Kapital – Verbrechen

Wie man eine Betonmauer knackt und an einer Büchse scheitert

 

 

SENDEMANUSKRIPT

 
In der Sendung vom 26. Dezember 2005 erzählte ich von der tragisch–glorreichen Vergangenheit von Borussia Mönchengladbach.
 
Sendung :
Kapital – Verbrechen
Wie man eine Betonmauer knackt und an einer Büchse scheitert
 
Redaktion und Moderation :
Walter Kuhl
 
gesendet auf :
Radio Darmstadt
 
Redaktion :
Alltag und Geschichte
 
gesendet am :
Montag, 26. Dezember 2005, 17.00–18.00 Uhr
 
wiederholt am :
Montag, 26. Dezember 2005, 23.10–00.10 Uhr
Dienstag, 27. Dezember 2005, 08.00–09.00 Uhr
Dienstag, 27. Dezember 2005, 14.00–15.00 Uhr
 
 
Besprochene und benutzte Bücher :
  • Markus Aretz : Mythos Bökelberg, Verlag Die Werkstatt
  • Hardy Grüne : 100 Jahre Deutsche Meisterschaft, Verlag Die Werkstatt
  • Folke Havekost / Volker Stahl / Hans Vinke : Fußballweltmeisterschaft 1970 Mexiko, Agon Sportverlag
  • Ulrich Hesse–Lichtenberger : Flutlicht & Schatten, Verlag Die Werkstatt
  • Holger Jenrich / Markus Aretz : Die Elf vom Niederrhein, Verlag Die Werkstatt
  • Dietrich Schulze–Marmeling : Strategen des Spiels, Verlag Die Werkstatt
 
 
URL dieser Seite : https://www.waltpolitik.de/kv/kv_bormg.htm
 
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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 : Einleitung
Kapitel 2 : Anstoß
Kapitel 3 : Ballsicherung
Kapitel 4 : Flügelspiel
Kapitel 5 : Traumtore
Kapitel 6 : Abschlag
Kapitel 7 : Abpfiff
Anmerkungen zum Sendemanuskript

 

Einleitung

Jingle Alltag und Geschichte

Meine heutige Sendung dreht sich um das runde Leder, das heutzutage als Plastikball daherkommt. Wer auch immer sich für Fußball interessiert, hat meistens eine Mannschaft, die er oder sie besonders bevorzugt. In Deutschland ist die meistgeliebte und gleichzeitig meistgehaßte Mannschaft der FC Bayern München. Viele Fans, besonders im Ruhrgebiet, haben Borussia Dortmund oder Schalke 04.

Von all diesen Mannschaften wird in dieser Sendung die Rede sein, hauptsächlich jedoch von der Kultmannschaft der 70er Jahre – Borussia Mönchengladbach. Anlaß hierfür ist ein vor kurzem im Verlag Die Werkstatt herausgekommenes Buch über Die Elf vom Niederrhein, geschrieben von Holger Jensen und Markus Aretz. Deshalb trägt diese Sendung den Titel Wie man eine Betonmauer knackt und an einer Büchse scheitert. Dieser Titel bezieht sich auf das legendäre 7:1 gegen Inter Mailand am 20. Oktober 1971. Am Mikrofon für die Redaktion Alltag und Geschichte auf Radio Darmstadt ist Walter Kuhl.

 

Anstoß

Der im Jahr 1900 gegründete Fußballverein hatte lange Zeit eine eher unspektakuläre Geschichte. Neben dem Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft im Jahr 1920 und dem DFB–Pokalsieg 1960 konnte der Verein nichts vorweisen, was geeignet schien, ihn in die 1963 gegründete Fußball–Bundesliga aufzunehmen [1]. So mußte die Mannschaft zwei weitere Jahre zweitklassig kicken, ehe das Jahr 1965 die Geburtsstunde des modernen Fußballs in Deutschland erlebte, als sowohl Borussia Mönchengladbach als auch Bayern München in die Bundesliga aufstiegen, um die nächsten anderthalb Fußball Jahrzehnte zu prägen.

Bayern München hätte es fast geschafft, als Aufsteiger direkt Meister zu werden. Da die Bayern jedoch das Auftaktspiel gegen den späteren Meister, die Münchener Löwen, verloren, wurden sie nur Dritter. Gladbachs Einstart war weniger erfolgreich und endete im Mittelfeld. Dennoch machte die Mannschaft gleich von sich reden. So wurde der 1. FC Nürnberg, der zwei Jahre später Meister werden sollte, mit 8:3 nach Hause geschickt, daneben gab es jedoch auch eine 0:7–Heim–Klatsche gegen Werder Bremen. Derartige Kapriolen kamen öfter vor, die Mannschaft war gerade in der Abwehr alles andere als sattelfest. Die Niederlage gegen Bremen hatte Trainer Hennes Weisweiler angeblich mit Absicht verschuldet:

Dem Trainerfuchs hatte es gar nicht gefallen, dass in den Zeitungen der Ruf nach offensiverem Fußball laut geworden war, und so ließ er seine Mannschaft gegen Bremen absichtlich munter drauflos stürmen und ins offene Messer rennen – Weisweiler wollte demonstrieren, dass auf diese Weise in der Bundesliga kein Blumentopf zu gewinnen sei. [2]

Allerdings konnte man und frau das, was seine Mannschaft auf dem grünen Rasen zusammenspielte, auch nicht unbedingt als das bezeichnen, was heute kontrollierte Offensive heißt. Schalke 04 bekam in Gladbachs zweiter Bundesligasaison als erste Mannschaft zu spüren, daß hier etwas ganz besonderes geschah. Am 7. Januar 1967 fuhr Gladbach auf schneebedecktem Boden mit einem 11:0 das erste zweistellige Ergebnis der noch jungen Bundesliga ein. Doch nur eine Woche später schied die Mannschaft gegen dieselben Schalker im DFB–Pokal in Gelsenkirchen mit einem 2:4 aus.

Zweistellige Ergebnisse wurden zu einem Markenzeichen dieses torhungrigen Teams, das daraufhin den Namen Torfabrik erhielt. Sehen wir einmal davon ab, daß zwischen dem, was die Mannschaft auf dem Rasen zelebrierte, und fabrikmäßiger Arbeit ein gewaltiger Unterschied besteht, müssen wir dennoch festhalten, daß die vielen Tore zwar fielen, aber gleichzeitig auch mythisch verklärt sind.

Richtig ist, daß es bis heute nur sechs zweistellige Ergebnisse in der Bundesliga gegeben hat, vier davon erzielte Borussia Mönchengladbach. Das schon erwähnte 11:0 gegen Schalke 1967, sowie zehn Monate später ein 10:0 gegen Borussia Neunkirchen. 1978 wurde Borussia Dortmund mit 12:0 aus dem Düsseldorfer Rheinstadion geschossen und 1984 gab es ein 10:0 gegen Eintracht Braunschweig. Auch an den beiden anderen zweistelligen Ergebnissen war eine Borussia beteiligt, die aus Dortmund, einmal 1971, als man bei den Bayern mit 1:11 unter die Räder kam, einmal 1982, als man mit demselben Ergebnis gegen Bielefeld gewann. Seit über 20 Jahren gab es kein weiteres derartiges Ergebnis, was eine Tendenz im Fußball unterstreicht, wonach erfolgreiche Teams heute weitaus weniger Tore schießen als vor wenigen Jahrzehnten.

Das läßt sich auch mit einer weiteren Statistik belegen: Seit 17 Jahren schoß keine Bundesliga–Mannschaft mehr als 80 Tore in einer Spielzeit, zuvor waren es immerhin 24 Mannschaften gewesen. Bayern München führt hier mit 9 Einträgen, gefolgt von Borussia Mönchengladbach mit 5, Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln mit je 3, sowie Werder Bremen und dem HSV mit je 2.

 Die höchsten Bundesligasiege: 
29.04.197812:0Borussia Mönchengladbach – Borussia Dortmund
07.01.196711:0Borussia Mönchengladbach – Schalke 04
27.11.197111:1Bayern München – Borussia Dortmund
06.11.198211:1Borussia Dortmund – Arminia Bielefeld
04.11.196710:0Borussia Mönchengladbach – Borussia Neunkirchen
11.10.198410:0Borussia Mönchengladbach – Eintracht Braunschweig

Und damit komme ich zum Mythos der Torfabrik zurück. Denn in dem Jahrzehnt, in dem sich die Bayern und Gladbach als Meister abwechselten, waren es die Bayern, die sogar noch ein paar Tore mehr schossen als die Fohlen vom Bökelberg. Unerreicht ist dabei Gerd Müller, der zwischen 1968 und 1974 in fünf von sechs Spielzeiten zwischen 30 und 40 Tore erzielte. Während das Spiel der Bayern schon bald recht abgeklärt daherkam, spielte Gladbach unregelmäßiger und spektakulärer. Den Ruf der Torfabrik erhielt die Mannschaft also nicht deshalb, weil sie die meisten Tore schoß, sondern wegen ihrer Spielweise. Und das macht den Begriff doppelt falsch, denn das fabrikmäßige war eher in München zuhause. Dort wurde effizient gespielt, so daß Aufwand und Ertrag in einem angemessenen profitablen Verhältnis zueinander standen.

Der Mythos, der Borussia Mönchengladbach umgibt, hat andere Wurzeln. Es ist, wie es ein Kommentator genannt hat, eine Ästhetik des Scheiterns. So schön, dabei oftmals erfolgreich und häufig scheiternd, hat wohl keine deutsche Mannschaft Fußball aufgeführt. Helmut Böttiger schrieb 1994 in seiner Netzer–Biografie:

Die Magie der Gladbacher rührte nicht vom Erfolg, vom Glanz der Siegertypen, sondern vom Scheitern. Die Gladbacher Ästhetik ist eine Ästhetik des Scheiterns. [3]

Wenn man und frau bei den Münchener Bayern nach legendären Spielen Ausschau hält, dann gibt es lange Gesichter. Zu deutlich wird hier, wie strebsam und langweilig, manchmal auch bayernduselig die Siege und Triumphe eingefahren wurden. Wenn es überhaupt Erinnerungen an legendäre Spiele gibt, dann sind es die Negativerlebnisse, über welche sich die andere Hälfte der Republik köstlich amüsiert hat.

Beispielsweise das 4:7 in Kaiserslautern am 20. Oktober 1973. Bayern führte schon mit 3:0 und 4:1 und dachte sich, das Spiel auf die gewohnte Art heimschaukeln zu können. Und so hörte sich das auch damals in der Nachmittagskonferenz bei Radio Luxemburg an, ehe das Erstaunen nicht nur des Radioreporters immer größer wurde, als die Lauterer ein Tor nach dem anderen schossen. Viel schöner noch war es, Franz Beckenbauer und Sepp Maier in der letzten Viertelstunde des Spiels abends in der Sportschau im Strafraum herumirren zu sehen. Die Bayern wurden trotzdem Meister. Erinnernswert hübsch sind auch die drei Niederlagen im Finale des Europapokals der Landesmeister bzw. der Champions League 1982, 1987 und 1999 gegen Aston Villa, den FC Porto und Manchester United.

Aber was ist das alles gegen das Büchsenwurf–Spiel von 1971, den Pokalsieg von 1973, die Niederlagen gegen Real Madrid 1976 und 1985 und gegen den FC Liverpool 1973, 1977 und 1978 – um nur einige der legendären Gladbacher Spiele zu nennen?

Wenn Helmut Böttiger von einer Ästhetik des Scheiterns spricht, dann müssen wir uns vielleicht auch mit der Frage beschäftigen, was Ästhetik mit Fußball zu tun hat. Es gibt in der Tat einen Anspruch an ein gutes Fußballspiel, daß es zwar nicht unbedingt erfolgreich sein muß, aber schön anzusehen sein soll. Dies bricht sich mit der Realität eines absolut marktkonformen Sports, bei dem nur der Erfolg zählt, weil nur dann auch die Kasse klingelt. Deshalb spielen erfolgreiche Mannschaften abgeklärt, oftmals auch defensiv, wenn nicht gar destruktiv.

 

Ballsicherung

Gegen Ende der 50er Jahre hielt im europäischen Fußball eine Entwicklung Einzug, die auf Defensive als Mittel zum Erfolg setzte. Wegweisend war hier der italienische Fußball mit seinem catenaccio. Wenn ein Tor zum Sieg reicht, dann mußte einfach alles daran gesetzt werden, daß der Gegner keins erzielt. Oder in den Worten von Huub Stevens, der mit diesem Prinzip zusammen mit Schalke 04 1997 UEFA–Cupsieger wurde: Die Null muß stehen. Italiens Erfolgstrainer Giovanni Trapattoni betoniert nach demselben Rezept.

Bei der Fußballweltmeisterschaft 1970 in Mexiko bewies Italien, wie mit diesem Minimalistenfußball tatsächlich das Endspiel erreicht werden kann. In der Vorrunde wurde Schweden mit 1:0 besiegt, danach gab es gegen den zweimaligen Weltmeister Uruguay und den Fußballgiganten Israel zwei torlose Remis. 1982 genügten den Italienern drei Unentschieden zum Weiterkommen, ein 0:0 gegen Polen, und je ein 1:1 gegen Peru und Kamerun. In dieser Vorrundengruppe gab es in sechs Spielen überhaupt nur einen einzigen Sieg. Italien wurde dennoch – oder vielleicht: aufgrund dieser Abgeklärtheit – Weltmeister. [4]

In den 60er Jahren gewannen – oftmals mit dieser Spielweise – südeuropäische Mannschaften zwölf von siebzehn Titeln im Europapokal [5]. Dennoch entwickelte sich in den späten 60er Jahren auch eine andere Auffassung vom Fußball. Die prononcierteste Variante nannte sich totaler Fußball und wurde in den Niederlanden entwickelt. Folgerichtig holten Feyenoord Rotterdam und Ajax Amsterdam von 1970 bis 1973 viermal hintereinander den Europapokal der Landesmeister, während die holländische Nationalmannschaft 1974 im Finale weniger am Gegner, als an der eigenen Überheblichkeit scheiterte.

Das Konzept des totalen Fußballs war ebenso erfolgsorientiert, setzte jedoch auf eine offensive Grundhaltung. Dennoch war nicht in allen Spielen hiervon etwas zu bemerken. Ich erinnere mich (dunkel) an eines der vielen grausamen Endspiele im Europapokal der Landesmeister, es war das 2:0 von Ajax Amsterdam gegen Panathinaikos Athen 1971 im Londoner Wembleystadion. Nach einem frühen Tor gab es so etwas wie die kontrollierte Offensive, was nichts anderes bedeutete, als alles zu tun, um den Gegner nicht ins Spiel kommen zu lassen. Der Ball landete daher auffällig häufig im Seitenaus.

Die beiden grundsätzlichen Spielsysteme lassen sich daher auf folgenden Nenner bringen: Wo die Null steht, kann man und frau nicht verlieren; wenn der Gegner ein Tor schießt, muß man und frau halt eines mehr nachlegen.

Gesellschaftlich betrachtet gab es durchaus einen Zusammenhang zwischen der Spielauffassung im Fußball und den sozialen Bewegungen der 60er Jahre. Während das Establishment auf Mauern und Abblocken setzte, gab die Jugend Gas und forderte längst überfällige Veränderungen ein. Dennoch wäre es falsch, die politischen Parallelen zu weit zu treiben. Hardy Grüne schreibt hierzu in seinem Buch 100 Jahre Deutsche Meisterschaft:

Der attraktive Angriffsfußball, sympathisch–bescheidene Spieler wie Berti Vogts, Hacki Wimmer, Spaßvogel Wolfgang Kleff sowie Filigrantechniker wie Günter Netzer ließen die Borussen als Imageträger zum FC–Bayern–Gegenpart werden. Die Trennlinie zwischen Bayern– und Gladbach–Fans zog sich tief durch die Fußballgemeinde. Die Bayern standen für Leistung und Erfolgsorientierung, die Gladbacher für Ästhetik und Tragik. Entsprechend ordnete sich die bundesweite Fangemeinde in eher konservative Bayern–Anhänger und eher "linke" bzw. intellektuelle Gladbach–Fans.

Mit der Wirklichkeit in den Vereinen hatte das wenig zu tun. Bei Gladbach beispielsweise war mit Berti Vogts ein überzeugter CDU–Anhänger am Werk, während die Bayern mit Uli Hoeneß und Paul Breitner über zwei Akteure verfügten, die von rechtschaffenen Bürgern mit dem Label "Revoluzzer" belegt wurden. Breitner ließ sich sogar provokativ mit der "Peking–Rundschau" ablichten und bekannte, er sei Mao–Verehrer. Später verstärkten Rainer Zobel und Charly Mrosko das "linke Spektrum" an der Säbener Straße. Hoeneß, Breitner und Zobel repräsentierten einen neuen Spielertyp in der Bundesliga. Sie hatten nicht nur Abitur – bis dahin eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Spitzenfußball –, sie hatten zudem eine Meinung, die sie auch ungefragt von sich gaben. Geprägt von der aufmüpfigen Jugendkultur, waren sie nicht bereit, sich bedingungslos unterzuordnen – die meisten Gladbacher Akteure hingegen taten genau dies und folgten den Worten Hennes Weisweilers. [6]

Insofern sollten wir mit der Etikettierung eines "linken" und eines "rechten" Fußballs sehr vorsichtig sein. Ein Vertreter dieser Theorie vom "linken Fußball", der ehemalige argentinische Nationaltrainer César Luis Menotti beispielsweise, ließ sich 1978 von der folternden und mordenden Militärjunta instrumentalisieren [7]. Womöglich haben wir es hier mit einem intellektuellen Phänomen zu tun, das versucht, die nackten Realitäten kapitalistischen Gebolzes mit dem schönen Schein ästhetischen Fußballs zu verkleistern. Dies würde mit der Attitüde derjenigen korrespondieren, die als Gutmenschen den guten moralischen Kapitalismus gegen die neoliberale Katastrophe zu verteidigen suchen, nur, um für sich selbst ein warmes Plätzchen im System von Ausbeutung und Herrschaft zu finden.

Günter Netzer bot jedenfalls den Stoff für derartige Träume, da er sich dem Mainstream eines normalen aufstrebenden Jungfußballers verweigerte. Hierzu schreiben Holger Jenrich und Markus Aretz in ihrem Buch Die Elf vom Niederrhein:

Netzer war inmitten der fußballernden Handwerker der Liga ein echter Künstler, ein Bonvivant, ein Genießer – auf dem Platz und außerhalb desselben. Er streichelte und liebkoste den Ball vor jedem Freistoß – und das Publikum wartete, elektrisiert und erotisiert ob solch öffentlichen Vorspiels, auf den nach Wilhelm–Reich–Lektüre öffentlich diskutierten Orgasmus, den das Zappeln des Balles im gegnerischen Netz offensichtlich zu bedeuten schien. Er fuhr, während sich seine Kollegen brav in Opel und Volkswagen zwängten, in "Born to be wild"–Manier einen Porsche 911, einen Jaguar E, schließlich einen Dino–Ferrari 246 GT mit 195 PS.

Er vergnügte sich, derweil das Gros seiner Kollegen in Schänken oder Gaststätten oder Wirtshäusern seine Popularität genoss, in Bistros, Discos und Klubs, die er teilweise selbst gründete oder besaß. […] Netzer repräsentierte die Avantgarde schlechthin – und nicht nur Helmut Böttiger behauptete, dass sich mit Netzers Gladbachern und den Bayern Beckenbauers zwei widerstreitende Kräfte gegenüberstanden: "Schönheit gegen Erfolg, Denken gegen Aussitzen, links gegen rechts." [8]

Bedenken wir jedoch bei diesen Ausführungen, daß es im Kapitalismus allenfalls geduldete Nischen der Ästhetik gibt, welche sich der direkten Verwertung und Kommerzialisierung entziehen. In dem Moment jedoch, wo der absolute Erfolg beschworen wird, bleibt diese Ästhetik auf der Strecke. Vielleicht hatten wir anfangs der 70er Jahre das unwahrscheinliche Glück, eine Mannschaft bewundern zu dürfen, die erfolgreich war, ohne abgeklärt sein zu müssen, deren Schicksal es nicht war, hinter jedem Spielzug den Gegenwert in De–Mark nachzuweisen. Daraus jedoch zu schließen, daß der Fußball der kapitalistischen Moderne etwas anderes sein könne als die kompromißlose Jagd nach dem Erfolg, wäre vermessen.

Schon Mitte der 70er Jahre mußte ich meine beiden jüngeren Brüder trösten, denen in den Spielen der E–Jugend ihre Gegenspieler auf den Füßen standen. Wer das nicht aushält, geht. Zurück bleiben die Bolzer, die Jahre später in den Vereinsmannschaften das Spielgeschehen bestimmen. Die Ästheten fallen von vornherein dem fußballerischen Darwinismus zum Opfer.

 

Flügelspiel

Trotz aller imaginierten Zuschreibungen – die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach war durchaus ein Phänomen. Nun war es natürlich nicht so, daß sie jedesmal, wenn sie auflief, ein begeisterndes Spiel ablieferte. Oftmals kamen nur fußballerische Grausamkeiten dabei heraus – wie dies im übrigen im gesamten Fußball die Regel ist. Es gehört wahrscheinlich sehr viel masochistische Selbstverleugnung dazu, Fan einer Mannschaft zu sein und sie zu allen Spielen zu begleiten. Es gibt jedoch auch die Momente, die für alles entschädigen. Und davon hatten die Gladbacher so allerhand zu bieten.

Buchcover Die Elf vom NiederrheinVielleicht ist es zum Verständnis dieser Momente zu betonen, daß in den ersten 23 Jahren der Bundesliga-Zugehörigkeit gerade einmal drei Trainer am Bökelberg die Spielauffassung bestimmten. Von 1964 bis 1975 führte mit Hennes Weisweiler ein eher offensiver Typ Regie, gefolgt vom kontrolliert spielen lassenden Udo Lattek, der bis 1979 blieb. Ihm folgte acht Jahre lang Jupp Heynckes, der zwar als Stürmer offensive Tugenden verkörpert hatte, als Trainer jedoch viel viel vorsichtiger war.

Lattek und Heynckes bekamen den Fohlen in den entscheidenden Momenten nicht. Immer dann, wenn die Parole einer kontrollierten Defensive ausgegeben wurde, zeigte sich, daß die Mannschaft mit dieser Spielweise völlig überfordert war. Das kostet womöglich die eine Meisterschaft oder die andere internationale Trophäe. Aber wehe, wenn sie losgelassen! In ihren guten Tagen spielten sie jeden Gegner an die Wand und sorgten zudem für künstlerische Highlights, wie sie nur eine Mannschaft fertig bringt, die das gewisse Etwas hat.

Günter Netzers Spielweise animierte zu der Bemerkung, er komme aus der Tiefe des Raumes. Lassen wir einmal die hiermit verbunden militärpolitischen Assoziationen beiseite, so drückt sich hierin wahrscheinlich perfekt das Gladbacher Spiel mit Ball und Gegner aus. Dazu gehört, daß die Spieler intelligent genug sind, ein Spiel zu "lesen", also schon im voraus wissen, wie der nächste Spielzug aussehen könnte. Was es einem begnadeten Techniker wie Günter Netzer ermöglicht hat, genau diese Spielzüge auch auszuführen und immer eine Anspielstation zu finden. Gladbachs Stürmer waren begeisterte Abnehmer dieser Zuspiele, was die Torflut ein Stück weit erklärt. Die zweistelligen Ergebnisse kamen nicht von ungefähr.

Nachdem Hennes Weisweiler Ende der 60er Jahre die Abwehr entscheidend verstärkt hatte, wurde die Mannschaft unwiderstehlich. Mit Spielern wie Hartwig Bleidick, Peter Dietrich, Ulrik Le Fèvre, Jupp Heynckes, Wolfgang Kleff, Horst Köppel (dem heutigen Gladbacher Trainer), Herbert Laumen, Luggi Müller, Günter Netzer, Winfried Schäfer, Klaus–Dieter Sieloff, Berti Vogts und Herbert Wimmer waren die beiden ersten Meistertitel 1970 und 1971 die logische Folge. 1970 debütierte Gladbach im Europapokal und mußte sich hier erst noch zurechtfinden. Gegen Englands Meister FC Everton schied die Mannschaft schon in der 2. Runde im Elfmeterschießen aus und ließ – natürlich im Nachhinein betrachtet – erahnen, daß tragische Momente zu den Besonderheiten dieses Teams gehören würden.

Auf Seite 46 schreiben Holger Jenrich und Markus Aretz, daß in Everton erstmals in der Geschichte des Europacups ein Elfmeterschießen über das Weiterkommen entscheiden mußte. Das ist jedoch nicht richtig. Fünf Wochen zuvor mußte ein Elfmeterschießen zwischen Olympique Marseille und Spartak Trnava im Messepokal entscheiden, einen Tag später zwischen dem FC Aberdeen und Honvéd Budapest im Cup der Pokalsieger. Das Elfmeterschießen von Everton bedeutete die Premiere für den Landesmeister–Pokal. [9]

Holger Jenrich und Markus Aretz gehen in ihrem Buch Die Elf vom Niederrhein chronologisch vor. Zu jeder Spielzeit gibt es eine Abschlußtabelle der Bundesligasaison sowie eine Auflistung des jeweiligen Spielkaders. Eine gewisse Inkonsistenz ist bei Jupp Heynckes anzutreffen, der zweimal – auf den Seiten 82 und 87 als Josef firmiert, was an sich nicht falsch ist. Aber vielleicht sollte man sich für eine Namensvariante entscheiden.

Im zweiten Anlauf traf man 1971 auf Inter Mailand. An diesem 20. Oktober fand – wenn wir den Autoren des Bandes Die Elf vom Niederrhein Glauben schenken wollen – "das schönste, begnadetste, erinnernswerteste Spiel" statt, "das eine deutsche Vereinsmannschaft jemals bestritten hat" [10]. Vielleicht ist es auch nur so gewesen, daß die zum Teil schon etwas in die Jahre gekommene Mannschaft, die sechs Jahre zuvor in die Bundesliga aufgestiegen war, ihre Reifeprüfung abgelegt hat und auf dem Zenit ihres Könnens angelangt war. Und es wird so gewesen sein, wie Günter Netzer anschließend bemerkte, daß an diesem Abend jede Mannschaft untergegangen wäre.

Inter Mailand war zu diesem Zeitpunkt zwar auch etwas ergraut, aber hatte in den zehn Jahren zuvor immerhin viermal den italienischen Meistertitel gewonnen sowie zweimal den Europapokal der Landesmeister. Zudem stand die halbe italienische Nationalmannschaft auf dem Platz, die bei der Fußball–Weltmeisterschaft im Jahr zuvor erst im Finale von Brasiliens Überfliegern besiegt worden war. Inter Mailand beherrschte den catenaccio perfekt, doch an diesem Abend sollte Borussia Mönchengladbach demonstrieren, wie man eine Betonmauer knackt und an einer Büchse scheitert. Die Mannschaft spielte das Spiel ihres Lebens.

Zur Tragik des Spiels gehört, daß es nicht live übertragen wurde, weil sich die ARD und Gladbachs Geschäftsführer Helmut Grashoff nicht über die Zahlung der Mehrwertsteuer für die Genehmigung der Übertragung hatten einigen können. Wegen läppischer 6.600 DM blieben die Bildschirme dunkel, so daß nur die im Stadion Anwesenden ihren Enkelinnen und Enkeln vom Spiel aller Spiele werden berichten können. Dabei hätte eine Aufzeichnung dieses Spiels als Lehrfilm für alle Trainer dieser Welt dienen können, wie eine total defensiv eingestellte Mannschaft durch Eleganz und Spielkunst auseinander zu nehmen ist. Das Spiel selbst endete bekanntlich 7:1.

Entscheidend war jedoch ein Büchsenwurf. Nach einem frühen Tor von Jupp Heynckes und dem Ausgleichstreffer durch Inters Mittelstürmer Roberto Boninsegna fing Gladbach an, ein Spiel aufzuziehen, bei dem Inters Abwehr aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Ulrik Le Fèvre erzielte den nächsten Gladbacher Treffer und Boninsegna ahnte wohl, was da auf seine Mannschaft zukommen würde. Als eine Colabüchse in seine Richtung flog, spielte er den sterbenden Schwan, brach zusammen und war nur durch eine Trage dazu zu bewegen, das Spielfeld zu verlassen. Angeblich kurzzeitig bewußtlos, obwohl sonst hart im Nehmen, wurde er in Mailands Kabine getragen, die sofort verriegelt wurde. Unklar ist bis heute, ob die Büchse Boninsegna getroffen hat, ob sie voll oder leer war, und welcher Art die Verletzung des sterbenden Schwans gewesen sein soll.

Hier sei daran erinnert, daß Inter Mailand eine lange Europacup–Erfahrung besaß, während Gladbach mit der Naivität des Himmelsstürmers sich nichts Böses dabei dachte. Boninsegna jedoch wußte, daß es nützlich sein könnte, einen Vorwand zu finden, um das Spiel nachträglich annullieren zu können, falls dies notwendig werden würde, und seine Vereinsführung sorgte dafür, daß die angeblich so schwere Verletzung nicht überprüft werden konnte. Ein absolut rationales Verhalten einer erfolgsorientierten Profimannschaft also. Und während Gladbach Tor um Tor erzielte, Netzer ein Wahnsinnstor schoß, wird sich der Boninsegna ins Fäustchen gelacht haben. Inter legte Protest gegen die Spielwertung ein.

Am Samstag darauf legte Gladbach nach und schickte den damaligen Tabellenführer aus Schalke mit 7:0 nach Hause. Doch wenige Tage später verkündete die Disziplinarkommission der UEFA, daß das Spiel zu wiederholen sei. Das Rückspiel in Mailand geriet zur Revanche. Boninsegna, von den Toten auferstanden, schoß ein Tor, während vier Gladbacher Spieler verletzungsbedingt bei der nächsten Bundesligapartie zusehen mußten.

Das Wiederholungsspiel fand in Berlin statt und die Tragödie fand ihre Fortsetzung. Klaus–Dieter Sieloff scheiterte mit einem Elfmeter. Roberto Boninsegna brach Gladbachs Abwehrspieler Luggi Müller mit einer brutalen Attacke das Schien– und das Wadenbein und sorgte so für dessen Karriereende. Inters Spieler rächten sich dafür, von einer jungen Fohlenelf nach allen Regeln der Kunst vorgeführt worden zu sein. Gladbach schied nach dem 2:4 in Mailand und dem 0:0 von Berlin aus. Doch es gibt noch eine Pointe, und die kam acht Jahre später.

Solange mußte sich Gladbach damit trösten, daß kein geringerer als Matt Busby, der Manchester United 1968 zum Europacup–Triumph geführt hatte, nach dem 7:1 erklärte: "Diese Mannschaft ist fantastisch. […] So viel Tempo, Kraft, Ideen!" Europa horchte auf. Trotz des tragischen Ausscheidens würde man mit Gladbach rechnen müssen.

Nachzutragen ist, daß südeuropäische Mannschaften in den 70er Jahren nur noch drei von 28 möglichen europäischen Vereinstiteln gewannen, die statt dessen vorzugsweise nach Holland, Deutschland und vor allem nach England wanderten. [11]

 

Traumtore

Anlauf Nummer 3 zum internationalen Titel fand in der Saison 1972/73 im UEFA–Pokal statt. Dieser vorherige Messecup war zu Beginn der 70er Jahre gründlich renoviert worden und sollte den Spitzenteams der europäischen Ligen eine weitere Möglichkeit des Geldverdienens eröffnen. Borussia Mönchengladbach spielte sich furios ins Endspiel und schoß dabei in zehn Partien 34 Tore. Endspielgegner sollte der FC Liverpool sein, eine Mannschaft, die im Nachhinein als die beste europäische Vereinsmannschaft der 70er Jahre angesehen werden muß.

Doch auch Gladbach war auf dem Weg zum einem europäischen Top–Team. Neben Liverpool, das den Landesmeistercup 1977 und 1978 gewinnen sollte, sowie den UEFA–Cup 1973 und 1976, bestimmten Ajax Amsterdam und Bayern München mit je drei Landesmeister–Pokalgewinnen die Szenerie. Das erste Endspiel des UEFA–Cups 1973 mußte nach einer halben Stunde torlos wegen Dauerregens abgebrochen werden. Einen Tag später hatte sich Liverpool auf Gladbach eingestellt und gewann klar mit 3:0. Das Rückspiel galt als Formsache, doch Liverpool konnte froh sein, daß nur Jupp Heynckes zweimal traf und der Schiedsrichter einen Elfmeter nicht gab.

Mag sein, daß es als ein höfliches Kompliment an den Verlierer gedacht war, aber ein gewisses Maß an Wahrheit wird schon dabei gewesen sein, als Liverpools Trainer und Manager Bill Shankly meinte: "Diese Borussia ist die beste stürmende Mannschaft, die ich je in Europa gesehen habe. What a tremendous game." [12]

Nachdem Gladbach dann auch noch im Finale des damals einmalig ausgetragenen Ligapokals gegen den HSV glatt mit 0:4 verloren hatte, galt der 1. FC Köln im DFB–Pokalfinale als Favorit. Doch es kam anders, und das lag an Günter Netzer und einer Sternstunde des deutschen Fußballs. Wenige Tage vor dem Endspiel hatte er bei Real Madrid unterschrieben, weshalb Trainer Hennes Weisweiler ihn aus Ärger für das Abschiedsspiel auf die Reservebank verbannen wollte. Das wiederum wollte sich Netzer nicht bieten lassen und deswegen erst gar nicht spielen. Hätten Berti Vogts und Hacki Wimmer ihn nicht noch eindringlich umgestimmt, hätten wir ein Tor des Jahres verpaßt. Nach 90 Minuten stand es 1:1 und es ging in die Verlängerung. Netzer fragte seinen völlig ausgepumpten Kollegen Christian Kulik, ob der noch spielen könne; dieser verneinte. Also stellte Netzer sich selbst auf, zog seinen Trainingsanzug aus, wechselte sich ohne Rücksprache mit Weisweiler ein, spielte einen Doppelpaß mit Rainer Bonhof und zog ab. Der Rest ist Geschichte.

Im Herbst 1973 gab es wieder einen dieser Momente, die würdig sind, festgehalten zu werden, doch mir bliebt hier nur eine diffuse Erinnerung. In Gladbach war nicht das Team der Star, sondern die Elf bestand aus großen und kleinen Sternen. Einer davon hieß Bernd Rupp. Er war am Aufstieg 1965 mit beteiligt, spielte dann zwei Jahre für Gladbach, bevor es ihn nach Bremen und Köln zog, wo mehr Geld zu verdienen war. Gladbachs Problem die ganzen 60er und 70er Jahre war nicht nur ein zu kleines Stadion, sondern auch permanenter Geldmangel, um so viele gut spielende Kicker angemessen zu entlohnen. Weshalb immer mal wieder einer der Stars auch verkauft werden mußte, um die Kasse aufzufüllen.

Doch Bernd Rupp kam wieder nach Gladbach zurück; und im Herbst 1973 spielte Gladbach im Europapokal gegen die Rangers aus Glasgow. Bernd Rupp konnte einen zur Verzweiflung treiben. Zwar schoß er in neun Jahren Bundesliga respektable 120 Tore, doch seine Spezialität waren Dribblings, die mit Vorliebe im Toraus oder an den zu vielen Beinen seiner Gegenspieler endeten.

Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, und Erinnerungen können sehr trügerisch sein [13], war es im Hinspiel gegen Glasgow, als Bernd Rupp sich beim Abschlag vor dem gegnerischen Torwart aufbaute. Dies ist eine übliche Standardmaßnahme eines guten Stürmers, um den Torwart ein bißchen zu irritieren, bevor dieser den Ball in die gegnerische Hälfte kickt. Glasgows Torwart wußte das und so irritierte es ihn auch nicht. Bernd Rupp wußte, daß der Torwart das auch wußte, aber an diesem Abend war er zu einem Schabernack aufgelegt.

Wie jeder Torwart titschte auch der der Rangers den Ball einmal kurz auf, um ihn wegzutreten, doch dazu kam er nicht mehr, weil Rupp ein bißchen schneller war und ihm den Ball wegschnibbelte. Der Ball landete im Tor und jetzt lag es am Schiedsrichter, das Tor auch zu geben. Manche Schiedsrichter fanden so etwas nicht regelkonform, andere schon. Dieser Herr in Schwarz gab das Tor und somit kam Gladbach bis ins Halbfinale, wo der AC Milan dann doch eine Nummer zu groß war.

 

Abschlag

Mitte der 70er Jahre hatte sich die Mannschaft ein wenig verändert. Rainer Bonhof, Dietmar Danner, Henning Jensen, Hans Klinkhammer, Christian Kulik, Europas Fußballer des Jahres 1977 Allan Simonsen, Uli Stielike und Hans–Jürgen Wittkamp komplettierten den Kader. 1975 gewann Gladbach erneut die Meisterschaft und endlich auch den UEFA–Pokal gegen Twente Enschede aus Holland. Doch im Jahr darauf scheiterte man nach großem Spiel weniger an Real Madrid, als an einem holländischen Schiedsrichter, der zwei klare Tore nicht anerkannte. Nun könnte man und frau an die goldenen Uhren denken, die schon in den 60er Jahren synonym für gewisse Gastgeschenke an den Schiedsrichter standen. In der Tat müssen wir uns eigentlich wundern, warum so wenige Spiele verschoben werden, geht es doch um sehr viel Geld.

Allerdings gibt es genügend Hinweise darauf, daß nicht alles sauber abläuft. Die Aufklärung des Bundesligaskandals von 1971 wurde vom DFB ja nun nicht gerade ernsthaft betrieben, wenn auch Borussia Mönchengladbach als eine der ganz wenigen Mannschaften als unbelastet gelten muß [14]. War das, abgesehen von drei kroatischen Brüdern und einem geldgeilen Schiedsrichter wirklich alles? Nun, auch Brasiliens Fußball erlebt dieses Jahr einen Wettskandal, wonach zahlreiche Spiele der brasilianischen Liga wie auch Spiele der Copa Libertadores verschoben worden sein sollen. Ähnliches wird dieses Jahr aus der türkischen Süper Lig vermeldet, aus Italiens Serie B, sowie aus der tschechischen und der portugiesischen Liga. [15]

Olympique Marseille erhielt die französische Meisterschaft von 1993 wegen erwiesener Bestechung aberkannt und wurde zum Zwangsabstieg verdonnert. Marseille gewann im selben Jahr auch das Champions League-Finale gegen den AC Mailand mit 1:0. Schiedsrichter der Begegnung war der Schweizer Kurt Röthlisberger, der vier Jahre später von der UEFA wegen des Verdachts der Bestechlichkeit aus dem Verkehr gezogen wurde [16]. Einzelfälle? Nur schwer zu glauben in einer Wirtschaftsweise, in der man und frau bis vor kurzem bei deutschen Finanzämtern Bestechungsgelder von der Steuer absetzen konnte.

Doch kommen wir zu den eher sportlichen Ereignissen zurück: Der erneute Meistertitel war 1976 nur ein schwacher Trost für das Aus gegen Real Madrid. Das gilt irgendwie auch für den dritten Titel hintereinander, denn das Endspiel im Europapokal der Landesmeister gegen den FC Liverpool am 25. Mai 1977 ging klar mit 1:3 verloren. Trainer war inzwischen Udo Lattek – und Lattek setzte auf Defensive, etwas, was Gladbach noch nie so richtig beherrscht hatte. Norbert Seitz stellt daher in seinem Buch Bananenrepublik und Gurkentruppe zurecht fest:

Im römischen Europacupfinale gegen Liverpool war der tollkühne Konterfußball von einst einem hasenfüßigen Sicherheitsspiel gewichen, das der Couragiertheit eines Kevin Keegan nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte. Nach Weisweilers Weggang wollte Udo Lattek dem spielfreudigen Team vom Niederrhein ökonomische Tugenden antrainieren. Was blieb, war eine in ihrem Elan gezügelte und am Ende eher verunsicherte als selbstbewusste Mannschaft. [17]

Es sollte noch schlimmer kommen. Doch zuvor gab es ein Wiedersehen mit Liverpool im Halbfinale des Europapokals, und auch dieses dritte Aufeinandertreffen ging verloren. Und es gab ein Meisterschaftsfinale, das es so nicht wieder gegeben hat. Nach 32  Spieltagen lagen 1978 Köln und Gladbach punktgleich klar in Führung, nur daß Köln über ein um 13 Tore besseres Torverhältnis verfügte. Am vorletzten Spieltag gewann Köln kurz vor Schluß knapp mit 2:1 gegen Stuttgart, während Gladbach beim HSV schon mit 1:2 zurücklag, um dann noch fünf Tore nachzulegen. Die Sache schien dennoch geritzt, denn Köln lag immer noch mit 10 Toren Vorsprung vorne und mußte nur noch beim Absteiger St. Pauli gewinnen.

Gladbach hingegen traf im Düsseldorfer Rheinstadion auf Borussia Dortmund. Die Dortmunder unter ihrem Trainer Otto Rehhagel hatten wohl schon an die Sommerferien gedacht, jedenfalls trabten sie in der warmen Sommerluft ziemlich lustlos und desorientiert durchs Stadion. Und dies war der Auftakt zu einer einzigartigen Aufholjagd, die letztlich nicht zum Erfolg führte. Ungläubiges Staunen an den Radiogeräten war an diesem Samstagnachmittag zu vernehmen, als Gladbach ein Tor nach dem anderen schoß, während Köln zur Halbzeit mühsam mit 1:0 vorne lag [18]. Doch sollten die zwölf Tore von Düsseldorf nicht ausreichen; und auch Otto Torhagel dürfte sich in den vergangenen 27 Jahren ausreichend rehabilitiert haben. Udo Lattek gab ausnahmsweise einmal die Defensive auf – und auf einmal war wieder ein Hauch von Torfabrik zu spüren. Magische und tragische Momente lagen wieder dicht beieinander.

Das Jahr darauf geriet fast zur Katastrophe. Zu viele Spieler waren verkauft worden oder beendeten ihre Karriere. Erstmals seit dem Aufstieg 1965 befand sich die Mannschaft in akuter Abstiegsgefahr. Fast schon ein Wunder war da der erneute Gewinn des UEFA–Cups 1979, weil die üblichen Verdächtigen es freundlicherweise vorzogen, Gladbach aus dem Weg zu gehen. Udo Lattek ging, Jupp Heynckes kam – als Trainer.

Doch bevor seine taktische Fehlorientierung im UEFA–Cupfinale ein Jahr darauf den Verlust des Titels gegen Eintracht Frankfurt nach sich zog, ging ein neuer Wunderstürmer namens Harald Nickel daran, Inter Mailand so richtig zu ärgern. Dieser Stürmer hatte die Eigenart, seine Elfmeter aus dem Stand zu schießen, was so manche, aber nicht alle Torhüter irritierte. So auch am 7. November 1979, als er in der Verlängerung des Rückspiels in Mailand Torhüter Bordon zum 3:2-Endstand verlud.

Die vielleicht spielentscheidende Szene trug sich jedoch in der 37. Spielminute zu. Gladbach hatte im Hinspiel nur ein 1:1 vorgelegt und Inter führte im Rückspiel schon durch ein Tor von Altobelli mit 1:0. Nach einem erneuten Mailänder Angriff schlug Torwart Wolfgang Kneib den Ball weit Richtung Mailänder Hälfte ab. Während der wenigen Sekunden, in denen der Ball durch die Luft flog, muß der an der Mittellinie postierte Harald Nickel kurz nachgedacht haben. Normalerweise ist es nämlich die Aufgabe eines Stürmers in einer solchen Situation, den Ball zu halten, seine Mitspieler nachkommen zu lassen und gegebenenfalls Zeit zu schinden, um die Abwehr zu entlasten.

Nur wenige Mutige nehmen den Ball und laufen damit aufs gegnerische Tor, was meist dazu führt, daß anstatt eines leeren Tores gezielt der gegnerische Torwart angeschossen wird. Das muß eine schwer heilbare Berufskrankheit sein. Harald Nickel dachte also nach und verwarf die erste Variante des Ballhaltens, weil die gegnerische Hälfte so schön leer war, und die zweite, weil er sich wohl nicht zutraute, den Torwart eiskalt auszuspielen. Also tat er das, was dem auf der Tribüne sitzenden Borussen–Manager Helmut Grashoff ein "Blödsinn, aus solcher Entfernung" entlockt haben soll. Denn nachdem der Ball beschlossen hatte, wieder auf den Fußballplatz zurückzukehren, prallte er einmal auf und Harald Nickel nahm die Kugel volley und zielte aus rund 40 Metern Entfernung auf den Kasten des ziemlich verdutzten Torhüters Bordon.

Ein Tor, das man und frau gesehen haben muß – und ich habe es gesehen –, denn der Ball knallte an die Unterkante der Querlatte, sprang von dort auf die Torlinie, hüpfte an des Torwarts Hinterteil und von dort ins Tor. Die Wahl zum Tor des Jahres war nur noch eine Formsache [19]. Doch ein richtiges Happyend gab es dennoch nicht, weil auch Jupp Heynckes lieber defensiv verlor als in Schönheit zu sterben. Eintracht Frankfurt nahm die Trophäe deshalb gerne mit nach Hause.

 

Abpfiff

Was gäbe es nicht noch alles zu erzählen!? Holger Jenrich und Markus Aretz entführen uns mit ihrem Buch Die Elf vom Niederrhein in 40 Jahre Bundesligageschichte mit einem Verein, der so manche Herzen höher schlagen läßt.

Da gibt es die kurze Renaissance Gladbacher Spielfreude Mitte der 80er Jahre, als zwei verschossene Elfmeter von Lothar Matthäus 1984 sowohl die Meisterschaft als auch den Pokalsieg kosteten. Im Herbst 1985 wurde Real Madrid im Hinspiel mit 5:1 demontiert, und was macht Jupp Heynckes im Rückspiel? Er läßt Angsthasenfußball spielen, damit die Null steht.

Im Nachhinein ist man und frau immer schlauer, aber das hätte ich ihm auch vor dem Spiel sagen können: Einer offensiven Mannschaft begegnet man bei einem Vier–Tore–Vorsprung am besten offensiv. Gut genug, um das eine oder andere Tor zu schießen, wäre Gladbach gewesen – und dann hätte Real fünf Tore aufholen müssen, und nicht nur vier, wie es tatsächlich in der vorletzten Minute geschah.

Als Jupp Heynckes mitten in der Saison 1986/87 ankündigte, zu den Bayern gehen zu wollen, muß die Mannschaft innerlich gejubelt haben, endlich frei von sinnlosen taktischen Zwängen spielen zu müssen. Denn es folgten zehn Siege am Stück. Doch danach begannen die düsteren Jahre, zwei peinliche Pokalfinal–Niederlagen gegen Hannover 96 und Union Berlin, aber immerhin auch der DFB–Pokalsieg 1995. Und dann der Abstieg in die Zweitklassigkeit 1999.

Dennoch sind vor allem die 80er Jahre mit wohlklingenden Namen verbunden. Hans–Jörg Criens, Stefan Effenberg, Calle Del'Haye, Wilfried Hannes, Uwe Kamps, Wolfgang Kneib, Bernd Krauss, Ewald Lienen, Lothar Matthäus, Frank Mill, Harald Nickel, Carsten Nielsen und Uwe Rahn, um nur einige zu nennen, setzten Akzente.

Ein besonderes Highlight setzte Torwart Uwe Kamps am 7. April 1992 im Pokal–Halbfinalspiel gegen Bayer Leverkusen, das öde begann und unglaublich endete. Kamps hielt alle vier auf sein Tor geschossenen Elfmeter im Elfmeterschießen. Für einen Mythos ist das ein gefundenes Fressen, nur schade, daß anschließend im schlechtesten Pokalfinale aller Zeiten eine triste Vorstellung gegen den Zweiligisten aus Hannover alles versaute. Kamps hingegen hatte einen Vorgänger. 1986 gewann die graue Maus von Steaua Bukarest gegen den hohen Favoriten aus Barcelona das Landesmeister–Pokalfinale im Elfmeterschießen. Bukarests Torwart Helmut Duckadam hielt hierbei ebenfalls alle vier auf sein Tor geschossene Elfmeter.

Dies alles und noch viel mehr ist nachzulesen in dem 256 Seiten dicken großformatigen Band Die Elf vom Niederrhein, den Holger Jenrich und Markus Aretz geschrieben haben. Er ist vor wenigen Wochen im Verlag Die Werkstatt erschienen und kostet 24 Euro 90. Ein Buch, das nostalgische Gefühle weckt und auch wachhalten soll.

Jingle Alltag und Geschichte

Eine Schlußbemerkung vielleicht noch: Bei aller Nostalgie und allem Schwärmen von fußballerischer Ästhetik – die Borussia der 70er Jahre kommt nicht wieder. Drei Jahrzehnte später wird ein anderer Fußball gespielt, der kraftvoller, schneller und taktisch ausgereifter ist. Wie im wirklichen Leben bestimmen die Kriterien von Markt und Erfolg auch das Spiel mit der Plastikkugel. Eine Mannschaft wie Borussia Mönchengladbach am 20. Oktober 1971 ist heute undenkbar. Damals handelte es sich um eine einmalige Energieleistung. Heute wird eine derartige Leistung permanent abgefragt, weshalb die Glanzlichter zwangsläufig Mangelware sind.

Eine Folge derartigen Powerfußballs ist, daß die Stars der Champions League am Ende der Saison ausgebrannt sind. Wir haben das Phänomen schon 2002 bei der WM in Südkorea und Japan erlebt und dann noch einmal letztes Jahr bei der Europameisterschaft in Portugal. Wir werden sehen, ob die europäischen Vereinsmannschaften daraus gelernt haben oder ob die Nationalmannschaft in den jeweiligen Ländern immer mehr die zweite Geige spielt. Was an sich kein Schaden ist. Auch und erst recht in einer globalen Welt, die angeblich zusammenwächst, ist und bleibt Nationalismus ein Übel.

Jede Nationalhymne, die nicht ertönt, ist ein Segen, und jeder deutsche Sieg, der vereitelt wird, eine Genugtuung. Aber machen wir uns nichts vor: Ästhetik hat nichts mit Fußball zu tun, sondern wird dort hineingeredet. Otto Rehhagel hat es nach dem Gewinn der Europameisterschaft mit Griechenland auf den erschreckenden Punkt gebracht: "Modern spielt, wer gewinnt." [20]

Ja, genau so ist es. Fußball ist auf seine Art ein Spiegelbild der kapitalistischen Wirklichkeit. Nicht die hübsch anzuschauenden Nischen bestimmen das Bild, sondern der ganz normale Grottenkick mit all seinen absichtlichen Fouls. Man und frau muß sich wirklich fragen, weshalb wir dieser Art Unterhaltung unsere Aufmerksamkeit schenken. Hoffen wir auf ein Wunder?

 

Diese Sendung wird in der Nacht zum Dienstag um 23 Uhr, am Dienstagmorgen nach dem Radiowecker um 8 Uhr und noch einmal am Dienstagnachmittag ab 14 Uhr wiederholt. Im Anschluß folgt eine Sendung der Kulturredaktion mit Rüdiger Gieselmann, und zwar mit den Briefen aus dem Krieg 1939–1945 von Heinrich Böll. Am Mikrofon war Walter Kuhl.

 

 

ANMERKUNGEN

 

[1]   Der Verein sah das natürlich anders und protestierte gegen die Auswahl, die der DFB für die Aufnahme in die neue Eliteliga getroffen hatte. Siehe hierzu Hardy Grüne : 100 Jahre Deutsche Meisterschaft, Seite 329.
[2]   Markus Aretz : Mythos Bökelberg, Seite 136–137.
[3]   Zitiert nach Holger Jenrich / Markus Aretz : Die Elf vom Niederrhein, Seite 57.
[4]   Der italienischen Nationalmannschaft ist dennoch zugute zu halten, daß sie im Endspiel deutsche in ihre Schranken verwies. Nicht auszudenken, wenn die Profiteure des Skandalspiels von Gijon auch noch Weltmeister geworden wären.
[5]   Den Messepokal nicht mitgerechnet.
[6]   Grüne Seite 366.
[7]   Beat Jung : Der Mythos vom "linken Fußball", in: Dietrich Schulze–Marmeling (Hg.) : Strategen des Spiels, Seite 203–213.
[8]   Jenrich/Aretz Seite 53.
[9]   Siehe hierzu Ulrich Hesse–Lichtenberger : Flutlicht & Schatten, Seite 178.
[10]  Jenrich / Aretz Seite 54.
[11]  Den UEFA–Cup ab 1972 mit einberechnet.
[12]  Aretz Seite 156.
[13]  Vielleicht kann ja ein/e Leser/in meinem Erinnerungsvermögen durch Fakten nachhelfen. Das in der Sendung vermutete Spiel gegen die Rangers war es – YouTube hilft – jedenfalls nicht.
[14]  Grüne Seite 365.
[15]  Zum DFB: Grüne Seite 360–365. Zu Brasilien: Darmstädter Echo vom 26. September 2005. Zu Italien: Fussball 24.de vom 15. April 2005. Zu Portugal: ZDF.de vom 4. Februar 2005 sowie Lissabonline vom 9. April 2005. Zu Tschechien: Radio Prag vom 12. Oktober 2005. Zur Türkei: Darmstädter Echo vom 25. Februar 2005.
[16]  Hesse–Lichtenberger Seite 333–336.
[17]  Zitiert nach: Jenrich / Aretz Seite 86.
[18]  Verständlich, daß Kölns Vereinsführung nach Bekanntgabe des Halbzeitstandes einen Betrug witterte. War der Vorwurf eine Nachwirkung des schon sieben Jahre zurück liegenden Bundesliga–Skandals oder Ausdruck eines untergründigen Wissens, daß nicht alles so sauber ablief, wie es den Anschien hatte? Wir werden es wohl nie erfahren. Jedenfalls war auch der 1. FC Köln in den Skandal von 1971 verstrickt. Siehe: Grüne Seite 362, Jenrich / Aretz Seite 91.
[19]  Jenrich / Aretz Seite 102–103.
[20]  Schulze–Marmeling Seite 236.

 

 

Diese Seite wurde zuletzt am 4. Juni 2013 aktualisiert.
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