Geschichte |
Reminiszenzen |
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Inhaltsverzeichnis |
Kapitel 1 : Unbesiegbares Deutschland |
Kapitel 2 : Der Schatten eines Verdachts |
Kapitel 3 : Auch Felsen werfen Schatten |
Kapitel 4 : Aus der Tiefe des Raums |
Kapitel 5 : Darmstädter Lokalkolorit |
Kapitel 6 : Schluß |
Anmerkungen zum Sendemanuskript |
Unbesiegbares DeutschlandJingle Alltag und Geschichte Ich habe gute Nachrichten für mein Land, gute Nachrichten für meine Regierung, und gute Nachrichten für meine Bevölkerung. Ich habe mich entschlossen, mein Wissen vom Gesamten Naturgesetz zu nutzen, um meinen Staat zur Unbesiegbarkeit anzuheben, Deutschland zur Unbesiegbarkeit anzuheben. Unter dem segensreichen Einfluss der Unbesiegbarkeit werden die Menschen in meiner Welt ihr Leben in Freiheit, in Erfüllung und in Glückseligkeit leben. Die deutsche Nation ist in der Welt dafür berühmt, dass sie allem Leben überall in der Welt Schutz gewährt. Mit diesem Text ludt ein Emanuel Schiffgens zu einer Pressekonferenz in Berlin
am letzten Freitag ein. Lassen wir einmal die Frage beiseite, ob es sich hier um einen
Durchgeknallten handelt. Sein Anliegen hingegen wird ohnehin schon ernst
genommen. Bundeskriegsminister Peter Struck rüstet die Bundeswehr seit der
großen Elbüberschwemmung vor drei Jahren zur weltweiten Eingreiftruppe
auf, und in der neuen EU Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, mit welchen ganz und gar nicht militaristischen Mitteln selbige Unbesiegbarkeit erreicht werden sollte. Emanuel Schiffgens bietet an, dreitausend junge Menschen nach festgesetzten Regeln im Beten, Meditieren und Yogischen Fliegen aus[zu]bilden, nicht in irgendetwas seltsamen. So meint er. Tja, wenn's hilft. Peinlich, aber auch bezeichnend für das wissenschaftliche Klima im Standort Deutschland ist, daß diese Pressekonferenz nicht in irgendeiner obskuren esoterischen Buchhandlung stattfand, sondern im Tagungszentrum des Hauses der Bundespressekonferenz in Berlin. Also da, wo sonst Schröder, Merkel, Hartz und Rürup ihre esoterischen Weisheiten von sich geben. Paßt also. [1] Meine heutige Sendung wird jedoch ganz und gar nicht esoterisch sein.
Angesichts des Spektakels vom letzten Mittwoch stelle ich die Geschichte des Fußball |
Der Schatten eines VerdachtsBesprechung von : Ulrich
Hesse Am vergangenen Mittwoch wurde in Istanbul die beste Mannschaft Europas gekürt. Lassen wir einmal die unerhebliche Frage beiseite, ob der FC Liverpool wirklich besser Fußball spielt als der AC Milan, und fragen uns erst später, wieviel Millionen Euro notwendig sind, um die Champions League zu gewinnen. Von Interesse mögen einige Begleiterscheinungen sein, die uns vielleicht doch etwas nachdenklich machen sollten. So sollen noch während der Halbzeitpause, als Liverpool mit 0:3 zurücklag, britische Fans auf ihre Mannschaft gewettet haben. Wo es um viel Geld geht, sollten wir womöglich doch genauer hinschauen. [2] Vielleicht ist es noch am wenigsten erstaunlich, daß eine
ausgebuffte Profimannschaft wie der AC Milan innerhalb von sechs Minuten
drei Tore kassiert und dann auch noch im Elfmeterschießen
verliert. Mental betrachtet sind kurzfristige Leistungssteigerungen auch ohne Doping
durchaus möglich. Ende 2001 beispielsweise mußte sich die deutsche
Nationalmannschaft für die WM 2002 gegen die Ukraine in einer
Relegationsrunde qualifizieren. Direkt nach Spielbeginn des Rückspiels im
Dortmunder Westfalenstadion schaltete die Peinlichkeit der Europameisterschaften
von 2000 und 2004 [3] den Turbo an und
überrollte eine hilflose ukrainische Mannschaft. Die dabei erzielten drei Tore
führten zum 4:1 Gesamt betrachtet hätte ein Hollywood Eine solche Untersuchung hätte sich womöglich
1993 tatsächlich gelohnt. Olympique Marseille gewann mit Rudi Völler auf
dem Rasen 1:0 gegen den AC Milan. (Ja, wir werden das noch sehen: immer
dieselben Mannschaften!) Um sich auf das Finale besser vorbereiten zu können,
wurde das drittletzte Saisonspiel des Clubs extra vorgezogen. Der Gegner hieß
US Valenciennes und war Abstiegskandidat. Drei Speiltage vor Schluß hatte
Marseille beruhigende vier Punkte Vorsprung. Marseille gewann das Spiel mit 1:0,
wurde französischer Fußballmeister und durfte anschließend
absteigen. Das Spiel war gekauft worden. Es gibt gute Gründe anzunehmen,
daß dies nicht das einzige Spiel gewesen ist. [5]
Und wie es der Zufall will, wurde der Schiedsrichter des Champions
League Die Bezeichnung Champions League wurde 1992 offiziell für die Nachfolge
des Europapokals der Landesmeister eingeführt. Die UEFA sah sich dem Druck
finanzstarker europäischer Clubs ausgesetzt, die angedroht hatten, falls
notwendig, eine eigene Europaliga ohne den Segen der UEFA durchziehen zu wollen.
Um die drohende eigene Entmachtung und die Entwertung des eigenen Wettbewerbs
zu verhindern, wurde aus dem in die Jahre gekommenen Europacup eine
Premium Ulrich
Hesse Beispielsweise gelang es nie einer Mannschaft, den Pokalsieger 1970 verlor Gladbach im Elfmeterschießen gegen Everton. Das Elfmeterschießen wurden erst 1970 eingeführt. Vorher gab es bei Torgleichheit dritte Spiele, Losentscheide oder die Auswärtstorregel. Doch auch dies wurde alles andere als konsequent eingeführt, wie überhaupt der Europacup eine zuweilen ziemlich skurrile Angelegenheit war. Die Auswärtstorregel wurde 1965 eingeführt, um dem langweiligen Catenaccio etwas entgegenzusetzen. Dieser Mauertaktik wurde in den 60ern vervollkommnet. Man schieße ein Tor und verrammele kunstvoll den eigenen Strafraum. Allerdings wurde diese Auswärtstorregel anfangs mit allerlei Sonderregeln unterlegt, so daß Uwe Seeler in den 60er Jahren im Achtelfinale des damaligen Messepokals dem Schiedsrichter erklären mußte, wer das Spiel eigentlich gewonnen hatte. 1971 spielte Gladbach Inter Mailand mit 7:1 an die Wand und schied aufgrund
eines Büchsenwurfs aus. 1973 erreichte man das Finale und verlor gegen den
FC Liverpool. Liverpool sollte neben Real Madrid der Angstgegner schlechthin
für die Borussia werden. 1974 war der AC Milan im Halbfinale zu stark.
Nach dem Gewinn des UEFA 1977 führte Latteks Defensivtaktik zur Niederlage im Finale gegen den
FC Liverpool, im Jahr darauf war beim selben Gegner im Halbfinale
Schluß. Fast schon erstaunlicherweise wurde 1979 der UEFA Zurück zum Buch Flutlicht und Schatten von Ulrich
Hesse Schon im zweiten Jahr gab es ein weiteres Problem. Real war nicht Meister geworden. Macht nichts, hieß es. Als Pokalgewinner wurden sie erneut zugelassen. So ein Zugpferd läßt man nicht im Stall stehen. Wieder ein Jahr später wurden die Regeln erneut geändert. Diesmal war Real wieder spanischer Meister geworden. Dennoch wollten die Spanier einen zweiten Club unterbringen. Begründung: Real war ja als Cupverteidiger dabei, nicht als spanischer Meister. Wundert es dann noch, wenn in den 90er Jahren sich auch die Dritten und Vierten einer Meisterschaft für die Champions League qualifizieren konnten? Nun ja, das sorgte gleich für manche Peinlichkeit. 1998 standen erstmals
drei Teams aus einem Land im Viertelfinale. 1999 standen zwei Mannschaften im
Endspiel, die nicht amtierende Landesmeister waren. 2000 stellte erstmals eine Liga
drei von vier Mannschaften im Halbfinale. 2001 gab es ein Halbfinalspiel zwischen
zwei Tabellendritten. Und selbstverständlich kann ein Dritter der Gruppenspiele
noch UEFA Immerhin wurde der völlig entwertete Pokalsieger-Cup 1999 abgeschafft und
die Pokalsieger in den UEFA Ulrich Hesse Eine nette Idee ist der "Einwurf", ein Kapitel über eines der wohl kuriosesten Fußballspiele im Europapokal, als Bayer Uerdingen 1986 gegen Dynamo Dresden spielte. Das Hinspiel verlor Uerdingen mit 0:2 und im Rückspiel stand es zur Halbzeit 1:3. Wahrscheinlich hätte hier kein Fan aus Liverpool auch nur ein müdes Pfund gewettet. In der 58. Minute stand es immer noch 1:3 und die Fans verließen in Scharen das Stadion. Das war ein Fehler. In den verbleibenden 32 Minuten schoß Uerdingen noch sechs Tore. Das Buch wird vervollständigt durch ein Lexikon der europäischen
Pokalsieger und durch eine Übersicht über alle Finalbegegnungen bis
2004. Zwei kleinere Fehler sollen nicht unerwähnt bleiben, obwohl sie dem
ansonsten wunderschönen Band nicht wirklich schaden. Auf Seite 129
liegt La Valetta auf Zypern und auf Seite 206 wird in der Bildunterschrift der
falsche Pokal zum richtigen Endspiel genannt. Die Geschichte des Europapokals erzählt Ulrich
Hesse |
Auch Felsen werfen SchattenBesprechung von : Horst Ehringhaus Götter, Herrscher Inschriften, Verlag Philipp von Zabern 2005, 124 Seiten, € 37,90 Die Hethiter bewohnten das Land der 1000 Götter. Das hielt sie nicht davon ab, ganz gottesfürchtig fremde Länder zu überfallen, Städte auszuplündern, Menschen als Geiseln zu verschleppen oder Thronstreitigkeiten mit Gewalt auszutragen. Mag sein, daß die Hethiter hierbei verhältnismäßig human vorgegangen sind. Von den akkadischen Königen des 3. Jahrtausends ist die Praxis bekannt, die Frauen eroberter Städte und besiegter Bergstämme zu versklaven und die Männer abzuschlachten, eine Praxis, die selbst im antiken Griechenland während des Peloponnesischen Krieges üblich war. Die assyrischen Könige waren wahre Experten in dem, was wir heute ethnische Säuberungen nennen, aber standen hierbei nicht allein da. Das hethitische Großkönigtum entstand im 17. oder 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Die einzelnen kleinen Fürstentümer waren politisch nicht mehr überlebensfähig und wurden eins nach dem anderen erobert. Kaum war das anatolische Bergland in einer Hand vereint, richtete sich dieser militärische Drang nach außen. Im 16. Jahrhundert wurden Kilikien und Nordsyrien angegriffen, selbst ein kühner Raubzug ins tausend Kilometer entfernte Babylon wurde erfolgreich zu Ende gebracht. Doch die nach außen getragene Gewalt schlug nach innen zurück. Rund ein Jahrhundert lang konnte sich kein hethitischer König seines Lebens sicher sein, den Anfang machte ausgerechnet der Eroberer Babylons, Mursili I. So viel zum Thema friedliche Hethiter. Etwa anderthalb Jahrhunderte lang war die königliche Sippe mit sich selbst beschäftigt. Ihre Hauptstadt Chattusa wurde sogar von aufständischen Bergvölkern an der Küste des Schwarzen Meeres in Brand gesetzt, die wahrscheinlich die Schnauze voll hatten von den Beutezügen hethitischer Potentaten. Genutzt hat es ihnen wenig. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde aus einem auf sein Kernland beschränkten kleinen Königreich die für kurze Zeit stärkste Militärmacht der Welt. Das bekam Pharao Ramses II. zu spüren, der seine Besitzungen im Libanon und in Syrien schützen wollte und der in einer Schlacht gegen die Hethiter gerade noch mit dem Leben davonkam. Doch auch diese Periode der sogenannten Großreichszeit wurde von internen Machtkämpfen erschüttert. Großkönig Muwattalli, der den Pharao in der Schlacht von Kadesch hatte ziemlich alt aussehen lassen, hatte einen älteren Bruder Chattusili. Als Muwatalli starb, wurde Chattusili in der Thronfolge übergangen und Muwattallis Sohn Mursili III. sein Nachfolger. Chattusili schaute dem sieben Jahre lang zu und putschte. Muwattalli hatte jedoch noch einen zweiten Sohn, Kurunta. Dieser muß schon weit über 60 Jahre alt gewesen sein, als er Jahre nach Chattusilis II./III. Tod versuchte, die Macht zu ergreifen. Der Zusammenhalt der königlichen Sippe war aufs Schwerste gefährdet; und es spricht einiges dafür, daß dieser Machtkampf um legitime und illegitime Thronfolger das Hethiterreich von innen heraus zerstört hat. Spuren dieses Machtkampfes finden sich nicht nur in hethitischen Keilschrifttexten, sondern auch in einzelnen Felsreliefs des 13. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Der Architekt Horst Ehringhaus hat in rund zweieinhalb Jahrzehnten die bekannten hethitischen Felsreliefs und inschriften fotografiert und somit auch dokumentiert. Als Ergebnis seiner Tätigkeit ist der im Verlag Philipp von Zabern erschienene Band Götter Herrscher Inschriften über die Felsreliefs der hethitischen Großreichszeit in der heutigen Türkei herausgekommen. Bei der Deutung der Inschriften konnte er auf die Hilfe des Tübinger Altorientalisten und Anatolisten Frank Starke zurückgreifen, was diesem Band auf jeden Fall zugute gekommen ist. Horst Ehringhaus mag zwar Außenseiter in einer Disziplin sein, in der er keine wissenschaftliche Ausbildung erhalten hat. Seine Tätigkeit als Grabungsleiter eines bronzezeitlichen Grabungshügels in Kilikien zeigt jedoch, daß er diese Ausbildung sozusagen durch die Praxis nachholen konnte. Hinzu kommt, daß er ein weiteres, bis dahin nicht bekanntes Felsrelief entdeckt hat, welches mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den schon genannten Kurunta mit den Insignien eins Großkönigs zeigt. Horst Ehringhaus beginnt seine vollständige Dokumentation der Steindenkmäler mit Steinreliefs an der Mauer einer Tempel oder Palastanlage in Alaca Hüyük. Auch wenn es sich hierbei streng genommen nicht um Felsreliefs handelt, so liegt dem ein Sinn zugrunde. In Alaca Hüyük nämlich liegen sehr frühe hethitische Steinbildwerke vor, deren Bildinhalte in den Felsreliefs wieder erscheinen. Die bekannten Götterreihen im Felsheiligtum von Yazılıkaya im Norden der Hauptstadt Chattusa sind hingegen in den Fels gemeißelt worden. Der Autor führt uns durch diese den Hethitern heilige Anlage und gibt gleichzeitig Hinweise auf die Lesung der luwischen Hieroglyphen, welche die Götterversammlung begleiten. Das Luwische ist eine Dialektform des Hethitischen und wurde eher im Westen und Süden des Reiches gesprochen. Die luwischen Hieroglyphen sind eine Besonderheit der Hethiter, welche ihre Korrespondenz normalerweise in Keilschrift auf Ton schrieben. Die Lesung dieser Hieroglyphen ist zwar weitgehend möglich, aber nicht immer eindeutig. Offensichtlich haben die Hethiter mit ihren Hieroglyphen auch ein wenig gespielt. Die wenigen Schriftkundigen der damaligen Zeit konnten den Sinn dennoch erfassen, der uns heutzutage zuweilen verborgen bleibt. So muß man und frau einfach wissen, daß bei der Schreibung von Eigennamen bestimmte Regeln herrschten, die mal so und mal so eingehalten wurden. Daher bestehen einige Unsicherheiten hinsichtlich der genauen Lesung von Eigennamen. Allerdings sollten wir uns kurz daran erinnern, daß auch wir oft genug nicht wissen, wie englische Eigennamen denn nun wirklich auszusprechen sind. Anzufügen ist, daß der Eigenname sozusagen der natürliche Feind des Moderators oder der Moderatorin am Mikrofon ist. Nichts ist peinlicher als ein falsch ausgesprochener Name oder Begriff. Als Problem der Lesung kommt hinzu, daß die für die damaligen Menschen als bekannt vorausgesetzten Göttinnen und Herrschernamen auch einfach mal mit der ersten Silbe abgekürzt worden sind. Die als Göttin bezeichnete Chi ist die luwische Form des hurritischen Göttinnenamens Chebat, und König Mu ist der schon genannte Muwattalli. Manche Details ergeben sich erst beim richtigen Sonnenlicht. Nicht selten ist es vorgekommen, daß Forschungsreisende Felsreliefs oder einzelne Details völlig übersehen haben. Manchmal erhellt ein Schatten ein vermeintliches Detail, das es jedoch nicht gibt. Deshalb hat Horst Ehringhaus von vielen Objekten mehrere Aufnahmen gemacht, zu unterschiedlichen Jahres und Tageszeiten. Das Ergebnis fast 25jähriger Arbeit kann sich sehen lassen. Die beste Zeit zum Fotografieren wie zum Erkennen mancher Felsreliefs, so schreibt er, ist in den frühesten Morgenstunden. Die hethitischen Könige und Prinzen stellten ihre Denkmäler nicht einfach so in die Landschaft, auch wenn das manchmal so erscheinen mag. Nach uns undurchsichtigen Kriterien entstandene Kultorte verlangten genauso nach einer bildlichen Darstellung wie militärisch zu sichernde Fluß oder Bergübergänge. Interessant ist, daß oftmals die Götter und Herrscherbilder genauer ausgemeißelt wurden als die der Göttinnen und Königinnen. Es ist nicht so recht klar, woran das gelegen haben kann. Eine gewisse Uniformität der Darstellung mag hethitischen Schablonen geschuldet sein, die praktischerweise rechts wie linksbündig genutzt werden konnten, da Bildnisse meist im Profil wiedergegeben und die Hieroglyphen in beide Richtungen geschrieben wurden. Üblicherweise trugen die hethitischen Krieger ihr Schwert an der linken Seite. In einem Fall schaut der Herrscher jedoch nicht, wie üblich, nach links, sondern nach rechts, mit der Folge, daß auch das Schwert an der falschen Seite hängt. Es handelt sich um den schon erwähnten Kurunta, Sohn des Muwattalli, der sich hier als Großkönig ausgibt. Doch warum schaut er nach rechts und nicht nach links? Des Rätsels Lösung scheint zu sein, daß er bewußt nach rechts Richtung Hauptstadt schaut und damit seine Ansprüche dokumentiert. Interessanterweise wurde nicht etwa dieses Bildnis, sondern nur einzelne Zeichen der beigefügten luwischen Hieroglyphen mit großer Sorgfalt weggemeißelt. Es handelt sich wahrscheinlich um die Zeichen, welche den Anspruch, Großkönig zu sein, ausdrückten. Horst Ehringhaus geht bei jedem Fundort kurz auf die Interpretationsgeschichte der jeweiligen Reliefs oder Inschriften ein. Dabei gibt er in der Regel wohlbegründet seine eigene Ansicht wieder. Für das Wasserbecken mit dem Feldzugsbericht des Königs Tudchalija III./IV. bei Yalburt schlägt er beispielsweise eine andere Anordnung der mit Schriftzeichen behauenen Felsblöcke vor, womit der lebare Text an einzelnen Stellen auf einmal einen wirklichen Sinn erhalten würde. Gerade bei einem der ersten bekannten, jedoch auch stark verwitterten, hethitischen Felsreliefs gibt er durchaus überzeugend eine dem bisherigen Forschungsstand widersprechende Interpretation. Bereits der antike Autor Pausanias beschrieb ein in den Fels gemeißeltes Bild als das der Göttermutter Kybele in der Nähe von Magnesia im westlichen Kleinasien. Es scheint so, daß hier seit rund zweitausend Jahren ein Irrtum vorliegt. Horst Ehringhaus kommt aufgrund seiner Kenntnis anderer hethitischen Felsreliefs zu dem Ergebnis, daß hier wahrscheinlich eher ein hethitischer Berggott verewigt wurde, dessen Namen wir jedoch nicht kennen. Trotz sorgfältiger Bearbeitung durch den Verlag ist auf Seite 18 ein syntaktisch sinnloses Satzgetüm stehen geblieben. Es heißt dort über die Götter des Felsheiligtums von Yazılıkaya: Mit erhobenen Armen und menschlichen Händen das Zeichen für Der Sinn ist beim zweiten Lesen klar, aber sinnvoll ist es dennoch
nicht. Auch wäre dem Buch zu wünschen gewesen, wenn
der Autor seine Fotos datiert hätte. So läßt sich leichter
überprüfen, ob er Details festgehalten hat, die andere Autorinnen und
Autoren nicht gesehen haben, oder umgekehrt: ob andere Autorinnen und Autoren
Details haben wahrnehmen wollen, die sich fotografisch nicht verifizieren lassen. Dennoch: ein schönes und anregendes Buch, das Details erhellt, die normalerweise nicht benannt werden. Der 124 Seiten umfassende großformatige Band von Horst Ehringhaus trägt den Titel Götter Herrscher Inschriften; er ist im Verlag Philipp von Zabern erschienen und kostet 37 Euro 90. |
Aus der Tiefe des RaumsBesprechung von: Gudrun Ziegler / Alexander Hogh Die Mongolen, Theiss Verlag 2005, 160 Seiten, € 24,90 Als wäre es eine Fortsetzung der zivilisatorischen Errungenschaften der
sumerisch Gudrun Ziegler und
Alexander Hogh haben als Begleitbuch zur zweiteiligen ZDF Die Mongolen waren nicht die ersten Reiternomaden, die aus den weiten Steppen Asiens gegen China und nach Europa zogen. Der Einfall der Hunnen während der spätrömischen Völkerwanderungszeit ist nur eine der vielen Wanderungsbewegungen, die es in den vergangenen Jahrtausenden gegeben haben muß. Die Mongolen haben jedoch mehr Eindruck als alle anderen Wanderungs, Raub und Eroberungszüge hinterlassen. Dschingis Khan war nicht nur ein mächtiger Herrscher eines gewaltigen und nach außen auch gewaltförmigen Reiches, er war auch ein Staatsmann, der versuchte, das Riesenreich von den ukrainischen Steppen bis zum Pazifik zusammenzuhalten. Wenn wir der sogenannten Geheimen Geschichte der Mongolen Glauben schenken wollen, dann besteht der Erfolg des späteren Mongolenkhans aus Entbehrungen und Verfolgungen einerseits und einer zielstrebigen Persönlichkeit andererseits. In langen Stammesfehden setzt er sich schließlich durch, einigt die mongolischen Stämme und zieht mit ihnen gegen einen äußeren Feind. Mit Kriegen nach außen lassen sich oftmals innere Konflikte kanalisieren, und offensichtlich funktionierte dies zumindest eine Zeitlang auch hier. Doch schon eine Generation später streiten die Nachfolger des Khans um ihren Anteil am Riesenreich, das schließlich in vier Teile zerfällt. 1206 läßt sich Dschingis Khan zum Herrscher aller Mongolen ausrufen, fünf Jahre später greift er China an. Als er 1215 Peking erobern kann, fällt ihm der chinesische Staatsschatz in die Hände. 1223 wird ein russisches Heer geschlagen, doch 1227 stirbt der Großkhan. Er hinterläßt ein Großreich, miteinander zerstrittene Söhne und den Plan für eine neue glanzvolle Hauptstadt: Karakorum. Diese Stadt sollte rund 500 Kilometer von den mongolischen Stammgebieten entfernt erbaut werden. Das Tal, in dem sie liegt, gilt als Wiege vieler Herrschaftsgebiete früherer Reiternomaden. Hier wird die Seidenstraße kontrolliert und profitabel abgeschöpft. Zudem benötigt ein Großreich eine gewisse Bürokratie, und diese ist nicht aus der Steppe zu kontrollieren. Die europäischen Potentaten staunten nicht schlecht, als sie mit den Mongolen aneinandergerieten. Die damaligen Ritterheere waren viel zu schwerfällig, um es mit der straff organisierten mongolischen Reiterei aufzunehmen. Nur durch ein Wunder entkam Europa 1241 einem weiteren Massaker. Ein schon mehrfach siegreiches Mongolenheer trat urplötzlich den Rückzug an; der Großkhan war gestorben. Die Nachfolge und die damit verbundenen Erbfolgekriege waren wichtiger als ein paar zusätzliche europäische Schätze und Sklavinnen. Die europäischen Herrscher mitsamt dem Papst dachten jedoch angesichts der verlustreichen Kämpfe im Heiligen Land an eine Allianz mit dem fernen Khan. So schickten sie mehrfach Gesandte ins ferne Karakorum, etwa den Franziskanermönch Giovanni de Plano Carpini oder seinen Ordensbruder Wilhelm von Rubruk. Der Khan mag nicht schlecht gestaunt haben, als fremde Europäer mit ihm ein Bündnis gegen die islamischen Herrscher Persiens, Syriens und Ägyptens eingehen wollten. Die Gastgeschenke verstand er als Unterwerfungserklärung und forderte folglich, daß der französische König wie der Papst zur Huldigung bei ihm erscheinen sollten. Bei allem diplomatischen Geschick hatten die Gesandten jedoch ein Problem mit den für sie heidnischen Gebräuchen der Mongolen. Ihre Hoffnung, diese würden begeistert das Christentum annehmen, war natürlich nur aufgeblasene europäische Arroganz. Der berühmteste europäische Reisende zu den Mongolen ist natürlich Marco Polo. Er traf den Mongolenkhan Kublai zu einem Zeitpunkt, als dieser China vollständig unterworfen hatte. Sein Bericht über seinen langen Aufenthalt im fernen Osten wurde zunächst als Aufschneiderei gedeutet; aber etwas muß hängengeblieben sein, denn es motivierte die europäischen Conquistadoren des 15. Jahrhunderts dazu, den Weg nach China zu suchen. Natürlich waren es nicht so edle Motive wie Forschungsgeist und Neugier, sondern der Profit, der sich aus einer Mischung aus Beutezug und Handel erwirtschaften ließ. Ein weiteres Kapitel des Bandes über die Mongolen
beschreibt den Alltag in der Steppe. Überhaupt gibt sich der Band
große Mühe, festgefahrenen Vorurteilen zu begegnen und den Blick
für die Weite zu öffnen. Dabei ist das Märchen vom rohen Fleisch,
das auf dem Rücken der Pferde mürbe geritten wird, noch eines der
harmlosesten. Es sind auch hier die Frauen, welche nicht nur die sozialen
Beziehungen zusammenhalten, sondern auch diejenigen, an denen der
größte Teil der Arbeit hängenbleibt. Für idyllische Gedanken
über ein Volk inmitten (oder gar im Einklang mit der) der Natur ist hier kein Platz.
Die Arbeit ist hart und monoton. Nicht wie am Fließband oder wie in der
Mühle unerfüllbarer Anforderungen einer kapitalistischen
Leistungsgesellschaft, aber auch nicht besser. Wer mehr über die Mongolen, ihre Geschichte, Kultur und ihr Alltagsleben
erfahren möchte, ist mit diesem Buch gut beraten. Hingewiesen sei noch auf die
Ausstellung |
Darmstädter LokalkoloritAm Dienstag wird die Stadtverordenetenversammlung erneut über die
Oetinger Villa beraten. Die Stadtverordnetenversammlung hatte auf ihrer letzten
Sitzung Ende April beschlossen, daß sowohl für das Deutsche
Polen Außer warmen Worten haben die Menschen in der Oetinger Villa bis heute nichts erhalten. Deshalb werden sie ihr Anliegen in die Stadtverordnetenversammlung hineintragen, die am morgigen Dienstag stattfindet, wenn ihr meine Sendung live hört, oder am heutigen Dienstag, wenn ihr die Wiederholung hört. Der Beginn der Sitzung des Stadtparlaments ist um 14 Uhr 30. Die Stadtverordnetenfraktion Offenes Darmstadt hat einen Änderungsantrag
eingebracht, der verhindern soll, daß die Projekte des Jugend und
Kulturzentrums Oetinger Villa womöglich auf mehrere Standorte verteilt werden
soll. Es wird der Stadt sicher schwer fallen, ein geeignetes Ersatzobjekt zu finden.
Doch es wird ihr genauso sicher leicht fallen, den Jugendlichen aus der Villa das
zuzumuten, was sich für das Deutsche Polen Ich glaube nicht, daß ich zuviel verrate, wenn ich voraussage, daß dieser Antrag selbstverständlich nicht durchkommen wird. Was das im Umkehrschluß bedeutet, ist klar: kein Ersatzraum heißt eben Pech gehabt. Woran sich zeigt, daß Jugendkultur nur dann etwas zählt, wenn sie sich profitabel als Standortfaktor vermarkten läßt, wie etwa das grölend laute und von unzähligen Glasscherben begleitete Schloßgrabenfest. Radfahrerinnen und Radfahrer sollten daher bis auf weiteres die Innenstadt meiden.
Am Mittwoch wird die Veranstaltungsreihe Rechte Ideologien und Netzwerke in der BRD des AStA der TU Darmstadt fortgesetzt. Vorgesehen ist ein Vortrag über die Rolle der ziemlich weit rechts stehenden Wochenzeitung Junge Freiheit. Die Veranstalterinnen und Veranstalter schreiben hierzu: Häufig wird die Wochenzeitung Junge Freiheit fälschlicherweise als "konservativ" oder "umstritten" dargestellt. Diese verharmlosende Wahrnehmung verkennt den zutiefst rechtsextremen Charakter dieser Zeitung. Im Vortrag soll geklärt werden, daß die Junge Freiheit nach wie vor in der Tradition des völkischen Nationalismus steht, was anhand der Anzeigenkundschaft, der Zusammensetzung der Autorinnen und Autorenschaft wie auch der Auswahl der Themenschwerpunkte der Zeitung gut zu erkennen ist. Die sogenannten "geistigen Ausrutscher" sind schlicht das Programm der Zeitschrift. Der Vortrag findet am Mittwochabend um 19 Uhr in Raum 204 im alten Hauptgebäude der TU Darmstadt statt. [9] |
SchlußJingle Alltag und Geschichte heute mit der Vorstellung eines Buchs über den
Fußball Von Ulrich Hesse Horst Ehringhaus schrieb das im Verlag Philipp von Zabern herausgebrachte Buch Götter Herrscher Inschriften. Auf 124 großformatigen Seiten gibt er einen reich bebilderten Überblick über die Felsreliefs der hethitischen Großreichszeit in der heutigen Türkei. Dieser Band kostet 37 Euro 90. Schließlich das im Theiss
Verlag herausgegebene Buch von Gudrun Ziegler und Alexander Hogh über
Die Mongolen. Dieses Begleitbuch zur zweiteiligen
ZDF Diese Sendung wird in der Nacht von Montag auf Dienstag um 23 Uhr,
sowie am Dienstagmorgen nach dem Radiowecker um 8 Uhr und noch einmal
am Dienstagnachmittag um 14 Uhr wiederholt. Das Sendemanuskript zur
Sendung wird den nächsten Tagen auf meiner Homepage zur Verfügung
stehen: www.waltpolitik.de. Am kommenden Montag
werden Cornelia Roch und Monika Kanzler |
ANMERKUNGEN |
[1] Profact Pressedienst vom 26. Mai 2005: "PK der Initiative 3000 am 27. Mai in Berlin". Diese obskure Einladung veranlaßte mich zu der provokativen Replik: "Ist das Ihr Ernst? Wird in Deutschland auch gedacht?" Achim Imlau vom Profact Pressedienst antwortete noch am 26. Mai: Ihre Reaktion kann ich absolut nachvollziehen aber wer die Räumlichkeiten der Bundespressekonferenz anmietet, ist zumindest eine "interessante" Persönlichkeit (mit Doktor Und dann will es keiner gewesen sein und keine hat's geseh'n. Ich habe dennoch
nachgeschaut und bin dabei auf eine Seite gestoßen, welche sich mit dem
umtriebigen Emanuel Schiffgens und dem Maharishi |
[2] dpa und der sport
informationsdienst berichteten über britische Buchmacher, die sich zur
Halbzeit auf einen fetten Gewinn gefreut hatten und bei Spielende eine zweistellige
Pfundsumme ausbezahlen mußten. Die Quote für den Champions
League |
[3] Das Auftreten der deutschen Nationalmannschaft bei beiden Europameisterschaften war doch peinlich, oder? Also mir hat's gefallen! |
[4] Ähnlich erging es dem
international viertklassigen Team von Saudi |
[5] Ulrich
Hesse Die derzeit populärste Erklärung für Marseilles dummen Bestechungsversuch besagt, dass Spieler von Valenciennes dafür Geld bekamen, dass sie die Gesundheit ihrer Gegner nicht gefährdeten. Das klingt lächerlich. Was nutzen zwei oder drei bestochene Kicker, wenn die anderen grätschen, wie sie wollen? Und warum trat Marseille an Stürmer heran, nicht an Verteidiger? (Übrigens verletzte sich tatsächlich jemand: der korrupte Robert musste nach 24 Minuten ausscheiden.) So unangenehm es sein mag: es gibt viele Leute, die der Meinung sind, dass sich nur eine plausible Theorie für den versuchten Deal von Valenciennes denken lässt: Marseille verhielt sich einfach wie immer. Wenn das stimmt, dann liegt auch ein Schatten auf Olympiques Europacup Allerdings zieht der Autor nicht den noch beunruhigenderen Schluß: Falls Olympique Marseille sich tatsächlich wie immer verhalten haben sollte, dann müßte das doch aufgefallen sein. So viele Bestechungsversuche können doch nicht verborgen bleiben. Woraus nicht etwa folgt, daß damit die Unbestechlichkeit bewiesen sei, sondern im Gegenteil: Bestechung gehört zum Geschäft. Wo so viele Millionen Euro im Spiel sind, wäre es auch höchst verwunderlich, wenn alles mit rechten Dingen zuginge. |
[6] Kurt
Röthlisberger wurde 1997 von der UEFA lebenslang gesperrt, weil er vor dem
Champions League |
[7] Wir lästerten damals über diese ins Seitenaus gekickten Bälle. Offensichtlich gab es eine Sonderprämie für jede hierdurch erzwungene Spielunterbrechung. Wir waren noch nicht verdorben genug, um uns Gedanken über ganz andere Prämien zu machen. |
[8] Die Ausstellung Dschingis Khan und seine Erben ist vom 16. Juni bis zum 25. September 2005 in der Kunst und Ausstellungshalle Bonn zu sehen. |
[9] Originaltext zur Veranstaltungsreihe der besseren Lesbarkeit wegen leicht gekürzt und überarbeitet. |
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