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Vorbemerkung : DISTANZIERUNG |
Keine und niemand ist davor gefeit, daß Personen oder Organisationen, mit denen man und frau nichts zu tun haben möchte, die eigenen Gedanken als Steinbruch benutzen, um ihre eigenen wirren, kruden und mitunter auch menschenverachtenden Theorien zu begründen. Offensichtlich betrachten sie die notwendige Kritik an einer konkreten israelischen Politik als Alibi, um versteckt unter dem Deckmantel der Gedankenfreiheit ihren antisemitischen Gedanken frönen zu können. Bei Auswertung meiner Logfiles mußte ich feststellen, daß eine Homepage, deren Verfasser/innen ich dem nationalrevolutionären Spektrum zurechne, auf eine meiner Seiten verlinkt hat. Von diesem Link, dem rechtlich nur schwer beizukommen ist, distanziere ich mich ausdrücklich und erkläre noch einmal ganz deutlich: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Ansonsten halte ich es mit Siouxsie Sioux, die 1976 aus dem Mittelschichts |
MEINE EIGENE POSITION |
Vorbemerkung: Die folgenden Ausführungen leben auch davon, daß ich sie dem Stand der eigenen Erkenntnis entsprechend reflektiere und verändere oder ergänze. Es gilt jeweils der Text in seiner aktuellen Fassung. |
1. Jede Form isolierter oder isolierender Betrachtung des israelisch-palästinensischen Konflikts ideologisiert diesen Konflikt - und dabei ist unerheblich, ob dies gewollt ist oder einfach nur passiert. Ich weigere mich jedenfalls, der Neoliberalisierung des Denkens Vorschub zu leisten, und auf einfache Fragen noch vereinfachendere Antworten zu geben. |
2. Eine Gleichsetzung von Jüdinnen und Juden, von Zionistinnen und Zionisten, und von Israelis (beiderlei Geschlechts) führt ins Leere. |
3. Jede Intervention von außen egal ob politisch, militärisch oder wirtschaftlich ist abzulehnen. Erst recht, wenn derartige Vorschläge aus Deutschland kommen oder Deutsche miteinbeziehen. Die Frage, ob die USamerikanische Absicherung der israelischen Wirtschaft und des israelischen Militärs hier mit einzubeziehen ist, ist akademisch, weil weder ich noch meine Leserinnen und Hörer über die Machtmittel verfügen, Forderungen in welche Richtung auch immer zu stellen. |
4. Wer ernsthaft an einer Lösung des palästinensisch |
5. Die nationalen und ethnischen Konstrukte Israel und Palästina, die damit verbundenen nationalen Identitäten und Wertvorstellungen können keinen Beitrag zur Deeskalation leisten. Ethnien, Völker oder Staatsgebilde sind per definitionem nicht emanzipatorisch. Aber: |
6. Die besondere historische Situation Israels und der von der zivilisiert |
7. Weiterhin stimme ich Moshe Zuckermann zu, wenn er sagt, daß ein Frieden unterhalb einer Zwei Aus meiner Perspektive kann dies nur eine Zwischenlösung sein, schließlich bin ich weder Nationalist noch Etatist. Ich bin der Meinung, daß Israel und der palästinensische Staat langfristig nur in konföderativen Strukturen existenzfähig sind, die übrigens zunächst nur unter kapitalistischen Bedingungen denkbar sind. |
8. Hierbei gibt es essentielle Voraussetzungen: Rückzug der israelischen Armee aus den besetzten Gebieten, Abbau der (jüdischen) Siedlungen im Gazastreifen und im Westjordanland, Jerusalem als Hauptstadt beider Staaten, und zumindest die symbolische Anerkennung des Rückkehrrechts der aus dem heutigen Israel vertriebenen Palästinenerinnen und Palästinenser. Hinzuzufügen wäre wenn auch aufgrund eines globalisierten Weltmarkts illusorisch die ökonomische Existenzfähigkeit eines palästinensischen Staates. |
9. Gewalt schafft neue Gewalt. Wer will, daß die terroristischen Angriffe auf die israelische Gesellschaft aufhören, hat die Wahl der verbrannten Erde oder die Wahl, Strukturen (in Israel und Palästina) zuzulassen, die ein Ausbrechen aus der Gewaltspirale ermöglichen. Und um mit Moshe Zuckermann zu sprechen: Die momentan vorherrschende Struktur ist eine brutale Okkupation. |
10. Diese brutale Okkupation hat eine Vorgeschichte. Wer so tut, als würden wildgewordene islamische Fundamentalo |
11. Und (fast) zum Abschluß meiner Position noch etwas zum Nachdenken: |
Ludger Heid schreibt in seinem Aufsatz Nächstes Jahr in Jerusalem über den Traum vom jüdischen Staat: Der »Araberfrage« ist in den Anfängen der zionistischen Ideologie unverständlicherweise kaum Bedeutung zugemessen worden. Im Denken und in den Schriften der Frühzionisten spielte die arabische Urbevölkerung in Palästina allenfalls eine untergeordnete Rolle. Die aus Europa stammende zionistische Elite war von der illusionären Vorstellung bestimmt, in Palästina in einem politischen Vakuum zu agieren. Bezeichnend dafür ist der wirkliche oder vermeintliche Ausspruch Max Nordaus gegenüber Herzl aus dem Jahre 1897: "In Palästina gibt es ja Araber! Das wußte ich nicht! Wir begehen also ein Unrecht!" Gleichgültig, ob diese Sätze so gefallen sind, beschreiben sie doch insgesamt die Haltung der frühen Zionisten gegenüber den Palästinensern, die bestimmt war von einer Mischung aus Naivität, Wunschdenken, patriarchalischem Wohlwollen und Ignoranz, wie ein israelischer Publizist einmal treffend bemerkt hat. Herzl selbst vertraute seinem Tagebuch im Juni 1895 an, wie er sich die Lösung des Araberproblems vorstellte: "Die arme Bevölkerung trachten wir unbemerkt über die Grenze zu schaffen, indem wir ihr in den Durchzugsländern Arbeit verschaffen, aber in unserem eigenen Lande jederlei Arbeit verweigern." Dieser Aufsatz ist in der Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums veröffentlicht und in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung (Band 353) nachgedruckt worden. Allerdings glaube ich persönlich nicht an so viel Naivität, zumal der Fortgang der Geschichte diese Tagebucheintragungen auf eine sehr brutale Weise wahr gemacht hat Was ich damit ausdrücken will, ist nicht, daß die jüdische Besiedlung Palästinas von Anfang an als ethnische Säuberung geplant war, sondern daß die Besiedlung Palästinas nach den Prinzipien jeder Siedlergesellschaft durchgeführt wurde siehe Australien, Argentinien, Südafrika oder die USA. Das gerade angeführte Zitat unterstützt demnach eine Argumentation a posteriori, und nicht eine Argumentation a priori. Ob und inwieweit Vertreibung und Eroberung konstitutives Merkmal der jüdischen Landnahme von Anfang gewesen sind, wird sich nie mehr klären lassen. Sicher ist, daß sie eine Option waren. Sicher ist auch, daß es auch andere Optionen gab. Zu klären wäre, warum sich welche Option im historisch |
12. Jede ernsthafte Analyse des israelisch Die palästinensische Bourgeoisie, vertreten durch Arafats Autonomiebehörde, hat ein ganz eigenes Interesse an gutnachbarschaftlichen Beziehungen. Solange sie von der Besatzung oder ökonomischen Abhängigkeit profitiert, kollaboriert sie mit Israel. Doch die meisten Menschen in Palästina profitieren nicht davon. Die palästinensische Kleinbourgeoisie verarmt und vergrößert sich durch immer mehr Menschen, denen nichts anderes übrig bleibt, als sich als Straßenhändler/innen durchzuschlagen. Radikale Organisationen wie Hamas haben hier ihre Wurzeln. Es gibt immer noch einen verschwindend kleinen Teil der israelischen und palästinensischen Linken, die sich an die Fiktion eines klassensolidarischen binationalen Kampfes klammern. Sie berücksichtigen hierbei nicht, daß es reale Interessenunterschiede zwischen israelischen und palästinensischen Arbeiter/innen in einer Apartheid |
13. Und noch eine letzte Anmerkung an bestimmte Teile der Linken (die sich meist ohnehin selbst für die wahren und einzigen Linken halten sollen sie, spielt eh keine Rolle!): Ich finde es sehr erstaunlich, daß ausgerechnet diejenigen, die sonst überall auf der Welt das Recht der Ausgebeuteten und Unterdrückten auf Widerstand und Rebellion verteidigen, daß ausgerechnet diese Teile der Linken die Augen im Falle Palästinas verschließen und sich einer Logik verschreiben, wie sie kein Counter |
14. Ich gebe unumwunden zu, daß ich keine Lösung des Problems vorschlagen kann. Ich fühle mich dazu allerdings auch nicht berufen. Ich denke, dies durchaus auch im Widerspruch zu Teilen der israelischen und palästinensischen Linken, daß dieses Problem nur intern gelöst werden kann. Die Aufgabe der westeuropäischen / deutschen Linken kann allenfalls darin bestehen, jeden emanzipatorischen Zielen verpflichteten Prozeß zu unterstützen. Alles andere ist, einem Wort Rosa Luxemburgs zufolge, Quark. |
Fassung vom 14.11.2002 |
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