Sendung der Redaktion Alltag und Geschichte
Radio: Radio Darmstadt
Redaktion und Moderation: Walter Kuhl
Ausstrahlung am:
Montag, 14. Dezember 2009, 17.00 bis 18.00 Uhr
Wiederholt:
Montag/Dienstag, 14./15. Dezember 2009, 23.10 bis 00.10 Uhr
Dienstag, 15. Dezember 2009, 08.00 bis 09.00 Uhr
Dienstag, 15. Dezember 2009, 14.00 bis 15.00 Uhr
Weitere Ausstrahlungen erfolgten am 7. Dezember 2009 bei Radio F.R.E.I. in Erfurt und am 25. Dezember und noch einmal am 29. Dezember 2009 bei Radio Dreyeckland in Freiburg. Außerdem war der Mitschnitt als Notsendung der Redaktion Alltag und Geschichte bei Radio Darmstadt am 16. Februar 2010 zu hören.
Zusammenfassung:
Christoph Butterwegge stellte am 3. Dezember 2009 in Darmstadt thesenartig sein neues Buch über Armut in einem reichen Land vor. Seinen Vortrag habe ich aufgezeichnet. Zuvor einige Anmerkungen zu Hartz IV von mir.
Jingle Alltag und Geschichte
Vor dreißig Jahren gründete sich in Darmstadt eine Initiative, die sozial Benachteiligten bei ihrem Kampf um ihnen zustehende Sozialleistungen Unterstützung geben wollte – die Darmstädter Sozialhilfegruppe. Sie trifft sich donnerstags ab 14 Uhr 15 in der Caritas Sozialstation in der Kirchengemeinde St. Elisabeth am Schloßgartenplatz zur Beratung in Fragen Hartz IV und Grundsicherung, anschließend ab 16 Uhr zum Gruppentreffen.
Dreißig Jahre sind eine lange Zeit, und nur wenige Gruppen, vor allem solche, die nie den Weg eines eingetragenen Vereins beschritten haben, haben so lange durchgehalten. Aus Anlaß dieses Jubiläums lud die Darmstädter Sozialhilfegruppe für den 3. Dezember den Armutsforscher Christoph Butterwegge zu einem Vortrag ein. Dieser hatte im Sommer dieses Jahres im Campus Verlag ein Buch mit dem Titel "Armut in einem reichen Land" veröffentlicht.
Doch bevor ich seinen Vortrag in voller Länge einspielen lasse, kurz ein Wort zum laufenden Hartz IV-Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht. Dieses hatte am 20. Oktober [2009] in einer mündlichen Verhandlung die Hartz IV-Regelsätze von Kindern und Erwachsenen behandelt. Anfang des kommenden Jahres wird mit einem Urteil gerechnet, ein Urteil, das sehr wahrscheinlich zu einer erhöhten Festlegung der Regelsätze führen wird.
Die Gewerkschaftsliche Arbeitsloseninitiative Galida und der ver.di-Erwerbslosenausschuß weisen darauf hin, daß es durchaus möglich, wenn auch nur begrenzt wahrscheinlich ist, daß auch Regelleistungen aus der Vergangenheit angepaßt werden müssen. Angesichts dessen, daß Hartz IV-Empfängerinnen und -Bezieher jeden Euro dreimal ausgeben müssen, um über die Runden zu kommen, raten beide Gruppen dringendst dazu, bis Ende des Jahres gegenüber der Arge Darmstadt diese Ansprüche anzumelden. Wenn das Urteil gesprochen ist, ist keine rückwirkende Anpassung mehr möglich.
Es bestehen hier zwei unterschiedliche Fälle. Entweder wurde vor kurzem ein Bewilligungsbescheid verschickt. Dann kann und sollte hiergegen Widerspruch eingelegt werden. Oder aber der oder die letzten Bescheide liegen in der vergangenheit weiter zurück. Dann kann und sollte ein sogenannter Überprüfungsantrag gestellt werden. Das hört sich vielleicht kompliziert an und Papierkrieg mit Ämtern und Behörden macht sicherlich keinen Spaß. Andererseits, so sagen die Galida und der ver.di-Erwerbslosenausschuß, ist der Aufwand auch nicht viel größer als das Ausfüllen eines Lottoscheines, bei dem man oder frau ja auch nicht weiß, ob er etwas einbringt.
Zum Glück gibt es Hilfe im Internet. Der Wuppertaler Erwerbslosenverein Tacheles e.V. unterhält die wohl umfassendste und beste Webseite zum Thema Hartz IV und Grundsicherung. Dort finden sich Mnustertexte und Bedienungsanleitungen für die Widersprüche bzw. Überprüfungsanträge. Und wer sich hierbei überfordert sieht, kann ja am kommenden Donnerstag ohne vorherige Terminanmeldung bei der Darmstädter Sozialhilfegruppe Rat einholen. Dafür ist sie ja da.
Und damit zurück zum Vortrag von Christoph Butterwegge am 3. Dezember [2009] über die sozialpolitisch durchaus gewollte "Armut in einem reichen Land". Am Mikrofon ist Walter Kuhl von der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt.
»» Siehe hierzu auch die gemeinsame Pressemitteilung von Galida und ver.di-Erwerbslosenausschuß.
Meine gesendete Aufzeichnung des Vortrags kann entweder über das Audioportal des Bundesverbandes Freier Radios nachgelesen, angehört oder heruntergeladen werden [link], sie kann aber auch mit dem nebenfolgend zu sehenden MP3-Abspielgerät ohne lästiges Herumgefummel mit internen oder externen Software-Playern angehört werden. Wie ihr wollt.
Jingle Alltag und Geschichte
In der vergangenen Stunde hörtet ihr einen Vortrag des Sozialwissenschaftlers und Armutforschers Christoph Butterwegge über "Armut in einem reichen Land". Sein zugehöriges Buch ist im Sommer im Campus Verlag erschienen. Zum Schluß noch einmal der Hinweis auf die Beratungstermine der Darmstädter Sozialhilfegruppe an jedem Donnerstag von 14 Uhr 15 bis 15 Uhr 30 in der Caritas Sozialstation am Schloßgartenplatz 5.
Für eventuelle Brumm- und Zischtöne während meiner Sendung zeichne nicht ich verantwortlich, sondern eine merkwürdige Studio- und Sendetechnik bei Radio Darmstadt. Das Problem ist den Verantwortlichen bekannt, schließlich haben sie es selbst implementiert. Ich bin mal gespannt, wann sie ihre Technik endlich im Griff haben. Drei Jahre experimentieren die Techniker nun damit herum und ich habe wenig Hoffnung, daß es ihnen noch in diesem Leben gelingt.
Hinweisen möchte ich auf meine Sendung am Mittwochabend von 19.00 bis 21.00 Uhr. Dort werde ich einen Text über repressive Toleranz von Herbert Marcuse vorstellen. Dieser Text enthält einige bemerkenswerte Implikationen, zu deutsch: Schlußfolgerungen, die gerade für ein sich einmal als alternativ verstanden habenden Lokalradio in Darmstadt zu überdenken wären. In Marcuses Text geht es auch um Zensur, vor allem aber um Toleranz. Und deshalb werde ich diese Sendung dem Kulturredakteur Rüdiger G. widmen. Zwischen Schein und Sein gibt es eben zuweilen Unterschiede, die es wert sind, näher betrachtet zu werden. Meint Walter Kuhl aus der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt.
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