Beiträge für den Radiowecker |
von Radio Darmstadt |
September 2004 |
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| Evita | |
| 05.09.2004 *** Wdh. 06.09.2004 | Nächster Beitrag |
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Sinead O'Connor : Don't Cry For Me Argentina Don't Cry For Me Argentina von Sinead O'Connor, im Original gesungen von Julie Covington für das Musical Evita. Eine wunderschöne Schnulze über Evita Perón. Gar nicht schnulzig ist hingegen das, was Walter Kuhl aus der Redaktion Alltag und Geschichte über ihre Rolle in der argentinischen Politik vor rund 60 Jahren zu erzählen hat. Beitrag Walter Kuhl Evita Perón wurde am 7. Mai 1919 als María Eva Ibarguren geboren. Ihr Mutter lebte in ärmlichen Verhältnissen, ihr Vater war ein später wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder vertriebener Politiker. Als uneheliches Kind der Beiden hatte Eva nichts zu lachen; sie bekam die konservative Doppelmoral der argentinischen Gesellschaft mit aller Brutalität zu spüren. Mit 15 fuhr Eva in die Hauptstadt Buenos Aires, um Schauspielerin zu werden. Doch erst als sie den General und Minister Juan Perón traf, bekam sie die Rollen, die sie brauchte, um zur Legende zu werden (und sich für die erlittenen Folgen der Doppelmoral an den Oligarchen zu rächen). Diese Legende wurde 1976 von Julie Covington besungen, das darauf aufbauende Musical Evita zwei Jahre später in London uraufgeführt. 1996 durfte Madonna als Evita noch einmal die Kassen klingeln lassen. Frank Garbely, Schweizer Journalist, geht in seinem letztes Jahr im Rotpunktverlag
erschienenen Buch Evitas Geheimnis einer Spur nach, die scharf mit der
Legende kontrastiert. Denn dieser Juan Perón war nicht irgendein General,
der sich durch einen Putsch an die Macht gebracht hat. Das auch, aber
Perón war mehr. Er bewunderte die deutsche Wehrmacht und Mussolinis
Italien, vor allem aber umgab er sich nach seinem glänzenden Wahlsieg
1946 mit allerlei zwielichtigen Gestalten. Aus Europa entflohene Nazis und
kroatische Ustascha Und doch wäre es falsch, in Perón einfach einen Faschisten zu sehen, wie dies vor allem seine politischen Gegner schon in den 40er Jahren getan hatten. Perón war gleichzeitig ein Mann der veramten Massen und eines Teils der einheimischen Bourgeoisie, die einen von den USA unabhängigen Kapitalismus anstrebten. Peróns Vision war ein Argentinien als dritte Weltmacht neben den USA und der Sowjetunion. So absurd uns heute derartige Träume vorkommen mögen damals schienen sie real zu sein. Um den technologischen Vorsprung der beiden Supermächte aufholen zu können, setzte Perón auf die Verlierer des 2. Weltkriegs. Deutsche Ingenieure und Techniker sollten argentinische Raketen und Atombomben bauen. Um diesen Plan zu finanzieren, setzte Perón auf das von Nazis in Europa zusammengeraubte Vermögen. Doch wie sollte er daran kommen? Hier half ihm das Schweizer Bankgeheimnis. Die Schweiz war im 2. Weltkrieg, aber auch danach, eine wichtige Drehscheibe für Geldwäsche und Devisenschmuggel. Hiervon handelt Frank Garbelys Buch und hier kommt auch Eva Perón, genannt Evita, ins Spiel. Am 6. Juni 1947 trat sie eine dreimonatige Europareise an. Was ist nun Evitas Geheimnis? Auch nach der Lektüre des Buches wird nicht so recht klar, was Evita in den drei Monaten, vor allem in Francos Spanien, im Vatican und am Schweizer Bankenplatz, in die Wege geleitet hat. Es scheint so, als sei sie ahnungslos nach Europa geschickt worden, um vom Transfer von Nazis und ihrem Gold abzulenken, der parallel zu ihrer Reise in die Wege geleitet wurde. Der Vatican spielte hierbei eine wichtige Rolle. Andererseits scheint sie ein Gespür für die Nützlichkeit Schweizer Bankkonten entwickelt zu haben. Eva Perón war neben ihrem Ehemann die mächtigste Person in Argentinien und hat dies zu ihrem Vorteil auszunutzen gewußt. Während sie Hilfsprogramme für die Armen ins Leben rief, und das Frauenwahlrecht durchsetzte, brachte sie ihre eigenen Schäfchen ins Trockene. Ihr Tod im Juli 1952 löste ziemliche Verwirrung aus, denn das ihr anvertraute Vermögen war und blieb verschwunden. Die Suche danach führt jedoch wieder in die Schweiz zurück. Der größte Teil des Buches beschäftigt sich mit der Schweizer
Nazi und der päpstlichen Ustascha Es gibt mehr als nur beunruhigende Hinweise darauf, daß zwei Anschläge in Buenos Aires 1992 auf die israelische Botschaft und 1994 auf ein jüdisches Dokumentationszentrum mit insgesamt über einhundert Toten dem Dunstkreis antisemitischer argentinischer Politiker und Generäle im Zusammenspiel mit arabischen Waffenhändlern entstammen. Dies ist schon fast eine eigene Geschichte. Frank Garbely stellt sie an den Anfang seines Buches, um zu zeigen, daß die Nazi-Connection Peróns bis heute Teile der argentinischen Gesellschaft, also vor allem der Machtelite, prägt. Frank Garbely bewegt sich bei seinen Recherchen auf zum Teil ungesichertem
Terrain. Denn manch Brisantes ist nicht dokumentiert oder zugänglich.
Außerdem ist er auf die Glaubwürdigkeit seiner mündlichen
Quellen angewiesen, woran mitunter durchaus zu zweifeln ist. Hinzu kommt,
daß öfter nicht deutlich wird, warum er einer bestimmten Interpretation
der Fakten folgt. So verfängt sich mancher Gedankengang eher in einer
Verschwörungstheorie, in die zu viel hineingepackt wird. Auf Seite 62
benennt er einen ziemlich absurden Zusammenhang zwischen der
französischen Guerillaorganisation Action Directe und dem iranischen Geheimdienst, die
ausgerechnet von einem abtrünnigen Geheimdienstler des
Mullah Frank Garbelys Buch Evitas Geheimnis befaßt sich mit dem Zusammenspiel von Nazis, der Schweiz und Peróns Argentinien. Es ist im Schweizer Rotpunktverlag erschienen und kostet 22 Euro. Abmoderation Ein Beitrag von Walter Kuhl für Radio Darmstadt. Demnächst
nachzulesen im Internet unter www.wkradiowecker.de.vu.
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| Moderation : Katharina Mann (Sonntag),
Anne |
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| Musikradio | |
| 12.09.2004 *** Wdh. 13.09.2004 | Nächster Beitrag |
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Ob Wirtschaftsmeldungen und Musikberieselung offensichtlich ist es einerlei, womit wir beschallt werden. Ein Frankfurter Sender trat letzte Woche den Beweis an. Ein Beitrag von Walter Kuhl aus der Redaktion Alltag und Geschichte. Beitrag Walter Kuhl Am vergangenen Montag ging in Frankfurt ein neuer Musiksender on air: Main FM berieselt kaufkräftige Erwachsene zwischen 34 und 58 Jahren mit Titeln aus den 60er, den 70er, den 80er Jahren und auch aktuellen Songs. Also streng genommen ein Sender, der uns gerade noch gefehlt hat. Mit diesem Sender hat es nun eine besondere Bewandtnis, womit bewiesen wird, daß es herzlich egal ist, ob wir mit Börsenkursen oder Schlagertiteln vollgedröhnt werden. Das Ende 2000 novellierte Hessische Privatrundfunkgesetz eröffnete die Möglichkeit, ein Wirtschaftsradio zuzulassen. Frequenzen sind knapp und die Begehrlichkeiten groß. Die LPR Hessen schrieb mehrere solcher Frequenzen für Frankfurt, Bensheim und Wetzlar aus. Insgesamt fünf Antragsteller bewarben sich. Übrig blieben zwei, die mit einer gemeinsamen Gesellschaft lizenziert wurden. An dieser Gesellschaft war die Frankfurter Allgemeine zu 80% beteiligt. Vorgesehen war ein sogenanntes Hörfunkspartenprogramm mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsberichterstattung. Nur abends und nachts, wenn die Börsianer schlafen, sowie am Wochenende sollte Musik laufen. Offensichtlich rechnete sich das Konzept nicht. Die FAZ stieg im Herbst 2002 aus und übertrug ihre Anteile an den bisherigen Minderheitengesellschafter. Zudem bekam diese Frankfurt Business Radio zwei weitere Frequenzen in Gießen und Fulda zugeteilt. Winfried Engel, Vorsitzender der Versammlung der LPR Hessen, hob damals die Bedeutung eines Wirtschaftsradios hervor: Wirtschaftsnachrichten sind für die Gesellschaft heute von großer Bedeutung. [... Daher] erwarten wir auch weiterhin ein journalistisch anspruchsvolles und für die Hörer attraktives Programm. Doch das Konzept trug auch weiterhin nicht. Offensichtlich waren die Wirtschaftsnachrichten nicht tragfähig genug, um die gelangweilten Hörerinnen und vor allem Hörer an den Werbeblock zu binden. Deshalb wurde 2003 ein neuer Investor gesucht, der wohl andere Pläne hatte. Denn das Frankfurt Business Radio wurde, wie eingangs gesagt, in Main FM umgewandelt und sendet seitdem Musik, Musik, Musik. Eben ein journalistisch anspruchsvolles Programm. Dies ist der LPR Hessen nicht entgangen, die es nicht witzig findet, an der
Nase herumgeführt worden zu sein. Denn gerade der Musikmarkt sucht
schon fast verzweifelt nach neuen Sendemöglichkeiten. Dafür nehmen
die Gesellschaften sogar in Kauf, gar nicht gehört zu werden. Denn es gibt
freie Frequenzen nur eben auf der digitalen
Ultrakurzwelle , die wie sauer Bier angeboten werden. Denn Digitales
Radio gilt als Zukunftsmarkt. Nur haben das die Hörerinnen und Hörer
noch nicht erkannt. Es wird ein brillianter Klang in CD Dumm nur, daß ein Feldversuch der LPR Hessen Ende der 90er Jahre ziemlich magere Ergebnisse lieferte. Noch dümmer, daß das kaufkräftige Publikum lieber auf die schlechtere Qualität von MP3 abfuhr als auf die mit mindestens 200 Euro für jedermann und jedefrau erschwinglichen neuen Radiogeräte. Das allerdümmste ist jedoch, daß trotz fast 400 Millionen Euro Subventionsgeldern dieses Radio auf dem technologischen Stand von vor 15 Jahren verharrt. Eine Zwangsabschaltung analoger Frequenzen wie beim Fernsehen wird derzeit vorsichtshalber nicht erwogen, obwohl es wohl die einzige Möglichkeit wäre, das digitale Radio durchzusetzen. Doch kommen wir zurück zu unserem neuen Musikradio Main FM. Wer soll sich die flotten Werbebotschaften dieses Senders reinziehen? Der Programmchef des Senders nennt moderne, kaufkräftige, gebildete Erwachsene, also Firmenchefs oder Geschäftsführer. Auch die Frauen werden nicht vergessen hier werden die weiblichen Business Executives genannt. Lustig finde ich, daß gezielt Menschen angesprochen werden sollen, die einen Hang zum Abenteuer und einen Kick Unvernunft besitzen. Also Menschen, wie es heißt, die wissen, was sie wollen. Ich bin jetzt sehr gespannt, ob die LPR Hessen die Lizenz wegen Verstoßes gegen den journalistischen Anspruch oder wegen gnadenloser Frechheit einkassiert. Das Problem dabei ist: die LPR Hessen soll ja gerade den Wirtschaftsstandort Hessen fördern. Wenn dazu Dumpfbackenprogramm wie SkyRadio gehört, dann wird SkyRadio lizenziert. Wenn dazu der Hang zur Unvernunft gehört, dann wird sich sicher ein Weg finden lassen, daß auch unsere Manager das Programm zu Gehör bekommen, das sie verdienen. Ob Börsen oder Chartnotierungen, das ist doch einerlei. Also ein Programm, das wir ganz gewiß schon immer vermißt haben. Abmoderation Ein Beitrag von Walter Kuhl für Radio Darmstadt. Demnächst
nachzulesen im Internet unter www.wkradiowecker.de.vu.
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| Moderation : Katharina Mann (Sonntag),
Anne |
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| Kunstraub in Ägypten | |
| 19.09.2004 *** Wdh. 20.09.2004 | Nächster Beitrag |
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Am vergangenen Mittwoch wurde im Hessischen Landesmuseum die Ausstellung Ägypten: Forscher und Schatzjäger eröffnet. Walter Kuhl aus der Redaktion Alltag und Geschichte hat sich die Exponate für Radio Darmstadt angeschaut. Beitrag Walter Kuhl Im 19. Jahrhundert nahm man und frau es mit dem Respekt vor Kunstschätzen und Denkmälern noch nicht so genau wie heute, obwohl auch heutzutage noch ein illegaler Markt mit Altertümern blüht. Forscher und Schatzjäger nennt das Hessische Landesmuseum die Männer und die wenigen Frauen, welche Ägypten bereist und einen etwas eigenwilligen Umgang mit den dort erworbenen Souvenirs gepflegt haben. Ina Boike, Organisatorin der Ausstellung, stellt die Rahmenbedingungen einer derartigen Ägyptenreise vor: Man reist nilabwärts, d.h. man beginnt in Kairo, kommt dann zu den großen Pyramiden und folgt dann langsam dem Nil abwärts bis nach Luxor, wo die Reisegruppe sich dann noch einmal zusammenfindet, um dann an der Insel Philae zu enden. Das Besondere an diesen Fotos ist halt nicht nur, daß sie wertvolle zeitgenössische Dokumente sind, sondern daß es immer noch die gleichen Motive sind wie heute. Wenn man heute ein Album aufschlägt, findet man genauso die Pyramiden, die Sphinx, die Tempelanlagen und natürlich die Reisenden. Die Reisenden sind besonders in einem kleinen Fotoalbum vertreten. Es kommt aus einem privaten Bestand, aus Wiesbaden, und wir haben es auch nochmal daneben abfotografiert, so daß man auch hier ein bißchen blättern und gucken kann. Das Hessische Landesmuseum präsentiert mit der Ausstellung Ägypten: Forscher und Schatzjäger seine Sammlung an altägyptischen Fundstücken. Die etwa 200 Exponate bieten eine Reise in die Vergangenheit, erschlagen die Besucherin oder den Besucher jedoch nicht. Einige Jahrzehnte lang wurde ein damals relativ modernes Verfahren benutzt, um die Abbildungen aus Grabkammern und von Monumenten zu kopieren. Diese sogenannten Abklatsche bestanden aus angefeuchtetem Papier, das auf die Objekte gelegt wurde. Das bekam diesen jedoch nicht, weshalb die Methode vor rund 100 Jahren verboten wurde. Einige dieser raren Abklatsche werden in der Ausstellung gezeigt. Hierzu noch einmal Ina Boike: Diese hier stammen aus einem relativ berühmten Grab. Das ist das Grab des Ti. Der war ein hoher Beamter in der 5. Dynastie, damit auch natürlich reich und von entsprechendem Rang. Und diese Bilder zeigen Alltagsszenen aus seinem Leben. D. h. seine Arbeiter sind abgebildet, die die Arbeit für ihn verrichten, und er hatte dadurch die Chance, wenn er gestorben war, in diese Bilder zurückzukehren und sein Leben so fortzusetzen. Gezeigt werden Mumien und Amulette, die aus Privatsammlungen dem Museum übereignet wurden. Hierzu gehört auch eine Schminkpalette, wie Ina Boike erläutert: Zum Mensch gehört natürlich auch der Schmuck, denn was ist älter oder was charakterisiert den Mensch besser als das Bedürfnis, sich zu schmücken? Und dazu gehört auch die Schminkpalette. Das ist das älteste Stück dieser Ausstellung. Auf dieser Palette wurden nämlich die Mineralien verrieben, mit denen hinterher die Schminke angefertigt wurde. Das ist aus der prädynastischen Zeit, das ist 3500 bis 3200 v. Chr. Als Vergleichsobjekte haben wir aus der geologischen Abteilung drei Stücke danebengestellt. Das zeigt vielleicht auch, wie anstrengend das eigentlich war, sich sowas überhaupt herzustellen, bis man ein Pulver hatte, das fein genug dafür war. Diese Herstellung war ganz sicher Sklavenarbeit. Neben den archäologischen Exponaten gibt das Hessische Landesmuseum auch einen Einblick in die Tierwelt des alten Ägypten, welche Eingang in Götter- und Glaubensvorstellungen gefunden hat. Hierzu Martin Päckert: Ja, wir haben exemplarisch jetzt aus unserem Schaumagazin und aus dem Depot ein paar Tiere ausgewählt, die entweder in der ägyptischen Mythologie eine Rolle gespielt haben oder auch in der ägyptischen Kunst, und haben sie hier in zwei Vitrinen präsentiert. Sie werden sehen, es sind überwiegend Vögel, aber es gibt noch eine ganz große Vielfalt an anderen Tieren, die im alten Ägypten eine Rolle in der Mythologie oder in der Kunst gespielt haben. Und das können wir uns alles später in der Zoologie anschauen. Hier haben wir, wie gesagt, nur einen kleinen Überblick. Die bekanntesten heiligen Tiere sind vielleicht neben dem Skarabäus, das ist einem relativ geläufig, sind hier unten die Ibisse. Die Ibisse sind diese Vögel mit den langen gebogenen Schnäbeln. Wir haben hier zwei Arten, einmal hier den heiligen Ibis auf der linken Seite mit dem großen schwarzen Kopf. Und dann diese kleinere Art, den braunen Sichler. Es waren beides heilige Tiere des Gottes der Weisheit, der nennt sich Thot. Die Ausstellung ist am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet, montags ist sie geschlossen. An den übrigen Wochentagen ist das Museum von 1017 Uhr, am Mittwoch sogar bis 20 Uhr geöffnet. Der Kurzführer zur Ausstellung kostet 8 Euro. Abmoderation Ein Beitrag von Walter Kuhl für Radio Darmstadt. Demnächst
nachzulesen im Internet unter www.wkradiowecker.de.vu.
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| Moderation : Beatrice Kadel (Sonntag),
Anne |
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| Olympische Spiele 2004 | |
| 26.09.2004 *** Wdh. 27.09.2004 | Nächster Beitrag |
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Schneller, höher, stärker, nur der Sieg zählt. Alle vier Jahre treffen sich Athletinnen und Funktionäre aus aller Welt, um herauszufinden, welche Sportförderung die besten Ergebnisse hervorbringt. Das letzte Spektakel dieser Art fand vor vier Wochen in Athen statt. Walter Kuhl aus der Redaktion Alltag und Geschichte stellt eine der ersten Dokumentationen dieses Events vor. Beitrag Walter Kuhl Die einen sagen: Sport ist Mord. Die anderen pilgern zu den Vergnügungsstätten oder schauen den Sportlerinnen und Sportlern genüßlich dabei zu, wie sie sich abquälen. Hier stellt sich die Frage: warum nehmen Menschen jahrelanges Training mit all seinen Entbehrungen auf sich? Welchen Kick bringt es, einmal auf dem Treppchen zu stehen? Oder ist die Frage nur falsch gestellt? Ist Leistungssport vielleicht nur eine andere Bezeichung für kapitalistische Entfremdung, für Warendenken und Selbstausbeutung? Kann schon sein. In Athen trafen sich über 10.000 Athletinnen und Athleten aus 202 Ländern zum 25. Mal, um die schnellsten, athletischsten und stärksten Kämpferinnen und Kämpfer zu ermitteln. So selbstverständlich wie staatlich subventionierte Sportförderung geworden ist, werden auch ganz individuell keine Mittel und Wege gescheut, um den verdienten Ruhm zu kassieren. Denn nicht die Ehre zählt, sondern das umgemünzte Edelmetall der Medaillenwertung. Zu den merkwürdigen Gesetzen im kapitalistischen Leistungssport zählt das Dopingverbot. Dabei stellt sich doch die Frage, warum bestimmte leistungssteigernde Mittel erlaubt sind und andere nicht. Was macht den Unterschied zwischen Höhentrainings und chemischen Kampfstoffen aus? Die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler? Unwahrscheinlich. Denn wer sich vier Jahre quält, Verletzungen in Kauf nimmt, immer wieder die Zähne zusammenbeißt, Kraftfutter zu sich nimmt oder den Menstruationszyklus auf wichtige Events abstimmt, kann nicht gesund leben. Dabei wollen wir besser erst gar nicht versuchen herauszufinden, was im Kapitalismus als gesund und normal gilt. Die jüngsten Statistiken über Krankmeldungen am Arbeitsplatz verraten uns ja, daß Menschen jederzeit ihre Gesundheit riskieren, nur um als gesund und arbeitsfähig zu gelten. Doping war jedoch bei allen sportlichen Leistungen in Athen das Thema. Keine abendliche Zusammenfassung ohne neue Enthüllungen, Vermutungen oder Schönfärbereien. Da waren die täglichen Meldungen über deutsche Erfolge und meist Mißerfolge und über den Medaillenspiegel fast schon zweitrangig. Soll heißen: alle wissen, daß viele Leistungen ohne leistungsfördernde Mittel nicht zustande kommen können; und alle benötigen diese Leistungen, um ein Megaevent werbefördernd verkaufen zu können. Das ist ein Paradox, aber eines, das in der kapitalistischen Logik vollkommen normal ist. Also sagt IOC Die ehemalige DDR Verpaßte Chance, würde ich sagen oder spiegelt es nur wieder, daß alle, die das Buch zur Hand nehmen sollen, die entsprechenden Ereignisse schon im Fernsehen gesehen haben? Da mir hier etwas fehlt, bin ich aufs Buch angewiesen und mitunter etwas ratlos. Andererseits als Resumee des Gesehenen und Erlebten mag das Buch durchaus seinen Reiz haben. Unser Olmypiabuch lautet deshalb der Untertitel des von Kristin Otto und Heinz Florian Oertel herausgegebenen Bandes Athen 2004. Es ist im Verlag Das Neue Berlin zum Preis von 19 Euro 90 erschienen. Abmoderation Ein Beitrag von Walter Kuhl für Radio Darmstadt. Demnächst
nachzulesen im Internet unter www.wkradiowecker.de.vu.
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| Moderation : Katharina Mann (Sonntag), Norbert Büchner (Montag) | |
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