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Radio Darmstadt

Was die Wikipedia über Radio Darmstadt weiß

Dokumentation

 

Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]

Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]

In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Diffamierung einzelner Personen oder gar des gesamten Radioprojekts ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]

Radio Darmstadt in der Wikipedia

 


 

Zusammenfassung

Die Wikipedia ist ein Ort der Zusammenstellung des gesamten Wissens dieser Welt. Selbstdarsteller finden hier genauso ihren Platz wie Personen und Institutionen, die ein Interesse daran besitzen, sich möglichst positiv darzustellen oder darstellen zu lassen.

Auch einzelne Vereinsmitglieder des Trägervereins von Radio Darmstadt haben diese Möglichkeit der Profilierung ihres Senders entdeckt. Den Anfang machte ein gewisser Ralf24, bei dem es sich um ein langjähriges Vereinsmitglied handelt, der sich nach Bedarf immer wieder von einer neuen Redaktion in den Programmrat von Radio Darmstadt wählen läßt. Oftmals handelt es sich jedoch um anonyme Schreiberlinge, die mehr oder weniger kenntnisreich mehr oder weniger wahre Geschichten über Radio Darmstadt in der Wikipedia verbreiten.

Auf dieser Seite werden die gesammelten Erkenntnisse über „Darmstadts Lieblingsradio“ (so öfter auf dem Sender zu vernehmen) mit Stand vom 5. September 2008 zusammengetragen und eingehend auf ihre Stimmigkeit untersucht. Hierbei wird auch auf ältere Versionen des Wikipedia-Artikels verwiesen.

 


 

Am 5. September 2008 wurde folgende Version des Wikipedia-Artikels über Radio Darmstadt eingestellt:

Screenshot des Radio Darmstadt Artikels in der Wikipedia
Screenshot des Radio Darmstadt Artikels in der Wikipedia

 

Die Zahl der Vereinsmitglieder

Betrachten wir den Artikel einmal etwas näher.

Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio für Darmstadt und die nähere Umgebung. Hinter dem Lokalradio steht der 1994 gegründete Trägerverein RadaR e.V., der zurzeit (Stand 2008) etwa 600 Mitglieder hat.

Zunächst einmal ist festzuhalten, daß das offiziell ausgewiesene Verbreitungsgebiet die Stadt Darmstadt ist. Daß der Sender darüber hinaus auch andernorts zu empfangen ist, liegt an der Verbreitung elektromagnetischer Wellen. Also hätte hier stehen müssen: „Radio Darmstadt ist das lizenzierte nichtkommerzielle Radio für Darmstadt. Es ist im Stadtgebiet und in Teilen des benachbarten Landkreises Darmstadt-Dieburg zu empfangen.“

Was die Mitgliederzahl betrifft: Schon der Programmflyer des Senders für den Monat Februar 2008 mußte bei der offiziell ausgewiesenen Mitgliederzahl Abstriche machen. Dort heißt es wörtlich: „… werden Sie Mitglied wie bereits über 550 andere Darmstädterinnen und Darmstädter auch.“ Angesichts dessen, daß der Verein Ende 2000 sogar schon einmal 668 zahlende Mitglieder hatte und selbst im Juni 2005 noch 641 Mitglieder gezählt werden konnten, ist das „bereits“ eine kosmetische Retusche, die vermutlich einen deutlichen Mitglieder­rückgang verschleiern soll. Im übrigen handelt es sich bei der Zahl 550 nicht nur um Mitglieder aus Darmstadt, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil auch um Mitglieder aus der Region Südhessen, ja sogar aus dem gesamten Bundesgebiet. Auf der im Oktober 2006 abgeschalteten, wesentlich informativeren Webseite des Senders, als sie derzeit erscheint, waren diese Zahlen nachzulesen. Dort fand sich auch eine Angabe über die regionale Verteilung der Mitgliedschaft. Demnach kamen nur rund 60% der Mitglieder aus dem Stadtgebiet, der Rest lebte außerhalb. So betrachtet, sind die 550 „Darmstädterinnen und Darmstädter“ wohl eher als eine lokal­patriotische Flunkerei zu betrachten.

Doch es kommt für unsere RadaR-Wikipedianer noch schlimmer: Auf dem hochoffiziellen Programmflyer des Senders mit dem Programm für den Oktober 2008 ist der Verein weiter gewachsen (Vorsicht: Ironie!). Wir lesen dort von „mehr als 500 Mitgliedern“. Ob es sich hierbei um das vorsichtige Eingeständnis eines weiteren Mitglieder­rückgangs handelt oder nur um eine schnell dahingehuschte Zahlenangabe, die auch „über 550 andere“ bedeuten kann, ist von außen schwer zu beurteilen. Die in der Wikipedia verbreitete Zahl kann jedoch sicherlich als Wunschvorstellung betrachtet werden – während sie in der Realität doch eher abzunehmen scheint.

 

Ein Gang durch die Geschichte

Im nächsten Absatz wird uns der Trägerverein und sein Lokalradio etwas näher vorgestellt.

Radio Darmstadt erhielt 1996 als erstes hessisches, nichtkommerzielles Lokalradio eine Sendelizenz und ging am 1. Februar 1997 in Darmstadt auf Dauersendung. Es gehört dem Bundesverband Freier Radios (BFR) an und ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. Zuvor wurde zweimal ein einwöchiges Veranstaltungsradio zum Darmstädter Heinerfest gesendet, sowie ein Veranstaltungsradio zum Bundestreffens der Deutschen Turnerjugend in Darmstadt.

Auch nachdem die anonymen RadaR-Wikipedianer mehrfach darauf hingewiesen wurden, scheinen sie nicht zwischen dem Verein RadaR e.V. und dem von ihm betriebenen Lokalradio Radio Darmstadt unterscheiden zu können. Während der eine die Zulassung zum Betrieb eines nichtkommerziellen Lokalradios erhalten hat, ist der andere das Produkt dieser Zulassung. Man und frau kann bei Radio Darmstadt senden, ohne Vereins­mitglied zu sein! Daher gehört nicht „es“, sondern „er“ dem BFR an. Hier wäre es natürlich interessant, aus dem Artikel zu erfahren, weshalb RadaR in den BFR eingetreten ist und was das freie im freien Radio in Darmstadt so ausmacht. Doch: Fehlanzeige. Vielleicht sollte ich einfach einmal aus dem Nähkästchen plaudern: RadaR ist Mitte der 1990er Jahre in den BFR eingetreten, weil der BFR einen Vertrag mit der GEMA geschlossen hatte, der so günstig war, daß der Mitgliedsbeitrag für den BFR schnell amortisiert war. Die Orientierung an „freien Radios“ nahm man und frau dann einfach stillschweigend hin. Wünschenswert wäre es, bei den Angaben des Veranstaltungsradios auch die zugehörigen Kalenderdaten erfahren zu haben. Die lagen den Schreibern offensichtlich nicht vor. Ich sage nur: Recherche! Ihr seid doch beim Radio.

Zunächst war das Studio in einem ehemaligen Gebäude der Stadtgärtnerei in der Bismarckstraße untergebracht, wenige Monate nach Sendestart gab es ein zweites Studio in der Hindenburgstraße. Seit dem 1. Februar 2000 wird vom Sendestudio am Steubenplatz gesendet.

Soweit nicht falsch. Die spöttischen Kommentare des Wikipedia-Users Air Check One über die früher an dieser Stelle im Artikel zu findenden, zum Teil nicht einmal stimmenden Krautundrüben-Angaben über den Sender scheinen bei den RadaR-Wikipedianern doch zu einer gewissen Genauigkeit geführt zu haben. So war noch am 27. November 2007 zu lesen:

Screenshot des Radio Darmstadt Artikels in der Wikipedia

Hierzu schreibt User Air Check One auf der Diskussionsseite zum Artikel noch am 24. Februar 2008: „Auch nachdem das RadaR-Mitglied Ralf24 den Artikel ein wenig verändert hat, enthält er immer noch vier sachliche Fehler.“ Selbst­verständlich wurde hierbei weder die in Vereins­ausschlüssen, Entlassungen, Sendeverboten und Hauverboten erkennbare Krise des Vereins thematisiert noch die Brummschleife, die wenig später zu einem geradezu wahnhaften Edit-War einzelner RadaR-Mitglieder geführt hat mit dem Ziel, diese unliebsame Wahrheit aus der Wikipedia zu verbannen.

Doch weiter im aktuellen Text.

Seit etwa 2006 kam es innerhalb von RadaR e.V. zu Auseinandersetzungen, welche zu Entlassungen und Hausverboten für mehrere Mitglieder führten.

„Etwa 2006“? Geht es nicht noch ungenauer? Wie auch immer: vom neutralen Standpunkt aus ist dies ein bemerkenswert nichtssagender Satz zu einem vielschichtigen Thema. Neutralität unterstützt in der Regel immer die stärkere Seite. Das ist die Seite, die deshalb noch lange nicht im Recht ist. Die Wikipedia-Vorgabe für einen „guten Artikel“ schließt bei kontroversen Themen eine angemessene Darstellung beider Standpunkte mit ein. Daran haben die RadaR-Wikipedianer natürlich kein Interesse. Ihr Interesse geht eher dahingehend, meine Internet-Dokumentation über Radio Darmstadt sowohl als Referenz aus der Wikipedia zu verbannen als auch per Rechtsanwalt aus dem gesamten weltweiten Netz zu kicken.

Die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) sah keine gravierenden Verstöße, die eine Neuausschreibung der Sendelizenz erforderlich machen und verlängerte im Dezember 2007 die Lizenz für Radio Darmstadt um ein Jahr. Nach Klärung zu Fragen bezüglich der Zugangsoffenheit strebt die LPR Hessen eine Verlängerung der Lizenz um vier Jahre an.

Und was bedeutet das? Warum steht hier nicht: die LPR Hessen hätte ja gerne die Sendelizenz um fünf Jahre wie bei den anderen hessischen nichtkommerziellen Lokalradios verlängert? Doch sie wurde durch eben diese Frage der Zugangs­offenheit (die Hausverbote) daran gehindert. Offensichtlich liegt hier ein schwerwiegendes Problem vor, das die medienrechtliche Aufsichts­behörde daran gehindert hat, den Sender als unproblematisch durchzuwinken. Ein einmaliger Vorgang in der deutschen Medien­geschichte! Darüber verlieren unsere RadaR-Wikipedianer selbstredend kein Wort. Ist doch alles bestens hier.

Nach einem technischen Umbau des Sendestudio 2 sowie der Sendetechnik konnte Radio Darmstadt seine Klangqualität erheblich verbessern.

So wird es wohl sein. Doch den Beweis für diese Behauptung bleibt unser anonymer RadaR-Wikipedianer schuldig. Selbst­verständlich wurde auch beim Umbau des zweiten Sendestudios die Brummschleife nicht entfernt. Dafür wurde das Sendesignal derart aufgemotzt, daß einzelne Stimmen einen Verzerrungs­grad aufwiesen, der sagenhaft ist. So etwas wird bei Radio Darmstadt als „brillianter und transparenter Klang“ gehandelt. Andernorts wird bei derartigem Klangmüll das Radio vor Entsetzen abgeschaltet. Und dabei reden wir noch nicht von den Klangwundern eines Stereosignals, das nur auf einem Kanal zu hören ist [fundstelle], oder ähnlich klang­qualitativen Artefakten. An dieser Stelle hat die PR-Abteilung des Senders voll zugeschlagen. Ach ja, noch ein Hinweis an den Rechts­anwalt des Träger­vereins: selbst­verständlich kann ich nachweisen, daß die Klangqualität nicht erheblich verbessert wurde. Ein Sender, der lauter dröhnt, klingt dadurch nicht unbedingt auch besser.

 

Strukturen

Kommen wir nun zum Abschnitt Struktur des Wikipedia-Artikels über Radio Darmstadt.

Rund 150 Menschen arbeiten zurzeit als freie Mitarbeiter an dem Projekt. Das Programm wird von zurzeit 14 Redaktionen gestaltet. Dabei ist auch die Auslandsredaktion, hier sind viele Nichtdeutschstämmige, die Programme in ihrer Sprache produzieren.

Ich möchte Ralf24 als derzeitigen stellvertretenden Sprecher der Auslandsredaktion ja nicht zu nahe treten. Aber dieser Absatz ist doch erweiterungs­würdig. Ich schlage folgende wahrheitsgemäße Änderung vor:

2008 arbeiten etwa 160 Männer und Frauen, 2005 waren es noch 220, als freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Projekt mit seinen derzeit 14 Redaktionen mit. Im Herbst 2006 wurde die Redaktion „Radiowecker“ zwangsweise durch die Mitglieder­versammlung aufgelöst, im April 2007 gab die Frauen­redaktion „FriDa“ aufgrund der Querelen im Verein ihre Auflösung bekannt. Aufgrund eines weiteren Hausverbots konnte die für die Herstellung von Medien­kompetenz wichtige Kinderredaktion ihre Arbeit 2007 nicht mehr fortsetzen. Auch die kurz zuvor gegründete Partyredaktion ging an einer Vereins­strafe gegenüber ihrem gewählten Sprecher zugrunde. Die Auslands­redaktion ist ein Sammelbecken für verschiedene mutter­sprachliche Sendungen bei Radio Darmstadt. Weitere mutter­sprachliche Sendungen gibt es in der Redaktion „Alltag und Geschichte“ und in der Unterhaltungs­redaktion.

Erkennt ihr den Unterschied? Ralf24, im übrigen von Geburt Deutscher und als einzig deutsch Geborener in dieser Redaktion gleich mit einem Pöstchen versehen, könnte bei einer differenzierteren Darstellung seine Auslands­redaktion nicht mehr mit einem Alleinstellungs­merkmal versehen. Mehr noch: eine unbefangene Leserin könnte sich vielleicht fragen, weshalb es einige Migrantinnen und Migranten vorgezogen haben, nicht – wie es eine Migrantin selbstbewußt formuliert hat – ins „Ausländerghetto“ zu ziehen.

 

Einzelne Redaktionen

Seltsam muß der Partikularismus einzelner Redaktionen auf dieselbe unbefangene Leserin wirken. Anstatt das Gesamtprojekt hochzuhalten und alle Redaktionen mit ihren Schwerpunkten vorzustellen, denken die RadaR-Wikipedianer nicht über ihren eigenen Redaktionstümpel hinaus.

Die Musikredaktion beschäftigt sich mit sogut wie allen nur denkbaren Musikrichtungen und präsentiert in seinen Musiksendungen eine Plattform, die beim üblichen Formatradio zu kurz oder gar nicht vorkommt.

„Die Musikredaktion … präsentiert in seinen Musiksendungen ….“ Ok, es geht um Musik. Deutsche Grammatik ist da nicht so wichtig. Allerdings gelten auch in der Wikipedia gewisse Vorgaben für gute Artikel und es ist schon merkwürdig, wenn die seit einiger Zeit vorgenommene Sichtung der Artikel an derart qualitativ unausgereiften Erscheinungen einfach so vorbeizieht. Offensichtlich mag keine und niemand im Wikipedia-Universum diesen aufgeblasenen „Klang“ ernsthaft gegenzulesen. Auf die Idee, den Begriff Formatradio zu erklären oder gar wiki-intern zu verlinken, kommt bei unseren RadaR-Wikipedianern sowieso keine und niemand.

Neben der Musikredaktion war zuweilen auch einmal die Kulturredaktion im Artikel zu finden. Noch wenige Stunden vor der hier vorgestellten Fassung des Wikipedia-Artikels war zu lesen:

Screenshot des Radio Darmstadt Artikels in der Wikipedia

Der bei der Wikipedia aufgezeichnete Versionsverlauf zeigt, daß ganz offensichtlich ein RadaR-Wikipedianer die Kulturredaktion rausgeschmissen und statt dessen die Musikredaktion und ein obskures „Mogenmagazin“ eingefügt hat. Daraus den Schluß zu ziehen, daß sich die RadaR'ler nicht so ganz grün sind, wäre vielleicht etwas voreilig. Obwohl …

Kommen wir nun zum absoluten Highlight des Artikels, zum schon angesprochenen „Mogenmagazin“.

 

Das „Mogen“magazin

Dies ist tatsächlich die Schreibweise der gesichteten Wikipedia! Und was erfahren wir hier?

Das Aushängeschild des Senders ist der Radiowecker, welcher seit Sendestart täglich zu hören ist. Insbesondere in den letzten Jahren wurde er inhaltlich und qualitativ stets verbessert. Ein speziell auf Darmstadt zugeschnittenes Magazin präsentiert den Hörern zuverlässig aktuelle Inhalte und blickt hierbei auch gerne mal hinter die Spiegel und Fasaden Darmstadts. Montags, dienstags, donnerstags und freitags sendet er mogrens zwei Stunden von 06-08h, sowie feiertags und samstags von 07-09h. Mittwochs und Sonntags ist er derzeit nicht zu empfangen.

Jau! Das „Aushängeschild“ ist wohl eher eine Anmaßung. Aushängeschild war der Radiowecker tatsächlich, und zwar in der Zeit von 2001 bis Mitte 2006, als er sich (mit Ausnahme des Donnerstags) in der Obhut der Redaktion „Radiowecker“ befand. Diese hatte sich 2001 gegen heftigen Widerstand aus der Unterhaltungsredaktion ausgegründet, weil dort kein Interesse an einer qualitativen Weiterentwicklung des seit damals mehr als vier Jahren bestehenden Morgenmagazins bestand. Das Qualitätsniveau der damals kritisierten Radiowecker-Moderatoren wurde 2007 dann auch wieder erreicht. In den Jahren dazwischen füllte ein Team von engagierten Radiomacherinnen und Radiomachern, unterstützt von lernbegierigen Praktikantinnen und Praktikanten, das zweistündige Morgenmagazin mit aktuellen Inhalten, die – im Gegensatz zu einigen Programmstrecken des späteren Surrogats – aus eigener Recherche bestand. Dieser Radiowecker fiel in gut sechs Jahren fast nie aus und besaß als Besonderheit einen eigenen lokalen Wetterbericht, der aus aktuellen Wetterkarten erstellt wurde.

Betrachten wir hingegen die „steten Verbesserungen“ in „den letzten Jahren“, dann wird ein gravierender Unterschied deutlich. So wurde (und wird ?) der Wetterbericht aus dem Internet gezogen und abgelesen. Wenn da steht, es regnet, dann wird gesagt, es regnet, auch wenn es gerade nicht regnet. Aber nicht nur das Wetter wird abgekupfert, sondern auch die vorgetragenen Inhalte. Der Plagiarismus zog ins Morgenmagazin – Entschuldi­gung: das Mogenmagazin – ein und beglückte die Hörerinnen und Hörer mit einer erlesenen Auswahl zum Teil auch noch radebrechend schlecht vorgetragener Leseübungen. Ich empfehle einen Blick insbesondere auf die Monatsseiten von Januar bis Dezember 2007 – eine wahre Fundgrube derartiger „steter Verbesserungen“!

Zwischenfrage: Hinter welche Spiegel schaut der neue Radiowecker? Ist da etwa eine Metapher mißglückt?

Zu diesen „steten Verbesserungen“ zählte auch, daß der Radiowecker monatelang nur einmal wöchentlich, dann monatelang mit vielen Lücken, dann fast sogar täglich, und später wieder lückenhaft zu hören war [dokumentation radiowecker 2007]. Steht im Artikel noch, daß der Radiowecker täglich außer mittwochs und sonntags ausgestrahlt wird, so ist diese Aussage längst veraltet. Schon im Sommermonat Juni 2008 schwächelte der Radiowecker am Montag und Freitag, im September 2008 fand er an beiden Tagen nur in zwei von neun Fällen statt und im Oktober 2008 ist er montags und freitags gar nicht zu hören. Welch stete Verbesserung!

Ich wette, der Autor dieses Abschnitts in der Wikipedia ist ein Radiowecker-Moderator. Daß er mit der deutschen Sprache auf Kriegsfuß steht, ist deutlich. Das ist gewiß nichts Verwerfliches, aber in einem Lexikonartikel erwarten die Leserinnen und Leser vielleicht doch eine gewisse buchstaben­geformte Konsistenz. Beim Vorlesen fremder Texte im Radio mögen Rechtschreibfehler unerheblich sein, doch bei der lobhudelnden Selbst­darstellung wäre ein wenig mehr Akkuratesse wohl eher angebracht.

Im gerade dem Nachtschlaf entronnenen Radiowecker pflegen sich zuweilen die Moderatoren gegenseitig ein halbes Dutzend Mal (oder mehr) zu begrüßen. Sie wecken sich dann mit: „Guten Mogen“ – pardon, mit „Guten Morgen, Christian“ oder wahlweise Thomas. Was die Sache hingegen nur unwesentlich verbessert.

Eine kleine Umfrage mit Hilfe einer Suchmaschine, die in der c't auch schon einmal (und zurecht) als Datenkrake bezeichnet worden ist, zeigt, daß auch andernorts der Morgen sein „r“ verliert. Dies zeigt, daß Schlamperei nicht nur in Darmstadt vorzufinden ist, sondern auch – beispielsweise – beim ZDF.

Screenshot des Go*gle-Suchergebnisses

Daß es nach der „Abwicklung“ der Redaktion „Radiowecker“ überhaupt noch ein Morgenmagazin gibt, ist dem unermüdlichen Einsatz des Unterhaltungs­redakteurs Christian K. (der nicht zum Autorenteam zählt) zu verdanken. Er war nach dieser Abwicklung erst einmal lange Monate der einzige, der das Fähnlein hochgehalten hat. Über die Qualität dieses Morgenmagazins mögen hingegen andere urteilen.

Wenn der Rechtsanwalt des Trägervereins von Radio Darmstadt hier nicht von „Schmähkritik“ sprechen würde, dann, und nur dann, würde ich mich dazu hinreißen lassen, anstelle von einem „Mogenmagazin“ von einer Mogelpackung zu schreiben. Da mir Schmähkritik jedoch fremd ist und ich meine Dokumentation lieber mit Fakten belege, empfehle ich der Leserin und dem Leser: lest in dieser Dokumentation selbst nach, was es mit der „steten Verbesserung“ dieses Radioweckers auf sich hat, oder hört es euch an – und urteilt dann selbst.

 

Technische Abwicklung

Der letzte Absatz des Wikipedia-Artikel handelt von den technischen Voraussetzungen des Sendens.

Terrestrisch sendet Radio Darmstadt auf der Frequenz 103,4 MHz. Im Kabelnetz Darmstadt ist der Sender auf 99,85 MHz zu empfangen. Auch im Internet ist das Radar-Programm per Live-Stream zu hören.

Nun ja, manchmal fällt der Livestream auch aus. Aber das können wir hier getrost vernachlässigen.

Zusammenfassend können wir sagen: so wenig, wie der Artikel „aus einem Guß“ entstanden ist, so wenig ist er auch rund. Nach der Lektüre des Artikel muß man und frau sich wirklich fragen, weshalb der Trägerverein dieses Lokalradios ein Vorstandsmitglied hat, dessen Ressort die Öffentlichkeitsarbeit ist, und weshalb der Verein einen Ein-Euro-Jobber beschäftigt, der sich als „Pressestelle“ des Radios bezeichnet. Die Spielwiese Wikipedia überlassen die beiden Vereinsmitglieder lieber ihrem Fußvolk, das sich nach Herzenslust dort austoben darf. Das entspricht zwar dem Prinzip der Wikipedia, allerdings wird auch dort Wert auf eine faktenbasierte Darstellung gelegt, die zudem auch gewisse Mindeststandards in puncto Rechtschreibung, Syntax und Vollständigkeit der Darstellung einhält. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, daß die Wikipedia auch ganz offiziell eine Spielwiese besitzt.

Zum Abschluß noch die allererste Fassung des Wikipedia-Artikels zu Radio Darmstadt in voller Länge und Schönheit:

Screenshot des Radio Darmstadt Artikels in der Wikipedia

Zwar wurde auch diese Fassung anonym eingestellt, aber sie ist von ergreifender Schlichtheit und – was vielleicht viel wichtiger ist – sie war nicht aufgebauscht und enthielt die zum damaligen Zeitpunkt korrekten Informationen. Das ist die Meßlatte, an der sich unsere steten Verbesserer vielleicht erst einmal versuchen sollten.

 


 

Diese Seite wurde zuletzt am 5. März 2009 aktualisiert. Links auf andere Webseiten bedeuten keine Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern sind rein informativer Natur. ©  Walter Kuhl 2001, 2008, 2009. Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem Einverständnis des Verfassers gestattet.

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