Besprechung von : M. K. Wren – Medusa Pool, Unionsverlag 2001, 283 Seiten, DM 16,90
Vor kurzem habe ich den Kriminalroman noch einmal gelesen. Längst hatte ich vergessen, welche Verwicklungen die Autorin aufgetischt hat. Und es ist durchaus so, daß der Einstieg leicht fällkt, obwohl die erste Leiche etwas auf sich warten läßt. Aber auch ohne konkretes Delikt reizt das Buch zum Weiterlesen.
Im September 2001 hatte ich das Buch für die damalige Radiowecker-Redaktion von Radio Darmstadt besprochen. Da die Dokumentation meiner damaligen Radiowecker-Beiträge aus dieser Zeit noch etwas auf sich warten läßt, nehme ich nun die Gelegenheit wahr, meine damalige Besprechung vom 23. September 2001 als Online-Rezension einzupflegen. Das Buch ist in gut sortierten Büchereien vorhanden oder findet sich antiquarisch.
Neely Jones ist die afroamerikanische Quotenfrau im Sheriff's Office einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Oregon. Wie so häufig auf dieser Welt ist auch an der Pazifikküste die Polizei männlich und rassistisch.
Neely Jones nun wird – gegen ihren Willen – von den Bürgerinnen und Bürgern von Taft County, die vielleicht etwas weniger chauvinistisch und rassistisch denken als ihre Ordnungshüter, zum Sheriff gewählt. Und ehe sie die Wahl ablehnen kann, steckt sie schon voll in den Ermittlungen zu einem Mordfall. Ihr Lebensgefährte ist in einem Quallenbassin tot aufgefunden worden.
Die US-amerikanische Schriftstellerin Martha Kay Renfroe hat unter ihrem Pseudonym M. K. Wren mit ihrem Kriminalroman Medusa Pool den Anfang zu einer neuen Kriminalreihe [1] mit Neely Jones als Hauptfigur gelegt, die sicher nicht zu den schlechtesten ihres Genres gehört. Eine schwarze Frau als Heldin und bestimmende Person ist trotz aller angeblichen oder tatsächlichen Emanzipationsbemühungen immer noch eine Ausnahme.
Und das macht das Interessante und Ungewöhnliche dieses Romans – auch unabhängig von der story – aus. Wie schafft es eine schwarze Frau, sich gegenüber weißen Männern durchzusetzen, die vom Beginn ihrer Wahl zum Sheriff an nichts unversucht lassen, Neely Jones auflaufen zu lassen, um sie zum Aufgeben zu zwingen?
Frauen wissen, was ich meine. Männer haben eine Reihe von Spielchen auf Lager, um Frauen in verantwortlicher Position nicht nur das Leben schwer zu machen, sondern sie subtil immer wieder daran zu erinnern, daß sie Frauen und deshalb unerwünscht sind. Der Staatsanwalt des Romans bringt diese Einstellung auf den Punkt:
„‚Vergeßt nicht, Jungs, wir stehen alle im Dienste des Volkes. Auch wenn ihr nicht direkt vom Volk gewählt seid, der Sheriff ist es. Wer Sheriff wird, bestimmen die Wähler – oder die Bezirksregierung. Und für wie lange.‘
Die Worte, denkt Neely verbittert, sprechen eine deutliche Sprache. Find dich mit der Niggerschlange ab, bis die Bezirksregierung oder die Wähler die Nase voll haben und sie feuern oder des Amtes entheben. Oder bis du sie so weit bringst, daß sie von selbst geht. Diese Möglichkeit hat der Staatsanwalt zwar nicht erwähnt, aber das braucht er auch nicht. Bei den Deputies kommt die Botschaft an.“
Neely Jones, die ihren eigenen Deputies daher nicht trauen kann, wird in eine mysteriöse Geschichte verwickelt, in der Neonazis, Drogenhändler, verschwundene Hunde und Pentiumchips ineinander verwoben sind.
M. K. Wrens spannender Roman Medusa Pool ist im Schweizer Unionsverlag erschienen und kostet 16 Mark 90.
»» [1] Trotz entsprechender Ankündigung des Verlags scheint es seither keine weiteren Bände mit Neely Jones als Hauptfigur gegeben zu haben.
»» [2] M. K. Wren : Medusa Pool, Seite 28–29.
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