ISRAEL ALS BESATZUNGSMACHT
Felicia Langer
Vizepräsidentin der Israeli Human Rights League
Rechtsanwältin, zugelassen beim Obersten Israelischen
Militätgericht und bekannt als Verteidigerin zahlreicher inhaftierter
Palästinenser
berichtet zum Thema:
»Menschenrechtsverletzungen Israels in den
besetzten Gebieten«
am Montag, 4. November 1985 20.00 Uhr im
Hörsaal 23 (Kupferbau) der Uni Tübingen
Lange Zeit galt Israel in der Bundesrepublik nicht nur als der Zufluchtsstaat
der jüdischen Verfolgten des Faschismus; es wurde auch als ein Hort
westlicher Demokratie im Nahen Osten dargestellt.
Erst in jüngerer Zeit ist stärker ins Bewußtsein geraten,
daß der 1948 gegründete Staat Israel sich von Anfang an auf die
Besetzung der Heimat eines anderen Volkes und auf dessen Vertreibung bzw.
Unterdrückung gründete. Bis heute hat es Israel nicht vermocht, die
Rechte des anderen, des palästinensischen Volkes wenigstens
anzuerkennen und zu respektieren. Nach wie vor versuchen die herrschenden
Kreise in Israel mit ihrer, von der U.S.Nahostpolitik
abgestützten Militärmacht, die "Palästinenserfrage"
mit Gewalt aus der Welt zu schaffen.
In den letzten Wochen spekulierten unsere Medien ausgiebig über
angebliche israelischjordanischamerikanische
Friedensinitiativen einerseits und "palästinensischen Terror"
andererseits. Kein Wort findet man dagegen über die tatsächliche
Lage der palästinensischen Bevölkerung im Libanon und vor allem
in den seit 1967 von Israel zusätzlich besetzten Gebieten, insbesondere
dem GazaStreifen und der sogenannten
"WestBank". Tatsächlich ist die Lage dort
schlimmer als je zuvor:
Die israelischen Besatzungsbehörden bringen immer weitere
Ländereien in ihre Hand, graben den arabischen Dörfern und ihrer
Landwirtschaft das Wasser ab und dehnen den "Siedlungsterror"
immer weiter aus. Der Druck auf die Bevölkerung wächst. Fast
täglich provozieren die schwer bewaffneten Siedler
Zusammenstöße, fast täglich gibt es Tote unter der
Zivilbevölkerung. So gut wie jede palästinensische Familie hat
zumindest einen Angehörigen, der in den israelischen
Gefängnissen um sein Leben kämpft.
Niemand ist besser geeignet, hierüber zu berichten, als Felicia
Langer. Als Jüdin aus Polen vor dem Faschismus geflohen ist sie mit
einem früheren KZInsassen verheiratet. Seit langem kämpft
sie als Mitglied der auch in der Knesset vertretenen "Front für
Frieden und Freiheit" für einen gerechten Ausgleich mit dem
palästinensischen Volk und der PLO nach außen, und für
sozialen Fortschritt im Inneren. Als israelische Anwältin hat sie Tausende
palästinensischer Häftlinge verteidigt und sicher vielen das Leben
gerettet. Durch ihr furchtloses Eintreten für die Menschenrechte, durch
ihre Mitarbeit in internationalen Organisationen, durch ihre verschiedenen
Bücher das wohl bekannteste: "Mit meinen eigenen
Augen" , durch eine Film ist sie auch international zu einem
Symbol des Kampfes gegen Faschismus und Unterdrückung und für
Frieden und Verständigung geworden.
Wir bitten auf der Veranstaltung um Spenden für das
palästinensische Flüchtlingslager Duheisha auf der
WestBank.
Es laden ein: amnesty international, DKP Tübingen, Fachgruppe
Justiz der ÖTV, Fachschaft Jura der Uni Tübingen,
Friedensinitiative Jura, FachschaftsräteVV, die GRÜNEN,
PalästinaLibanonKomitee, SPD
Tübingen, Vereinigung Demokratischer Juristen Tübingen.
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