Geschichte |
Spuren der Vergangenheit |
|
|
Inhaltsverzeichnis |
Kapitel 1 : Spuren Traces |
Kapitel 2 : Schlupfwinkel |
Kapitel 3 : Schluß |
Spuren TracesJingle Alltag und Geschichte Die erste Hälfte der Sendung ist eine nur unwesentlich veränderte Fassung eines Beitrags von Peregrina Perlentaucher vom Freien Radio Wüste Welle in Tübingen. Hierzu schreibt die Autorin: Julia Winckler ist Fotografin. Sie hat sich auf die Suche gemacht nach Spuren ihres jüdischen Großonkels Hugo Hecker, der 1939 von Wien über Prag und die Schweiz nach Großbritannien [gelangt ist], und seiner Familie, von denen fast niemand überlebt hat. Peregrina Perlentaucher von Freien Radio Wüste Welle in Tübingen sprach mit der Künstlerin. Die drei Teile des Beitrags sind als Audiofassung über die Seiten des Bundesverbandes Freier Radios herunterzuladen. Eine Komplettfassung existiert als sendefähiger Beitrag für ZIPFM: Hier Teil 1 herunterladen. Peregrina Perlentaucher verweist hinsichtlich der Künstlerin auch auf die Internetseite http://www.edphoto2001.co.uk. Jingle Radio Darmstadt RadaR Buscemi : Obrigado! |
SchlupfwinkelRosa Luxemburg, Revolutionärin, Frau, Akademikerin, Jüdin und durch eine Kinderkrankheit gehbehindert, hat ganz andere Spuren hinterlassen. Ihre Schriften sind in einer sechsbändigen Werksausgabe erhältlich, auch ihre Briefe füllen inzwischen sechs Bände. Doch wer liest heute schon sinnvolle politische Literatur? Wer sich allerdings einmal aufgemacht hat, in die Schriften Rosa Luxemburgs zu schauen, findet verblüffende Parallelen zur heutigen Politik. Ihre politischen Schriften aus der Zeit zwischen 1898 und 1914 sind als Beschreibung der heutigen deutschen Menschenrechtskriegspolitik so aktuell wie sie schon damals waren. Doch Rosa Luxemburg war nicht nur Politikerin, sondern auch eine Frau, die sich nach Liebe, Familie, Kindern und einem wohlbehüteten Leben sehnte. Das hinderte sie jedoch nicht daran, Unterdrückung dort zu sehen, wo sie stattfand. Jede Form der Unterdrückung und Ausbeutung war ihr fremd und wurde von ihr angeprangert. Dennoch sind es eher die unpolitisch scheinenden privaten, privatisierenden Briefe, die bevorzugt verkauft werden und auch ihre Leserinnen und Leser finden. Eine neue Form, die Politikerin, die Frau, ja auch die Jüdin Rosa Luxemburg (die sich geweigert hat, sich über ihre jüdische Herkunft zu definieren) vorzustellen, ist die Schauspielerin Sabine Wackernagel gegangen. Sie liest auf der Grundlage einer subjektiven Auswahl aus den Briefen Rosa Luxemburgs aus den eher politischen wie aus den eher privaten, auch den Liebesbriefen an Leo Jogiches oder Kostja Zetkin. Im Gegensatz zu Annelies Laschitza, deren Rosa Luxemburg Schlupfwinkel, Track 2 : An Leo Jogiches Zürich 1893, Paris 1894 und 1895 Die positive Haltung der deutschen Sozialdemokratie zu den Kriegsplänen des Deutschen Reiches spaltet die Partei. Der Schock von 1914 sitzt tief. Rosa Luxemburg arbeitet mit einigen wenigen unermüdlich daran, die noch revolutionären Kräfte zu sammeln, um die gesamte Partei dazu zu zwingen, sich diesem Krieg zu verweigern. Da Rosa Luxemburg für das Kaiserreich zu gefährlich scheint, weil sie in ihren Auftritten trotz allgemeiner Kriegsbegeisterung die Massen erreicht, wird sie zunächst angeklagt und dann in sogenannte Schutzhaft genommen. Und dann sitzt sie im Knast, lauscht den Kohlmeisen und versucht, durch illegale Kassiber Einfluß auf die Politik der Oppositionellen in der Sozialdemokratie zu nehmen. Ungeduldig ist sie. Und das bekommen diejenigen, die draußen in Freiheit ihre politischen Möglichkeiten nicht nutzen, auch zu spüren. Auch hier trifft Sabine Wackernagel den richtigen Ton. Schlupfwinkel, Track 11 : An Mathilde Wurm Festung Wronke 19161917 |
SchlußJingle Alltag und Geschichte Das Hörbuch Im tiefsten Schlupfwinkel meiner
Doch zunächst einige Veranstaltungshinweise für die kommenden Tage. Am heutigen Mittwochabend um 19 Uhr 30 wird der Österreicher Kurt Köpruner aus seinem Buch Reisen in das Land der Kriege vorlesen. Er beschreibt darin die Mittäterschaft des Westens an der Zerstörung Jugoslawiens und widerlegt das Feindbild von den serbischen Nationalisten. Darüber kann und soll anschließend diskutiert werden. Veranstalter sind der Deutsche Freidenker Wer die Wiederholung am Donnerstag hört, hat halt leider Pech gehabt. Doch auch am Donnerstag ist was los. Jingle zum Girls Day Der 8. Mai 1945 ist auch der Tag der Befreiung, offensichtlich aus gutem Grund lange Zeit nicht in der Bundesrepublik Deutschland. In der früheren Sowjetunion wurde dieser Tag übrigens am 9. Mai begangen. Über dieses Datum und seine Bedeutung wird am Freitagabend der Historiker Kurt Pätzold in Bensheim sprechen. Er geht dabei der Frage nach: Befreiung 8. Mai 1945 wovon, wodurch, wofür ? Er wird von den Bestrebungen sprechen, die Geschichte so umzuschreiben, daß von den deutschen Opfern die Rede ist. Opfer sind immer gut und vor allem keine Täter. Er wird von denen sprechen, die Europa von den Deutschen befreit haben, und das war erst einmal nicht die US Army, sondern die Rote Armee. Er wird natürlich auch danach fragen, welche Weichen 1945 denn wirklich neu gestellt worden sind. Die Nachfahren der Auschwitz
Die Novemberrevolution bringt für Rosa Luxemburg die Freiheit. Zurück in Berlin, stürzt sie sich in die Revolution, denn alles andere ist ja bekanntlich (nach ihren eigenen Worten) Quark. Doch die Mehrheitssozialdemokratie schnuppert schon an der Macht und verbündet sich daher mit rechtsradikalen Freicorps, um die Revolution zu ersticken bzw. zu ermorden. Rosa Luxemburg kann sich ihres Lebens nicht mehr sicher sein. In dieser Situation findet sie dennoch Zeit, ihrer engen Freundin Clara Zetkin zu schreiben. Sabine Wackernagel liest aus den letzten Briefen Rosa Luxemburgs, zu hören im Hörbuch Im tiefsten Schlupfwinkel meiner Ich hingegen verabschiede mich für heute und verweise auf die nächste Sendung von Alltag und Geschichte am kommenden Montag ab 17 Uhr. Thema ist die Zerstörung der Vergangenheit, oder: was Imperialismus und die Plünderung früher Hochkulturen miteinander verbindet. Am Mikrofon für die Redaktion Alltag und Geschichte auf Radio Darmstadt war Walter Kuhl. Schlupfwinkel, Track 14 : An Clara Zetkin Berlin 1918 und 1919 Buscemi : Gadget Girls |
|
|
Vorherige Sendung | Nachfolgende Sendung |