Kapital Verbrechen |
Der Vietnam |
und deutsche Kriegsverbrechen |
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Inhaltsverzeichnis |
Kapitel 1 : Einleitung |
Kapitel 2 : Der amerikanische Krieg |
Kapitel 3 : Kampf für ein besseres Leben |
Kapitel 4 : Sie fallen oder sie fallen nicht |
Kapitel 5 : Terrorismus in Uniform |
Kapitel 6 : Vom Protest zum Sieg |
Kapitel 7 : Pol Pot als nützlicher Rächer |
Kapitel 8 : Verweigern oder agitieren? |
Kapitel 9 : Ein deutscher Vernichtungsplan |
Kapitel 10 : Von der Suggestion zum Massenmord |
Kapitel 11 : Schluß |
Anmerkungen zum Sendemanuskript |
EinleitungJingle Alltag und Geschichte Am 23. Februar besucht der oberste Kriegsherr der USA, George Dubya
Bush, die Bundesrepublik Deutschland und wird am Mittag mit Bundeskanzler Gerhard
Schröder die kulinarischen Köstlichkeiten aus deutschen Landen frisch auf
den Tisch probieren. Die hiermit gebotene Gelegenheit zur Demonstration wird sich
die hiesige Friedensbewegung nicht entgehen lassen. Doch seien wir einmal
realistisch. Warum wird gegen Bush und nicht gegen Schröder demonstriert?
Und ist die Militärmaschine der USA die Wurzel allen Übels? Gerade die
sich friedfertig gerierenden Europäer sollten einen Blick auf ihre
500 Nehmen wir dennoch die Gelegenheit des Bush Sogar 30 Jahre nach dem Einzug der nordvietnamesischen Armee in
Saigon ist es noch möglich, neues Material zu entdecken, neue Sichtweisen zu
entwickeln und daraus eine spannende und in sich schlüssige Darstellung zu
publizieren. Das Besondere an Jonathan Neales Arbeit ist, daß er sowohl die
Vietnamesinnen und Vietnamesen als auch die US Die US Army tötete im Verlauf von rund 15 Jahren etwa drei Millionen
Menschen in Vietnam, Laos und Kambodscha. Die Spätfolgen des
ungeheuerlichen Einsatzes von Bombenteppichen und chemischen Kampfstoffen sind
bis heute allgegenwärtig. Die US Dennoch bekommt es einen ziemlich schalen Beigeschmack, wenn ausgerechnet die Bundesregierung oder die deutsche Friedensbewegung den Finger auf die USA, vertreten durch George Dubya Bush, zeigen. Denn deutsche Truppen haben in zwei Weltkriegen gezeigt, wozu deutsche Wertarbeit fähig ist. Diese Blutspur ist bislang unerreicht. Alles fing mit den Kolonialkriegen, vor allem der Ausrottung der Herero, Anfang des 20. Jahrhunderts an. Der Erste Weltkrieg markierte für viele Menschen einen Zivilisationsbruch, nicht ahnend, wieviel Zivilisationsgrausamkeiten noch folgen würden. Dennoch geschahen zu Kriegsbeginn 1914 einige beunruhigende Ereignisse. Als deutsche Truppen ins neutrale Belgien einfielen, begingen sie Kriegsverbrechen, welche die damaligen Zeitgenossen alarmierten [1] obwohl derartige Greuel später europäischer Standard, also sozusagen "normal", wurden. Eine Aufarbeitung steht ausgerechnet von deutscher Seite aus, also der Seite, welche heute selbstgerecht und selbstbewußt wieder ihren Platz in der Völkergemeinschaft [2] sucht. Es gibt Kontinuitäten, die nicht einfach beiseite gewischt werden können. Sicherlich zog sich kein vorherbestimmter roter Faden von den Greueln in Belgien nach Auschwitz oder zum Vernichtungskrieg der Wehrmacht in der Sowjetunion. Andererseits zeigen sich Zusammenhänge, die wie genauer sehen sollten, vor allem dann, wenn die Bundeswehr heute am Hindukusch und womöglich morgen in aller Welt Deutschland zu verteidigen sucht. Die beiden irischen Historiker John Horne und Alan Kramer haben mit ihrem in der Hamburger Edition herausgebrachten materialreichen Band über Deutsche Kriegsgreuel 1914 eine fundierte Beschreibung und Analyse des deutschen Angriffskrieges geschrieben. Das Buch sollte nachdenklich machen in Bezug auf die heute als Kriegsgrund vorgebrachten Vorwände oder Lügen. Wir leben heute genauso wenig im luftleeren und herrschaftsfreien Raum wie vor einhundert Jahren. Schon damals analysierte keine geringere als Rosa Luxemburg die Fratze des Imperialismus messerscharf nicht zuletzt deshalb, weil schon damals Sozialdemokraten und bürgerliche Liberale das friedliche Gesicht eines menschenrechtelnden Imperialismus beschworen. Ich möchte deshalb in meiner heutigen Sendung diese beiden spannenden und lehrreichen Bücher vorstellen. Am Mikrofon für die Redaktion Alltag und Geschichte auf Radio Darmstadt ist Walter Kuhl. |
Der amerikanische KriegBesprechung von : Jonathan Neale Der amerikanische Krieg, Atlantik / Neuer ISP Verlag 2004, € 16,80 George Dubya Bush, der am 23. Februar nach Mainz zur Kurzvisite kommt,
hat den Kriegsdienst in Vietnam zwar nicht direkt verweigert, aber durch die
Beziehungen seiner Familie dafür gesorgt, ein ruhiges Leben mit
sex'n'drugs 'n' rock'n'roll im US Der
US Jonathan Neale legt in seinem Buch dar, daß die USA sich aus drei Gründen aus Vietnam zurückziehen mußten. An erster Stelle steht natürlich der Mut und die Ausdauer der vietnamesischen Bäuerinnen und Bauern. Sie konnten waffenmäßig und technologisch den Aggressoren nichts entgegensetzen außer sich selbst. Im Gegenzug nutzten den USA ihre absolute Überlegenheit in dem Moment gar nichts, in dem im eigenen Land eine starke Antikriegsbewegung entstand. Nur selten in der Geschichte wurde der innenpolitische Druck derart groß, daß die herrschende Klasse eines Landes es vorzog, einen Krieg zu beenden. Diese Antikriegsbewegung war zwar weitgehend studentisch geprägt. Es
wäre jedoch falsch, in ihr eine reine Mittelschichtsbewegung zu sehen. Hier
kommt die Klassenfrage ins Spiel. Die 1960er Jahre erlebten einen Aufschwung
radikaler schwarzer Bewegungen. Was wie eine an ethnischen Grenzen orientierte
Politik aussieht und es auch war, übersprang diese Grenze in dem
Moment, wo die Armen und Ausgegrenzten in Vietnam massenhaft verheizt werden
sollten. Die dritte Kraft, welche den Krieg beendete, war eine Revolte innerhalb der
Streitkräfte selbst. Soldaten verweigerten Befehle und töteten Offiziere, um
den Kampfeinsatz zu verhindern. Ein Staat, dessen Armee meutert, kann jedoch
keinen Krieg gewinnen [4]. |
Kampf für ein besseres Leben
Dieser Krieg hat eine Vorgeschichte. Die französische Eroberung Indochinas
begann 1859 und war 1888 abgeschlossen. Indochina bestand aus den drei
benachbarten Ländern Vietnam, Laos und Kambodscha. Im Zweiten Weltkrieg
besetzten die Japaner Indochina. Oder etwas komplizierter:
Deutschland und Japan waren Verbündete; Deutschland hatte Frankreich 1940
erobert und das Vichy Im Frühjahr 1945 kam es im Norden Vietnams zu einer Hungersnot. Während die japanische Armee und die französische Kolonialregierung die Reisvorräte kontrollierten und weiterhin Steuern in Form von Reis erhoben, starben eine Million Menschen ein Zehntel der Bevölkerung den Hungertod. Die Kommunistische Partei und ihre Verbündeten die Vietminh riefen dazu auf, die Steuern zu verweigern und die Reislager anzugreifen. Sie wurden zu einer faktischen Macht, weil sie die einzigen waren, welche die Bäuerinnen und Bauern vor dem Verhungern retteten. Der Krieg war dann [zumindest aus indochinesischer Sicht] unerwartet im Sommer 1945 zu Ende. Die japanische Armee war besiegt, die Franzosen noch immer interniert. Die Vietminh zogen triumphierend am hellichten Tag nach Hanoi. Sie waren unbewaffnet und hofften darauf, durch die USA ihre Unabhängigkeit zu erhalten. Doch die Sieger dachten gar nicht daran. Frankreich war für die USA wichtiger als Vietnam, also unterstützten sie de Gaulle und nicht Ho Chi Minh. Bewaffnete britische Truppen schlugen daher in Saigon [im Auftrag der USA und des militärisch zu einem Eingreifen nicht fähigen Frankreichs] einen Aufstand nieder und versuchten, die französische Herrschaft zu erneuern. Dieser Krieg endete, als Frankreich 1954 in der Schlacht von Bien Dien Phu geschlagen wurde. Doch Vietnam wurde das Bauernopfer des Kalten Krieges. Die Sowjetunion wies
ihre Verbündeten an, die USA nicht zu reizen und einem Teilungsplan
zuzustimmen. Kurz zuvor hatten die Supermächte in Korea am Rande eines
Atomkrieges gestanden. Die vietnamesische Regierung stimmte im Hinblick auf das
Versprechen freier Wahlen in Südvietnam zu und rief die kommunistischen
Kader in den Norden zurück. Die südvietnamesische Marionettenregierung
begann daraufhin, die verbliebenen Kommunist/inn/en und Bauernführer/innen
zu verfolgen und zu ermorden. Fünf Jahre lang sah Nordvietnam diesem Treiben
zu; dann wurde der Druck der Kader aus dem Süden so groß, daß
zum bewaffneten Aufstand aufgerufen wurde. Als Antwort schickte Präsident
John F. Kennedy 1961 die ersten US Jonathan Neale verfolgt diese Entwicklung auf mehreren Ebenen. Denn so richtig es ist, daß die vietnamesische Führung sich auf russischen Druck hin zurückzog, so wichtig ist es auch, daß Neale darauf hinweist, daß die Kommunistische Partei durchaus ein Eigeninteresse verfolgte. Denn die Kommunistinnen und Kommunisten entstammten meist der Klasse, die sie bekämpften. Sie kamen aus den Familien der Großgrundbesitzer. Das bedeutet nicht, daß sie deren Interessen vertraten keineswegs. Sie waren die anständige Minderheit der Grundbesitzerklasse. Sie hassten die Korruptheit und die Brutalität ihrer Klasse. Sie wollten die alte Ordnung hinwegfegen und sie durch einen modernen Industriestaat ersetzen. Sie sahen diesen Staat nicht in Begriffen von Demokratie, sondern in Begriffen von einer besseren Welt, die von Menschen wie ihnen gelenkt würde. Sie standen in täglichem engen Kontakt mit den armen Dorfbewohnern und sahen sich selbst als Tribune der Unterdrückten. Sie waren aufrichtige Männer und Frauen, die Respekt verdienten. Es ist nicht möglich, eine revolutionäre Untergrundarmee in einem Dorf aufzubauen, wenn die Leute, die dich dein ganzes Leben gekannt haben, dir nicht trauen. [6] Das Problem war die Kommunistische Partei war in der Frage der Landreform innerlich gespalten. Denn die Kader entstammten selbst derselben Grundbesitzerklasse, denen sie das Land nehmen mußten. Ihre Familien würden vertrieben werden, dadurch verarmen oder gar von den Bäuerinnen und Bauern getötet werden, um diese Vision eines besseren Lebens zu verwirklichen. |
Sie fallen oder sie fallen nichtWarum aber beschloß die US Und dann gibt es noch die oftmals belächelte Dominotheorie. Manchmal funktioniert sie, manchmal nicht: Große soziale Bewegungen funktionieren nach Dominoart. Wenn Menschen sehen, dass Menschen wie sie in anderen Ländern gewinnen, besonders in Nachbarländern, fühlen sie sich bestärkt. Politiker wissen das. Die Männer, die Amerika 1965 regierten, hatten es in ihrem Leben viele Mal gesehen. [8] Im Gegensatz zu Vietnam war Indonesien sowohl Markt als auch und vor allem
Rohstofflieferant. In Indonesien gab es 1965 eine revolutionäre Krise, die auf
eine Entscheidung hinauslief. Drei Millionen Kommunistinnen und Kommunisten stand
die indonesische Armee gegenüber. Die indonesischen Kommunist/inn/en
wagten nicht den entscheidenden Aufstand und wurden von der
US Vergessen wir nicht nach dem Rückzug aus Vietnam kam es zu einem verspäteten Siegeszug der unterschiedlichsten revolutionären Bewegungen: in Nicaragua, Angola und Mosambik, im Iran, und schließlich sogar in Südafrika. Manchmal wirkt die Dominotheorie doch. Wenn auch nicht immer so, wie es sich die Menschen erhofft hatten. Siehe Südafrika: Die Armut ist hier nicht beseitigt worden und das weiße Kapital hat sich einfach nur mit der schwarzen Regierung arrangiert. |
Terrorismus in UniformJonathan Neale teilt sein Buch über den Vietnam Die Flugzeuge warfen über 8 Millionen Tonnen Sprengstoff ab. Das war ungefähr das dreifache Gewicht der Bomben, die im Zweiten Weltkrieg von allen Beteiligten abgeworfen worden waren, und die Explosivkraft entsprach 640 Atombomben der Art, wie sie zur Zerstörung Hiroschimas eingesetzt wurde. [9] In Vietnam starben 58.000 US Der Vietcong verfügte über 250.000 bis 300.000 Guerilleros, die
US Die Bomben sollten solch einen "Schaden" anrichten oder so "strafen", womit sie meinten, soviel Tote hinterlassen, dass die Menschen in Nordvietnam ihre Führer zur Aufnahme von Friedensverhandlungen zwängen. Und im Süden sollten die Bombardierungen den Vietcong dezimieren und die Dorfbewohner, die ihn unterstützten, als Flüchtlinge in die Städte treiben. Dies war die Logik des Zermürbungskrieges. [10] Häufig waren Schulen, Krankenhäuser und Kirchen die "legitimen
Ziele". Auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, daß dieser Krieg
zynisch und menschenverachtend bis zum Extrem durchgezogen wurde, gibt es
hierfür auch einen sehr einfachen Grund. Kirchen, Schulen und
Krankenhäuser waren meist die einzigen mehrstöckigen Stein oder
Zementgebäude, die als Markierungspunkt und damit auch Zielpunkt für
die Bomberpiloten einfach auszumachen waren. Da es nicht ungefährlich war,
Nordvietnam zu bombardieren, zogen es nicht wenige Piloten vor, ihre Bomben lieber
im Meer zu versenken. Die USA verloren während des Krieges in Indochina
3.719 Flugzeuge und 4.869 Hubschrauber. Auf vierzig Einsätze kam ein
Abschuß. Die B52 Aber es gab auch eine Klassenfrage: Nach Vietnam geschickt zu werden, hatte auf sehr grundsätzlicher Ebene etwas mit dem Klassenkampf in Amerika zu tun. Die Kinder der Reichen mussten nicht gehen. Wenn die GIs dort ankamen, wurde ihre Erfahrung durch die Gräuel, die ihnen zu verüben befohlen wurden, geprägt und von der Erkenntnis, dass sie in Vietnam die Reichen gegen die Armen verteidigten. Beides ließ sie verzweifeln. [11] Hinzu kam, daß die als Bodentruppen eingesetzten GIs Kanonenfutter waren, was sie oftmals zu spät bemerkten. Sie wurden auf Streife geschickt, damit der Vietcong herangelockt werden konnte. Und dann konnten sie nur hoffen, daß möglichst schnell Artillerie und Bomber herangeschafft wurden, um die zahlenmäßig überlegenen vietnamesischen Truppen zu töten. Ein Feind übrigens, der das Gelände bestens kannte, es mit Minen präpariert hatte und der fast immer die Zeit und den Ort der Schlacht wählte. Etwa 10.000 der in Vietnam getöteten Amerikaner starben unter diesen Umständen im friendly fire. Nur so ist zu erklären, warum US |
Vom Protest zum SiegDer amerikanische Krieg von Jonathan Neale. Im vierten
Kapitel geht es um die Protestbewegung und Guerillakämpfer.
Während die US Es war sicher vor allem eine Mittelschichtsbewegung, aber es wäre historisch falsch zu sagen, daß die Arbeiterklasse den Krieg unterstützte. Jonathan Neale belegt dies an einzelnen Beispielen. Und er weist darauf hin, daß es ein großer Fehler war, das Bündnis zwischen Studentinnen und Arbeitenden gegen das Establishment nicht zu suchen [12]. Und dann kam Tet. Tet veränderte alles. Das vietnamesische Neujahrsfest
hatte immer etwas Gespenstisches: Für drei Tage zog sich der Vietcong
vollkommen aus dem Krieg zurück. Im Januar 1968 jedoch nicht. Der Vietcong
und die vietnamesischen Bäuerinnen und Bauern griffen an. Es hätte das
Ende des Krieges sein können. Sie besetzten für einige Stunden die
US Die vietnamesischen Kommunisten wollten die Nationale Befreiungsfront [...] als Bündnis aller Klassen aufbauen. Für dieses Bündnis war die "fortschrittliche Bourgeoisie" entscheidend. Diese Leute waren die Arbeitgeber und Manager der Arbeiter. Wenn die Kommunisten die Arbeiter gegen die alltäglichen Missstände zu organisieren versuchten, so wie sie es bei den Bauern taten, würden sie die Unterstützung der Geschäftsleute und Manager verlieren. Vor die Wahl gestellt, zogen es die Kommunisten vor, die Manager zu organisieren. Teils geschah dies, weil die Parteiführer sich den Geschäftsleuten und Managern seelenverwandt fühlten. Derselbe Typ Mensch mit derselben Art von Ausbildung regierte den Norden und den Süden. Und die meisten hatten Verwandte in derselben gesellschaftlichen Klasse auf der anderen Seite. Aber es gab ein tiefer liegendes Problem. Weil die Partei die Landreform im Norden durchgesetzt hatte, konnte sie auch im Süden dafür eintreten und auf diese Weise die wirtschaftlichen Probleme der Bauern aufgreifen. Da sie den Arbeitern im Norden jedoch keine Gewerkschaften oder Streiks oder unabhängige Arbeiterkomitees oder Treffen oder Zeitungen zugestand, konnte sie dergleichen auch nicht im Süden befürworten, ohne die Frage aufzuwerfen, warum all das im Norden nicht zugelassen war. Mit anderen Worten: Hätte die Partei Streiks und Arbeitermacht ins Zentrum ihrer politischen Arbeit in Saigon gestellt, hätte sie sich auch in Hanoi ändern müssen. [13] Der Aufstand der Arbeiterinnen und Arbeiter in Saigon (und anderen
Städten) blieb aus. Der Vietcong mußte sich zurückziehen und die
Reaktion der US Army und ihrer südvietnamesischen Marionettenarmee war
fürchterlich. Auf der anderen Seite begriff jedoch auch das
US Aber für das Establishment vielleicht am schmerzhaftesten war, daß die Ehefrauen, Söhne und Töchter der Täter gegen den Krieg demonstrierten. Und dann gab es noch Die Revolte der GIs. Dieselben Soldaten, die zuvor noch bedenkenlos gemordet, vergewaltigt und geplündert hatten, verweigerten die Befehle. Mehr noch übereifrige Offiziere wurden nach vorheriger Androhung getötet. Es war vor allem eine Revolte der Arbeiterklasse, aus der die meisten GIs kamen. Eine realistische Schätzung geht von etwa eintausend so getöteten Offizieren aus. Diese sogenannten fraggings waren jedoch nur ein Teil einer umfassenden
Einsatzverweigerung. In den Kasernen wurde offen gegen den Krieg agitiert. Ganze
Einheiten verweigerten den Kampf. Vietnam |
Pol Pot als nützlicher RächerDoch das Töten ging weiter. Jonathan Neale beleuchtet in einem eigenen Kapitel die Situation in Vietnam und Kambodscha nach dem Krieg. 1975 ergriffen die Kommunisten in ganz Indochina die Macht und mußten sehen, wie sie in ihren kriegszerstörten Ländern genügend Reis und Industriegüter produzierten. Statt der Befreiung kam nun eine neue Knechtschaft aber eine, die nicht unbedingt gewollt war. Die südvietnamesischen Bäuerinnen und Bauern weigerten sich, den Kooperativen beizutreten. Sie führten ihren Klassenkampf weiter. Und in Kambodscha gab es die Roten Khmer unter Pol Pot. Und nur, wer die Vorgeschichte kennt, kann erahnen, warum die Roten Khmer ihren Massenmord an der eigenen Bevölkerung durchzogen. Denn zunächst kamen die schon erwähnten
US Ich glaube, es ist überflüssig zu erwähnen, daß die USA Pol
Pot anschließend benutzten, die Vietnamesinnen und Vietnamesen dafür
zu bestrafen, daß sie den Krieg gewonnen hatten. Pol Pot wäre
vernichtend geschlagen worden, hätte er nicht US |
Verweigern oder agitieren?Im letzten Kapitel analysiert Jonathan Neale die Folgen des Krieges für die
USA. Das Vietnam Zum Schluß noch kurz einige Worte zum Autor des Buches. Jonathan Neale
beschreibt seine eigene Rolle in dem amerikanisch [A]ls ich 1966 achtzehn Jahre alt war, unterstützte ich die Rolle, die mein Land in Vietnam spielte. Wäre ich eingezogen worden, ich wäre auch gegangen. Ich wurde nicht eingezogen, weil meine Eltern aus der Mittelschicht kamen und Lehrer waren und ich die Universität besuchen wollte. 1969 demonstrierte ich gegen den Krieg, 1970 wurde mir der Status eines Kriegsdienstverweigerers nicht zuerkannt, und ich war entschlossen, lieber ins Gefängnis als in den Krieg zu gehen. Ich hatte Angst vor dem Gefängnis, aber langfristig hatten die Menschen, die ins Gefängnis kamen, eine leichtere Zeit als jene, die nach Vietnam gingen und überlebten. Auf meinen Widerspruch hin gestand mir die Einberufungsbehörde den Status des Kriegsdienstverweigerers zu, und ich musste nicht in den Knast. Wäre ich noch einmal in derselben Situation, würde ich so hoffe ich jedenfalls zur Armee gehen und gegen den Krieg agitieren [16]. Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich gemischte Gefühle über die Antikriegsbewegung habe. Ich bin zutiefst stolz auf das, was wir taten und erreichten, aber wir waren in vieler Hinsicht ignorant, besonders gegenüber dem Klassensystem in den USA. Unsere Leidenschaft trug dazu bei, den Krieg zu beenden, aber unsere Fehler führten dazu, dass die radikalen Bewegungen der 1960er schließlich ins Abseits gedrängt wurden. Ich habe dieses Buch nicht aus Nostalgie geschrieben, sondern in der Hoffnung, dass eine andere Generation von unseren Erfahrungen lernen kann und weiser handeln wird. [17] Dieses Buch sollte jede und jeder, die nicht nur über Vietnam, sondern
über die US Sein Buch Der Amerikanische Krieg ist als Gemeinschaftsprojekt des Atlantik Verlages und des Neuen ISP Verlages im vergangenen Herbst zum Preis von 16 Euro 80 erschienen. |
Ein deutscher VernichtungsplanBesprechung von : John Horne und Alan Kramer Deutsche Kriegsgreuel 1914, Hamburger Edition 2004, € 40,00 Der barbarische Krieg der US Army in Vietnam, Laos und Kambodscha war nur ein weiterer Meilenstein kapitalistischer Kriegsführung. Nun ist es in den letzten Jahren sehr beliebt worden, den Zeigefinger auf Uncle Sam zu richten und sich selbst auf der moralisch richtigen Seite zu wähnen. Vergessen wird dabei jedoch, daß das 20. Jahrhundert ein Jahrhundert der Vernichtungskriege war, deren unbarmherzigster von deutschem Boden ausgegangen ist. Allerdings wird uns heute erzählt, das demokratische Gemeinwesen
Deutschland sei geläutert aus der Nazi Weshalb ausgerechnet das kapitalistische Nachkriegsdeutschland nicht mehr imperialistisch sein soll, wird vorsichtshalber nicht thematisiert. Der moralisch erhobene Zeigefinder lenkt von den wahren Ursachen und Gründen von Aufrüstung, Militarismus und weltweiten Einsätzen ab. Die Verlogenheit, die hinter der Maske der Biedermänner und inzwischen auch Biederfrauen zum Vorschein kommt, illustriert der oberste Feldherr Peter Struck bezeichnenderweise dadurch, daß Deutschland seine Zukunft am Hindukusch verteidigt werde. Ich kann denen, welche immer noch an das Gute im deutschen Militär glauben, nur empfehlen, die Schriften Rosa Luxemburgs zum Militarismus und Imperialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu lesen. Es ist frappierend, wie parallel damals wie heute argumentiert wurde und wird, um die historische Aufgabe der deutschen Aufrüstung und Kriegsführung zu verschleiern. Das damalige Endergebnis ist bekannt. Weniger bekannt ist, daß das geläuterte Deutschland bis heute nicht in der Lage gewesen ist, seine Kriegsschuld in vollem Umfang einzugestehen. Wer aber schon nicht in der Lage ist, der Vergangenheit ernsthaft und
schuldbewußt zu begegnen, wird mit ähnlicher Motivation auch neue
Kriegslügen in die Welt setzen. Die Kriegslügen, die von Rudolf Scharping
und dem (wohl auch deshalb:) bezeichnenderweise beliebtesten deutschen Politiker
Joschka Fischer vor und während des NATO Der von deutschem Boden ausgehende Krieg im August 1914 folgte dem von General Alfred von Schlieffen ausgearbeiteten Plan. Mittels eines völkerrechtswidrigen Durchmarschs durch das neutrale Belgien sollten die französischen Truppen in einer gigantischen Zangenbewegung umgangen und eingeschlossen werden, um sie anschließend zu vernichten. Dadurch wäre der Weg frei geworden, im Osten gegen das zaristische Rußland Krieg führen zu können. Das Problem war nun, daß Belgien kein williges Opfer war, sondern in Lüttich über ein für die damalige Zeit noch schwer zu knackende Festungssystem verfügte. Der Weg nach Frankreich mußte also mit rücksichtsloser Härte erzwungen werden. |
Von der Suggestion zum MassenmordDie irischen Historiker John Horne und Alan Kramer haben mit ihrer letztes Jahr in der Hamburger Edition auf Deutsch erschienenen Studie Deutsche Kriegsgreuel 1914 einen weitgehend verdrängten Sachverhalt aufgearbeitet. Die beiden Autoren zeichnen den Einmarsch nach Belgien und die hiermit verbundenen Kriegsgreuel der deutschen Armeen geradezu buchstäblich minutiös nach. Das macht ihr Werk keinesfalls langatmig und schwerfällig. Im Gegenteil gerade durch ihre ausführliche Darstellung legen sie den Grundstein für den Hauptteil ihrer Studie. Denn nicht allein die nackten Fakten haben sie interessiert, sondern vor allem die Hintergründe und die Wirkung der deutschen Greueltaten auf die damaligen Zeitgenossen. Die Begleiterscheinungen des deutschen Vormarschs im August bis Oktober 1914 sind erklärungsbedürftig. Denn in den Jahrzehnten zuvor wurde das Völkerrecht auf eine Weise neu geregelt, die Zivilistinnen und Zivilisten vor Kriegshandlungen und Übergriffen schützen sollte. Dennoch war der Vormarsch von Anfang an von Mißhandlungen, Vergewaltigungen, Plünderungen und vorsätzlichen Tötungen der Zivilbevölkerung bestimmt. Menschliche Schutzschilde, Geiselnahmen und andere Schandtaten begleiteten das Vorgehen der sich selbst als ehrenhaft definierenden deutschen Armeen. John Horne und Alan Kramer sind die verfügbaren Akten und Unterlagen auf
der Suche nach dem Motiv durchgegangen und haben dabei einiges Interessante
herausgefunden. Zunächst einmal läßt sich festhalten, daß die
deutschen Armeen etwa fünfeinhalbtausend Belgierinnen und Belgier ermordet
haben. Offensichtlich waren dieser Menschen jedoch nicht als Belgierinnen und
Belgier, sondern durch ihre Eigenschaft als Zivilistinnen und Zivilisten der potentielle
Feind. Die Zivilbevölkerung galt als unberechenbar; und hier spielt ein
Stück weit die Erfahrung aus dem Deutsch Als die deutschen Truppen 1914 in Belgien einmarschierten, war es keine
heroische Armee, sondern eine Armee, die Angst vor Hinterhalten und einer
feindseligen Zivilbevölkerung hatte. Passenderweise war in den
völkerrechtlichen Verhandlungen zuvor ein wichtiger Punkt das Verhalten der
Zivilbevölkerung im Falle der Eroberung und Besatzung. Die siegreiche
Invasionsarmee sollte davor geschützt werden, im Schlaf überrascht und
getötet zu werden. Die Furcht vor dem zivilen Feind nahm schon zu Beginn des
Einmarschs in Belgien panikartige Züge an. Einzelne kämpfende Truppen
schossen aufeinander und beschuldigten hierfür den Feind. John Horne und Alan Kramer belegen, daß diese deutsche Furcht eine Form kollektiver Autosuggestion darstellte. Die Belgierinnen und Belgier taten nämlich nicht das, was ihnen unterstellt wurde; schlimmer noch, sie verhielten sich nicht so, wie es der Schlieffenplan vorsah. Aus dem leichten Durchmarsch nach Frankreich wurde eine zeitraubende, mühselige Angelegenheit. Aber Zeit war der wesentliche Faktor des Plans. Die französische Armee konnte nur dann umzingelt und vernichtet werden, wenn dies sehr schnell nach Kriegsbeginn geschah. Der Druck, der hierdurch auf jedem Offizier und jedem einzelnen Soldaten lastete, benötigte ein Ventil. Der Franktireur war die Umkehrung des Selbstbildes des deutschen Militärs. Seine Art der Kriegsführung war das Gegenteil von dem, was die Deutschen ihrem Selbstverständnis nach praktizierten einen offenen Kampf mit einem nationalen Heer unter der Führung von Berufsoffizieren. Merkmale der Franktireurs waren Verkleidung, Heimlichkeit, List. [...] Der Franktireur war letztlich ein Verbrecher. [19] In Belgien gab es keine allgemeine Wehrpflicht, so daß die Chance, auf Männer zu treffen, die keine Soldaten waren, hoch war. Dieses Reservoir an potentiellen Guerillakämpfern war sicher ein Grund für die allgemeine deutsche Furcht vor zivilen Angriffen. Das erklärt aber nicht ausreichend, warum auch Frauen und Kinder mißhandelt, vergewaltigt und ermordet wurden. Offensichtlich überschritt der kollektive autosuggestive Wahn jede Grenze des Vorstellbaren, so daß keine Unterscheidung mehr gemacht wurde: alle waren potentielle Feinde, die selbst fürchterliche Greuel an deutschen Truppen begangen haben sollten. So machten sich die Eindringlinge zu Opfern und legitimierten hierdurch ihre Invasion. Sie verhielten sich so, wie es der Militärtheoretiker Julius von Hartmann 1878 schrieb: Wo der Volkskrieg ausbricht, da wird der Terrorismus zu einem militärisch notwendigen Prinzip. [20] Nur daß der Volkskrieg hier einfach eingebildet war. Wie die beiden Autoren mit Blick auf das damalige Völkerrecht richtig feststellen: selbst unter der Annahme, die Belgierinnen und Belgier hätten derart massiven Widerstand geleistet, wie die deutsche Propaganda behauptete, wären die deutschen Repressalien durch nichts zu rechtfertigen gewesen. Aber das Papier des Völkerrechts ist in den Händen ihrer Wortführer bekanntlich sehr geduldig. Eine kleine Ironie der Geschichte war, daß den Belgierinnen und Belgiern unterstellt wurde, deutschen Verwundeten die Hände abgehackt zu haben. Ironie deshalb, weil nur wenige Jahre zuvor exakt dies das Verhalten der belgischen Kolonialmacht im Kongo gegenüber den dort lebenden Afrikanerinnen und Afrikanern gewesen war. Dies betraf jedoch nicht verwundete Kongolesinnen und Kongolesen, sondern alle, welche die Auflagen der Kolonialmacht nicht erfüllen wollten oder konnten. Die Willkür der belgischen Kolonialherren war grenzenlos [21]. Schon im Jahr 1914 waren Berichte über die deutschen Kriegsgreuel in Belgien Gegenstand öffentlicher Kontroversen in den Ländern der Kriegsgegner. Sie wurden in der Presse ausgeschlachtet und dabei wurde nicht selten übertrieben. Auch für die Kriegspropaganda der Alliierten ließen sich die Berichte über die kulturlosen Vandalen ausnutzen. Die Propagandaabteilungen der Alliierten wie der Mittelmächte arbeiteten auf Hochtouren, um der Gegenseite Greueltaten anzuhängen oder entsprechende Vorwürfe zu widerlegen. Und die öffentliche Meinung wurde nicht zuletzt durch Intellektuelle verschiedenster Herkunft beeinflußt, die als moralisches Gewissen fungierten. Das ist sehr schön bei John Horne und Alan Kramer nachzulesen. Angesichts dessen, was in den folgenden Jahren des ersten und erst recht im
Zweiten Weltkrieg geschah, handelte es sich beim deutschen Einmarsch 1914 relativ
betrachtet um unbedeutende Handlungen. Allerdings saß 1914 der Schock
tief denn ein derartig barbarisches Vorgehen war bislang nur
gegenüber den kolonisierten Völkern vorgesehen und wurde dort auch als
legitim betrachtet. Und doch nimmt es kein Wunder, daß die Aufarbeitung in den
20er Jahren im Sand verlief und auch in den 50er Jahren keine große Bedeutung
gewann, als es darum ging, das deutsch Dennoch ist es bezeichnend, daß es von deutscher Seite eigentlich nur eine ernsthafte Studie zum deutschen Einmarsch in Belgien 1914 und den damit verbundenen Kriegsgreueln gegeben hat; und selbst diese Studie war auf ein lokales Ereignis beschränkt: nämlich die Brandschatzung und Zerstörung Löwens mit seiner umfangreichen Bibliothek mittelalterlicher Handschriften, verbunden natürlich mit einem weiteren Massaker. Das mörderische Vorgehen in Dinant und vielen anderen Städten und Dörfern wurde der Vergessenheit überlassen. Die einzigen, die trauerten, waren die langsam aussterbenden Zeuginnen und Zeugen von Plünderung und Massakern. Aufarbeitung ist wahrlich keine deutsche Stärke und diese
Nicht John Hornes und Alan Kramers 741 Seiten starke Studie über Deutsche Kriegsgreuel 1914 ist nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht ausgezeichnet, sondern vermittelt einen klaren Eindruck von dem, wozu deutsche ehrenhafte Männer fähig sind. In der Auseinandersetzung zwischen Deutschland und den Alliierten ging es nach 1914 um die Frage, wo die Grenzen zwischen Soldaten und Zivilistinnen zu definieren sind, und auch um die Normen und den Sinn militärischer Gewalt in einer sich rasch ändernden Welt. Keine der damaligen Kriegsparteien war auf den Krieg vorbereitet, der dann stattfand. Und das war erst der Anfang. So gesehen ist der Vietnam Das Buch Deutsche Kriegsgreuel 1914 von John Horne und Alan Kramer ist in der Hamburger Edition zum Preis von 40 Euro erschienen. |
SchlußJingle Alltag und Geschichte heute mit einer Rückschau auf zwei sicherlich in ihrer Größe und Bedeutung zwei vollkommen unterschiedliche imperialistische Kriege dem Krieg der USA in Vietnam und dem Beginn des Ersten Weltkrieges anläßlich der Besetzung Belgiens durch deutsche Truppen. Jonathan Neale hat das gleichermaßen analytisch scharfe wie in den Details
neue Einsichten vermittelnde Buch über den amerikanischen Krieg in
Vietnam zwischen 1960 und 1975 geschrieben. Das Vietnam Die spannende Frage, warum die Unterstützer dieser Täter in Deutschland bis heute hohes Ansehen genießen, wie etwa der Friedensnobelpreisträger Willy Brandt, wäre eine eigene Untersuchung wert. Jonathan Neales Buch Der amerikanische Krieg ist als Gemeinschaftsausgabe des Atlantik Verlages und des Neuen ISP Verlages zum Preis von 16 Euro 80 erschienen. Wenig Verantwortung hat das demokratisch geläuterte Deutschland auch für die Verbrechen seiner Armeen im Jahr 1914 übernommen. Die irischen Historiker John Horne und Alan Kramer haben ohne Polemik und mit klarem Blick auf die Tatsachen die von ganz normalen Deutschen im Jahr 1914 in Belgien und Nordfrankreich begangenen Kriegsgreuel beschrieben, analysiert und in einen historischen Zusammenhang gestellt. Kriegsgreuel fallen nicht vom Himmel, sondern gehören zum Krieg wie Tauben zum Frieden. Daß deutsche Soldaten rund um den Indischen Ozean Hilfe nach der Flutkatastrophe leisten, spricht nicht für die Bundeswehr, sonderen für deren Instrumentalisierung. Soldaten sind für Kriege da; Fluthilfe kann anders geleistet werden. Wenn wir hierbei bedenken, daß deutsche Soldaten heute wieder weltweit Krieg führen sollen, dann ist derzeit noch das einzig Beruhigende, daß diese Soldaten zur Zeit damit beschäftigt sind, sich selbst zu foltern. Doch diese Übungsfoltern verweisen nur darauf, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch Peter Struck nicht mehr verheimlichen kann, daß Folter zum Krieg gehört und deshalb auch zum Einsatz gelangt. Krieg ist alles andere als eine chirurgisch saubere Operation. Auch und gerade made in Germany. John Hornes und Alan Kramers Buch über Deutsche Kriegsgreuel 1914 ist in der Hamburger Edition zum Preis 40 Euro erhältlich. Diese Sendung wird in der Nacht von Montag auf Dienstag um 23 Uhr wiederholt, sowie am Dienstagmorgen um 8 Uhr und am Dienstagnachmittag um 14 Uhr. Gleich folgt Äktschn! eine Sendung der Kulturredaktion von Radio Darmstadt. Am Mikrofon war Walter Kuhl. |
ANMERKUNGEN |
[1] Das Alarmierende daran waren allerdings nicht die an der Zivilbevölkerung begangenen Greueltaten, sondern die Tatsache, daß dieses den Kolonialvölkern gegenüber vorbehaltene Vorgehen auf europäischem Boden gegen andere "weiße" Männer und Frauen stattfand. |
[2] Lassen wir für einen Augenblick außer acht, daß "Völker" ein Konstrukt sind. |
[3] Siehe hierzu
ausführlich: James H. Hatfield : Das Bush |
[4] Jonathan Neale verweist
auf die möglichen Folgen einer sich verallgemeinernden Meuterei
nämlich eine Revolution, wie beispielsweise 1917 in Rußland und 1918 in
Deutschland geschehen. Angesichts dessen, daß jede Armee auch eine
innenpolitische Ordnungsfunktion zu erfüllen hat, muß diese Entwicklung
für das US |
[5] Jonathan Neale : Der amerikanische Krieg, Seite 23. |
[6] Neale Seite 3940. |
[7] Genauer: Kosovo als strategischer Baustein im Great Game um Macht, Einfluß und vor allem Öl im kaspischen und zentralasiatischen Raum. Mit derselben Logik ließe sich dasselbe sicher auch über Liechtenstein sagen. |
[8] Neale Seite 86. |
[9] Neale Seite 93. |
[10] Neale Seite 9495. |
[11] Neale Seite 93. |
[12] Für einen Trotzkisten gehört eine derartige Aussage natürlich zum Glaubensbekenntnis. Dennoch ist etwas sehr Wahres daran. |
[13] Neale Seite 132133. |
[14] Dieses Kapitel konnte in der Sendung leider nur noch angerissen werden. Es enthält jedoch eine äußerst scharfsinnige Analyse dessen, was in Kambodscha nach 1975 geschah. |
[15] Die Klassenkämpfe der 1960er und 1970er und das daraus resultierende schwarze Selbstbewußtsein mußten ja irgendwie eingedämmt werden. Wegsperren ist eine Option, wenn militärische Gewalt im Land selbst nicht angesagt ist. Alternativ dazu gibt es ja noch die Todesstrafe als Herrschaftsinstrument. |
[16] Agitation gegen den Krieg innerhalb der Armee funktioniert jedoch nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt der 1960er Jahre war die US Army reif dafür, von innen ausgehöhlt zu werden. Grundsätzlich ist eine solche Strategie jedoch nur begrenzt erfolgversprechend. |
[17] Neale Seite 2728. |
[18] Das entsprechende Sendemanuskript zu meiner Sendung vom 8. Januar 2001 ist noch nicht online verfügbar. |
[19] John Horne und Alan Kramer : Deutsche Kriegsgreuel 1914, Seite 147. |
[20] Zitiert bei Horne/Kramer auf Seite 215. |
[21] Siehe hierzu bspw. Horst
Gründer : Eine Geschichte der europäischen Expansion,
Seite 176. Ausführlicher bei Rosa Amelia
Plumelle |
[22] Zum Beispiel Distomo. |
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