Kapital Verbrechen |
Verteidigung der Weltordnung |
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Inhaltsverzeichnis |
Kapitel 1 : Einleitung |
Kapitel 2 : Die Bundeswehr als Krisenklinik |
Kapitel 3 : Evakuierung gelungen |
Kapitel 4 : denn der Tod bleibt ein Meister aus Deutschland |
Kapitel 5 : Welt |
Kapitel 6 : Veranstaltungshinweise |
Kapitel 7 : Schluß |
Anmerkungen zum Sendemanuskript |
EinleitungJingle Radio Darmstadt RadaR Zu empfangen: mit Antenne auf 103,4 Megahertz, im Kabelnetz Darmstadt auf 102,75 Megahertz [1] und in der Kabelinsel Groß Jingle Alltag und Geschichte Vor ziemlich genau einem Monat, am 21. Mai 2003, stellte Bundeskriegsminister Peter Struck die neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien des Ministeriums vor. Mit diesen Richtlinien soll der veränderten Rolle der Bundeswehr in einer sich ändernden globalen Welt Rechnung getragen werden. Diese Verteidigungspolitischen Richtlinien geben einen groben Handlungsrahmen vor und werden in der Regel etwa alle zehn Jahre überarbeitet. Die ersten dieser Richtlinien stammen noch aus dem Jahr 1972, als die sozialliberale Koalition im Rahmen der Entspannungspolitik die Rolle der Bundeswehr neu definierte. Sieben Jahre später [bei der Veröffentlichung der 2. Verteidigungspolitischen Richtlinien 1979] hatte sich die Welt ein Stück weit geändert. Die USA hatten ihren Krieg in Vietnam verloren, die Sowjetunion und die mit ihr verbündeten Staaten waren ein geschätzter Wirtschaftspartner geworden, und so langsam wurde der Weg vorbereitet, der dann im sogenannten NATO Dennoch war es für die meisten Beobachter und Politikerinnen überraschend, wie schnell die Implosion des realsozialistischen Lagers vonstatten ging. Innerhalb von nur zwei Jahren, zwischen 1989 und 1991, wurde ein ganzes Gesellschaftssystem von den Marktkräften und dem rüstungspolitischen Druck hinweggefegt. Die NATO, aber auch die Bundeswehr, standen ohne Gegner da. Der damalige CDU Die von Peter Struck nun neu vorgestellten Richtlinien gehen einen Schritt weiter. Zwar wird nicht mehr so klar die imperialistische Rolle der Bundeswehr benannt, dafür hat sich in der Zwischenzeit jedoch so einiges getan. Nach bewährter Salamitaktik wurde der Aktionsradius der Bundeswehr in den 90er Jahren systematisch erweitert. Es kann doch keine und niemand etwas dagegen haben, wenn die Bundeswehr die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Kambodscha gewährleistet. Also wurde die Bundeswehr erstmals hochoffiziell im Rahmen eines UN Es kann doch niemand und keine etwas dagegen haben, wenn Flüchtlinge des von Frankreich mit zu verantworteten Massakers in Ruanda durch eine Luftbrücke der Bundeswehr mit versorgt werden. Also flog die Bundeswehr im Rahmen einer UN Auch am Desaster der US Zwischen 1991 und 1996 half die Bundeswehr den USA bei ihrer Doppelstrategie, den Irak systematisch zu destabilisieren. Zuckerbrot und Peitsche, Waffeninspekteure und Bombeneinsätze das war die Devise der USA nicht etwa unter Bush, sondern unter Clinton, und der mit ihnen verbündeten Briten. Konnte wirklich keine und niemand etwas dagegen haben, wenn die Bundeswehr an der Destabilisierung mitwirkte, die immerhin dazu beitrug, daß etwa eine halbe Million Kinder elendiglich krepierten? [2] 1999 wurde es dann offensichtlicher, worum es ging, nachdem schon zuvor die Bundesregierungen Kohl/ Auftrag: Abwendung einer humanitären Katastrophe im Kosovo Seither wissen wir erstens, daß der herbei phantasierte Kriegsgrund übrigens ebenso, wie jetzt im Falle des Iraks auch von den USA zugestanden erstunken und erlogen ist, und zweitens, daß die humanitäre Katastrophe im Kosovo eher größer als kleiner geworden ist. Lassen wir einmal dabei außen vor, daß die angesehenen Terroristen der Friedenstruppe UÇK sich inzwischen als Warlords etabliert haben und am organisierten Menschen und Drogenhandel fleißig mitverdienen. Entscheidend ist, daß die GRÜNEN Gutmenschen ganz offensichtlich nur Stroh im Kopf haben und den an sich unlogischen Gedankengang nicht als Widerspruch empfinden können, daß eine humanitäre Katastrophe mittels Bomben und Terror ganz sicher nicht zu beseitigen ist. Aber wenn Ajatollah Fischer seinen Fischer Seit einem Monat nun haben wir darauf aufbauend neue Verteidigungspolitische Richtlinien. Und damit wir alle wissen, worum es dabei geht und wozu sie gut sind, werde ich diese Richtlinien im Verlaufe dieser Sendung in weiten Teilen vorlesen und kommentieren. Es soll ja nachher keine und niemand sagen können, er oder sie habe mal wieder nichts davon gewußt. Sie sind übrigens auf der Homepage des Kriegsministeriums in aller Deutlichkeit nachzulesen: www.bmvg.de. Zur Frage des Warum? werde ich das letztes Jahr im Horlemann Verlag erschienene Buch von Robert Kurz mit dem treffenden Titel Weltordnungskrieg hinzuziehen. Selbst wenn ich nicht alle Aussagen von Robert Kurz teile, so stehen eine Menge bedenkenswerter Gedanken darin, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Denn wer die Freiheit Deutschlands am Hindukusch verteidigen will, wie es unser Kriegsminister Peter Struck vor einigen Monaten ausdrückte, will sicher etwas anderes als nur humanitär helfen. Und deshalb sollten wir einen kurzen Blick auf die Geschehnisse im Kongo werfen, weil sie uns zumindest teilweise erklären können, warum die Bundeswehr im Rahmen einer erneuten UN Ich hoffe, diese Sendung wird für euch genauso erhellend sein, wie für mich in der Vorbereitung, denn langweilen möchte ich nur die GRÜNEN Strohköpfe. Die sind ja bekanntlich unverbesserlich und moralisch gefestigt. Wer seine Moral auf Bomben und Gewalt baut, ist jedoch bekanntlich zu jeder weiteren Schandtat bereit. Die verlogenen Gründe für diesen dann wohl wieder humanitär genannten Interventionskrieg werden sich schon finden lassen. Doch vergessen wollen wir dabei nicht den Großen Bruder von Joschka. Also GERD und seine pragmatischen Claqueure wie zum Beispiel den beliebten Darmstädter Bundestagsabgeordneten Walter Hoffmann. Dieser setzt sich ja bekanntlich vehement für die Rüstungsstandorte Darmstadt und Pfungstadt ein, angeblich um Arbeitsplätze zu sichern. Wie tief gesunken eine Moral ist, die das Geschäft des Tötens als wirtschaftspolitisches Argument zu verkaufen versteht, das zu benennen, fehlen mir langsam die Worte. [4] |
Die Bundeswehr als KrisenklinikDie von Peter Struck am 21. Mai [2003] erlassenen Verteidigungspolitischen Richtlinien beschreiten neues Terrain. Sie bilden mit den Worten von Peter Struck eine verbindliche konzeptionelle Grundlage für unsere Verteidigungspolitik [ ]. Verteidigung heute umfasst danach weit mehr als die herkömmliche Verteidigung an der Landesgrenze. Unsere Sicherheit wird auch an anderer Stelle dieser Erde verteidigt. In der heutigen Welt gibt es keine nationalen Friedensoasen mehr. Verteidigung lässt sich geografisch nicht mehr begrenzen. [5] Oder anders gesagt: die Freiheit des Marktes kann jetzt überall auf der Welt verteidigt werden. Und solange wir das unter dem Tarnnamen eines Systems sogenannter kollektiver Sicherheit tun, wie etwa der UNO, erlaubt uns das Bundesverfassungsgericht auch den weltweiten Kriegseinsatz. Das ist kein Witz. Das ist eine Absichtserklärung zum weltweiten Durchgreifen, wenn es den deutschen Interessen dient, genauer gesagt, dem Schutz deutschen Eigentums und der Sicherheit deutscher Investitionen. Nichts anderes ist unter Sicherheitspolitik gemeint. Doch kommen wir zum Text dieser Verteidigungspolitischen Richtlinien, die sich in acht Abschnitte mit insgesamt 95 Punkten aufgliedern. Abschnitt 1 behandelt diese Richtlinien im Rahmen eines veränderten sicherheitspolitischen Umfeldes. Das ist ja auch klar: nach dem Fall der Mauer ist der Gegner ausgegangen, ein neuer muß her. Das Spannende ist aber hier aber, warum derzeit Jahr für Jahr 25 Milliarden Euro verpraßt werden sollen, wo es doch angeblich finanziell an allen Ecken und Enden klemmt. Offensichtlich gibt es ein wichtiges materielles Interesse und es ist wohl nicht zuviel verraten, daß eine ganzer militärisch Doch nun zu den Richtlinien [6] selbst. Sie beginnen mit folgenden Worten: Die Sicherheitslage hat sich grundlegend gewandelt. Neue sicherheitspolitische Risiken und Chancen verlangen veränderte Fähigkeiten. Auftrag, Aufgaben und Fähigkeiten der Bundeswehr orientieren sich konsequent an der zu erwartenden Sicherheitslage und den sicherheitspolitischen Verpflichtungen Deutschlands als NATO und EU Geld ist halt noch knapp. Also müssen Prioritäten gesetzt werden. Darauf gehen die Richtlinien dann auch später gezielt ein. Damit das knappe Geld jedoch nicht noch zum Problem für die Maastrichter Kriterien wird, wollen mehrere Länder die Verteidigungsausgaben bei der Berechnung des Haushaltsdefizits ausgeklammert wissen. So nachzulesen am 20. Mai [2003] im Darmstädter Echo: Laut Stabilitätspakt darf das Haushaltsdefizit höchstens drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Woraus folgt: eine weitere Aufrüstung ist als krisenpolitische Maßnahme beschlossene Sache und muß jetzt nur noch mit den ordnungspolitischen Vorgaben neoliberaler Haushaltspolitik in Einklang gebracht werden. Doch weiter im Text: Die begonnene umfassende Reform der Bundeswehr wird weiter entwickelt. Gewichtung und Ausgestaltung der Aufgaben der Bundeswehr unter den neuen strategischen Bedingungen stehen hierbei im Vordergrund. Die allgemeine Wehrpflicht bleibt in angepasster Form für Einsatzbereitschaft, Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Bundeswehr unabdingbar. Die Neugewichtung der Aufgaben der Bundeswehr und die daraus resultierenden konzeptionellen und strukturellen Konsequenzen entsprechen dem weiten Verständnis von Verteidigung, das sich in den letzten Jahren herausgebildet hat. Mit meinen Worten und einer Anleihe bei George Orwell: Verteidigung ist Angriff. [ ] Verteidigung heute umfasst allerdings mehr als die herkömmliche Verteidigung an den Landesgrenzen gegen einen konventionellen Angriff. Sie schließt die Verhütung von Konflikten und Krisen, die gemeinsame Bewältigung von Krisen und die Krisennachsorge ein. Die Bundeswehr als Krisenklinik. Dementsprechend lässt sich Verteidigung geografisch nicht mehr eingrenzen, sondern trägt zur Wahrung unserer Sicherheit bei, wo immer diese gefährdet ist [ ] Gute Frage: wo ist denn eure und meine Sicherheit gefährdet? Am Hindukusch? In Somalia? Beim Bombenteppich auf den Irak? In Jugoslawien? Im Kongo gar? Oder wessen Sicherheit ist denn gefährdet? Vielleicht hilft uns der folgende Passus weiter: Deutsche Verteidigungspolitik ist das Handeln Deutschlands zur Sicherheitsvorsorge im Rahmen seiner Außen und Sicherheitspolitik. Streitkräfte sind ein wesentlicher Teil einer auf Vorbeugung und Eindämmung von Krisen und Konflikten zielenden Außen und Sicherheitspolitik. [ ] |
Evakuierung gelungenWas wiederum eine Krise oder ein Konflikt ist, liegt logischerweise im Ermessen der kriegsführenden Partei, die daraus sich einen Vorteil erhofft. Eine Definition dieser Begriffe suchen wir jedenfalls in den Verteidigungspolitischen Richtlinien vergebens. Somit kommen wir zu den Kernaussagen von Abschnitt 2: Das sicherheitspolitische Umfeld Deutschlands ist durch veränderte Risiken und neue Chancen gekennzeichnet. Chancen? Chancen zur globalen Kriegsführung, weil kein Gegner in der Nähe ist? Kann schon sein, denn es heißt weiter: Eine Gefährdung deutschen Territoriums durch konventionelle Streitkräfte gibt es derzeit und auf absehbare Zeit nicht. Das Einsatzspektrum der Bundeswehr hat sich grundlegend gewandelt. Die sicherheitspolitische Lage erfordert eine auf Vorbeugung und Eindämmung von diesen ominösen Krisen und Konflikten zielende Sicherheits und Verteidigungspolitik, die das gesamte Spektrum sicherheitspolitisch relevanter Instrumente und Handlungsoptionen umfasst und auf gemeinsamem Handeln mit Verbündeten und Partnern aufbaut. Für die Bundeswehr stehen Einsätze der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung sowie zur Unterstützung von Bündnispartnern, auch über das Bündnisgebiet hinaus, im Vordergrund. Die multinationale Sicherheitsvorsorge ist ein grundlegender Bestimmungsfaktor deutscher Verteidigungspolitik. Bewaffnete Einsätze der Bundeswehr mit Ausnahme von Evakuierungs und Rettungsoperationen werden nur gemeinsam mit Verbündeten und Partnern im Rahmen von VN, NATO und EU stattfinden. Diesen Satz sollten wir uns auf der Zunge zergehen lassen. Er ist nämlich entlarvend. Also erstens wird nur gemeinsam mit den üblichen Kriegstreibern des Kriegsbündnisses NATO zusammengearbeitet, wahlweise auch als UNO oder EU Aber klug, wie Herr Struck nun einmal ist, hat er sich eine Hintertür eingebaut. Für Evakuierungs und Rettungsoperationen gilt die Ausnahme, die besagt, daß auch ohne derartige Verbündete die Bundeswehr zum Einsatz kommen darf. Wer auch nur ein bißchen Ahnung von derartigen Ausnahmeklauseln hat, kann sich vorstellen, daß im Zweifelsfall die Ausnahme zur Regel wird, immer hübsch als Ausnahme deklariert. Soll heißen: wer nicht genau hinschaut, glaubt beruhigt an die Bündnisbindung und übersieht die Ausnahme der eigenständig deutschen imperialistischen Mission. Die herkömmliche Landesverteidigung gegen einen konventionellen Angriff als allein strukturbestimmende Aufgabe der Bundeswehr entspricht nicht mehr den aktuellen sicherheitspolitischen Erfordernissen. Die nur für diesen Zweck bereitgehaltenen Fähigkeiten werden nicht länger benötigt. Der Wiederaufbau zur Befähigung zur Landesverteidigung gegen einen Angriff mit konventionellen Streitkräften innerhalb eines überschaubaren längeren Zeitrahmens [ ] muss jedoch gewährleistet sein. Diese Erkenntnis dient einem doppelten Zweck, mal abgesehen von der realpolitischen Banalität. Zum einen werden bestimmte Truppenteile als überflüssig angesehen; die dort entstehenden Kosten können anderweitig produktiver verwendet werden. Andererseits hängt hieran auch eine Lobby, die schließlich auch mit konventionellen Aufträgen versehen werden will. Also muß man die konventionelle Landesverteidigung mit Sparflamme weiterlaufen lassen. Wer soll denn der konventionelle Gegner sein, der irgendwann einmal mit langjähriger Vorlaufzeit [und sich freundlicherweise schon zehn Jahre vorher ankündigt, damit wieder konventionell aufgerüstet werden kann] Deutschland bedroht? Estland? Georgien? Oder Rußland, das selbst am Abgrund taumelt? Jaja : Die Bundeswehr wird in diesem Verständnis weiterentwickelt: Auftrag, Aufgaben, Ausrüstung und Mittel werden in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht. Die Aufgaben der Bundeswehr werden angesichts einer gewandelten sicherheitspolitischen Lage neu gewichtet. Die Fähigkeiten der Bundeswehr werden entsprechend angepasst. Die Finanzmittel werden künftig vor allem zur Erfüllung der militärischen Kernfähigkeiten eingesetzt. Für die Beschaffungs und Ausrüstungsplanung wird ein fähigkeitsorientierter [ ] Gesamtansatz entwickelt. Rüstungskooperation im europäischen und transatlantischen Rahmen hat Vorrang vor der Realisierung von Vorhaben in nationaler Verantwortung. Was auch pragmatisch gedacht ist. Jedenfalls bedarf es so der Text weiter differenzierter Streitkräfte mit Mobilität und Nachrichtengewinnung. Wie es der Zufall will, der natürlich keiner ist, hatte schon Strucks Vorgänger Scharping eine ganze Menge von neuartigen Transportflugzeugen vom Typ Airbus A 400 M geordert. Die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie wird selbstverständlich hierüber quersubventioniert, etwas, was bekanntlich ansonsten bei den Neoliberalen strengstens verboten, weil nicht marktkonform, ist. Auch das geplante europäische Navigationssystem Galileo mit Kosten von dreieinhalb Milliarden Euro läßt sich hierfür nutzen. |
denn der Tod bleibt ein Meister aus DeutschlandIm dritten Abschnitt der Verteidigungspolitischen Richtlinien wird das neue Feindbild definiert. Ich will ab hier nicht den kompletten Text verlesen dieser ist ja auch auf der Homepage des Verteidigungsministeriums zu finden , sondern die essentials der restlichen sechs Abschnitte zusammenfassen, zumal die wesentlichen Voraussetzungen ohnehin am Anfang des Papiers dargelegt worden sind. Es ist der inzwischen berühmt Doch halt! Es gibt ja noch die gefährlichen Schurkenstaaten oder bei Bedarf auch die zuvor noch selbst mit aufgebauten Terrornetzwerke. Diese könnten ja über ABC eine nach transparenten Regeln gestaltete Ordnungspolitik. Denn schließlich will man mitbestimmen, wer Gut und Böse ist und wer anschließend wie im Falle Jugoslawiens zur Ordnung gebombt werden darf. Und Europa ist besonders gefährdet: In Europa sind auch weiterhin gewaltsam ausgetragene, nationalistisch und ethnisch motivierte, oft von kriminellen Strukturen geförderte Gewaltkonflikte möglich. Die Bimbos auf dem Balkan haben es halt immer noch nicht gerafft, wie marktwirtschaftlich und nicht kriminell Profit zusammengerafft wird. Also wird ein Ansatz konstruiert, der wohl den Wahnideen in Bonn und Berlin entspringt, aber keiner ernsthaften Analyse standhält: internationaler Terrorismus, gepaart mit organisierter Kriminalität und gemeingefährlichen Migrationsbewegungen. Jaja, ihr hört richtig: Flüchtlinge sind offensichtlich zukünftig Aufgabe eines deutschen Militäreinsatzes. Nicht etwa, um sie zu retten, sondern um sie daran zu hindern, das gelobte deutsche Land zu erreichen. Dazu bedarf es natürlich einer Informationskriegsführung. Oder anders ausgedrückt: einer professionellen Medienmaschine, welche uns eine Koalition gegen den Terror als friedenspolitische Maßnahme verkauft. Wie auch immer, die Grunddoktrin rot Freiheit und Menschenrechte, Stabilität und Sicherheit [sind] notfalls auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen oder wiederherzustellen. Die in den Verteidigungspolitischen Richtlinien hierfür vorgesehenen und unerläßlichen schnellen Eingreiftruppen sind schon längst im Aufbau, zum Teil schon im Einsatz. In Afghanistan umgibt dieser Einsatz ein dichter Schleier der Verschleierung, im Kongo werden unsere Jungs jetzt aber auch gebraucht. Die UNO hat den Rahmen vorgegeben und da wollen wir schließlich nicht fernbleiben. Nun haben wir auch hier das schon altbekannte Problem: was kann eine oder jemand dagegen haben, das Morden im Kongo zu stoppen? Ich frage zurück: wird es gestoppt? Werden die Milizen entwaffnet oder wie in Afghanistan hofiert? Waren die Milizen und das allgegenwärtige Morden der letzten Jahre denn nicht nützlich für die gerade genannte Ordnung nach transparenten Regeln? Zunächst: was als Stammeskonflikt erscheint, ist vielmehr dem neoliberalen Kampf um Ressourcen, Macht und Profit geschuldet. Daß hierfür Stammesmuster benutzt werden, ändert nichts an dieser Tatsache. Weiter: der von Frankreich mit zu verantwortende Massenmord in Ruanda Mitte der 90er Jahre schwappte durch Duldung der HutuMilizen im Kongo auf diesen über. Gleichzeitig wurde der Kongo selbst durch den Sturz des vom Westen hofierten Gauners und Mörders Mobutu vollkommen destabilisiert und der allgemeinen Plünderung freigegeben. Schätzungen gehen von zwei Millionen Toten in den letzten zehn Jahren aus. Profiteuere waren nicht zuletzt westliche Konzerne, die auf billige Art und Weise an Tropenhölzer, Erze und andere Rohstoffe gelangen konnten. In einem Bericht der UNO aus dem Jahr 2002 werden die Profiteure benannt, unter anderem die BAYER Jetzt noch einmal die Frage: was kann denn eine oder jemand dagegen haben, wenn dieses grauenvolle Morden, der allgegenwärtige Hunger und die Plünderungsökonomie gestoppt werden? Ich sage einfach: meine Naivität hat Grenzen und behaupte daher: nichts davon wird geschehen. Aber die Bundeswehr hat wieder eine Salamischeibe genutzt, um als weltweite Interventionstruppe akzeptiert zu werden. [8] Ach ja: Hallo Friedensbewegung! Hat es euch die Sprache verschlagen oder warum finden derzeit keine machtvollen Demonstrationen gegen den deutschen Interventionismus statt? |
Welt
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VeranstaltungshinweiseJingle Alltag und Geschichte Zum Schluß meiner heutigen Sendung noch einige Veranstaltungshinweise für die kommende Woche. Am heutigen Montagabend wird die türkische Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin Eren Keskin im Saal der Martinsgemeinde am Riegerplatz zu hören sein. Eren Keskin setzt sich seit Jahren für Frauen ein, die in türkischer Polizeihaft Opfer sexueller Mißhandlungen geworden sind. Aus diesem Grund wird sie seit Jahren vom türkischen Staat, aber auch von den dortigen Medien und Berufskollegen diffamiert worden. Derzeit sind gegen sie rund 120 Verfahren anhängig, weil sie die Vergewaltigungspraxis der türkischen Polizei juristisch und öffentlich bekämpft. Das gegen sie verhängte Berufsverbot ist so gesehen konsequent. Eren Keskin ist wie gesagt am heutigen Abend im Saal der Martinsgemeinde am Riegerplatz zu hören. Veranstaltungsbeginn ist um 19 Uhr 30, der Eintritt ist frei. Veranstalter ist amnesty international. Wer diese Sendung am Dienstag in der Wiederholung hört, hat dann halt Pech gehabt. [In der Tat! Es war ein interessanter Abend.] Laßt uns reden über Palästina und Israel
lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe in Darmstadt, die von Dienstag bis Donnerstag läuft. Am Dienstag spricht Hans Koschnick im Heiner Am kommenden Freitag vor 10 Jahren erschoß ein Greiftrupp der GSG 9 das RAFMitglied Wolfgang Grams im Bahnhof von Bad Kleinen. Während einzelne Zeuginnen und Zeugenberichte einen aufgesetzten Kopfschuß wahrscheinlich machen, lautet die offizielle Staatsversion bis zum heitigen Tag: Selbstmord. Dabei lautet die korrekte Todesursache Auf der Flucht erschossen, was in 99,9% aller Fälle üblicherweise die Umschreibung für staatlichen Mord ist. Natürlich war vor 10 Jahren in Bad Kleinen alles ganz anders. Und weil alles ganz anders war, mußte der Bundesinnenminister zurücktreten, der Generalbundesanwalt ausgetauscht werden, wurden systematisch Spuren verwischt oder vernichtet, und das ganze als Fahndungspanne hingestellt. Bei so viel Unvermögen und Unwillen zur Aufklärung konnte es schon damals nur einen Schluß geben: Auflösung aller Geheimdienste und paramilitärischen Verbände. Aber da man die ja noch braucht, wurde statt dessen die Wahrheit zurechtgebogen. Oder anders gesagt: Wenn Fakten und Staatsversion nicht zusammenpassen, umso schlimmer für die Fakten und die Wahrheit. Birgit Hogefeld, Überlebende der aus dem Ruder gelaufenen Festnahmeaktion von Bad Kleinen und Mitte der 90er Jahre in einem als rechtsstaatliches Verfahren getarnten grotesken Staatsschutzprozeß zu lebenslanger Haft verurteilt, sitzt übrigens immer noch in Haft. Was Isolationshaft auch bedeuten kann, zeigt das darmstädter Staatstheater in seinem sehenswerten Tanztheater Wenn der Körper eine Stummheit ist. Jetzt noch ein Veranstaltungshinweis für kommenden Samstag in Mainz. Dort findet ab 10 Uhr im Interkulturellen Zentrum in der Rheinallee 3d eine Tagung zum Thema Freiheit stirbt mit Sicherheit statt. Hierbei geht es um den permanenten Ausnahmezustand seit dem 11. September. Eine Anmeldung ist erwünscht, der Teilnahmebeitrag beträgt 5 Euro. Veranstaltet wird die Tagung von den JungdemokratInnen / Junge Linke Rheinland Ebenfalls am Samstag findet eine Kurdistan |
SchlußMit diesen Veranstaltungshinweisen möchte ich die heutige Sendung zur Verteidigung der Weltordnung abschließen. Diese Sendung wird am Dienstag um Mitternacht, morgen nach dem Radiowecker um 8 Uhr und noch einmal am Nachmittag ab 14 Uhr wiederholt. Alltag und Geschichte ist auch im Internet präsent: www.alltagundgeschichte.de. Dort sind in der Regel auch weiterführende Links zu den einzelnen Sendungen und Hinweise auf kommende Sendungen zu finden. Die nächste Sendung von Alltag und Geschichte ist am morgigen oder heutigen Dienstag, je nachdem, ob ihr die Wiederholung hört, ab 18 Uhr zu hören; nämlich Jadran unsere Sendung in serbischer Sprache. Gleich folgt eine Sendung der Kulturredaktion von Radio Darmstadt. Somit verabschiede ich mich; am Mikrofon war Walter Kuhl. |
ANMERKUNGEN |
[1] Neue Kabelfrequenz seit Februar 2005: 99,85 Megahertz. |
[2] Wogegen eingestandermaßen die damalige Außenministerin Madeleine Albright nichts einzuwenden hatte. |
[3] Bundestag erteilt Mandat für Kongo |
[4]Walter Hoffmann wurde im März 2005 zum Oberbürgermeister von Darmstadt gewählt. |
[5] Punktuation des Bundesministers der Verteidigung, Dr. Peter Struck, für die Pressekonferenz am 21. Mai 2003. Zu finden auf http://www.bmvg.de/ |
[6] Ich habe mir erlaubt, die einzelnen Punkte dieser Richtlinien der besseren Sprech und Lesbarkeit wegen in einem Absatz zusammenzufassen. |
[7] Pressemitteilung der Coordination gegen BAYER-Gefahren vom 24.10.2002: "Rohstoff |
[8] In diesem Zusammenhang ist auch bedenkenswert, was Michel Chossudovsky in seinem Buch Global brutal geschrieben hat. Sein 7. Kapitel lautet: "Wirtschaftlicher Völkermord in Ruanda" [Seite 118143]. Daraus geht hervor, daß Uganda, Ruanda, Burundi und der östliche Teil des Kongo zum strategischen Schachbrett einer Auseinandersetzung zwischen den USA und Frankreich geworden sind. Weit davon entfernt, Frieden stiften zu wollen, haben beide Mächte so ziemlich alles unternommen, um ihre machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen in der Verkleidung von Stammesfehden und ethnischen Säberungen austragen zu lassen. Daß jetzt Frankreich mit der Unterstützung Deutschlands im Rahmen einer UN |
[9] Robert Kurz : Weltordnungskrieg, Seite 13 |
[10] Robert Kurz Seite 41 |
[11] Robert Kurz Seite 47 |
[12] Robert Kurz Seite 428 |
[13] Robert Kurz Seite 438 |
[14] Robert Kurz Seite 409 |
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