines Rollenspiels zu verweisen. Hier ist Einbildung die einzige Bildung.

Für diese originelle Selbstdarstellung wird Nils P. für den „RadaR Fake des Jahres“ nominiert.

Nachtrag: Besonders originell sichert Ablesekünstler Nils P. seine Kopistentätigkeit durch ein Copyright-Vermerk ab. Auf der Webseite high-noon.net läßt er uns wissen:

„Es wird dringend darauf hingewiesen, dass die Inhalte der Sendung geschützt sind und nicht an Dritte weiter gegeben werden dürfen. Dies gilt insbesondere für die DOWNLOADS der Sendung.“

Sollte das nicht auch für unseren Plagiator gelten?

 


 

Weshalb Radio Darmstadt den MediaSurfer einheimsen sollte

Alljährlich verleiht die LPR Hessen ihren Medienkompetenz­preis namens MediaSurfer an Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis achtzehn Jahren.

Gerade in einer Zeit, in der die Leseschwäche bei Kindern und Jugendlichen beklagt und dem Vorlesen umso mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, bietet es sich an, diesen Preis an Darmstadts frisch lizenziertes Vorzeige­projekt zu verleihen. Es ist kaum vorstellbar, daß irgendwo sonst in Hessen irgendein medien­pädagogisches Projekt derart viel innovativen Gehirnschmalz dafür aufgewendet hat, (nicht nur) Gleichaltrigen vorzulesen und ihnen gleichzeitig die schillernde Welt des globalen Datennetzes nahezubringen. Auf der Webseite der LPR Hessen können wir lesen (oder uns von unseren medialen Ersatzeltern vorlesen lassen):

„Eingereicht werden können medien­pädagogische Projekte, die im Jahr 2008 von und mit Kindern und Jugendlichen in Hessen durchgeführt wurden – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Bewerben können sich Schulklassen, Gruppen aus Freizeit- und Kinder­einrichtungen, Vereine, Jugendclubs und andere hessische Jugend­initiativen. Eingesetzt werden dürfen alle elektronischen Medien wie Radio/Audio, Fernsehen/Video, Computer/Internet oder Handy.“

Perfekt.

Nur eine Hürde muß noch genommen werden. Der Preis ist ausdrücklich an eine Alters­beschränkung gebunden. Hier bieten sich zwei Lösungen an. Entweder bewerben sich die noch minderjährigen Jugendlichen bei YoungPOWER stellvertretend für alle anderen Vorlese­künstlerinnen und zukünftigen Star­moderatoren. Ein preiswürdiger Vorlese­beitrag wird sich in dieser Alters­kategorie sicherlich finden lassen (ich helfe hier gerne aus meinem Archiv aus), und wenn nicht, dann reicht es sicherlich aus, mal schnell einen zu faken. Oder aber die LPR Hessen betrachtet Radio Darmstadt als ein rundfunk­gebühren­finanziertes selbst­verwaltetes Jugend­zentrum, in dem große und kleine Radio­spiel­kinder das Mikrofon und das Internet medien­pädagogisch crossmedial zusammen­puzzeln.

Sollte die LPR Hessen auf beide Varianten nicht eingehen wollen, so schlage ich vor, den nächstjährigen Bürgermedienpreis unter das Motto „Plagiat“ zu stellen. Ich bin mir sicher, daß das Medien­kompetenz­team von Radio Darmstadt dann gleich alle drei Preise mit nach Hause nehmen wird. Vor allem dann, wenn wir berücksichtigen, daß schon für den ersten Preis eine ganz und gar durch­schnittliche Performance ausreicht. Allerdings sollten unsere Spielkinder einige pittoreske Gestaltungs­gesichts­punkte berücksichtigen:

„Die abwechslungsreiche Dramaturgie sowie die präzise Platzierung von Musik, Geräuschen, Atmo und Hall sind besonders hervorzuheben.“

So die Jury zur Preisverleihung 2008. Das mit der präzisen Plazierung von beliebiger Mainstream-Musik sollte kein Problem darstellen, denn hierfür ist der Sender in Darmstadt bestens beleumdet. Als Geräusch schlage ich das mehrmalige Klicken beim Betätigen einer Mischpult­taste mit geöffnetem Mikrofon­regler vor, wenn die Technik mal wieder „professionell“ nicht so will wie sie soll. Grundsätzlich jedoch hat der Vorsitzende der Versammlung der LPR Hessen, Winfried Engel, schon bei der Verleihung des Bürger­medien­preises im Jahr 1999 weise voraus­schauend die Vorgabe präzise auf Radio Darmstadt zugeschnitten, ohne dabei zu ahnen, wie wörtlich er genommen werde:

„Mit dem Bürgermedienpreis soll ein Preis entstehen, der bewusst die qualitative Messlatte, auch für Nicht-Profis, hoch anlegt, um Maßstäbe zu setzen, zukunftsweisend zu sein und zur Nachahmung anzuregen.“

Vor allem hinsichtlich des Anregens zur Nachahmung kann ich diesen Worten, ehrlich gesagt, nichts mehr hinzufügen.

 


 

Übung macht den Meister

Im Folgenden eine kleine und ziemlich unvollständige Auswahl weiterer Vorlese­übungen bei Radio Darmstadt, welche die Bandbreite des Plagiarismus kennzeichnen. Denn Medien­kompetenz ist viel zu wichtig, um sie im Sendestudio zu belassen. Es sollen doch möglichst viele Menschen da draußen an den Rundfunk­geräten daran teilhaben, wenn sich die lese­hungrigen Männer und Frauen vor dem Mikrofon durch Texte kämpfen, die sie zuweilen erst dann verstanden haben, wenn der letzte Buchstabe dem Gehege ihrer Zähne entfleucht ist [26]. „Genau.“

Dennoch noch einmal der Hinweis: nicht jede Vorlesung bedeutet eine Urheber­rechts­verletzung oder gar ein Plagiat. Allerdings zeigt jede Vorlesung deutlich, daß die Herren Redakteure und die Damen Moderatorinnen (oder umgekehrt) nichts vorbereitet hatten und sich deshalb auf das verlassen, was ihnen der bunte Bildschirm im Sende­studio gerade so anbietet.

Eine schottische Universität erwartet von ihren Studentinnen und Studenten vor der Abgabe von Hausarbeiten eine Über­prüfung des abzuliefernden Textes mittels einer Plagiats-Software. Vielleicht sollten die auf dieser Seite aufgeführten Redaktionen bzw. Sendungen verpflichtet werden, ihre vorzulesenden Beiträge vor der Ausstrahlung einer solche Software vorzulegen.

Manche der im Internet frei verfügbaren Texte, Meldungen oder Presse­mitteilungen werden von einzelnen Portalen oder Betreibern auch per E-Mail versandt. Im Einzelfall ist es daher nicht entscheidbar, ob die per E-Mail versandte Fassung genutzt oder vom Bildschirm abgelesen wurde. Im Ergebnis ist dies jedoch unerheblich.

Hiermit beende ich die Auflistung. Das soll nicht heißen, daß der Plagiarismus bei Radio Darmstadt am 30. April 2009 ausgestorben wäre. Zukünftig sollen jedoch nur noch besonders ausgefallene Exemplare vorgeführt werden.

Einzelne Radiowecker sowie die Sendungen Jazz mit Ralf, Knackpunkt, Mezzoforte oder Stormy Monday, weiterhin einzelne Ausgaben des KultTourKalenders, werden von ehemaligen oder noch aktiven Mitgliedern des Programmrats von Radio Darmstadt gestaltet. So gesehen besitzen die Internet­vorlesungen im gesendeten Programm die höchsten Weihen – ausgerechnet des Gremiums, das in der Sendelizenz verankert für die Sendequalität und die Einhaltung der Sendeprinzipien zuständig ist. Selbstredend sind die im Sendehaus durchaus bekannten Plagiate kein Thema für den Programmrat. Es ist kaum zu erwarten, daß er seinen eigenen Mitgliedern auf die Füße tritt. Wir können hieraus gewiß mit Recht schließen, daß Plagiate zum offiziellen Kanon des Senders gehören. Was die wiederholten Folgen der Sendereihe Mezzoforte betrifft, so können wir durchaus vom Plagiat-Recycling sprechen.

Nähere Informationen zu einzelnen Vorleseübungen finden sich auf den Monatsseiten dieser Dokumentation: [juli 2007] [august 2007] [sept. 2007] [okt. 2007] [nov. 2007] [dez. 2007] [januar 2008] [februar 2008] [märz 2008] [april 2008]. Die vorige Liste auch deswegen unvollständig, weil ich a) nicht alle Sendungen durchhöre und b) nicht bei allen Sendungen die Suchmaschine mitlaufen lasse. Zudem habe ich das Programm vor Juli 2007 daraufhin nicht untersucht – die Liste wäre mit ziemlicher Sicherheit länger! Nach Veröffentlichung meiner Dokumentation über Radio Darmstadt im Herbst 2007 scheint die Zahl der nachweislichen Plagiate – mit einer gewissen Zeitver­zögerung – ein wenig zurück gegangen zu sein. Die zukünftige Entwicklung zu beobachten, ist sicherlich reizvoll, aber irgendwie auch Zeit­verschwendung. Die Tatsache, daß auch weiterhin ungeniert abgekupfert wird, zeigt, daß im Sendehaus kaum ein Bewußtsein dafür vorhanden ist, was seriösen Journalismus von eingebildeter Professionalität unterscheidet.

 

ANMERKUNGEN

 

Mittels eines Klicks auf die Nummer der jeweiligen Anmerkung geht es zur Textpassage zurück, von der aus zu den Anmerkungen verlinkt wurde.

 

»» [1]   Siehe hierzu die Ausführungen zur Vermittlung von Medienkompetenz auf der Webseite der LPR Hessen.

»» [2]   Siehe hierzu die Pressemitteilung der LPR Hessen vom 3. November 2008.

»» [3]   A-RadaR, 27. Oktober 2008.

»» [4]   Genau genommen klingelt das Telefon in den beiden Sendestudios nicht. Um nicht laufende Moderationen durch nervige Klingeltöne zu stören, wurden die Klingeln aus den Telefonen entfernt und durch Flash-Signale ersetzt. Vor einigen Jahren gab es einmal eine serbische Nacht­sendung, bei der es sage und schreibe 70 Anrufe gab. Das Blitz­licht­gewitter war schier unerträglich. Heute kann der Sender froh sein, wenn in den Studios 70 Menschen pro Monat anrufen. Dies geschieht häufig tagsüber, und zwar dann, wenn sich ohnehin keine Person in den Sende­studios aufhält.

»» [5]   Den Hinweis auf diesen Artikel samt zugehörigem Gedanken­gang verdanke ich Max Moritz S., der für meine Verwendung dieses Gedanken­gangs nicht verantwortlich ist.

»» [6]   Es besteht ein Unterschied zwischen jungen Menschen, die meinen, unvorbereitet ihre Mit­menschen belästigen zu können, und Menschen, die sich vor das Mikrofon setzen, um zu lernen, mit ihrer Sprach­behinderung umzugehen. In den Anfangs­jahren von Radio Darmstadt gab es einen Musikredakteur, der mit Hilfe des Mediums Hörfunk seine Sprech­probleme kollektiviert hat. Natürlich war es anstrengend, ihm zuzuhören. Aber für ihn eröffente das Radio eine produktive Möglichkeit, seine eigenen Fähigkeiten zu erweitern, ohne gleich auf spürbare Ablehnung zu stoßen. Daß es jedoch überhaupt erst so weit kommen mußte, steht auf einem anderen Blatt. Die kapitalistische Wolfs­gesellschaft grenzt derart anstrengende Menschen aus und schiebt sie in ein billig finanziertes Lokalradio ab, damit sie sich dort selbst therapieren können.

»» [7]   Thomas T. im Radiowecker, telefonisch zugeschaltet am 29. Juli 2008. Bei solch einem Stuß zieht es einem frühmorgens gleich wieder die Socken aus!

»» [8]   Stand: 4. November 2006.

»» [9]   Zu Beginn des Jahrtausends kreierte Norbert Büchner für die Redaktion Alltag und Geschichte ein Sendeformat namens RadaR Stripped. Zwei Redakteure oder Praktikantinnen erarbeiteten etwa fünfzehn verschiedene Themenvorschläge, zu denen sie in der zweistündigen Sendung auch etwas Qualifiziertes zu sagen hatten. Die Chance, daß ein Hörer oder eine Hörerin anbiß, war groß. Die beiden Sendungsmachenden wanderten mit ihren Funkmikrofonen durch das Sendehaus und schauten ab und zu auch einmal auf der Straße nach – und redeten. Das Format funktionierte. Ganz im Gegensatz zu den derzeit im Sendehaus angebotenen Talk­sendungen, bei denen sich der Moderator oder die Redakteurin im Sende­studio einbunkert und glaubt, nur weil es ein lang­weiliger Abend ist, ruft eine Person aus der großen weiten Welt an.

»» [10]   Also den Unterhaltungs­Redaktion-DArmstadt-Tag.

»» [11]   So heißt es Beispiel im Programmflyer für den Monat November 2008: „Di, Do und Sa: 6.30 und 7.30 Uhr“ und „Mo und Do: 16.30 Uhr – sowie täglich um 23.00 Uhr“. Daß der Radiowecker an Samstagen und Feiertagen um eine Stunde versetzt gesendet wird, scheint sich auch nach über elf Sendejahren noch nicht bis zum „V.i.S.d.P.Markus Lang“ herumgesprochen zu haben. Als Öffentlichkeits­arbeiter des Vereins sollte er das eigentlich wissen. Doch wozu? Vielleicht zur korrekten Information der erhofften Hörerinnen und Hörer? – Nachtrag, Dezember 2008: Der Dezemberflyer bietet erstmals seit zwei Jahren wieder die korrekten Angaben. Das kann nur Zufall sein.

»» [12]   Dieses technische Artefakt wurde im Mai 2008 durch die versierten Techniker des Senders als innovative Weltneuheit ersonnen. Um Übertragungskapazitäten einzusparen, wird hierbei nur einer der beiden Stereokanäle ausgestrahlt; der andere fristet solange ein Schattendasein. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um ein Monosignal, denn ein Monosignal ist auf beiden Kanälen zu hören. Das Peinliche bei dieser Angelegenheit ist, daß die laut ihres Rechtsanwalts ganz und gar nicht unfähigen oder inkompetenten Techniker diese Innovation wochenlang nicht bemerkt haben. Offensichtlich hört im Sendehaus keine und niemand das eigene Programm ab. Wer will sich auch ein Programm anhören, das im Internet nachzulesen ist …? – Diese Abbildung des Radioempfangs beider Kanäle entstammt nicht dem gesendeten Programm des 18. Oktober 2008, entspricht in seiner Aussage jedoch der Darstellung im Text.

»» [13]   Der Artikel beruht auf Meldungen der Nachrichtenagenturen AP und AFP.

»» [14]   Siehe hierzu insbesondere die einzelnen Monatsseiten meiner Dokumentation für das Jahr 2007 und die ersten Monate des Jahres 2008. Derartige Ableseübungen lassen sich sogar in einzelnen Abschluß­sendungen der internen Aus- und Weiterbildung nachweisen.

»» [15]   Ausgerechnet Star-Vorlese-Redakteur Timotheus G. plappert auf seinem Anfang 2008 auf der Young Power-Webseite eingestellten und beim Umzug als Unterseite auf die Radio Darmstadt-Webseite rund ein Jahr später wieder verloren gegangenen „Profil“ den Käse nach, den ihm seine Redaktions­kolleginnen und -kollegen erzählt haben. Er weiß daher, wer floppt: „WK aus D! Müsst ihr nicht verstehen…. :-)“ Da er mir nie begegnet ist und meine Flops nur vom Hören­sagen kennt, ist er der ideale Redakteur für das Verbreiten abgelesener Internet­nachrichten.

»» [16]   Nicht eigens vorgestellt hingegen wurden uns die Plagiats- und die Vorlese­experten des Senders. – Zum Gasleck in Weiterstadt siehe den Artikel von Petra Lochmann : Alarm in Loop 5. Wohin mit den Leuten?, in der Online­ausgabe des Darmstädter Echo am 17. Oktober 2008.

»» [17]   Zum Glück für unsere Nachrichtenexperten ist dieser Beitrag Anfang November 2008 im Internet nicht mehr vorzufinden. Der Sprachduktus läßt jedoch die Vermutung zu, daß auch dieser Beitrag auf einer Internetquelle beruht.

»» [18]   Da der Artikel in der „Welt“ erst um 12.50 Uhr eingestellt worden ist, muß die verwendete Quelle zum Ablesen eine andere gewesen sein.

»» [19]   Diese Kurzmeldung fand sich Anfang November 2008 nur noch über den Google-Cache. Nicht auszuschließen ist, daß die Nachrichtenfabrikateure von Radio Darmstadt eine andere Quelle zu dieser Agenturmeldung benutzt haben.

»» [20]   Diese dpa-Meldung war am 18. Oktober 2008 an mehreren Fundorten im Internet aufzuspüren. Welches die Quelle der Nachrichtencrew war, läßt sich nicht rekonstruieren. Die hier verlinkte Fundstelle gibt jedoch exakt den Text wieder, der ohne jede redaktionelle Bearbeitung vorgetragen wurde.

»» [21]   Irgendwie verhalten sich derartige Meldungen wie Schall und Rauch. Anfang Dezember 2008 war die Meldung nicht mehr aufzufinden. Keine Sorge, ich habe die Seite auf meinem Rechner gesichert. Vielleicht mache ich einmal einen Screenshot.

»» [22]   Alexandra Welsch hat am 22. Oktober 2007 über die damalige Abschlußprüfung einen Bericht geschrieben: Wie Darth Vader im Disconebel.

»» [23]   Nein, lieber Rechtsanwalt von RadaR, das ist keine Schmähkritik. Das ist die jederzeit nachweisbare bittere Wahrheit über die Internet­vorlesungen von Radio Darmstadt. Mein Audioarchiv enthält eine Fülle dieser für die Zuhörenden enervierenden Versuche, ein Plagiat nicht wie ein Plagiat zu präsentieren. Ich bin gerne bereit, selbige in einer öffentlichen Verhandlung vor einem ordentlichen deutschen Gericht zu präsentieren. Ich bin mir nur nicht sicher, ob der Saal zuerst aufgrund brüllenden Gelächters zusammenfällt oder ob nicht doch vorher der Rechtsvertreter des Vereins vor Scham im Boden versinkt.

»» [24]   Für diese Art Jazz-Genuschel gibt es gewiß ein öffentlich-rechtliches Vorbild. Natürlich ist Nuscheln on air weder strafbar noch verboten, aber es fördert nicht gerade das Verständnis für den vorgetragenen Text. Der hier wiedergegebene Texte wurde nicht vollständig vorgetragen.

»» [25]   Selbstverständlich gibt es auch einige anspruchsvolle Sendungen auf diesem Sender, aber diese sind wohl eher als Feigenblätter zu betrachten.

»» [26]   Homer, Odyssee, 19. Gesang, Vers 492.

 


 

Die vorliegende Fassung dieses Textes trägt die Versionsnummer 1.50.

Diese Seite wurde zuletzt am 31. Juli 2009 aktualisiert. Links auf andere Webseiten bedeuten keine Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern sind rein informativer Natur. ©  Walter Kuhl 2001, 2008, 2009. Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem Einverständnis des Verfassers gestattet.

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