Algerien |
Übersichtsseite |
|
|
S E N D U N G E N | |
Erste Sendung | |
19.01.1998 | Das Sendemanuskript gibt es hier. |
Einführung. Wer ist für das Morden in Algerien verantwortlich? Louisa Hanoune sieht hierin einen mörderischen Krieg zwischen perspektivlosen Jugendlichen (Männern natürlich), der zur Stabilisierung des politischen und wirtschaftlichen Systems entscheidend beiträgt. | |
Zweite Sendung | |
30.03.1998 | Das Sendemanuskript gibt es hier. |
Vertiefung. Nicht nur in politischen Sachbüchern, sondern auch literarisch wird die repressive Grundstimmung eingefangen. Der Krieg gegen Jugendliche ist auch einer gegen Frauen und jeden Ansatz von Emanzipation. Westliche Intellektuelle sind besonders begehrte Steigbügelhalter, denn sie sehen nur den reaktionären Islamismus, aber nicht die Reaktion an der Macht. | |
Dritte Sendung | |
28.07.2003 | Das Sendemanuskript gibt es hier. |
Andere Akzente. Eindrücke aus dem Herzen Algeriens. Eine verlorene Generation auch im Norden Afrikas. Blaue Menschen geben Mut, nicht aufzugeben. Die Musik des Raï ist eher etwas für (jammernde) Männer, der Kampf um Befreiung ein besonderes Anliegen der (nicht nur) algerischen Frauen. | |
An der Front | |
30.08.2006 | Das Sendemanuskript gibt es hier. |
Pierre Bourdieu wurde während des algerischen Befreiungskriegs in Algerien stationiert und nutzte diese Zeit zu ausgedehnten Feldforschungen. Zinédine Zidanes Eltern stammen aus Algerien, was dem Fußballer einen besonderen Symbolwert für migrantische (männliche) Jugendliche verleiht. Im weiteren Verlauf der Sendung geht es um deutsche Kriegsführung im 1. Weltkrieg und um die UNSanktionspolitik gegen den Irak. |
B E I T R Ä G E | |
Die Frauen von Algier | |
18.09.2000 | Nachstehend folgt das Sendemanuskript der Besprechung von Assia Djebars Roman Die Frauen von Algier. |
Allerdings gibt es Möglichkeiten, sich besser über das Leben der Frauen in den arabischen Ländern zu informieren. Die Algerierin Assia Djebar beispielsweise zeigt in ihren Romanen nicht nur, wie mit Frauen umgegangen wird, sondern auch, daß sie durchaus den einen oder anderen Freiraum für sich nutzen können. Das klingt zwar so, als würde ich für die Situation in der Bundesrepublik Deutschland sagen, daß die Frauenbewegung sich hierzulande in den letzten dreißig Jahren eine Menge erkämpft hat, es aber letztlich immer noch eine Männergesellschaft ist. Und genauso ist es auch, auch in Algerien, auch in den anderen arabischen Ländern. Assia Djebar wurde 1936 geboren und arbeitete während des algerischen Befreiungskrieges für die Zeitung der antikolonialistischen Bewegung FLN in Tunesien. Um nach der Befreiung Algeriens auch ein nicht-literarisches Publikum zu erreichen, drehte sie mehrere Filme; zwei davon wurden 1979 und 1982 in Venedig und Berlin ausgezeichnet. Seit 1980 scheibt sie die Romane, die sie heute zur bedeutendsten Autorin des Maghreb machten. Dieses Jahr erhält sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ob sie mit einer Auszeichnung glücklich wird, die 1998 Martin Walser erhalten hat, muß ich bezweifeln. Martin Walser nutzte seine Dankesrede dazu, mit der deutschen Vergangenheit abzuschließen, und öffnete so das Tor zu einer neuen, nur eben anders mörderischen Zukunft. Denn ein halbes Jahr später schickte die blaßrosarot- Aber Assia Djebar schreibt über Algerien, ein Land, daß sich seit einem Jahrzehnt im Bürgerkrieg befindet; einem Bürgerkrieg, der letztlich ein Krieg gegen die Jugend - wie Louisa Hanoune das sieht - und die in den 80er Jahren aufbegehrenden Frauen ist. Assia Djebars Thema in ihrem Roman Die Frauen von Algier ist der Versuch, diese Frauen zum Schweigen zu bringen; es ist aber auch das untergründige Aufbegehren dieser Frauen, sich nicht zum Schweigen bringen zu lassen. Die Frauen von Algier in ihrem Gemach - das ist der Name eines Gemäldes von Eugène Delacroix aus dem Jahre 1834. Delacroix erhält die für einen Europäer einmalige Gelegenheit, algerische Frauen in ihrer Abgeschlossenheit zu sehen und zu malen. Während der Kolonialkriege Frankreichs in Algerien und auch während des Unabhängigkeitskrieges gab es Frauen als Kämpferinnen, aber letzten Endes wurden auch diese Kämpferinnen dazu verbannt, möglichst unsichtbar und still zu bleiben. Assia Djebar schreibt über diese Frauen, über das Gemurmel in den Gemächern und öffentlichen Bädern, das sich in den 80er Jahren in einer politischen Bewegung entlud, in der an vorderster Stelle die algerischen Frauen ihre Freiheit und Demokratie einforderten. Die Antwort des Regimes war Repression und in den 90er Jahren Bürgerkrieg, angeblich gegen den Islamismus, dabei ist doch das Regime selbst islamisch bis auf die Knochen. Dieses Gemurmel, dieses Sichtbar- und Gehörtwerden der algerischen Frauen findet sich in dem vielschichtigen Roman von Assia Djebar Die Frauen von Algier wieder. Es ist als Taschenbuchausgabe letztes Jahr im Unionsverlag zum Preis von 16 Mark 90 erschienen. | |
Algerische Nacht | |
20.08.2001 | Das Sendemanuskript gibt es (leider nur auszugsweise) hier. |
Assia Djebar sieht einen Zusammenhang zwischen der arabischen und kolonialen Unterdrückungspolitik gegenüber den Frauen und der diskriminierenden Sprachpolitik gegen das berberische Tamazight und dessen Schrift Tifinagh. Die Romanistin Esther Winkelmann hat daher die literarischen Werke Assia Djebars unter dem Blickwinkel des Schreibens als Gedächtnisarbeit untersucht. | |
Durst | |
21.10.2001 | Nachstehend folgt das Sendemanuskript der Besprechung von Assia Djebars Roman Durst. |
Assia Djebar, 1936 geboren, gilt als die bedeutendste Autorin des Maghreb. In ihren Romanen versucht sie, die vorarabischen Wurzeln der Geschichte Algeriens mit emanzipatorischer Frauenliteratur zu verbinden. Auch wenn sie sich zur heutigen politischen Situation in Algerien nicht klar äußert — sie ist sich der repressiven Politik des herrschenden Regimes Frauen gegenüber genauso bewußt wie des islamischen Fundamentalismus. Allerdings fällt es zuweilen schwer, einen qualitativen Unterschied zwischen Regime und Islamisten festzustellen. Als Assia Djebar 1957 ihren ersten Roman in Paris einreichte, befand sich Algerien in einem erst 1962 entschiedenen Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich. Und während in Algier und anderen Städten französische Soldaten und Todesschwadronen ein Massaker nach dem anderen anrichteten, schrieb Assia Djebar während ihres Studiums einen Liebesroman. Durst, so der Titel des Romans, wurde dieses Jahr im schweizer Unionsverlag neu aufgelegt. Für diese angeblich bourgeoise Haltung und ihren Gebrauch der französischen Sprache wurde Assia Djebar dann auch kurz nach der Unabhängigkeit angegriffen. Zum einen verweigerte sie sich der Sprachpolitik des nachkolonialen Regimes, das versuchte, Arabisch als Staatssprache durchzusetzen, obwohl mehr als ein Drittel der Bevölkerung — die Berber — eine völlig andere Sprache benutzten. Zum anderen galt der Angriff der Frau Assia Djebar, die es wagte, ein Frauenbild zu entwerfen, in dem Frauen nicht an Haus, Harem und Mutterschaft gebunden sind. Durst ist kein Buch über den Islam; dieser kommt überhaupt nicht darin vor. Ihr Roman behandelt etwas völlig anderes. Zuweilen fühlte ich mich an die französischen Filme der 50er Jahre erinnert - Jugendliche auf der Suche nach Identität, während sie gleichzeitig sich und andere zu zerstören suchen. Nadja, die Hauptfigur ihres Romans, feiert Parties, liegt faul am Strand herum und nimmt an Autorennen teil. Während der Sommerferien trifft sie eine alte Schulfreundin wieder, die inzwischen glücklich verheiratet zu sein scheint. Doch der Schein trügt. Zwischen Nadja und Jedla, zwischen Ali und Hassein, entspinnt sich ein tödlich endendes Drama um Liebe und Verzweiflung, um unerfüllte Sehnsüchte und Intrigen, bei der die Hauptintrigantin feststellen muß, daß sie selbst zum Opfer der Intrige ihrer in Haßliebe verbundenen Freundin geworden ist. Durst ist kein politischer Roman. Und dennoch kann er — Jahrzehnte, nachdem er geschrieben wurde — als solcher gelesen werden. Denn während die Menschen Algeriens nach Unabhängigkeit und eigener Identität strebten, formuliert Assia Djebar (vielleicht unbewußt) die tiefergehende Identitätssuche der Frauen Algeriens, deren Status sich durch die Unabhängigkeit nur unwesentlich verändert hatte. Noch findet die weibliche Hauptfigur Halt in der Ehe mit einem scheinbar starken Mann, aber die letzten Worte des Romans lassen diesen Halt und die damit verbundene Ruhe trügerisch erscheinen. Was Assia Djebar 1957 nur andeuten konnte, thematisierte sie in den Jahrzehnten darauf immer klarer und vielschichtiger. Beispielhaft genannt sei hier nur ihr 1980 erschienenes Buch Die Frauen von Algier. Durst ist nicht nur der Anfang einer bedeutenden literarischen Karriere, sondern der erste Versuch, etwas zu formulieren, was im kolonialen Befreiungskampf Algeriens nicht vorkam und nicht vorkommen durfte — das Streben nach Emanzipation für die Frauen des Maghreb. Assia Djebars Roman ist dieses Jahr im schweizer Unionsverlag neu aufgelegt worden; das Buch kostet 28 Mark. | |
Zoulikha — Frau ohne Begräbnis | |
13.04.2003 | Das Sendemanuskript gibt es hier. |
Assia Djebars Roman Frau ohne Begräbnis ist weit mehr als nur die Suche nach der eigenen biographischen Vergangenheit. Zoulikha ist nicht nur Heldin des Befreiungskrieges, sondern auch Hoffnungsträgerin für zukünfige Befreiungsprozesse. Selten habe ich einen Roman so verschlungen wie diesen. | |
Das verlorene Wort | |
17.04.2005 | Das Sendemanuskript gibt es hier. |
Assia Djebar läßt die Hauptfigur ihres Romans Das verlorene Wort nach den Gründen der algerischen Heimatlosigkeit suchen. | |
Allahs Tränen | |
27.06.2005 | Das Sendemanuskript gibt es hier. |
Die Algerierin Nacéra Rech schreibt in ihrem gleichnamigen Buch über das Spannungsverhältnis zwischen Islam, Tradition, Frauen und Moderne. |
BESPROCHENE BÜCHER | ||||
AUTOR/IN | TITEL | ERSCH. JAHR |
VERLAG | SENDUNG BEITRAG |
Adolf Arnold | Algerien | dt. 1995 | Perthes Verlag | Sendung #2 |
Assia Djebar | Das verlorene Wort | frz. 2003 dt. 2004 |
Unionsverlag | RW— |
Assia Djebar | Die Frauen von Algier | frz. 1980 dt. 1999 |
Unionsverlag | Tinderbox 7 |
Assia Djebar | Durst | frz. 1957 dt. 2001 |
Unionsverlag | RW— |
Assia Djebar | Oran — Algerische Nacht | frz. 19?? dt. 2001 |
Unionsverlag | Tinderbox 18 |
Assia Djebar | Zoulikha — Frau ohne Begräbnis | frz. 2002 dt. 2003 |
Unionsverlag | RW— |
Frantz Fanon | Die Verdammten dieser Erde | frz. 1961 dt. 1966 |
Suhrkamp Verlag | Sendung #1 |
Michael von Graffenried / Sid Ahmed Hammouche | Im Herzen Algeriens | dt. 2002 | Benteli Verlag | Sendung #3 |
Louisa Hanoune | Terroristen fallen nicht vom Himmel | frz. 1996 dt. 1997 |
Rotpunktverlag | Sendung #1 |
Sabine Kebir | Algerien. Zwischen Traum und Alptraum | dt. 1995 | Econ Verlag | Sendung #2 |
Christine Köfer | Die Algerienkrise | dt. 1997 | Peter Lang Verlag | Sendung #2 |
Khalida Messaoudi | Worte sind meine einzige Waffe | dt. 1995 | Antje Kunstmann Verlag | Sendung #2 |
Mittelweg 36, Heft 3/2006 | Pierre Bourdieu in Algerien | dt. 2006 | Mittelweg 36 | An der Front |
Malika Mokeddem | Die blauen Menschen | frz. 1990 dt. 2003 |
Unionsverlag | Sendung #3 |
Nacéra Rech | Allahs Tränen | dt. 2004 | Wagner Verlag | Sendung "Diskriminierung" |
Werner Ruf | Die algerische Tragödie | dt. 1997 | agenda Verlag | Sendung #1 |
Bettina Rühl | Wir haben nur die Wahl zwischen Wahnsinn oder Widerstand | dt. 1997 | Horlemann Verlag | Sendung #2 |
Samuel Schirmbeck | Hinter den Schleiern von Algier | dt. 1996 | Hoffmann & Campe | Sendung #2 |
Leïla Sebbar | Das verbotene Kleid | frz. 1996 dt. 1997 |
Altberliner Verlag | Sendung #2 |
Issam A. Sharif | Algerien — vom Populismus zum Islam | 1992 | Sharif GmbH, Wien | Sendung #2 |
Silsila | Heft 6/7 | 1996 | (Info zum Heft) | Sendung #2 |
Frank Tenaille | Die Musik des Raï | frz. 2002 dt. 2003 |
Palmyra Verlag | Sendung #3 |
Fettuma Touati | Der verzweifelte Frühling | ? | Edition Orient | Sendung #2 |
Esther Winkelmann | Assia Djebar | dt. 2000 | Pahl— |
Tinderbox 18 |
L I N K S |
Algerische Botschaft Berlin |
Homepage der Algerischen Botschaft: www.algerische-botschaft.de. |
Algerische Presse |
Liste der Presseorgane der Algerischen Botschaft in Berlin: www.algerische-botschaft.de/ |
Assia Djebar im Unionsverlag |
Autorinseite von Assia Djebar im Unionsverlag mit Buchinformationen und weiterführenden Links: www.unionsverlag.com/ |
Assia Djebar über das Buch "Weißes Algerien" |
Assia Djebar : »Mein Vertrauen liegt im Fragen.«: www.unionsverlag.com/ |
Assia Djebar über den Roman "Nächte in Straßburg" |
Assia Djebar : Schreiben in Europa. Rede im Haus der Kulturen der Welt (Berlin) am 28. November 1998: www.unionsverlag.com/ |
Tahar Ben Jelloun über Assia Djebar |
Tahar Ben Jelloun : Assia Djebar — Am Siedepunkt des Schmerzes, in: Le Monde des Livres, Mai 1985: www.unionsverlag.com/ |
Malika Mokeddem im Unionsverlag |
Autorinseite von Malika Mokeddem im Unionsverlag mit Buchinformationen, aber derzeit noch ohne weiterführende Links: www.unionsverlag.com/ |
Clarisse Zimra über Assia Djebar |
Clarisse Zimra : Eine Frau aus Algier. Eine Auseinandersetzung mit Assia Djebar in Text und Interview. Veröffentlicht als Nachwort zur amerikanischen Ausgabe von Die Frauen von Algier. Sehr informativer Text über die algerische Autorin: www.unionsverlag.com/ |
|
|