Straßencafé in Darmstadts Innenstadt
Café Da Carlo

Radio Darmstadt

Gesprächs-Protokoll von Rüdiger G., 17.10.2005

Dokumentation einer Verleumdung

 

Radio Darmstadt ist ein nichtkommerzielles Lokalradio. Sein Trägerverein wurde 1994 gegründet, um eine Alternative und Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privaten kommerziellen Hörfunksendern aufzubauen. Menschen und Nachrichten, die im ansonsten durchformatierten Sendebetrieb keine Chance auf Öffentlichkeit besaßen, sollten hier ihren Platz finden. Dies galt für politische Fragen, lokale Themen und musikalische Nischen. Ende 1996 erhielt der Verein für ein derartiges Programm die Sendelizenz. Zehn Jahre später läßt sich die Tendenz beschreiben, daß (lokal)politische Themen immer weniger Platz im Darmstädter Lokalradio finden, während die Musikberieselung zunimmt. Zu diesem Wandel gehört, daß Fragen der Außendarstellung ein wesentlich größeres Gewicht erhalten als das Verbreiten journalistisch abgesicherter Tatsachen. Wer diese neue journalistische Ethik nicht mitträgt, wird aus dem Verein und dem Radio hinausgedrängt. [mehr]

Diese Dokumentation geht auf die Vorgänge seit April 2006 ein. Hierbei werden nicht nur die Qualität des Programms thematisiert, sondern auch die Hintergründe und Abläufe des Wandels vom alternativen Massenmedium zum imageorientierten Berieselungsprogramm dargestellt. Der Autor dieser Dokumentation hat von Juni 1997 bis Januar 2007 bei Radio Darmstadt gesendet, bis ihn ein aus dieser Umbruchssituation zu verstehendes binnenpolitisch motiviertes Sendeverbot ereilte. Als Schatzmeister [1999 bis 2001], Vorstand für Studio und Technik [2002 bis 2004] und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit [2004 bis 2006] kennt er die Interna wie kaum ein anderer. [mehr]

In der Dokumentation werden die Namen handelnder Personen aufgeführt. Damit werden Argumentationsstränge leichter nachvollziehbarer gemacht und Verantwortliche benannt. Zur Klarstellung: Eine Diffamierung einzelner Personen ist hiermit nicht beabsichtigt. [mehr]

 


 

Zusammenfassung

Verleumdungskampagnen können wirksam sein. Wally Hartmann, Redaktionsmitglied von Blickpunkt Gesellschaft, sprach am 30. September 2005 den Sprecher der Kulturredaktion, Rüdiger G., im Café da Carlo am Darmstädter Luisenplatz auf die angebliche Verfassungsschutztätigkeit des Vorstandsmitglieds Niko Martin und dessen Bruders an. Außer einigen halbgaren Vermutungen hatte sie jedoch nichts Greifbares anzubieten. Sie gab allenfalls nur den gefährlichen Unsinn wieder, den ihr Redaktionskollege Günter Mergel im Jugendkulturzentrum Oetinger Villa verbreitet hatte.

Zwei Tage vor diesem sehr öffentlichen Gespräch hatte Wally Hartmann einer Einladung zu einer Vorstandssitzung Folge geleistet, auf der ihr Verhalten und ihre verbale Tätigkeit thematisiert wurde. Es bestand Einigkeit darüber, daß sie es zukünftig unterlassen werde, Gerüchte über Niko Martin und seinen Bruder Erik zu verbreiten. Zur Unterstützung von Wally Hartmann war auf dieser Redaktionssitzung ihre im April 2006 in den Vorstand gewählte Freundin Susanne Schuckmann zugegen.

Rüdiger G. war derart empört über diesen Anquatschversuch, daß er bei nächster Gelegenheit Niko Martin im Sendehaus darauf ansprach und im Beisein der Vorstandsmitglieder Benjamin Gürkan und Walter Kuhl über das Geschehene berichtete. Auf Bitten der drei Vorstandsmitglieder schrieb Rüdiger G. das nachfolgend dokumentierte Gesprächs-Protokoll. Die Veröffentlichung dieser üblen Nachrede geschieht mit ausdrücklicher Billigung des von Wally Hartmann verleumdeten Niko Martin.

Es sei hier nur angemerkt, daß die Charta zur Sicherung der Qualität im Journalismus der Deutsche Journalistinnen– und Journalisten-Union in ver.di als Essential festhält: "Journalismus ist mit Tätigkeiten für Geheimdienste nicht vereinbar." Wer einen (ehrenamtlichen) Journalisten derart übel beleumdet, diskreditiert bewußt eine Person, um ihr Schaden zuzufügen. Auf Grundlage dieser üblen Nachrede platzte ein Feature über Abschiebehaft in Deutschland, weil das von Günter Mergel verbreitete Gerücht auf offene Ohren stieß.

Der moralisches Zustand des Trägervereins von Radio Darmstadt läßt sich am besten dadurch charakterisieren, daß die Mitgliederversammlung am 27. April 2007 sowohl Wally Hartmann als auch Günter Mergel in den Vermittlungsausschuß des Vereins gewählt hat.

 


 

Versuch eines Gesprächs-Protokolls

 

Zeit: 30.9.2005, ca. 17.00
Ort: Café Da Carlo, draußen

Ich sage "Versuch …", weil ich ja nicht auf ein politisches Gespräch eingestellt war. Wally [1] kam an meinen Tisch; ich kannte sie nicht, sie mich schon. Sie berief sich auf Radar – und ich bat sie an den Tisch.

Wir sprachen über gemeinsame Bekannte bei Radar. Es wurde ein bißchen getratscht, geklatscht. Ich fragte sie nach ihrem Schwerpunkt beim Sender: ja, mit Günter Mergel zusammen Arbeit über Gruppen am rechten Rand. Inzwischen hatte sich eine weitere Dame an den Tisch gesetzt, die wie ich erwachsenenbildnerisch bei der Ev[angelischen] Kirche tätig ist.

Wir kamen dann auf Niko Martin und seinen Bruder Erik zu sprechen. Wally fragte mich, ob mir nicht aufgefallen sei, daß beide Brüder ständig und überall fotografieren würden. Ja – antwortete ich – das sei mir besonders beim Erik aufgefallen, der schon in der Schule ständig bei Festen und dergleichen fotografiert habe. Ich kenne Erik seit etwa 1999, Niko seit meines Arbeitsbeginns bei Radar, also etwa ab 2002. Ich erwähnte wahrscheinlich noch, dass Erik auch Fotos bei meiner Verabschiedung aus dem Schuldienst (Brecht-Schule) gemacht und sie mir freundlicherweise gebracht habe. Wally fragte, ob ich das Fotografieren der Brüder auch kritisch sehen würde. "Nein! Warum auch." – allenfalls hätte ich Erik zwei, drei Mal mehr väterlich darauf hingewiesen, dass er über den Aktivitäten bei Radar sein Studium nicht vernachlässigen dürfe: "studere heisst mit Eifer einer Sache anhängen." Hier sagte zum einzigen Mal die andere Dame etwas: dieser Gesichtspunkt würde sie verblüffen. "Ja", sagte sie stolz: "so ist das eben bei mir. Man erfährt Neues."

Damit drehte sich das Gespräch etwa 10 Minuten im Kreis. Wally erklärte, niemand könne von ihr verlangen, dass sie dumm sei. "Wieso? das verstehe ich nicht." Es sei doch klar, dass bei der Fotografierei der Brüder etwas Anderes dahinter stecken würde. "Bitte. Was?" – Beide würden für den Verfassungsschutz arbeiten. Und das würde auch ganz gut bezahlt werden. "Das ist Unsinn! Das glaube ich nicht." – Ob ich das wissen würde, wovon Niko Martin seinen Lebensunterhalt bestreiten würde. Nein, darüber hätte ich nicht nachgedacht.

Jetzt wiederholte Wally zwei, drei Mal ihren Vorwurf in Richtung Verfassungsschutz; während ich immer wieder betonte, in diesem spezifisch guten Sinne seien die Brüder gutwillig und harmlos. Sie würden eben gerne fotografieren. Und redselig erzählte ich immer neue Beispiele von übereifrigen Vätern, die bei Taufen, Konfirmationen etc. ständig fotografieren und filmen würden.

Erst neulich bei einer Taufe …

Wally beendete das Gespräch gegen 17.30–35 mit der Mitteilung: der Hintergrund der Brüder Martin sei aufgeflogen im Zusammenhang damit, weil – bei brisanten Anlässen – einige Betroffene sich das Fotografieren verbeten hätten. Niko Martin habe mit einem deftigen Rüffel der Antifa zu rechnen. Er wisse auch darum.

Wally verabschiedete sich.

Ich nahm mir vor, Niko Martin nach dem behaupteten Konflikt zu fragen und ihm von dem Gespräch zu erzählen.

 

Nach bestem Wissen und Gewissen.

Ich habe dieses Protokoll aufgeschrieben, ohne lange zu feilen. Es war ja keine Verhandlung oder Diskussionsveranstaltung, wo Worte auf die Waage gelegt werden.

Darmstadt, 17.10.2005
R. G.

 


 

Der Vorstand des Trägervereins von Radio Darmstadt nahm diese erneute üble Nachrede gegen Niko Martin und seinen Bruder zum Anlaß, gegen Wally Hartmann am 13. Oktober 2005 eine Abmahnung auszusprechen. Das Protokoll der Vorstandssitzung hält hierzu fest:

Der Vorstand sieht sich aufgrund eines Vorfalls am 30.09. gezwungen, TOP 4 noch einmal aufzunehmen. Am 28.09. hatte Wally zugesagt, weitere rufschädigende Äußerungen gegenüber Erik und Niko Martin zu unterlassen. Keine zwei Tage später geht sie gezielt auf einen unserer Redaktionssprecher zu, der nichts ahnend in einem Straßencafé am Luisenplatz sitzt und plötzlich durch einen Redeschwall überfallen wird. Aufgrund der von diesem Redaktionssprecher berichteten Umstände geht der Vorstand davon aus, daß Wally die Situation mit Absicht herbeigeführt hat, um Erik und Niko Martin ein weiteres in der (Vereins–) Öffentlichkeit zu denunzieren. Der Redaktionssprecher hat dem Vorstand den Sachverhalt noch einmal schriftlich bestätigt. An seiner Glaubwürdigkeit und Integrität besteht kein Zweifel. Die Zusicherungen von Wally Hartmann am 28.09. erweisen sich so als Lippenbekenntnis. Dem Vorstand bleibt deshalb keine Wahl, als Wally abzumahnen. Dies ist das mildest mögliche Mittel, um Schaden vom Verein und einzelnen Vereinsmitgliedern abzuwenden. Der Vorstand wird in dem Abmahnungsschreiben deutlich machen, daß eine Wiederholung eines derartigen Vorfalls zur sofortigen Beendigung der Mitgliedschaft führen wird.

Die Abmahnung wurde Wally Hartmann am 18.10.2005 zugestellt. In ihrer Erwiderung vom 1. November 2005 verweist die Abgemahnte darauf, es habe sich um seelsorgerisches Gespräch gehandelt. Dies ist eine reine Schutzbehauptung. Der von ihr angesprochene Rüdiger G. verneint ausdrücklich, daß hier ein seelsorgerisches Gespräch stattgefunden habe. Dies wird auch dadurch deutlich, daß dieses Gespräch in einem belebten Innestadtcafé im Beisein einer dritten Person geführt wurde, welche Wally Hartmann gänzlich unbekannt war. Seelsorgerische Gespräche sehen anders aus.

 

ANMERKUNGEN

 

[1]   Im Original sind Wally Hartmann mit ie und Niko Martin mit c geschrieben; dies wurde im gesamten Text angepaßt.

 


 

Diese Seite wurde zuletzt am 26. März 2008 aktualisiert. Links auf andere Websites bedeuten keine Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern sind rein informativer Natur. ©  Walter Kuhl 2001, 2007, 2008. Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem Einverständnis des Verfassers gestattet.

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