Beiträge für den Radiowecker |
von Radio Darmstadt |
Februar 2004 |
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Spiele | |
01.02.2004 *** Wdh. 03.02.2004 | Nächster Beitrag |
Spielerisch erkunden Kinder die Welt der Erwachsenen. So liegt die Vermutung nahe, daß schon in grauer Vorzeit Spiele den Ernst des Lebens unterbrochen haben könnten. Walter Kuhl aus der Redaktion Alltag und Geschichte führt uns im folgenden Beitrag sozusagen über einen Spielparcours durch die Epochen. Beitrag Walter Kuhl Solange der Mensch im Schweiße seines oder ihres Angesichts den eigenen Lebensunterhalt sichern mußte, hat sie oder er auch immer Zeit und Gelegenheit gefunden, weniger ernsthaften Beschäftigungen nachzugehen. Das Spielen gehört zum Menschsein offensichtlich genauso wie die Reflektion über das eigene Handeln. Zumindest zurückreichend bis in die Jungsteinzeit läßt sich zeigen, daß Kinder und Erwachsene tatsächlich schon gespielt haben. Heft 1 der Zeitschrift Archäologie in Deutschland widmet sich daher schwerpunktmäßig diesem nur allzu menschlichen Zeitvertreib. Der prähistorische Mensch hat jedoch zuwenige Funde hinterlassen, die sich eindeutig als Spielzeug oder spielerisches Material deuten lassen. Das mag auch an den Fundumständen liegen, denn organisches Material vergeht wesentlich schneller als Spielzeug aus Knochen, gebranntem Ton oder Metall. Erst in der Jungsteinzeit und mit Erscheinen der altorientalischen Reiche lassen sich Spielgeräte fassen und entsprechende Aufzeichnungen entziffern. Neben Brett-, Würfel und Knochenspielen gab es auch Bewegungsspiele und sogar Puppen. Zum Spiel kam der Sport; und Wettkämpfe lassen sich nicht nur im klassischen Griechenland nachweisen, sondern auch im eisenzeitlichen Mitteleuropa. Da zum Spiel und Sport schon immer der Betrug gehört haben muß, wachten über Verlauf und Ausgang der Wettspiele eigens bestellte Schiedsrichter. Aus der Römerzeit sind weitaus mehr Spielgeräte und
Beschreibungen überliefert. Spielbretter hatten nicht, wie bei uns, 8x8 Felder,
sondern 7x7. Die Vorläufer unserer Dame- und
Mühle Im späten Mittelalter waren Spiele vor allem öffentliche Volksbelustigungen. Turniere und Messen bildeten oftmals den Hintergrund. Dabei kam es durchaus vor, daß die Klassenschranken durchbrochen wurden; auch gemeinsame Wettbewerbe von Männern und Frauen sind überliefert. Dennoch zogen es der Adel und Bürgertum vor, eigene elitäre Spiele und Wettbewerbe zu veranstalten. Ballspiele und Tänze waren jedoch in allen Kreisen beliebt, weil es hier keine Geschlechtertrennung gab. Aus dieser Mischung von regelhaftem Ballspiel und Tanz ist der heute so genannte Ball entstanden. In drei Beiträgen geht die Januarausgabe der Zeitschrift Archäologie in Deutschland näher auf den spielerischen Charakter ausgelassenen Menschseins ein. Dennoch darf nicht vergessen werden, daß Spiele auch immer ein herrschaftsstabilisierendes Moment beinhalten. Es heißt ja nicht umsonst panem et circenses (Brot und Spiele), um die Massen ruhig zu halten. Von den römischen Amphitheatern ist es daher nicht weit bis zum Böllenfalltor oder der Arena AufSchalke. Auf diesen Aspekt gehen die genannten Beiträge leider zu wenig ein. Dafür wird der Bogen von Glasmurmeln über Puppenspiele bis hin zu allgemeiner Ausgelassenheit weit gespannt. Weitere Aufsätze befassen sich mit mittelalterlicher Stadtgeschichte,
einem mittelafrikanischen Königreich am Tschad Abmoderation Ein Beitrag von Walter Kuhl für Radio Darmstadt. Demnächst
nachzulesen im Internet unter www.wkradiowecker.de.vu.
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Moderation : Katharina Mann (Sonntag), Timo Krstin oder Beatrice Kadel (Dienstag) | |
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