Beiträge für den Radiowecker |
von Radio Darmstadt |
– Juni 2005 – |
|
|
Einkaufen als politisches Kriterium | |
05.06.2005 *** Wdh. 07.06.2005 | Nächster Beitrag |
Die Bundestagswahl im Herbst wirft ihre Schatten voraus. Darmstadts SPD war hierauf nicht vorbereitet. Mangels eigener Kandidatin fragte sie bei Bundesjustizministerin Brigitte Zypries an. Ein Kommentar hierzu von Walter Kuhl aus der Redaktion Alltag und Geschichte. Beitrag Walter Kuhl Arme arme SPD. Erst verliert sie die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen und dann auch noch ihren Kopf. Kopflos will der Bundeskanzler Neuwahlen ausschreiben, wohl wissend, dass seine Koalition keine Chance hat. Des Kanzlers Charme wird bei den Frauen nicht mehr ankommen, wenn Angie Bundeskanzlerin werden kann. Warum sollten Frauen nicht Frauen wählen? Männer wählen ja auch Männer. Seilschaften wollen ordentlich geschmiert sein. Und überhaupt – auf politische Inhalte kommt es ja sowieso nicht an. Nicht nur, daß die Vorgänge um die Oetinger Villa bewiesen haben, daß sich auch gewählte Vertreterinnen und Vertreter an der Nase herumführen lassen, weshalb es auch nicht lohnt, sie hierzu nächstes Frühjahr noch einmal zu wählen. Nein – gerade die SPD hat gezeigt, mit welch dubiosen Argumenten sie bereit ist, Politik zu machen. Schlau, wie diese Partei war, hat sie ihren Bundestagsabgeordneten schnell noch zum Oberbürgermeister gemacht, bevor dieser sein Mandat durch die zu erwartende Wahlschlappe im Herbst hätte verlieren können. Doch im zweiten Schritt zeigte sich, daß diese Schlauheit eher Bauernschläue war. Sie reichte gerade einmal bis zum Ausgang des SPD– Und jetzt wird es wahrlich lustig. Mit Politik hat das nichts mehr zu tun. Nur noch mit reinster Realsatire auf die vielbeschworene Standortpolitik. Denn es ist ja so: damit sich das Fußvolk, das sowieso nichts zu melden hat, wenigstens im Herbst beim Kreuzchenmachen richtig entscheidet, kommt es nicht auf Politik, sondern auf Emotionen an. Die Frage lautet: Wie verkaufen wir den Wählerinnen und Wählern eine Frau, die mit diesem Wahlkreis nichts verbindet? Sie wohnt nicht in Darmstadt, sie lebt nicht in Darmstadt, aber: sie kauft wenigstens ab und zu einmal in Darmstadt ein. Ok – das reicht als Beweis der Heimatverbundenheit. Kein Witz – die SPD– Doch halt! Mit dieser Argumentation gibt es allein in Darmstadt und Umgebung garantiert weit über einhunderttausend Männer und Frauen, die wesentlich besser als Bundesjustizministerin Brigitte Zypries qualifiziert wären, Darmstadt und den Landkreis Darmstadt– Abmoderation Ein Beitrag von Walter Kuhl für Radio Darmstadt. Demnächst nachzulesen im Internet unter www.wkradiowecker.de.vu.
| |
Moderation : Teodora Katzenmayer (Sonntag), Simon Hülsbömer (Dienstag) | |
Zum Seitenanfang | Vorheriger Beitrag |
Was ist Demokratie? | ||||
13.06.2005 *** Wdh. 14.06.2005 | Nächster Beitrag | |||
Was ist Demokratie? Ganz einfach, so scheint es. Die Mehrheit entscheidet. Walter Kuhl aus der Redaktion Alltag und Geschichte hat da seine Zweifel. Beitrag Walter Kuhl Am vergangenen Mittwoch baten etwa 60 Professorinnen und Professoren, Dozentinnen und Mitarbeiter der TU Darmstadt und anderer Wissenschaftseinrichtungen in einem Offenen Brief den Magistrat der Stadt Darmstadt und die Stadtverordnetenversammlung darum, die Entscheidung über die Nutzung der Oetinger Villa noch einmal zu überdenken. Peter Benz, noch wenige Tage Oberbürgermeister dieser Stadt, sah hierin ein merkwürdiges Demokratie– Landläufig wird tatsächlich gemunkelt, Demokratie sei, wenn die Mehrheit entscheidet. Dies ist jedoch sowohl historisch wie aktuell ein fundamentaler Irrtum. Schon die attische Sklavenhalterdemokratie schloß den weitaus größten Teil der Athener Bevölkerung aus: Frauen und Sklaven. Die männlichen Sklavenhalter wollten bei ihren Beschlüssen unter sich bleiben. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man zaghaft, Frauen das Wahlrecht zuzugestehen. Und selbst heute ist Demokratie das, was der große Bruder aus Washington mit Apache Vielleicht wäre hier anzumerken, daß der Offene Brief auch an Walter Hoffmann als Nachfolger des Demokratie– Wo wir gerade bei Walter Hoffmann sind. Eine Demokratie ist doch das, wofür sich die Mehrheit entscheidet, oder? Komisch, im März hat sich die Mehrheit der Darmstädterinnen und Darmstädter sowohl gegen Walter Hoffmann als auch gegen Wolfgang Gehrke ausgesprochen. Der neue Oberbürgermeister wurde nicht einmal von einem Viertel der Wahlberechtigten akzeptiert. Wie kann das in einer Mehrheitsdemokratie sein, daß er dann doch sein Amt antreten darf? Ist das nicht seltsam? Nun – wir erinnern uns an ganz andere Grotesken: 2000 wurde ein Kandidat Präsident, der die Wahlergebnisse in Florida am besten manipulieren konnte. Doch kommen wir zurück zum Offenen Brief: Was hat Peter Benz denn dann gemeint, als er ein Demokratiedefizit feststellte? Richtig! Ende April hatte die Stadtverordnetenversammlung einen Beschluß gefaßt, wonach sowohl für das Deutsche-Polen– Woraus folgt: quod licet Iovi non licet bovi. Oder zu gut Deutsch: Was Peter Benz darf, ist gewöhnlich sterblichen Universitätsangehörigen noch lange nicht gestattet. Sie dürfen nicht einmal daran denken, das durch einen Demokratie– Hierzu gibt es ein historisches Vorbild. Im Juni 1992 sollte die dänische Bevölkerung über den Vertrag von Maastricht abstimmen, mit dem die europäische Wirtschafts– und Währungsunion eingeführt wurde. Die Däninnen und Dänen stimmten jedoch falsch ab. Anstatt das Ergebnis zu respektieren, wurde ein bißchen am Vertragswerk herum manipuliert und ein Jahr später eine erneute Abstimmung anberaumt. Bis dahin waren die Däninnen und Dänen richtiggehend weich gekocht worden und stimmten folglich dafür. Demokratie ist also, wenn eine relative Mehrheit die richtigen Kreuzchen macht. Ganz abgesehen davon, daß Demokratie immer dann ist, wenn Steuergeschenke für wenige und die Belastungen für viele beschlossen werden. Aber das ist ein ganz anderes Thema; es wird uns bei der Bundestagswahl im Herbst wieder beschäftigen. Abmoderation Ein Beitrag von Walter Kuhl für Radio Darmstadt. Demnächst nachzulesen im Internet unter www.wkradiowecker.de.vu.
| ||||
| ||||
Moderation : Viktoria Thumann (Montag), Simon Hülsbömer (Dienstag) | ||||
Zum Seitenanfang | Vorheriger Beitrag |
Der Überfall auf die Sowjetunion 1941 | |
19.06.2005 *** Wdh. 21.06.2005 | Nächster Beitrag |
Am 22. Juni 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Nicht alle Historiker sehen darin ein Verbrechen. Manche behaupten gar, Hitler sei Stalin nur zuvor gekommen. Walter Kuhl aus der Redaktion Alltag und Geschichte stellt im folgenden Beitrag ein immer noch lesenswertes Buch über diese Präventivkriegsthese vor. Beitrag Walter Kuhl Nicht nur Nazideutschland, sondern auch die Sowjetunion sind Geschichte. Die einen wurden unter schweren Opfern besiegt, nicht zuletzt durch den heldenhaften Kampf vieler Millionen Soldatinnen und Soldaten der Sowjetunion. Jahrzehnte später implodierte diese selbst an ihren inneren Widersprüchen, aber auch durch den enormen wirtschaftlichen und militärischen Druck des kapitalistischen Westens. Was Hitlers Armeen nicht vermochten, gelang in den 80er Jahren. Heute sind die beiden ehemaligen Kriegsgegner Deutschland und Rußland beste Freunde; und der Bundeskanzler gibt seinem Freund Putin moralische Schützenhilfe bei dessen Terrorkrieg in Tschetschenien. Dies war nicht unbedingt so abzusehen gewesen. In den 80er Jahren tobte hierzulande ein Streit unter Historikern über die korrekte Einordnung der nationalsozialistischen Verbrechen. Ein einstmals angesehener Historiker, Ernst Nolte, hatte die These gewagt, daß Hitler mit seinem Angriff Stalin nur zuvorgekommen sei. Er hatte hierzu die im Westen weit verbreitete Totalitarismus– Der Hintergedanke dabei ist, die deutschen Verbrechen in einer banale Reihe verschiedenster Menschheitsverbrechen seit dem Diebstahl der ersten Banane in der afrikanischen Savanne vor sechs Millionen Jahren einzuebnen. Was in den 80er Jahren allenfalls schemenhaft vorstellbar war, ist heute Realität: Deutschland befindet sich zurück auf dem Weg zur Weltmacht und bedarf eines klaren ideologischen Auftrags. Allerdings sind sich die Ideologen und Politiker über den dabei einzuschlagenden Weg nicht einig. Die einen setzen auf das, was sie Aufarbeitung nennen, und führen dann Krieg mit der Behauptung, aus der Geschichte von Auschwitz gelernt zu haben. Die anderen wollen einfach nur einen Schlußstrich ziehen – und dann wieder losmarschieren. Die im Historikerstreit der 80er Jahre wieder ausgegrabene Präventivkriegsthese fand ihre begeisterten Anhänger. Diese fühlten sich bestätigt, als in den seit den 90er Jahren geöffneten sowjetischen Archiven tatsächlich Generalstabsplanungen aus dem Jahr 1941 veröffentlicht wurden, die einen Präventivkrieg gegen Nazideutschland befürworteten. Doch es war Stalin selbst, der entschied, diese Pläne nicht weiter zu verfolgen. Hierzu erschien 1998 im Darmstädter Primus– Doch die These vom Präventivkrieg Hitlers und der Wehrmacht wird dadurch nicht richtiger. Dieser Krieg war von langer Hand vorbereitet und diente der Eroberung neuen Lebensraums. Die Vernichtung von Millionen Menschen war von vornherein eingeplant. Der von Ueberschär und Bezymenskij herausgegebene Band hat den Vorzug, sich eingehend mit dem Hitler– Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941, herausgegeben von Gerd R. Ueberschär und Lev A. Bezymenskij, ist 1998 im Primus– Abmoderation Ein Beitrag von Walter Kuhl für Radio Darmstadt. Demnächst nachzulesen im Internet unter www.wkradiowecker.de.vu.
| |
Moderation : Katharina Mann (Sonntag), Simon Hülsbömer (Dienstag) | |
Zum Seitenanfang | Vorheriger Beitrag |
|
|