Plakat Bundesfreiwilligendienst
Zwischen Güter­bahnhof und Industrie­parkplatz in Darmstadt: Werbung für unbezahlte Frauen­arbeit im Bundes­freiwilligen­dienst.

Kapital – Verbrechen

Giftmischer

Sendemanuskript

Sendung der Redaktion Alltag und Geschichte

Radio: Radio Darmstadt

Redaktion und Moderation: Walter Kuhl

Ausstrahlung am:

Montag, 26. September 2011, 17.00 bis 18.00 Uhr

Wiederholt:

Montag/Dienstag, 26./27. September 2011, 23.10 bis 00.10 Uhr
Dienstag, 27. September 2011, 05.10 bis 06.10 Uhr
Dienstag, 27. September 2011, 11.10 bis 12.10 Uhr

Zusammenfassung:

In den USA wird die Todesstrafe u. a. mit Gift vollstreckt, in der klassischen Antike traf es mitunter die Mitglieder der herrschenden Königsfamilie. Der Sohn des Oberbürger­meisters von Litzmann­stadt muß erkennen, daß sein Vater Zeit seines Lebens ein überzeugter Nazi geblieben ist. Die griechische Schuldenkrise steht in Zusammenhang mit den Verbrechen von SS und Wehrmacht.

Besprochene Zeitschrift und Bücher:

Zur Neoliberalisierung von Radio Darmstadt und seinem Trägerverein und zur Ausgrenzung mehrerer Mitglieder meiner Redaktion seit 2006 siehe meine ausführliche Dokumentation.


Inhaltsverzeichnis


Qualitätsfragen 

Jingle Alltag und Geschichte

Was zeichnet ein nichtkommerzielles Lokalradio aus? Eigenständig­keit vielleicht; oder gar innovative Formate? Oder das stimmlich-betonte Nachäffen kommerzieller Moderatorinnen und Moderatoren, gar noch garniert durch eine Musikfarbe, die garantiert wahnsinnig toll ist und zudem ganz gewiß nicht weh tun soll? Als ich letztens in Berlin war, konnte ich unterwegs auf den kommerziellen Hitwellen dieser Republik die Vorbilder bis hin zu ihrer manirierten Moderation hören. Insofern ist der Begriff „Nachäffen“ treffend. Wenn uns dann noch erklärt wird, man oder frau habe ganz tolle Inhalte, wahnsinnig kommerzielle Hits oder sogar Studiogäste zu bieten, ohne zu verraten, worum es geht, aber man oder frau solle als Hörerin und Hörer unbedingt „dranbleiben“, dann sind wir richtig bei Darmstadts sich selbst bespiegelndem Vereinsfunk. Dann hören wir allenthalben das Mantra, man sei eben ein Bürgerradio, was stimmt, denn die Bürgerinnen kommen allenfalls am Rande vor.

Das Beste ist dann natürlich, wenn ein Redakteur, dessen Namen ich vornehm verschweige, den ihr aber an fast jedem Dienstag um 17.00 Uhr hören könnt, mehr oder weniger eloquent durch seine Sendungen stolpert [1]. Daß er diese Holperei auch noch allen Ernstes als den „Charme“ eines Senders verkauft, bei dem nicht einmal er als Vorstand seines Trägervereins nach anderthalb Jahrzehnten Vereinsfunkerei in der Lage ist zu begreifen, daß derlei Gestammel vielleicht zu einem Veranstaltungs­radio paßt, nicht aber zu einem Vereinsfunk (oder gerade eben doch???), ist geradezu zwangsläufig. Es paßt insbesondere dann, wenn der Programmrat dieses Vereinsfunks eine Qualitäts­offensive gestartet hat, von der keine und niemand ein hörbares Ergebnis mitbekommt [2]. Das Mantra einiger Verantwortlicher dieses Vereinsfunks, man arbeite hier eben ehrenamtlich und in seiner Freizeit, läuft darauf hinaus, derlei Mumpitz als Qualitäts­merkmal zu verkaufen. Ja, zu verkaufen. Deshalb benötigt dieser Verein auch einen Marketingvorstand, oder auch deren zwei.

Inhalte hingegen, die mehr sind als belangloses Geplauder, die sich vielleicht auch kritisch mit Darmstadt und der Welt beschäftigen, sind diesem Vereinsfunk im Grunde genommen fremd [3]. Das ist auch kein Wunder. Vereinsfunker und einige wenige Vereinsfunkerinnen [4] denken, ihnen gehöre das Lokalradio, das ihr gerade hört. Und wer ihnen nicht paßt, weil er Kritik übt, die mehr als folgenlose Oberfläch­lichkeit darstellt, wird dann eben mit dubiosen Begründungen aus dem Vereinsfunk­sendehaus herausgehalten, so wie ich. Vielleicht wäre es besser, dieser Vereinsfunk studiere einmal das hessische Medienrecht und die eigene Sendelizenz. Dieses Radio sollte gerade offen sein für diejenigen, die nicht zu diesem Vereinsfunk­geklüngel gehören und die sich nicht dessen mitunter abenteuerlich kindischen Regelungen unterwerfen. Aber Dissens ist etwas, was dieser Vereinsfunk nicht erträgt. Meint Walter Kuhl aus der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt.

Im kommenden Monat Oktober wird sich der Vereinsfunk­klüngel auf einer Mitglieder­versammlung wiedersehen. Vielleicht ist dies ein guter Anlaß, eine bislang wenig bekannte Episode aus der jüngsten Vergangenheit hervorzuholen. Daß dieser Vereinsfunk Personen, die er nicht mag, einfach aus seinem Lokalradio auszugrenzen versucht, hatte nämlich das Mißfallen der als Medienaufsicht zuständigen hessischen Landesmedienanstalt gefunden. Selbige drängte den Vorstand dieses Vereinsfunks, Verträge mit den Ausgeschlossenen abzuschließen, die es selbigen ermöglichen sollten, mit einer gewissen Anwartschafts­zeit wieder vollen Zugang zu der maßgeblich von selbiger Landesmedien­anstalt finanzierten Studio- und Sendetechnik zu erhalten.

Hierzu hatte die Landesmedienanstalt die Ausgeschlossenen und den Vorstand von Darmstadts Vereinsfunk im vergangenen November zu sich nach Kassel eingeladen, um die Verträge einvernehmlich zu gestalten. In der Tat kam hierbei ein Entwurf heraus, der als Einstieg in ein etwas weniger konflikt­beladenes Miteinander ermöglicht hätte. Allerdings ist dem Vorstand des Vereinsfunks zum Vorwurf zu machen, daß er seine Mitglieder nicht versucht hat, von diesem Vertrag zu überzeugen, sondern der Mitglieder­versammlung breiten Raum für unsinnige Anekdoten und wahrheitswidrige Ressentiments zu geben. Auf einer solch emotional angeheizten Versammlung am 3. Dezember vergangenen Jahres lehnte die Vereinsfunk­versammlung folgende Präambel mit deutlicher Mehrheit ab. Ich denke, dies muß ich dann nicht weiter kommentieren. Die Präambel lautet wie folgt:

Nichtkommerzielle Lokalradios haben inzwischen eine feste Tradition in der hessischen Medienland­schaft. Sie bieten vielen Bürgerinnen und Bürgern und verschiedensten Gruppierungen die Möglichkeit, ein partizipatorisches Medium jenseits von Quote und redaktionellen Zwängen zu gestalten. Auch in Zukunft bedarf es eines nicht­kommerziellen, lokalen Radios in Darmstadt, welches den Menschen aus Darmstadt und dem Umland Gehör verschafft. Hierfür ist es wichtig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Um das Ansehen des Darmstädter NKL zu wahren und in Zukunft zu mehren, vereinbaren die Vertrags­parteien ein gedeihliches und menschliches Miteinander. Dieses gedeihliche Miteinander begründet sich auf gegenseitigem Respekt, der Akzeptanz, unter­schiedliche Meinung zuzulassen sowie einem höflichen und rücksichts­vollen Umgang miteinander in Wort und Schrift. Beide Vertragsparteien wollen in Zukunft im Sinne dieser Präambel handeln.

Soweit die Präambel, welche die Vereinsfunk­gemeinde im Dezember vergangenen Jahres abgelehnt hatte. Auf Flyern und in den Mantras verschiedener Sendungen lesen und hören wir, wie offen dieses Radio für alle Menschen angeblich sein soll [5]. Die Realität sieht jedoch anders aus. Man und frau will eben nicht höflich und respektvoll mit Menschen umgehen, die nicht nach ihrer Vereinsfunk­pfeife tanzen. Anschließend beschwert sich dieser Vereinsfunk dann darüber, daß die andere Seite nicht „kompromißbereit“ sei. Tja, das ist ja auch ein Ding! Worin soll den der „Kompromiß“ bestehen? Totale Unterwerfung unter die emotionalen Befindlichkeiten unbelehrbarer Mitglieder, wie es beispielsweise der Vereinsfunk­vorstand im Mai 2008 gefordert hatte? – ein Text übrigens, der allenfalls als Arroganz einer selbstverliebt durch­geknallen Macht durchgehen kann. Also schauen wir mal, was das kommende Jahr so an Überraschungen birgt. Ob die Lizenz eines solchen lizenzwidrig handelnden Vereinsfunks ein weiteres Mal verlängert werden wird? Oder wird der Standort aufgrund fehlender Bereitschaft zu „Respekt“ und „Akzeptanz“ gar geschlossen werden? Die Vereinsfunker haben es in ihrer eigenen Hand, die richtigen Weichen zu stellen, aber sie werden es gewiß nicht tun. Und damit kommen wir zu etwas vollkommen Anderem.

 

Überleitung

Die Finanzkrise von 2007 war der Vorbote einer mittelprächtigen Rezession, die uns noch vor kurzem als überwunden verkauft wurde. Dennoch steckt der Teufel im Detail bzw. ganz konkret in Griechenland. Nicht etwa, weil die Griechinnen und Griechen über ihre Verhältnisse gelebt hätten, wie dies uns Angela Merkel und ihre Ideologieblase glauben machen wollen. Vielmehr ist der dramatische Zerfall der griechischen Wirtschaft ein Produkt neoliberaler Idiotie, einer Idiotie, an der insbesondere die deutsche Politik und Wirtschaft maßgeblich beteiligt waren und sind. Das vor wenigen Tagen frisch gedruckte Herbstheft der ökonomiekritischen Zeitschrift Lunapark21 verhilft uns, den wahren Kern dieses Krisenszenarios zu durchschauen, sowie die Profiteure und die Methoden der Verarmung und Erpressung des kleinen Landes am Rande des Mittelmeers zu verstehen.

Ich werde dieses Heft in dieser Stunde genauso vorstellen wie drei Bücher über Mumia Abu-Jamal, den Nazi-Oberbürger­meister von Litzmannstadt und König Mithridates aus dem Schwarzmeer­königreich Pontos, der die Frechheit besessen hatte, das Römische Imperium herauszufordern. Aus aktuellem Anlaß habe ich diese Sendung unter das Motto „Giftmischer“ gestellt; und ihr könnt in wenigen Tagen das Manuskript zu dieser Sendung auf meiner Webseite noch einmal in Ruhe nachlesen, und zwar auf www.waltpolitik.de.

 

Wegsperren, ausschalten, umbringen

Besprechung von : Willi Baer und Karl-Heinz Dellwo (Hg.) – Mumia Abu Jamal, Laika Verlag 2011, 272 Seiten plus DVD, € 24,90

Am vergangenen Mittwoch wurde im US-Bundesstaat Georgia der afroamerikanische Gefangene Troy Davis mit einer Giftspitze umgebracht. Proteste aus aller Welt gegen die erneut exekutierte Todesstrafe blieben erfolglos. Troy Davis soll vor 22 Jahren einen Polizisten getötet haben, doch bestehen erhebliche Zweifel an seiner Täterschaft. Sieben von neun Augenzeugen gaben später an, von der Polizei zu ihrer Aussage gegen Troy Davis genötigt worden zu sein, ein in der US-amerikanischen Justiz­wirklichkeit übliches Verfahren, einen Schuldspruch auch ohne Beweise herbeizuführen.

In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Fälle aufgedeckt, die nachwiesen, daß zum Tode verurteilte Menschen unschuldig waren. Ihr Verbrechen bestand vordergründig meist darin, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, aber das wirkliche Verbrechen besteht darin, arm und/oder schwarz zu sein. So simpel ist Rassismus in den USA zu haben. Bekanntlich sind nichtweiße Männer das maßgebliche Opfer des dortigen gefängnis­industriellen Komplexes; schwarze Männer sind in den Todestrakten über­proportional vertreten.

Bei politischen Gefangenen geben sich die Behörden besondere Mühe, den wahren Sachverhalt zu vertuschen, um ihre Gegner auszuschalten. Über den Fall des Native American-Aktivisten Leonard Peltier sprach Radio Corax vor drei Wochen mit Yvonne Bangert von der Gesellschaft für bedrohte Völker. [6]

Buchcover Mumia Abu JamalLeonard Peltier wurde am 12. September [2011] 67 Jahre alt und verbringt somit mehr als die Hälfte seines Lebens im Knast für eine Tat, die er nicht begangen hat. Dieser Justizirrtum hat Methode und ist typisch für soziale und politische Verhältnisse, bei denen die Klassen­herrschaft recht deutlich zutage tritt.

Ein weiterer Aktivist, der nun seit drei Jahrzehnten im Todestrakt sitzt, ist Mumia Abu-Jamal. Er wurde 1982 in einem rassistisch geführten Prozeß wegen Polizistenmordes zum Tode verurteilt; sein Verteidiger war schlicht inkompetent, ihm selbst wurde das ihm zustehende Recht, sich selbst zu verteidigen, verwehrt. An diesem Fall bemerkenswert ist das Verschwinden von verwertbaren Spuren und Beweisen und das Einführen von Zeuginnen und Zeugen, die eingeschüchtert wurden, im gewünschten Sinne auszusagen. Eben weil es jedoch ein politisches Verfahren ist, haben juristische Argumente keinen Platz. Jedes vorurteilsfrei tagende Gericht hätte schon damals auf Freispruch entscheiden müssen. Wir bewegen uns hier demnach in den Gefilden einer rassistisch konnotierten Klassenjustiz.

In der „Bibliothek des Widerstands“ aus dem Laika Verlag ist zu Mumia Abu-Jamal ein Band erschienen, der nicht nur ein weiteres Mal die Geschichte seiner Inhaftierung und Verurteilung rekapituliert, sondern der zudem auch politisch begründet, weshalb Mumia Abu-Jamal auf der Liste der politisch gefährlichen und deshalb aus dem Weg zu räumenden Personen gelandet ist. Als ehemaliger Black Panther gehörte er zu Beginn der 1970er Jahre zur einer recht selbstbewußt handelnden schwarzen Bewegung, die ganz gezielt gegen Polizeiwillkür, Polizei­brutalität und die rassistische Verfolgung schwarzer Brüder und Schwestern agitierte und vorging. Legendär ist die Besetzung des Kapitols des Bundesstaates Kalifornien am 2. Mai 1967, als 30 bewaffnete Black Panther, Männer und Frauen, mehr durch Zufall in eine Sitzung des Parlaments hineinplatzten, in der das Verbot des Tragens von Waffen behandelt wurde.

Weniger zufällig war, daß sich dieser Gesetzentwurf ausdrücklich gegen die Black Panther Party richtete, die von ihrem Bürgerrecht Gebrauch machte, durch bewaffnete Patrouillen in schwarzen Vierteln der Polizeiwillkür ein Ende zu setzen. Gouverneur Ronald Reagan, der Held zahlreicher zweitklassiger Western, rannte davon, als er die Panther erblickte, während einzelne Abgeordnete sich unter ihre Tische flüchteten, so wie sie es als Abwehrmaßnahme gegen einen Atomangriff gelernt hatten, und schrien: „Nicht schießen! Nicht schießen!“

Doch kommen wir zurück zu Mumia Abu-Jamal. Nachdem die Panther durch interne Zwists, die gezielt vom FBI geschürt wurden, auseinander brachen, schlug er sich in Philadelphia als Radiojournalist durch. Seine Reportagen und Interviews wurden bald Stadtgespräch, zum Leidwesen der bekannt korrupten und gewalttätigen Polizei der Stadt. Der ehemalige Polizeipräsident und damalige Bürgermeister Philadelphias, Frank Rizzo, drohte dem aufmüpfigen und kritischen Journalisten vor laufenden Kameras an, ihn eines Tages zur Verantwortung zu ziehen. Vorausgegangen war eine auch das sonst übliche Maß an Brutalität sprengende Polizeiaktion gegen eine Organisation namens MOVE. MOVE war eine radikale ökologisch inspirierte Organisation, die als Kommune in einer spießigen Umgebung lebte und die den amerikanischen Kapitalismus rundweg ablehnte. Sie geriet bei ihren unkonventionellen Aktionen häufiger mit der Polizei aneinander, der sie vollkommen zurecht rassistisches Verhalten vorwarf. Mumia Abu-Jamal berichtete über MOVE und das gewalttätige Verhalten der Polizei und wurde somit selbst zur Zielscheibe.

1985, Mumia Abu-Jamal saß inzwischen im Todestrakt, versetzte die Polizei einen ganzen Straßenblock in Schutt und Asche beim Versuch, MOVE zu zerschlagen. Elf MOVE-Mitglieder, darunter fünf Kinder, wurden hierbei getötet. Weder die Polizei noch die Stadtverwaltung wurden für dieses Verbrechen belangt. In diesem Umfeld war es nur folgerichtig, daß die Polizei von Philadelphia eine passende Gelegenheit abwartete, um Mumia Abu-Jamal ein für allemal zum Schweigen zu bringen. Die Gelegenheit ergab sich bei einer Straßenkontrolle, in die Mumias Bruder verwickelt war, dem er zu Hilfe eilte. Die Situation eskalierte und am Ende war der kontrollierende Polizist tot. Hätte die Polizei ganz nach CSI-Manier ihren Job richtig gemacht, hätte sie nachgewiesen, daß Mumia Abu-Jamal nicht der Todesschütze war. Aber daran konnte sie kein Interesse haben, im Gegenteil. Wie es der Vorsitzende Richter während des anschließenden Verfahrens äußerte, ging es nun darum, den „Nigger“ zu „grillen“.

Im Verlauf dieses Jahres soll ein Gericht darüber befinden, ob die Todesstrafe bestätigt oder durch eine lebenslange Haftstrafe ersetzt wird. Keineswegs wird trotz inzwischen recht klarer Beweislage seitens der herrschenden Klasse auch nur daran gedacht, das Verfahren neu aufzurollen. Zu groß wäre der Imageschaden, zu sehr würde deutlich, was in den USA mit einem Präsidenten Barack Obama immer noch so alles möglich ist. Deshalb ist es natürlich eine wichtige Geste, wenn Mumia Abu-Jamal zum Ehrenbürger von Paris ernannt wird oder – wie im Buch – alle möglichen Menschen sich für ihn und seine Freilassung einsetzen. Dennoch wird die Walze imperialistischer Arroganz weiterhin über diejenigen hinwegbrettern, die es wagen, Widerstand zu leisten, die sich organisieren, um sich zu wehren. Gedanken, die Mumia Abu-Jamal in seinen unzähligen Kolumnen immer wieder thematisiert, um für sich und andere begreifbar zu machen, wie das weiße, kapitalistische, imperialistische Amerika funktioniert. Wobei er durchaus die übrigen imperialistischen Länder mit einschließt.

Das Buch über Mumia Abu-Jamal ist jedoch mehr als nur die Fokussierung auf seine Person. Überhaupt geht es um den Kampf gegen die Todesstrafe und für die Freiheit der in US-amerikanischen Knästen einsitzenden politischen Gefangenen, die aus sehr unterschiedlichen Bewegungen stammen. Darunter sind schwarze Aktivisten und Latinos, Native Americans, einige weiße Aktivisten und sogar Kubaner. Unabhängig davon, ob sie ein nach Maßgabe der herrschenden Ordnung nachweisbares Verbrechen begangen haben oder nicht; sie alle sitzen im Knast, weil sie die herrschende Ordnung nicht anerkennen und auf sehr verschiedene Weise politisch militant tätig waren.

Drei Videofilme, die seit 1996 gedreht wurden, belegen auch visuell recht eindrucksvoll, was politische Klassenjustiz in einem militärisch und mental hochgerüsteten Land bedeutet. Aber es bedarf dennoch eines gewissen Maßes von Anstand anständiger US-amerikanischer Spießer, wenn neuerdings im Bundesstaat Texas die Todeskandidaten nicht einmal mehr ihre Henkersmahlzeit erhalten sollen. Dieses „Privileg“ vor ihrer Exekution stehe ihnen nämlich nicht zu. So denken diejenigen, die unser Leben bestimmen und die sich immer neue Schikanen ausdenken, wie sie ihr Programm zur Beherrschung des homo oeconomicus vorantreiben.

Der von Willi Baer und Karl-Heinz Dellwo herausgegebene Band über Mumia Abu-Jamal ist im Laika Verlag zum Preis von 24 Euro 90 erschienen.

In diesem Sinne: Free Mumia!

 

Vergiftete Politik

Besprechung von : Adrienne Mayor – Pontisches Gift. Die Legende von Mithridates, Roms größtem Feind, Konrad Theiss Verlag 2011, 484 Seiten, € 32,95

Das Verabreichen von Gift für diejenigen, die man unbedingt loswerden will, besitzt eine lange Tradition. Was heute in den USA als staatlich sanktionierter Mord an denjenigen, die das soziale Miteinander angeblich oder auch tatsächlich stören, rechtlich kodifiziert ist, konnte vor vielen hundert Jahren auch Mitglieder der herrschenden Eliten treffen. Allerdings können wir hierbei nicht von einem Klassenkampf von unten sprechen, denn Giftmorde fanden in der Regel innerhalb der herrschenden Gruppierungen statt. Meuchelmorde innerhalb einer Königsfamilie waren branchenüblich, und den Untertanen konnte es herzlich egal sein, welcher König, Fürst oder Satrap sie ausbeutete, versklavte oder sonstwie drangsalierte.

Vor etwas mehr als zweitausend Jahren gelangte das Römische Imperium an seine Grenzen. Damit waren weniger die geografischen gemeint als vielmehr die inner­gesellschaftlichen. Die pseudo­demokratische Adelsherrschaft in Rom geriet untereinander in Streit darüber, wie das zusammen­geraubte und -geplünderte Vermögen am besten zu verteilen sei. Diejenigen, die hierfür am meisten bluten mußten, Bauern, Soldaten und Sklaven, probten den Aufstand. Auch die im 3. Jahrhundert unterworfenen italischen Stämme rebellierten. Der nachfolgende Bürgerkrieg – namentlich festgemacht an Marius und Sulla, Cicero und Catilina, Caesar und Pompeius, sowie Marcus Antonius und dem später Augustus genannten Octavianus – erschütterte das Rom des ersten Jahrhunderts vor der päpstlichen Zeitrechnung und ermöglichte es Dritten, sich diese Wirren für eigene politische Ambitionen zunutze zu machen.

Nach dem Zweiten Punischen Krieg Ende des 3. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung streckte Rom seine gierigen Fühler nach Griechenland und Kleinasien aus. Die exekutive Macht in Rom selbst, ausgeübt von Prätoren und Konsuln, endete nach einem Jahr in der Berechtigung, eine Provinz zu ergattern, um sie nach Belieben auspressen zu können. Der bislang von lokalen Eliten mehr oder weniger ausbeuterisch erworbene Reichtum wurde den provinzialen Städten und Regionen regelrecht abgepreßt; und wer nicht zahlen konnte, wurde in die Sklaverei abgeführt, um die materiellen und sexuellen Bedürfnisse aristokratischer Sklavenhalter zu befriedigen. Ob sich Rom hierbei wesentlich von seinen Vorgängern und Zeitgenossen unterschied, ist ungewiß; es kann jedoch durchaus sein, daß die Vermögenskonzentration zugunsten einer kleinen Elite eine ganz besondere Dynamik in der Auspressung des lokalen Mehrprodukts nach sich zog.

Buchcover Pontisches GiftIm Jahr 133 vor unserer Zeitrechnung vermachte ein lokaler König, nämlich Attalos III. von Pergamon, sein klein­asiatisches Königreich der aufstrebenden Adelsrepublik am Tiber. Attalos war bekannt für den einen oder anderen Familienmord und er züchtete mit Vorliebe giftige Pflanzen nicht ohne Hintergedanken. Die römischen Raubritter nahmen das Erbe gerne an und begannen in großem Stil, Kleinasien auszuplündern. Etwa zur selben Zeit wurde an der heute türkischen Schwarzmeer­küste, im Königreich Pontos, der Prinz Mithridates geboren, der später mittels dreier sogenannter Mithridatischer Kriege versuchen sollte, das vom Bürgerkrieg erschütterte Rom aus Kleinasien und Griechenland zu vertreiben. Hiervon erzählt Adrienne Mayor in ihrer im Theiss Verlag übersetzt herausgebrachten Biografie über den wohl größten Giftmischer der klassischen Antike mit dem Titel „Pontisches Gift“.

Mithridates mußte schon in frühester Jugend um das eigene Leben fürchten, denn familieninterne Säuberungen zur Sicherung einer erwünschten Thronfolge waren auch in dem kleinen Königreich mit seinen griechischen und persischen Wurzeln verbreitet. Ihm gelang es, sich der Unterstützung der lokalen Aristokratie zu versichern, bestieg etwa 115 oder 114 den Thron und mauserte sich neben Pyrrhos von Epeiros, Hannibal aus Karthago, Hannibals Verbündeter Philipp V. von Makedonien, Jugurtha von Numidien und dem entlaufenen Sklaven und Gladiator Spartacus zu einem der größten Gegenspieler des republikanischen Rom. Im ersten sogenannten Mithridatischen Krieg ließ er der antiken Überlieferung nach 80.000 Römerinnen und Römer in Kleinasien über die Klinge springen, ein Verhalten, das ihm in Rom gewiß keine Freunde zugeführt hat, obwohl Rom selbst derartige Methoden bei seinen eigenen Kriegszügen durchaus zu schätzen wußte.

Adrienne Mayor nähert sich dem Protagonisten ihrer teils fiktiven, teils an historischen Quellen orientierten Biografie durchaus ambivalent. Denn der König eines im Grunde irrelevanten Königreichs am Rande des römischen Einflußbereichs hatte eigentlich keine Chance, längerfristig seine antirömische Politik erfolgreich durchzusetzen. Er konnte allenfalls darauf hoffen, daß sich Rom durch innere Wirren und äußere Bedrohungen gezwungen sah, den östlichen Teil des Mittelmeer­raumes aufzugeben und Mithridates' Herrschaft zu akzeptieren. Sofern hier eine Variante von David gegen Goliath vorliegt, mag sie Sympathie­punkte erheischen, dennoch dürfen wir auch bei der Lektüre dieses erfolglosen Versuchs nicht vergessen, daß Mithridates nur ein weiterer Despot gewesen ist. Nichtsdesto­trotz galt er vor allem den kleinasiatischen Griechen als Befreier, weil die römische Steuerein­treibung unerträglich geworden war.

Die Faszination der Autorin für diesen sich an orientalischen Vorbildern orientierenden, gebildeten und zuweilen auch großzügigen Herrscher liegt jedoch vornehmlich in seiner Giftmischerei begründet. Schon zu seiner Zeit galt Mithridates als ein bewanderter Pharmakologe, der mit allerlei Pflanzen- und anderen Giften vertraut war und sich selbst dadurch abhärtete, daß er täglich eine minimale Giftdosis zu sich nahm. Sein nach eigener Rezeptur zusammen­gemixtes Gegenmittel regte die Phantasie von Zeitgenossen und späteren Aristokraten an, die ein Giftattentat gegen sich befürchten mußten. Das Geheimnis selbst ist unergründet und regt die Fantasie der Autorin daher besonders an.

Eher nebensächlich bleibt bei Adrienne Mayor der Aspekt, weshalb Mithridates' aus vielen Völkerschaften bunt zusammenge­würfelte Armee gegen die disziplinierten römischen Legionen auf Dauer keine Chance haben konnte. Hier erwies sich ein jahrhunderte­lang erprobtes Verfahren von Drill, Kriegsführung, Logistik und Brutalität als überaus erfolgreich. Die römische Kultur war nicht barbarisch, sondern zivilisiert; sie baute folgerichtig auf Ausbeutung, Raub, Versklavung und Härte auf, und scheute demnach auch vor größeren Mordaktionen nicht zurück. Mithridates' letztlich zum Scheitern verurteilter Versuch, das römische Joch zu brechen, mußte vor allem deswegen erfolglos bleiben, weil in den drei Mithridatischen Kriegen eine alte und eine neue Kriegsführung aufeinander trafen, bei der machtbewußte und skrupellose Heerführer sich einer unbarmherzig gedrillten Maschine bedienen konnten, wie sie die Welt zuvor noch nicht gesehen hatte.

Mithridates, der auf den römischen Bürgerkrieg setzte und hieraus eine Schwäche abzuleiten versuchte, konnte nicht verstehen, daß diese Schwäche eine Stärke hervorbrachte, bei denen machtgierige Feldherren ganze Landstriche plünderten, um die Macht in Rom zu gewinnen, so Marius und Sulla, Pompeius und Casear, und zuletzt siegreich Augustus. Sofern es uns erstaunen mag, daß eine wenige Legionen starke Truppe Heere besiegen konnte, die mehrere hundert­tausend Mann umfaßt haben sollen, so relativiert sich diese personelle Unterlegen­heit durch die bis dato unerreichte methodische Qualität der römischen Kriegsführung. Es ist kein Zufall, daß im absolutistischen Deutschland gerade der Latein­unterricht entscheidend für die Etablierung bürokratischen und verwaltungs­mäßigen Denkens und Handelns wurde.

Die Historikerin Adrienne Mayor führt uns mit ihrer Mithridates-Biografie durch ein bewegtes Leben mit Höhen und Tiefen. Das Buch ist recht locker geschrieben, ohne sich allzusehr vom historischen Kontext zu entfernen. Manches ist spekulativ, aber vielleicht auch deshalb reizvoll. Daß Mithridates nicht der freundliche König von nebenan gewesen ist, versteht sich von selbst. Aber die Begeisterung für die großen Männer der Geschichte durchzieht auch dieses Werk, während das drangsalierte Fußvolk eher schemenhaft bleibt. Durchaus reizvoll ist der Ansatz der Autorin, die römische Geschichte einmal aus dem Blickwinkel der von selbiger Politik Betroffenen zu betrachten.

„Pontisches Gift“, die Mithridates-Biografie von Adrienne Mayor, behandelt die „Legende von … Roms größtem Feind“. Die 484 Seiten starke gebundene deutsche Fassung ist im Theiss Verlag zum Preis von 32 Euro 95 erschienen.

 

Vom Anstand der Mörder

Besprechung von: Jens-Jürgen Ventzki – Seine Schatten, meine Bilder. Eine Spurensuche, Studienverlag 2011, 223 Seiten, € 24,90

Um Gift in einem mehr metaphorischen Sinne geht es bei der Spurensuche des Sohns eins Täters aus der Nazi-Generation. Jens-Jürgen Ventzki legt in seinem im österreichischen Studienverlag herausgebrachten Buch ein bemerkenswertes Zeugnis der Auseinander­setzung mit der mordbringenden Vergangenheit seines Vaters, im Nationalsozialismus Oberbürger­meister von Łódź, dem damaligen „Litzmannstadt“, vor. Was geht in den direkten Nachkommen derjenigen vor, die jahrzehntelang von ihren Eltern an der Nase herumgeführt wurden, die das Gift der amoralischen Verlogenheit einer ganzen Generation sehr direkt abbekommen haben?

Buchcover Die Last des SchweigensDer israelische Psychologe Dan Bar-On hatte hierzu in den 80er Jahren begonnen, Kinder von Nazitätern zu interviewen, um die verborgenen Mechanismen verhinderter oder blockierter Aufarbeitung zu finden. Unter dem Titel „Die Last des Schweigens“ wurden seine Interviews 1993 erstmals auf Deutsch veröffentlicht [7]. Auch Jens-Jürgen Ventzki war dieser Last ausgesetzt, zumal sein Vater, in der Bundesrepublik Deutschland selbstverständ­lich ein honoriger Beamter, seine eigene Täterschaft seinem Sohn gegenüber zu verschleiern suchte. In seinem Buch „Seine Schatten, meine Bilder“ nimmt uns der Autor auf seine eigene Spurensuche mit, wobei er sich nachträglich wohl des öfteren gefragt haben mag, weshalb er seinen Vater nicht mit dem von ihm aufgebauten Lügen­gebäude konfrontiert hat. Aber das ist leichter gefragt als getan.

Es ist ein Buch voller Brüche, es gibt keine lineare Handlung. Aber immer wieder kommt er auf seines Vaters Handeln zurück, immer deutlicher wird, was Werner Ventzki in „Litzmannstadt“ zu verantworten hatte, immer klarer wird, daß sein Vater innerlich bis zu seinem späten Tod im Alter von 97 Jahren ein unbelehrbarer Nazi geblieben ist. Doch es ist nicht nur der eine Vater, schließlich gibt es auch noch den anderen, den liebevollen Vater seiner Kindheit und Jugend. Vielleicht ist dies das schwierigste überhaupt, diesen Doppelcharakter von Täter und Vater, von Anstand und Niedertracht zusammen­zudenken. Und dann stellt er sich die Frage, wie es möglich war,

dass mein Vater nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur nicht vor die Schranke eines Richters treten musste? Wie war es möglich, dass mein Vater in der Bundesrepublik wiederum als Beamter im Staatsdienst tätig sein konnte und damit besondere Privilegien genoss? Die Zeit arbeitete für ihn und die Umstände stellten sich als äußerst günstig dar. [8]

Hier folgt nun nicht eine genaue Analyse der Grundlagen einer kapitalistischen Ordnung, wonach die Beteiligung am Massenmord durchaus mit profitablen Gesichtepunkten in Einklang zu bringen ist. Allerdings bemerkt er zurecht, daß, wäre sein Vater rechtzeitig nach Polen ausgeliefert worden, er sicherlich dort hingerichtet worden wäre. Wie Jens-Jürgen Ventzki darüber denken mag? Und dann stellt er wieder Zusammenhänge her, die vielleicht nicht sprachlos machen, aber innehalten lassen, etwa wenn er den Tag seiner Geburt im besetzten „Litzmannstadt“ in einem Atemzug mit dem Überlebenskampf der Jüdinnen und Juden im nur drei Kilometer entfernten Ghetto nennt.

Buchcover Seine Schatten meine BilderAls jemand, der sich mit der Vergangenheit seines Vaters auseinandersetzt, der es sich antut zu erfahren, welche Rolle sein Vater wirklich bei der Vernichtung der im Łódź er Ghetto eingesperrten und unter permanenter Todesdrohung ausgebeuteten Jüdinnen und Juden eingenommen hat, ist er sich bewußt, wie schwierig es für diejenigen sein muß, die Opfer der national­sozialistischen Herrschaft geworden sind, sich jemandem mit dem Namen Ventzki zu nähern. Und es mag ihm jahrzehntelang alles andere als leicht gefallen sein, seine Verwobenheit in etwas, wofür er keine Schuld trägt, zu begreifen und zu akzeptieren.

Eine deutsche Schülerin fragte mich während des langen Interviews, warum ich nicht mit meinem Vater gebrochen habe. Auf diese Frage war ich nicht gefasst, obwohl ich mit ihr hätte rechnen müssen. [9]

Zumal er ja bei seinen Recherchen feststellen mußte, daß sein Vater ihn jahrzehntelang genauso genasführt hatte wie etwa das Amtsgericht Bonn im Frühjahr 1968. Dort gab Werner Ventzki zu Protokoll: „Solange ich Oberbürger­meister in Lodz war, habe ich weder dienstlich noch außerdienstlich etwas von Ausrottungs­maßnahmen gegen Juden erfahren …“ Natürlich ist Vater Ventzki das Verschwinden, Vergasen oder Verhungern von rund 200.000 Menschen nicht aufgefallen; er stand nur direkt daneben und war zumindest mittelbar beteiligt. Das mag bei einem desinteressierten Gericht vor vier Jahrzehnten noch durchgegangen sein, doch ist die historische Forschung inzwischen in der Lage, die Lebenslügen alter Nazikader mit der Wahrheit zu konterkarieren. Wir können demnach heute getrost davon ausgehen, daß immer dann, wenn man oder frau nichts gewußt und schon gar nicht an irgendetwas beteiligt gewesen sein will, dies nicht stimmen wird.

Nur nutzt uns das dieses früher allenfalls als begründete Ahnung erscheinende Wissen heute nichts mehr, denn die Täter und Mörder von damals haben einen Frieden gefunden, den sie ihren Opfern niemals gegönnt haben, denn das wäre ihrer ideologischen Überzeugung gemäß keinesfalls anständig gewesen.

Die Begriffe „Anständigkeit“, „anständig zu sein“, als deutscher Mann, als deutsche Frau sich „anständig“ zu verhalten, sind als Maxime zu wichtigen Steuerungs­elementen der Nazis geworden. [10]

Anständig geblieben zu sein, gehörte durchaus zum Wertekanon der bundes­republikanischen Heuchelei, um einer ganzen Volksgemein­schaft suggerieren zu können, von nichts gewußt und an nichts beteiligt gewesen zu sein, wenn man schon die Gelegenheit hatte nutzen können, sich an jüdischem Vermögen zu bereichern. Diese Sorte Anstand ist nicht nur kompatibel mit dem Aufbau einer anti­kommunistischen Nachkriegs­ordnung, sondern geradezu symbolhaft für das Denken derer, die ihre Macht grenzenlos glaubten (und bis heute glauben) ausnutzen zu können. Und die konservativen Weggenossen mahnen ohnehin, in der Aufarbeitung „nicht zu weit zu gehen“, denn sonst könnte es ja sein, daß die nackte brutale Gewalt ganz ordinärer kapitalistischer Klassenherr­schaft hinter dem Faschismus hervorschaut. Oder in den Worten von Jens-Jürgen Ventzki:

Oft habe ich mehr als Ermahnung, „nicht zu weit zu gehen“, die Aufforderung gehört, „Geschichte aus der Zeit“ heraus zu verstehen. Gemeint ist damit, nicht vorschnell ein abschließendes [und ich ergänze: unerwünschtes, WK] Urteil zu fällen. Allerdings habe ich bei solchen Bemerkungen meist unüber­hörbare Untertöne wahrgenommen. Gut, es ist unabdingbar, den Kontext geschichtlicher Abläufe zu kennen, um dem tatsächlich Geschehenen auf die Spur zu kommen. Doch sollte damit nicht mehr gesagt werden, „du kannst das gar nicht richtig beurteilen, du hast damals nicht gelebt?“ Sollte hier nicht eine gewisse Relativierung, eine Art Generalamnestie für die Handelnden der Vergangenheit angeboten werden? Dann jedoch werden fragwürdige Argumente ins Feld geführt, die den Nachgeborenen die Fähigkeit einer eigenständigen Geschichts­betrachtung absolut absprechen. Damit würde die für so manche Bevölkerungs­gruppen so verführerische „Schlussstrich-Mentalität“ zur tragenden Säule eines falsch verstandenen Geschichtsverständnisses. [11]

Ein Geschichtsverständnis, das nicht nur relativiert und entschuldet, sondern den Boden für eine Neuauflage der zivilisatorischen und anständigen Barbarei unter einem anderem Gewand legitimiert. Jens-Jürgen Ventzkis Buch „Seine Schatten, meine Bilder“ ist – was die historische Erkenntnis betrifft – gewiß kein große Neuigkeiten erschließendes Buch. Vielmehr nutzt der Autor recht geschickt das inzwischen erschlossene Material für seine eigene Arbeit der Erforschung familiärer Verantwortung. Was somit den subjektiven Zugang zur Biografie eines national­sozialistischen Täters betrifft, stehen wir vor einem beeindruckenden Dokument. Es ist eine Auseinander­setzung, die sich einem Zeitgeist verweigert, bei dem eine Nachfolge­generation sich larmoyant versucht Gehör zu verschaffen. Vermutlich ist es deswegen auch ein Buch, das keinen Mainstream­verlag finden würde. Zu tief bohrt der Autor nach, zu verstörend ist das, was dabei zutage tritt. Ein Buch demnach, das es verdient, aufmerksam gelesen zu werden.

„Seine Schatten, meine Bilder“ von Jens-Jürgen Ventzki ist im Studienverlag zum Preis von 24 Euro 90 erschienen.

 

Vom Massaker zur freiwilligen Unterwerfung

Besprechung von : Lunapark21, Heft 15, Herbst 2011, 74 Seiten, € 5,50

Eine ganz andere Form von Aufmerksamkeit erfordert das Stakkato, das uns seit Wochen um die Ohren dröhnt, wenn es um das Eintreiben griechischer Auslands­schulden geht. Soll man Milliarden in das Unternehmen Eurobonds stecken oder das Land in den Staatsbankrott entlassen? Derart wichtige Fragen beschäftigt die bürgerliche Klasse ungemein, denn sie muß schauen, daß nicht sie es ist, die dafür zur Kasse gebeten wird, sondern wir. Nun gibt es zu dieser griechischen Staats­verschuldung eine Geschichte, die bis in die Zeit der national­sozialistischen Besatzung zurückreicht, als Nazibanden im Verbund mit der ach so anständigen Wehrmacht ein ganzes Land zerstörten, seine jüdische Bevölkerung ermordeten und die übrige Bevölkerung dem Hungertod auslieferten. Was dies mit der heutigen Staatsschuld zu tun hat? Eine ganze Menge, meint die ökonomie­kritische Zeitschrift Lunapark21, die daher in ihrem aktuellen Herbstheft diesem Ausplünderungs­geschäft einen spannend zu lesenden Schwerpunkt widmet.

Angela Merkel, die Konkurs­verwalterin der herrschenden Klasse, hat sich etwas dabei gedacht, als sie den Menschen in Griechenland, Spanien und Portugal vorwarf, zu früh in Rente zu gehen, anstatt sich anzustrengen, damit deutsche Konzerne und Banken ihre ihnen zustehenden Moneten erhalten. Die Rubrik „Quartalslüge“ führt uns dann diese griechische Frühverrentung mit Zahlen vor. Demnach arbeiten Griechinnen und Griechen im Durchschnitt nicht mehr oder weniger als die Arbeitenden im übrigen Europa, dürfen dafür jedoch weniger Urlaub nehmen und auch nicht früher in Rente gehen als ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen. Nun geht es bei derartigen Sprüchen nicht um Argumente, sondern um Ansprüche, um Ansprüche nämlich auf schon produzierten oder noch zu schaffenden Mehrwert in Ländern, die als strukturschwach gelten und die daher ein beliebtes Objekt imperialistischer Zuneigung sind.

Lunapark21 stellt an den Anfang des Griechenland-Schwerpunkts einige überaus spannende Fragen, die historisch an die sogenannte „Kahlfraß“-Politik der NS-Besatzung abknüpfen:

Ein geistiger Bogen von der „Kahlfraß“-Politik der NS-Besatzer zum sozialen Kahlschlag der Troika, bestehend aus Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank und EU, wird in Griechenland von vielen Menschen geschlagen. Und ein Zusammenhang zwischen dem überraschenden Zugeständnis der EU-Kommission vom Juni 2000, in Griechenland bereits ein halbes Jahr später den Euro einzuführen, und dem Verzicht auf Forderungen nach Entschädigung für NS-Massaker und auf Reparationen wird in einigen Kommentaren in Griechenland gesehen und von vielen Menschen vermutet. Hatte nicht das höchste griechische Gericht, der Areopag, Anfang 2000 die Recht­mäßigkeit der Forderungen nach Entschädigungs­zahlungen für NS-Opfer und zugleich das Recht auf Beschlagnahme deutschen Vermögens in Griechenland bestätigt? Stand nicht im Juli 2000 die Gerichtsvollzieherin vor dem Goethe-Institut in Athen? Gab es nicht im Herbst 2000 diesen möglicherweise verfassungs­widrigen Schritt der griechischen Regierung unter Kostas Simitis gegen die Justiz des Landes, mit der die Beschlagnahme deutschen Eigentums unterbunden wurde? Und stellt sich nicht in den letzten Jahren heraus, dass just in den Jahren 1999 bis 2007 ein großer Teil des Spitzenpersonals der beiden griechischen Staatsparteien mittels deutscher Schmiergelder in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro buchstäblich eingekauft worden war? [12]

Der Historiker Karl-Heinz Roth, der Ökonom Winfried Wolf und der Sozial­wissenschaftler Georg Fülberth legen auf mehr als zwanzig Seiten dar, daß diese Zusammenhänge und Fragestellungen nicht aus der Luft gegriffen sind. Natürlich wußten alle Beteiligten schon im Jahr 2000 das, was sie einige Jahre später vollkommen „überraschend“ entdeckten, nämlich daß Griechenland bei der Berechnung der Staats­verschuldung nach Maastricht-Kriterien herumtrickst. Denn tricksen tun sie ja alle, nicht nur bei der deutschen Arbeitslosen­verschleierungs­statistik. Die griechische (und nachfolgend spanische, portugiesische, irische etc.) Verschuldung ist nämlich nicht hausgemacht, bzw. – nicht nur. Die äußerst profitablen Rüstungsdeals deutscher Konzerne belasten den griechischen Staatsetat wesentlich mehr als die soziale Grundversorgung der griechischen Bevölkerung. Deshalb muß diese und nicht etwa die Rüstungs­wirtschaft den Gürtel enger schnallen, das ist doch logisch.

Cover Lunapark21Karl-Heinz Roth arbeitet in seinem Beitrag heraus, weshalb die Massaker von Distomo, Kalavrita oder Kommeno und die damit einhergehende systematische Zerstörung der griechischen Wirtschaft bis 1944 sich langfristig strukturell negativ auf die wirtschaftliche Situation eines de facto Drittwelt­landes auswirkten. Eine halbe Million griechischer Bürgerinnen und Bürger verhungerten, wurden in Konzentrations­lager verschleppt und ermordet, als Geiseln liquidiert oder bei Razzien und Massakern umgebracht. Und selbst wenn eine finanzielle Entschädigung keines dieser Opfer wieder lebendig machen kann, so ist es vollkommen klar, daß die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger des Nazireichs Entschädigungs­zahlungen zu leisten hat. Es zählt zu den bemerkenswerten Episoden grüner Verlogenheit, daß ihr damaliger Frontmann Joschka Fischer als Außen­minister derartige Entschädigungen geschickt zu verhindert wußte.

Auf die Nazis folgte ein mit Hilfe Großbritanniens und der USA blutig geführter Bürgerkrieg, der in einem autoritären Regime endete. Zwischen 1967 und 1974 beherrschte eine Militärdiktatur das Land, die mittels eines NATO-Putschplans an die Macht gelangte.

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Nazi- und Wehrmachts­herrschaft wird Griechenland in den Staatsbankrott getrieben, nicht ohne zuvor noch abzukassieren, wo immer es geht. Schließlich müssen die Investitionen in Form gezahlter Schmiergelder mit einer angemessenen Rendite wieder eingetrieben werden. Die von Griechenlands Regierung präsentierten Sparpakete tragen dem Rechnung, wobei wir nicht den Fehler begehen sollten, derartige Machenschaften einer verbreiteten Korruption der politischen Leitfiguren anzulasten. Kapitalismus ist auch ohne Korruption ein Geschäft, welches jeder Staat bestmöglich zu befördern hat. Natürlich ist ein gewisses Maß an finanziellen Schmiermitteln für das hierzu notwenige Gewissen und den benötigten Anstand ungemein hilfreich.

Mit der Integration in die Eurozone 2001 entfiel für das griechische Kapital die Möglichkeit, die Wettbewerbs­fähigkeit einheimischer Produkte auf dem Weltmarkt durch eine Abwertung der Drachme verbessern zu können. Das strukturell schwächere Griechenland sah sich daher wirtschafts­politisch gezwungen, sich weiter zu verschulden, rein zufälliger­weise bei deutschen und französischen Banken, die natürlich gerne die Zinsen für die verliehenen 87 Milliarden Euro eingestrichen haben. 2000 lag die Staatsver­schuldung noch bei rund 100 Prozent und ist bis heute auf etwa 150 Prozent [des Bruttoinlands­produkts] angewachsen. Das hier herangezogene Maastricht-Kriterium von 60 Prozent ist allerdings rein willkürlich gewählt, ja eigentlich sogar bewußt recht niedrig angesetzt, um bei politisch oder wirtschaftlich nicht willigen Kandidaten die Daumen­schrauben ansetzen zu können. Japans Staatsver­schuldung liegt bei 200 Prozent, ohne daß die Ratingagenturen ein negatives Urteil sprächen.

Winfried Wolf stellt somit zurecht fest, daß hier der altbekannte Spruch gilt: „Quod licet Iovi non licet bovi“ – oder auf Deutsch: Göttern ist dasselbe erlaubt, was den gemeinen Rindviechern strengstens untersagt ist, womit wir wieder einmal beim Thema der verlogenen Moral der bürgerlichen Gesellschaft angelangt wären. Daß sich Griechinnen und Griechen gegen diese neoliberale Variante der Fremd­herrschaft vollkommen zurecht massiv zur Wehr setzen, bedarf keiner weiteren Begründung.

Georg Fülberth betrachtet folgerichtig den Verfall der staatlichen Souveränität gegenüber den Agenturen des Marktes und gelangt vom Verfall der staatlichen zum Wegfall der Volks­souveränität. In der Konsequenz ist nämlich der neoliberalen Wirtschaftspolitik jegliche demokratische Souveränität im Weg. Die deutsche Schuldenbremse ist ja auch nichts weiter als ein Ausdruck neoliberaler Demokratie­feindlichkeit, wie Patrick Schreiner in seiner Auseinandersetzung mit den Grundlagen liberaler Wirtschaftstheorie herausstreicht. Neoliberale Ideologen fordern daher konsequent, daß Arbeit, die notwendig ist, aber keinen Profit bringt, eigen­verantwortlich zum Nulltarif zu haben sein muß. Die Sozialwissen­schaftlerin Gisela Notz zeigt in ihrem Beitrag über die „Mär von den Freiwilligen­diensten“ auf, wie wichtig und notwendig für eine kapitalistisch verfaßte Gesellschaft eine Zwangsarbeit ist, die nicht als solche erscheinen darf und die vor allem in sozialen Berufsfeldern vorzugsweise von Frauen zu erbringen ist.

Mit dem Wegfall des für nicht wenige Verbände und Einrichtungen recht lukrativen Zivildienstes muß nun ein neues Instrument her, um Arbeiten, die zwar gesellschaftlich notwendig sind, die aber möglichst wenig kosten sollen, durch ein Heer „Freiwilliger“ erbringen zu lassen. Ihnen wird dann versprochen, lernen zu können, was es heißt, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Daß gerade die Prophetinnen und Propheten der organisierten Verantwortungs­losigkeit des Marktes derlei Geplapper von sich geben, paßt bestens ins Bild. Aber wo Jugendliche angebaggert werden müssen, damit sie möglichst zum Nulltarif sozialversicherungs­pflichtige Jobs zu vernichten helfen, da kommt jede noch so verlogene Marketing­offensive recht. Die Kids, so denken sie sich, fallen ohnehin darauf hinein, weil sie ja Tag für Tag von ähnlicher Vermarktungs­soße zugemüllt werden und derlei marktkonforme Propaganda somit schon gewohnt sind.

Der Bundesfreiwilligendienst ist jedoch nichts als ein weiterer Baustein in der Kampagne für Niedriglohn, Deregulierung und erfolgreiches Abkassieren. – Lunapark21 erscheint viermal im Jahr und kostet im normalen Abonnement 22 Euro. Es gibt zudem ein Sozialabo und ein Plusabo, in dem die Sonderhefte eines Jahres enthalten sind. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Projekts: www.lunapark21.de.

 

Schlußbemerkung

Fassen wir also zusammen. Ein Giftmord an dem Gefangenen Troy Davis führte uns zur Geschichte von Leonard Peltier, der als politischer Gefangener seit mehr als drei Jahrzehnten im Knast, und zu Mumia Abu-Jamal, der seit drei Jahrzehnten im Todestrakt sitzt. Giftmischer gab es auch in der griechisch-römischen Antike, denn das Beseitigen von Familien­mitgliedern war innerhalb der herrschenden Königs­familien eine Art Normalzustand. Jens-Jürgen Ventzki forschte nach der Geschichte seines Nazi-Vaters und berichtet auf sehr einfühlsame Weise über diesen Weg. Und während deutsche Nazis Griechenland mit Waffengewalt ausplünderten und eine halbe Million Menschen ermordeten, folgt heute die ökonomische Erdrosselung nach Maßgabe neoliberaler Effizienzkriterien. Vorgestellt und besprochen habe ich das Buch über Mumia Abu-Jamal aus dem Laika Verlag, die Mithridates-Biografie von Adrienne Mayor aus dem Theiss Verlag, die geistige Auseinander­setzung von Jens-Jürgen Ventzki mit seinem Vater aus dem Studienverlag und das aktuelle Heft der ökonomie­kritischen Zeitschrift Lunapark21. Am Mikrofon war Walter Kuhl aus der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt.

 

ANMERKUNGEN
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»» [1]   Insbesondere dann, wenn dieses Vorstands­mitglied improvisieren muß und deshalb wenig vorbereitet erscheint, werden die „ähms“ stilbildend; mitunter weiß er dann nicht einmal namentlich korrekt, wer ihm im Sendestudio gegenübersitzt. In seiner Vertretung des KultTourKalenders am 16. September 2011 beispielsweise war dies am Anfang selbiger Sendung derart deutlich auszumachen, daß er mir hiermit die Inspiration für meine einleitende Anmerkung gegeben hat. Zu den Stilblüten zählt dann eben auch, wenn einen Film über Äthiopien, der am 5. Mai 2011 angelaufen war, als einen „ganz aktuellen Film“ bezeichnet oder bei seiner Erklärung, wie man und frau zu seinem Vereinsfunk­sender gelangen kann, den Namen der Straße nicht zu kennen scheint, auf die er durch seine Vereinsfunk­glasscheibe gerade hinausschaut.

»» [2]   Im Programmrat erzählen sich seit Anfang 2011 die Sprecherinnen und Sprecher der Redaktionen gegenseitig, was ihnen an den von ihnen abgehörten Sendungen aufgefallen ist. Kritische Stimmen sind hierbei Mangelware; hingegen wird einer der stimmlich manirierten Nachäffer kommerzieller Intonation allen Ernstes als „Radiopersönlichkeit“ gelobt. Kein Wunder, daß eine Auseinander­setzung über den Sinn und Unsinn von derlei Formatradio gänzlich fehlt.

»» [3]   Symptomatisch hierfür ist das maßgeblich von Vorstandsmitglied Marco Schleicher konzipierte und vom Programmrat kritiklos abgenickte Heinerfestradio 2011.

»» [4]   Der Anteil von Frauen in Darmstadts Lokalradio ist seit seinen Anfängen erschreckend gering und scheint seit Beginn der Neoliberalisierung des Senders Ende 2006 noch abgenommen zu haben. Die Frauenredaktion löste sich im Frühjahr 2007 auf: „Wir alle haben gerne ‚Radio gemacht‘ und an Themen mangelt es nach wie vor nicht, den meisten von uns fällt aber die Identifikation mit dem Verein RadaR schwer. Bei einer so zeitauf­wändigen Freizeitbe­schäftigung wollen wir uns nicht länger auch noch ärgern müssen.“

»» [5]   So heißt es beispielsweise im Programmflyer für Februar 2011, geschrieben von Vorstandsmitglied Markus Lang: „Durch unsere großen Fenster zur Friedrichstraße hin [er kennt wenigstens den Straßennamen, vgl. Anmerkung 1] kann man(n) und frau jetzt unseren RedakteurInnen und Sendenden direkt bei der Arbeit zuschauen. Doch nicht nur das, jeder und jede kann bei uns auch mitmachen, das ist einfacher als man denkt.“ Mitmachen, vielleicht, sofern man oder frau von den Hürden absieht, die mir beispiels­weise im Weg stehen.

»» [6]   Der Audiobeitrag ist auf dem Audioportal des Bundesverbandes Freier Radios zu finden.

»» [7]   Vgl. meine Besprechung in der Sendung Väter am 18. März 2003.

»» [8]   Jens-Jürgen Ventzki : Seine Schatten, meine Bilder, Seite 156.

»» [9]   Ventzki Seite 136.

»» [10]   Ventzki Seite 131.

»» [11]   Ventzki Seite 201.

»» [12]   Lunapark 21, Heft 15, Seite 36–37.


Diese Seite wurde zuletzt am 3. Oktober 2011 aktualisiert. Links auf andere Webseiten bedeuten keine Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern sind rein informativer Natur. ©  Walter Kuhl 2001, 2011. Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem Einverständnis des Verfassers gestattet.

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